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24. Jahrgang Ä !L LS« Nach zähem Ringen zwischen London und Paris haben jetzt di« Franzosen nachgegeben und durch ihren Botschafter Downing-Street mitteilen lassen, daß die französische Regie rung bereit ist, London al» Konferenzort anzu nehmen. Damit wären endlich die Streitigkeiten für den Ort der Tagung der politischen Konferenz betFelegt. Der Zeit punkt ihres Zusammentritts ist jedoch immer noch nicht fest gelegt. Die englische Regierung sähe es wohl gerne, wenn die Konferenz gleich nach der Vertagung des Unterhauses, also nach dem 20- Juli beginnen würde. Es kann daher angenommen werden, daß Ende Juli die Politiker in London sich treffen, um den sgoung-PIan in Kraft zu setzen. Selbstverständlich werden die Amerikaner wiederum nicht amtlich vertreten sein. Auf der letzten Londoner Konferenz begnügten sie sich mit eigenen „Beobachtern". Nach allge meiner Annahme wird dieses Mal Botschafter Dawes der amerikanische Beobachter sein. Da er der Vater des Dawesplanes ist, gilt er als Fachmann auf finanzpolitischem Gebiete, sodaß mit seiner Betrauung zu rechnen ist. Die Engländer scheinen ihre Stellungnahme in einigen Fragen bereits festgelegt zu haben- Wenn nicht alles täuscht, ist die Zurückziehung der englischen Truppen aus den besetzten Gebieten unter allen Umständen zu erwarten- Die britische Regierung hat sich auch entschlossen, gegen die Errichtung einer neuen Kontrolle in den bisher besetzten rheinischen Ge bieten aufzutreten. Vermutlich wird England den Aoung-Plan auch nur unter der Bedingung ratifizieren, daß die Franzosen zur Ratifizierung des Churchill-Caillaur-Abkommens schreiten. Darin herrscht in der ganzen englischen Presse eine erfreuliche Einmütigkeit. Der politische Druck, der dadurch auf Frankreich ausgeübt wird, ist unverkennbar. ObPoincarä persönlich nach London gehen und die französischen Forderungen vertreten wird, ist sehr fraglich, man kann schon sagen, unwahrscheinlich. Sicher ist, daß Brtand bereits einen Operationsplan ausarbeitete und in London die französischen Belange zu verfechten gedenkt. Ob der deutsche Reichskanzler Hermann Müller nach London fahren wird, steht dahin, da sein Gesundheitszustand zu Bedenken Anlaß gibt, und er sich schon jetzt gezwungen sieht, in einem süd deutschen Bade voraussichtlich in Mergentheim, Genesung von seinem Gallenleiden zu suchen. Sicher ist, daß Reichsaußen- Minister Dr. Stresemann und Reichsfinanzminister Dr. Hilferding nach London reisen werden. Vermutlich werden auch Reichswirtschaftsminister Dr. Curtius und der Reichsmintster für die gesetzten Gebiete Dr. Wirth zu den Verhandlungen hinzugezogen werden, besonders wenn ihre Ressortfragen auf der Tagesordnung der Londoner Konferenz stehen To- -orch Sorrkampf In Münster hatte der Schausteller Bergmann, wie da» „Tempo" meldet, eine Sport- und Krastschaubud« aufgebaut. Trotz de» bestehenden Verbote» rief der Schausteller zum Borkamps auf, zu dem sich ein Münsteraner meldete. Er erhielt im Laufe de» Kampfe» «Inen unglücklichen Stotz in die Lebergegend und starb an dieser Beübung- Oer veullcve Industrie- «ncl ysnclelsttg zur kepsrstionskrage Der Hauptausschuß des Deutschen Industrie und Handels, tage», der in München unter dem Vorsitz seines Präsidenten Franz von Mendelssohn zusammengetreten ist, hat auf Grund eines umfassenden Berichtes über die Reparationsfrage, den bas erste geschäftssührenbe Präsidialmitglied Reichsminister a. D. Hamm in der Nachmittagssitzung erstattete, einstimmig eine Ent- schlietzung gefaßt, die die folgenden Gesichtspunkte betont: lich bas'Maß'desten' was'die deutsche Volkswirtschaft unbedingt aus eigener Kraft leisten kann. Maßnahmen, die nach dem Plan von s ' -- "--i-— .. sich b aus Wirtscyaftsüberschüssen also am ' vorauss _ . des Planes London als Konferenzort Frankreich gibt nach Hausbesitzer wurden zusammenberufen und der Feldzugs!