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Auer Tageblatt : 26.11.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-11-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735688886-192911260
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735688886-19291126
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735688886-19291126
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auer Tageblatt
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-11
- Tag 1929-11-26
-
Monat
1929-11
-
Jahr
1929
- Titel
- Auer Tageblatt : 26.11.1929
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Litlag« zu Nr »74 de» Vmr Lag»L!att»» und vnzriger» für da» Lrzgebirg». Dlen»tag, den SS. Novem-er 1SSS. e durch dis groben teeren Räume. P — höchstens Briefe schreiben,Dakete-- : Nahe aber nichts Greifbare»-.mehr,, Die Märztage 1848 Ans dem Tagebuch des spAerm Kaisers Friedrich H« Güdssalwien „hebt" -en Fremdenverkehr Ziemlich eigenartiger Mittel bedient sich Südflawien, um Ausländern den Aufenthalt innerhalb der blau^weiß-roten Grenz pfähle angenehm -u machen. Eine unlängst an alle Hotels, Gast- und Kurhäuser erlassene Verfügung macht diesen zur strengsten Pflicht, jeden aus dem Auslände eintresfenden Fremden zunächst In serbischer oder slowenischer Sprache anzureden. Erst wenn ohne jeden Zweifel dargetan Ist, daß der Gast keine dieser beiden Sprachen beherrscht, darf mit ihm in einer anderen Sprache ver kehrt werden. Während jeder vernünftige Wirt sich bemüht, den Gast dadurch, daß er ihn In seiner Muttersprache anrebet, sich nicht metzr flm-en Körper sehnig gestrafst. in der Land «im rote Ros«. Wie «1« Sonwrinblitz flog es -wischen zwei Augenpaaren hin und her. „Zum dreißigjährigen Krieg!" rief Heinrich H6t mit frischer Stimme und steckte Frau llchua ihr» Lieblingsbmme an di« Brust. — Zum zweiten Male im Leden hatten sich ihre Herden gesunden, nicht stürmisch wie «inst, ganiz allmählich, ganz natür lich, aus der NoÜvendWeit gemeinsamer Vereinsamung geboren. Die Enttäuschungen lagen hinter ihnen wie graue Nebel, waren verdunstet wie bi« Phantasiegebild«, dl« sie voneinander in Her zen getragen hatten. Ms dis Beiden am Spätnachmittag durch den immer kürzer werdenden goldenen Herbsttag schritten, sprachen ihre Lippen nicht viel, nur ihr« Hände faßten sich fester zur gemeinsamen Lebenswanderung durch ihre kürzer werdende Erdenzeit. Trauung und Tabakrauchwolken Die standesamtlich« Trauung bietet selbst in unserer die Ab wechslung liebenden Zeit em Erlebnis, das den meisten nur ein mal im Laufe des Erdenwallens zustöbt. Ein wenig Aufregung in Erwartung dieses großen Augenblicks ist daher ganz begreiflich. So nervös wie eine reizende Brünette, die sich kürzlich in Beglei tung ihres Bräutigams vor einem Londoner Standesbeamten einfand, braucht aber doch niemand zu sein. Die junge Dame zitterte vor Erregung wie Espenlaub und schien nicht in der Lage zu sein, die verfängliche Frage des Beamten zu beantworten. „Wollen Sie warten, bis Sie sich beruhigt haben?" fragte dieser deshalb. ,Flein," dankte die nervöse Braut, „doch gestatten Sie mir, daß ich während >ber Trauung eine Zigarette rauche, um mich zu beruhigen." Der Bräutigam hatte gegen dieses bisher noch nie gestellte Verlangen nichts einzuwenden, und schließlich rar.g sich auch der Beamte zu der Ansicht durch, daß kein Gesetzes paragraph das Rauchen während der Trauung verbiete: „Wem Sie nicht anders können, so rauchen Sie." Als nun die Zeremo nie begann, entnahm die junge Dame ihrem Handtäschchen