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L—«««««, r«g«»ratt Fueeqg»«»«. ErtthaUra- -l» amtttchra Vrkaantmachungen -es Nate» -er Sta-t uaS -es Amtsgericht» fiue. am« e-m»e «>.>me Nr. 5S Sonntag» äen S. März 1932 27. Jahrgang Die Frage der Donauföderatton Frankreichs 3ntrigensviel ia der Svdoftenrona Politik könne man sich schwer vorstellen, wie der französische Plan verwirklicht werden könne. Vas deatlche Anaebat an Literreich md der lardieu Plan Berlin, 4. Mürz. Der gestrige Schritt de» deutschen Gesandten in Wien und der Plan des fran zösischen Ministerpräsidenten Tardieu über die Bildung ein-r Donauföderatton werden am besten charakterisiert durch da» Echo, das sie in Oesterreich und insbesondere auch in Ungarn gesunden haben. In hiesigen politi sche» Kreisen ist man der Auffassung, daß dieser Bor- schlag, der in Wirklichkeit ja nur eine Vereinigung der notleidenden Staaten bezweckt, eine Hilfe für Oester- reich und die übrigen Donauländer nicht bringen kann. Tine Vereinigung der Notleidenden untereinander ohne irgendwelche Hilfe von außen must völlig unwirksam bleiben. Ausserdem ist der Plan LardieuS vorlänslg noch unklar und ««konkret gehalten, das, sich seine Auswirkungen noch in keiner Weise übersehen lassen. In völligem Gegensatz dazu steht der deutsche Bor- schlag, der in ganz positiver Form und unter Angabe von Einzelheiten ein wirklich praktisches Hilfsangebot an Oesterreich darstellt. Dazu kommt, dast die in die sem Angebot enthaltenen Hilfsmaßnahmen auch auf andere Länder ausgedehnt werden können. Wiener Stimmen Wien, 4. Mürz. Sämtliche Wiener Morgen blätter unterstreichen den ersten Erfolg de« Appells de» österreichischen Bundeskanzler», mit allen Nachbarstaa ten, ja mit allen Staaten überhaupt, Verhandlungen anzuknüpfen, um wirtschaftliche Beziehungen zu schas sen, die den Lebenskampf der österreichischen Wirtschaft erleichtern sollen. Die Blätter begrüßen mit besoir« derer Genugtuung die gestrige Erklärung de» deutschen Gesandten Dr. Nieth im Namen der deutschen Reichs regierung und sprechen die Hoffnung aus, daß nun- mehr, da nach Mitteilungen des TempS auch Tardieu den Vertretern Oesterreichs, Ungarns und der Kleinen Entente im Namen Frankreich« den Abschluß einer auf Präferenzzöllen beruhenden Zollentente empfohlen habe, klare und deutlich erkennbare Tatsachen geschaffen wer- den. Wenngleich ein formeller diplomatischer Akt der Westmüchte bisher nicht vorltege, so scheine doch, wie die Reichspost bemerkt, Frankreich mit England und Italien Fühlung genommen zu haben, die Tardieu er- warten läßt, daß auch diese Mächte der Auffassung bei treten werden Mitteleuropa könne von seiner Wtrt- schaftSnot nur durch die Befreiung seiner handelspoli- tischen Beziehungen von der MeistbegünsttgungSklausel und durch die grundsätzliche Zulassung von Vorzug«, zöllen und vollberechtigten Warenkontingenten ent- lastet werden. Zn Pari« werd« man da« Anerbieten Deutschlands als die unentbehrliche Förderung eine» handelspolitischen Neuaufbaues in Mitteleuropa umso vorbehaltloser begrüßen können, al« Deutschland mit seinem Entgegenkommen für Oesterreich nicht in Ver dacht geraten kann, politische Sonderpläne zu verfolgen. Die nationalsozialistische .Aeutsch-Oesterreichi'che Tageszeitung" stellt fest, daß «S ohne da» Reich keine Lösung gebe, weder in Politischer noch in wirtschaftlicher Hinsicht. Da» Deutsche Reich habe mit seinem gestrigen Angebot in rühmenswerter Weise di« Initiative er griffen. Die „Arbeiterzeitung" steht «ine Gefahr darin, wenn die wirtschaftlichen Sorgen Oesterreich neuerlich zum Gegenstand politischer Machtkämpfe der Großmächte werden lassen