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Auer Tageblatt : 29.01.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-01-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735688886-193201294
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735688886-19320129
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735688886-19320129
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auer Tageblatt
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-01
- Tag 1932-01-29
-
Monat
1932-01
-
Jahr
1932
- Titel
- Auer Tageblatt : 29.01.1932
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mitt ..'..'.ccLÄääi»- WWU^^^LM?^ Ä vtNag« tz« Ni. L4 d<» Lu« Lagidlatts» und vnzelger» für da» Erzgebirge. Freitag, den LS. Januar LVS» Der Apotheker in Nöten ^Rmsthk« L« »der dal Leben!" — Der ängstliche Pharmazeut und der Mann mit dem Tropenkoller von Serbert Hünecke Thüringisches Erdöl Eine Explosion in 1000 Meter Tiefe — Erdöl im Kali schacht — Riesige Gasmenaen entströmen dem Erdinnern Von Willy Riehm, Mühlhausen Bon Bedeutung ist ferner, daß der Güte nach das Oel von Volkenroda — oas im Lcunawerk der I. G. Farbenindustrie im Hydrierverfahren auf Benzin und Schmieröl verarbeitet wird — mit 24, 6 v. H. Benzin das beste bisher erschlossene deutsche Oel darstellt, das den berühmten pennsylvanischen Oclen gleichkommt. Unterirdisch, also durch Bergbau wird . auch anderswo Oel gewonnen, z. B. in Wietze, Paschelbronn (Elsaß) und in Rumänien; aber dort sind große Anlagen und viele Arbeitskräfte notwendig. In Volkenroda dagegen dient ein Kalibergwerk, das als solches ungestört weiterarbeitet, nebenbei zur Oelgcwinnung durch Bohrungen, die von den Grubcnbauten aus in 1000 Meter Tiefe ausgcsnhrt werden. Jede Bohrung von der Erdoberfläche aus verursacht etwa 250 000 Mark Kosten. Hier aber ist der Vohrbctrieb um 1000 Meter näher an das Oellager yeranvcrlegt. Die Vor teile dieser einzigartigen Methode springen in die Augen und lassen sich kurz zuscuumcnfassen in die Worte: Mit einem Mindestmaß an Zeit,'Kosten und Risiko wird ein Höchstmaß an Oclausbeute erreicht! Die riesige Menge des GaseS, das dem Erdöl beigemischt ist und von ihm getrennt mitgcfördcrt wird, erscheint mit 300 Kubikmeter auf 1 Kubikmeter Oel ungeheuerlich, ist eS aber nicht so sehr, wenn man die Menge mit dem Heizwert vergleicht; ein Kubikmeter Oel entspricht etwa dem Heizwert von 2000 Kilogramm Steinkohlen, während 300 Kubikmeter GaS nur einen Heizwert von 600 Kilogramm Steinkohlen haben. Immerhin ist der Heizwert des in Volkenroda ge wonnenen Gases mit seinen 12 000 Wärmeeinheiten je Kubik meter immer noch etwa dreimal so hoch wie der des GaseS ans der Gasanstalt der benachbarten Stadt Mühlhausen. Die Verwendung dieser außerordentlichen Gasmengcn, mit denen ein großes Gebiet verhältnismäßig billig versorgt werden könnte, bildet seit einiger Zeit den Gegenstand von Verhand lungen. Lediglich ein geringer Teil des ausströmenden und an die Erdoberfläche geführten Gases dient zur Zeit zur Kesselheizung des Volkenrodaer Schachts, zwei Drittel dieser gewaltigen Gasmcnge müssen in die Luft abgeblasen werden. Dieses plötzliche und zudem ergiebige und hochwertige Erdölvorkommen — die Ervölgerechtsame von Volkenroda «st vollkommen geschlossen und 39 000 Morgen groß, von denen 23 000 Morgen im Lande Thüringen und der Rest unmittel bar anschließend in dem Preußischen Landkreise Mühlhausen liegen — verursachte begreiflicherweise nicht nur in den inter essierten Kreisen des Bergbaus, sondern auch darüber hinaus in den