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Kus Staät unä Lsnä «uo, s. Oktober 1S2S ,Trlo^ Lustspiel la drei Akten von Seo Lenz Der Bühnenvolksbund brachte gestern abend ein amüsante» Lustspiel zur Aufführung. Im Mittelpunkt des Geschehens steht »ine junge, verwöhnte Frau, ein Luxusweibchen. Ihr Mann ge« loShtt Ihr alle Wünsche, läßt sich von ihr bst Tag und Nacht von Lergnügen zu Vergnügen und von Sport zu Sport schleifen und In den freien Stunden, da sie sich ausschläst, arbeitet er, um da» Seid für die kostspieligen Launen seiner Frau zu verdienen. Diese aber lernt einen anderen kennen, der so gut dasteht, daß er nie zu arbeiten braucht, und also auch nie müde ist, wenn sie sich ins Vergnügen stürzen will. Als moderne Frau wünscht sie vor ihrem Mann kein Geheimnis zu haben. Auf, wie sie es meint, schonende Weise bringt sie ihm die Liebschaft bet. Aber da sie ihren Mann nicht betrügen kann, erklärt sie die Scheidung für notwendig. Ralph, der Mann, nimmt die Sache kaltschnäuzig und ironisch, willigt selbstverständlich ein. Im Handumdrehen sind alle For malitäten geregelt. Ein halbes Jahr später taucht bet dem neuen Paar ein Chauffeur auf; es ist Ralph, der sich von dem Eheparadies gern überzeugen möchte. Er hat nämlich dies und jene» munkeln hören. Ein einziger Abend in seiner neuen Stel lung genügt. Seine gewesene Frau ist schon wieder unglücklich. Jetzt spricht sie mit den Worten ihres früheren Mannes gegen die viele Festefeierei, gegen den ewigen Sport, gegen die Nichtstuerei ihre, neuen Mannes. Es ist zu schön, wie der Verfasser diese Szenen gestaltet hat: Zuerst wie sie ihrem ersten Manne mit „mangelndem Accord der Seelen" und ähnlichen schön formulierten aber für eine solche Frau etwas ausgefallnen Redensarten kommt, und wie sie dann hinterher ihrem zweiten Mann die Aussprüche ihres ersten Mannes brav vorhält, als seien es ihre eigenen tief sten Gedanken. Kurz und gut: Sie hat erkannt, daß der erste doch der beste war, und da er sie noch immer heiß verehrt, so heiraten sie zum zweiten Male. Der Dichter hat das anspruchslose, ganz auf Unterhaltung ein gestellte Merkchen flott und straff geschrieben, humorvolle Szenen, ironische Bemerkungen und lustige Einfälle in Menge eingefügt und im ganzen ist ein Lustspiel entstanden, das schon beinahe ein satyrischer Zerrspiegel geworden ist. In Agnes Pehnak hat das Westsächsische Landestheater eine gute Kraft gewonnen; ihre kapriziöse Darstellung des ver schwenderischen, hirnlosen Luxusweibchens, das schließlich doch ver rät, daß es auch ein Herz und ein bißchen Verstand besitzt, ließ nichts zu wünschen übrig. Hans Ham pes Ehemann Ralph war eine wohlabgerundete Leistung, die die verschiedenen Stim mungen gut zum Ausdruck brachte. Jos. Klerner als zweiter Ehemann Rudolf war in Vertretung eingesprungen; vielleicht lag es daran, daß sein Spiel etwas farblos war. Der Beifall der Zuhörer war überaus reich. 80jährige Arbeitstreue Don der Industrie- und Handelskammer Plauen ist der Ar beiterin Fräulein Anna Maria Beter in Lößnitz anläßlich ihrer Tätigkeit bei der Firma C. F. Schröter daselbst das tragbare Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit verliehen worden. Bibelstunde auf dem Sichert und in Auerhammer Heute, Mittwoch, abend 8 Uhr, findet auf dem Sichert, Kaffee haus Schellenberger, wieder eine Bibelstunde statt. Morgen, Don nerstag, wird abends 8 Uhr im Betsaal in Auerhammer Bibel stunde abgehalten. Verschiebung ohne Tn-e Da nach den Wetterberichten eine Verschlechterung der Wetterlage für heute befürchtet worden war, ist der Start zur Schlesienfahtrt des „Graf Zeppelin" ge stern nacht abgesagt worden, .Man nimmt an, daß die Schlechtwetterzone innerhalb 24 Stunden vorüb er