eine Zigarette, ließ sich vom Bräutigam Feuer geben und war nun in der Lage, zwischen zwei tiefen Lungenzügen die verfängliche Frage des Standesbeamten mit einem zwar noch etwas zitterigen, aber doch deutlichen „Ja" zu beantworten. Die übrigen Londoner Standesbeamten sind mit diesem Schritt ihres Kollegen nicht recht einverstanden, den sie befürchten nicht Mit Anrecht, Laß in Zu kunft mehr als eine Braut nervös sein und während der Trauung der beruhigenden Zigarette bedürfen wird. Ein Volk ohne Schriftsprache Eigentümliche sprachliche Verhältnisse herrschen bei den Dungan, einem in Fergana (Turkestan) 'lebenden, ursprünglich chinesischem Stamme, der vor etwa einem Jahrhundert nach dem heutigen Sowjetrußland einwanderte. Obwohl den Ehinesen die Kunst des Schreibens seit etwa sechs Jahrtausenden bekannt ist, haben die Dungan eine Sprache, die sich schriftlich nicht wieder geben läßt. Die Grundlage bilden nämlich chinesische Mundarten, in di« aber zahlreiche arabische, russische und andere Idiome aus genommen wurden. Einzelne davon werden geradezu gesungen, wofür sowohl dem russischen als auch dem arabischen oder sonst einem Alphabet die Ausdrucksmöglichkeit fehlt. Auch die chinesi schen Ideogramme versagen bei der Dungan-Sprache, da sie ihre russischen und arabischen Teile nicht wiederzugeben vermag. Ver Garten unter Sem Ozean Es klingt wie ein Märchen aus Tausend und einer Nacht: Tief unter den Wogen des Atlantischen Ozeans erstreckt sich ein blühender Garten. Md doch ist dies Wunder Wirklichkeit. In Glace Bay, an der Küste in Neu-Schottland, befindet sich eine Kohlengrube, deren Stollen vom festen Lande bis weit unter die Meeresoberfläche verlaufen. Der Betrieb ist auf das modernste eingerichtet. Trotzdem fehlt auch nicht die Romantik. Ein Berg mann kam nämlich auf den Gedanken, sich und seinen Kameraden einen Ersatz für di« Naturschönheittn zu schaffen, die sie unter Tage fast ganz entbehren müssen. So (egte er denn einen richti gen kleinen Blumengarten an, in dem die Kinder Flora» tm Schein« elektrischer 300 Wattlampen auf das schönste gedeihen Geranien, Wicken und manche andere Arten blühen hier viele Meter unter den Fluten des Atlantik. Sie gedeihen ebenso gut wie ander« Blumen im Sonnenlicht, allekding» erfordern sie größere Pflege und welken früher. mir. ,/Prinzessin Victoria fesselte ihn immer mehr und schon bald hatte er di« Ueberzeugung gewonnen, „daß wir wohl zu- einander passen werden." Er hielt bei der Königin und dem Prinzgemahl um die Hand der Prinzessin an und schreibt dann am 20. September an sein« Eltern: „Ich empfind« eine Selig keit, die Ich nie gekannt und unbeschreiblich ist meine Dankbarkeit gegen Gott, der alles so gnädig und wunderbar leitete." Der großen Jugend der Prinzessin wegen sollte er ihr seine Werbung erst zu Ostern des nächsten Jahres kunbtun. Dis dahin sollte seine Absicht Geheimnis bleiben. So geschah denn auch. In Tibet verschollen Sn christlichen Kreisen Indien« ist man über da» Schicksal des im ganzen Lande bekannten eingeborenen Missionars Sundar Singh besorgt. Er verließ im April dieses Jahres seine Station in Bhot, um ein« Missionssahrt nach Tibet zu unternehmen. Beim Abschied sagte «r zu seinen Angehörigen: „Din ich im September noch nicht heimgekehrt, so nehmt an, daß ich eines nicht natürlichen Todes starb." Der September kam, und bis beut« Ist noch keine Nachricht von Sundar Singh über den Hima laya herübergedrungen. Schließlich machte sich sein« Frau in Be- gttttung M«, anderen Missionar, auf