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I Beilage ßU Rr. A-it des viuer Taaeiünt »«d vinyia«'» ist t>a» lLr^nbirge. Eonnabend, den S. November 1V2V. Pottttsche Unterhaltungen mit Goethe E» amtet sehe unwahrscheinlich <m, daß man heute noch etwa» wirklich Neue» von und -über Goethe sollte erfahren kön nen. E» ist aber tatsächlich so. Und -war verdanken wir dies den Bemühungen de» Literarhistoriker» H. L. Houken, dem es im Jahr« 1SW gelang, in Genf öle bisher al» verschollen gelten den Auszeichnungen des schweizerischen Republikaners und Natur wissenschaftler» Göret über Goethe, Soret» Tagebücher und Brief« an Goethe, fowie eine grob« Anzahl anderer bisher un bekannter Weimarer Korrespondenzen aufzufinden. Der aus Genf gebürtige Soret war Erzieher de» Erdgroßherzogs Karl Alexander, wurde al» solcher sozusagen Verbindungsoffizier -wi schen Goethe und dem Hof, wurde trotz aller Gegensätzlichkeiten Goethes jüngster Paladin, und es gelang ihm, was fast keinem anderen gelang, Goethe in politische Gespräche zu ziehen, in deren Verlauf Goethe sich sogar überwand, «ine der seinen .entgegen gesetzte Ansicht ohne olympisches Grollen anzuhören und zu dis kutieren. Dies« Aufzeichnungen Soret» sind unter den, Titel ^FrLdSrie Soret. Zehn Jahr« bei Goethe. Erinnerungen an Weimars klassische Zeit" in der Bearbeitung von Houben im Verlag Brockhaus erschienen. Wir sind in der Lage, daraus folgende Abschnitte zum Vorabdruck zu bringen. 3. Februar 1830. Meine heutige Unterhaltung mit Goethe war ziemlich aus- gedehnt, aber inhaltlich nicht allzu bedeutsam, wenigstens soweit si« sich um den „Gloke" und den „Tempo" drehte; beide Jour nale las Goethe damals eifrig. Das brachte ihn daraus, mir sein« Ansichten über einige französische Schriftsteller mltzuteilen. Was ich darüber in meinem Tagebuch ausgezeichnet habe, Hebe ich hier wörtlich wieder, um so wenig wie möglich den ursprüng lichen Gedankengang zu entstellen. ,Ouizot Ist einer der Männer, wie ich sie am höchsten schätze", erklärte er, „er ist tüchtig; er hat gründliche Kenntnisse und zeigt einen aufgeklärten Liberalismus, er hält sich von den extremen Parteien fern und geht seinen Weg für sich. Man hat ihn soeben in dl« Kammer gewählt, und ich dm gespannt darauf, wie er dort auftreten wird." — ,-Leute, die ihn naher kennen," warf ich ein, ,-haben ihn mir als «Inen argen Pedanten in jeder Beziehung geschildert, besonders seine steifen Umgangs formen würden ihm al» Abgeordneten schaden." -- „Es fragt sich noch," entgegnete Goethe, „ob das wirkliche Pedanterie ist; alle Menschen mit regelmäßigem Lebenswandel, mit bestimmten und festen Grund sätzen, die viel nachgedacht haben und das Leben ernst nehmen, erscheinen in den Augen oberflächlicher Beobachter leicht als Pedanten, besonders in den Augen der FraMvsen." „Dillemain", fuhr er fort, „ist ungleich glänzender, ein größe rer Meister des Wortes; die Kunst der Rede beherrscht er voll kommen. und er Ist nie verlegen, den schlagenden Ausdruck zu finden, der überrascht, die Aufmerksamkeit fesselt und zum Beifall hinreibt; aber er ist viel oberflächlicher als Guizot, hat viel weni ger Erfahrung, ist viel weniger Philosoph." „Cousin kann mir nichts Besonderes geben^ ich bin ja nun einmal, so leid es mir seinetwegen tut, ein Deutscher, und die Philosophie, die er in Frankreich als neu verkauft, ist mir'seit langen Jahren geläufig; für die Franzosen ist er sehr anziehend, er bringt sie auf etwas