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Der Lsnzler erklärt: Muer Tageblatt /lnzeiger Mr -as Erzgebirge «°ch-U.a«.k «Mich«,»«, n«„ - Dienstag, äen 12. Januar 1S32 27. Jahrgang Deutschland kann nicht mehr zahlen «'. m ». S.M.. j. N.-KL Gerlchishof Im Haag ,u »Pprllftren, was für den All einer n^ «r«»au« ,« ,i«hen Haden, «L VLÄsL^-LW«-- NLLiLnL^L«L der Ver- Repara- Brüninz sranzöstsihr Regierung ihr Verhalten angeficht« der Relcholanzler, über dl, Einstellung der Reparationszahlungen noch nicht festgel««t habe. Der Ministerrat werd« zweifellos am Dienstag darüber beraten. Aus jeden Fall dürfe man annehmen. befreit würde, werde es auch zu gegebener Zeit seine pri vaten Schulden bezahlen können. Unmöglich sei es aber, daß Deutschland die Zahlungen für beide Schuldenkatego rien aufbringen könne. Rundfunkrede vom 7. Dezember erwähnte. S» Mtr jetzt für die beteiligten Mächte, die Schlußfolgerungen aus dem Bericht der Baseler Sachverständige» zu ziehe«. Der Bericht habe noch einmal di« gewaltigen Dimensionen der Weltkrise aufgezeigt und vor allem die verheerenden Folgen ge schildert, di« dies« Krise gerade für Deutschland mit sich gebracht habe. Er führe der Welt die bi» an die äußerste Grenze gehenden Maßnahmen vor Augen, di« in Deutschland zur Bekämpfung der Krise ergriffen worden seien, und erkenne von ihnen an, daß st« in der modernen Gesetzgebung ohne Beisptek daständen. Zugleich beweise der Bericht aber, daß «inseitige deutsche Maßnahmen nicht ausreichen könnten, daß vielmehr di« Lage Deutschland,, di« im weiten Maße di« Ursache für die steigend« finanziell« Lähmung der Welt sei, gebieterisch «in gemeinsam«» Sandeln der Regie- rungen, und zwar «in sofortige» Handeln fordere. Dafür, wohin die Entschließungen der Regierungen gehen müßten, geb« dar Be richt, wenn «r auch auf formulierte Vorschläge verztchte, doch «an klar die Richtlinie an. Gr zeige die tatsächliche Zahlungsunfähigkeit Deutschlands und zeig« darüber hinaus, in welchem engen ursächlichen Zusam- menhange gerade di« deutschen Reparationen mit der ganzen gegenwärtigen Lage ständen. Dabei stelle der Bericht ausdrücklich fest, daß sich di« Voraussetzungen, von denen damals die Verfasser des Voüngplaned ausgegangen seien, grundlegend geändert hatten. Hiermit, so betont« der Reichskanzler, fei im Grunde alle» gefagt. Gs liege klar zutage, daß Deutschland Lage ihm di« Fortsetzung politischer Zahlungen unmöglich mache. Ebenso klar sei, daß jeder Versuch, da» System solcher politischer Zahlungen aufrecht zu erhalten, nicht nur für Deutsch land, sondern für di« ganze Welt zum Unheil führen müsse. Bei diesem Stand« der ^)inge sei der Retch,regi«rung ein Spielraum für Ueberlegunyen, welchen Standpunkt sie einzunehmen hab«, überhaupt nicht gegeben. Eie könn« auf der bevorstehenden Kon> ferenz nichts andere, tun, al» die gegebene Sachlage darzustellen und an die anderen beteiligten Regierung die Aufforderung zu richten, daß st« auch ihrerseit» dieser Sachlage Rechnung trügen und nicht nach Kompromißlösungen suchten, für di« «in« reale Möglichkeit nicht mehr gegeben sei. Abschließend erklärt« txr Reichskanzler, er glaube bestimmt, daß es heute in keinem Lager mehr an der inneren Einsicht in die Notwendigkeit der jetzt zn ziehenden Schlußfolgerungen fehle. Gs komme nur darauf an, auch den Mut zur Verwirklichung dieser Einsicht zu finden und, wie der Sachverständigenbericht sage, die Behandlung wirtschaftlicher