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Ne. 1-- 2. öeilage zum Zurr Tageblatt Sonntag, -en 21. ^uli 1-2- SS-SSSSSSSSE-SSSSSS—SSM——SS—-MSSMSSSSSS-—SS-SM—ssssssssssssssss^^ssssssss UrlaubsplSne (Nachdruck vrrdotrn) voa Karl Ettllager sMSuche«) sie eitel Kartenhäuser, und ihr au» Karl -er der und den und war hat. ich ler im Ma- doch gS- un- ge- ge- wozu sie sich entschlossen Marschbefehl lauten mag, Regenschirm ich gepackt. fiüel Ser Kunst Kaiser, bewunderte ehrfürch- daß bei allen Banketten der und auf einen Arava-eugst betnven «ich kein» «ehn Kamele l Und Überhaupt, wem» ich, MU meinem Pech, nach Aegypten komme, dann ist bestimmt gerade ägyptische Ainsterni», und «mm sicht überhaupt nicht»! Und wenn ich Mich auf einen Baumstamm setze, ist >» ein Krokodil, und wenn ich Krokodilbraten bestelle, ist e« »in Baumstamm — «ein, Aegypten ist keine Gegend für mich! Ich notierte e» mir nur für den Notfall. Gestern erkundigte sich Vie Leni r „Hast du eigen-- lich schon darüber nachgedacht, M wir unseren die»« jährigen Urlaub verbringen?" „Jawohl, mein Schatz! La» Programm ist fix und fertig: wir fahren von München über Italien Via Nordkap-Aegypten nach dem Tegernsee I" La hat die Lent die Sache selbst in die Hand genommen. Sie ist auf die Reisebüros gegangen und mit sieben Zentner Prospekten hetmgekommen. So um die Weihnachtszeit herum Hoffs ich zu erfahren. Aber wie auch ihr bin reisefertig: mein Helene Reick schlenderte zweck- und ziellos durch den nun endlich im Maiengrün prangenden Englischen Garten. In der Nähe des MonopteroS ließ sie sich auf einer Bank nieder und zeichnete mit dem seine Mailänder Herkunft in nicht» verleugnenden Sonnen schirm groteske Gebilde in den silbergrauen Kies. Sie kam aus Meran/ Ein recht wenig erbaut- licher Winter lag in diesem eisigen Jahre hinter ihr, obwohl sie sich am Ufer der Passer damit getröstet hatte, daß es ja in Berlin noch! viel, viel kälter wart Münchens. . . Im Grunde genommen verdankte sie heute- einem Irrtum des Pförtners im Hotel Emma diesen Aufenthalt in Isar-Athen^. Ter gute Mann war an .ein alte» ReichSkurSbuch geraten, Anschluß nach dem Norden verzögerte sich. Drei Stunden hatte sie hier Zeit. München! . . . Die weltberühmte Stadt und des Biere» sagte ihr so mancherlei Grunde genommen auch wieder nichts. Seit zwanzig langen Jahren war Zlso Reick nicht mehr in ihren Mauern gewesen, hatte sie die Gast freie gemieden . . . und zählte nun fünfundvierzig. An der Schwelle zur Matrone, wie sie sich, unbarm herzig gegen sich! selbst, auszudrücken beliebte, und trotz allem noch eine schöne Frau. Trotz der Ehe mit dem Geheimrat, die ihr in dem öden Treuchtlingen wie ein endgültiger Verzicht auf alle Lebensfreude erschienen war, trotz der vier Kinder, die da« Schicksal in alle Winkel des deutschen Vaterlandes verstreut hatte. Nun war sie Witwe und wohnte bei einer ihrer verheirateten Töchter am Kurfürstendamm. München. . . Edgar Himmelmann! Daß der Professor an der Kunstakademie, in dessen Meister klasse sie im schönsten ihrer Jahve gearbeitet hatte, auch gerade diesen für sein ganze» Wesen so überaus bezeichnenden Namen trug! Eigentlich war sie ja auch damals vor ihm flohen. Eingestanden hatte sie sich! das in jenen vergeßlichen Tagen freilich nie.' Aber heute als reiste Frau, die in Berlin schon „Grobmutti" nannt wurde, lag ihr jede Beschönigung fern. Ge flohen war sie Vor ihm, dem verheirateten Professor, seinetwegen hatte sie München gemieden, und nun stand sie trotz allem heute wieder hier. Die Frauentürme winkten. Ihr wenigstens kam es so vor. Der