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Auer Tageblatt : 24.01.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-01-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735688886-193201244
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735688886-19320124
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735688886-19320124
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auer Tageblatt
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-01
- Tag 1932-01-24
-
Monat
1932-01
-
Jahr
1932
- Titel
- Auer Tageblatt : 24.01.1932
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rt. Hünerbein u !, Uiid ^nx! Line Auster bringt bi» zu 1200 OOO Jung hervor. Würde man dies» Tier« au»wächs«n lassen, so wiirdon sie etwa 1200 Fässer süllen. Bi» zum 1». Jahrhundert war der Pfennig die einzige deutsch« Münz»; «r wurde ursprünglich au, feinem Silber her« gestellt. Die Rind« der Birke wird in steinarmen Gegenden beim Wegebau verwendet, da sie wegen ihr«» Harzreichtum, fast um verweslich ist. In Deutschland kommen auf einen Quadratkilometer 134 Ein wohner, in Frankreich 74. In Aegypten regierten schon SA Jahrtausend« vor Christi Könige. In Petersburg stellte man im Jahr« 1740 «ine Kanone aus Eis her. Der berühmte englische Philosoph Hobbe» trank viel kaltes Wasser, wenn er geistig stark angestrengt arbeitete; tn ähnlichen Fällen rauchte Newton, Bonaparte schnupfte Tabak, Byron trank in solchen Fällen Wein mit Sodawasser. Wett anspruchsloser war Schiller, der bekanntlich in seiner Schublade angefaulte Aepfel liegen hatte, deren Geruch ihr zum Arbeiten anspornt«. Ein preußtsch«r Scheffel umfasst rund SV, «tn Fuder M Liter. Die deutsche Silbermlinm besteht zu SO Prozent au» Silber und zu SO Prozent au» Kupfer. Unsere ö-Mart-GUbermün-e wiegt 25 Gramm, 3-Mark-Stück 1V Gramm, 2,Mark-Stück 10 Gramm, I-Mark-Stück S Gramm. In Amerika rechnet man hier und dort nach einem dreizehn- monatigen Kalender. Pestbazillen können sich im Körper der Insekten vermehren. Man hat berechnet, daß ein «inziger Flohmagen die höchst gefähr liche, unter Umständen tödliche Dosis von 5000 Pestbazillen zu fasten vermag. Handschuhe find dem Abendland seit dem b. Jahrhundert vor Thrtsti bekannt. Um j«ne Zeit lernten di« Römer und Griechen di« Handschuhe in den Perserkriegen kennen. Der Deutsche braucht jährlich 1,14 Paar Schuhe. Etwas mehr braucht der Engländer, nämlich 1,8 Paar, am meisten der Ame rikaner, und zwar 2,5 Paar. Weniger als wir verbrauchen die Franzosen, nämlich 0,98 Paar; noch weniger der Südamerikaner er kommt mit 0,5 Paar jährlich aus. Am wenigsten braucht d«r Rüste, nämlich nur 0,27 Paar. Der Amerikaner braucht demnach neunmal so viel Schuhe al» der Rüste. Im Jahre 1343 kamen die «rsten Stecknadeln auf; bi» dahin bedienten sich die Damen hölzerner Stift«. , fie sich - rngertode in m Not kam mttNch di« sn dannen di« Natur ist eS auch, cholt. Und ungemein er Hinsicht tdeL Ä Bom Dieb zum Käufer Berlin, 22. Januar. Das Schlagwort der heutigen Wirt schaft „Vom Produzenten direkt zum Verbraucher" hat sich eine moderne Einbrecherkolonne ebenfalls in ihrem Sinn« zu eigen ge macht. Um dem häufigen Aergcr und den Auseinandersetzungen mit den Hehlern zu entgehen, beschlossen sie, ein Geschäft zu er. öffnen. Es wurde also von einem älteren Herrn mit Bieder mannsmiene im Erdgeschoß eines Hauses zwei Räume mit zwei Fenstern zur Straße gemietet, Regale