« entworfen. An den Stadttoren und Plakatsäulen so» man tage lang Plakate, die den Feldzugsvlan der ganzen Bevölkerung mit teilten. Alle Mailänder wurden zu den Waffen aufgerufen, 80 000 Hausbesitzer waren gerüstet. Die Stadtverwaltung ludst pellte 200 000 Pillen zur Vernichtung der Ratten zur Ver fügung und was für Pillen! Diese Pillen sollten die Eigenschaft haben, den Katzen und Hunden dagegen nicht zu schaben. An allen strategischen Punkten der Stabt wurden die Pillen ausge legt. In zwei aufeinanderfolgenden Nächten wurde bas Manöver wiederholt. Am dritten Tage erschien da» Kriegsbulletin. Es teilte mit, daß sämtliche Pillen von den Ratten ausgefressen wur den, aber keinerlei Verluste unter dem vermaledeiten Volk der Ratten festgestellt werden konnten. Auch die Mailänder Hunde und Katzen erfreuen sich nach wie vor bester Gesundheit. Räumung äer Koblenzer Tone am September? Die „Kölner Zeitung" meldet aus Koblenz: Die Räumungs vorbereitungen der Besatzungsbehörden in Koblenz und Ehren breitstein scheinen sicherem Vernehmen nach doch von größerem Umfang zu sein, als es anfangs den Anschein hatte. Der kom mandierende General der Besatzungstruppen im Rheinland hat alle seine Maßnahmen auf eine Räumung der Koblenzer Zone zum 1. September eingestellt. Wie wir hören, sollen bereits in den nächsten 14 Tagen zwei Regimenter in die Heimat ab transportiert werden. Es handelt sich um die beiden französischen Hauptregimenter, die in Koblenz stehen, und zwar um ein In fanterie- und ein Artillerieregiment. Für die frühzeitige Räu mung der Koblenzer Zone scheint weniger der Stand der Ver handlungen um die Ratifizierung des Goungplanes als viel mehr die Tatsache maßgebend zu sein, daß die Koblenzer Zone sowieso nach dem Versailler Vertrag am 10. Januar 1930 ge räumt werden müßte. Bei den nun in Fluß kommenden Räu mungsvorbereitungen soll auf französischer Seite auch die rein praktische Erwägung eine Rolle spielen, baß eine Räumung der zweiten Zone bis zum 1. September die hier «brückenden Be- satzungsangehörigen nicht den gleichen durch die Winterkälte be dingten Unannehmlichkeiten aussetzt, wie das bei der Umsiedlung der Besatzungstruppen der ersten Zone nach Frankreich der Fall gewesen ist. -fach -le englischen Konservativen für sofortige Rhelalan-rüuamag „Observer" sagt in einem Leitartikel: Die öffentliche Meinung Englands ist bereits ungeduldig geworden. Zweifel los hat die Frage der Rheinarmee der Regierung bet den Parlamentswahlen Stimmen gekostet. Man wird sagen, daß Eile verhängtsvoll ist und daß eine Räumung am 81. August unmöglich sei. Wir glauben das nicht. Zehn Wochen genügen bet gutem Willen vollauf, um eine Armee abzubefördern. Auf zwei Wochen früher oder später kommt es nicht an, aber es kommt darauf an, daß ein endgültiges Datum für dir Zurückziehung der letzten britischen Soldaten vom Rhein fest gesetzt und noch während der jetzigen kurzen Palamentssession bekannt gegeben wird- Wir wünschen dringend, in dieser Frag« mit unseren Freunden in Pari» und Brüssel gemeinsam zu handeln, aber wir können nicht ihretwillen weiterhin die tiefsten Gefühle unserer Freunde in Berlin verwunden- Groß- britanien muß seine Truppen zurückziehrn, wenn möglich mit Frankreich und Belgin; wenn nicht, dann allein bk Italiener Hm aufrichtig dankbar. Aber läßt die Mailänder nicht zur Ruhe dorten zwar davon, baß Im letzten Jahre in Paris onaler Kongreß zur Bekämpfung des Rattenun- an dem sich 50 Nationen beteiligten, und wissen fünftägigen Erörterungen der Kongreß beschloß, "A,"nationale Liga zur Bekämpfung der Ratten zu grün es e lieben Mailänder wissen das alles sehr gut, der Um- »rÄ Rattenplage veranlaßte sie jetzt aber zu dem Beschluß, Mt länger zu warten, bis die Internationale Liga zu Taten