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Auer Tageblatt : 06.03.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-03-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735688886-193203060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735688886-19320306
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735688886-19320306
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auer Tageblatt
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-03
- Tag 1932-03-06
-
Monat
1932-03
-
Jahr
1932
- Titel
- Auer Tageblatt : 06.03.1932
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L vstlag»zu sttr. -v de» Lu« ragedlatu» und Anzrlqrr» für -ad Grzueblkst». Tonntuß, den ß. März IS» rchschuitt k« LÜ-L.L-LL sMV. U)tL «ngumorr «soLv bi« Krau Kia« Trovft«, si aaren t Wert. rollen and, wlleu >l ^uer l'axedlatt — Veins tteimLtreHunx eine» Finanz krum operiert, tionen Erfo.g. klappen. Tas :n, wenn nur Bedenklicher c der Staats werden muß. er Maris der s die traurige nicht anders, rwersen, weil nicht in der Der Finanz- Eingriff au ter ist ja be- uster Steuer, t Stimmung heitsminister. :ückte. Sein cs — runzelte Schwierige !S zu sagen: leine kommt, die Steuer» ine Stellung en Fall un- irg müssen id Spessart Material» au» dem ren — e» rtlich hohe Sprengen in dünner darunter genannte» ner Mitte n Schacht sind au» lSwechsel« nf Meter liegen si« t. Jeder entimeter m einen l Hilton, wollten, ruf dem :n hatte, heit ent- -ffen ge- t Hern« re jeden lange in ich« Ge- Bürger anderen h nicht t, liefen :r einen ceicheln. 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Der Erörterung dieser An gelegenheit, die gewiß de» Schweiße» der Edelsten wert ist, widmen sich di« Aegypter mit großem Eifer, und al» kürzlich «in« arabische Zeiturm sich in einer Rundfrage an ihre Leser wandt«, um derrn Einstellung zu dieser Einrichtung zu er forschen. kamen mehr al» tausend zum Teil recht originell« Borschlage an» Licht der Öffentlichkeit. Ein Teil der Aegyp ter schlug vor, man solle nur hübsche Mädchen einstellen. Dann wurde die Kriminalität stark abnehmen. Denn kein Mann möchte doch gern vor einer schönen Frau al» Ver brecher dastehen. Andere Leser behaupteten da» Gegenteil: vor einem hübschen Mädchen hätte niemand Respekt. Mau soll« also ganz häßliche Frauen rn die Uniform stecken. Einig« Anwohner de« Nu» schlugen gar Sudanesinnen vor, dt« al» besonder» Abstoßend und strettbar bekannt find. Di« Hälft« der Einsender wollt« von weiblicher Polizei überhaupt nicht» wisse«. Und einig« ganz besonder» originelle Sanz« «einten, mau solle — Eunuchen etnstellen. Den« die sei« ^a über haupt Kiner zarten Neigung fähig, weder de« männliche« Ll» der junge Schauspieler Thoma» Dorn da» Kranken hau» verließ, in da» man ihn mit einer schweren Äeyirn- erschütterung und bösen Prellungen infolge eine» Auto unfälle» etngeliefert hatte, begab er sich zuerst auf die Suche »ach einem geeigneten Zimmer. Unsicher und scheu ging er durch die Straßen, al» wären st« ihm fremd und neu — wie da» wohl ist, wenn man au» der karbolgetränkten Stille eine» Krankenzimmer» kommt, dessen Weltaogeschiedenheit und Ruhe der flüchtige Besuch de« Arzte» und der freundliche Gruß einer behut samen Schwester kaum durchschneidet, eher noch zu vertiefen scheint. Und nun plötzlich Auto», fauchende Motorräder, rasselnd« Straßenbahnen, schrille Radklingeln — und dazu verregneter Asvhaltspiegel, der die Bilder dahineilender Men schen auffing, die Welt verdoppelte und auf den Kopf