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Beilage zu Nr. 206 de» Auer Tageblatte» und Anzeiger» für da» Erzgebirge. Mittwoch, den 4. September 1S2S. Einer von vielen Skizze «, txm Grobstadtlebea von W. Gchwolbt ElgmLich wollte Wilhelm Sttebelow von Hamburg au» gerades»«-» « di« pommersch« H«tmat fahren. Zwei Iah« in den Aiedersümpfen Brasilien» hatten im genug zugesetzt. Weitz der Teufel, wie e» kam, Hatz er in den Berliner Schnellzug ein gestiegen war. Mag sein, da» sich sein Dickschädel immer noch gegen die Erkenntnis sträubt«, daß «» heutzutage mit der Enver- düng von Reichtümern in der Fremde Essig ist, roenn man nicht al» Leiner Kapitalist und mit genauer Kenntnis de» -and«» hin- lommt. Jedenfalls deschlotz Wilhelm Stredelow während der Fahrt, «» noch einmal Mit dem Glück -u versuchen, eh« er sozu sagen al» Schiffbrüchiger in, Dorf znrückkehrte. Aber als er morgen» au» dem Lehrter Bahnhof tritt, kommt ihn ein Grauen an vor der Lösung bi«ser selbstgestellten Aufgabe. An der Tat, es gibt schwerlich etwas Trostloseres, als an einem grauen, naßkalten Morgen in einer Großstadt wie Berlin anzu kommen, mit 3,50 Mark in der Tasche, und ohne eine Menschen seele zu kennen. Wilhelm Stredelow hat zum ersten Mal im Leben wirkliche Angst. Schließlich kommt lhm ein« Ad«e. El kehrt noch einmal nach dem Bahnhof zurück und gibt sein Bündel als Handgepäck aus. Das ist sicher und kostet wenig. Schlafen wird er zunächst irgendwo auf «in«r Battk. So spart er die Kosten für das Hotel, bis er eine jener Stellungen al» Abwäscher oder Zeitungsverkäufer gefunden hat, von denen der Aufstieg in die millionenschwere Hochfinanz beginnt, wie Wilhelm Strebelow das in Romanen gelesen hat. Nach einem frugalen Frühstück, bas ihm immerhin die Hälfte feiner Barschaft kostet, begibt sich Wilhelm Strebelow aus Suche nach Arbeit, zunächst zum städtischen Arbeitsnachweis. Aber er ist fremd, em unerwünschter Zuzug, ohne feste Wohnung. Man könne ihm beim besten Willen keine Arbeit vermitteln, sagt der Schalterbeamte. Nun versucht es Wilhelm Strebelow mit persönlicher Wer bung treppauf, treppab, von Büro zu Büro. Entweder wird ihm sofort eine unwirsche Abweisung zuteil, oder er muß stunden lang warten, bis er eine nichtssagende Antwort erhält. Ost winkt schon der Portier am Eingang ad: „Alle» des«tzt, mein Herr!* — Endlose Straßen tun sich auf, schrumpfen unter seinen Schritten zusammen und münden in neue Weiten. E» wird Ab«nd. Wil helm Strebelow findet endlich einen Park und eine Bank, auf der er sein« müden Knochen ausruhen kann. Unter einem Htmmel, an dem kein Stem scheint, ist er eingeschlafen, als ibn «in rauh«» Rütteln in die Wirklichkeit zurück reißt. Hinter d«n Lichtkegel «iner Blendlaterne steht der Schatten eine» Polizisten. Pfiffe und Rufe gellen durch die Nacht: Razzia! Wilhelm Strebelow muß auf «inen Lastwagen steigen, der ihm mit einem Dutzend an derer Aufgegriffoner in» Polizeipräsidium dringt. Am nächsten Morgen kann Wilhelm Sttedelvw wieder gehen. Seine Papiere sind in Ordnung, Arbeitslosigkeit ist kein Grund zur Verhaftung. Und so steht Wilhelm Strebelow