hi« Such« nach d«m Ver- mißten. Di« Einreise nach Tibet wurde ihnen nur dadurch «r- mögllcht, daß sie sich al» Arzt und Aerztin ausgaben, die Medika- ment« zur Bekämpfung einer Lholeraepidvmie bringen wollt«,. Nach einigen Wochen «rsolglvs«r Nachforschungen erregten beide doch den Verdacht d«r Tibetaner und mußten über di« Grenz, nach Indien fliehen. Die Hoffnung, daß Sundar Singh noch an Leben sein könnt«, ist jetzt fast aufgegeben worb««. Es gibt zwei Theorien über di« Art seine» Tode». Di« «In« nimmt an, daß«, der Eholera -um Opfer fiel, di« and«re glaubt, er sei von rack- süchtigen Lama» «rmordet worden. In Tibet ist jeb« christlich« Missionstätigkeit streng verboten, und schon gelegentlich einer früheren Reis« dorthin war Sundar Singh bis aufs Blut gepei nigt worden und nur mit knapper Not dem Tod« entronnen. Da mal» hatten ihn di« Tibetaner auf Befehl b«» Oberlama» von Rasar in Men Brunnen geworfen. Drei Tage lang lag Sundar Singh mit gebrochenem Arm auf dem ausgetrockneten Brunnen fuß zwischen den lleberresten Hingerichteter Verbrecher. Sn der vierten Nacht hörte er plötzlich, wie der Brunnendeckel gelüstet wurde, und ein Tau flog zu ihm herunter: ,Mnd« dich fest!" Sundar Singh gehorchte und wurde an dl« Oberfläche gezogen. Als -er seinem Retter danken wollte, war niemand zu sehen. Der Inder glaubte nun selsenfest, er verdanke seine Rettung einer höheren Macht. Da ihm außerdem einige fast wunderbare Heilerfolg« beschicken waren, so verehrten ihn die indischen Christen als Heiligen. Auch den Europäern erschien er als eine hervorragend« Persönlichkeit von geradezu faszinierendem Auf treten, und sein End« wird allgemein bedauert. frisch«« Viere» iboUn lassen -u dürfen. Er leerte e» mit großem Beüqgen und schritt dann, -war nach denklich gestimmt, aber boller Genuß ein« Zigarette rauchend, -um elektrischen Stuhl. Är nahm lächelnd darauf Platz, warf den Zigarettenstummel fort und btte» V»n ihn festschnallenden Beamten den Rauch in» Gesicht. Wenige SlMnbltcke später Hatto de« elektri sche Strom sein lvAk getan. ' ; / —s— 2uch Metten lvsl Bki-r« von Getta Staab» Nun war das Yamllttnmst geworden. Auch der jüntzste Bogel war hinausgefiatterl in V» Wett, dl« so verlockend vor ihm lag. Frau Ursulla Fest Wch In W großen, totenstillen Wöhn- stube und r«ckte ihre Arm» sdhinstMsvoil m den Herbstabend, der draußen blutrot in abstekdendenWaumkronchr erlosch. Daß sie ihn festhalten durste mit ^schützenden Mutter armen, den Klei nen, den Reinen! Aber die MutterpfKcht fragt« nicht Nach Schmerz der Mütterseel«, dl« fragte nur nach Glück und Vorteil des Kindes, und das verlangt« den selbständigen Flug in di« Welt, wie die anderen Kinder ihn auch verlangt hatten. - Der Jüngste war das getreue Abbild Heinrich», seines Vaters — und doch! — SchmerOch zogen sich die Mundwinkel der Vereinsamten nach unten, «in» scharfe Falte grub.sich -wi schen die Brauen. Wie sollte es werden, wenn nun auch da» letzte Kind gegangen, da» letzt« Bindeglied- Gtt-fröstette Plötz- ilich. Ruhelos wanderte sl« durch bis großen teeren Mum« Nicht» zu tun — zu sorgen — höchst packen für die Ferne, in der Nähe < nichts, bas sich in sprudelnder Lebendigkeit ihr entgegen>.warft 1 Was ihr dieses letztgedvren« Kind gewesen. Ls hatte da» VW kerringen noch mit Unschulbsaugen angesehen und mit seines Lachen Jahre der Angst, Augenblicke eiskalter, grenzenloser Ent-'.' tau sch ung durchsonnt. Nun war die Sonne fort, und nicht» wat' geblieben als dieses gräßliche kalte Gefühl im Seeleninnern, das