stellte. In ruhigere Straßen einbiegend, erblickte er an der Tür eine» hohen Mietshauses von unansehnlicher Front einen Zettel mit der Angabe, daß hier im Merten Stock ein einfach möblierter Raum zu vermieten sei. Die Lage des Hause» sagt« ihm zu. Er öffnete die schwere Tür und trat in ein halbdunkle» Treppenhau» ein, dessen Duftfarbe leise Er innerungen an Mutters Wäscheschrank, die heimische Küche und Vater» Tabak in ihm erwecken. Langsam stieg er die blankgescheuerten Treppen empor und stand im vierten Stock vor einem jener altmodischen Klingelwerke, an deren Por- zellangriff man sein ganzes Gewicht hängen muß, um di« durch einen Draht verbundene Glocke zum Tönen zu bringen. Eine alte, freundliche Dame öffnete und zeigte ihm auf seinen Wunsch ein Zimmer, dessen Ausblick über Dächer und Atelier» ihm gerade da» prächtige Schauspiel eine» rot ver- lohenden Sonnenuntergangs zeigte. Die Möbel waren alt und streng braungebeizt; Erbstücke aus jener ehrbaren, auf- rechten und in sich gefestigten Zeit. Ohne zu zögern, bezog Thoma» Dorn dieses Zimmer und fand den Preis und die Bedingungen angemessen. Ermüdet von den ungewohnten Anstrengungen diese» Tage», legte er sich noch vor Einbruch der Nacht in das breite Bett, dessen Wäsche schwach nach Lavendel duftete, und schaute in die Ecken des Raumes, die sich allmählich mit Dunkelheit füllten. Er kam nicht mehr dazu, den ein wenig peinigenden und unangenehmen Gedanken zu Ende zu führen, der einen jeden von «n» befallen mag, wenn wir zum ersten Male in fremden Räumen schlafen — jene fröstelnde Ahnung von Tod und Leid, Verzweiflung und Schuld — jene beklemmende Ahnung, bäh'einst in diesem Raum und vielleicht in dem- selben Bett Menschen litten, verzweifelten und starben. Als Thoma» erwachte, stand die Sonne schon hoch und warf zitternde Lichtkringel auf den blanken Linoleumboden. Er sprang rasch auf und betrachtete die verdrückten Kissen mit seichtem Erschrecken; solch ein tiefer Schlaf war -ein seltener Gast an seinem Krankenlager gewesen, und nun atmete er erleichtert auf, gleichsam, als sei er aus einem Scheintod rechtzeitig zum Leben erwacht. Noch betäubt von der Tiefe seine» Schlummers, ging er in das Büro seines Theaters, wo er für da» Ende dieser Spielzeit keine Beschäftigung mehr fand, jedoch die Weisung erhielt, aelegenilrch wieder vor zusprechen. Mit dem Vorsatz, den schönen Tag im Stadtpark zu verbringen, schlenderte er müßig durch die Straßen, wählte sich in Gedanken sein Rollenstudium der nächsten Wochen au» — und bemerkte Plötzlich, daß er von dem vor gefaßten Wege abgeirrt war und nunmehr gerade die hohe, die erschreckend hohe Front seine» Hauses betrachtete. Dort oben, wo die weiße Tüllgardine hinauswehte, war sein Zimmer. Er ging die Treppen empor, öffnete seine Tur und emp fand, kaum über die Schwelle getreten, eine Müdigkeit, die sich verstärkte, je länger er sich rm Zimmer aufhielt — und die «inen Zustand von Hoffnungslosigkeit nach sich zog, zu dem kein Grund vorlag und den er sonst an sich nicht kannte. Befremdet über sich selbst, legte er sich m das Fenster, schaute in die Tiefe hinab und über die flachen Dächer zu den Kirch- türmen hm, in deren Kreuzen und Wetterfahnen sich dl« Sonnenstrahlen blitzend verfingen. In leerem Dahindämmern verbrachte er die Stunden bi» zum Abend. Dann sank er wieder todmüde ins Bett, schlief bleiern bi» zum nächsten Morgen und erwachte mit der dumpfen Erinnerung an quälende Traumgesichte. Seine Wirtin reichte ihm eine belanglose