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27. Jahrgang Sonntag, äen 17. Januar 1932 IbendS ibends lbend- Bibel- «itag: abend, (ältere abend. anerS- Ukk /lnzeiger fiir -as Erzgebirge stl, N«»«Nt„ »I. posta^u«, «>rnsp»»ch-M,jchü,- R». M M '—' pfUi» -> V»».,»»««,«»HM«,»I,amllich.»s,kao«a»ach»«,„ Nate« »««a»t IM» »«Amtsgericht»Mite. ».l>»^.«.-»- Nr. 14 preffe.photo Berlln-Frledr Reue Schwierigkeiten um den Brotvreir Berlin, 15. Januar. Nachdem die am 22. De zember mit dem Zentraloerband der Bäckerinnungen und den Brotfabriken vereinbarte Herabsetzung der Brotpreise fetzt im wesentlichen im ganzen Reich durch geführt ist, Inacht sich neuerding- im Bäckergewerbe eine starke Beunruhigung wegen de- Steigen» der Roggenmehlpreise bemerkbar. Tier Mehrpreis ist seit Anfang Januar um 1.65 RM, seit der Vereinbarung mit dem PreiSkommissar sogar um 2 RM gestiegen- Für da- Berliner Brot macht da» z. B. einen Betrag von 2 Pfg. au». Wie da» Nachrichtenbüro de» VVZ. erfährt, hat diese Tatsache bereit» zu einem Schritt de« Zentralverbande» bei den zuständigen Stellen ge- führt, wobei darauf hingewiesen worden ist, Lab an- gesicht» der stark -»ra-gesetzte» Lerdienstsdaune da» des VDZ. meldet, beginnen Anfang der kommenden Woche innerhalb de» Reichsrates Vorbesprechungen über den von der Reichsregierung unterbreiteten Nachtrags etat Mr das Rechnungsjahr 1931. Wenn auch der ordentliche Haushaltplan des Reiches für 1931 in Ein nahmen und Ausgaben ausgeglichen war, so sind doch durch die Verschlechterung der Wirtschaftslage im Laufe des Etatsjahres starke Veränderungen eingetreten, die einen Nachtragshaushalt notwendig machten. Der Nachtragsetat wird alle die Maßnahmen etat mäßig berücksichtigen, zu denen die Reichsregierung bi- zum Oktober gegriffen hat, also insbesondere auch di« Notverordnungen. Er wird die Rückgänge bei den Steuereinnahmen deklarieren und andererseits die Her absetzung der Ausgaben, wie sie sich durch die Stun dung der Reparationszahlungen, durch die Kürzung der Ueberweisungen an die Länder, durch die Ge haltskürzungen und durch die übrigen Sparmaßnah men ergeben hat. Insbesondere werden, wie dem Nach richtenbüro noch erklärt wird, im Nachtragshaushalt auch 'die 80 Millionen RM erscheinen, die daS Reich den Gemeinden anläßlich der gestiegenen Ausgaben für die Wohlfahrtserwerbslosen weiterhin zur Verfügung gestellt hat. Diese Reichshilfe Mr die Kommunen wird danach mit insgesamt 230 Millionen ausgewiesen. Die Entscheidung darüber, ob der Nachtrag-Haus« halt Mr 1931 durch den Reichstag verabschiedet oder im Wege einer Notverordnung in Kraft gesetzt werden soll, liegt noch beim Retchsfinanzmtnister bezw- dem Reichskabtnett, soll aber in kürzester Zett getroffen werden. ,ehört der lamlschen i auf den -lngeleitet medaner, sen zu sich Igton ver- Uäublgen sein Ver- 5owie dle Gläubigen rlnkenge- le deS Ra- Feste und natiSmuS begangen. ", aber n Ge« t eine ?r Bv- Bchter in be- Früh- rblung Geld» mithin ell die i M allen er der rfe ge- Die Hoffnungen auf Amerika Vor dem Frontwechsel in der Schuldenfrage? London, 15. Januar. Der Washingtoner Berichts des „Daily Telegraph" schreibt, die-Artikel Mussolinis hatten in amtlichen Kreisen überrascht. Präsiden: Hoover habe immer wie- der betont, daß der erste Schritt nicht von Washington, sondern von Europa ausgehen müsse. Nach seiner Ansicht se es am beste», zu warten, bis sich die europäischen Machte über die Tribut« ge einigt hätten. Ti» solches Vorgehen u!ürdc seine Sti.