eit dem Wiedersehen der Gatten damals nach dem Krieg« sich ttetig vermehrt hatte. War ihre Liebesglut zu beiß, ihre Sehn- ucht M brünstig gewesen nach beni Manne da draußen, der für ein Volk, seine Familie, für sie kämpfte? Di« Jahre der Tren nung hatten den in bester Mannevkraft Ausziehenden in ihrer Erinnerung mit einen: Glorienschein umhüllt. — And als 'bas nächtelang erträumte Wiedersehen Wirklichkeit wurde, da war es grau und kalt wie ein Novemberabend. — Da hatten sich zwei Menschen in grenzenloser Enttäuschung gegenüber gestanden, die bange Frage im weidwunden Blick: ,Mist du es wirklich — wo blieb deine Jugend, deine Schönheit?" Aber die Seelen, die in glücklichen Iugendtagen so fest ineinander verwurzelt waren, die wollten sich von dem äußeren Bild nicht Abschrecken lassen, bi« tasteten voll tiefer Sehnsucht Nacheinander: „Bist du sie noch — hie andere Hälfte meines Seins, die mein glückseliges Leben war?" — Die Stunden, die Tage, die Jahre gaben kälter und kälter werdende Antwort: „Du bist sie nicht mehr — dein Teil an mir hat die Zeit gemordet, die Kriegszeit, der dürre Alltag." In dem ehemaligen Soldaten war mit des Vaterlandes Zusam menbruch auch im Seeleninnern etwas zusammengebrochen, was ein Teil, seines besseren Selbst gewesen. Er konnte sich Nicht hineinfinben in den plötzlichen Umsturz aller Begriffe. Jeder in seine eigenen, trübseligen Gedanken vertieft, so saßen sich die Beiden am Abend in der Eßstube gegenüber und würgten die Bissen der Mahlzeit hinunter. Die Totenstille war erdrückend. Plötzlich ein leises Geräusch oben an der Wand — bi« winzige Klapptür der Schwarzwälder Uhr sprang auf, ließ den kleinen bunten Holzvogel scheinbar neugierig zu den Schweig samen hinüberlugen, und „Kuckuck — Kuckuck" ries er siebenmal lustig hintereinander. Dann war der kleine Kerl wieder ver schwunden. Die beiden schweigsamen Menschen Hoden die Köpfe, sahen sich an, lächelten wehmütig. „/Weißt du noch, als der Junge ganz klein war und immer Bimmel guck rief", kam es plötzlich von Frau Ursulas zuckenden Lippen. Ihr Mann nickte, räusperte sich, seine Stimme Mang heute so seltsam rauh: ,-Jetzt muß er gleich ankommen." NM hatten die Gedanken, die Worte der beiden gleichen Kurs: Der Junge und nochmals 'der Junge! — Sie blieben an diesem so gefürchteten Abend zusammen im selben Zimmer, fan den es dort am wärmsten. — Und es war merkwürdig, seit das Nest leer geworden war, fand es der eine bei dem anderen immer wärmer als allem im Zimmer, wo kalte, graue Gespenster in den Winkeln hockten, die nach dem Seeleninnern lasteten, ja es kam so weit, daß Frau Ursula die Rückkehr ihres Mannes aus dem Geschäftsbüro täglich mehr ersehnte, daß er die lästigen Nörge leien vergaß, wenn sie ihm schon von weitem mit einem weißen Briesblatt winkte. Dann steckten sie di« Köpfe immer dichter zusammen und lasen uNd freuten sich an dem Prachtjungen, der . .ihr eigen war. Aber es gab auch graue Tage, an denen kein Iugendwort aus der Ferne zu dem allmählich alternden Padre drang. Da fürchteten die beiden verejnsainten Menschen die Oede noch mehr, sie fühlten sich in ihrer jetzigen Lebenslage auf einander angewiesen. Aus dieser trockenen Notwendigkeit heraus kam allmählich ein gegenseitiges Betrachten, Mb da fand Frau Ursula, daß Heinrich doch zu viel arbeite, daß er kräftigere Kost brauche. Sie sann seinen früheren Lieblingsgerichten nach, stellte Blumen in sein Zimmer, damit es nach den unbehaglichen Büro räumen wieder freundlicher ausschs. Die ganze