wie-, der auf der Straße, beißt die Zähne zusammen. Jetzt noch nicht, jetzt noch nicht! denkt er. Und da man es gegebenenfalls auch mit Gelegenheitsarbeit zu etwas bringen kann, steht er «inen ganzen Tag lang vor einem Fernbahnhof, öffnet die Türen der ankommenden Autos und hilft den Insassen hinaus. Manchmal geben die Leute ihm etwas, manchmal nichts. Immerhin langt» j wieder einmal für ein Mittagessen. Aber am zweiten Tag treiben ihn die Burschen fort, die an diesem Bahnhof ihren Bezirk haben; denn auch dieser Beruf lst organisiert. Einmal verbringt Wilhelm Stredelow eine Nacht im Ob dachlosenasyl. Ein ehemaliger Bankdirektor Lst da unter den Elendsten der Elenden zu finden, ferner ein Ingenieur Mb zwei Leute, die sich als Schriftsteller ausgeben . . . Lieber im Freien schlafen, da weiß man wenigstens, baß man noch kein Wrack ist. Den kärglichen Inhalt seines Bündels hat unser Mann längst verkauft und von dem Erlös wieder einen beträchtlichen Teil für den Nachweis von Derdienstmöglichkeiten opfern müssen. Eine Zeit lang betätigt sich Wilhelm Strebelow als Sammler von Tabaksresten, di« er einem Händler bringt. Auch gelingt es ihm einmal den Posten eines Markthelfers vertretungsweise zu er ¬ lange«. Aber al» er in der Dunkelheit heimtich «in« roh« Rohr rüde verzehren will, »ird er entdeckt und davon getagt. Und eine» Tages ist «» soweit, datz Wilhelm Strebelow mit glasig«" Augen und aschfahlen, hohl«» Wangen an einem Lor- bogen im Könfektloiuwirriet steht. Ja der bleischweren Morgen dämmerung Lauscht er auf Schritte. Hinter ihm, im -weiten Stock des Seitenflügel», mtrschm leise die Etahlbohrer. Dor: arbeiten die Fachleute an den Kassenschränken; er als unbeholfe ner Neuling hat nur einen untergeordneten Auspasserposton. Langsam kommt ein Mann um di« Ecke. Ein Arbeiter ? Wilhelm zögert mit dem Signalgeber». Mit einem Mal geht bei Mann merkwürdig schnell, steht plötzlich vor ihm, zeigt eine Dlechmarke, fragt: ,-Was suchen Sie hier?* Jetzt ist es um Wilhelm Strebelow geschehen, vor seiner Augen flimmern in der Dunkelheit rot« Kreis«. Aber plötzlich ösfnet sich sein Mund, und «ine Stimm«, di« nicht seine eigene zu sein scheint, stammelt? „I — ich — bin doch Spitzel, Herr Kommissar. Soll doch hier warten. „Sov?" sagt der andere gedehnt, und es scheint, als wolle er noch weiter« Fragen stellen ... Da kracht es plötzlich irgend wo, zwei, drei, vier Schüsse, Signalpfiffe, eilige Schritte . . „Schnell, auf den Hof!" schreit der Beamt«, und sie stürzen in das Dunkel. Mit einem 'Satz schwenkt der ,-Spitzel" ab, Letten über einen Zaun. Aber der Häuserblock ist von Polizisten uni- stellt. Hunde dellen, in den Torwegen gleißen Scheinwerfer ,/Lieber Himmel, nur einmal noch laß mich durchkommenl" stam melt der Verfolgte, während «r sich mit zerstoßenen Echeinbeinen hinter einem Stapel von Kisten verbirgt. Bis zum Sonnenaus gang bleibt er dort regungslos. Dann gelingt es ihm, unbemerkt auf die Straße zu gelangen. Niemarch kümmert sich um ihn Entwischt! Etwas später steht Wilhelm Strebelow mit knallrotem Gr sicht vor der Leiterin der Bahnhofssürsvrge. Al» er seine