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. Dr. irr Donnerstag, ckev l. August tS2S /luer Tageblatt -MW- Anzeiger Mr -as Erzgebirge <»ch<M»»»I.am«Ich«.««k,müm-ch>«^,Natt, »« «a», °»S ».,«. 24. Zshrgung Europas Zukunft wie sie Seipel fieht Bei einem Bortrage, den der frühere Bundeskanzler Seipel bet der Eröffnung der 8. Jahrestagung des Welt- studentenwerkes heute in Krem» über ReZukunftEuropas hielt, erklärte Seipel, in dieser Frage sei jeder Pessimismus unbegründet. Europa brauch» sich vor der sogenannten Amerikanisierung nicht zu fürchten. Die Nachricht, daß Briand in der nächsten Zeit einen feierlichen Appell zur Gründung der Bereinigten Staaten von Europa oder doch wenigstens zu einem wirtschaftlichen Zusammenschluß Europas erlassen wolle, habe allenthalben größtes Aufsehen erregt. Für dies« Jnitativ« müsse man Briand besonders dankbar sein. Wenn es nun so scheine, als ob sich die anderen europäischen Staaten gegen eine europäische Wirt- schaftsunion sehr skeptisch äußern, so sei daran nur wieder das Mißtrauen schuld- Ganz besonders zurückhaltend sei Amerika, das hinter den Bereinigten Staaten von Europa einen anti amerikanischen Block vermute. Es bleibe also Aufgabe der Politiker, Bertrauen zu verbreiten und damlt die notwendigen psychologischen Voraussetzungen für eine Sanierung Europas schaffen. Eaglaa-s «eve ftrgppteu-poUtkk Di« englisch-ägyptischen Verhandlungen werden in vierzehn Tagen soweit gediehen sein, daß die englisch-ägyptischen Be ziehungen in dem Entwurf eines Bündnisvertrages neue Formen erhalten werden Dieser Vertrag soll dann nicht nur zur Kenntnis der englischen Oeffentlichkeit gebracht, sondern in Aegypten zum Gegenstand eines Wahlfeldzuge» gemacht werden. Die ägyptische Kammer soll, um zu dem Vertrag Stellung nehmen zu können, nach einem neuen Wahlgesetz, das in Aegypten ausgearbeitet werden soll, gewählt werden Soweit England in Betracht kommt, soll der neue Ver trag Aegypten volle innen- und wirtschaftspolitische Unabhängigkeit gewährleisten. Die englischen Truppen sollen sich auf die Aufgabe beschränken, den Suezkanal zu verteidigen. Sie werden, um ihren Mißbrauch bei innen- politischen Auseinandersetzungen in Aegypten zu verhindern, in die Nähe de» Suezkanal», also weg von Alexandrien und Kairo, verlrgt werden. England wird al, Pate Aegypten, Aufnah«« in den Völkerbund befürworten- Parts am 7. ftagaft Im Hinblick auf die von den Kommunisten für den 1. August «»gekündigten Kundgebungen auf der Straße hat der Innenminister heute nach einer Konferenz mit dem Polizei- fräfekten für Paris und das Setnedepartement bekanntgegeben, daß Umzüge und Versammlungen sowie sonstige Kundgebungen auf den Straßen nach wie vor verboten seien. Jede Behinderung der Brbeitsfreiheit, jede Gewalttätig keit, vor allem jeder Angriff der hierfür geschaffenen Kampf gruppen auf die Vertreter der Staatsgewalt werden energisch bekämpft werden. Wer auf frischer Tat ertappt oder im Besitz von Waffen betroffen wird, wird sofort der Staats anwaltschaft zugeführt. Ausländer, di« sich an den Kundgebungen beteiligen, werden ausgewiesen. Dem Polizeipräfekten sind die zur Auf rechterhaltung der Ordnung nötigen Kräfte (den Blättern zufolge etwa 20000 Polizisten, di« erforderlichenfalls durch Truppen verstärkt werden) zur Verfügung gestellt worden. Vie äeursebe Delegation Aus Paris kommt Re Meldung, daß Minister Präsi- « n t Briand am Montag, dem 5. August nach dem Haag abröi^n wird. Inzwischen gehen Re Verhandlungen zwischen den Kabinetten eifrig weiter. Man nimmt