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Freitag; äen 2S. September 1S31 2ö. Jahrgang ... und der Völkerbund? Dte Genfer Besprechungen über den Konflikt in Ostafien Gens, D. September. Die heute abend abgehaltenen ver- traulichen Besprechungen der Ratsmitglieder über den chinesisch« japanischen Konflikt waren gegen S Uhr beendet. Gin greifbare« > Ergebnis wurde auch heute abend nicht erzielt. Die Sitzung war größtenteils au »gefüllt mit Erklärungen und Gegenerklärungen der Parteien, au« denen der Rat ein Bild der tatsächlichen Lage und der im Augenblick möglichen praktischen Maßnahmen zu gewinnen suchte. Don chinesischer Seite wird nach wie vor di« sofortige glatte Zurückziehung der japanischen Trup pen vrÄangt, die bei der Gegenseite auf erhebliche Schwierigkeiten und Bedenken stößt. Dagegen hat sich der japanisch« Vertreter nach langem Drängen der übrigen Ratsmitglieder bereiterklävt, seine« Regierung telegraphisch di« Zustimmung zur Entsendung einer Kommission neutraler Beobachter in die Mandschurei vor. zuschlagen. Was die besonders heikle Frag« der Beteiligung der außerhalb des Völkerbundes stehenden Mächte an der Lösung de» gegenwärtigen Konflikte, betrifft, so hat di« Regierung der Ber einigten Staaten heut« Mitteilen lassen, baß sie sich an einer Un tersuchung de, Sachverhalte» in der Mandschurei im Augenblick nicht beteiligen würde. Dagegen verlautet, daß der Präsident d«, völkerbund»rate» beabsichtige, morgen in irgendeiner Form dte VMerbundüversammlung mit der Angelegenheit zu befassen. Volkspartei und Brüning-Kabinett Kein vertraue« zu dm Maßnahme« der Regierung spruch habe, bi» fetzt nicht» zu spüren sei. Di« Leiden Hauptfrage« der Gegenwart seien «ine durchgreifend« Reform der Hamziim- steuer und eine Auflockerung de« Zwangssystemr in der ganzen Wirtschaft. An diesen beide« Richtungen seh« die Fraktion Li, jetzt keinerlei Ansätze Lei der Reichrregierung. Gegenüber den bisher verkündeten Maßnahme« hab« die Fraktion da» Gefühl, daß sie nicht lediglich durch sachliche lleberlegungen, sonder« auch durch Rücksichten auf sozialdemokratisch« wünsch« diktiert worden seien, — Dingeldey betonte, daß von der Entscheidung der Frak tion die Existenz der deutschen Reich,«gierung abhängig sei. Da» verpflichte dte Fraktion außerordentlich», verpflichte st« jedoch auch dazu, all« anderen Möglichkeiten durch unmittelbar« verhmw- lungen zu erkunden. Daß er, Dingrldry, sich seinerzeit mit Killer besprochen habe, sei nur eine Selbstverständlichkeit gewes««. Diese versuche müßten fortgesetzt werden mit dem Ziel, nach allen Richtungen hin «ine absolute Klärung zu schaffen. Am Augen blick könne er nur sagen, daß der Srundton d«r gegenwärtigen Einstellung der Fraktion -um Kabinett Brüning äußerste Skepst» sei. An der Frag« de» verbleibens de» Reich,eußenmintstir« Dr. Turtiu» im Amt sei die Reichetagssraktton aktiv geworden Gr lehne e» ab, irgendwelche Aktionen gegenüber dem Reich» kanzler in Angelegenheiten «ine« Fraktion»mttgli«de» zu unter nehmen. Persönlich habe er dem Retch»aubenminist«r gegenüber ganz offen seine Meinung über dessen politische Situation gesagt, aber lediglich mit dem Ziel, daß Dr. Turtiu» auf dieser Um sprach« di« Entschlüsse basieren könne, di« er verantworte« zu können glaub», erscheine ihm übrigens nicht gerade sehr rühm- lich, den Initiator der deutsch-österreichischen Zollunion, nachdem sie «inen anderen al» den gehofften Ausgang genommen hab«, zu