Papier: vorzeigt, braucht er nicht lange zu bitten. Und nach einer ihn, unendlich lang scheinenden Zeit sitzt er In einem Abteil des Per- sonenzuges Berlin—Stettin . . . „Lieber in harter Arbeit dir heimatliche Scholle beackern und anfänglich die Schadenfreud: der Nachbarn ertragen, als noch einmal In «rbarmnngslosci Fremde leben", murmelt Wilhelm vor sich hin. Schon steht da: Getreide in den Halmen. Seitlich am Horizont zerfließen du letzten Schornsteine Berlins in Nebel und Rauch. Turnen»Sport«Epiet O»hrpinriir-n Würdig beschloß die Gauschwimmerschaft am Sonntag im städtischen Freibad Au« bas Sommerhalbjahr. Das Abschwim- mon kann als ein neuer Erfolg für den Gau wie auch für die Turnerschwimmberoegung gebucht werden. Prächtiges Bade wetter und ein« große ZUschauermenge gaben den Wettkämpfen und Schwimmen einen schönen Rahmen. Auf dem Zuge der Teilnehmer zum Babe wurden sie von der Fahne und dem Spiel mannszug des ATA. begleitet. Im Bad hielt Gauvertteter Lange-Aue eine markige Ansprache; er feierte das Schwim men als Gemeingut aller Menschen. Dann traten 87 Turner und Turnerinnen unter Leitung von GaUschwimmwart HähneI-Aue zum Wettkampf an. Bei diesem wurden sehr gute Leistungen erzielt. Mit großer Auf merksamkeit wurde bas «rste Wasserballspiel der Turnerinnen verfolgt, die es im Dau erst seit kurzer Zeit pflegen. Das Spiel zwischen den Turnerinnen von ber Schwimmerschaft Auer Turn vereine und Tv. Schwarzenberg hinterließ bei allen einen guten Eindruck. Ueber die Spielferttgkeit der Auer war man über rascht. Nach dem ersten Spiel zu urteilen, entstehen dem Gau auch gute Wasserballmannschaften bei den Turnerinnen. Auch das Spiel der Turner war einwandfrei und interessant; die Auer schlug die Gaumannschaft. Di« Wasierscherze am Schluss« ernte ten großen Beifall und Heiterkeit. Di« Prüfung für da» Turn- unb Sportabzeichen legten mit Erfolg acht Tümer und zwei Turnerinnen ab. Ergebnisse Knabenbnlstschwtmme» bi» 14 Sch«, SO Meter: 1. Mar Wolfgang Freyfchmidt (Schw. Aue) 50 Sekunden, 2. Kurt Riese (Schw. Aue) 53 Sekunden. Mädchenbrustschwimmen bi, 14 Ich«, 50 Meter: 1. Annemari« Burckhardt (Schw. Aue) 51,3 Sekunden, 2. Mariann« Schlegel (Schw. Aue) 58 Sekunden. Turnerjugendbrustschwimmen, ») Ichrg. 13/14, 50 Meter: 1. Helmuth Winzheimer (Schw. Aue) 48 Sekunden, 2. Heins Viewea lScdw. Anoi-48.8 Sekunden. 3. Werner Kaden /Sckm Turnerseitenschwimmen, 100 Meter: 1. Herbert Scheinpflug (Schw. Aue) 1,41F Min., 2. Walter Groß (Schw. Aue) 1,42 Min. Turnerbeliebigschwimmen bis 30 Jahre, 100 Meter: 1. Kurt Eckstein (Schw. Aue) 1,18 Mn., 2. Horst Ullmann (Schw. Aue) 1L8 Min. Turnerbeliebigschwimmen über 45 Jahre, 50 Meter: 1. Paul Eckstein (Schw. Aue) 1,06 Mn., 2. Oswald Häh ne! (Schw. Aue) 1,07 Min., 3. Arthur Schürer (Schw. Aue) 1,10,4 Min., 4. Karl Thiergarten (Schw. Aue) 1,46 Min. Turnerrückenschwimmen, 100 Meter: 1. Siegfried Matthes (GTV. Schneeberg) 1^4^ Min., 2. Fritz Badstüdner (Schw. Aue) 1F5L Min. Tellertauchen: 1. Karl Unger (Schw. Aue) 4 Teller 29 Sek., 2. Erich Wilhelm (Schw. Aue) 3 Teller 30 Sek., 3. Werner Kaden (Schw. Aue) 2 Teller 38 Sek. Turnerfugendbeliebigstaffel, Sahrg. 