sollten. Nicht« könnt« d«n Gedanken engerer wirtschaftlicher Verbindung zwischen den Nach folgestaaten schwerer kompromittieren al« der verdacht, daß die wirtschaftliche Verbindung dem Plan einer Donauföderatton und letzten Ende» habsburgischen Hoffnungen dienen solle. Die „Neue Freie Presse" führt u. a. aus« Es ob liegt den Staatsmännern, den Begriff der Lonausö- deration ein für allemal ad aeta zu legen und mit der wirtschaftlichen Wahrheit zu versöhnen. E» ist bei der großen Roll« Deutschland« in Mitteleuropa leicht erklärlich, wenn man von deutscher Seite den Willen kundgibt, -sich nicht auSschatten zu lassen, wenn man sogar vor Kampfmaßnahmen nicht zurückfcheut für den Fall, daß ein, kritische Lags entstehen sollt,. Auch da« "Neu, wiener Tageblatt" begrüßt di» gestrig« Erklärung der deutschen N«gi«rung, di» nir gend« Mißtrauen erwecke« könne, weil sich der Mchrttt Deutschland« im Rahmen der von Oesterreich allseits erbetenen Hilfsaktion hält. In Oesterreich herrsche Ein- sttmmigkett darüber, daß «in engerer handelspolitischer Zusammenschluß sich niemals gegen Deutschland aus wirken dürfe. Budapester Änderungen Budapest,«. März. Au» Kommentaren der Blät ter über den Plan Tardieu», einer wirtschaftlichen Neu organisierung Mitteleuropas, kann im allgemeinen festge- stellt werden, daß die ungarische öffentliche Meinung dem Plane Tardieu» -war große» Interesse entaeaenbringt, aber die Befürchtung hegt, daß von diesem Plane schwerlich etwa» Dauerhaftes verwirklicht werden könne, wenn er nicht die Unterstützung aller Großmächte findet, und wenn man lediglich beim Präferenz- und KontinaentSsystem bleiben will. Magyar Hirlap bemängelt besonders, das, Tardieu seinen Plan mit Berlin nicht durchbcraten habe. Man nehme, chretibt da» Blatt, in Pari» an, daß sich Deutschland infolge der Drohung der Kündigung de» 50-Millionen- Dollar-Kredite» in einer Zwangslage befindet. Die» treffe aber nicht ganz zu. Denn sollte Deutschland einfach auf dem Standpunkte der Meistbegünstigung beharren, dann österreichisch-italienische tzandeisoereinharung Wien, 4. März. Die amtliche Nachrichtenstelle mel det au» Rom, daß dort von dem österreichischen Gesandten in Rom, Dr. Lothar Egger, und dem italienischen Außen minister Grandi jetzt eine Ausfuhrvereinbarung unterzeich- net wurde, die den Zweck verfolgt, im allgemeinen Interesse der Förderung de» internationalen Warenaustausche» den Verkehr zwischen den beiden Ländern zu beleben. Die amtliche Nachrichtenstelle schreibt: Diese Verein barung steht die Bildung eines gemeinsamen Tartfratr» vor, der zur Aufgabe haben wird, die Ausfuhr der Erzeug nisse der beiden Länder in frachtltcher Hinsicht zu erleichtern. Sie enthält weiter Erleichterungen für die Durchfuhr. Da» Abkommen bestimmt ferner, baß die vertragschließenden Teile den Abschluß von besonderen Vereinbarungen zwischen Gesellschaften beider Länder erleichtern werden, um die Ge währung von Ausfuhrkrediten zu begünstigen. Für die Gewährung dieser Ausfuhrkredite soll eine österreichisch italienische Aktiengesellschaft mit dem Sitz in Mailand er richtet werden. ISoerdeler Mr das Vreirnrodlem Berlin, 4. März. Der RetchSkommtssar für die Preisüberwachung, Oberbürgermeister Dr. Goerdeler, sprach heute auf der Diskussion«tagung de» Reichs- kuratoriumS für Wirtschaftlichkeit über die Technik und Entwicklung der Preissenkung. Der Redner erklärte u. a., daß Höchst« und Richtpreise niemals Gegenstand einer amtlichen Preisüberwachung sein könnten, da diese Festsetzung zu eng verbunden sei mit einer Art Zwangswirtschaft. Ebenso habe er jede Schematisierung in der Senkung und jeden schematischen Eingriff in die