Gemeinden und Kreisen des in Frage kommenden Ge« vieteS ein gewisses Oelfieber. Da sich der Staat Thüringen alsbald nach dem ersten Auftreten von Erdöl in Thüringen durch ein Notgesctz vom Sommer 1930 das Eigentum an allen verwertbaren Erdschätzen vorbehielt, wandte sich das Inter este den angrenzenden preußischen Landesteilen, vor allem dem Stadt- und Landkreis Mühlhausen zu. Da die Gut achten der geologischen Sachverständigen äußerst günstig lau teten, kam Anfang 1931 ein Oclvertrag zwischen der Stadt Mühlhausen und der Naky-Tiefbohrungen-A.A., bczw. den Burdach-Kaliwerken zustande, dem in den letzten Monaten weitere Erdölvcrträge zwischen etwa 25 Gemeinden des Land kreises Mühlhausen und den Gesellschaften WinterShall- Gewerkschaft Llwerath-Preußag folgten, so daß heute das in Frage kommende MutungSgeotet zum größten Teil bereits in festen Händen ist. Die großzügigen und optimistischen Pläne der beiden großen Kalikonzerne kür die Aufschließung der thüringischen Erdölfelder und die übereinstimmenden Gutachten der Geo logen lasten die begründete Hoffnung entstehen, daß 1 Deutschland immer mehr gelingen wirb, sich von dem aus ländischen Rohöl und auch von de« «MMsch«« Penzin und Schmieröl gänzlich freizuinach«. t Hünecke geruhsamen Ecke vor dem Schreibpült hervor und sagte mit Ritzenden Augen, au» denen der Tropenkoller des alten Kolontalsoldaten sprach: „Wenn ich nicht sofort ein paar Am pullen bekomme, zeige ich Sie wegen unerlaubter Ausgabe von Morphium an!" Da der Mann diese» Mal keine Pistole zur Bekräftigung seiner Worte in der Sand tmg, so dachte der Pharmazeut schon daran, den Erpresser aus dem Laden zu verweisen. Aber bann erinnerte er sich unter gleichzeitiger erheblicher Aus sonderung von Angstschweiß daran, daß irgend ein anderer Apotheker erst vor kurzem seine Konzession verlor, weil er Morphium ohne Rezept verabfolgt hatte. Sicher würde es ihm jetzt genau so ergehen. Gab es denn keinen Ausweg? Nein! Denn der Mann mit dem offensichtlichen Tropen koller ließ ihm keine Zeit zum Nachdenken: „Morphium her! Oder ich laufe sofort zum Staatsanwalt." Zitternd ging der Apotheker an seine Schublade, kramte ein halbes Dutzend Ampullen heraus, drückte sie dem Erpresser in die Hand: „Und hier haben Sie noch hundert Franken!" Erschöpft kroch der arme Pharmazeut wieder hinter sein Schreibpult. Die Geschichte regte ihn allmählich auf, und beim nächsten Rezept hätte er beinahe statt eines Zentigramms ein volles Gramm Atropin genommen. Zwei-, dreimal wiederholte der Erpresser mit dem Tropen koller seinen Besuch. Stets drückte ihm der halbtote Apotheker feine Ampullen und einen Hundert-Franken-Schein in die Hand. In seiner Angst wußte er nicht mehr, was er tat, wurde er sich nicht klar darüber, daß er seine Lage nur ver schlimmerte und zwischen die Backen einer Schraube ohne Ende geraten war. Einmal aber hatte die Aushändigung des Morphiums einen Dritten unvermutet zum Zeugen. Der platzte m die Apotheke hinein, weil er sich in den Finger geschnitten hatte und verbunden sein wollte. So sah er die Ampullen, aber nicht das Rezept. Er ließ sich von dem angstschwitzendcn Apotheker verbinden, und dann ging er zum — Staatsanwalt. Der schleifte den Morphiumsüchtigen mit dem Tropen koller und den Apotheker vors Tribunal. Er erreichte cs auch, daß der eine von beiden bestraft wurde. Welcher? Na- türlich der Erpresser? Nein! Der ging frei aus, weil er eben einen Tropenkoller besaß und sich um Frankreichs Kolonien verdient gemacht hatte. Also erhielt der Apotheker eine Geldstrafe von tausend