schmähen. Gr nehme an, daß der morgig« Empfang d«» Reich»- auhenminister» beim Retch»prästd«nten «in» Klärung bringe« werde. Telegramm de» Präsidenten de» Völker- bn«d»rate» an China und Japan G««f, N. September. Da, Telegramm, da» der Präsident de, Völkerbund»rate», der spanisch« Außenminister Lerroux, gestern gn di« Regierungen von Thina und Japan gertchtet hat, ist heute veröffentlicht worden. Es nimmt Bezug aus dte gestrig« Sitzung de» Völkerb«nd»vate» und di« Ermächtigung, die der Rat dem Präsidenten de» Rate» erteilt hat, um vorläufig« Maßnahmen zur friedlichen Beilegung de» Konflikte» zu ergreifen. Da» Telegramm Meßt: »Ich hege die feste Leberzeugung, daß entsprechend dem an Sir gerichteten Appell, zu dem micht der völk«rbund«rat ermächtigt hat, Ihre Regierungen all« Maßnah men ergreifen wett»en, auf daß kein« Handlung begangen wird, di» geeignet ist« di« Situation zu v««schlimmem oder der fried lichen Regeln«« de» Problem* vorptgreiftn. Ich werd« anderer- feit» di« vorgesehenen Verhandlungen mit den Vertretern Japan« und Thina, über die Ausführung de» zweiten Paragraphen der Ermächtig,«» (Zurückziehung der Truppen) beginnen. Ich hab« für diese Verhandlungen di« Vertreter Deutschland», Gvohbrttan- nttns, Frankreich» und Italien» hinzuse-ogm." Zum Schluß er. wähnt noch d«r Rat,Präsident, daß den vereinigten Staaten di, Bericht« über di« Tagung d«, Rate» übermittelt »ord«» seien. wiesen, sich für den Abtransport «ach Tharbin bereitzumachen. Man berichtet sogar, daß «r bereit» den Lbmarschbefehl erteilt habe, obwohl di« Regierung von Tokio zöger«. Al» Gesamt»»!, lust« würden von japanischer Seit« angegeben SS Tot«, darunter drei Offiziere und VS verletzte, darunter 7 Offizier». Der gleich« Berichterstatter meldet, daß Tschtangkatschet «in« Kundgebung ver öffentlicht hab«, in der Thina zur Bildung einer gemeinsamen Front gegen di« Japaner auffgefordert werde, wenn d«r Völker- Lund, an den Thina appellier«;, tzie Mandschurei nicht bifreie, jo werde er — Tschtangkaisch«! — di» chinesischen Truppen in d« Kamps sphren und nötigenfalls auf dem Schlachtfeld» fallen, tim di« national« Ehr« zu retten. — Ein» groß« anttjapantsche von Studenten und Beamten veranstalttt« Kundgebung habe gestern in Nanking stattgefunden. Di» japanischen Frauen und Kinder würden h«ut« Nanking verlassen, um nach Schanghai zu flüchten. Japanische Truppen zurückgezogen London, 24. Sept. Der .Tim«»*- Korrespondent in Tokio meldet: Außer hei Mukden, Tschangtschun und Kirin sind alle japanischen Truppen in der Mandschurei in die Etsenbahnzone -urückgezoottn worden. Dte Bericht« von einem Bormarsch gegen Tharbin sind unbegründet. Dafür ist aber die Räumung dieser Stadt durch die japani schen Frauen und Kinder angeordnet worden. Der „LtmeS"- Korrespondent in Peking berichtet: Nach einer dort au» Mukden etngetroffenen Nachricht hätten die Japaner den chinesischen Oberst Kuan, der beschuldigt wird, für dte Ermordung des japanischen Hauptmannes verantwortlich zu sein, um» der sich in chinesischer Hast befunden habe, in ihre Gewalt gebracht. Amerika schließt sich dem BölkerbundSrat in der Mandschurei-Frage an Washington,^ Sept. Staatssekretär Stimson teilt« mit, daß die amerikanische Regierung der Ent- schließung des BöllerbundSvate» bezüglich de» mandschurt- schen Konflikte» vollinhaltlich zustimm« und Noten gleichen Inhalt» an dte Regierungen von Japan und Thina senden werde. Er hab« bereit» in diesem Sinn« informell« Schritt« unternommen