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Auer Tageblatt : 14.02.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-02-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735688886-193202144
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735688886-19320214
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735688886-19320214
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auer Tageblatt
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-02
- Tag 1932-02-14
-
Monat
1932-02
-
Jahr
1932
- Titel
- Auer Tageblatt : 14.02.1932
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7.--- "VMW*"' ^jI'7/VMWjV >IjM'>1 W .' . 1 ' , I !t. D-tl«-« zU vr. 8t des Auer ru-.btülte> und AuzeM» für da« ErzMru». Gvnntag. dei» 14. Aedruar Ißt^ ten der »e« -tuns heut«! r Ltnte der delmeerreisen PfWIfahrts, re erstmalig > Ihrer drit. ufgenommei! „Ltebttngs- llnsche schon ls und nicht ird auch der er wie ein n Film an e Romantik ne Phüaken- rungen Pa- g Siziliens taltenS und »t. dem Jahr nr wird für Kaufmann rde auf den und seinen ch mit de^ chten." Gar cS Kubinstt chtigen An- Geldsumme öeamte den ldeamte zn ällte Bri. i unter d>e ren Hciden- »tsvollziehcr dem Ver- amten das en sie von gelang es r und zum mehr als der beiden ctrümmern ün starkes die Ruhe s Schickja! sie hätten nktes Geld wer damit !N. s „M 2", um nicht Sorgen das niemand, lchem Zu- rthüllt die e Pflicht. Ähren bei Damals geschlagen der die aa zu den rsuhr die re^grunde i Verlauf gesunken utet. Das sich. Das n Posten. 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Rennt au deo Haus- fernsprecher. Der Geschäftsführer meldet sich: .Bitte?- Pott ist wütend. .Was ist das für eine Wirtschaft? Kratz ist auf Reisen. Läßt sich die Post nachschuken. Kommt in ein kleines Postamt. Fragt: „Etwas da für Kratz? Der Beamte sucht. Nur mit der Ruhe. Freut sich hat er aber Bedenken: „Ich weiß ja gar nicht, ob «ch wirklich Herr Kratz sind? -Kleinigkeit", sagt Kirch. Zieht ein Lichtbild aus der : „SehvaSie M da» einmal an! Binich das?" Dankes nickt der Schaltermensch und reicht das blanke Der Alte von Sant' Agata Gkt--« von Stephan Ssor-i Unschuldsvolle Gemüter Heiteres von Gl W. Beyer Marcellino kommt au» ihrem Abruzzendors herunter in» Tal. Geht zum Apotheker: „Hier zwei Rezepte! Eine» für den Carlo, meinen Mann. Eines für unseren Esel." Der Apotheker mischt. Kommt mit zwei großen Flaschen an: „Hier/ Fragt Marcellins unschuldsvoll: „Haben Sie auch darauf geschrieben, für wen lebe Flasche ist. Ob für den Esel oder für den Carlo. Ich möchte nicht, daß dem Esel jetzt, wo es auf die Frühjahrsarbeit zugeht, etwa» passiert, wenn er die falsche Flasche bekommt." Machen einen Krach, schreien, daß ich aufgewacht bin, nicht , kann. Sorgen Sie sofort für Ruhe!" „Bedauere", ist der Geschäftsführer die Liebenswürdigkeit machen, denn die Feuerwehr, die" den Großbrand unter Ihnen im zweiten Stock sollen, unterstehen nicht «emo» Befehl." Fett geht in» Gasthaus. Bestellt ein halbe» Huhn. Ißt. verzieht da» Gesicht. Ruft de« Ober. „Sagen Sie mal", ist Fett ganz freundlich, „sollte Ihr Koch Mitglied de» Tierschutzvereine» sein?" Der Ober wundert sich: „Wieso, mein Herr?" „Nun", erklärt Fett lächelnd, „weil der Man« so ein gute» Herz hat." „Sin gute» Herz!" Der Ober weiß nicht richt, wa» « sagen soll. „Woher wissen Sie da», mein Herr?" „Na, der Mann hat doch mindesten» sech» Jahr« ge zögert, b^» er de« Huhn