breit und behaglich dahinflutende Menschenstrom der Kaufinger Straße bewegte sich vor ihren Blicken. Darum erhob sie sich!. Die Stadt lockt. Ilse Reicks ursprünglicher Plan, die ihr bleiben- drei Stunden im Grün des Parks zu verträumen hier im Restaurant ihre Mahlzeit einzunehMen, spontan von ihr aufgegeben worden. München — Edgar Himmelmann. . . Was war ihm geworden? Sie fand sich wieder, schicksalssicher, im GlaS Palast auf einem Plüschsofa, den Katalog der Frühjahrs- auSstellung in der Hand. Bild an Bild an den Wän den dieses Saale», eine Fülle, deren Einzelheiten ihr Auge auch nicht im mindesten zu erfassen vermochte. Darum senkt« sie jetzt den Blick und schloß beide Augen, sich in das Dunkel selbstgewählter Nacht zu retten, Zamit sie zur inneren Sammlung besser be fähigt sei. j Nun glaubte sie so weit zu fein — und da /. Ihr wieder aufgeschlagenes Auge haftete aus einer Oelstudie in goldenem Rahmen. Da» Blut stieg ihr in die Wangen, ihr Herz pochte rascher. War sie da» oder war sie das nicht? — Nummer 1405! Tie Blätter des Katalogs knisterten in ihrer Hand, zwischen den Fingern, die sie nervös wandten. Endlich! Sie la», la» wahr- und wahrhaftig: Edgar Himmelmann, Dame mit Nelken, München, Luitpoldstraße 11. Sein Werk! Seine Lichter, seine Farben, fein Strich. . . und ihr um zwanzig lange Jahre verjüngte» Angesicht. Bild als Novität! Al» seien brachen da die Jahre vor den Augen ihrer forschen den Erinnerung zusammen. Und Helene Reicks gan zer innerer Mensch! drängte sich in diesen Minuten nur diesem einen einzigen, ach so kurzen Abschnitt ihre» Lebens zu. Luitpoldstraße 11. Diese Adresse schloß jeden Irrtum aus. Dort war es gewesen, wo sie ihm die Bitte, ihm Modell zu sitzen, rundweg abgeschlagen, wo sie sich! eigentlich für immer von ihm getrennt hatte, und nun — — — Heute! Nach zwanzig langen Jahren, da sich die ersten grauen Fäden an ihren Schläfen meldeten, da Edgar Himmelmann ein Mann an die Sechzig war, konnte, durfte, mutzte sie sich! Gewißheit verschaffen. Luitpoldstraße 11. De« Chauffeur der Taxe sah die Dame erstaunt an, weil sie ihm diese Adresse in sichtlicher Erregung zugerusen hatte, dann aber kur belte er mit einem unnachahmlich münchnertschen ,H» mer aa recht" an. Das Auto hielt. Helene Reick schritt durch den Vorgarten der kleinen Billa zu. Alle» wie damals! Die Rosenbäumchen und die Rabatten, die sechs Sand steinstufen, die zum Hauseingang führten, die Kokos matte, die altmodische Klingel, neben dem Messing schilde: Edgar Himmelmann. Der gleiche, ein wenig schrille, die Ruhe dieses Hauses brutal unterbrechende Ton. Na» Mädchen öffnete. „Herr Edgar Kimmelmarm?" „Ist zu Hause!" Helene Reick betrat da» Melier. SS war mit Bildern vollgepfropft. Mit ihr bekannten und wohl vertrauten, mit Werken, die dem Meister die Große Medaille eingebracht und ihn wett und breit berühmt gemacht hatten, aber auch mit neuen, die ihr völlig fremd waren. Und doch ging durch sie alle dieser ! geniale Zug ewiger Jugend und unverwüstlicher Kraft. Schon meldete sich die Reue in ihrem Herzen, 1 daß sie sich hierher gewagt hatte in dem eitlen Wahn, ! daß der Meister gleich ihr im Laufe der Jahrzehnte alt geworden sei. Aber schon öffnete sich die Tür. „Gnädige Frau!" — „Meister!" Helene Reick hielt die Hand wie einen Schirm vor die Augen, ihre Gestalt wankte. „Sie sind, Sie wären, wer sind Sie?" stammelte ihr Mund. Ein Fünfundzwanzigjähriger stand vor ihr, einer, der sofort begriff. „Sie haben meine» verstorbenen Vater gekannt, gnädige Frau." Helene Reick schluchzte auf. Und der Junge fuhr fort: „Ich