an, daß Briand den Vorsitz der Konferenz beansprucht. Die deutschen Retchsminister werden im Lause deS Mittwoch sämtlich in Berlin zurück-erwartet. Der erkrankte Reichskanzler Müller wird allein schien. Am Don nerstag und Freitag, möglicherweise auch noch am Sonn abend, werden Kadi ne ttssi tz ungen stattsinlden, die sich vornehmlich mit dem Programm der Haager Konferenz be fassen. Es steht fest, daß Re deutsche Delegation, Re von Dr. Strefemann geführt wird, weiterhin aus dem Reichs- sinanzminiistsr Dr. Hilferding, dem ReichSwirtschäftSmi- nister D r. Curtius und dem Minister für die besetzten Ge biete Dr. Wirth besteht. Selbstverständlich wird auch Staatssekretär Dr. Schubert der deutschen Delegation an- gehören. Wahrscheinlich wird auch Staatssekretär Dr. PÜn- der von der Reichskanzlei und Ministerialdirektor Dr. Gauß vom Auswärtigen Amte ihr angehören. An den technischen Vorbereitungen für die Konferenz ist wie in den anderen Hauptstädten auch in Berlin Die Konferenz im Haag dentsth-ftaazöMe Streltftage« — Um -le verteiloag -er örutr — vle Erklärung Snow-ens — Schwere ftuselaaa-erfetzuagea Wenn nicht alles täuscht, wird die politische Konferenz der i Gläubigerstaaten und Deutschlands zur endgültigen Regelung der Reparativnsifrwge fetzt doch am 8. August im Haag zuisam- mentreten. Zwischen Frankreich und Deutschland einerseits x und Frankreich und England andererseits besteht eine Reihe « von Streitfragen, deren Lösung viel guten Willen der Der- !->. handlnngspartner erfordert. Angesichts der schweren Aus einandersetzungen und des Aufmarsches der öffentlichen Mei- nung in allen beteiligten Ländern erscheint es zweckmäßig, den S.nvierigkei'ten offen ins Auge zu sehen. Die deutsch - französischen Streitfragen drehen sich fetzt schon um vier Punkte. Nämlich erstens die Rheinlandrüumung, zweitens die Kontrollkommission, drittens die Saarfvage und viertens Re Revisionsklausel des Young- Planes. Die Franzosen wollen die besetzten Gebiete nicht bedingungslos räumen. PoinearS und Briand haben es aus- dvücvlich abgelehnt,, dieser Forderung der fvanzMchen Linken zu entsprechen. Was sie wollen, hat der dem Quai d'Orsay nahestehende Publizist Wladimir d'Ormesson in der letzten Nummer der „Euvope NoUvelle" uiedcrgelegt. Nach seiner Auffassung ist der 431. Artikel des Versailler Vertrags, der von den Bedingungen der Rheinland ränmnng handelt, erst dann gegeben, wenn der Young-Plan funktioniert, was aber rst daun der Fall ist, wenn die Kommerzialisierung der unge schützten Young-Annuitäten erfolgt ist. Nach dieser These uriirden die besetzten Gebiete nicht eher geräumt werden, als bis die internationale Bank die ersten mobilisierten Animi- tätenbetrage den GlLubigeiMächten gutgeschrivben hätte. Es hebt außer Frage, daß diese Auffassung ebenso wenig juristisch begründet ist, wie sie politisch dem Geiste einer wirklichen Frie denskonferenz widerspricht. Die Forderung einer Feststellungs- und Versöh- ii ungskommi s s i o n soll nach den Verlautbarungen aus Paris nicht überspannt werden. In den Kreisen um Briand denkt man daran, diese Kommission als reine Zweckovganifa- tion auszubwuen, deren Sitz gar nicht im Rheinland zu sein brauchte, deren Mitglieder vom Völkerbundsrat zu ernennen wären und die erst im Falle der Anrufung des Völkerbunds rates in Aktion zu treten hätte. Die Franzosen verlangen jedoch, daß diese Kommission unbefristet ins Dasein tritt, während für die deutsche Reichsrs^ierung diese Forderung, selbst auf die Gefahr hin, daß an iihr die ganze Reparationskonferenz