Drucksache in» - Zimmer. Al» sie sah, daß er schon angezogen war, trat sie zögernd ein. „Sie haben doch gut geschlafen?" sagte sie plötzlich ängstlich, während sie sich an fernem Waschtisch zu schaffen machte. Er schaute sie ob de» seltsamen Tonfälle» ihrer Stimme verwundert an. „Ja, gewiß — sehr fest so fest und tief, wie seit Wochen nicht mehr", antwortete er stockend. „So — da» freut mich!" sagte sie, und e» war ihm, al» klänge ihre Stimme erleichtert. Sie schloß die Tür, und er horchte auf ihre davonschlurfenden, vom Alter beschwerten Schritte. Instinktiv legte er den Worten der alten Dame ein« besonder« Bedeutung bei und konnte sein Mißtrauen nur sckwer »erstreuea. Er wiederholte ibre Dort« mehrmals, ahmt« i^n To« genau nach — und belauschte seine eigene Stimme argwöhnisch; aber «r kam zu kiueor Ergebnis. Der Sonnenfchei«, der in» Zimm« rieselt«, weckt« ia ihm da» verlangen nach einem Spaziergang; aber er fühlt« sich au» einem unerklärliche« Grunde mehr an diese» Zim mer gezogen al» zu der umbuschten Bank eine» Parks. Thoma» schrieb diese Unlust, seine vier Wände zu verlassen, einer Art von Trägheitsgesetz zu, da» ihn noch vom Kranken- lager her der neugewonnenen Freiheit entfremdete. Oder Der Asaker Selimani Sr-Wt von S. W. Der erste, der angesichts de» neuen Asaker» Selimani dl« Hände rang, war der Kompagniefeldwedel: „Himmel! Welche» Rindvieh hat un» nur diesen Kerl aus den Hal» geschickt?" Eigentlich war die Frage höchst überflüssig. Der... ... Feldwebel wußte genau, baß der Asaker Selimani ein «euer Beweis für dt« Feindschaft war, mit der ihn der Depotschreider zu beehren geruhte. Alle«, wa» krumm und schief war in der Schutztruppe, da» kam zur vierten Kompagnie. Ach, wenn der Asaker Selimani nur krumm und schief gewesen wär«! Der Feldwebel war der Ueberzeugung, ein halb- jähriger Aufenthalt in seiner Kompagnie würde selbst eine alte Brockenhere zu gerader Haltung erzogen haben. Aber dieser Selimani! „Ein Schwein, Herr Hauptmann. Jawohl, ein ganz dumme» Schwein! Hat nie etwa» vom Waschen gehört. Seife sofort aufgesressen. Wollte noch 'mal fassen. Soviel verstand hat er gerade." Der Hauptmann hatte ein mütterlicheres Gemüt al» die Kompagniemutler: „versuchen wir e» halt mit ihm! Ich bin überzeugt, wenn er sich erst einmal die Seife übergegessen hat, benutzt er sie auch zum Waschen." Der Feldwebel zweifelte. Tatsächlich behielt der Hauptmann recht. Freilich kam die Besserung nicht au» Selimani» schwarzem Inneren heraus, sondern die Korporalschaft sorgte dafür. Denn sie hatte keine Lust, um de» Neuen willen stet» angehaucht zu werden. Also griff sie sich Selimani eine» schönen Morgen» und bearbeitete «hn mit Seife und Bürste. Die ganze Boma hallte vom Jammergeschrei de» AsakerS wieder, aber die Sache half. Dann rang der Feldwebel die Hände von neuem. Seli mani begriff nicht, wo beim Gewehr oben und unten war. Wenn er zufällig einmal nicht mit der Mündung nach unten Gewehr bei Fuß stand, so ließ er sicher seinem Nebenmann den Kolben auf die nackten Zehen sausen. Selimani war eine Schande für die Kompagnie. Der Hauptmann nahm ihn einmal in» Gebet: „Hör' mal, wenn da» nicht besser wird mit Dir, Du Esel, dann jage ich Dich in Deinen Kraal zurück, und Du kannst sehen, woher Du da» Geld nimmst, um Dir eine Frau zu kaufen." Der Asaker zitterte vor Angst: „Bitte, bitte nicht! Alter Mann zu Hause schlägt mich tot. Hier gut und viel essen. Bitte nichts Er konnte so eindringlich flehen, daß dem Hauptmann flau zu Mute