ausgespeichert« Mütterlichkeit in ihr, die in Briefen Md Postpaketen nicht genug Platz hatte, fand endlich wieder ein Betätigungsfeld an dem Äeltesten in der Familie. Der fühlte sich auch gar nicht dadurch in seiner Ehre gekränkt, sondern ertappte sich dabei, daß er wie einst in verklungenen LugendjahrM seine Blicke Vst nicht los- reißen konnte von der Anmut ihrer fürsorglichen Bewegungen, auch wenn die Hand nicht Mehr jung, der Gang nicht mehr so leichtfüßig war. — Lin knapper-Jahr seit dem Ausflug des Jüngsten war ver gangen. Der dreißigste Berlddungstag der Beiden stieg im Herbstnebel empor. Di« letzten Jahrs hatten sie den Tag nie gefeiert, nicht daran zu rühren gewagt, später gar mitunter ver gessen. — ' Ob Heinrich wohl heute daran denken wird? — Dreißig Iahrel — Frau Ursula wartete. Er wünschte ihr wie gewöhnlich guten Morgen, sah ihr dabei wie forschend in di« Augen, bann ging er in das Büro. Der Briefträger brachte reich« Post von den Kindern, auch vvm Kleinen, aber es war merkwürdig, sie konnte sich nicht so daran freuen, "war ordentlich zerstreut b«t dem Lesen. — Sie war heute so unruhig, lies in ihrer stillen Wirtschaft hin und her, rüstete «in besonderes gute» Mittags- miahl, dann stand sie und wartet« und sah hinaus in bas kämp fend« Wallen d«r Herbstnebel, btt bas Sonnenlicht nicht hindurch lassen wollten. Plötzlich tanzte «in Goldfleckchen auf der Diel« Mw noch «in» und immer noch «in». Hatten sie btt böswilligen Nebel sieghaft durchbrochen, oder Garen st» durch btt Titr ae- Mdpst- sä deren Rahmen plMch «tm Männergestatt stand, den Man muß H. O. Meißner Dank wissen, baß -er bas Tage buch des späteren Kaisers Friedrich II. von >1848 bis 1866 -^Ver lag Köhler, Leipzig) der Oeffentlichkeit unterbreitete. Die März tage von 1848 durchlebt« der damalig« Prinz Friedrich als Jüng ling von 17 Jahren. Es zeugt für seine 'Urteilskraft, baß die Nachrichten aus Paris über die dortig« Februarrevolution in ihm sofort Besorgnisse erregten. Achnliches könnte sich auch in 'Berlin ereignen. Obwohl man ihm gegenüber -geltend machte, daß solche Dinge in Preußen unmöglich wären, blieb er hartnäckig bei seiner Ansicht und er behielt Recht. Soviel auch schon über die Marzereignisse in der preußischen Hauptstadt geschrieben worden, bereichern doch die Tagebuch eintragungen des Kronprinzen unsere Kenntnis von diesen ver hängnisvollen Tagen. Am 13. verzeichnet er: „Eine ängstliche Spannung und Unzufriedenheit las man deutlich auf allen Ge sichtern." 'Als «r von der Reitbahn, wohin er an diesem Tage gefahren war, zurückkehrte, flogen bereits Aepsel gegen ihn, Gr ellen drohten mit Fäusten. ,Mon allen Seiten", heißt es, „erhob sich Hohngeschrei gegen mich und sehr anständig gekleidete Leute schrien mit; zum Glück blieb bas Volk beim Hohngeschrei und ließ uns noch durch." Am 18. ging -es schon sehr toll zu. Ganz ge fährlich wurde di« Situation am 19., als der Kampf am 18. be reits Todesopfer gefordert hatte. Das Volk lärmte und tobte ,-in wahrem Wutgeschrei, als wollte es bas Schloß stürmen". Da trat König Friedrich Wilhelm IV. im lleberrock, die Mütze auf dem Kaps«, aus den Balkon hinaus. Sein Erscheinen sollte noch ein Versuch sem, btt unten auf dem Platze vor dem Schloß Heulenden zu beruhigen. Es bot sich ihm und der Königin, die sich nicht hatte abhalten lassen, ihn hinaus zu begleiten, ein unerwartetes Schauspiel. „^Tierisches Geheul und Gebrüll ertönten, und was sah ich?" so beschreibt -der Kronprinz die schreckliche Szene. An 30 Leichen waren auf Bahren