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Nr. Atz» Auer Lageblatt und Anzeiger für da» Erzgebirge. Sonntag, den >. November 1ÜW senden werden. Ei, Wann beide Länder vergessen Unter der Straße von Gibraltar Vom um viele und das Tas sind früh die wenn rung fläch« nien I Iris« im - Bet ireii und denkt eS heute an einen Sieg des Faschismus in Deutschland, der es an die Seite Italiens bringen würde. ES gibt rechtsstehende Politiker, die in ihren Reden diesen Gedanken verkünden. Wiederum offenbar in erster Linie aus innerpolitischen Erwägungen» Denn wenn außenpolitische Erwägungen sie leiteten, müßten sie von ihrem Standpunkt aus schweigen. Zs ist nicht zuviel gesagt, daß mindestens 95 Prozent aller Deutschen solche Gedankengänge ablehnen^ Sie haben übrigens auch genug von dem letzten Bündnis mit Jta. lien. Die gewaltige und noch. niemals dagewesene Rüstung aber, die der gewiß.nicht zu Eroberungskriegen i s r 1 1 1 l Größere Unregelmäßigkeiten bei einer Gteuerkasse Bei der Gteuernebenkasse Karthaus bei Liegnitz sind Veruntreuungen aufgedeckt worden, deren Höhe die Stadt auf 12 300 RM beziffert. Der Steuerkassen- sekretär Eitner wurde in Untersuchungshaft genommen. Das Strafverfahren ist im Gange. Eitner hat gemein schaftlich mit einem bereits abgeurteilten VollziehungS. beamten 6300 RM veruntreute Steuerbeträge fälsch lich Sn die Kasse abgeführt verbucht, außerdem für wettere 6000 RM Steuerbeträge Kassenquittungen an die Steuerschuldner unverbucht ausgehändigt. Weiter hin hat Eitner in größerem Umfang von Hausfrauen und Gewerbetreibenden erhebliche Darlehen erschwindelt. Es kursieren in Liegnitz Gerüchte, daß die Stadt im ganzen um 18 000 RM ^geschädigt sei« soll. bei t schäft halte das > gelle bürg, fahre samk' geleg groß« man Sach Essest die st erreg Bunt bieter nicht Einstellung, die sich bei der überwiegenden Mehrheit des deutschen Volkes vollzogen h!at und es für jeden Staatsmann ein untragbares Wagnis erscheinen las sen müßte, einen Revanchekrieg zu führen. Frank reich sieht nur die ziffernmäßige Ueberlegenheit des deutschen Volkes, seine Leistungsfähigkeit, feinen Er findergeist und seine wirtschaftliche Kraft. Es fürchtet sein ,Zotentiel de guerre". Frankreich denkt auch an deutsche BündniSmögltchkeiten. Glaubte e» früher an eine Bolschewisierung, die Rußland und Deutschland zu einer fünffachen Uebermacht Vereinen könnte, so dabei auf 300 Millionen Pesetas oder 200 Millionen ! RM. In fünf bis sechs Jähren kann nach seiner Auf fassung der Tunnel dem Verkehr übergeben werden. Seine Berechnungen sind indessen durchgehends vor läufiger Natur. Genauere Kalkulationen sind erst mög lich, wenn der neue Untersuchungsausschuß -er Regie rung seine Arbeiten abgeschlossen hat» Dann mag vielleicht schon in absehbarer Zeit der Traum der Königin Isabella sich erfüllen, den sie auf ihrem I Schlosse Zu Medina del Campo hatte, als sie von der Verbindung Europas und Afrikas träumte und ihr verlockendes Zukunftsbild ihrer Gesellschafterin in I die .Feder diktierte. Sollten sich die Spanier entschließen, den Kanal j wirklich zu bauen, dann erheben sich sogleich zählreiche s Politische, militärische und rechtliche Fragen. In fi nanzieller Hinsicht ist nicht daran zu zweifeln, daß der Tunnelbau den Spaniern weniger kostet, als die Kriege, die sie in den letzten 20 Jahren in Marokko führten. Rechtlich erhebt sich aber sofort die Frage, ob der Tunnel ein rein spanisches Unternehmen wer den soll oder ob er nicht im Zeitalter des Weltver kehrs von vornherein internationalisiert und unter der Aegide des Genfer Völkerbundes zu bauen ist? Internationale Verwicklungen können kaum aus bleiben, da der geplante Tunnel unter den englischen Geschützen von Gibraltar liegen wird und ganz nähe an der internationalen Tangergrenze vorbeiflMt. Auch den Franzosen kann dieses Kanalprojekt nicht gleich gültig sein, denn sie erhalten dadurch eine unmittel bare Landverbindung mit Men großen nordafrikani schen Kolonien. Für die Spanier handelt es sich dabei nicht zuletzt um die Bereinigung einer anderen