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Vt» »74 LagMatt und «nzstg« für da» Gr-gedtrg«, Lien»tag, den »S November 19»» in da» Ernst aewkchlt. 1S0S trat er al» Jnnemninb- ster tn da» Kabinett «arrter «in und wurde «ach des« fe« Rücktritt im Oktober de» gleichen Jahre» Minister präsident. Die Durchführung der Lrennungßgesche und Vie Festigung der Beziehungen zu England ließ er sich während der dreijährigen Dauer seiner Regierung be sonder» angelegen sein. Während de» Kriege» bekämpft« er mit großer Schärfe alle verständtgungwersuche und näherte sich so dem Nationalen Block, zu dessen Zu friedenheit er vorn November 1917 bi» Januar 1920 die Regierung leitet«. Den Höhepunkt seiner politischen Tätigkeit bildete die Friedenskonferenz von Versailles, wo er mit unerbittlicher Schürfe seine deutschfeindliche Politik Verfolgte. Nach den PrästdentschafrSwahlen im Januar 1920, bei denen er gegenüber DeSchanel unter lag, -og er sich au» dem Politischen Leben zurück. Cm Sieg äer Pamen Völlige Flamistenmg der Genter Universität Der belgische Ministerpräsident Ja spar hat schwere Tag« hinter sich. Nicht nur, bah bi« deutsch - französischen Verhand lungen über den Zusammentritt der zweiten Haager Konferenz ihn, den Präsidenten d«r Konferenz, gründlich verstimmten, auch mnerpolitische Streitfragen setzten chm so -u, bah er mit seinem Rücktritt drohen mutzte, falle überhaupt eine Einigung -u er zielen war. Di« belgische Krisis drehte sich um bi« Flamisierung b«r Genter Universität. Die liberal« Partei, die mit den KathoMon bas gegenwärtige Kabinett Caspar bildet, war bisher die Hüterin der französischen Linheitssprache in Belgien und wehrte sich au-fs äutzerste gegen weiters Zugeständnisse an die Flamen. Wider Erwarten ist jetzt die Entscheidung aus einer Konferenz der Liberalen mit 31 gegen 16 Stimmen für die voll ständig« Flamisierung der G«nter Universität gefallen. Einige französische Vorlesungen bleiben freilich erhalten, doch trugen diese Udigrich fututtatwrn Eharakter. Nm Dienstag dürfte die Entscheidung über den neuen Gesetzentwurf in der Kammer fallen. Vermutlich werden 15 Liberale gegen den Entwurf stim men, an der Annahme der Vorlage besteht gleichwohl lein Zwei fel, da zahlreiche Sozialisten dem Entwurf gleichfalls zustimmen werben. Die Liberalen stunden vor einer schweren Entscheidung, denn der Rücktritt des Ministerpräsidenten Jaspar hätte -um Sturz des Gefamtkabinetts geführt und Neuwahlen im Ge folge gehabt. Letztere wären unvermeidlich gewesen, well eine katholische Minderheitsregierung unmöglich ist und die Beschlüsse des letzten 'sozialistischen Parteitages über die Schulfrage ein j Zusammengehen von Katholiken und Sozialisten unmöglich machen. Aus Neuwahlen wären überdies die radikalen flämi schen Parteien und vermutlich auch di« Sozialisten verstärkt her- vvrgvgangen, so das; bas gegenwärtige Regierungspcogramm, das eine Senkung der Steuern vorsieht, leichfalls unter den Tisch gefallen wäre. Dazu kommt, datz das Jubeljahr des belgi schen Staates IWO unmittelbar vor der Tür steht. Aus diesen politischen Erwägungen heraus glaubten die belgischen Liberalen die Verantwortung für eine Regierungskrisis nicht übernehmen zu können. Dir Folge davon ist -ein hMderiprozentiger Sieg der fliÄnischen Bewegung. Lampsl auf freiem Iuß Peter Martin Lampe! ist mit seinen Mitbeschnb- digten v. Bollwitz und Schweninger am Sonnabend vormittag um ^12 Uhr aus der Untersuchungshaft in Neiße entlassen worden, nachdem sie vorher noch einer einstündigen Vernehmung durch! den Untersuchungsrichter Landgerichtsrat Dr. Tzschentke, unterzogen worden wa ren. .Im Hofe des alten, früher