aufgestellt, Männer mit Handwagen oder Taxen fuhren vor und brachten Stoffe oder andere Waren, Kunden kamen und gingen wieder schnell, da man anscheinend bei der Preisbestimmung sehr kulant gewesen war — kurz kein Mensch nahm Anstoß an dem scheinbar mustergültigen Betrieb. Umso größer war das Erstaunen, als plötzlich Kriminal beamte erschienen und der Firma „Salomon u. Co.", die sogar über einen Liefer-Handwagen mit dieser Aufschrift verfügte, durch den di« Polizei allerdings auch aufmerksam gewor.en war, einen programmwidrigen Besuch abstatteten. Dabei entdeckte man „Restposten" von anderen Einbrüchen neben ausgewählten erst klassigen Einbruchswerkzeugen, die noch die Spuren ihrer letzten Benutzung zeigten. Das Konsortium, bestehend aus „Millionen- maxe", „Sänger-Paul" und dem Hausdiener, der im Zivil sogar eine Art Liors getragen hatte, war inzwischen allerdings ver schwunden und hatte schnöde die Firma im Stich gelassen. rng, nam- enen Vev- ie Schlag- efung d« a sich von- m Elekt»- Frau Ella Hartogk wegen ihrer Betrügereien vor Gericht. Meyerowitz hatte der alten Frau vorgeschwtndelt, daß „der Geist ihre» Bernd" ihm befohlen hätte, ein „4. Reich" zu gründen, zu dessen Vorbereitung «in „Deutscher Minnebund" propagiert wer den sollte. Zu diesen Gründungen braucht« er Tausende von Mark au» dem Vermögen der alten Frau. Auch Brief«, di« an scheinend au» dem Jenseits kamen und mit dem Namenszu« ihr«» toten Manne» gezeichnet waren, erhielt Frau Grönwald, damit sie in ihren Ideen, die di« Angeklagten für sich ausnutzten, bestärkt würde. Die Verhandlung ergab da» Bild, da» au» ähnlichen Pro zessen bekannt ist. Bei der Vernehmung der Angeklagten Fahren- kamp fragte der Vorsitzende, ob die Angeklagte den Maler Bernd Eroenwald gekannt habe. Di« Angeklagte erwidert«: „Lebend nicht, aber als Geist." Vors.: „Woher wissen Sie denn, daß die ser Geist Bernd Groenwald war?" Angell.: „Mit leiblichen Augen sehe ich sehr schlecht. Aber die Geister von drüben haben eine so unfehlbar« innere Individualität, daß man sie niemals verwechseln kann. Wenn ich einen Geist schildere, dann staunen diejenigen, die ihn lebend gekannt haben." Vors.: „Können Sie uns das nicht vormachen? Können Sie jemanden schildern, den^ ich nenne?" Angekl.: „Nein, ich kann nicht einen Geist absichtlich heranziehen." Vors.: „Wenn es im Laufe der Verhandlung über Sie kommen sollte, daß sie einen Geist sehen, dann sagen Sie uns bitt- Bescheid." Das Urteil steht noch aus. Wiste» Sie das schon? Die Blumen der Georginen, Nelken und Rosen werden dunk ler, wenn di« Erde, aus der sie ihre Nahrung beziehen, mit Holz, kohlenpulver vermengt wird. Hyazinthen werden durch kohlen saures Natron rot, durch Lisenstaub blau gefärbt. Auch durch phospohrsaure« Natron verändern die Blumen ihre» bisherige Farbe. irsälo 8sb3 - Uenäe - 1*elekunken - 8lemen8 empkieklt stisnodslw?ov8tmann, Kus Lcbneederger Ltrslle 13. — kuk ZV. Vorkükrune im eigenen bieim unverdincklioh. Teilzahlung gestattet. L Düllas« zu Nr. LO ve» Au«' Lagedtatl«» uno Attzelgn» für du» Iti-getMsi«. Gotttttag, veu 24. Januar lvsn >on lodernden Vogesen und chen für die r auseinander mensgruß an Fruchtbarkeit lnd wenn die haben, dann n „Palmen", rb, Tannen- sich besonder« in ausgiebiges Dann treten trt und Tann- zu einem selt- Ungen afrika- bter oder auch kein regelloses d die Musik- ins kleinste leberlieferung ibenS, in dem unaufhörlich