wurde: „Na, wir wollen'» mit Dir noch 'mal versuchen." Selimani strahlte. Vor allem, weil ihm der Haupt- mann zum Ansporn eine doppelte Portion Reis mit Rind- fleisch geben ließ. Der Asaker Selimani geb sich alle erdenkliche Mühe. Der Hauptmann schloß ihn beinahe >u sein Herz. Bis Selimani zum ersten Mal schießen sollte. Ta entdeckte er nämlich, daß sein Schmerzenskind eine ganz andere Ansicht vom Zweck des Schießen» hatte als er. Für Selimani war das Knallen die Hauptsache. Wohin die Kugel ging, schien ihm ganz einerlei zu §ein. Er hatte auch keine Ahnung davon, daß so em kleine» Stuck Eisen mitunter gefährlich werden konnte. Eine Hand- breit an der Nase des Hauptmanns vorbei? Woher wollte denn der da» wissen? Na ja, ein armer Asaker war eben dazu da, daß er angeschnauzt wurde. Hauptsache, daS Essen schmeckte. „Laß doch den Hauptmann fluchen! Solang er mich nicht nach Hause jagt..." Ein paar Wochen später hatte der Kompagniechef eine ernste Unterhaltung mit seinem Feldwebel: „Der Majvr will die Kompagnie schießen sehen. Alle Askaris ohne Ausnahme, schreibt er. Feldwebel, was machen wir nur mit diesem Greuel von Selimani? Unterschlagen, verschwinden lassen können wir ihn nicht, in» Revier stecken auch nicht, denn den Gefallen tut mir der Doktor nicht und schreibt ihn krank. Feldwebel, was machen wir?" — „Der Hilfe des Himmels vertrauen, Herr Hauptmann", sagte der Feldwebel verzweifelt. Der Kompagnie vater wußte auch keinen klügeren Ausweg. — Der Asaker Selimani lag auf dem Bauch. Dagegen hätte er nicht» einzuwenden gehabt, wäre nicht daS Gewehr gewesen, mit dem er in dieser Stellung schon gar nicht» anzufangen wußte. Daß der Major mit dem Hauptmann neben ihm stand, ließ ihn ganz kalt. Auch der Feldwebel auf der anderen Seite konnte nicht mehr als schimpfen. Der Hauptmann schwitzte Blut. Dieser Selimani war noch einmal sein Tod. Was mußte der Major von der vierten Kompagnie und ihrem Chef denken, wenn ein Asaker noch nicht einmal die Knarre an dre Backe brachte? Die Kompagnie mutter schielte zum Kommandeur hinüber. Sie atmete auf. Der Major kümmerte sich nämlich über haupt nicht um den Asaker Selimani. Er hatte viel ernstere Sorgen. Summte da so ein Wespenvieh um seinen Kopf herum, als wollte e» jeden Augenblick stechen. Und daS wußte der Hauptmann: Der Herr Major hatte vor den Wespen eine fürchterliche Angst. Bei einer Besichtigung in der Heimat sollte rhn einmal so ein Vieh in die Nase gestochen haben, gerade dann, al» er stillstehen mußte. Die Augen, mit denen der Kommandeur jetzt da» Tier verfolgte! Sicher wäre er am liebsten auSgeruckt, hätte Besichtigung Besichtigung sein lassen. Aber da» tat der Herr Major nicht. Der starb lieber al» treuer Soldat auf seinem wespengefährdeten Poste«, al» daß er in Gegenwart der Arkari» auskniff. Armer... Peng! Der Hauptmann knickte ein wenig in den Knie« ein. Geirade an der Nase de» Major» mußte die Kugel vorbei gepfiffen sein, die dieser Esel, diese» Rindvieh von einem Seli mani in die Luft hinauSgeknallt hatte. Jetzt mußte e» eine« Anschnauzer geben, wie er in der Schutztruppe noch nie er lebt war. Eine« Augenblick herrschte Ruhe, die Ruhe vor dem Orkan sicher. Der Mqor schnappt« «ach Luft. Jetzt kam e»! Dann glaubte der Hauptmann an Wunder. „Gratuliere pr diesem großartige» Schütze», lieber Hauvttmura. Fabelhast« wa» für «in Biest! wie heißt der Man»? Selimani? Komm mal her, Selimani! Da hast Du «ine halb« Rupie." Der Asaker Seltmanr machte da» dümmste Gesicht, da» er ' zur