endlich den Hal» abschnitU" Der kleine Fritz kommt zum Arzt: „Ich hab Kopfweh!" Er wird untersucht. „Junge", sagt der Arzt, „Du hast ja die Masern!" Fritz freut sich wie ein Schneekönig. „Au fein, nun kann ich zuhause bleiben." Plötzlich besinnt er sich. „Herr Doktor", macht er einen Vorschlag zur Güte, „ich werde niemandem etwa» davon sagen, daß ich die Masern habe." Der Arzt wundert sich: „Warum nicht?" Fritz antwortet mit einer Gegenfrage: „Geben Sie mir zwei Mark, wenn ich nicht» sage, zur Schule gehe und die anderen Jungen anstecke?" * „Auguste", fragt der Professor den neuen dienstbaren Geist, „haben Sie die beiden Briefe zur Post gebracht, die ich Ihnen vorhin gab?" „Ja", sagt Auguste voller Stolz, „ich habe gemerkt, daß der Herr Professor sich geirrt hat. Auf den Ausländsbrief war eine Achtpfennigmarke geklebt und auf den Stadtbrief ein« zu 25 Pfennigen." Der Herr Professor bekommt «ine« Schrecken: „O, wie ««angenehm!" Doch Auguste lächelt verzechend und überlegen: „Ich habe alle» wieder in Ordnung gebracht, Herr Professor. Ich hab« eiufach die Adresse« auf oen Briefumschläge« geändert/ Der junge Dichter möchte über da» Schicksal der von ihm eingereichten Werke Gewißheit habe«: „Haben Ihnen die beiden Dramen gefallen?" „Junger Freund^, sagt der THeaterdirektor, „weder Schiller noch Goethe hätten diese beiden Dramen schreiben können." Der Dichter glüht vor Freude: „Wirklich! Ach zu liebenswürdig, daß Sie mir so etwas sagen. Zu schmeichelhaft." „Durchaus nicht", winkt der Direktor ab. „Nackt« Wahr»» beit. Oder hätten Schiller und Goethe »in Drama schreiben können, in dem Kino und Rundfunk vorkommen?" Mit srnem Uebermaß an wichtigtuerisch«« Geräuschen, da» di« Eisenbahnen der frühen neunziger Jahr, noch be faßen, fuhr der Zug in den Bahnhof von Fkorenzuolo-Arda «in, einer Station zwischen Parma und Piacenza inmitten de» recht eintönigen lombardischen Flachlandes. ..Signore Boito! Signore Boito!" lief «in al» Kutscher gekleideter lebhafter Bursch« auf einen nervös um sich blicken den Fahrgast zu, riß den Koffer an sich und führte den An gekommenen unter tausend Freudebeteuerungen zum war tenden Wagen, vor den zwei prachtvolle Pferde gespannt waren. Da» leichte Gefährt rollte durch di, heiß« Nachmittag»- sonne die Landstraße entlang. Wiesen und Maisfelder lagen auf beiden Seiten. Ein paar Bauernhäuser tauchten auf, dort eine Faktorei, eine Meierei, der große Kral edler Pferde, kräftige Rinder auf der Weide... Endlich lief der Wagen durch eine Pappelallee und erreichte den Herrschaftssitz dieser blühenden Umgebung, ein Tuskulum, dessen Gebäude und Park, von tiefem Graben und dichtem Gebüsch umsäumt, den Blicken der Außenwelt entzogen war: Sant' Agata. Der Greis selbst kam dem Wagen entgegen. Unter dem breiten, dunklen Hut quoll eine Weiche graue Locke auf daS Ohr hernieder. Grau war auch der Bart, kernig-gütP der Wit* einer unvermuteten, noch nicht dagewesenen Novität zu Verdi erhob sich. Ganz langsam. Strich mit seinen langen, knöchernen Fingern die grau« Locke zurück. „Noch nicht da gewesen. Noch keine komische Oper von Verdi", echote er. Seine Mundwinkel zuckten. Er legte di« Hände auf den Rücken und begann nach alter Gewohnheit im Zimmer aus und ab zu wandern. Boito hütete sich, ihn zu unterbrechen; er kannte den Alten und wußte, daß er zurüaweisend bi» zur Grobheit werden konnte. Verdi blieb vor einem Bücherschrank stehen, besann