Wirtschaft abgelehnt in der Erkenntnis, daß die Preisbildung in der Wirtschaft dem Gesetz höchster Elastizität unterliege. Dr. Goerdeler erklärte weiter, bis auf zwei Grenzgebiet« habe er seine Tätigkeit ab geschlossen. Auf dem Gebiet« der Rohstoffe sei heute ein pretsbindender Eingriff nicht möglich, ebensowenig bei der Landwirtschaft, bet der das Preisniveau schon auf dem niedrigsten Punkt angelangt sei. Die Haupt stotzkraft sei bei seiner Arbeit auf die BearbeitungS- und BerteilungSkosten zu richten gewesen. Hierbei sei er immer wieder auf den Faktor der Verteuerung de- BerteilungSapparates durch Uebersehung gestoßen. Cr steh« auf dem Standpunkt, daß e« volkswirtschaftlich erträglicher sei, eine Uebersetzung, auch wenn sie mit Opfern verbunden sei, jetzt sofort durchzusllhren als sich ewig mit ihr herumzuschleppen. Dadurch ergebe sich für die Gesamtwtrtschaft «in unklares Bild, da» eine Kalkulation noch mchr erschwere. Eng mit die sen allen Fragen hingen di« öffentlichen Lasten und Ausgaben zusammen. Er habe jede Gelegenheit benutzt, darauf hin-uweisen. daß bet der Senkung dieser Fak- toren von einem ganz anderen Gesichtspunkt ausge gangen werden müsse. An eine Senkung könne nur herangegangen werden, wenn die AuSgabenseite gleich- zeitig reguliert werde. Hier jedoch habe der Kom missar keine Machtmittel. Der stärkste Block aus der AuSgabenseite, so betont« der Redner weiter, sei die steigend« Arbeitslosigkeit. Hier liege der Schlüssel für die Möglichkeit, di« öffentlichen Arbeiten zu beein flussen Luesterberg nur «er der deutsche» Presse Verl in, 4. März, vet einem Pressrempfang de» Kampfblock» „Dchwarz-weiß-rot" stellte heut« abend der Pressechef der DNBP., Brosiu», den Oberstleutnant a. D. Duesterbera al» Kandidaten für die ReichSprästdentenwahl vor. Er vetonte, daß nur die deutsche Bresse lleladenset,wetle»da»Au»landntcht»an- grhe, wie wir in Deutschland unser Hau» e 1»r 1 ch t e t e n. Oberstleutnant a. D. Duesterberg gab einen Ueberblick über seine persönliche Entwickelung und betonte dabet, daß ihm di« Treue der alten Armee geläufig sei. Noch am 20. Februar habe Duesterbera seine Kandidatur wieder zur Verfügung gestellt. Damals habe Dr. Hugenbera noch ein mal den Versuch unternommen, eine EtnheitSkandidatur zu erreichen. Dieser Versuch sei aber ebenso gescheitert, wie Hauptmann a. D. Göring in vorhergehenden Besprechungen am Iß. un- 14. Februar Forderungen gestellt habe, deren Annahme einer Kapitulation gleichgÄomnen wäre. Zum Schluß betonte Duesterbera, daß die Aussichten de» -wei ten Wahlgang«» seine» Erachten» ungewiß seien. In zwischen komme «» nach dem 13. März darauf an, ein »Kabinett de» nationalen Widerstande»" vorzuberriten. MNerbnnd nimmt die Schanghai-Entschließung an Genf, 4. März. In später Abendstunde trat di« Völkerbundsversammlung zu einer öffentlichen Sitzung zu sammen- Der Vertreter China«, Dr. Pen, erklärte, daß er die vom Hauptausschuß vorgelegte Emschließung annrhme. Dr. Vcn hob ausdrücklich hervor, dah die Bestimmungen der Entschließung sich nur auf di« WaffensttUstandsverhandlungen, nicht auf dir spätere Konferenz bezögen- In den Waffen- stillstandsverhandlungen dürften China keine besonderen Be dingungen gestellt werden. Dir Entschließung wurde mit allen Stimmen, «lnschlirßlich derjenigen Japan» und China« angenommen. — Der Hauptausschutz wird am Sonnabend die Verhandlungen weiterführen. Ansteigen der Arbeitslosigkeit in Frankreich Paris, 4. März. In 627 Gemeinden mit einer Bevölkerung von 12,S Millionen Einwohnern betrug am 27. Februar die Zahl der unterstützten Arbeitslosen 2931S8 1931 wurden nur 40 766 unterstützte Erwerbslose gezählt.