Neues; uns aber kann er nicht viel helfen, denn wenn man seine neuen Wortprägungen in den üblichen (philosophischen) Jargon übersetzt, finket man sich immer wieder unter lauter alten Bekannten." „Bei Courier bewundere ich seinen Stil und seine Natur geschichte; tatsächliche Vorgänge weiß niemand so klar darzulegen wie er; aber von Philosophie ist er fast ganz verlassen; er hängr aber auch noch an gewissen schulmäßigen Vorurteilen oder tut wenigstens so. Man kann bei ihm -um Vielwisser werden, aber sehr tief geht es nicht." All diese Aeußerungen waren mir höchst interessant, da sich zufällig in Dumonts Manuskripten ganz ähnliche Urteile über dieselben Männer finden; ich deutete ihm das an und nahm mir vor, sie ihm abzuschreiben, um beide Urteile vergleichen zu können. Vas brachte uns auf das Problem der (Benthamschen) Nützlichkeitslehre und Goethe äußerte darüber folgendes: „Es ist mir vollkommen rätselhaft, wie sich ein so vernünftiger, gemäßigter und praktischer Mann wie Ihr Onkel zum Schüler und überzeugten Bewunderer dieses Narren Bentham hergeben konnte." Und nun entwickelte er darüber eine Theorie, die nm bewieß, daß er Bentham ebensowenig begriffen hatte, wie durch weg alle seine Gegner. Ich habe in Bentham immer zwei Wesen unterschieden: Bentham das Genie, das die Grundsätze aufstellte, di« mein Onkel herausarbeitete und dadurch der Vergessenheit entriß, und Bentham, den Schwärmer, der selbst über die Gren zen feiner Lehre hinausstürmte und in einem blinden Nützlichkeits fanatismus in der Politik wie in der Religion zum Radikalen ward. Dazu erklärte Goethe im Laufe des Gespräches: „Darin eben liegt für mich das Rätsel und das neue Problem, daß ein Greis am Ende seiner Laufbahn noch ein Radikaler wird." Ich versuchte, diesen Widerspruch folgendermaßen zu er klären: Bentham ist von der Trefflichkeit seiner Lehre und der Ueberlegenheit seiner.Gesetzgebung heilig überzeugt; sie in Eng land durchzuführen, dazu bestehl ohne völligen Wechsel des herr schenden Systems .keine Aussicht; mit der Außenwelt kommt er fast garnicht in Berührung, die Gefahr, die «in plötzlicher Umsturz hsraufbeschwört, kann er nicht beurteilen, daher beherrscht ihn nur der eine leidenschaftliche Wunsch, seine Lehre siegreich durchzu fetzen. Dieser Umsturz ist sein sehnlichster Wunsch, auch wenn er damit in Widerspruch -u den Folgerungen .gerät, die sich aus sei nem System ergeben, wenn man es richtig erläutert, denn er selbst ist, völlig weltfremd, dazu am wenigsten geeignet. Der scharfsichtigere, leidenschaftslosere Dumont (Sorets Onkel) be dauerte die radikale Lleberspanntheit dieses Genies und ist selbst nie in diesen Fehler verfallen. Goethe: „Ihr Onkel war ein gemäßigter Liberaler, was jeder vernünftige Mensch in allen Lebensschichten ist oder sein sollte, was Sie sind, und was ich selbst während meines ganzen Lebens sein wollte. Der wahre Liberale sucht mit den Mitteln, die ihm zu Gebote stehen, soviel Gutes zu wirken, wie er nur kann; er zieht nicht blindwütend mit Feuer und Schwert gegen Mißstände zu Felde, sondern sucht das Gute zu benutzen, um das Bessere zu erreichen." Nebenbei bemerkte er noch: „Bentham ist nur einen ober zwei Monate älter als ich; wir beide müssen nun wohl unsere Wege nebeneinander hergehen und aufpassen, wer am längsten leben wird." — „Merkwürdig," fügte er noch hinzu, „daß ich mich in meinem Alter noch mit einer Person und einer Philosophie befaßen soll, von denen ich mir nicht hätte träumen lasten, daß ich mich jemals darum bekümmern müßte." 