Problem« nicht wieder durch politisch« Dedankengäng« beein. flussen zu lasten. Günstige Aufnahme in England London, 10. Januar. Die Erklärung des Reichskanzlers hat in der englischen Öffentlichkeit großes Aufsehen erregt, sachlich aber werden die Aeußerungen Brünings ruhig ausgenommen. Tiie Blät- ter betonen zum Teil, daß eine derartige Erklärung nicht unerwartet gekommen sei, sie führen sie vielfach auf -en Einfluß der nationalen Opposition tzurück. Ter diplomatische Korrespondent des ,/Observer" sagt- natürlich mache die Mitteilung, die da» wichtigste diplomatische Ereignis in der ReparattonSfrage seit dem Hoovermoratortum sei, einen tiefen Eindruck auf die amtlichen englischen Kreise. Die vollständige Streichung aller Schulden sei stets die Politik Eng land» gewesen Frankreich und Amerika hätten je doch den englischen Standpunkt nicht voll verstanden. Die Ereignisse aber nähmen ein schnelleres Tempo an, da» durch den deutsche» Schritt noch beeinflußt werd«. Lar Echo i» der Variier Presse daris, ia Januar. Die gesamte Mogrnprest« beschäftigt sich mit den Erklärungen de» Kanzler, zur Rrparattonefragr. „Oeuvre" meint, man habe von «iner Einigung Europa« durch Zusammenarbeit geträumt. Ziehe Reichskanzler Brüning es vor, Bankerott zu machen? ^Quotidien" bezeichnet di« durch di« offt,i«ll«n Erklärung«» des Reichskanzler, geschaffene Lage al, außergewöhnlich ernst. .... Das Gewerkschaft»-!«« „Le Peupl«" schreibt: von einer ein- seitlgen Kündigung, von der man anfänglich gesprochen habe, jti nicht di« Red«. Die A«ußerung«n des Reichskanzler» legten nur die grundsätzliche Haltung fest, die die deutsche Delegation in Lau. sann« «inn«hm«n werd«, sie schlössen aber nicht die Möglichkeit von Verhandlungen und Abkommen au». Der sozialistisch« „Populaire" sagt, di« Folgen könnten un heilvoll sein, sowohl wirtschaftlich wie politisch. „Mattn" schreibt, man dürfe sich nicht darüber wundern, daß Reichskanzler Brüning am Vorabend einer Reparattonrkonferenz absichtlich seine Karten aufdecken zu müssen geglaubt habe. Journal" behauptet, die Deutschen seien selbst daran schuld, wenn die Antwort d«s französisch«» Finanzmintster» Flandin auf die Erklärungen Brüning» lebhaft gewesen sei. „Echo de Pari," fragt, wa, soll« Frankreich angesichts der Er klärungen Brüning» tun? Etwa den internationalen Gerichtshof im Haag anrufen? E, blieb« noch «in mwtzver weg: Auf di« Gefahr hin, mit der Fiktion der deutsch-französischen Annäherung aufzuräum«n, könnt« Frankreich sein Mißfallen bei der ersten Ge legenheit zum Ausdruck bringen, bet der Frankreich, direkt« oder indirekte Unterstützung nachgesucht würde. Di« deutsch« Wirt schaft hänge nämlich nur an einem Faden. „Figaro" überschreibt seinen Leitartikel: „Der Papiersetzen von Versailles" und sagt: verfügt Frankreich über keinerlei Ab wehr- oder Sanktionsmittel? „Petit Paristen" behauptet, da» Reichrkabinett versuche, unter Ausnutzung der verschiedenen Interessen aufs Neu«, oie ehe maligen Alliierten und ihre amerikanischen Assortierten ausein ander zu bringen. Man scheine aber nicht daran gedacht ^u haben, daß die deutsche Unnachgiebigkeit in Lausanne zum völligen Ban kerott iühren könnt«. „O'dre" meint, wenn die Folg«» der Auslastungen de» Reichn-anzler» materielle Gestalt annähmen, müsse die französisch« Negieru» g sich mit den anderen GläuLigermächten über eine Linie ihr«, Verhalten» verständigen. Keine Ueberraschung in Amerika