sich, öffnete «ine Truhe, kramte in alten, vergilbten Papieren und brachte ein blaue- Heft hervor, das ek mit kurzer Bewegung auf den Tisch warf. „Einen Tag lang König. Komische Oper von Giuseppe' Verdi." Ein darinii. ^uder Programmzettel der Scala kün digte die Premiere für den 4. September 1840 an. Boito vergiß den Mund zu schließen. Verdi wanderte weiter. „Ich habe auch Ihnen gegen über davon geschwiegen.. Heute weiß niemand mehr etwa» davon. Das ist über fündig Jahre her. Ad notam: Es gibt bereits eine komische Oper von Verdi: eine bittere, höchst un lustige komische Oper. Boito, ich habe so manche» im Leben überwunden; eine lumpige Jugend erscheint mir jetzt ab geklärt; Jahre hindurch habe ich damals die ungerecht-brutale bringe des Pfarrer- von Roncole gefühlt, auch der Groll ist längst überwunden; ich habe gelernt zu lachen, wenn ich daran denke, daß der neunzehnjährige Verdi wegen musi kalischer Unfähigkeit von der Leitung deS Konservatoriums abgewiesen wurde, ich bin auch ohne konservatoristische Dok trinen der geworden, der ich bm; ich hab« so viele- ver wunden — nur diese komische Oper nicht." Boito verfolgte maßlos verwundert die Wanderungen deS Alten. Bei allem Mitgefühl, das sich ihm aufdrängte, konnte er eine geheime Freude nicht unterdrücken: Verdi, der stets so Zurückhaltende, Verschlossene, sprach, sprach sich seinem Freunde Boito gegenüber aus. Verdi fuhr fort: „Merelli schickte mir damals — in den Jahren seiner ersten Ehe — das Textbuch mit der dringeuden Aufforderung, die Oper, die bereit- im Spielplan der Scala angekündigt war, unbedingt in kürzester Zeit zu vollenden. Das Buch von Romani taugte nichts. Dennoch; ich arbeitet«. Da erkrankte mein Knabe. Starb. Ich arbeitete. Ein paar Tage später erkrankte meine Tochter. Starb. Ich arbeitete. Wochen später trug man meine Frau hinaus. Ich arbeitete. .Einen Tag lang König!'" Der Alte trat dicht vor den Be sucher hin und sah ihn mit glimmenden Augen wie einen Fremden an.. „Herr! Haben Sie schon einmal an drei frischen Gräbern eine komische Oper schreiben müssen?" Kurz wandte er sich ab. Mit rauher Stimme: „Sie fiel durch. Fiet in Mailand durch, in Neapel und auch in Venedig. Heute kennt keiner mehr — meine erste komische Over." Nach langen Minuten erst unterbrach Verdi seinen schweigenden Gang und setzte sich wieder an den Tisch. Vor ihm lag noch immer das Textbuch des „Falstaff". Seine Hände zitterten, als er es zu sich heranzog; Scheu und Gier lagen in seinen Augen. „Eine komische Oper! Noch eine! Es Ware etwas, die Niederlage von damals wett zu machen." Dann schlug er die erste Seite auf. Boito stahl sich nach einer Weile leise davon. Er ver mochte nicht, sich ins Bett zu legen, lies in seinem Zimmer umher, sah zum offenen Fenster hinaus in den Abend, den »zirpten. Wird sich der Achtzig, sen? Wird er sich vom Stoff deS der Alte von Sant' Agata sein Ruhelose Stunden vergingen. Mitternacht war längst vorüber, als er jäh aussprang und zum Fenster stürzte. Klangen da nicht Akkorde in die Nacht hinaus? AuS den offenen, noch immer beleuchteten Parterrefenstern tönte ein leises, gleichmäßiges Tacken. Das Metronom! Boito wußte, daß der Maestro die Gewohnheit besaß, sich von dem an treibenden Rhythmus deS Taktmessers msprneren zu lassen. Verdi arbeitete! Mit einer unbeschreiblichen, in wahre Tumulte auS- artenden Begeisterung empfingen die Italiener am 9. Fe bruar 1893 im Teatro della