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Auer Tageblatt : 13.05.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-05-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735688886-193205131
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735688886-19320513
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735688886-19320513
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auer Tageblatt
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-05
- Tag 1932-05-13
-
Monat
1932-05
-
Jahr
1932
- Titel
- Auer Tageblatt : 13.05.1932
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R: Ult.r r..>,'!-la: und An- Iflk. ti.r du* Tl-Utv ,r > >u , ueu >S .n at ltztzit verei«t«run§rn über »ine« schrittweisen Abb«» der Z»Lmu«er» anzuschließeir. 2, gibt ein« Hoffnung für all« Länder: daß di« Kris« in d«n nächsten Wochen und Monaten auf -er ganzen Welt so ungeheuer ^pid Fortschritte machen wird, da- ein wart«« auch nur um Wochen und Monate di« Welt in «in« Lage bringt, au» der dann vielleicht kein Aumot- mehr zu finden Vst, (Lärm bei den Korn.) Diese» Wort wird für die Staatmnänner, mit denen ich in den letzten zwei Jahren gesprochen habe, nicht» neue» sein. Die Hoffnungen einzelner Länder, sich au» den Konsequenzen einer so ungeheuerlichen Krise wenigsten, noch eine Zeit lang fernhalten zu können, länger, al» «» anderen möglich Ist, find langsam im Schwinden. Keine Wirtschaftsform wird von diesen Konsequrn» zen verschont sein. (Zuruf von den Kom.: Rußland, da» Land ohne Arbeitslose!) Es kommt darauf an, ohn« Uebertreibung in den nächsten Wochen jeden Bürger in jedem Staate di« Gefahr einzuhämmern, vor der die Welt steht. Mit einer Patentmedizin Ist weder in Deutschland noch anderswo etwa» zu bessern. Ein Volk wie da» deutsche muh in der entscheidenden Auseinander setzung das Höchstmaß an Intelligenz und Organisationsfähigkeil ausbringen, um den Kampf am längsten aushalten zu Annen. Ich wende mich dagegen, daß immer wieder Persön lichkeiten auS der Wirtschaft oder sonst von einem drohenden schnellen Zusammenbruch Deutschlands oder außerhalb Deutschlands Märchen erzählen und die Termine dafür bereits angeben. Wenn da» deutsch« Volk die Nerven behält, wenn das Letzt« dara« gesetzt wird, durch Zusammenfassung der dem Volke zur Ver siigung stehenen Kräfte, ist das deutsche Volk ganz bestimmt nichi dasjenige, das unter den ersten oder den nächsten sein würde, das infolge der allgemeinen Krise zusammenbrechen würde. Wenn von den Nationalsozialisten wieder ausgeführt wurd» daß die Reichsregierung mit ihren Maßnahmen zögere, so möchte ich demgegenüber feststellen: Wie viel« Wirtschafisführer und an dere Sachverständige habe ich in den vergangenen zwei Jahren gehört, wie haben die Auffassungen gewechselt? Ich bin mit mei. nen Mitarbeitern gänzlich zugänglich gegenüber jeder Art von Kritik, auch wenn sie noch so scharf ist. Nur ein» kann ich nicht zu- lassen: eine Kritik, die keine Rücksicht nimmt auf die Erhaltung der Widerstandskraft des deutschen Volkes und auf die außenpoli tische Situation. (AVg. Goebbels-Natsoz.: .Zerstören die Wider standskraft durch die Auflösung der SA") Sagen Sie mir, was ich in den letzten zwei Jahren getan habe, um die Widerstandskraft des deutschen Volkes zu schwächen. (Lärm und Zurufe b. d. Kom. „Sie haben uns ausgehungert!") Ich habe in den zwei oergang«, nen Jahren auch nicht so gehandelt, wi; der Abg. Göring sich gestern geäußert bat, daß ich mit Versprechungen begonnen hätte. Ich