einmal ein fürstliches Palais darstellenden Landgerichts, warteten die Frauen von Schweningen und Bollwitz und begrüßten glück strahlend ihre Männer. Alle drei Enthafteten machen einen sichtlich abgespannten Eindruck. Wenn sie auch — wie sie hervorheben — im Untersuchungsgefängnis auf, das Menschlichste behandelt wurden, so hat sie doch hie so überraschend über sie gekommene Verhaf tung und Untersuchung sichtlich mitgenommen, v. Boll witz (groß!, schlank, Offiziersthp, sicheres Auftreten), ge gen den bekanntlich die schwerste Anschuldigung erho ben wird, nimmt scheinbar auch jetzt die Führung in die Hand. Er erklärte sofort auch im Namen seiner beiden Kameraden: Wir wollen von uns aus nichts in die Zeitung bringen. Wir haben die Erfahrung ge macht, daß durch derartige Veröffentlichungen das Ver fahren unnötig kompliziert wird, wir aber wollen ihm seinen Lauf lassen und nicht eher sprechen, als bis das Gericht die Sache abgeschlossen erklärt. Schon jetzt sind durch Nennung von Namen von angeblichen Zeu gen unnötige Erschwerungen eingetreten. Man hat Na men verwechselt und eS muß! nun erst mit Mühe fest gestellt werden, daß diese mit dem Fall nichts zu tun haben. Vor allem die Veröffentlichungen in Zeitungen, die sich — .wie Bollwitz mit Betonung sagt — „natio nal schimpfen", haben den Fall kompliziert. Trotzdem erklärte Lampel: Selbstverständlich stehe ich zu allem, was geschehen ist. Köhler war ein polnischer Spion und wegen Spionage von drei Staatsanwaltschaften ge sucht. 'Vom Korps war ein Haftbefehl gegen ihn er lassen worden. Ich war Offizier und tat meine Pflicht, aber — das muß ich wiederum entschieden betonen — geschossen habe ich nicht. Wie ich! als Mensch.zu der Tat stehe? Las richtet sich nach meiner Einstellung zu der Frage des Tötens überhaupt, und ich bin stets und prinzipiell ein Gegner des Tötens. — Lauche! bittet dann, ihm doch etwas Ruhe zu geben. In der ersten Minute nach der Entlassung, nach einer eingehenden Vernehmung, könne man noch nicht so über alle» spre chen. v. Vollwitz zieht ihn mit Schwtningen fort, in dem er sagt: Sie werden es verstehen: wir sind das erste Mal wieder ungestört beisammen, da» erste Mal außerdem treffen wir uns seit acht Jahren. Und es gibt auch manches zu besprechen und zu vereinbaren, was Mr un» persönlich wohl nicht ganz unwichtig ist. Strafanzeige gegen Major a. D. Pabst Dem „Dell. Tagebl." zufolge ist bei bei Staatsanwaltschaft be, Berliner Landgerichts II.eine Strafanzeige gegen den Mqjvr a. D. Waldemar Pochst MM BnstMmg zur Ermordung Karl Lieh knecht» un» Rcha Luramduam etngHängeeu Die Äntzeig« Mp sich tu»chll«ab«w auf da» Beweisergebni, in her Straf-, fache wegen Beieittguna de» Rechtsanwalt, Som, durch Redak teur Bernstein und weist darauf hin, bah, wie insbesondere durch bst Zeugen Som, und VstbMam» festgestellt fei, Pichst den Auf trag zur Ermordung der führenden Kommunisten gegeben hab«.! Dst Anzeige weist noch darauf hin, datz sich Pabst unter dem Namen eine» Kaufmann, Walter Peter» aus Hamburg dst österreichisch« Staatsangehörigkeit erschlichen habe. Volksbegehren für fünf Parteien Tin Plan M, Zusammenlegung -er politischen Parteien Die ,Kölnische Zeitung" veröffentlicht einen Aus ruf Barmer Fabrikanten zur Veranstaltung eines Volks-! begehrens über eine Zusammenlegung der politischen^ Parteien. Durch Volksentscheid soll festgesetzt werden, datz für den Deutschen Reichstag nur drei Parteien, näm lich eine Partei der Rechten (Partei der Konservativen), eine Partei der Mitte (Staatspartei) und eine Partei der Linken (Partei der Sozialisten) -u-ulaffen feien. Nötigenfalls soll auch die Zmasfung von fünf