schreitet, sondern selbst den Mailänder Ratten den Krieg zu er Wenn schon die Königin der Amazonen die Natten fürchtete und bekämpfte, warum sollten die Stadtväter von Mailand nickt diesem glänzenden Beispiele folgen? Der Nat tenkrieg wurde also in der letzten Woche erklärt. Sämtliche Wir sind begierig, wie es dem amerikanischen Friedensrich ter ergehen wird, der sich offenkundig als Richter gegen die Lan desgesetze vergeht. Die amerikanische Polizeiverwaltung hat ihre eigenen Methoden. Man hat von ihnen schon manches gehört, doch scheinen jetzt die Chinesen daran zu sein, den amerikanischen Norlvruna Überholen zu wollen. Aus Schanghai kommt näm lich die Meldung, daß die chinesische Polizei jetzt eine elek- tri icke Torturmaschine für tue Gefangenen in Bekleb nahm um dem Verbrecherwesen Einhalt zu gebieten. Die mit- LVÄSiW stellen »u sollen um die bewaffneten Banditen und Räuberban- zu beseitigen. Die Gefangenen werden zunächst vollständig ent- kleidet und dann -ng auf eine D-mbu^ Hände, die auf dem Rücken zusammengebunben sind berühren dann die Endpole der elektrstchen TormrmaschAe Der elekkstche Enom, der hierauf durch die Körper ^"^rbrechttgesch wird, soll auch die schlimmsten und bartgesottensten Verbrecher ist und der chinesischen Polizei lebigliw als Entschuldigung vor der öffentlichen Meinung Chinas dient. Im Gegensatz zu den Chinesen ^^n ^e ^tm Mmmnvn «AL LLÄ- KaltardUäei* r i ck ^nne da selbst! Aus dem Leben des Prin - en Hein- „E u b e n wird jetzt erst eine Episode bekannt die ^bre macht, weil sie aus eine gründliche Selbst- ks^"tuis schließen läßt. AdmlralvonPo h l erzählt baß ^DAeeflotte vor dem Weltkriege einmal in zwei Teile getettt denenble erste Hälfte unter Führung des Prinzen Heinrich Kiel angreifen, die andere Hälfte dagegen diesen Krieas- bafen verteidigen sollte. Diese Aufgabe war dem AdmK von Pohl zugefallen. Abends waren die Manöver eingestellt worden. Admiral v. Pohl fuhr nach Kiel zurück Vrin» dagegen löst« seine Flotte kür die Nacht auf, befahl jedoch^daß k zwei Schiffe beieinander bleiben sollten. Alsesdunkel' gewo^ den war, lief Abm ral Pohl mit seiner Verteibigungsflotte aus und schlug die nächsten zwei Schiffe des Angreifers, bevor Hilfe kommen sonnte. Dieses Manöver wurde wiederholt, sodaß Prinz Heinrich für vollkommen besiegt erklärt werden mußte. Sieger und Besiegter begegneten sich einige Monate später bei einem Sofvrt trat Prinz Heinrich auf Admiral v- Pvhl zu, schüttelte ihm kräftig die Hand und sagte: „Ich bin Ihnen zum größten Danke verpflichtet, denn Sie haben mir einen sehr großen Dienst erwiesen!" Admiral v. Pohl, der nicht mehr an da^ Manöver dachte, meinte, daß er sich nicht bewußt wäre, dem Prinzen emen Dienst geleistet zu haben. Darauf entgegnete Prmz Hemnch: „Erinnern Sie sich noch der Geschichte mit Kiel? ^ch hatte gedacht, ich könnte etwas. Sie haben mir bewiesen, daß ich noch nichts kann und dafür bin ich Ihnen zu unauslösch lichem Dante verpflichtet." G In Kanada ist jetzt ein Rechtsstreit ausgebrvchen, der weit über die Grenzen dieses britischen Dominions Aufsehen erregt und gegenwärtig sämtliche internationale Frauenorganisationen beschäftigt. Auf Grund der kanadischen Verfassung sind die Frauen in Kanada berechtigt, zur zweiten Kammer zu wählen und gewählt zu werden. Sie besitzen also das aktive und pastive Wahlrecht. Anders steht es bei den Wahlen zum Senat, in den auf Grund des geltenden Rechts nur „qualifizierte Per sönlichkeiten" gewählt werden können. Selbstverständlich wünschten dem Zuge der Zeit entsprechend auch hervorragende Führerinnen der kanadischen Frauenbewegung in den Senat zu kommen. Die Regierung von Ottawa war darüber sehr über rascht. Sie legte sich, wie aus Kanada berichtet wird, die merkwürdige Frage vor, „ob die Frauen Persönlich- keilen sind?" Trotz reiflicher Ueberlegungen konnten