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Nr Tagsbiatt und Anzeiger für da» Erzgebirge Sonntag, den 14 Mai tSLS Um die neue Anleihe wird uns «inbriugen. Retchsbesitz an öfsent- W.ar»burgfeft öer -rutschen Republik Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Gau Groß- Thüringen, der Bund Vereinigung freiheitlicher Aka demiker, .der Deutsche republikanische Studentenbund, der Deutsche Auto-Club, der Republikanische Richter bund, der Republikanische Juristenbund für Mittel deutschland und der Deutsche Republikanische Reichs bund rufen zu einem Wartburgfest der deutschen Re publik auf, das am 18. und 19- Mai in Eisenach stattfinden soll. In dem Aufruf heißt es u. a..: „Eisenach besitzt akademische Traditionen. Tie deut schen Burschenschaften, die seit ihrer Gründung unter dem schwarz-rot-goldenen Banner der Freiheir mar schieren, tagen alljährlich in Eisenachs Mauern auf zur .Fü von 5>0ü örfürchtungen üer Semeln-en Vom Sächsischen Gemelndetag Folgendes mitgeteilt r Tie Absicht deS ReichSfinanzministerS, lung der NeichSkassen eine Reichsanlethe Millionen RM auszunehmen, die mit ganz nußrrge. wöhnlichen steuerlichen Vorteilen auSgestattet ist, ins besondere Befreiung von der KapitalertragEeuen Einkommen-, Vermögen- und Nachlatzsteusr, ü f>, den Kreisen der Gemeinden außerordentt'che Beun ruhigung Herborgerufen. Es ist kein Zweifel da^ da durch die Aufnahme von Gemeindeanleihen für die Zukunft außerordentlich erschwert wird und in» folge der zu erwartenden Tauschoperationen die Kurse der jetzt laufenden gemeindlichen Anleihen erheblich gedrückt werden. Für Sachsen kommt noch eine ganz besondere Erschwernis hinzu, die sich bet einem so dicht bevölkerten Lande mit einer ungewöhnlich gro ßen Zahl mittlerer Städte und Landgemeinden stärker als in anderen Ländern auSwtrken muß. Durch die Grundsätze der Beratungsstelle für Ausländsanleihen in Berlin waren bisher schon bei dem Zufluß aust- ländischer Anleihen im wesentlichen nur größere Ge meinden berücksichtigt. Die große Menge der mittleren und kleineren Ge meinden, die nach den wiederholt auch in der Presse bekanntgegebenen schwierigen Finanzverhältntssen ge zwungen waren und auch in Zukunft dazu gezwungen sind, Anleihen aufzunehmen, war schon bisher auf den Inlandsmarkt angewiesen. Dieser JnlandSmarkt wird aber bei einem Zustandekommen dieser Reichs anleihe ganz zweifellos weiterhin verknappt werden. Die Schwierigkeit, in den kommenden Jahren die not wendigen gemeindlichen Aufgaben erfüllen zu können, wird sich immer mehr verstärken. Der Sächsische Gemeindetag hat deshalb sowohl bei der sächsischen Regierung als auch bei dem Deutschen Städtetag auf die- schweren Bedenken hingewiesen, die gegen den Plan des Reichs finanzministers bestehen und gebeten, diese Bedenken noch in letzter Stunde zum Ausdruck zu bringen. Wenn auch der Reichsrat dem Plane des Reichsfinanzmini sters zustimmt, so ist doch notwendig, daß die schwo ren Bedenken für den Kredit der Gemeinden und ebenso der ganzen Länder ernsthaft noch einmal ge prüft werden, selbst wenn man vom Standpunkt des Reiches unbedingt wünschen und verlangen mutz, daß die Liquidität der Reichskassen wiederhergestellt wer den kann. striez als Volkb'.'Llustigumr Zwischenfälle lei ttnrr polnische» Truppenschau Auf dem bei der Warschauer Zitadelle gelegenen MilttärübungSplatz sand ein von Infanterie und Pil- sudSkt-Schützen veranstaltetes militärisches Schauspiel statt, das Einblick in eine moderne Feldschlacht liefern sollte. Cs war die Mitwirkung von Panzerwagen- Artillerie, Maschinengewehren und dis Vorführung von Einrichtungen zur Erzeugung künstlichen Nebels somit zum Schutz gegen Gasangriffe angekündigt. Zuschauer waren gegen Bezahlung eines Eintrittsgeldes zuge lassen. Wie die nationaldemvkratische „Gazeta War- szawska" mitteilt, ging eS bei diesem Schauspiel völlig ungeordnet zu. Tie Kämpfenden und das Publikum mischten sich durcheinander, so daß von einer geordne ten Vorführung überhaupt keine Rede sein konnte. Di - angekündigten Tanks waren überhaupt nicht erschienen UeberdieS wurde noch ern Knabe von einem blinden . Danach kann der Reichsfinanzminister mit Zu stimmung des Neichsrates in der gleichen Weise die Schuldverschreibungen und Schatzanwcisungen, dis die Länder in „den Rechnungsjahren 1929 und 1930 aus geben, bis zum Gesamtbetrags von 40 Prozent der