nter dem die Bricstaubrirtrene Friedrichshafen, 22. Januar. Ein Brieftautenzüchter in Norden (Ostfriesland) ließ am 14. Juli 1930 von einem hiesi gen Gewährsmann fünf seiner besten Tiere zu dem 720 Kilometer langen Rückflug von Friedrichshafen nach der Stadt Norden auf steigen. Darunter befand sich auch «in prächtiger dunkler Täuber, der Liebling seines Schlages. Als die Tauben in Friedrichshafen sreigelasten wurden, herrschte gutes Wetter. Aber auf dem Wege nach Norden setzte stürmisches Regenwetter ein und in der Umgebung des Zieles sogar Hagelschlag. Die gefiederten Boten wurden nach allen Richtungen verschlagen; nur eine Taube kehrte zurück. Auch der Täuber blieb aus, und sein Besitzer gab ihn ver-, loren. Wer beschreibt aber sein Erstaunen, als er vor einiger l Zeit seinen Taubenschlag betrat und ihm fein längst für verloren gehaltener Täuber entgegenflatterte, sich wie früher von ihm aus^ der Hand füttern und streicheln ließ und sich äußerst zutraulich zeigte. Anstatt des Eikennungsringes, den das Tier bei seinem, Abflug im Juli 1930 trug, hatte es einen anderen. Es kann i daraus geschlossen werden, daß der Täuber in „Gefangenschaft",' geraden war und dort ein anderes Erkennungszeichen erhalten hat. Das treue Tier muß dann eine Gelegenheit zur Flucht wahr- genommen und nach fast 16 Monaten den Weg nach Hause gefun den haben. Di« Eisbildung tn der Zelle der Pflanzen schadet dem Leben derselben nicht. Unsere Bäume sind im Winter oft so klingend hart gefroren, daß die Axt des Holzhauers am Eise stumpf wird. Dennoch leiden die Bäume keinen Schaden. Im Gegenteil ver hütet ter Eismantel, da Eis bekanntlich ein schlechter Wärme leiter ist, daß di« Innenwärme der Pflanze zu rasch ausströmt und dadurch die Pflanzentemperatur di« Tiefgrenze überschreitet, deren Kältegrad« das Erfrieren zur Folge haben würden. Der «nglisch« Kri«g»haf«n Stngapore an d«r Südspttze der Halbinsel Malakka heißt »u deuflch „Löwenstadt". miL eS habe serschutzleute mgerten di« junge Mäd- mmerr aber ften fie sich s dankbaren a traf ein r die Speo- hren Träu mst wurde als bis si nn kam ein arter Hand 'ungfrauen- e aus dem Die Botschaften aus dem Jenseits Berlin, 22. Januar. Die Fabrikanten d«r .Polschaften au» dem Jenseits", für die «in« dem Spiritismus ergebe« Greisin kurz vor ihrem Tode große Summen bezahlt«, standen heute unt«r s d«r Anklage de» Betrüge^ und d«r Urkundenfälschung vor dem, Schöffengericht Berlin-Mitte. Die 72jährig« Witwe de» nor^ wegischen Makro B«rnd Gränwald starb Anfang November vorigen Jahr«» infolge eine» Erschöpfungszustandes. Zehn Tage! lang hatte st« gefastet und vor d«m Bilde ihr«» Mannes auf d«n' Knien gelegen, um den Geist de» Verstorbenen heraufzubeschwören Al, di« Kriminalpolizei di« Ursache ihre, Tode» erfuhr, wurde ein versahren wegen Morde» gegen „Unbekannt" etngeleitet, und man sucht« mit höchstem Eifer jene Leute, die d«r Greisin den un verantwortlichen Rat zum Fasten und Kasteien gegeben hatten. Bald darauf mußt« das Verfahren aber eingestellt werden, da sich die Ratgeber nicht «rmitteln ließen. Dagegen wurde festge stellt, daß Frau Grünwald in ihrem letzten Lebensjahr von einer Anzahl angeblicher „Geisterseher" ausgenutzt worden war, die der alten Frau große Summen Geldes entlockten und dafür ver sprachen, d«n Geist ihres toten Gatten sichtbar zu machen. So wurde der Artist Wistuba, der sogar einen Eeisterfilm, in dem