Franken ausgcbrummt und eine schwere Verwarnung. Die schüchterne Frage des Verurteilten, wie sich denn der Herr Gerichtspräsident verhalten wurde, wenn jemand mit der Pistole in der Hand Morphium ohne Rezept von ihm verlangt hätte, beantwortete der Vorsitzende mit einer Hand- bewegung: „Das gehört nicht zur Sache." — Nichtig! Der Herr Gerichtspräsident wird nie m solche Verlegenheit kommen. Al» am 2. Juni 1930 um die Mittagsstunde die Kunde von einem schweren ErplosionSunglück auf dem der Bürbach Kaliwerke A. G. gehörenden Werk Volkenroda bei Men teroda 1. Thür, sich wie ein Lauffeuer verbreitete und die in Angst und Schrecken versetzte Bevölkerung des Bergarbeiter orte» Menteroda vor den Toren der Grube um das Schicksal ihrer unter Tage weilendes Angehörigen bangte, konnte nie mand ahnen, da» jetzt die Geburtsstunde des Thüringischen Erdöl» anbrach. Zwar waren schon einmal im August 1922 auf Volkenroda — wo seit 25 Jahren ein vorzügliches Syl- vinttlager abgebaut wird — Gase aufgetreten, dann aber bald wieder völlig verschwunden, und erst im Dezember 1929 wurde wieder Petroleumgeruch bemerkbar, ohne daß jedoch Gase tatsächlich festgestellt werden konnten. Noch wenige Wochen vor dem ExplosionSunglück bestätigten die zuständigen Beamten dem Bergamtsvorstand, daß man fast keinen Geruch mehr feststellen könne; sie schlossen daraus, oas Gebirge sei völlig entgast. Am Sonntag, dem 1. Juni, trat der Geruch aber erneut auf, und als am nächsten Morgen, dem ebenso verhängnisvollen wie bedeutsamen 2. Juni, eine Verstärkung deS Petroleumgeruchs festgestellt wurde und man ihn bereits über Tage durch die auSzceyenden Wetter wahrnehmen konnte, fuhr der Betriebssichrer mit dem technischen Leiter und dem Laboranten in den 1000 Meter tiefen Schacht ein, um aber malige Untersuchungen vorzunehmen. ES war ihre letzte Fahrt! Nicht lange danach ereignete sich eine starke Explosion, die in kurzer Zeit den Schacht in dichten Rauch hüllte. Dro hend quoll der Qualm durch den Volkenrodaer Förderturm m» Freie, die Ungewißheit und Erregung der draußen har renden Menschenmenge bis auf äußerste steigernd. Zwar ge- lang eS der Belegschaft, sich durch den mit dem Unglücksschacht tn Verbindung stehenden Schacht Pöthen ins Freie zu retten. Die drei Bergoeamten aber blieben ein Opfer der Katastrophe. Erst nach mehreren Wochen, am 25. Juni, konnte eine Rettungskolonne von 25 Mann bis zur Unglücksstelle vor- dringen, an der die Beamten wahrscheinlich in ein brennbares Gasgemisch hinetngeraten waren, das ihre offenen Lampen entzündet hatte. Die Stunde des Thüringischen Erdöls war gekommen: In geringer Teufe unter den Kalilagern mußten Oelmengen vorhanden sein! Planmäßig betriebene Bohrungen von den unterirdischen Strecken ergaben, daß nur 50 bis 60 Meter unter dem Kaltlager mächtige Dolomitschichten anstehen, die völlig von Oel getränkt sind. Sowie eine Bohrung in den Dolomit etndrana, strömte eine Gemisch von Gas und Oel selbständig unter Hohem Druck und tn großer Menge aus dem Bohrloch Hervor, von dem weitverzweigten Netze der Gruben strecken au», die schon jetzt rund 10 Quadratkilometer Grund fläche erschließen, war e» verhältnismäßig einfach, derartig« Bohrungen schnell und billig auszuführen. Zwar erforderten tm Anfang die Vorbereitungen und die bet der völligen Neu bett dieser Arbeiten unumgänglichen versuche noch längere Zett: aber nachdem man da» ganze Verfahren einwandfrei durchgebtldet und erprobt hatte, schritten die Bohrungen immer schneller voran. Im Oktober 1981 konnte da» erste halb« Hundert