Washington, 10. Januar. „Washington Gvening Star" berichtet, bei dem überwiegenden Teil der amtlichen Regierungs kreise und der parlamentarischen Kreise habe Dr. Brünings Er- klävung über die Reparattonsfrage keinerlei Ueberraschung hervor gerufen, denn seit dem Bekanntwerden de» Baseler Berichte» sei es lediglich «in« Zeltfvag« gewesen, wann Deutschland das offiziell verkünden müsse, was alle gut unterrichteten Beobachter schon seit langem al» unabwendbar erkannt hätten. Trotzdem werde natur, gemäß die nunmehr geschaffen, Situation große Wellen werfen, besonders auch in Amerika, und Präsident Hoover habe in seiner Jahresbotschaft bereit, darauf hingewiesen, al» «r von den Tat sachen sprach, denen man sich nicht vrrschliehen könne, und di« weitere Schritte in der internationalen Schuldenfrage notwendig machten. Deutschland würde zusammenbrechen, wenn e» Repara tionen und die Privatschulden zahlen müßte, und Deutschland« Zusammenbruch würde in der ganzen Welt «ine Wirtschaftsdemo- ralifierung zur Folge haben, die man kaum zu ermessen wag«. Die Krise, di« Hoover im Juni vorigen Jahre» abzuwenden sucht», wäre wahrscheinlich unbedeutend im Vergleich zu dem Thao», da» ein Bankerott Deutschlands Hervorrufen würde. Di« Zeitung zitiert sodann Stellen au» Professor Diehl» Schlußfolgerungen in d«r soeben hier erschienenen Schrift „Die gegenwärtig« Wirt schaftslage Deutschlands" und «Märt, je eher sich der »undeskon- gveh mit diesen nackten Tatsachen vertraut mache, desto bester wäre «s, denn mit theorttschen Erörterungen über di« internationalen Schuwenverträg« komme inan jetzt nicht mehr »etter. nach Art de» englischen Recovery-Act für deutsche Einfuhr,»eug- nist« zu schaffen, womit ein besonder«« Reparationsfonds gespeist werden könnte. Andererseits hab, die französisch« Regierung be kanntlich di« Bank von Frankreich «rmächtigt, im Juni ve«ange- Frankreich geht nach Lausanne Schwierigkeiten bei den englisch-französischen Verhandlungen 11. 7-nuar Di, Agentur Hava, meldet, daß die sollten, ohne jüe Waffe dastehe., Di, Sachverständi^n wiesen zieruna ihr Verhalten angeficht, d«r Erklärung de» z. B. darauf hin, daß «» möglich wä«, ^«"e « In politischen Kreisen hat die Erklärung des Reichs kanzlers starkes Aufsehen erregt. Man glaubt, daß dieser Satz vom Kanzler nicht so gesprochen worden ist, wie er in dem englischen Blatte wiedergegeben wird. Der Kanz ler hat mit dem britischen Botschafter eine lange Unter haltung gehabt, in deren Verlauf er ihm wiederholt erklärt hat, daß es Deutschland. angesichts seiner wirtschaftlichen Situation unmöglich sei, Reparationszahlungen zu leisten, und daß er bezweifle, daß Deutschland jemals wieder in die Lage kommen werde, Reparationen zu zahlen. Ein Interview B « rltn, 9. Januar. Im Zusammenhang mit öffentlichung der List« der deutschen Delegation für die tionskonf«r«nz in Lausanne emp'ing Reichskanzler Dr. heute den Chefredakteur des WTB. Dieser wies darauf hin, dag diese amtlich« Nachricht di« politische Oefstntlichkeit naturgemäß sehr interessiere und fragte, welche Gesichtspunkte bei der Zusam mensetzung der Delegation beachtet worden seien. D«r Reichskanz ler betont« einleitend, daß der bevorstehenden Reparationskonse renz «ine sehr groß« Bedeutung zukomme. Gr habe es daher nicht nur in seiner Eigenschaft als Reichsaußenminister, sondern auch als Reichskanzler, dem nach der Verfassung die Bestimmung der Richtlinien der Politik zufalle, für