Parteien in Bettacht gezogen werden, nämlich einer Partei der radikalen Rechten, einer Partei der Konservativen, einer Staat-Partei, einer Partei der Sozialdemokraten und einer Partei der radikalen Linken. Alls übrigen Par teien Nützten Anschluß! an die drei oder fünf Politi schen Parteien suchen. Die» fetzte voraus, datz einigende Formeln gefunden und neue Parteiprogramme ausge stellt würden. Für die einmal geschaffenen, in sich homogenen Parteiprogramme hätte sich jeder politisch Tätige sowie jeder wahlberechtigte Deutsche zu entschei den. Die Volksvertretung der Länder und Kommunen würde sich später in ähnlicher Weife zu entwickeln ha ben. Bet diesem Volksentscheid, fo heißt e» in dem Aufruf, handelt es sich in Wahrheit um eine diktato rische Maßnahme, d. h. um den Millen, dem heillosen Wirrwarr von Interessengruppen ein Ende zu machen und zu stabilen Politischen Verhältnissen zu kommen. Der Vollstrecker aber ist das Volk! Die Aufklärung der Bombenattenlate Dst weitere Untersuchung tn der Sprengstoffangelegenheit hat, wie LandgerlchtodirMor Dr. Masur in Altona in einer Presfebesprechung mAteilt«, zu neuen wesentlichen Erfolgen ge führt, so baß nunmehr ber gesamte Komplex, soweit er sich auf Schstswig-Holstein und die Provinz Hannover erstreckt, als nahezu völlig erledigt angesehen werden kann. Einmal ist die Aufdeckung weiterer Attentate geglückt, und zwar handelt es sich dabei um das Attentat auf das Finanzamt in Winsen am 27. No vember 1928. Di« Ädee zu diesem Anschlag ging, wie heute erklär? wurde, von Herbert Volck aus, der auf Grund seiner Beschäftigung mit Sternkunde un- anderen mystischen Dingen auf den Gedanken gekommen war, Attentate zu verüben. Es ist bemerkenswert, daß es Dolcks Absicht war, die ersten Attentate im Hannoverschen, in Lüneburg, durchzuführen. Daß dieser Ge danke nächt in die Wirklichkeit umgesetzt würbe, ist dem Umstande zu verdanken, daß die Attentäter das Negierungsgebäude, dem der erste Anschlag gelten sollst, von Schutzpolizei bewacht fanden. Die Attentäter — es kominen dabei in Frage der Gemeindevor steher Amandus Dick (Rönne), der Landwirt Franz Luhmann (Elves) und John Johnson (Husum) sowie Herbert Volck — mußten deshalb von Lüneburg umkehren und wandten sich nach Winsen. Das WiNsener Attentat wurde mit dem hochexplosiven Sprengstoff Trinitrvrtoluol ausgeführt, den Herbell Volck beschafft hatte. Daß die gefähr liche Spremgstöffladung in Winsen nicht zur Erplosivn kam, ist darauf zurückzuführen, daß das Paket durch Regen völlig durch näßt war. Weiter wurden dst drei Anschläge in Lüneburg in der Nacht zum 1. August und in der Nacht zum 6. September (auf die Villa des Rechtsanwalts Dr. Strauß und bst Landkrankenikasie am 1. August und auf das Regstrungsgebäude am 6. September) aufgeklärt. Die Täter waren hier wiederum Amandus Dick und Franz Luhmann. Außerdem waren an diesen Anschlägen be teiligt der Landwirt Ernst Decker aus Rottoll (Kreis Winsen) und !der Hilfsweichensstller Hermann Manecke, gleichfalls aus Rottois. Bei dem Doppelattentat am 1. August waren beteiligt Dick, Luhmann und Becker. Becker bewachst das Auto, in dem die Attentäter zum Tatort gefahren Awaren, während die beiden andern dis Anschläge bei Dm Strauß und bei der Landkranken- kasse ausführten. Das nächste Attentat in der Nacht vom 5. zum 6. September auf das Regierungsgebäude führten Dick, Decker und Manecke durch. Luhmann war verhindert, weil an dem Tage seine Kuh gekalbt hatte. Für ihn mußte der Hilfsweichensteller Manecke, ein Stahlhelme!, einspringen. All« zu diesen Anschlägen verwendeten Spreng körper stammten aus der bekannten ,Habrik" in Altona-Flottbek. Sämtliche