bin sein ältester Sohn und sein Schüler, gnädige Frau. Weitere Leute behaupten, ich sei sein Ebenbild!" „Sie sind e»! - Und da» Bildnis?" „Welches BtlSniS?" ,Me Dame mit den Nelken im Glaspalast!" „Entstammt dem Nachlaß meines Vater», gnädige Frau; e» war unvollendet, ich habe e» zu Ende ge führt, es war nur nach einer Keinen Photographie skizziert!" „Nach einer Photographie?" „Ja! Rach einer, dis sich in meines Pater» Brieftasche sand. Mit.der Aufschrift: Starnberg, 20. Mai 1908." ' 1 ,-Jch danke Ihnen!" Helene Reick wandte sich nach! der Tür. Der Junge sah ihr kopfschüttelnd nach. Dann sagte er leise vor sich hin: „Sie .war e» also," indessen durch den Kopf der vor der Vergangen heit Fliehenden die süße Erinnerung an jenen Früh lingsausflug mit Htmmelmann» Metsterklasse und an die in jugendlicher Sonne glitzernden blauen Fluten ging. Lebertran da!* Und dam» hab» ich gelesen, daß sich die E»kimo» durch Anetnanberreiben der Nasen be grüßen — freilich, ich werd' mir da oben au» mei ner ollen ehrlichen Gurke «in Bügelbrett machen las sen! Und deshalb notierte Ich mir die Nordland reise nur für den äußersten Notfall. Mein nächster Bekannter riet mir: „Wissen S', wohin Sie Müssen? Nach Aegypten! Also einen Dalmschnap» gibt'» da unten — wonnig! Und dann sollen auch die KönigSgräber hochinteressant sein, hab' ich gehört, die alten Tempelruinen sollen einzig artig sein, hat man mir erzählt — also ich! .sage Ihnen: so einen Palmschnap» haben Sie noch nicht getrunken! Auf nach! dem Lande Pharaos!" „Pharao?" durchzuckte es mich.. „Nicht in die Tüte! Wenn ich von sieben mageren Kühen träumen will, sehe ich mir tm Varietee eine Girl-Trupps an! Und guf ein Kachel bringen mich keine zehn Gäule^ Sein Ebenbild Skizze von Joh. Edward Brandt. Schon in frühester Jugend wurde mir der Grund satz etngepaukt: man soll bei alle», wa» man tut, etwa» denken! La ich gelehrig hin wie ein Dackel (nur mache ich davon öfter» Gebrauch, al» dieser Clown der Zoologie), habe ich den Grundsatz getreulich befolgt und mir von Kindesbeinen auf immer etwa» gedacht. Eine kleine sprachologische Zwischenbemer kung: „von KindSbetnen auf" ist ei» Unsinn, man be hält dieselben Beine da» ganze Leben hindurch. Man könnt« ebenso gut sagen „von Kindsnas« an" oder „von KindSohrwaschl auf". Nur'„von Kindsglatze ab" geht nicht/ Di« Leni, die Sprachgefühl hat, denn sie hat im Sprechen fabelhafte Uebung, behauptet sogar: ich hätte nicht nur noch Kinds deine, sondern auch noch einen.Kindskopf. (Schluß der Zwischenbemer- kung. Vergessen Sie nicht, diese Gedankenkette zu erden!) Also ich habe mir immer wa» gedacht. Kaum trat beim Schulbeginn der Lehrer in dis Klasse, so dachte ich schon an die Pause und daran, mit wem ich! mich da prügeln könnte. Zog Mamachen mir meinen Sonntagsanzug pn und führte mich! zur Oma, um einen GeburtStagSglückwunsch aufzusagen, so dachte ich während de» ganzen Auflagen» angestrengt, und zwar: „wo bleibt die Schokolad' so lang'?" Ich konnte kei nen Apfelbaum sehen, ohne zu denken, nämlich: „Klettere ich hinauf oder werfe ich die Aepfel besser mit den Steinen herunter?" Wenn dem Nachbarhund ein Luftballon an den Schwanz gebunden war, so kam da» nur daher, daß ich gedacht hatte. Und wenn die Köchin zeterte: „Ich weiß gar nicht, wo e' Puddingrest hingekommen ist!", so bewies das nur, daß ich ein folgsames Kind war und zu denken ver stand. Und wa» für ein Denker war ich erst später beim Militär! Wenn der Herr Feldwebel donnerte: „Ettlinger, ziehen Sie Ihren Kartoffelbauch ein und halten Sie Ihr Gewehr nicht wie eine Mistgabel.!", dann zerplatzte ich! geradezu vor Denken. Oder der Herr Unteroffizier instruierte uns über die Schöpfungs geschichte, indem er sich! an mich, mit den Worten wandte: „Als der liebe Gott da» Rhinozeros geschaf fen hatte, wettete der Teufel mit ihm: etwas noch Schafsdämlicheres kannst du nicht schaffen, o Herr! Aber er verlor die Wette, denn Gott erschuf den Ein jährigen!"