>ung ,u. den Fall stärken, daß späterhin die europäische» Ma--)t« rml ge naue» Vorschlägen für eine Revision oder Streichung der Kriegs schulden an Amerika herantreto» sollten- Hoover werde dadurch, daß er keinerlei Verantwortung für die Entscheidung in Europa habe, in die Lage versetzt, »och ein- mal an den Kongreß heranzutreten und ihn darauf «mfmerksam zu machen, daß sich das amerikanische Parlament den Ereignissen in Europa nicht verschließen dürfe. Die öffentliche Meinung in Amerika, auf die Mussolini Bezug nehme, verlange. «inen Aus weg aus der Wirtschaftskrise und werde jeden Schritt gutheißen, der von den erwählten Führern empfohlen werde. Die Ameri kaner beurteilten zwar die Schuldensrag« von einem anderen Gesichtspunkte aus als die Europäer, sie würden aber schließlich doch im Interesse des Landes eine Streichung der Kriegsschulden geheißen. Der Berichterstatter des Daily Telegraph stellt Wieg- lich fest, daß sich deutlich die Neigung bemerkbar mache, die ame- rikanische Haltung noch einmal zu überprüfen. Auch der Daily Expreß meldet aus Neuyork, daß ein ameri kanischer Frontwechsel in der Kriegsschuldenfrage als sicher be trachtet werde. Die Kongreßmehrheit, die den Ideen Hoover« noch vor einem Monat feindlich gegenübergestanden habe werde ihre Stellungnahme erneut nachprüfen. Selbst die schärfsten Gegner einer Streichung oder Herabsetzung der Schulden hatten jetzt »ach der deutschen Erklärung, daß weitere Tributzahlungen unmöglich fei«n,«rla.mlttdoß eine Mung.Mundm.o^rnmMe. In Washington spreche man bereits ganz offen die Ansicht au», daß den Vereinigten Staaten nichts anderes llbrigbleiben werd«, als entweder die Kriegsschulden freiwillig herabzusetzen oder überhaupt nichts zu erhalten. Der Nachtragsetat der Reiches Inkraftsetzung durch Notverordnung? Berlin, 15. Januar. Wie das Nachrichtenbüro VDZ. meldet, beginnen Anfang der kommenden gleichen Auffassungen haben wird wie das erste Kabinett Laval. Zum Unterschied von den Franzosen wollen die Eng länder an der Lausanner Konferenz unbedingt festhalten. Wenn es nicht gelingen sollte, in Lausanne bereits eine EinigungSformel zu finden, so wird wahrscheinlich der Vorschlag gemacht werden, eine Kommission zur Prüfung der Einzelheiten einzusctzm und die Hauptkonfevenz vis nach den französischen und preußischen Parlamentswahlen zu vertagen. Endgültiges wird man, wie schon gesagt, erst nach der Rede Lavals sagen können. Aber das vorstehend verzeich nete politische Stimmungsbild aus Paris verstärkt nur den Eindruck, daß man offenbar Zeit gewinnen möchte, um eine bis jetzt noch nicht vorhandene, nicht einmal sichtbare An- Näherung in der Kriegsschuldenfrage zu ermöglichen, in der die Meinungen zwischen Amerika und den anderen Gläubigerstaaten außerordentlich stark auSeinandergehe-n. Wie dem auch sei, mit der deutschen Regierung ist die deutsche Oeffentlichkeit der Auffassung, daß mit der Kon ferenz begonnen werden muß. Eine Auffassung, die man offensichtlich auch in London teilt. Von dort hört man, daß die englische Regierung den Beginn der Konferenz planmäßig am 25. Januar erwartet. Frankreichs Teilnahme immer noch ungewiß? London, 15. Jan. Der diplomatische Korrespon- dent-tzes Daily Telegraph glaubt zu wissen, daß der fran zösische Ministerpräsident Laval gewissen ausländischen Botschaftern in Paris zu verstehen gegeben habe, Frank reich werde an der Lausanner Konferenz nur teilnehmen, wenn es eine vorherige Verständigung mit Großbritannien und Deutschland erreicht habe. Londo rechnet mit achttägiger Dauer London, 15. Jan. Nachdem nunmehr das neue französische Kabinett gebildet worden ist, rechnet man in englischen Rogierungskreisen