der verstorbene Maler die Hauptrolle spielen sollte, mit dem Geld« der Witwe Herstellen wollte, vor dem Schöffengericht Berlin- Mitte zu «tnem Jahr neun Monaten Gefängnis verurteilt. Heu:« standen nun der Schriftsteller Hans Meyerowitz, der sich auch Eringhausen nannte und schon mehrfach wegen Betruges vorbe straft ist, di« Schriftstellerin Anna Fahrenkamp aus Weimar und aber schwur er mii S. M. höchstselbst in eigener Person wäre — ohne Parole ins Arsenal hereinließe, so wolle er, der Oberst, dafür sorgen, daß dem Himmelhund die Augen übergingen. — Um diese Zeit sollte der Avantageur Wunderlich eben dieses Regiments seine erste und einzige Wache schieoen. Er war ein gewandtes Kerlchen von behenden ( beharrlich über von militärischem Diensteifer ganzen ein girier Soldat zu werden. Man er keine Dummheiten machen. Die grausame Geschichte von der verweigerten Parole brannte noch frisch im allgemeinen Gedächtnis, und selbst die verwegensten Dragonerleutnants be folgten neuerdings die Wachvorschriften so ängstlich wie ein lunger Rekrut. An ebendiesem Tage ritt aber auch WunberllchS Oberst und Regimentskommandeur den neuen Gaul auf dem Reitplatz rückwärts des Arsenal« ein wenig für eine bevor- stehende Besichtigung zurecht. Recht zufrieden mit sich, faß er ab, schickte den Burschen mit dem Pferd flug« »ach Hause und schritt rüstig auf die Pforte zu. Er strebte eiliger al» sonst in die Stadt, denn er war für den Abend zum Oberstabsarzt auf ein KrebSeflen eingeladen. Seit einiger Zeit gab eS diese schmack haften Krustentiere auch in den Doaesenbächen, und der Oberst, der sie in Küstrin an der Oder schätzen gelernt hatte, kannte kein herrlichere» Gericht. Der Avantageur sah seine« hohen Vorgesetzte« nahe«. „Aha!" dachte er. »Letzt will er Dich auf die Probe stellen!" Nun, darauf war er vorbereitet. Stramm pflanzte er sich neben sein Schilderhaus, und al» der andere auf sechs Schritt heran war, schmetterte Wunderlich: „Halt! Wer da? — Parole!" Dabei blitzte er seinen Kommandeur forsch an. Der Oberst stockte mit Fuß und — Zunge. »Die Parole?" grübelte er. „Zum Donnerwetter, die Parole!" Morgen» hatte er noch gar nicht erwogen, am Nachmitttm z« reite«, und daher den Kommandanturbefehl nur ganz obenhin gelesen. Ei« Nam« Seele«»«. mitfühlendes norwegischen cheineno war mrt für jeden lsten von den Die Mann- die Offiziere »japanischen Den Armen rnbewohnten ma lieben dem- Fasching» treiben astnacht mit all »och, wie man l fernsten Lage« iferung, an der auch in einer Gebräuche, die « alten Volks- seife an Rhein nur zu begreif, mndenen Zand- »aneben benutzt » geschichtlicher >ner des alter- t, indem sie di« I durch die Tür-1 begeben. Da i Darstellungen I des Grafen I bt gewordener I von dem Ale- I Vaterstadt HaS-1 «S Venedig der I lüpft in lenen I ie alten Volks-1 , Wilhelm Tell I r Grades wie I t General von I S?chs Uhr abcnds wurden die Werkstätten des Arsenals in der gewaltigen, damals deutschen Festung geschlossen. Wenn dann die letzten Arbeiter gegangen waren, zogen an den bewcn engen Durchlaßpforten in den Schmalseiten des riesigen Hallen- rcchtecks zwei Posten auf, und fortan durfte niemand mehr einpassieren, es sei denn, er zeigte einen Ausweis der Zeng- meisterei vor oder nannte die Parole, die tagtäglich eigens für diesen Zweck von der Kommandantur ausgegebc« wnroc. Tas war buchstäblich und bitterböse gemeint wie alles in der großen