Scala in Mailand den „Falstaff", Verdis Schwanengesang. blühenden Ümaebuna, ein Tuskulum, dessen Gebäude und Park, von tiefem Graben und dichtem Gebüsch umsäumt, den Blicken der Außenwelt entzogen war: Sant' Agata. Der Greis selbst kam dem Wagen entgegen^ Unter dem Ohr hernieder. Grau war auch der Bart, kernig-gütH der ruhige Blick der blauen Augen, und in den Mundwinkeln noch immer der unversiegbare Spott. Der Alte reichte dem Aussteigenden in ungekünstelter Herzlichkeit die Hand. „Arrigo Boito, der Dichter! Sie kommen zur rechten Zeit. Im Stall gibt S ein Fohlen. Wollen Sie dabei sein?" Boito zog «in saures Gesicht. „Maestro, das Geschäft habe ick nicht erlernt. Lassen S e mich warten, bis alles vorüber ist!" Giuseppina, die rührige, umsichtige Frau des Alten von Sant' Agata, aelertete den Gast ins Haus. Boito wartete dann allem in dem Raum, an den das Arbeitszimmer grenzte. Einem Museum stolzester Erinnerung glich es mit seinen Reihen von Lorbeerkränzen und kostbaren Zueignungen. Die gelben AtlaSmöbel in orientalischem Stil waren Geschenke Ismael Paschas für „Aida"; das Künstlerzepter aus Elfen- dein und Diamanten hatte dem Maestro die Stadt Mailand überreicht; dort hing neben einer Theaterkarte zum unglaub lichen Preise von 2000 Lire der silberne Kranz der „Othello". Premiere; hier die Trophäen von „Troubadour", von „Masken ball" und „Rigoletto", von „Ernani" und dem unvergeßlichen „Nabucco", der den ersten großen Ruhm gebracht hatte. Boito war häufiger Gast von Sant' Agata, aber heute saß er zum erstenmal allein in diesem Sanktuarium eines voll ausgeschöpften Lebens, und da war es, als übe diese erstarrte Begeisterung einer ganzen Wett, an der auch er als Librettist teilhatte, den Druck eines Hochgefühls aus, das »hm seine sanstige hastige Beweglichkeit nahm. „Einmal noch, Maestro; nur noch einmal!" Als eS bereits leicht zu dunkeln begann, saßen die beiden Freunde im Arbeitszimmer in dem ruhmvoll und unersätt lich der prächtige Erard-Flugel stand. Es fiel Boito schwer, den Maestro auf ein Musikthema zu bringen. Ein wenig von Rossini und Donizetti wurde gesprochen, auch von Wagner, bei dessen Namensnennung der Alte jedesmal ernst die Brauen zusammenzog. „Dieses Deutschen Werk lebt und wird leben; mein Werk hat gelebt." Mit tausend sprühenden Worten widersprach Boito. „Und wenn nun einer käme, Ihnen ein neues Textbuch vor zulegen?" „Boito! Reitet Sie der Teufel? Ich bin achtzig Jahre alt und lebe von den Zinsen vergangener Ruhmestage." „Und wenn...?" Der Alte winkte entschieden ab. „Hundert Aber auf jedes Wenn!" Boito zwinkerte mit den Augen, griff in die Tasche'und legte ein umfangreiches Heft auf den Tisch. Auf dem Deckblatt war zu lesen: „Falstaff. Nach Shakespeare bearbeitet von Arrigo Boito." Der Librettist stand auf, trat zu dem Maestro und schrieb über dessen Schulter hinweg unter den Titel des Heftes: .Komische Oper von Giuseppe Verdi." „Wahnsinn!" brauste der auf. „Nein, nein, Boito, ich habe aufgehört, Musik zu machen." Aber der andere ließ nicht nach. „ES gibt bisher keine einzige komische Oper von Verdi. Und nun, Maestro, wird Ihnen die unwiederbringliche Gelegenheit geboten, hie Welt Viktoria mrb ihre N-tzSPfL Frau Viktoria hat ei« gute» Geschäft «td erfEt sich allgemeiner Beliebtheit. Lens die SdMrpfell lwe sie backt, schmecken ausgezeichnet, und wenn sie di« frischgebackenen, knusprigen Leckerbissen in de« Weinstube« und