ziehen wird, und der Start am Mittwoch abend er folgen kann. Sächsisch« vodenrreditanpakt Dresden Wie wir hören, gehen die Zeichnungen auf die im Gang« be findliche Subskription der 8prozentigen Eoldhypotheken-Pfand- brtefe Reihe 20 befriedigend ein. Der Gesamtdarlehenobestand hat die Summe von 16SA Millionen überschritten. Die Geschäft»«!, gebntsse sollen ermatten lassen, daß für da» Jahr 1929 mit der in den letzten Jahren verteilten Dividende von 12 Prozenti auf da» erstmalig von an der Dividende teilnehmende Grundkapital von 9 999 990 RM gerechnet werden kann. Nickt fcklecbte Vermögens-, lonciern lekleebte Finanzlage De, Vorstand de» Sächsischen Eemeindetage» zu, Finanzlage der sächsischen Gemeinden Der Vorstand des Sächsischen Eemeindetage» hat in einer mehrstündigen Sitzung am b. Oktober d. I. in eingehender Weise Stellung genommen zu der durch einzelne Vorkommnisse der letzten Zeit, die auch in der Presse Erörterung gefunden haben, in den Vordergrund gerückten Finanzlage der sächsischen Gemeinden. Er hat nach eingehender Aussprache die nachfolgende Entschließung gefaßt: „Der Vorstand des Sächsischen Gemeindetages legt entschieden Verwahrung dagegen ein, daß Vorkommnisse in einzelnen Gemein den verallgemeinert und daraus Vorwürfe gegen die Finanzwirt schaft der sächsischen Gemeinden überhaupt hergeleitet werden. Die Sparsamkeit, die die Spitzenorganisationen wiederholt ihren Mitgliedern eingeschärft haben, wird im allgemeinen auch in den sächsischen Gemeinden geübt. Der Vorstand des Sächsischen Gemeindetages muß aber darauf Hinweisen, wie alle sächsischen Gemeinden darunter leiden, daß ihnen trotz der von ihnen eingehaltenen Sparsamkeit zur Erfüllung ihrer ständig wachsenden Pflichtaufgaben nicht die notwendigen Deckungsmittel zur Verfügung stehen. Vor allem sind ihnen durch die Uebertragung der bet der Wirtschaftslage ständig wachsenden und überdies durch die Maßnahmen des Reiches gesteigerten Wohlsahrtslasten Aufgaben auferlegt worden, die sie mit den jetzi gen Einnahmen nicht decken können. Im besonderen muß darauf verwiesen werden, daß die Finanznot der sächsischen Gemeinden noch durch die besondere Wirtschaftslage Sachsens gesteigert wird. Weiterhin muß wiederholt betont werden, daß di« Ursache der besonderen Finanznot der sächsischen Gemeinden auch in der säch sischen Steuergesetzgebung liegt. Infolge der schlechten Finanzlage der Gemeinden entsteht di« falsche Meinung, daß auch ihr« vermögenslag« schlecht sei. Da» ist im allgemttnen ketnesweg» der Fall. Die meisten Gemeind«» verfügen über ein angemessene, Gemetndevermögen. Ihr« Ver mögenslage rechtfertigt durchaus die Aufnahm« von Gemeind«!»«- diten, die überdies in der Regel zur Belebung d«r Wirtschaft notwendig ster. Der Sächsische Gemeindetag hat in wiederhdlten . Kund gebung en auf die bedenkliche Finanzlage der sächsischen Gemeinden und auf die daraus entstehenden Gefahren aufmerksam gemacht. Er muß erneut auf diese Gefahren Hinweisen, di» für Gemeinden und Wirtschaft entstehen müßen, wenn deck Gemeinden nicht di» nötigen Deckungsmittel verfügbar sind. Gr muß daher verlangen, daß bet der bevorstehenden Ren- regelung de» Finanzausgleiche» und der Steuergesetzgebung im Reiche und im Lande die Einnahmen der Gemeinden nicht nur nicht verringert, sondern entsprechend den ihnen auferlegten Lasten und zur Angleichung an die Lage der ntchtsächfischen Gemeinden erhöht werden." Falsch« Tschechenkronen In Ztnnwald versuchte Vor einigen Tagen ein Sn- bekannter, mit einer falschen Fünfhundertkronennote zu bezahlen MS die Geschäftsinhaberin da» Falsch stück erkannte, ritz ihr der Unbekannt« die Not« au» der Hand und flüchtete. E» gelang, den Täter, «inen 17 Jahre alten Burschen auS Dresden, de« den