und werd« weiterhin auf baldigste Zurück- ziehuna der Truppen dringen. - Der sapanische Botschafter Nebuchi, der am Sonnabend einen Heimaturlaüb antreten Völkerbund la vrlorgulr Kein Krieg, sondern ein „Zwischenfall" London, 28. Sept. Reuter meldet au» Tokio» Tie Japaner bestehen darauf, daß die Vorgänge in der Mandschurei nicht att Krieg, sondern al» Zwischen fall" angesehen werden müssen, der stch au» der Not- Wendigkeit ergeben habe, Recht« und Interessen zu schützen, di« Thina häufig verletzt habe. Demgemäß wird hier allgemein angedeutet, die Regierung werde e» nicht zulassen, daß man von feiten de» Völkerbün de» oder von anderer Seite stch auf den Anttkrieg»- Pakt beruft. Tie Angelegenheit sei vielmehr ausschließ lich zwischen Thina und Japan zu regeln. Japanseindliche Ausschreitungen in Chardin Pari», 28. September. Der Bertchttrstatttr des «Petit Partsteir" in Schanghai stellt die baldige Besetzung Tharbin» durch die Japaner in Aussicht. Tharbin sei der Iuflucht«rt der vor dem japanischen Vormarsch zurückwrtchenden Mandschu-Tmp- pen. Di« chinesisch« BeviWemng von Tharbin sei gegen di« Japaner sehr aufgebracht und hab« gestern Bomben gegen da« japanische Konsulat, dte Koreanisch« Bank, da* Gebäude »tn«r japanischen Zeitung und «in«« japanischen Gesellschaft geschleudert. Opfer seien nichst zu beklagen. Di« Menge hab« auch japanisch« Läden mit Steinen beworfen. Der japanisch« Konsul in Tharbin hab« den KommaMependen her japanischen Arm« um Hilfe ge beten unter Hinwet» darauf, daß die in Tharbin lebenden 4000 Japaner sich in Gefahr befänden. Der kommandierende General habe di« verfügbaren Truppen der L japanisch«« Division ange- Verschärfte Kriegsgefahr in Mafien Besetzung der ganzen Mandschurei durch 8apa»? Lir Lage lu der Mandschurei London, 23. S«ptemb«r. Leber di« Lage in der Mand- schur«i veröffentlicht „Daily Telegraph" mehrere Meldungen seiner Korrespondenten im Fernen Osten. Ein Bericht au» Tokio besagt Japan hatte jetzt dte strategischen Punkt« in der Mandschurei völlig unttr seine« Kontrolle. Di« japanisch« Regierung habe sich vor der vollendeten Tatsach« gebeugt, vor di« sie durch ihre mtlt- tärischen Befehlshaber gestellt worden.sei. Daß diese di« Nation hinter sich haben, steh« außer Zweifel. Dte Regierung habe zwar gestern versichert, daß di« japanischen Truppen nicht über Tschangtschun Linau» nach Norden vorrücken würden; aber die 1000 in Tharbin lebenden Japaner seien in ernster Gefahr und im Notfälle würden di« Japaner zweifellos in di« russisch« In. tevessensphärr «tndrtngen. Ein« Besetzung von Tharbin wüvd« di« russisch, Eisenbahnverwaltung mit der Mandschure« abschnetden. Der Korrespondent d«. „Väth Telegraph" in Mukden meldet, di« japanischem Militärbehörden träfen Vorbereitungen zur völligen Besetzung der Mandschure« einschließlich der chinesischen Eisen- bahnen und Häfen. Die ausländischen Banken in Mukden hätten bi» auf weiter«* -«schloffen. Au» Schanghai wird gemeldet, in Thina herrsche große Entrüstung über das Dorgehen Japan«, und «» sei «ine Verstärkung d«» japanfetndltchen Boykott» zu erwarten. Di« Nanking-Regttmng sei optimistisch, da sie angesichts der Ge fährdung der nationalen Souveränität «ine Einigung mit der Kanton-Regierung zu erreichen hoffe. Hamburger FrccktionSfitzung der Deutsche« Volk-Partei KamLur«, 2». September. Der Pressedienst der DVP. teilt mit: Die heutige Frakttonsfitzung d«r Deutsche« volwpartet nahm dte