scheitert, abgelepnt wird. Hinsichtlich der Aufrolluug der Saarfrage stehen sich der deutsche und französische Standpunkt völlig gegenüber. Paris will von politischen Verhandlungen über Re Saarfvage, zu denen nach fron Mischer Auffassung der Völkerbund hinzu- gezogen werden wüßte, absolut nichts wissen, da sie eine Re vision des Versailler Vertrages in sich schließen würden. Da gegen verlangen alle deutschen Parteien, daß bei den bevor stehenden politischen Verhandlungen auch die ^Saarfvage auf gerollt wiw. Durch Re letzten Reden Poinvares ist auch die Revi- s i ousklausel des Youugplaues strittig geworden. Nach seiner Formel kann der Young-Plan nur dann relvidiert werden, wenn Amerika feine GlLUbigersordevungen herabsctzt. Demgegenüber muß betont werden, daß der Young-Plan auch dann eine Revision des von ihm vovgeschlagenen Zahlungs planes Vorsicht, wenn die deutsche Währung und das deutsche Wirtschaftsleben in sine ernstliche Gefahr geraten. Nach dem Young-Plan besteihen RSvisimrsmöglichkeiten, die Ponwarä ablchnte. Es wird Ausgabe der deutschen Delegation sein, die BchiMmuNgen des YoungsiPloines gegen die französische These zu vertSidigen. Die Politische Konferenz im Haag D soffen noch größere Hindernisse zu überwinden, falls M von Erfolg ge krönt sein will, nämlich jene ungeheuren Schwierigkeiten und Meinungsverschiedenheiten, die zwischen London und Paris liegen. Schatzkanzler Snowden erklärte vor wenigen Tagen im Unterhaus, daß England zur Annahme deS YoungP-lanes Überhaupt nicht verpflichtet Ist, daß es den Sachliöferungsplan des Young-Komitees ablehnt und eine Revision des Vertei lungsschlüssels verlangt. Die Analyse, die Lloyd George dem YoungPlan in öffentlicher Untechwussitzung gab, läßt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Schatzkaüzler Snowden pflichtete ihm in allen wc entlichen Punkten bei und erklärte: Was immer das Ergebn s der Konferenz sein mag, so kann ich dem hohen Haus versichern, daß aus ihr keine britischen In- teressen geopfert werden." Wenn die Engländer di« von ihnen aNgMndigten Fragen auf der Haager Konferenz aNfwerfen, woran kaum zu zweifeln ist dann stellen sie die 'ganze viermonatige Tätigkeit deS Yo un Monti tees in Paris in Frage. Der stanz« lmrstwiertae Kuhhandel wird dann wieder von vorne beginnen. Di« Sach verständigen haben dem Beispiele der DawessiKoMMissivn fol- gend ausdrücklich betont, daß Ker Bericht ein Anteil- bares Ganzes ist. Nach naheliegender Logik kann dem- LE denSwillen auSgewichen werd« kam«. währertd der letzten Woche rege gearbeitet worden. Da» mit Ausnahme des RsichsvwnAers Müller jetzt wieder vollzählig in Berlin weilend« Reich Nabinett hat jetzt Re MOe AÄaabk die Vorarbeiten zu überprüfen, zu werten und abkUsMießen ^Sachliche und taktische Fragen von größter TvaMMe vcm«k der Beantwortung. Niemand täuscht sich über R« Schwierig keiten, die aus der bevorstehenden Haager Konferenz zu über winden sind, zumal die Taktik der Franzosen uNd die Ansprüche der Engländer kaum geeignet sind, Re Lösung der Konseren», aufgaben zu erleichtern. lieber die Formalitäten der Einladung und di« Frage de» Vorsitzes der Konferenz ist noch keine Entscheidung gefallen. Erfreulicherweise kommt jetzt aus London Re amtliche Erklä rung, daß von Siner Anregung auf Verschiebung der Konife renz bisher nichts bekannt wurde. Wichtiger ist noch, daß Re Konferenz in zwei Hälften -erlegt werden soll. Die ein« Hälfte Wird sich lediglich Wit finanziellen di« andere dagegen vorwiegend mit den Politischen Fragen befaßen. Dies« Tei