habe im Lande von Anfang an erklärt, ich kann nichts ver sprechen : ich fasse eS als meine Aufgabe auf, dem deutschen Volke die Wahrheit zu sagen. Diesen Weg werd« ich^unentwegt weitergehen. Denn die schwer sten Hemmungen, di« für Deutschland allein existierten aus dem unbedingt notwendigen Wege, sie sind überwunden, ohne daß es zu einem Zusammenbruch wirtschaftlicher od«r seelischer Art ge kommen ist. (Lärm bet den Kom. und Zurufe: Die deutschen Ar beite« verhungern. — Abg. Reinhardt-Natsoz.: „Sie haben die SA.-Männer auf die Straße geworfen!") Auch als Außenminister bin ich verpflichtet, Ihnen (zu den Natsoz.) eine Warnung und ein« Bitte auszusprechen: Seien Sie in Ihren Unterhaltungen mit ausländischen Politikern etwas vor- sichtiger. (Dieser mit erhobener Stimm« ausgesprochene Satz wird von der Mehrheit mit lauten Hört! Hörti-Rusen begleitet. — Abg. Torgler-Kom. ruft: „Sprechen Sie sich deutlich aus, wir sind koch keine Hellseher!" — Heiterkeit. — Zuruf bei den Natsoz.: „Sagen Sie das Herrn Dreitscheid und Hilferding!) E « istnicht wünschenswert,daßdasAuslandetwaaufGrund aller möglichen P rivatschwLtz«r«i«n hoffen könnte, daß eine etwa nach mir kommend« Regie- rung kompromißfreudiger sein könnte. (Hört! Hört! link». — Zurufe L. d. Natsoz. — Abg. Berndt-Dnl.: Solch« Meihoven kennt man.) Sie wagen meine Methoden zu kritisie ren die sie doch überall erklären, daß meine Außenpolitik dem deutschen Volke schädlich ist. Ich habe nur vor der Welt fest- stellen wollen, daß dies« oder «in« andere Regierung von dem, was ich im Januar gesagt habe, aus sachlichen Gründen überhaupt nicht zurückweichen kann. Zu den Aeuherungen des Abg. Straßer über die Pläne der Reichsregierung bezüglich der Arbeitsbeschaffung erklärt der Kanzler: In dem Punkt der Finanzierung scheiden sich die Geister. Ich lehne es unter allen Umständen bis zum äußersten ab, aus innen- und außenpolitischen Gründen irgend etwas zu tun, was vorübergehend eine keine Erleichte rung bringen und vorübergehend populär machen könnte, was aber die Währung in schwerste Gefahr bringen müßte. Die hier gemachten Vorschläge würden eine gewisse Gefährdung der Mark zur Folge haben. (Abg. Straßer: Dann müßt« durch Ihre Kreditpolitik di« Mark in den letzten Wochen und Monaten schon glänzend inflatiert sein!) Mr müssen Wege wählen, die ganz klar sind: wir müssen alles tun, um zu verhindern oder auch nur den Glauben wachzurufen, daß wir gewissermaßen durch ein Hintertürchen doch eine Inflation herbeiführen wollen. Wir haben Vorschläge zur Arbeitsbeschaffung, die jederzeit in Angriff ge nommen werden können. Wir find an den Vorarbeiten für einen freiwilligen Arbeitsdienst, der sich den Dorschltigen der Parttien sehr weit nähert, und könn- ten damit auch alsbald anfang««. E» muß ab«r an «in« klar« Finanzierung dieser Dinge gegangen werden können. Wir den ken nicht daran, nur an die Sicherung de» Reichsetat» heranzu gehen, wir müssen Reich, Länder und Gemeinden unter allen Um ständen gleichzeitig sichern, denn es hängt davon der Kredit d«, Reiches und —leider auch — die gesamt« Wirtschaft ab. Wir müssen auch dafür sorgen, daß der Mittelstand nicht nach erfolgter Umschuldung zugrunde g«ht. Wir können auch mit der Siedlung in großem Maßstab« beginnen. Ich warn« aber vor Il lusionen und vor der Schaffung eines Menet Typs, aus Prestige- gründen, der schon nach wenigen Jahren keine Berechtigung hat Auf Zwischenrufe der Rechten geht der Kanzler kurz auf das SA.