Bericht« der eingesetzten Fachausschüsse über di« Fragen d«s öffentlichen Haushall«*, der Geld- und Währungspolitik, der Kausztnssteuer und de« gesamten Lohnwesen« entgegen. Da» Ergebnis wird für weiter« Verhandlungen der Fraktion mit der Reichsregierung und sonstigen politischen Stellen die g«g«L«ne Unterlag« sein. Auf Grund eines Berichte» de» Frakttoimvor- sitzenden über sein« Verhandlungen mit dem Reichskanzler über dte erlassenen und geplanten Maßnahmen der Reichsregierung und über die gesamte politische Lage fand eine eingehende Aussprache statt. Di« Fraktion verzeichnet mit großer Sorge und mit lebhaf tem Unbehagen, daß die R«ich»regterung gegenüber einer mit jedem Tag« gefährlich«« werdenden G«samtlage sich zu durch, greifenden Entscheidungen noch nicht hat entschließen können und daß die bisher veröffentlichten Maßnahmen «inen unverkennbar eins«itig»n Tharakter trogen. Dingeldetz zur Stellung der BollSpartttfraktto« zum Kabinett Brüning? Hamburg, 28. September. Zu dem bereit» gemeldeten Kommunique über di« Fraktionssttzung der Deutchsen volkspartei gab der Parteivorsitzende Dingeldey heut« abend vor der Press« einig« Erläuterungen. Er schickte voraus, daß es nicht die Absicht der Fraktion gewesen sei, «tn« programmatisch« Kundgebung hinausgehen zu lassen. Er verhehlte nicht, daß man von einem besonderen vertrauen zur Reichsregierung bei der volk»parttt- lich«n Fraktion nicht gerade sprechen könne. Bei ihr herrsch« vtelmehr der Eindruck vor, daß d«r entschlossene Will» zur wirk« lichen Führung, auf den da» Volk angesichts der eigenen Unsicher, hett den drohenden Gefahren d«* Winter» gegenüber «ine» An- BrotverbiMgung für Erwerbslose in Berlin Berlin, «. September. An Verfolg der in letzter Zeit unttr vorfitz von Minister Schiele im Reichsmintfttrtum für Er« nährung und Landwirtschaft geführten Verhandlungen boten di« Vertreter de» Germania-Zentvalverband«» deutscher Bäcker innungen, de» vebande» deutscher Brotfabrlkanten und der Kon. sumgenoffenschaft für Berlin und Umgebung für Erwerbslose und sonstige Unterstützungsempfänger für Berlin ein« Verbilligung dr, Brote» um 4 Pfennig für «in normale« 28-Pfund-Brot an. von diesem AngeLot ist der Stadt Berlin Mitteilung gemacht worden. Diese Woche noch keine Börse Berlin, 23. Sept. Nach einer Bekannlmachun- de» Börsenvorstande» zu Berlin findet tn dieser Woche eine Notiz von Wertpapieren und Devisen an der Berliner Börse werden. — Di« Notierungen an der Metallbörse werden Donnerstag, den 24. September 1S31, wieder ausgenom men. — In der Zusammenkunft der deutschen Börsen vorstände wurden dte für und gegen die baibi« Wieder herstellung der amtlichen Wertpapternottzen brechenden Gründe eingehend gewürdigt. Ein bestimmter Lag konnte hierfür noch nicht festavlegt werden. E» ergab sich über Einmütigkeit darüber, daß nach Klärung der jetzigen La« — wenn möglich tn der nächsten Woche — die Wiedereröff nung alsbald erfolgen soll. Es wurde dem Berliner vor- stand übertragen, hierüber nach Fühlungnahme mit den übrigen Börsenvorständen zu beschließen. Ae SiedltmgsMe verli«, 28. Gept. Tie In den letzt«» Lagen innerhalb der Reichsregierung abge-altenen vespre» . chungen über den Plan der wistedlung städtischer Er- wertloser auf de» Lands solle», wie dog L." Auer Tageblatt Anzeiger für -as Erzgebirge «och-U««»»!» amwch«,o-komMach«»»d««M,»«,«Mm>»»«ft»-ft.i«» Dr. 224 werden. — Di« Noiierun men. — In der Zusammenkunft der bei i dte für und gegen dte l