die Regierungsjuristen in Kanada zu keinem Ergebnis kommen, sodaß jetzt das Iustizkomitee des geheimen Kabinettsrats des Königs von England sich abmühen muß, auf diese schwierige Frage die richtige Antwort zu finden. G Tinen anderen niedlichen Kulturbeitrag erhalten wir von der Rumfront zwischen Kanada und den Vereinigten Staaten Nordamerikas. Die Amerikaner behaupten nämlich, daß es ihnen in den letzten Monaten gelungen ist, dem Alkoholschmuggel der Kanadier gründlich zu Leibe zu rücken. Am Eriesee freilich kämen noch häufig Schmugglerschiffe mit stattlichen Ladungen zum Ziele, weil die amerikanischen Patrouillenboote nicht ausreichen wür den. Die Amerikaner verfügen jedoch in den Gewässern an der kanadischen Grenze über 14 Küstenkreuzer, 14 Patrouillenboote und 25 kleinere Schnellboote, also insgesamt über 53 Schiffe, um ihre Trockenlegung zu sichern und die Angriffe der Nassen abzu wehren. Zum großen Äergernis aller Trockenen erschien dieser Tage im Staate Texas in der Zeitung „Thornton Rustler" das Inserat eines Friedensrichters, in dem mitgeteilt wird, daß er nach dem 1. Juli es jedermann freistem, Whisky oder andere Alkvhvlien nach Herzenslust zu brauen. Der Friedensrichter fügt hinzu: „Ich selbst bin kein Wassertrinker. Mein Großvater trank sein Gläschen, als wir mit England Krieg führten. Mein Urgroßvater war für einen guten Tropfen während unserer Feld züge mit Mexiko. Ich habe mehr oder weniger selbst getrunken in drei Kriegen. Ich werde auch weiter trinken. Wir wollen gute Freunde bleiben und im übrigen unsere Pflichten erfüllen." Pfänder und Kontrollen endgültig verlassen wird, b. h. vor behaltlose Räumung des Rheinlande», Rückgabe de» Saar gebiets, Einstellung bezw. Rückgängigmachung aller Maßnahmen zur Beschlagnahme und Liquidation deutscher Güter. Die Entschließung weist bann darauf hin, baß die Lage von allen wlrtschaftstätigen Bevölkerungsschichten besondere An strengungen und Opfer und pflichtbewußte Zusammenarbeit im Sinne einer sparsamen Wirtschaftsführung verlangt. Damit sei auch die entscheidende Stunde gekommen, die staatliche Wirt schafts-, Finanz- und Sozialpolitik einheitlich und folgerichtig aus die Steigerung der Produktivität unserer Eesamtwirtschaft hinzuwenben. Als Forderungen in diesem Sinne werben auf gestellt: Förderung der Kapitalansammlung, Staats- und Der- waltungsreform mit dem Ziele der Steigerung der Leistungs fähigkeit bei gleichzeitiger Verdilligvng, Reform der Budget gebarung der öffentlichen Körperschaften und Reform des öffent lichen Steuersystems. Iuer Tageblatt s-MW Anzeiger für öas Erzgebirge — ° Enthalten- -je amtlicher» Bekanntmachungen -r» Rates -er Gta-t un- -es Amtsgericht» Aue. poststheck-s»nmr rn. iee« Nr lAi " . — Dienstag» üen 2. Zuli 192S >chen unter dem Vorsitz seines Präsidenten ssohn zusammengetreten ist, hat auf Grund eines'umfassenden Berichtes über die Reparationsfrage, den bas erste geschäftssührenbe Präsidialmitglied Reichsminister a. D. Hamm in der Nachmittagssihung.erstattete,, einstimmi^ne Ent- Die Deutsch and auferlegten Summen überschreiten erheb bas Mab besten, was die deutsche Volkswirtschaft unbedingt ;r rrra r leipen k«»n. »"» '»"V l " I ' , der deutschen Volkswirtschaft die Gefahren fernbalten sollen, die die Uebertragung von Zahlungen ins Ausland mit sich bringt, können ihr Ziel nur dann erreichen, wenn stets be- rt wird, daß Reparationsleistungen und lleberkagungen nur au» Wirtschaftsüberschüsten durch deutsche Ausfuhr möglich sind, allo auch eine gesteigerte Bereitwilligkeit der Gläubigerlänber voraussetzen, deutsch« Waren abzunebmen. Für die Würdigung des Planes im ganzen ist e, von höchst« Bedeutung, ob mit , ..äenbe Gesamtliquidierung de, Kriege, verbunden «icht werden wirb. Sine solche Gesamtliquidierung der- langt irmbesvndere, daß die Politik der Diskriminierung, der