-Berbot ein und erklärt: Das Verbot war gerechtfertigt. Ich habe lange Zeit mit mir darüber gerungen. Es wird bei jeder Formation, die eine Gefahr dafür bildet, daß an die Stelle der Staatsautori tät ein« private Autorität gesetzt wird, gerade in diesen schwieri gen Moment«» unter allen Umständen durchzugreifen sein. (Zu- ruf de» Abg. Göring-Natsoz.) Wollen St« wieder sagen, daß da» Verbot auk ausländische Einflüsse zurückzuführen ist? (Abg. Göring-Natsoz.: Nein, ich sprach von einer gerichtlichen Entschei dung über da» Verbot!) Wir müssen dafür sorgen, daß der Staat im Innern zur Ruh« kommt und die Leut« nicht au» Angst ihr Geld von den Sparkassen hol«n. (Lachen recht».) E» wird gegenüber jedem versuch, dl« Staat»autorität zu uittrrgraben eine feste Linie gegangen werden. Ich würde al» verantwor- tung»lo» vor d«r Geschichte gelten müssen, wenn ich nicht endlich damit Schluß gemacht hätte. (Beifall bet den Regierungspar teien. Zuruf recht»: Reichsbanner!) Di« neue Notverordnung gibt die Garantie dafür, daß in Zukunft wenigsten» nicht derartige» besteht und daß keine Mißdeutungen in Zukunft entstehen können, als ob ein« Maßnahme einseitig gegen die «in« Sette gerichtet wäre. Diesmal kann di« Lösung nicht so sein, daß durch «in Ent gegenkommen Deutschland» in einem früher gewaltsam «rzwung«. n«n Sinne die Situation in der Welt sich ändern könnte. Sie kann sich nur ändern, wenn Klarheit in der Repa ration«- und in der Abrüstungsfrage geschaffen wird und wenn die Welt von dem wahnsinnigen System der Zerstörung des internationalen Verkehrs und Handels wieder ab geht. Werden recht« Maßnahmen zur rechten Zeit durchgeführt, dann kann man allerdings zum ersten Mal vielleicht von etwa» wie Frieden seit dem Ende des Krieges überhaupt sprechen. Dann kommt auch das Gekühl aus der Welt heraus daß vi«le der Sieger immer wieder ängstlich sind vor einem erneuten Krteae. Siäerheit ist am besten garantiert, wenn all« Völker frei kür üch nach eigenen Gesetzen leben können, aber in Handelsverein barungen und im Handelsaustausch mit den arideren. Wenn es gelingt, an Stelle der Scheinprosperität nach dem Weltkrieg eine wirklich« langsam aufsteigend« dauernde Prosperität zu schaffen, dann erst wird das Gefühl des Friedens in die Welt einziehen und das Gefühl der Unsicherheit beseitigt sein, Das so vernichtend auf die Kreditwirtschaft aller Völker gewirkt hat. (Beifall.) Ich halte es für notwendig, das von dieser St«ll« aus den Staats männern der ganzen Welt zu sagen. Deutschlands Stimme in der Welt würde kräftigeren Widerhall finden, wenn in dem Kampfe der Parteien eine gewisse Mäßigung eintreten würde. Ich rate Ihnen (nach rechts), in Ausdruck, Form und Inhalt der Agitation sich rechtzeitig Mäßigung aufzu erlegen, denn die Hoffnungen, die Sie mit Ihrer Agi tation erweckt haben, werden Sie nie erfüllen können. Mich berührt diese Agitation nicht, denn ich will nicht die Ruhe verlieren, die in den letzten illv Metern vor dem Ziel absolut not- wendig ist. Abg. Rädel (Kom.) führt aus, zwischen den Sozialdemo kraten und den Nationalsozialisten entwickel« sich «ine immer größere Uebereinstimmung in wirtschaft»- und sozialpolitischen Fragen. Di« Vertretung der wirklich sozialistischen und revolutio nären Arbeiterschaft im Kampfe mit Faschismus und Kapitalis mus liege jetzt allein bei den Kommunisten. Abg. Hermann (WP.) erklärt, seine Freunde würden in der jetzigen Zeit der schwersten außenpolitischen Entscheidungen dem Reichskanzler nicht in den Rücken fallen, sie