20. Oktober 1830. Zweck meines heutigen Besuche» war, im Auftrage Ihrer kaiferl. Hoheit Goethes Ansicht zu hören über einen silbernen Wappenschild, den der Prinz der Arm'brüstschützengesellschaft als deren neues Mitglied schenken soll. Unsere Unterhaltung ging bald aus ganz andere Dinge über, und Goethe wollte von nur hären, wie ich über di« St. Slmonisten denk«; ich sollte ihm alles sagen, was ich über sie wisse, und ob ich zu d«m einen oder ande ren von ihnen vielleicht Beziehungen gehabt hab«. Das veran laßte mich, darauf hinzuweisen, daß die St. Slmonisten mit Fleiß bis Meinung verbreitet hätten, Bentham und Dumont gehörten zu ihrer Sette und feien nicht» weiter al» gelehrige Schüler St. Simons. Goethe eiferte daraufhin (wieder einmal) gegen das lltilitätsprinzip, aber sein Urteil war nicht so entschieden ableh nend wi« sonst, und er hielt sich dabei ganz im Bereich feiner rein persönlichen Interesten; da er sich obendrein offener gab als das' sonst sein« Gewohnheit war, kamen wir uns sogar «in paar' Schritt« näher. Als ich ihm auseinandersetzte, baß der wahre! Utilitarier nicht den Egoismus predige, antwortete Goethe unge fähr folgendes: „Sch verstehe nicht, warum man bas Intereste des Einzelnen dem der Maste opfern will; ich behaupte, jeder soll bleiben, was er ist. arbeiten und schaffen nach seiner innersten Ueberzeugung; ich habe als Schriftsteller niemals das Intereste. der großen Maste im Auge gehabt. Ich war nur immer bestrebt, i die Wahrheit zu sagen, nur zu schreiben, was meine siebe» i zeugung war und was ich an sich für gut hielt; dadurch wurde auch das Wohl der anderen gefördert, ganz ohne daß dies mein Hauptziel war; die Forderung, jeder habe dem Wohl der Ge samtheit Opfer zu bringen, scheint mir ein falsches Prinzip; Opfer zu bringen hat jeder seiner eigenen Ueberzeugung." Mit Gesetzgebung und Versuchen zur Verbesserung der menschlichen Gesellschaft mögen sich andere Leute den Kopf zer brechen; Ihnen aber sage ich nur soviel: käme es aus mich an, dann sollten sich die Gesetze damit begnügen, die Maste der Uebel zu vermindern, nicht aber mit dem Anspruch austreten, die Masse des Glücks vermehren zu können. Tun Sie für Ihre Ge setzgebung, was Sie wollen, mich geht das nichts mehr an; nur zwingen Sie mich als Einzelmensch nicht, mein ureigenstes Leben auf das höchste Wohl der Gesamtheit abzustimmen; wollte ich den großen Haufen befriedigen, so würde ich ihm Räuberae- schichten erzählen und ihn zum besten haben wie der s-lige Kotzebue." Ein neues Gebiet clerMeteorologie „Mikroklima" — Seine Abhängigkeit von Bodennähe, Geländegestaltung und Pslanzenwuchs Von Friedrich H. Bertram. Nach internationalen Abmachungen werden alle meteorologischen Instrumente in etwa zwei Meter Höhe ausgestellt. Der Grund dafür liegt in der Erfahrung, daß in Bodennähe meist ganz, andere meteorologische Erscheinungen anzutreffen find. Da man bis vor kurzer Zeit darauf ausging, die großen Züge des Wet» terverlaufes zu erforschen, mußte man alle anderen Einflüsse ausschalten. Neuerdings hat man aber ge rade diese „störenden" Einflüsse zuitt Gegenstand ein gehenden Studiums gemacht. Man begnügt sich nicht mehr damit, aus der großen Masse gesammelter Tin ten die Gesetze, denen die Witterung folgt, heraus zu lesen. Beobachtungen in der Land- und Forstwirt schaft und im Gartenbau ergaben, dia.