Heurigen- schenken Wien» feilbietet, freuen sich nicht nur me stet» schleckerhaften LiebeSpärchen sonder« auch die ,Men Knaben , für die nach de- Dichter» Wort der Rotspon eine von den besten Gaben ist. Jüngst widerfuhr nun Frau Viktoria ein kleines Mißgeschick: Als sie auf der Straße an einem Gerüst Vorbeigehen wollte, daS vor einem in der Ausbesserung be findlichen Hause stand, stolperte sie über einen Balken, der quer über dem Gehsteig lag. Sie stürzte der Länge nach zu Boden, und di« schonen Kipfel rollten auf da» Pflaster, m all den Kalk und Schmutz hinein. Frau Viktoria war recht erbost, al» sie sich mit einer blutenden Nase und einigen blauen Flecken wieder auftappelte. Sie batte nicht» Eiligere» zu tun, al» den Eigentümer jene» Hause», vor dem sie den Unfall erlitt, vor den Kadi zu schleppen. Die Sache ließ sich anfänglich auch ganz gut an. Fra« Viktoria erkannte nämlich in dem Richter einen ihrer treuen alten Kunden. Und sie verfehlte denn auch nicht, ihn in der Verhandlung gebührend darauf hinzuweisen. Dann batte sie vorsorglich eine Zeugin mitgebracht. Aber diese versagte leider kläglich, denn Frau Gisela bekannte, daß sie niemals den Bürgersteig benutze, sondern immer auf dem Fahrdamm gehe. Der Richter wundert« sich sehr. „Nein, nein!" rief die Zeugin. ,Lch a«h« nie aufs Trottoir. Da könnt« sich doch einer in «ine« Haus« verstecken und sich plötzlich auf mich stürzen." Di« Luge« des Richter» wurde« immer runder: ,La, ich begreift nicht..." Lorr dann kam die Aufklärung: ^Wissen Sie, Herr Richter, ich geh« immer «st in der Nacht nach Haus«. Jawohl. Ich bm nätnlich die Loiletteftaü de» Heurigensanger« Trul«..." Li« Alte war sehr entrüstet, al» ihre wettere« Aussage« im au-brechende« Heiterkeit-sturm unterginge«. Frau Viktoria hatte eben bei der Wahl dieser »ertt« läßt sich betrüge«. Aufruhr ft» Paris«, Mvtznttch. — FiUschuuae» ft» Große». Geschäfts die aus »««schNcher Dummheit berühr«. von Otto Lrtch Gurlttt. Die Pariser Modehäuser behaupten «» schon lange, und deshalb gründeten sie auch vor zehn Jahren «inen Schutz verband: „Da» «u»land stiehlt un» unser, Schöpfungen." Leider war an dieser Klage etwa» Wahre». Da unsere Frauen, besonder» die Amerikanerinnen, sich noch immer nicht von dem Wahn fteimachen können, alle» wa» die Pariser Mode liefere, sei erstklassig und habe al» maßgebend zu gelten, so wurden die Kleiber, Mäntel und Hüte, die in den Schau fenstern der Rue de la Paix und der Place vendüme aus gestellt waren, von geschickten Zeichnern kopiert. Die an Hand dieser Skizzen in Part» oder noch häufiger im Ausland angefertigten Kleider fanden al» „Original Pariser Modelle" gutgläubige und urteilslose Käuferinnen. Der Name Pari» wirkte auf das Hirn mancher Frauen so hypnotisierend wie ein Schlangenauge auf ein Meerschweinchen. Wie nun der jüngste Pariser Modeskandal zeiat, haben die Fälscher noch andere Wege beschritten, um die Welt, die nun einmal betrogen sein will, hinter» Licht zu führen. In letzter Zeit liefen, besonder» au» den Bereinigten Staaten, Klagen darüber ein, daß Kleider, Mäntel und Hüte, di« mit dem eingenähten Firmenzeichen bekannter Pariser Mode häuser versehen waren, schlechte» Material und mangelhafte Verarbeitung aufwiesen. Verdachtsmomente zeigten auf eine bestimmte Spur, und die Pariser Polizei, die seit Jahren be strebt ist, der einheimischen Modeindustrie die stark gefährdete Monopolstellung zu erhalten, stellte