würden darum das Mißtrauensvotum gegen die Regierung ablehnen. Abg. Dr. Kleiner (Dn.) erklärt, der Zustand des hoff nungslosen materiellen und seelischen Elends, dem unser Volk seit der Novemberrevolution ausgeliefert ist, tr«ibt Millionen Men schen in die Verzweiflung. Aber diese Verzweiflung ist nicht nur negativ, sie ist positiv zu werten. Sie hat den geistigen, seelischen und politischen Kampf um die Auferstehung der Nation so weit vorwärtsgetrieben, daß heute das erwachende Deutschland mit Fug und Recht die Forderung erheben kann: di« für die Politik der Nachkriegszeit, die für die Ohnmachtspolitik und die verlogene Wohlfahrtspolitik verantwortlichen Männer müßten so bald wie möglich in der Versenkung verschwinden, aus der sie gekommen sind, und das auf Nimmerwiedersehen. (Lachen im Zentrum.) Di« Worte, die Dr. Brüning vor dem Verein der auswärtigen Presse sprach, hätte er in Genf auf der Abrüstungskonferenz Ministerpräsident Tardieu ins Gesicht sagen sollen. Dort hat er es aber nicht gewagt, das Kind endlich beim richtigen Namen zu nennen. Abg. Hilferding (Soz.) erklärt, das sozialdemokratische Programm des nationalsozialistischen Abgeordneten Straßer hat große Teile von Karl Marx übernommen. — Der Redner zitiert unter großer Heiterkeit einen Satz aus der Straßer-Rede, der auf Seite 10 des „Kapital" von Karl Marx steht. Die Nationalsozia listen haben niemals die Gelegenheit benutzt, um ihren auf dem Papier stehenden Sozialismus in die Tat umzusetzen. (Rufe bei den Natsoz.: Wollen Sie denn die Banken verstaatlichen?) Ja- wohl. Wir haben dahingehende Maßnahmen im vorigen Jahr verlangt, aber da haben Sie im Reichstag gefehlt. (Hört, hört!) Bei den bevorstehenden Koalitionsverhandlungen in Preußen und im Reich haben Sie Gelegenheit, sich um die Verwirklichung sozialistischer Ziele im Arbeite- und Wirtschaftsministerium zu bemühen. Abg. Dr. Do eh ring (Dn.) begründet den deutschnationalen Antrag auf Verbot der sozialdemokratischen Freidenkerorganila- tion. Diese Organisation habe sich das Ziel gesetzt, das Heiligste im Menschen zu zerstören. (Lauter Widerspruch bei den Soz., Gegenrufe von rechts, großer Lärm). Der sozialdemokratische Schulrat Löwenstein habe geschrieben, jede» Kind, da» In den Traditionen d«r Vergangenheit «rzogen ist, sei «in Verlust für die Arbeiterschaft. (Abg. Sollmann (Soz.) ruft: Pharisäer! und wird dafür zur Ordnung gerufen.) Abg..Zollmann (Soz.): Ich habe den Eindruck, daß in keiner Freidenkerversammlung jemand eine so gottlose Rede halten kann, wie dieser Prediger Doehrtng. Da ist es begreiflich, daß der verstorbene Reichsminister Stresemann es abgelehnt hat, noch ein mal ein Gotteshaus zu besuchen, in dem dieser Mann predigt. (Hört, Hört!) Als die Franzosen im Rheinland standen und di« sozialdemokratischen, christlichen und kommunistischen Arbeiter gegen di« Separatisten kämpften, war kei'n Hitler, Irin GoeLbel», kein Hakenkreuz, kein Schwar-weiß-rot im Rheinland zu sehen. (Hört! Hört! link», Unruh« recht».) Al» wir di« Rathäuser stürm ten und die Separatisten hinausjagten, in derselben Zeit machte Hitler seinen Putsch in München und leistete damit den Fran zosen Hilf«. (Hört! Hört! link», Lärm -ei den Natsoz., Ordnungs rufe de» Präsident«» gegen nationalsoz. Zwischenrufer.) Abg. Abel (Dolksnat. Reichsvereinigung) bezeichnet «» al» das Ziel der Bünde, im Gegensatz zum Streit der Partei«» d«n Geist der Volksgemeinschaft zu verbreiten. Nach weiteren Bemerkungen des Abgeordnete» DSbrtch (Land volk) und Mollath (WP.) ist di« Aussprach« um 1, Uhr nacht, beendet. Abg. Ley (Natsoz.) erklärt dem Abg. Sollmann gegenüber, er selbst und viele ander« Nationalsozialisten hätte» während der Ruhrbesetzung «egen Franzosen und Separatisten gekämpft. So. ztaldemokraten und Kommunisten hätten auch in diesem Kampfe gestanden, aber Abgeordneter Sollmann und der zu seinem Sol datenrat gehörende Separatist Sme«t seien nicht dabei gewesen. E» folgen noch weitere persönliche Bemerkungen der Abge ordneten Ley und Sollmann, bis endlich gegen 1:30 Uhr der Prä sident die Sitzung nach mehr als Mündiger Dauer schließen und di« nächste Sitzung auf Donnerstag 10 Uhr vormittag» anbe« raumen kann. Auf d«r Tagesordnung stehen di« Abstimmung««. DK Aedr des Kanzle» Das RetchSkabinett mag der Uederzeugung sein, da» es die vier Tage der ReichStagSbevatung Übersteht, ohril gestürzt zu werden. Im Innern seine» Herzen» «er wir! der Reichskanzler Dr. Brüning, der dm Plenavverhandl lungen tagelang bleich und sichtlich nervös zuhövte, sich dar! über klar sein, daß da» Kabinett seine Lag« nicht gefestigt hat, auch wenn alle MßtrauenSanträg« obgolehnt werden! Das letztere ist noch nicht einmal sicher, da sich die Wi r ! schaftspartei plötzlich entschlossen hat, Mißtrauens! anträge gegen die Minister Schlange» Schöttlingen un» Schiele einzubringen. Ueber dm Grund zu dieser Hal! tnng einer Regierungspartei bestehen mancherlei Vermutun! gen. Teilweise wird die Anwendung der Osthilfe dafü« angeführt, die zwar dem Großgrundbesitz einm Zahlungs! aufschab gibt, aber zum großen Teil zu Lasten der mittel! ständischen Betriebe. Weiter hört man> daß di« weitgehend! finanzielle Unterstützung der Landwirtschaft und ihrer Orga! nisation den Widerstand der Wirtschaftsparti« heworgeru! fen hat. Das Austreten des Ministers Groener am Dienst tag hat die lustlose Stimmung der Regierungsparteien noch! verstärkt. Die Berliner Blätter suchen zwar den katastro! phalen Eindruck der Rede des Ministers soweit als möglich abzuschwächen und alle Schuld >wuf den Gesundheitszustand des Ministers zu legen. Der ungünstige Eindruck aber bleibt bestehen. Wenn daS Kabinett noch einmal eine Mehr- heit davonträgt, so bestimmt nicht aus der inneren Ver. bundenheit seiner Parteien zu ihm. Immer häufiger hört man die Stimmen aus verschiedenen Lagern der Regierungs. koalition, daß die Forderung der Deutschen Volks- Partei, die Nationalsozialisten schon im vorigen Ja^-re zur Verantwortung heranzuziehen, sich als richtig erwiesen hat. Die Folgerungen aus solchen Erkenntnissen wagt man aber nicht zu ziehen oder jetzt noch nicht herzustellen. Man verweist in diesen Kreisen auf die bevorstehenden außen politischen Entscheidungen und gibt mehr oder weniger offen zu, daß sich die Dinge so zugespitzt haben, daß man es dem! Reichskanzler und Außenminister erst einmal überlassen müsse, in Lausanne herauszuholen, was herauszuholen ist. Reichskanzler Dr. Brüning hat E Mittwoch ver nicht, in einer teilweise sehr wirkungsvollen Rode die Lage seines Kabinetts zu verbessern. Er begann mit ernsten Warnungen, die er insbesondere an die an der Lösung der Neparationsfvage beteiligten Regierungen richtete. Dir Erwartungen der Völker auf die Konferenz dürsten nicht enttäuscht werden. Wenn es gelinge, die Schufen zu streichen, dann werde überall in der Welt eine Besserung eintreten. Dann polemisierte er gegen die Vorschläge des Abg. Dr. Straßer, der in manchen Einzelheiten Dinge auS- gesprochen