ß. für diefe Er werbszweige gerade diejenigen Faktoren eine große Rolle spielen, die man bei der Erforschung des „Groß klimas" nach Möglichkeit unberücksichtigt läßt. Man ging deshalb dazu über, sich um die Erkenntnis des Klimas auf kleinstem Raum, des „Mikro- oder Klein klimas", zu bemühen. Ueber die hierbei bisher erzielten Ergebnisse be richtet Tw. Rudolf Geiger-München in der Zeitschrift „Forschungen und Fortschritt". Ganz auffallend find die Temperaturunterschiede, die stichprobenartige, in geringer Entfernung voneinander durchgeführte Mes sungen in der Nähe Münchens und in der Stadt selbst ergaben. Im Frühjahr 1925 wurde außerhalb der Stadt in 75 Prozent aller Mainächte und in 50 Pro zent der Juninächte Bodenfrost festgestellt, während die meteorologischen Stationen nur eine, die im! Stadt- innern überhaupt keine Frostnacht verzeichneten. Me der Erforschung des Kleinklimas gestellten Ausgaben beschränken sich jedoch nicht auf die Messung von Rn- dentemperaturen. sie sind vielmehr außerordentlich ab wechslungsreich und würden eine Verdichtung des Be obachtungsnetzes namentlich auf dem! Lande verlangen, die aus verschiedenen Gründen unmöglich ist. Man mußte sich deshalb damit begnügen, auf typischen Ver suchsfeldern Messungen durchzuführen, deren Ergebnisse trotz der örtlichen Begrenzung schon bemerkenswerte grundsätzliche Eigentümlichkeiten des Mikroklimas auf gezeigt haben. Hiernach komvten vorläufig drei Un tersuchungsgebiete in Frage: Bodennähe, Geländege staltung und Vegetation. Der Einfluß der Bodennähe auf da« Klein klima ist begreiflich. Boni Boden aus vollzieht sich durch Rückstrahlung die Erwärmung der Atmosphäre, ebenso ihre Auffüllung mit Wasserdampf. Daß hier- Liar-lLSuckoa sinck aus cken kelnsten stokmaterisllen kergsstellt. u» gibt kaum elo snckeres klakrungsmittel, cka» dILKrvsrt, Woklgesckmsck un<1 vttttskelt lo gletcbsm zZsüe In slcti vereinigt. Aufstieg Vierzeiler von Nudots Pttrter Gewiß, der Beifall soll gebühren Dem Kühnen, der d«n Gipfel gewinnt — Schad', baß di« Wege, di« nach ob«a führ«, Just immer nicht die graden stad. G Der Ehrgeiz kennt nm da» Extrem In feinem letzten Lohne — Er sticht dem Einen das Diadem, Dem Andern di« Dor««akroae. G Nicht gleich au» jeder sportlichen Neigung Das groß« „Menschhettsprvblem" gemacht — Kinder, nicht jede Bergbesteigung Hat euch dem Himmel näher gwvachtl » Wer hübsch behutsam zur Höhe stimmt, Kann schließlich lachend siegen — Wer zu viel Stufen auf «lnmal nimmt. Wirb nächstens unten liegen. G Das ist der Menschheit alter Größenwahn: Sie müssen stets zur Höhe sich verwesten — Auch wer im Tal« feine Pflicht getan, Wird von dem guten Herrgott nicht vergestvn. Acht Tage hat die Welt von „ihm" gesprochen, Sein war der Kranz, nm den bi« Jugend wirbt. Er >hat mal irgend 'nen Rekord gebrochen — Nun weiß kein Mensch mehr, wo er Hungers stirbt. G Das ist der Dummheit Privileg: Im Glück nach leichten Siegen Vergißt sie alsogleich den Weg, Auf dem sie empor gestiegen. bet schon ein gewalzter Boden gegenüber einem auf gerissenen erhebliche Unterschiede zeitigen kann, ganz abgesehen von denen der Bodenart — Humus, Lehm, Sand — liegt auf der Hand. Da eine seitliche Luft bewegung unmittelbar über der Bodenoberfläche fast völlig fchlt, ist es kein Wunder, daß 'diese Einflüsse von ganz besonderer Bedeutung für den bodennahen Pflanzenwuchs sind, indem sie diesem ganz andere klimatische Verhältnisse bieten, als sie auch nur wenige Dezimeter höher anzutreffen sind. Me Bodengestaltung