damit, daß die Tributkonse renz, wie geplant, am 25. Januar beginnen werde. Die beteiligten englischen Minister, der Außenminister, der Schatzkanzler und der Handelsminister, wollen am 23. Ja nuar von London abreisen. Sie hoffen, daß die Konferenz rechtzeitig beendet werden kann, damit sie am 2. Februar entweder wieder in London zurück sein bezw. an der Er öffnung der Abrüstungskonferenz in Genf teilnehmen kön nen. Für den kommenden Dienstag und Mittwoch sind Kabinettssitzungen angesetzt worden, in denen die kommen den Konferenzen vorbereitet werden. Kabinettssitzung in Berlin Noch Ungewißheit über Lausanne — Wichtige Landwirt- schaftsfragen Berlin, 15. Januar. In der heutigen Kabi- nettssitzung werden die Vorbereitungen der Konferenz von Lausanne fortgesetzt. Die Frage, ob diese Kon ferenz eine Verschiebung erleidet, läßt sich auch jetzt noch nicht mit Sicherheit beantworten. Aus Grund der neuen englischen Meldungen, wonach sich die in Frage kommenden englischen Minister bereits zur Ab reise vorbereiten, hält man es in Berlin jetzt für wahrscheinlicher, daß die Konferenz doch noch statt findet, vielleicht aber mit Rücksicht auf die französische Kammerdebatte eine Verzögerung von wenigen Tagen erführt. Die Möglichkeit, daß dle Zusammenkunft dann auf später vertagt wird, bleibt allerdings trotzdem be stehen. Dias Kabinett beschäftigt sich ferner mit einer Reihe landwirtschaftlicher Fragen, und -war auf Grund mehrerer Vorlagen de- Retchsernährungsminister». E« handelt sich dabei in erster Linie um die Erntesicherung im Osten. Weiterhin steht eine Anzahl Anträge auf Zollerhöhungen und Einführung von Kontingenten für Butter, Gemüse ustv. zur Beratung. E- ist jedoch nicht damit zu rechnen, daß diese Anträge vom Ka binett alle genehmigt werden. Schließlich wird man die Frage prüfen müssen, mit welchen Mitteln man dem Valutadumping einiger agrarischer Nachbarländer durch eine differenzierte -unpolitische Behandlung die- ser Länder entgegenwtrken kann. England verlängert den Tribut fü, Oesterreich Wten, 15. Jan. Die Bank van Gnaland hat einer weiteren Verlängerung des der Oesterveichischen National- bank in Höhe von 100 Millionen Schilling gewährten Kre- dite» -»gestimmt. Vorschlag fiir Lausanne er englische Wirtschaftssachverständige KeyneS wünsch^ ^die Vertagung bis nach den französischen und preußischen MA englische Lerschlevvnngrtattlk London, 15. Ja«. Der Schlußteil des bereits irz gemeldet«, Aufsatzes deS Wirtschaftssachverständigen ' Ä Wvchenschrift „New Statesman and Nation" -zieht sich auf die Konferenz von Lausanne und besaat- "e Lage ist noch nicht reif Mr «ine endgültige Regelung i Lausanne in diesem oder dem nächsten Monat. Es gibt ehrere Gründe, aus denen dies bestimmt unmöglich ist. EP« mrd Amerika werden von politischer Erregung be- "r'A... '"-"der- können wir angesichts des Bevorstehens m Wahlen in Frankreich und in Preußen sicher sein, daß b Staatsmänner weder des einen noch des anderen Lan- HE Zugeständnisse machen können, die sie vielleicht merltch als weise erkennen, und die sie in einigen Monaten - machen imstande sein dürsten. Die Beschlüsse, die in a»sänne zu fassen find, könnten die folgende Form anneh- c'N 1- Ein Versprechen der Alliierten, Deutschland noch l diesem Jahre einen präzisen und endgültigen Vorschlag die endgültige Festsetzung seiner Verpflichtungen zu lichen, 2. Eine Vereinbarung, die Entwicklung der Wirt- haftskrtse während weiterer sechs Monate zu beobachten, evor dieses Angebot gemacht wird. 3. Im Hinblick auf >c,e Ziele eine Verlängerung des Moratoriums