überschritten werden! Dementsprechend nahm die Ausbeute an Erdöl auf Volkenroda von Monat zu Monat außerordentlich zu. War schon tm Januar 1981 «ine Monats produktion von 1580 Tonnen und tm Juli «tn« solch« von VLSI Tonn«» «rr«tcht Word««, so stieg st« tm August auf 8080 Tonnen und tm Nov«mb«r wurd« «in« Produktion von 800 Kubikm«t«r täglich erreicht, was einer Jahresförderung von ILO 000 Tonnen entsprechen würde. Don Horb Di« Geschichte trug sich in Rochefort zu, einem stillen französischen Departementshauptstädtchen, einem jener geruh samen alten Nester, an denen die Zett spurlos vorübergeaangen zu sein scheint. Man regt sich dort grundsätzlich nicht auf, Mtd gewöhnlich sind die Kranken dem Apotheker zuliebe so rücksichtsvoll, nicht mitten in der Nacht Arzneien zu be anspruchen. Meistens nehmen st« sich mit dem Sterben Zeit bis zum Morgen. Ein nächtliche« Ziehen an der Klingel deS Apotheker« ist ein seltener Fall, aber di« Ruhr hat von ihm derartig Besitz ergriffen, daß sie ibn selbst angesichts einer so ungewöhnlichen Lage nicht verläßt. So beeilte sich unser Apotheker auch nicht sonderlich, al« er kürzlich um Mitternacht au« dem schönsten, der Verdauung eine» guten Abendessen gewidmeten Schlaf gerüttelt wurde, well unten irgend jemand wie verrückt an seiner Klingel zog. In aller Ruhe verließ er da» warme Bett, stieg in Pantoffel und Schlafrock und steckte die Nase zum Fenster hinaus in die frische, vom Salzduft de» nahen Meeres ge schwängerte Nachtluft: „Sie wünschen?" Ein dunkle Gestalt löste sich vom Klingelzug: „Machen Sie rasch auf! ES geht um ein Menschenleben? Beim Mischen der Ingredienzien soll die Hand de» Apothekers nicht zittern. Also erholte sich der Pharmazeut von Rochefort erst in aller Ruhe von der Aufregung der nächtlichen Störung, und gesammelt schloß er die Tür auf. Im nächsten Augenblick hatte der Apotheker seine Ruhe wirklich nötig. Denn kaum war der Fremde eingelassen, da hielt er dem Pharmazeuten einen blanken Pistolenlauf unter die erstaunte Nase. Der Ueberfallene dachte geistesgegenwärtig sofort an seine Kaste. Die war dank der Einsicht einer wohl wollenden Regierung, die noch keine Kontrolle über die Preise der Medikamente ausübt, gut gefüllt. E» wäre schade um ihren Inhalt gewesen. Doch der nächtliche Pistolenheld wollte kein Geld. Mit sieberglänzenden Äugen zischte er: „Sofort drei Ampulle» Morphium, oder ich knalle Sie über den Haufen!" Angesichts deS drohenden Schießeisens verzichtete der Apotheker schweren Herzen darauf, den merkwürdigen Kunden darüber zu belehren, daß Morphium nur gegen ärzt liche Verordnung auSgegeben werden durfte. Wortlos schloß er «ine Schublade auf und reichte dem Eindringling das Morphium. Erleichtert sah er den unheimlichen Gast enteilen. Ein wenig matt kroch er die Trepp« hinauf ins Bett und dankte seinem Schöpfer, daß der nächtliche Zwischenfall noch so glimpflich verlaufen war. Gleichzeitig nahm er sich vor, nie wieder einen Kunden nachts zu bedienen. Ein an ständiger Kranker meldete sich um Mitternacht so wie so nicht. Leide« hatte der Brave d«n Tag vor dem Abend gelobt. Denn «in«» schönen Morgen» trat sein nächtlicher Pistolen kund« in d«n Laden, holte den verdutzten Apotheker au» seiner Die Weinrechnung des Herr« Geheimrath-. Goethe hat bekanntlich den Wein sehr geliebt, wi« e» in fast allen seinen Werken zu lesen ist. Manche Szene wie di« in Auerbachs Keller spiegeln da» Behagen tyider, da« der Meister beim Genüsse eine» guten Tropfen- empfand. Im Jahre 1874 schrieb er tn sein Tagebuch: „Ohne Wein und