seine Pflicht gehalten, trotz der Füll« seiner sonstigen Amtsgeschäfte die Führung der Delegation selbst zu übernehmen. Der Chefredakteur fragte weiter, ob denn der Herr Reichskanzler angesichts der gegenwärtigen politischen Lage eine längere eigene Abwesenheit von Berlin für vertretbar halte. Der Chefredakteur wies hierbei insbesondere auf di« am nächsten Dienstag stattfindende Sitzung des Aeltestenrates de» Reichstages hin, in der bekanntlich auf kommunistischen Antrag über die Frage der etwaigen vorzeitigen Einberufung des Reich», tage» Beschluß gefaßt werden soll«. In seiner Antwort verkannt« der Reichskanzler dieses Bedenken keineswegs, fügte aber hinzu, daß seine Teilnahme an der Reparationskonferenz aus dem ein gangs erwähnten Grunde das absolut Vordringliche sei. Gr halte es übrigens nach der bisherigen Haltung des Aeltestenrates eigentlich für ausgeschlossen, daß sich eine Mehrheit für sofortig« Einberufung des Reichstages zur Behandlung reparationspoliti- scher Fragen finden könne. Die Reichsregierung habe sch-'n bei verschiedenen Anlässen darauf hingewiesen, daß sie keineswegs be. absichtige, den Reichstag als maßgeblichsten Faktor der deutschen Gesetzgebung auf di« Dauer auszuschalten. Vielmehr hab« sie selber bei der letzten Tagung des Reichstages auf den Beschluß hingewirkt, für End« Februar eine erueute Tagung de» Reichstag» in, Auge zu fasten. Die gleiche Haltung nehm« die Retchsregte- rung auch zur Stunde noch ein. Den Etnberufung»termin nun aber «wa auf Mitt« oder Ende Januar legen zu «ollen, sei nach seiner Auffassung geradezu unverständlich. In demselben Augenblick, «0 di« Reich»r«gi«rung sich anschick«, di« wichtigsten vaterländisch«» Interessen de» schwer um seine Existenz ringenden deutschen Bol- k«, vor dem Ausland« zu vertreten, wäre ein« gleichzeitig« Be ratung dieser und de« damit zusammenhängenden Fragen ior dem Plenum de, Reichstages eine völlig« Unmöglichkeit. D.« Frage de, Chefredakteurs, ob er dies« «usführungen de» Reichskanzler, der Oeffrntltchkett Mitteilen dürfe, bejaht« der H«rr Reichskanzler -msdrückltch. Der Chefredakteur fügte hinzu, daß für diese -al- lung der Reichsregierung bei dem größten Teil der deutschen poli tischen Oefsentlichkett nach seiner Auffassung durchau» verständni, vorhanden sei. Wenn da und dort noch Zweifel vorhanden seien so beruhten st« im wesentlichen darauf, daß die Haltung der deut schen Reichsregierung und der deutschen Delegation in Lausanne noch nicht genügend klar Umrissen und in der Oeffentlich^tt erkannt sei. Der Herr Reichskanzler unterdrückt« sein Erstaunen über diese Frage nicht und betont«, daß irgend «in Zweifel an d«, Haltunz ' !r deutschen Delegation ist Lausanne doch nicht gut möglich sei. r brauch» in dieser Htnflcht nur auf di« verschieden«,» deutschen d« l-tzten Leit htWuvH.», u^i er di. «et- Lin energischer Vorstoß Brünings Str Harare Rumbold heute bei Dr. Brüning gehabt hat. Dr. Brüning habe bei dieser Unterredung sich ausdrücklich gegen weitere Reparationszahlungen gewandt. Er habe erklärt, daß Deutschland künftig keinerlei Reparations leistungen mehr machen könne, widrigenfalls daS wirtschaft liche Leben der ganzen Wett in Unordnung geraten würde. Jedenfalls stehe daS deutsche Wirtschaftsleben vor dem Zu sammenbruch, wenn es nicht in letzter Stunde durch end- > gültige Einstellung der Reparationsleistungen wieder belebt ! werde. Wenn Deutschland von den Reparationszahlungen !