- Wenn der Unteroffizier also sprach, dann dachte ich mir was, etwa» direkt Wohltuendes dachte ich dann, und ich hatte nur die eine Angst: man könnte meinem Gesicht ansehen, was ich mir dachte! Das Denken ist infolge dieses Trainings „von Kindsnasenlöchern an" bei mir zur Gewohnheit ge worden, und so denke ich auch.alljährliche wenn die ersten .Sonnenstrahlen schüchtern nachschauen, ob auf der Erde ein Sitzplatz für sie frei sei, etwas sehr Tiefes, nämlich: „Wo verbringe ich meinen Urlaub?" In den letzten Jahren habe ich mit meinen Urlaubern Pech! gehabt: sobald ich am Reiseziel etntraf, hielt St. Petrus meinen Aufenthaltsort für eine Badewanne, die unbedingt vollaufen müsse. Drei Wochen lang versicherte ich dem Wirt täglich: „Heute abend reise sttz ab", drei Wochen lang antwortete er mir täglich: .Morgen früh Ham ma den schönsten Sonnenscheins und dann waren die drei Wochen um, ich Packte mei nen Koffer und meinen Schnupfen und fuhr heim zum Trocknen. Und alle meine Bekannten sagten: „Sie sehen nicht gut aus. Sie sollten sich mal einen Urlaub gönnen!" So gut hatte ich mich erhvlk Offenbar hatte ich! in den letzten Jahren bet der Wahl meines Reiseziels einen falschen Wahtzettel ab gegeben. Und deshalb frage ich diese» Jahr alle meine Bekannten um Rat. Da hat mir zunächst der Herr Niedermeier emp fohlen: „Fahrn G' halt auf Italien! .Wissen Sk, a Weinerl giabt'S da — zu dem muaß ma „Sie" sc«gn! Und d' Natur soll aa ganz schön san da drunt, hob i ghört, und Sehenswürdigkeiten soll'« aa gebn, hat ma mir gsagt, also a wunderbarer Wein iS dees! Fahrn S' auf Italien, das Land, wo die Zitronen blühnl" Da- letztere hätte er nicht sagen dürfen, denn was tue ich mit blühenden Zitronen? Da kann man nicht mal Limonade drau» machen! Md überhaupt: wenn ich, mit meinem Pech, nach Italien komme, dann speit bestimmt der Aetna oder der Mussolini, und bis zum Sommer können auch meine Hemden nicht schwarz sein, und dann mag ich auch dis Spaghetti nicht, die sind die boshafteste Mehlspeise der Welt: die kannst du faustdick um deine Gabel wickeln — bis du die Gabel zum Mund geführt hast, ist kein Stück Mehr drauf — nein, Italien kommt nicht in Frage! Ich habe e» mir nur für den Not fall notiert. Mein nächster Bekannter empfahl mir: „Machen Sie eine Nordlandreise! Herrlich, sage ich Ihnen! GS geht nichts über Schwedenpunsch l Md dann soll e» da auch endlose Wälder geben, hab' ich erzählen hö ren, dir Fjorde sollen Überwältigend sein, hat man mir gesagt — also der Schwedenpunsch ist einfach Klasse! Fahren Sie gen Norden, in» Land der Mit ternachtssonne!" Schon faul! dachte ich. Gin Land, wo Mitter nacht» die Sonne scheint^ Wo man nicht weiß: macht man einen Nachtbummel oder einen Mittags frühschoppen? Und überhaupt, tvenn ich mit meinem Pech nach Nordland komme, dann heißt'» bestimmt: tig die Kunst Tizians, - n . . Maler zur Rechten des Kaisers saß.' Das wär unerhört, und Wie war da» denn möglich? Nie und nimmer man beschwerte Kch bei ihm. Wer der Kaiser wie» die Üinzu- hatte sie ihm Modell gesessen. friedenen ab: ,Lmn Kurfürsten oder Herzog kann ich schnell Md nun haut», auf dieser Ausstellung, dies«» jemand ernennen, «in Litztan ab« MW geboren weäenl"