Frage, die von weltpolitischer Bedeutung ist, nämlich um die Räumung von Gibraltar durch die Engländer. Oberstleutnant JevenoiS behandelt diese Frage eingehend in dem letzten Kapitel seine» Buches. Gibraltar, schreibt er, ist wähl eine moderne Festung, aber kein Hindernis für die spanische Nation von 22 Millionen Menschen. Sollte der Tunnel gebaut werden, dann mögen die Engländer in Gibraltar wohl ihre Handelsinteressen wahren, doch sollte Spanten mit London Verhandlungen aufnehmen, damit die Englän der Gibraltar räumen, und als Ersatz dafür die Inseln Alberan und Chafarina» in Besitz nehmen. Tie Londoner „Times" nehmen von die sem Projekt Kenntnis und bemerken, daß zweifellos diese Inseln, wenn sie militärisch ausgebaut und zweck entsprechend bewaffnet würden, eine militärische Basis erster Ordnung schaffen würden. Oberstleutnant JevenoiS bemerkt ausdrücklich!, daß er diesen Vorschlag auf eigene Rechnung macht, ohne irgendwie mit den Verantwortlichen Regierungsstellen Fühlung genommen zu haben. GS steht aber außer Frage, daß er die Ansicht aller Spanier ausdrückt, Zu dem neuen Tunnelplan — Sein Inhalt und seine Kosten — Europa und Afrika — Weltpolitisch« Auswirkungen tet nach der jetzt getroffenen Einigung auf da» Wie« derkauf-recht in allen Fällen, wo, Deszendenten, Ätzen deuten, Geschwister oder Ehefrauen al» Erben in Frage kämen, p. h. also in etwa SS Prozent aller mög lichen Fälle. Daß die eigentlichen Liquidationen ein gestellt würde, war zu erwarten. GS ist darüber hin aus erfreulich, daß die bereit» vorgenommenen Liqui dationen von deutschen Gütern usw., deren Inhaber am 1. September d. I. trotz vollzogener Liquidation Me Besitzungen noch nicht verlassen hatten, unnulliert werden. Damit werden alle diejenigen Fälle wieder rückgängig gemacht, die in den letzten Wochen die Ur sache so zahlreicher Verstimmungen zwischen Polen und Deutschland wurden. Die Ausgleichung der gegenseiti gen Forderungen endlich, die aus der Zerschneidung von Provinzen, Kommunen und anderen Folgen des Versailler Vertrages und den dadurch nötig werdenden BermögenSauSeinandersetzüngen sich ergaben, war ein Problem von ganz außerordentlicher Kompliziertheit, das nur durch eine Pauschallbsung geregelt werden konnte. Diese ist dadurch vollzogen, daß beide Länder die fraglichen Forderungen als erledigt erklärten. So weit privatrechtliche, letzter Instanz vor dem Haager Gerichtshof zu entscheidende Forderungen vorliegen, wird die deutsche Regierung Sonderregelungev zu tref fen haben, die aber keine übermäßig hohen Summen beanspruchen. GS Handelt sich dabei lediglich um die speziellen Fälle, in denen sogenannte Zusatzforderun gen erhoben worden sind. heÄi gäns Wol I. r Prvi pag 22 < imm mack der gern wir Die Idee die Straße von Gibraltar zu unter tunneln. ist nicht neu. Schon im Jahre 1869 über reichte der Franzose Laurent de Villedeuil der spanischen Regierung einen ausführlichen Plan zur Untertunnelung der Meerenge. Seitdem Hat dieses Projekt wiederholt Franzosen, Spanier und andere be schäftigt. Jetzt ist der spanische Oberstleutnant Pedro JevenoiS mit einem Buche herausgerückt „El Tu- nel Submarino del Estrecho de Gibraltar" (Madrid Editorial Voluntad A.A.), das er der Regierung Primo de Riveras überreichte. Tie Folge davon war die Ein setzung einer besonderen T un n e lk o mm i sfi on un ter Führung von Sennor de la Penna, des Direktors des Geologischen Instituts. Der Kommission gehört auch Dä. Odon de Buen von dem Ozeanographischen Institut sowie andere Seesachverständige, hohe Mili tärs und hervorragende Zivilingenieure an. Die Straße von Gibraltar ist an Mer engsten Stelle etwa acht Meilen breit, dehnt sich aber nach dem Westen hin zwischen dem Kap Trafalgar und dem Leuchtturm von Sparte! auf etwa 30 Meilen aus. Eine Untertunnelung im Osten der Straße ist unmög lich, weil sich hier riesige Wasserlöcher befinden, die Tiefen von über 3000 Fuß auftvcisen. Auch die engste Stelle kann nicht gewählt werden, weil hier Tiefen von nahezu 2000 Fuß zu überwinden wären. West lich von Tarifs