Verfügung hatte. Er verstand offensichtlich von der ganzen Geschichte überhaupt nicht». Hatte irgendwo in die Luft ge- schossen, da» Tewehr noch nicht einmal an der Backe gehabt, und nun gab » statt de» Anschnauzer» «ine Belohnung. Aber d«, Major hielt da» dumm« Gesicht für «ine» Ausfluß de» Staunen» üb«r da» fiirstliche Äefchrnk von einer Halden Rupie und war mit sich und dem Asaker Selimani sehr zufrieden. Ll« der Major abgezogen war, rief der Hauptmann de» Feldwebel: „Mann, wa» sagen Sie dazu? Wir habe» mehr Glück gehabt al» wir verdiente». Aber ich bin überzeugt, da» nächste Mal schießt dieser Selimani statt einer Wespe «ine« von un« über den Haufe«. Stecke» Sie ihn zur Kompomelepieb- herde. De«» d«r Me»sch versuche die Älter »ichtl* Wo dk KAK zum Dursttod« führt. Gänzlich überraschend and fett Menschenaebenkn zum ttsten Mal wurde der nördliche Teil der Arabischen Wüste, der zum Irak gehört, von einer Kältewelle betroffen, die tragische Folgen^aben sollte. Wie üblich waren die Nomaden auch in diesem Winter von ihren Lagerplätzen an den Brun- nen und Wasserläufen hinaus auf die Werdegründe gezogen, ein Weg, der ost Wochen in Anspruch nimmt. Doch auf den Weidegründen trafen si« nur verdorrte» Gras und kein Wasser an. Dazu trat di« plötzlich einsetzend« Kälte. Da» Unheil war nicht mehr zu vermeiden. HilfSezpeditionen brachen auf. Sie trafen bald auf Araberstamm«, die seit Tagen kinen Tropft» Wasser mehr gehabt hatten und wo Dutzende von Menschen verdurstet waren. Anderen bracht« die Kält« den Tod. Frauen erfroren beim Reistgsammeln. Ein englischer Militärkraftwagen stieß eine» Tage» auf «in veduienlaaer, da» völlig ausgeftorbe« schien. Schließlich wankt« aber «in« Fra« auf den wagen zu und fleht« um Wasser. Sie trau^ kiue« Tropft« davoa. .warum nicht?" die am Verdursten ass«. Wied« trank ctetlte da» kostbare einer Furcht vor ben Menschen'und Maschinen. Aber im Grunde blieb «» ihm auffällig, daß sein kurze» Krankenlager solche Veränderungen in seinem Wes« hervorgeruftn habe» sollie. In raschem Entschluß lief «r dft Treppen hinab und spazierte bald auf sonnenbeschftnene» Promenadenwegen. Aber er fühlte sich unruhig, beklemmt und nervö« und kämpfte vergeben« gegen den Entschluß, diesen Spaziergang abzubrechen. Bald lag er wieder über da« breite Fensterbrett gelehnt und schaut« auf die Straß« hinab und Über di« Dächer hinweg zu der Nebelwand, dre die Sonne verschluckte. In der Dämmerstunde empfing m den Besuch eines guten Bekannten. „Wie gefällt Dir mein Zimmer?" fragt« er fast lauernd. „Hm, gut, Thomas — gut — — aber — —" „— aber?" fragte er bestürzt. aber e» bedrückt mich etwa« darin, wovon ich nicht zu sagen weiß, wa» e« ist. Ich würde in diesem Raume schwer träumen, glaube ich." Nach einer einsilbigen Viertelstunde verabschiedete sich der Besucher, und Thoma» blieb inmitten der Stille allein. Von den Dämonen der Einsamkeit überfallen, starrte er leer und geduckt vor sich hin, bis die lautlos verkieselnde Zeit chn einschtäferte. Und eS vergingen Tage, deren Hohlheit alle Erinnerung an sie verwischte und deren Leere an ihm vorüberflog wie ein Zug gleichgültiger Gesichter. Es war ihm, als nähme eine unbekannte Macht von seinem Körper Besitz. Er begann, diese» Zimmer zu hassen und zu fliehen — aber in unerklärlichem Zwange zog e» ihn zurück, di» er schließlich ganz auf Gesellschaft verzichtete, sich einschloß und einspann, von unsäglichem Grauen erfüllt und durch einen Zwang gekettet, den er nicht abzuschütteln vermochte. Er