Deutsch- mds bis zum 15. Dezember und eine Vertagung der Kon- renz um sechs Monate. * Key»««, vertritt.,§lsa s«tn«.Li,nstcht, die «^els-Metschastssach. »ständiger gewann«» hat, daß die Tribute — und ebenso auch e Kriegsschulden der Alliierten — gänzlich gestrichen werden, Mer «r glaubt nicht, daß dieses Ziel jetzt bereits erreicht werden Dime. Daher macht er Len Vorschlag, die Regelung um ein halbes Dahr zu vertagen. Die Gründe, dabei vor allem der Hinweis auf Drankrekch, die,er anführt, sind gewiß nicht von der Hand zu Dessen. Mit vollem Gewicht steht ihnen aber die Tatsache gegen- Mer, daß jede weitere Verzögerung die Lösung der Krisis ver- Dndert. Unverzüglich muß gehandelt werden: das haben vor Wochen schon auch di« Sachverständigen in Basel festgestellt. Wißendem geht es au» den Ausführungen von Keynes, trotz seines von der „völligen Streichung" nicht klar hervor, ob er nur die Vertagungszelt von sechs Monaten oder überhaupt irgend- ^«Welche deutsche Zahlungen noch aufrecht erhalten will. Zwei- MMutig ist zum mindesten, daß er von der „endgültigen Festsetzung ^Wr deutschen Verpflichtungen" spricht. Es ist ganz offenstchtlich, daß sich weite Kreise in England in «nein Zwiespalt befinden: sie haben zwar den unmittelbaren Zu- ßniinenhang von Tributzahlungen und Wirtschaftskrists sehr gut »'gesehen, aber sie befürchten auch, daß die gänzliche Streichung »r Tribut« «in zu großer Gewinn für Deutschland wär«. In Issein Kinne hat sich zum Beispiel gestern Layton geäußert, und le Morning Post sagt dazu, wenn Deutschland wieder zahlungs- hig sei, dann sei e» auch nur recht und angemessen, daß es einen airen Anteil an den allgemeinen Lasten" übernehme. Womit »s mn erneut zahlungsunfähig würde! Offener noch sagt die Lily Mail, eine völlige Beseitigung der Tribute würde Deutsch, md einen ungeheuren Vorteil bringen, die britische Industrie !nne dann niemals hoffen, di« Konkurrenz mit Deutschland aus» 'halten. Man wird sehv gut tun, solche Stimmungen in Eng- md zu berücksichtigen und nicht unbedingt darauf zu vertrauen, ß England bei den künftigen Kämpfen durch dick und dünn mit eutschland'gehen werde. Größere Unterstützung ist anscheinend sch von Italien zu erhoffen,- aus den italienischen, offen b-tt aus üisfolint selbst zurückgehenden Presseäußerungen der letzten Tage zu entnehmen, daß Italien entschieden der ganz radikalen ssnng zustrebt. Dubet ist freilich Amerika nicht auszuschalten, id heute liegen denn auch Meldungen darüber vor- daß in merika selbst di« Einsicht wächst, daß eine volle und endgültige ösung ohne Amerika unmöglich ist. Frankreich; Ansiassung „Geringe Aussichten für die Lausanner Konferenz" PariS, 15. Jan. Innerhalb der französischen Re- ieruna ist seit den Erklärungen Brünings die Auffassung evtreten, daß bei den bestehenden MeinungSverschieden» kiten die Aussichten für die Lausanner Konfere. , sehr gering seien. Ministerpräsident Laval hat dm rutschen Botschafter von Hoesch. der unmittelbar nach seiner Rück- ehr von Berlin Laval Anfang dieser Woche aufsuchte, ohne ede Einschränkung erklärt, daß Frankreich die Auffassung prüningS in der ReparationSsrage nicht akzeptieren rönne Md völlig entgegengesetzter Ansicht sei. Finanzminister klandin hat in der ersten Erregung über die Brüning-Er- ßärungen sogar öffentlich anaekündigt, daß eS un:rr Liesen PmstänLm unnütz sei, nach Lausanne -u gehen. Durch die Regierungskrise ist in Len letzten Lagen ^as Interesse für U RepavattonSprMem hier vorüber- ächmd etwas zurückgetveten. LS ist aber an-unehmen, daß Laz zrortS, KMn« Laval in dies« Lochung «m«i ött