vier Personen haben ein umfassendes Geständnis vor dem Landgerichtsdirektor Dr. Masur abgelegt. Es wurde gegen sie auf Grund der Paragraphen 5, 6 und 7 des Spreng stoffgesetzes Haftbefehl erlassen. Auf Grund dieser Paragraphen dürften alle an den Anschlägen Beteiligten eine Mindeststrafe von fünf Jahren Zuchthaus zu gewärtigen haben. Dr. Masur ging dann nochmals auf den HandgranatenaNschlag in Wesselburen ein, der fetzt 'dahin auf geklärt ist, daß Klaus Heim nächst mit zwei weiteren Personen nach Wesselburen fuhr, um diesen Anschlag durchzuführen. Der eine der Mitfahrenden war Herbell Schmidt, der andere ist noch nicht zweifelsfrei festgesstllt, doch besteht der dringende Verdacht, daß es Nickels war. Geständig ist Herbert Schmidt. Dst Hand granaten hat nach seinem Eingeständnis Amandus Dick beschafft, bei dem, wie erinnerlich, schon früher 35 Handgranaten gefunden wurden. Lieber dst Rolle, die Kapphengst bei den Lüneburger Atten taten gespielt hat, wurde folgendes ermittelt: Kapphengst kündigte Amandus Dick telephonisch seine Ankunft an und bedeutest ihm, daß er Bomben mitbringen werde. Ws dann Kapphengst mA Dick sufommentraf, übergab er ibm zwei Bomben mit dem Be merken, daß er jetzt keine Z«it hätte, di« Sache weiter zu Ver fölgen. Dick mußte also zunächst dst Bomben mit ins Haus nehmen und darum besorgt sein, sie möglichst bald wieder los zuwerden. Er zog dazu Luhmann ins Verstauen, und beid« be schlossen dann die Durchführung der Lüneburger Anschläge. Besonders bemerkenswell ist dst nunmehr endlich geglückte Feststellung -es Bombenlagers. Den wochenlangen Ermittlungen der Kriminalpolizei ist es ge lungen, dieses Lager in Karlumfeld im Kreis« Niebüll, und zwar in dem einsamen Bauerngehöft von Peter Holländer, das etwa 60 Kilometer nördlich von Husum hall an der dänischen Grenze liegt, sesttzusstlleir. Dst Sprengstoffe wurden End« Januar mA einem Auto von Nickels bis in die Gegend dicht vor Husum gebracht, wo sie von einem zweiten Wagen von Sohn Dohnsen und Herbert Volck übernommen wurden. Dies« beiden brachstn dst drei Kisten Sprengstoff und mehrer« Pakete mA 700 Spreng kapseln nach Kartumfäd, zu Holländer, wo dst Sprengstoffe zu nächst in einer Truhe im Wohnzimmer versteckt wurden Hol länder war in dst Bewegung verstrickt worden durch «ine Rede Volck», dst dieser aus einer Landvolkoersammlung gehalten hatte. Diese Rebe hatte «ine solche vaterländische Begeisterung in Hol länder entflammt, daß er sich der Bewegung zur Verfügung stellst. Der Sprengstoff wurde, nachdem man ihn zunächst in den Originatkisten gelassen hatte, auf denen noch dst Fabrikzeichen stand«, kurz« Zett darauf nochmal, umgebettet. Nickel» und Johnsen erschienen nach zwei Tagen in Karlumfeld, um das Material in unverfängliche neue "Kisten zu packen. Dst Original kisten, dst vermutlich von Dynamit Nobel stammten, wurden teils vernichtet, teils abgehobelt, so daß der Ursprung nicht mehr zweifelsfrei festzustellen war. Holländer ist sicher ein Mann, der das Beste wollte und der glaubte, eine gute vaterländische Tat zu vollbringen. Nach seiner eigenen Darstellung bei der Ver nehmung war ihm bei der Llebernahme des Sprengstoffs in sei nem Gehöft so feierlich zumute, daß er sich feinen Gehrock anzog und ein selbstverfaßtes Gedicht von sieben bis acht Strophen vortrug. Das Versteck für das Sprengstofflager ist außerordentlich raffi niert gewählt worden. Von Husum in Richtung Niebüll fah rend, kommt man kurz hinter Leck an einem Fahrweg vorüber, der zu dem einsamen Gehöft Holländers führt. Der Weg führt zunächst bis Au einem kleinen WäibabschnAt, durch den nach allen Richtungen hin Schneisen