11/12, 100 Meter: 1. Bahn 1 (Schwimmerschaft Aue) 3,13, 2. Dahn 2 (Tv. Schwarzenberg) 3^0. Vereinsbeliebigstafsel, 4x50 Meter: a) Turner 3. Mannschaft 2,56 1. Preis, 1. Mannschaft 3,01 2. Preis, 2. Mannschaft 3Z4 3. Preis. — b) Turne rinnen: Schwimmerschaft Aue 3,34,1 1. Preis, Tv. Schwär- -enderg 3^7 2. Preis. Kopfweitsprung: Turner: 1. Franke-Brünlos, 2. O. Hähnel-Aue, 3. Neu- bert-Hartenstein. — Turnerinnen: 1. Wikduer-Aue, 2. Hilde Schürer-Aue, 3. Rudnick-Aue. Wasserballspiele: a) Turnerinnen: Schw. Aue gegen Tumw. Schwar- 6-0 — bi T.v.r» Alle bett. Vereine wollen von vorstehender Neuansetzunx Kenntnis nehmen. Gaugericht. Urteile der Verhandlung vom 31. August 1929: Der Spieler Hans Krumbiegel (Tanne-Thalheim) wird gc mäß 8 378 L 9 und 14 mit einer Disqualifikation von vir, Wochen bestraft. Der Spieler Albert Pester wird gemäß § 37 L 9 mit einer Geldstrafe von 20 Mark belegt. Das Verfahre! gegen den Spieler Arthur Där-Thalheim wird eingestellt. Kosten 6 Mark. Der unentschuldigt ferngebliebene Zeuge Israel (VfB Aue-Zelle) wird gemäß 8 376 mit 2 Mark bestraft. Der Pro test des FC. Viktoria-Lauter gegen die Wertung des Spiele Nr. 50 wird gemäß DFB.-Regel 3, Abf. 2 abgelehnt. Gebühre, verfallen. Kosten: 6 Mark Die Fälle 4/29 und 5/29 werde, vertagt, da die Ladung des bett. Schiedsrichters beantragt wurde Die Verhandlung wird neu angesetzt. Löser. Georgi. rnstsvspsVt 4. Erzgebirgische Zuverlässigkeitsfahrt Der Allgemeine Deutsche Automobilclub, Bezirk Zwickau veranstaltete am Sonntag die 4. Erzgebirgische AuverlässiMts fahrt für Motorräder und Wagen. Di« Veranstaltung, die dc Automobil-Club Auertal bis jetzt durchgeführt hatte, war diese, Jahr zum erstenmal vom Bezirk Zwickau übernommen. Aui diesmal hatte die Prüfung wieder eine sehr große Teilnehmer zahl zu verzeichnen, zumal die Fahrt auch wieder für Wagen zu gelassen war. Etwa 95 Fahrzeuge stellten sich früh dem Starter Die Fahrstrecke führte über 185 Kilometer und berührte di Orte Aue, Kirchberg, Rodewisch, Auerbach, Schöneck, Carlsfeld Johanngeorgenstadt, Rittersgrün, Oberwiesenthal, Scheibender: Elterlein, Zwönitz, Aue. Die Strecke, mit ihren vielen Stei gungen, Gefällen und Kurven stellte sehr hohe Anforderungen a, Fahrer und Maschinen und ist wohl als eine der schwierigste, Zuverläsiigkeitsfahrton zu bezeichnen. Um so höher ist es zu bc werten, daß trotzdem eine sehr große Zahl der Fahrer strafpunkl frei über die Streck« gekommen ist. Die Preisträger: Motorräder bis 250 ccm: 1. Pr. Jacob, Adorf. Motorräder bis 350 cvm: 1. Pr.: Böhm, Lößnitz, 2. P> Bauer, Johanngeorgenstadt, 3. Pr.: Löbel, Johanngeorgenstadt -DM »*<»»« »ernst Lelegi — Rc B paratw Fragen Kong« tet« ei» Berbesi jamm«: unterrb an. T Ueberw und vo Wett g eine ge, nehmlic Staater W sind, er vornchr 1921 r wendet, Deutschi reich ni ten 2 Völkern werden kett uni Frankre Folgt n W sind un Bosheit bvren u nur ein Deutsche die Uni belgische „boche", Schwein in einer Christen Es vorliegei bruch de schon Ki die Der könnte v schon Le Reichs« sitzen. 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