gestreckt, waren mit blvßgelegten Wunden und mit Laub geschmückt, in förmlichen Reihen vor dem Balkon aus gestellt. Scheußliche Proletariergestalten im ekligsten Aufwand, Waffen in der Hand, umstanden -die Bahren, und heulend zeig ten sie dem König bald die geballten Fäuste, balb drohend die hingestreckten Leichen. „Aus den drei am Platze mündenden Straßen", fährt er fort, „kamen andere im Trabe und trugen Leichen aus Brettern und Kulissen, di« eilig nur hinaufgeschoben waren, und drohten grinsend dem König, ebenfalls auf ihre Last beutend. Das Gebrüll hörte gar nicht auf und man -sah deutlich, daß die Wut dieser Menge aufs äußerste gestiegen war." Was der Prinz bei diesem AuMg selbst fühlte, faßt er in die Worte zusammen: „Eine weitere Beschreibung davon zu geben, vermag ich nicht, es war zu grauenhaft und schauerlich. Entsetzt, fast besinnungslos starrt« ich zurück und sank auf einen Sessel; btt ganze Gewalt und das Furchtbare jenes Moments fühlte ich mehr als «s -auszusprechen ist; ich war in einer wahren Verzweiflung." ISehr interessant» lauten auch btt Angaben des Tagebuchs über btt Flucht des Prinzen Wilhelm, des nachmaligen Kaisers Md -Königs, in -dessen Person man den Hauptträg«r der Reaktion erblickte und haßte. Er hatte sich aus der Pfaueninsel beim Hof gärtner Wntelmann in Sicherheit gebracht, wo er -auch, bevor er sich im geheimen nach England -begab, von seiner Familie Abschied nahm. Hierüber berichtet der Kronprinz zum 21. März: „Wie «s völlig bMkel war, rief uns Papa plötzlich in die Stube hinein, in der er mit Mama länger allein gewesen war, und hier knieten wir nieder, und Papa betete laut mit vor Tränen erstickter Stimme. Dann umarmt« er uns und schnitt sich den Backenbart ab, zu welchem Zweck ich ihm noch eine Schere besorgen mußte. Ich war in einer solchen Verzweiflung, daß ich nicht glaubte, diesen Schmerz überleben zu können, und war mir's, als müßte mein Gehirn zerspringen." Nachdem er -dem Ausbruch seiner Gefühle freien Lauf gelassen, ermannte er sich Mb der starke Gottesglaube, der diesem Unglück entkeimte, ist gang besonders kennzeichnend für di« preußische Königsfamilie. ,-Ich hörte" — so läßt sich Prinz Friedrich Wilhelm in seinem Tagebuch verneh men — „m mir «ine Stimm«, di« mich mahnte, meinem Schmerz Einhalt zu tun, zu bedenken, daß es einen Gott gebe, der ja alles, auch das größte Unglück für gut finden und nach seinem uner- forschlichen Ratschluß am besten lenken kann. In diesem Augenblick nahm ich mir fest vor, auch in dem -größten Unglück stets mit Ruhe Md Festigkeit mich zu benehmen MH niemals meines gnädigen Gottes zu vergessen. Einen wesentlich erfreulichen Eindruck machen die Auszeich nungen des Kronprinzen, in denen er erzählt, wie «r zum ersten Male seine zukünftige Gattin, die -englische Prinzeß Royal, die Tochter der Königin Victoria, sah. wie allmählich in ihm «ine heftige Liebe zu ihr entbrannte, btt mit gleicher Leidenschaft er widert wurde. Am 14. September 1855 schreibt er seinen Eltern: ,/Prinzeß Royal hat sich sehr formiert und obwohl nicht viel größer als die Königin, steht st« doch viel hervorragender au» wie sie. Ihr Ausdruck ist seelenvoll und spricht von Verstand. Be sonder» viel sagen die Augen. Haltung und Gang stnd sehr gra- -iS», vhn« grmacht -u sein." Am 16. September berichtet da» Tagebuch freudig: „Prinzeß Royal drückt mir immer mit großer Herzlichkeit die Hand morgen» und adend» und sehr fest. E» ist viel Aiurmi in ihrem und daZ M Hz
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