laufen. Zwei dieser Schneisen führen zu einem freien Stück Ackerland, über das man schließlich zu dem Gehöft Holländers kommt. Sprengmaterial wurde bei Hollän der nicht mehr vorgefunden, das Verbleiben des gesamten Mate rials ist noch nicht einwandfrei aufgeklärt. Es ist aber mA eini ger Sicherheit anzunehmen, daß der weitaus größte Teil der Sprengstoffe, wenn nicht überhaupt alle, einmal zu den Atten taten selbst, weiter über zu den umfangreichen Vorverfuchen, die im FabrUar und März angestellt wurden, aufgebraucht wor den ist. Zu den Meldungen über neue Verhaftungen erklärt Dr. Ma sur, daß es sich dabei vorwiegend um polizeiliche Festnahmen handele. Auf dst Anfrage, ob bereits Feststellungen hinsichtlich dee Anschlag? in Berlin und ferner auch bezüglich der Finanzierung der Unternehmungen gemacht worden seien, und ob in diesem Zusammenhang auch Spuren nach Berlin führten, äußerte sich Dr. Masur sehr zurückhaltend dahin, daß er den Ausdruck Spu ren" zwar bestätigen könne, baß nähere Darlegungen jedoch im Augenblick zu dstsen Fragen nicht gemacht werden könnten. firrest gegen öas vermögen Ser Sombenlegtt Wie der Lüneburger Land espresi «dienst erfährt, wird beim Amtsgericht in Lüneburg dringlicher Arrest gegen das Vermögen der wegen der Lüneburger Bombenanschläge verhafteten Hof besitzer Vick, Becker und Luhmann, sowie des Hilfsweichenstellers Mahnecke in Höhe der durch diese Anschläge verursachten Schä den beantragt werden. Rechtsanwalt Dr. Strauß bezifferst den ihm durch bas Attentat erwachsenen Schaden aUf 5000 Mark. Der Schaden der Regierung werde ähnlich hoch angegeben. Der Lüneburger Magistrat werde sich wegen des Schadens, den dst Stabt erlitten hat, dem Anträge der Regierung ans-chließen. Zuchthausstrafen für Lustfahrls- fplonage Nach vstrzehittägiger Verhandlungsdauer wurde in dem LuftfahrtsspioNageprvzeß, ber unter Ausschluß der OeffentlichkeA geführt wurde, vom Reichsgericht in Leipzig bas Urteil verkündet. Es wurden verurteilt: Der 28 Jahve alte RegieruingSbaumeister Eduard Ludwig, zuletzt bei der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt (D. V. L.) in Adlershof (Berlin) zu fünf Jahren Zucht- Haus, der 45 Jahre alte Techniker Eduard Scheide zu sechs Jcch- ren Zuchthaus, ber 39 Jahre alte Photograph Ernst Huttinger zu drei Jahren einer Woche Zuchthaus. Sämtlichen Angeklagten werden ein Jähr und fünf Monate auf die Untersuchungshaft angerechnet. Außerdem wurde gegen alle drei Angeklagten auf Verlust "der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von fünf Jahren erkannt. Die für bst SpwNage erhaltenen Geldbeträge wurden als der Reichskasse verfallen erklärt. Der Angeklagte Ludwig wurde von der außerdem gegen ihn erhobenen Anklage wegen Verstoßes gegen bas Gesetz gegen den unlauteren Wett bewerb in zwei Fällen freigesprochen. Nach dem Ergebnis der Verhandlung hab«, wie her Vor sitzende, Senat »Präsident Lorenz, ausführst, in Berlin «ine Orga nisation bestanden, dst sich mA der Ausforschung und Ermittlung militärischer Geheimnisse, die die Luftfahrt beträfen, bejahst. Der Leiter der Organisation sei ein gewisser Astpandrowstt gewesen. Zu dieser Organisation 'habe Scheibe mindestens seit dem Januar 1928, Huttinger mindestens seit Februar 1928 und Ludwig min destens seit Mäi 1928 gehört. Scheibe, der lettischer Staats angehöriger ist, sei der von Wetändrowfki im Auftrage einer fremden Macht b«Aählst Spion gewesen. Er habe den Auftrag erhalten, Material von ber deutschen Versuchsanstalt für Luft fahrt zu beschaffen. Scheibe, der mit Ludwig besannt sei, habe Schnupfen Kann man nicht immer verhüten, aber immer erfolgreich bekämpfen mit — Forman