ahnte dunkel, daß gerade sein Schauspielerberuf die fremde Macht unterstützle, die ihn nun beherrschte — daß sein Beruf, fremdes Erleben zu gestalten und nachzuleben, ihm zum Verhängnis wurde. Er begann seinen Beruf zu hassen und zu verabscheuen und gab sich einer Verzweiflung hin, zu der ihn nichts be rechtigte. Seine entsetzliche Furcht vor den einsamen Näch ten, vor den knisternden Möbeln und verzitternden Monde»- strahlen versuchte er durch erzwungene Schlaflosigkeit zu be täuben. Er setzte sich, wenn die Nacht einbrach, in eine Sofaecke, rauchte, starrte auf die vergilbten Kupferstiche — und fürchtete sich. Zuweilen schlief er vor Uebermüdung ein, so sehr er sich auch dagegen wehrte. Dabei befand er sich in einem Zustand von Hellhörigkeit, wie ihn der Genuß von Opiaten hervorruft. Er kontrollierte sich selbst in dem kurzen Schlaf, den ihm das Grauen nicht verwehren konnte — und fand ,n diesem überreizten Nerven zustande nur Beruhigung, wenn er sich in» Fenster legte, die kühle Nachtluft einatmete und ohne bestimmte Blickrichtung den Herzschlag der Stadt behorchte. Hoch über dem Pflaster war er — hoch darüber und immer häufiger, je langer er hinabschaute, schien e» ihm in unermeßliche Liefen zu versinken und die Hart« de» Stein» zu verlieren — und zu schwingen und zu gleiten wie ein rauschender Strom. Und die Tiefe begann zu locken und zu singen, daß er sich mit aller Kraft von einem entsetzlich« Gedanken losreihen mußte, der iu ihm pochend >urd hämmernd zu dröhnen begann. Er warf sich über da» Bett und wühlte da» brennende Gesicht in dre kühlen Kissen. Erschöpft schlief er ein — er schöpft erwachte er; die Lampe brannte hell, obwohl e« längst Tag war. Mißtrauisch schaute er im Zimmer umher, al» wollte er die Spuren seltsamer nächtlicher Begebenheit« auffinden, an die kein Traum ihn mehr erinnerte. Der Tag vertropfte müd. Er lag regungslos ttn Fenster, auch innerlich unbewegt. Die Macht brach ein. Er schaute senkrecht zum grauen Asphalt hinab, bi» di« Straße wieder zu einem breiten Strombett wurde, dessen Wasser silbern zwischen hohen und stell« Uferwänden dahur- glitten — lockend, verzaubernd, erlösungversprechend. Leer in der Bewegung und Hölze« im Gesicht, wie eine schlecht gezogene Marionette, ging er zum Tisch — setzt« sich nieder — nahm einen halben Briefbogen — schrieb: „Den 23. Oktober 1929. Liebste Germaine! Nun kommt nur noch da» leichte Ende — der silberne Strom rauscht und lockt — Leb Wohl! Gregor." Thomas starrte auf die Zeilen. Ein« fremde Hanoschrift, fremde Namen, ein Datum ohne Sinn —. Wer war Ger maine? Wer Gregor? WaS geschah am 23. Oktober 1929? — Wie er es nur vergessen konnte: Gregor ist er selbst — natür lich! Und Germaine seine süße Geliebte — und etwa» brach am 23. Oktober entzwei. Wa» e» war? Ach, nur nicht daran denken — dankbar sei« — — «d gehen! Der Schauspieler Thoma» Dorn ging zum Fenster — «ü> sprang in den matt« Strom hinab. Die Frau«, dir ihn am Morgen fand«, hört« nur, daß er «och et»« Rom« flüsterte: „Germaine" — dann schlief er «m. Die Presse bracht« am Abend ein« Nottz: I» dem Hanse Nr. 41 der Türkenstraße stürzt« sich der Schcuqpteler Th. D. in einem Anfall von Schwermut au» de« Fenster. Di» Ur sache diese» Freitode» ist wohl in LiebeSkuamter z» suchen. Seltsam ist, daß au» demselben Fenster scho« estnnal, und zwar am 23. Oktober 1929, ein junger Dramatißk» Mttgor A, D«f dem gleichen Grunde sich hiuauSstürzte. — - -
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