Garnison, deren beständiges Damoklesschwert der berühmte, der Sage nach allgegenwärtige, ganz sicherlich aber allwissende Kommandierende General des Grenzkorps war. Indessen wie es nun einmal im irdischen Geschehen liegt, selbst in jener Festung wurden strenge Vorschriften allgemach von der lieben Gewohnheit angenagt. Rücklings deS Arsenals lagen nämlich die Reitplätze der Truppen, und wenn die Herren Offiziere dort ihre Rosse nach dem Dienst noch etwa- getummelt hatten, pflegten sie von drüben ihre Burschen mitsamt den Pferden auf einer gräßlich langweiligen und harten Straße -hinter den Mauern und Kasernen lang nach Hause zu schicken, sie felber aber setzten sich auf die Straßenbahn, die an der Vorber- seite der Werkstätten vorüber inS Städtchen führte, und machten es sich angenehm und leicht. Anfangs wußten sie die Parole haargenau, später aber kümmerten sie sich immer weniger und schließlich den Teufel darum. Sie brummten dann etwas in den Bart und waren längst vorüber, ehe sich der ver blüffte Posten zu irgend einem Einspruch aufgerafst hatte. So kam es, wie es — in jener Festung — kommen mußte. Eines Tages stand die alte Exzellenz urplötzlich mitten auf dem Arsenalhof, sprach einen Dragonerleutnant, der munter plau dernd mit seiner jungen Frau vom Reiten heimpilgerte, sardonisch lächelnd an und fragte ihn nach Ausweis oder Parole. Der himmelblaue Reitersmann besaß nicht einen Schimmer von einer Ahnung. Er hatte dem Posten, der ihm vorschriftgemäß das Kennwort abverlangte, behaglich erwidert: „Man nich so neugierig, mein SobnI^und war fröhlich an dem präsentierenden Musketier vorübergewandelt. Das nahm der „Alte", der im Kleinen stets zugleich das Große sah, ver dammt übel. Ein Strafgericht ohnegleichen brach los, und ringsum herrschten Heulen und Zähneklappen. Zuletzt bekam auch der Oberst, dessen Regiment den schuldigen Wachmann gestellt hatte, seinen Spritzer auf den sauberen Rock. Er tobte darüber nicht wenig unb war schwer zu beruhigen. Jedenfalls aber schwur er mit den schwersten Eiden, wenn einer seiner Leute abermals irgendwen — und wenn es der „Alte", ja ' - - - "" - - - Arsenal hereinließe, so dem Himmelhund die „ Um diese Zeit sollte"der Avantageur Wunderlich "'s Regiments seine erste und einzige Wache schieb: war ein gewandte» Kerlchen von behenden Teistesgabei . versprach jm ganzen ein girier Soldat zu werden. Man stellte ihn an die rückwärtige Werkstättenpforte; dort war e» einsam, dort konnte er keine Dummheiten machen. Die, der verweigerten Parole brannte nm, Gedächtnis, und selbst die verwegensten gab er dir Pa» loser Griff, streichelte dem, „ „ , Danach jedoch drohte er ihr» mit dem Finarr. — — Nach dem nächste« Liebesmahl tm Kasino wurde FLH»- rich Wunderlich — er hatte inzwischen die erste Staffel zürn Feldmarschall erklömme« — zum Kommandeur gerufen. Der hohe Herr schien sehr leutselig zu sei« und winkt« ihn abseit». „Sagen Sie, Fähnrich!" sprach er, und seine Luge« blitzten überaus vergnugt. „WaS hatte« Sie neulich gptarr, wen» die ' Parole z. B. Hünerbein gelautet hätte?" Wunderlich schaut« zu tiefst erschrocken zu ihm auf. „Der Mensch versuche die Götter nicht!" entfuhr eS ibn». 