kommt ebenfalls in mehrfacher Hinsicht zur Geltung. Me Neigung auch flacher Hänge ändert die Intensität der einfallenden Sonnenstrahlen beträchtlich. Schon geringe Höhen unterschiede rufen bei Nacht ein Abfließen kühlerer Luft hervor, die sich in Vertiefungen ansammelt und dort sogenannte Frostlöcher und Kälteseen bildet. Daß der Pflanzenwuchs eine maßgebende Rolle für das Mikroklima spielt, leuchtet ohne wei teres ein. Ein- und Rückstrahlung sowie die Feuchtig keitsabgabe werden wesentlich von der Pflanzendecke be einflußt. Das geht so weit, daß bei höherer Vegeta tion deren Oberfläche die Rolle des Bodens übernimmt und darunter sich ein zweiter Klimaraum ausbildet. Ganz besonders deutlich wird die Selbständigkeit diese» unteren Klimaraums im.hochstämmigen Wald. Daß neben dem Feuchtigkeits- und Wärmeumsatz namentlich die Windbewegung weitgehend unter der Wirkung der Bodenbewachsung sicht, ist eigentlich zu selbstverständ lich, als daß es ausdrücklich betont werden müßte. Tie Vielfältigkeit der für die Gestaltung de- Mikroklimas maßgebenden Faktoren konnte hier nur in größten Zügen angedeutet werden. Sie bietet der Forschung noch ein ausgedehntes Feld mühseliger aber dankbarer und interessanter Betätigung. Moder stammt cler kucdstabe X cler Matkematiker? Das x, Las hi« Mathematiker neben y und z als Bezeich nung für eine noch unbekannte Größe verwenben, findet sich zum ersten Mal« in den Werken des französischen Philosophen Rens Descartes (1596—1650), besten große Bedeutung als Er kenntnistheoretiker und Metaphysiker — man hat ihn oft als „Vater der modernen Philosophie" bezeichnet — nur allzuleicht vergessen läßt, daß er sich erfolgreich mit mathematischen Ar beiten befaßte. Besonders ist er als Begründer her Analytischen Geometrie durch das nach ihm benannte „kartesische Koordinaten system anzusshen (Cartesius — Descartes). In feiner Geometrie von 1637 treten die «rsten Buchstaden des kleinen lateinischen Alphabets, a, b. c usw. als die bekannten Größen auf, wohingegen die letzten Bucystaden, also r, y, z als Vertreter der noch «be kannten Größen eingeführt 'werden. Kommt nur «in« Anbe kannte vor, so wird zu deren Bezeichnung meist da» x bevorzugt. Ein« Hypothese von philologischer Seit« sucht den Ursprung dieser Dezeichnungsweise in der Tatsache, daß das Wort schal', sai' — Ding, die Unbekannte der arabischen Algebra, in di« spa nische Literatur als,, xei" eingewandert ist. Der Anfangsbuchstabe des spanischen Wortes soll dann unsere heutig« sinbekamrt« gelie fert Haden. Nachweislich hat aber Descartes di« in Frage kom menden spanischen Werke gar nicht gekannt. Ein anderer Erklärungsversuch dieser Art läßt da» x aus den im 16. Jahrhundert geläufigen Abkürzungen für die lateinischen Worte res (auch radix), bezw. causa entstehen, die als lleber- setzungen durchweg Ding, (in Frage stehender) Gegenstand bedeu ten. Tatsächlich mögen diese Abkürzungen bei flüchtiger Schreib weise als x gelesen werden, aber nur als ein in der geschwungenen Form der lateinischen Handschrift geschriebenes. Wi« nun ober Heinrich Wieleitner München) mittelst, hat Descartes auch in Briefen das x nur in der Kreuzform verwandt, also nicht au» der mit Schleifen versehenen Schreibform, sodaß es vorläufig noch unberechtigt ist, die Einführung der praktischen Schreibweise x, y, z für die mathematischen Unbekannten nicht für «inen freien Ein fall von Descartes zu halten und ihm da, Verdienst darum abzu sprechen. '