dagegen erscheint die geologische Lage am günstigsten. Aus diesem Grunde wurden dreiein halb Meilen westlich von Tarifa jetzt die ersten Spa tenstiche getan, um einen tiefen Schacht auszuheben. Ter zweite Schacht soll gegenüber an der afrikanischen Küste erstehen. Außerdem sind zahllose Lotungen ge plant, um die Tiefe des Meeres und die BodenbjH schaffenheit an dieser Strecke festzustellen. Me beste Linie für den geplanten Tunnel er blicken die Sachverständigen heute in einer Kurve, die von.der Gegend von Tarifa südwestlich' führt, um in der Mitte der Meerenge tieferen Wassern auSzuwei- chen, dann aber südöstlich sich, der afrikanischen Küste nähert, die sich etwa zwischen Alcazar Seguer und Punta ÄltareS in der spanischen Marokko-Zone, nicht weit von der Grenze der internationalen Tangerzone, erreicht. ^Der Tunnel würde in diesem Falle eine auch nicht die ungeheure Wandlung in der politischen Länge von 30 bis 36 Kilometern haben. Elektrische Züge könnten diese Strecke in 30 bis 40 Minuten durchrasen. Dieser Tunnel unter der Straße von Gibraltar wäre nicht viel länger als der Simplontunnel, dessen Fertigstellung bisher der Jngenteurkunst die größten Aufgaben zu lösen gab. Oberstleutnant Jede- nois setzt nicht in Rechnung, daß in letzter Zett neue Maschinen erfunden wurden, die den Tunnelbau we sentlich erleichtern und verbilligen, er nimmt aber an, daß die Baukosten des geplanten Tunnels doppelt so hoch sind als die des Stmplon-Tunnels. Er kommt Et« Kapitel eu opäischer Politik Dm Erich Koch-Weser, M. d. R. O kehr <n Abwest Maße sind, o Mit S Pflicht versah des Di auf de ein- D f'ckuvob ausA» ausüb zur B -! Devlir rat T< reife . faitige nen 4 bmibekeisen wirb übrigen, angenommen, baß auch «de« Staa ten diesem Beispiel foihm und ihre Haabei »Minister im nächsten Februar »ach Genf «wsenben werben. veursek-polnische Vereinbarungen Die deutsch-polnischen Liquidation-Verhandlungen haben nunmehr zu einer endgültigen Bereinigung aller unter diesem Sammelbegriff zusammengefaßten.Pro bleme geführt. E» handelte sich dabei um drei Haupt punkte, nämlich um da» sogenannte .Miederkaufsrecht", um die Einstellung der eigentlichen Liquidationen und um den Ausgleich der gegenseitigen Forderungen. Me Frage de» Wiederkauf-rechte» gM zurück auf die öst liche GiedlungSPolitik der alten preußischen Regierung, die sich bei der Uebergabe von Gütern an Siedler oder Rentner da» Recht Vorbehalten hatte, gegebenenfalls die normale Erbfolge zu brechen und Güter wteder- zukaufen. Me polnische Regierung beanspruchte die Rechtsfolge der Preußischen Regierung in dieser Be- ziehung. Me Durchsetzung des Standpunktes der pol nischen Regierung hätte im Laufe der nächsten Jahre aller Voraussicht nach zum Auskauf von rund 12 000 Siedlung»- und Rentnergütern und damit wahrschein lich zur Verdrängung der Inhaber dieser Güter oder ihrer Angehörigen, insgesamt SO- bi- 80 000 Menschen, au- Polen und zwar in erster Linie au- Teilen de» Korridor- geführt. Mo polnische Regierung verzich- krise, em i Larvi Motzt los g i st LI seit ihrer» gut r heim eine Rück Ham, Dieses, etwas getürzt« Kapitel entnehmen wir einem Buche -es Demokratenführers und vormaligen Reichs ministers Erich Koch-Weser: „Deutschlands Außen politik in her Nachkriegszeit. 1919—1929." (Derlm- Dmnewalb, Kurt Domvinckel Verlag G. m. b. H.) Zwischen Deutschland und Frankreich, liegen tau send Jahre kriegerischer Verwicklungen. Man nennt die beiden Länder deshalb Erbfeinde. Aber man soll sich erinnern, daß die Feindschaft im Grunde nur eine dynastische Feindschaft wegen einer Erbschaft war. Es ist vielleicht nicht ohne Interesse, sich einmal zu über legen, wie die Entwicklung vor sich gegangen wäre, wenn Ludwig der Fromme einen seiner früheren Erb- teilungSPläne verwirklicht hätte, etwa den, der das alte Frankreich und Niedersachsen, also Norddeutschland und Nordfrankreich einem seiner Söhne zuerkennen wollte, und Bayern, Südfrankreich und Italien den anderen. Erst die Verwirklichung des letzten Tei- lungSPIanes hat die deutsche und die französische