2kr ander« aber beharrte im fröhlichen Eigensinn der Weinlaune: „WaS hätten Sie getan, Fähnrich?" Wunderlich überlegte fieberhaft. „Avermal» wM er Mich auf» Ti» führen", dachte er bei sich, „da heißt «S, nur nicht ver blüffen lassen!" Und nach kuiqem Zöger« erwiderte er be scheiden «nd doch zugleich keck: ^Jch wa» vor RatlofigDett in den Bode« gesunken, Herr Oberst. Dann war der Weg f«t," Der Kommandeur stieb mit - der Ma Die Parole Eine Geschichte aus lieber alter Zeit von Franz Adam Beyerlein welcher? Welcher? So lobte er denn fürs erste: „Brav, Avan- tagcnr! Gut so!" und wollte weiter. Vielleicht -i Aber der kleine Wunderlich überlegte: „Halloh! Er will Dich aufS Eis führen. Jetzt kommt «S zum Klappen!" Er ruckte sich also noch strammer zusammen und rief hell, wenn schon mit etwa» scheppernder Stimme: „Erst die Parole, Herr Oberst!" Und ein wenig sanfter fügte er hinzu: „Ich bitte gehorsamst, Herr Oberst." Ein Avantageur wußte ja nie, ob ihm am Ende nicht doch eine Dummheit unterlief. Der Kommandeur wand sich in seinen Gedanken. Da war er sibön hineingetapert. Aber auf» Geratewohl jagt« er: „Gnclseuaui" „L—leider nein, Herr Oberst", erwiderte Wunderlich kleinlaut. Etwas Schreckliches begann ihm aufzudämmern. Eine peinliche, entsetzliche Stille entstand. Der Oberst überlegte: Sollte er etwa die großen Namen au» den Be freiungskriegen durchprobieren? Einen nach dem anderen, Blücher, Scharnhorst, Kork, Kleist, Doyen, Grolman, Horn, Hünerbein usw.? Das war unmöglich. Von rechtSwege» mußte er um!ehren. Aber das war noch weit blamabler. Und vor ollem hätten ihm beim Oberstabsarzt die qnderen die größten Kreb e weggegessen. Am allerwenigsten aber durfte er mit dem Posten parlamentieren und einen faulen Pakt schließen. Denn da» war ja da» Verzwickte: Der andere, der kleine Wunderlich, konnte, durfte nicht zurück. Der Avantagenr aber überlegte: Soll ich fünf gerade sein lasten und auf di« Parole verzichten? Das ging nicht an; es war ein Wach vergehen und unter Umstanden das Ende seiner soldatischen Laufbahn. Und wenn er sich schon überwand, den Overst passieren zu lasten, wie sollte er sich dabei benehmen? Sollte er nach der Vorschrift präsentieren, oder sollte er beiseite sehen? Nein! ES war ganz undenkbar. Andererseits — sollte ein stolzer Regimentskommandeur, immerhin behaftet mit einem kleinen Makel dienstlicher Fahrlässigkeit, vor dem jüngsten seiner Unter- gebenen den offenbaren Nuckzug antreten? Auch das ließ sich nicht vorstellen. Da» Schweigen drückte immer fürchterlicher. Wunderlich schwitzte dicke Angsttropfen, und die Hand, die de« Gewehr kolben hielt, zitterte ihm. In der Einfalt seines Herzen» betete er: „Einen Ausweg, allmächtiger Himmel! Einen Ausweg!" Und er wurde erhört. Das Wernen war ihm sehr nahe. Aber mit einem Male erhellten sich seine Züge. Er spitzte die Lippen und flötete trotz seiner stramm dienstlichen Haltung, ei» wenig heiser und brüchig zwar, aber durchaus verständlich: „Da» ist Lützows wilde, verwegene Jagd." Und noch einmal zuversichtlicher, klarer: „Da» ist Lützows wilde, verwegene Jagd." Der Oberst stutzte. Dann lachte er behaglich. Der Sinn der Vorschrift wurde zwar ein wenig beschädigt, aber der Buch- stabe blieb heil. Oder man konnte es auch herumdrehen. Aus jeden Fall war die verzweifelte Lage beendet, in der zwei gleichstarke Gegner wie «in Paar halsstarriger Widder die Hörner widereinander stemmten, um von rechtSwegen in alle Ewigkeit so zu verharren. Der Zwiespalt war auf eine findi wahrhaft »pfiffige" Art behoben. Waren aber und Pfiffigkeit ausgezeichnete soldatische Tiger
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