habe, die die Regierung plane. Mit aller Ener- qie wies der Kanzler darauf hin, daß keine Finanzierung b-r Arbeitsbeschaffung für ihn erträglich sei, bei der die Währung in Gefahr kommen könne. Starken Eindruck macbte es im Hause, als der Kanzler zu den National sozialisten gewendet erklärte: seien Sie bitte in Ihren pri- vaten Unterhaltungen mit auswärtigen Politikern etwas vorsichtiger! Er lehne es unter allen Umständen ab, daß eine nach ihm kommende Regierung in der Reparations- frage kompromißfreudiger sein könne. Am Schlüsse seiner Ausführungen warnte Brüning die Nationalsozialisten noch einmal, in der Agitation Hoffnungen zu erwecken, die sie bei Reaierungsübernahme nicht erfüllen könnten. Er -per sönlich lehne es ab, die Ruhe bei den letzten 11 Metern vor dem Ziele zu verlieren. * * * Das Echo der Kanzlerrede in der Berliner Presse Berlin, 12. Mai. Die gestrige Rede de» Reichs kanzlers findet in den Morgenblättern ein lebhafte» Ecbo. Die „Germania" sagt, noch niemals zuvor sind mit der gleichen Eindringlichkeit der ganzen Welt die unabsehbaren Gefahren einer weiteren Verschleppung unausweichlicher Entscheidungen vor Augen geführt worden. Die Unterlassungen, deren sich die inter nationale Politik seit Monaten schuldig macht, sind in ihren verhängnisvollen Folgen bereit» zu weit ge diehen, als daß sie nur Deutschland allein berühren könnten. Reichskanzler Dr. Brüning war in seiner "c^ei->en Rede nicht der von der Februar-Tagung de» Reichstages bekannte tcinpcramentvolle Fechter, der sich m't seinen Gegnern polemisch. auSeinandersetzts. sondern der von heißer Vaterlandsliebe beseelte Sach walter der Nation. — Die „Bossische Zeitung" nennt die Rede ein warnendes Memento an die künftigen Verhandlungspartner am Konferenztisch, aber auch eine Mahnung an das deutsche Volk, in den nächsten Monaten die Nerven nicht zu verlieren und einig zu- sammenzustehen hinter der Regierung. — Der „Börsen- kurier" unterstreicht besonder», daß Brüning Bor- au-setzung dafür bestritten habe, daß Deutschland nach einigen Jahren seine Zahlungen wieder aufnchmen oder eine Restzahlung leisten könne. — DaS »Berliner Tage blatt" bezeichnet die Rede al» diejenige eine» Staab»- manneS, der nicht mehr um Vertrauen werben zu wüsten glaubt, weil er davon überzeugt sei, daß sein ehrliches Wollen ihm bei denen, die nicht verantwor tungslose Demagogen seien, von selbst Vertrauen schas sen müsse. — Der „Vorwärts" spricht von einer Mahnung an die Welt vor der Lausanner Konferenz. — Die „Deutsche Allgemeine Zeitung" meint, daß auch die Rede des Kanzler» die Frage nicht beantwortet habe: Wo steht Brüning? Sicher sei nur ein», e» seien keine Türen zugeschlagen und keine Möglichkeiten verbaut worden. Brüning sei zweifellos ein führen der, wahrscheinlich überhaupt der führende Kopf der deutschen Politik, aber so von dem Glauben an ven Erfolg de-jenigen besessen, wa» er für sachlich richtig halte, daß er auf diese eine Karte vielleicht allzuviel Vertrauen setze. - Die „Börsenzeitung" ist der An sicht, daß Brüning» Rede weniger al» sonst aus die Parole „Der Feind steht recht»" eingestellt war. In mo h-i UN wr dai ma dm tat far Bü Ob spn eich che len den stim nF Pri ließ jegl Bi ber mäs Büi sützli Wei! men Sklo den uns jedei Zuch staat Will Bei unt der bet« sttt! Prr enL und blÄ such si« gelc Ans Bev fthe Ob« run und gan kom srör nich hätt en Di die Leo die eine löst« Sklc der« Di« kom schul bis e Sreu
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