Schein selbst hergestellt hatte, beim Ueberschreiten der GrenW festzunehmen. Lias zum Unfertigen der Geldscheine benützte Material wurde von der Kriminalpolizei in Dresden beschlagnahmt. ES wird angenommen, .daß noch mehr falsche Noten hergestellt und in Verkehr ge» bracht worden sind. vom Leipziger Sender Von der Oberpostdirektion Leipzig wird mitgeteilt: Der für Leipzig bestimmte Ersatzsender übernimmt vom 8. Oktober, 1S,Sü Uhr ab, probeweise den Rundfunkbetrieb. Lache deinen Schreibtisch an! Don Dr. Hans Stpptt, Leiter der psychologischen Forschung an der Deutschen Hochschule für Leibesübungen Acht Stunden Bürozeit! Wie ein Verurteilter neulich vor Gericht Über sein Straf maß philosophierte: „Es sagt sich leichter, als es sich absitzt!" Ich kann mir denken, daß man sich mit lautem Iubelruf auf den Schreibtisch stürzt, wenn ganze Berge von Akten tückisch aus uns lauern. Und unsere Stimmung wirb nicht bester, wenn wir Stunde um Stunde gebückt über diesem «Pensum sitzen. Und da schieben wir Pausen ein, ganz merkwürdige Pausen: wir stehen auf, recken und strecken uns, schleudern die Arme in die Lust, schütteln die Beine und stöhnen meistens so recht tief, aus Her zensgrund. Es ist eine wahre Lust, sich einmal so zu lllmmeln. „Lümmeln?" Sie werden lachen, wenn Sie hören, wie man diese sehr ursprünglichen Aeußerungen nennen müßte: Gymna stik. Der Name klingt so abwegig, weil wir nicht glauben, ihn für diese einfache, selbstverständliche und ungekünstelte Sache an wenden zu dürfen. Uber es gehört gar kein „Fachblick" dazu, um in jenen herzhaften Armbewegungen, im Recken und Strecken die Urformen gymnastischer Hebungen zu erkennen, die mit wissen- schäftlichen Sorgenfalten als ein neues Evangelium empfohlen werden. Und das Stöhnen oder Gähnen — es gibt gar keine wirksamere Atemgymnastik! Warum treiben wir sie? Weil sie einem Bedürfnis unseres Körpers entspricht! Nicht bloß, weil es Modem ist. Schon der alte, oft zitierte Plato meinte, alle Gymnastik sei einfach! Einfach und nicht umständlich! Denn die Umständlich keit ist der Stein, über den auch die besten Vorsätze stolpern. Was nutzt es, daß mit haarscharfer Wissenschaft nachgewiesen wird, wie erfolgreich und nutzbringend ein« Gymnastik mit «t- blößtem Körper sei, — wenn dieses Aus- und Anziehen nicht durchführbar ist. Was sagte unser Chef und was sagt«« die Kollegen dazu, wenn ein ,Mpvrtbersessener" in der Frühstückrpaus« in Sporthose Gymnastik triebe? So ist es notwendig, daß man einfach und möglichst oha« Umstände Gymnastik treibt: einfach und natürlich di« Urdun-m, einfach die Vorbereitungen! Wenn wir diese,/Gymnastik", die M» Bedürfnis war, dies« einfache, natürliche, gelegentlich«, noch ein wenig wirksam«», ergelmäßiger gestalten wollen, bann brauchen wir uns nur in un serem Büro mnzuschen. was für «in GymnastikgerLt ist doch der Schreibtisch! Man HÄt sich mit der Hand fest und schlenkert eia paarmal das eine Bein und dann das ^andere Bein hin und her. Oder man bekommt Mick für den Schreibstuhl: man hebt ihn an den Deinen oder an der Lehne hoch und streckt ihn al» Hantel ein paarmal aufwärts oder vorwärts. Tin gymnastischer Wett- bewerb für das Büro wäre: „Dleistiftauf-ed«, mit burchgedvück- ten Knien." Und die Wirkung! Das Weltbild hat sich geändert: kn de« bisher reizlosen Raume stehen statt der langwelligen Möbel ein ladende Turngelegenheiten. War man früher der Meinung, datz das Büro nur eingerichtet sei, um uns zu ärgern, man ist bÄehtt: Schreibtisch, Stuhl, Federhalter, die nach unten fallen — sie all« wollen nur unser Bestes, sie geben uns Gelegenheit, unseren Kör per zu recken und zu strecken, ihn gerade zu biegen, st« all« wall«» uns froh machen. — Lach« deinen Schreibtisch anl