sofort Untersuchungen an. Ein gewandter Nolizeiinspektor sprach in der Roll« eine» Handelsvertreters bet einer großen Seidenbandfabrik in Paris vor und gab an, im Auftrage eine» ausländischen Moden- hause» Firmenzeichen bekannter Pariser Schneider kaufen zu wollen. Der Fabrikant kroch auf dell Leim und legt« dem falschen Vertreter Dutzende von nachgeahmten Firmenzeichen zur Auswahl vor. Ebenso in einer zweiten Fabrik. Die Polizei schritt nun sofort ein und konnte nicht weniger al» 52000 falsche Firmenzeichen, die in Geheim fächern aufbewahrt wurden, beschlagnahmen. ES stellte sich heraus, daß die eine Fabrik nur gegründet worden war, um viese Fälschungen anzufertigen, während ihr übriger Geschäfts- betrieb Deckschild war. Die andere Fabrik betrieb die Her stellung der falschen Firmenzeichen nebenbei. Als Abnehmer kamen nicht nur ausländische, sondern auch Pariser Schneider unbekannten Namens in Frage. Bei letzteren konnte die Polizei rund tausend mit falschen Zeichen versehene Mäntel und Kleider beschlagnahmen. Es handelte sich hier fast durch weg um minderwertige Ware, die nach Ansicht von Fach leuten im vorigen oder vorvorigen Jahr zurückgcsetzt und von den Fälschern zu einem Spottpreis gekauft worden war. Nicht weniger als siebzehn kaum bekannte Pariser Mode häuser sollen dieser Vergehen wegen zur Verantwortung ge zogen werden. Den Verlust, den die geschädigten Firmen durch die Fälschungen erlitten haben, berechnet dre Pariser Schutz vereinigung auf ein bis zwei Milliarden Franken. Es zeugt von einer gewissen Unverfrorenheit, wenn die Pariser eine derartige Zahl überhaupt zu nennen wagen. Das Pariser Modehandwsrk verrat dadurch, welche Riesen gewinne eS einzustreichen gewohnt ist. Wenn etwa fünfzig Firmen, die hier in Frage kommen, innerhalb weniger Jahre Mindereinnahmen im Betrage von 160 bis 320 Millionen Mark verschmerzen können, ohne in ihrem Bestände ernst lich gefährdet zu sein, so wirft diese Tatsache ein bezeichnendes Licht auf die phantastischen Summen, welche die Frauen kn aller Welt dem bloßen Namen Paris zu opfern pflegen. Es erscheint ganz natürlich, daß auch andere als die Pariser Modehäuser an diesem Fischzug teilzunehmen wünschten. Wie die Untersuchungen festgestellt haben, be- trieb die eine Seidenbandfabrik, die in ganz Frankreich einen an gesehenen Namen besaß und seit über einem halben Jahr hundert bestand, das Fälschergeschäst seit fünf Jahren. Jedes nachgeahmte Firmenzeichen trug einen Gewinn von acht bis zu fünfzehn Mark ein. Leider wurde festgestellt, daß dieser schwunghafte Handel außer in Pari» selbst, in den Bereinigten Staaten, in Rom und Neapel auch in Wien und Berlin betrieben wird. Wir Deutsche haben zwar keine Veranlassung, die Pariser Mode häuser um ihrer Verluste willen zu bedauern. Aber wir müssen es beklagen, doppelt beklagen in diesen Notzeiten, wenn der Name Paris auf deutsche Frauen noch derartig zu wirken vermag, daß Ramschware nur deshalb gekauft wird, weil sie ein Firmenzeichen aus der „Lichtstadt" trägt. Solchen Frauen kommt eS also gar nicht darauf an, wie die Kleider, die Mäntel auSsehen, dre sie tragen. Wenn sie nur sagen können: ,Hch habe mir ein Original Pariser Modell gekauft." Die Geistesarmut solcher Menschen ist kaum zu über- treffen. Man kann eS den Fälschern nicht verdenken, wenn sie diese Mentalität auszunützen versuchten. ...
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