ohne Weiber hol' der Teufel unsere Leiber!" Allerdings war der Dichter auch in der glücklichen Lage, die bei dem Erwerb deS Freudentrankes ja nun mal unentbehrlichen irdischen Güter zu besitzen. Die Honorare gingen bei ihm erfreulich ein. Daß er keinen Anstand nahm, sie gegebenenfalls un gesäumt in Rebensaft umzusetzen, davon legt ein Papier Zeug nis ab, das uns noch heute erhalten ist und von der Stadel- Mann-Gesellschaft vor einiger Zeit herauSgegeben wurde. E» stellte eine Weinrechnung der fürstlichen Hoskammer in Wei mar dar. Die von dem Herrn „Hofkammerrath" Atrm» und seinem Nachfolger aufgestellte Liste beginnt mit den Worten: „Beym Schluß der Hoflisten-Nechnung mit Ende de» Monat- März 1802 stand der Herr Geheime Rath von Goethe mit nachstehenden Posten noch in Nest: Summa totali» tn Lauben- thalern 253 Th. 10 Gr. ..." Dann folgt eine genaue Aus stellung all der guten Tropfen, die der Kellermeister de» Her zogs an Goethe geliefert hatte. Einige Male trnrd auch de» „englischen Bieres" Erwähnung getan, das sich Christiane gern zu Gemüte führte. Schließlich aber ist dann zu lesen: „Davon gehen ab: 95 Laubthaler Honorarium für oaS Ma nuskript Mahomet von Herrn Jfsland zu Berlin am 17. No vember 1800 für den Herrn Geheimrath erhalten." Worauf eine neue Liste beginnt, bis es auch dort heißt: „Hiervon gehen wiederum ab: 87. 16. 6 Laubthaler Honorarium für Tancred unterm 22. Jänner 1802 von Berlin erhalten." Auf diese Weise verringerte sich die Weinrechnung auf den Betrag von 74 Thalern, 1 Groschen und 6 Pfennigen, eine Tatsache, die dem Dichter sicher nicht unwillkommen gewesen ist. Hatte er doch genug von dem Geiste, der Wasser in Wein verwandelt. Kriegsurlaub von Cayenne. Die Nachbarschaft auf dem Boulevard de la Madelein« in Marseille kannte Louis Delzieux als einen ordentlichen Kerl. Er hatte Wohl gleich nach dem Kriege ein paar Dumm heiten gemacht, einem Arbeitgeber einen kleinen Betrag unterschlagen, aber das war ja längst verbüßt, und außerdem konnte man einem Manne, der das ganze Völkcrringen an der Front mitgemacht hatte, eine Kleinigkeit zu gute rechnen. Also Schwamm darüber! Schade, daß' die Polizei nicht ebenso dachte. Aber die war neugierig, wie es nun einmal in aller Welt ihr Fehler ist, und als Louis Delzieux kürzlich den Antrag auf die Ausstellung der sogenannten Front kämpferkarte stellte, die dem Träger manchen Vorteil ge währt, da fragte sie erst einmal im GeburiSort des ehe maligen Soldaten an: „Stimmt alles? — „Nein", hieß zu ihrer Verblüffung die Antwort, „denn Louis Delzieux Ist laut hiesigem Register vor 55 Jahren im zarten Alter von zehn Monaten verschieden, kann also unmöglich den Krieg an der Froiit mitgemacht haben." Die Folge von dieser Antwort war, daß die Polizei Meister Delzieux zu sich bat und gleich dort behielt: „Bekenne!" Der Fcstgenommcue ließ sich erst ein wenig bitten, doch dann kam er langsam mit der Sprache heraus. Er hieß in Wirklichkeit Jules Flamant und hatte von der Vorkriegszeit her noch einige Unterschlagungen und andere Kleinigkeiten auf dem Kerbholz. 