Na-, tion geschaffen. Las Schlimmste aber war, daß er zwischen die beiden neuen Reiche ein drittes legte, das Lotharingien und später Burgund hieß, viel zu schmal und hilflos, als daß es Subjekt der Politik werden konnte, aber wertvoll genug, Objekt der widerstreiten den Politik Frankreichs und Deutschlands zu sein. Seit dem Zusammenschluß Frankreichs zu einem Einheits staat und dem Zerfall Deutschlands in Partikularistische Gebilde ist Frankreich in diesem Streit, nicht ohne Rück schläge, erfolgreicher gewesen. Ludwigs XIV. Rhein politik hat ihren letzten Ursprung in dem Testament seines ersten Namensvetters auf dem französischen Thron. Ihr volles Ziel hat keine der beiden Natio nen erreicht. Dieser dynastische Streit ist Jahrhunderte älter als das Nationalgefühl Streben nach Bildung von Nationalstaaten^ Ideen, die in Frankreich zwar schon sehr Taten der Jungfrau von Orleans bestimmt haben, die aber in Frankreich erst in der französischen Revolu tion und in Deutschland erst unter dem Truck der na poleonischen Herrschaft Gemeingut der Nation geworden sind. Von dem Gesichtspunkt des Nationalstaates aus geschen ist Frankreich mit der Eroberung von ganz Elsaß-Lothringen weiter vorgedrungen, als die fran zösische Raffe und Sprache reicht. Es fragt sich, ob man diesem tausendjährigen Kamps noch weitere tausend Jahre des Kampfes fol gen lassen soll. Es ist eins der klügsten Worte von Briand, daß beide Nationen in diesem Kampfe Ehre genug davdngetragen hätten, aber daß es jetzt Zeit für sie sei, an ihre gemeinsamen Lebensinteressen zu denken. Für uns Deutschen, die wir besiegt sind, die wir Land verloren haben, das deutsch ist, und die wir in der Nachkriegszeit die demütigende Behandlung der Franzosen erfahren haben, ist der Verzicht auf eine Aus tragung de» Widerstreites schwerer als für die Fran zosen. Aber der Verzicht ist notwendig um Europas und um MutschlandS willen. ES muß offen ausgesprochen werden, obwohl es in Deutschland mit Kopfschütteln ausgenommen und in Frankreich nicht gern gehört werden wird, daß die französische Politik der Sicherungen in besonderem Matze auf den Umstand zurückzuführen ist, daß Frank reich Angst vor pinem Rvoanchekrteg hat. Frankreich sieht nicht die Schwäche der deutschen Rüstung, es sieht j neigende Krieg-Minister Painled« dem französisches Volke durch da» letzte Krieg-dtenstgesetz aufgelegt hat! ist bei dem steigenden Gegensatz zwischen Frankreich! und Italien sicher da» Ergebnis solcher Befürchtungen ! Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, daß Po-I litik heute nicht mehr nach ritterlichen, sondern nach! geschäftlichen Grundsätzen getrieben wird. Jede« Willi gern die Verständigung, aber sie läßt sich nicht mehrl allein auf da» vertrauen in die Ehrlichkeit he» an I deren'Teile» gründen. Me Staatsmänner gleichen! heute Advokaten, die bet den Verhandlungen, die siel für ihre Mandanten führen genötigt sind, alle» schwarz! auf weiß nach Hause zu tragen. ES war bezeichnend,! daß es bei der Vertretung de- Loearno-Bertrage- im Reichstag weder der Reichskanzler noch der Außenmi nister wagten, die große Politische und ideelle Be deutung der Annäherung in den Vordergrund zu stel len; beide beschränkten sich darauf, di« einzelnen Ar tikel zu erläutern, die für Deutschland günstig waren. Erst bei der Unterzeichnung der Locarno-Berträge in London hielt Stresemann seine große FriedenSrede,. . . Alle diese Umstände machen die Verhandlungen mühsam und langwierig. Alle aber, die an ihnen nicht unmittelbar Mitwirken, haben die Verpflichtung, die Verständigung durch eine moralische Abrüstung zu! unterstützen. Revanchereden auf deutscher Seite lind ebenso schädlich wie AnnexionSreden auf französischer. In der Bereinigung der Schulbücher von chauvinisti schem Geiste sind wir den Franzosen voran, iM Ver ständnis der Lehrpersonen für die Aufgabe der Ver söhnung zurück. Internationale Zusammenkünfte auf gleicher Bast» werden dazu führen, daß man sich kennen und einander vertrauen lernt. Wenn beide Länder vergessen, ist die Zukunft Europa» gesichert.