lung der Konferenz bildet den Grund dafür, daß der englische Schatzkanzler Snowden und der Außenminister Hender son nicht gleichzeitig an den Verhandlungen t-eilnshmen wer den. Aehrlich liegen die Verhältnisse auch für die deutsche Delegation. Amerika beobachtet Die in der europäischen Presse kursierenden Meldung über die bevorstehende Entsendung de» früheren amerikanischen Beobachters bei der Reparationskommission, Roland William Boydens, als Vertreter Amerikas zur Haager Regierungs konferenz werden dementiert, jedoch wird angedeutet, daß man in Washington beabsichtig«, einen inoffiziellen Beobachter nach dem Haag zu entsenden. Vor äem frieäenssekluv im Osten Ein chinesisches Mitglied der Direktion der Ostbahn und ein Vertreter der Tharbiner Kommission für Auswärtig« An gelegenheiten werden voraussichtlich heute abend in Mandschuria mit dem früheren sowjetrussischen Generalkonsul Melnikow zusammentreffen. Melnikow wird China die Antwort Moskau« auf di« Vorschläge überbringen, di« Melnikow am Tage vor seiner Abreise in Chardin von chinesischer Seite gemacht wurden. In amtlichen Kreisen sieht man dieser Antwort der Sowjets mit großer Spannung entgegen- Man glaubt, daß ihr, wenn sie günstig ausfällt, di« russisch-chinesischen Ver handlungen in Mandschuria folgen werden. LhlneflsHe Uatarhäa-ler unterwegs Nach Meldungen aus Schanghai hat sich der chinesisch« Friedensunterhändler Tschuschac am Dienstag von Schanghai nach Mulden begeben, um die Lage in der Mandschurei einer Prüfung zu unterziehen. Er hoffe, im Anschluß direkt« Ver handlungen mit russischen Vertretern einleiten zu können. Besitzergreifung des Eine Expedition ans Eowjjetvutzland hißte R« Sodchet- flagge auf bem FraNz-yofeph-Land zum Zeichen dafür, daß pisse Inselgruppe entsprechend dem Erlaß des Zentrwlexekutiv- komitees der Sowjetunion zum 1ü. April IMS der Sowjet union gehört. Da» Befinde» de» Reichskanzlei. Der wieder in Berlin eingetroffene Reichsftnanzmtnister Dr. Hilferdtng hat auf der Reife dem Reichs- kanzler in Heidelberg einen Besuch abgestattet. Da» Be finden des Kanzler» hat sich so gebessert, daß er jetzt Besuche empfangen und auch politische Unterhaltungen führen kann. Wie lange Hermann Müller noch in Heidelberg bezw. Mergent heim bleiben wird, ist aber nicht abzusehen. . Tagung -er Exekutive -er soziallstlschea ftrbeiteriateruational« Die Züricher sozialistischen Zeitungen teilen Wit, dich am Sonntag Im Wolkslhause in Zürich di« Exekutiv« der sozialisvi- fchen Arbeite rinteEtionale zUfammengetreten ist. Anwesend waren Delogierte ans Argentinien, Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Armenien, China, Geovaien, Groß britannien, Italien. Finnland, Oester-reich, Palästina, Rutz- -land, Polen, Schweden, Rumänien, der Schweiz, der Tscheche Slowakei,, Ungarn und der Vereinigten Staaten. Die deutsche Sozialdemokratie ist vertreten durch Crispi-c n, Stel ling und V oa e I. Zum Tagungspräsidenten wurde Wibaut- Holland gewählt. Die Exekutive nahm «inen Bericht über Re Abrülstungsaknon der Internationale entgegen und wandte sich dann der Besprechung der Kriegsgefahren Ar Oisvasien zu. In der Diskussion über die allgemeine politische Lage in Gu- rova kam die volle Einmütigkeit der sozialistischen Ander- nationale in bezug auf die politischen Konsequenzen der Mm- «mna in der N^rationsfraae zum Ausdruck. Zur Sprach« kamen ferner die BalkaiDrrÄem« und R« PolttA der «ngari- schen Sozialisten in der Frage der Revision de« Vertrage« von TÄanom Zwei Kommissionen höhen ta der Sitzung Anwüge hk R»