1912 war er nach Cayenne geschickt worden. Dort gefiel eS ihm freilich nicht recht. Aber wahrscheinlich wäre er doch in der Strafkolonie geblieben, hätte er nicht die Nachricht vom Kriegsausbruch erhalten. Denn nun hielt cs den altgedienten Soldaten nicht mehr. ES gelang ihm, nach Venezuela auSzubrcchen, und von dort kam er nach Frankreich. Auf welche Weise es ihm gelang, sich einen Geburtsschein auf dcu Namen des längst verstorbenen souls Delzieux zu verfcyasten, wollte der Verhaftete nicht ge stehen. Wahrscheinlich hatte er dabei einen Helfershelfer ge habt nnd scheute sich nun, diesen zu verralen. Der schon vierzigjährige wurde als Kriegsfreiwilliger eingestellt, da er nicht gut verraten konnte, daß er es als Julcü Flamant schon in Friedcnszeitcn znm Unteroffizier gebracht hatte. Aber auch jetzt dauerte es nicht mehr lange, bis er sich die ersten Tressen errang, und schließlich schied er nach Beendigung de» Krieges als Kompagnieftldwcbel, die Brust mit fünf ÄuS- leichnungen geziert, ans dem Heere aus. Kaum hatte er den bunten Nock ansgczogen, da schien wieder der alte Adam in ihm die Oberhand zu gewinnen, nnd er beging eine Unter schlagung. Nach deren Verbüßung führte er sich tadellos, um jetzt infolge einer Unvorsichtigkeit in die Hände der Polizei zu geraten. Null wird er sein Leben Wohl in Cayenne beschließen müssen. Meine Fra«, die Filmschauspielerin. Anfangs war im jungen Haushalt der Mondinarol alles wie man so sagt — „in Butter". Die lieblich« Marinccia schwärmte für ihren stattlichen Mann, und dl« Zukunft sah recht rosig aus. Dann kam eS freilich anders. Das Ehepaar begann, sich zu zanken. Warum, weiß der Chronist wahrscheinlich selbst nicht, oder er ist zu diskret, um eS Außenstehenden zu erzählen. Auf jeden Fall schien di« junge Fran von ihrem Mvndinaro die „Nase bald voll" zu haben, und eines schönen Tages war sie verschwunden. Der Mann dachte, seine Mariuccia würde sich Wohl bald wieder einstellen. Was leider nicht der Fall war, denn Monate ver gingen ohne das geringste Lebenszeichen von der Flüchtigen. Schließlich konnte cs als ziemlich sicher gelten, daß Mariuccia nicht mehr in diesem Jammertal weilte. Ob sie nun ihrem Leben ans Kummer ein Ende bereitet hatte, ermordet worden oder verunglückt war. konnte nicht ermittelt werden. Also zerdrückte der arme Witwer ein Paar Tränen, was ihm al» Italiener nicht schwer fiel, und tröstete sich, so gut e» ging. Kürzlich — sechs Jahre waren seit Mariuccia« Verschwinden verflossen — besuchte der Witwer ein Lichtspielhaus. Ein amerikanischer Film wurde gegeben, und plötzlich fuhr eS Mondinaro heiß durch die Brust: Dort auf der Leinwand spielte seine Mariuccia! Zuerst dachte er an Hirngespinste, doch dann überzeugte er sich, daß er recht gesehen hatte. Seine tote Mariuccia spielte unter dem Namen Molly «ine Star rolle. Spornstreichs lief Mondinaro zu dem Besitzer, kurz darauf hatte er die Äewisihcit, daß sein liebes Weib in Hollywood al» vielaesuchter Filmsteru ein angenehme» Leben führte. Darüber hätte der junge Mann von Herzen froh sein müssen. Mußte ihn nicht bisher sein Gewlsten ein wenig gequält haben? O nein, durchaus nicht. Aber froh war er doch über die Nachricht von Mariuccia» fabelhaftem Glück, denn nun hoffte er, auch daran teilhaben zu können. So schickte er ihr statt eine» rührenden VersvhnungSbriefe» ein« Aufforderung durch seinen Anwalt: „Geld schicken!" Di« Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Molty-Mariuccia, die Millionärin, sah ein, daß sie sich einen gehörigen Aderlaß gefallen lassen mußte, und schickte gleichzeitig mit der Schei dungsklage ein paar hunderttausend Lire al» Anzahlung auf eine noch zu vereinbarend« Entschädigung. Inzwischen sind die Verhandlungen soweit gediehen, daß di« Heiden Wieder gefundenen unmtttelbal: vor der Scheidung stehen und Mariuccia ihrem lieben Faulenzer «in, l,ben»lanalich« R«rte zug,sichert Hal. Man sieht, «» gibt auf d« W«tt noch Ra« NM ist sie sttva» zeitgemäß IttvÄ»-
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