für das Reich gezeichneten Anleihe von den Steuern befreien, und zwar bis zur Höhe des Betrages, der auf ein Land nach Maßgabe seiner Bevölkerungszahl entfallen würde. Tie Reichsregierung ist im Gegen satz zum Reichsrat der Auffassung, daß durch diese Kannvorschrift der Charakter der Einmaligkeit der Anleihe beeinträchtigt wird. Demzufolge wird das Kabinett dem Reichstag eine Doppelvorlage zuleiten, und man nimmt an, daß der Reichstag die Bedenken gegen den vom Reichsrat beschlossenen Zu satz teilen wird. Oie Anleikevorlage im Keiebsrsi angenommen Tier Reichsrat nahm In seiner gestrigen öffentlichen Vollsitzung die Anleihevv-klage der Retchsregieruna an. K .1 der Vorlage ermächtigt den ReichSfinanjzp Minister, eine Anleihe von S00 Millionen RM auf- zunehmen, und zwar kann er diese Anleihe von der Einkommensteuer, .von der Vermögenssteuer und von der Erbschaftssteuer befreien.. Die Ausschüsse des Neichsrates haben.noch den Zusatz gemacht, datz der Fiuanzminister, wenn er von der Anleiheermächtigung Gebrauch macht, mit Zustimmung des Reichsrats in der gleichen Weise die Schuldverschreibungen und Schatzanweisungen der Länder in den Jahren 1929 und 1930 bis zu dem Gesamtbetrag von 40 Prozent der für das Reich gezeichneten Anleihe von den genann ten Steuern bis zur Höhe deS Betrages befreien kann, der aus ein Land nach Maßgabe der Bevölkerungszahl entfallen werde. Ein Antrag des Staates Sachsen, den Fiuanzminister zu einem solchen Vorgehen zu ver pflichten, wurde in namentlicher Abstimmung mit 36 gegen 29 Stimmen abgelehnt. 8 1 wurde im übri gen unverändert angenommen, ebenso 8 2, der den Reichsfinanzminister ermächtigt, die im befindlichen Vorzugsaktien der Reichsbahn liche Geldinstitute zu veräußern. Dio Reichsrvgierung wirb eine Doppelvorlage Wie das „Berliner Tageblatt" mittelst, hat sich die Rcichsregierung im Laufe des gestrigen Nachmittags erneut mit der 500-Millionen-Anlethe beschäftigt, die gestern im Reichsrat mit einigen Aenderungen ange nommen worden ist. Der Reichsrat hat den ersten Schutz schwer verletzt, so datz das Publikum, empöre Paragraphen der Vorlage mit einem Zusatz angenom- über den Leichtsinn der Veranstalter, dieses mißglückt« mcn. T—I" , Schauspiel vorzeitig verließ. ° " - -- — ... Mm» -k MLnnrr Rrtrg fllhrra wollen, öann.. Friedensappell Lloyd George, an die Fräsen Lloyd George hielt gestern albend in der Albert-Hall vor einer Versammlung von liberalen Frauen eine Wahlrede. Dir Ausführungen Lloyd Georges bezogen sich zum Teil auf die Notwendigkeit der Ab.-üstung zur Sickerung de» Friedens. Er sagte u. a.: „Heute morgen in einem bemerkenswerten Buch, den, Tagebuch eines deutsche i. Soldaten folgenden Satz gelesen: „Die Menschen haben immer «iS irgendwelchen dummen Gründen mtt«t«««der Krieg g-. führt!" Lloyd George sagte: „Das ist richtig. Der Mann ist ein streitsüchtiges Litt. Wenn die Männer das nächste Mal zuschlagen wollen, dann sollten die Frauen sie zum Teppich- klapsen schicken. CS gibt gmug nützliche TingI :ni l«e»rn der Mann sein« Tatkraft austooen kann. Mit der Sach« des Frie dens ist es rückwärts gegangen. Den Männern ist in dieser Beziehung nicht zu trauen. Die Frauen müssen sich nrm» kümmern." der Wartburg. Sie, die seit ihrer Gründung den Kampf gegen die Mächte der Reaktion ausgenommen hatten, sie, die 1848 Seite an Seite der Arbeiterschaft mit für die Freiheit kämpften, haben es fertiggebracht, 1927, anläßlich einer Tagung in der Wartburgstadt, die alten schwarz-rot-goldenen Fahnen zn verleugnen. An ihrer Stelle haben freiheitliche Akademiker das von den Burschenschaften verleugnete Banner wieder erhoben und wollen gemeinsam mit allen deutschen Republi kanern den Kampf aufnehmen für die soziale uuo demokratische großdeutsche Republik. Diesem gemein samen Kampf symbolischen und tatkräftigen Ausdruck zu geben, soll das Wartburgfest der Republik dienen." Neuorü nng öes pofwcsens! Im Reichsministerium des Innern wird laue „Dossischer Zeitung" eine Neuordnung des Paßwesens vorbereitet, die vvrauMchtlich am 1. Januar >1980 in Kraft gesetzt werden kann. Die Neuordnung dringt eine Anzahl wesentlicher Erleichte rungen auf dem Gebiete des Paßwesens. Vle Eisenbahner beraten Die Eisenbahnerorgantsationen haben am Freitag nach Fühlungnahme mit den Organisationen der Ar beiter der Post-, sowie der Reichs- und preußische«" Staatsbetriebe von neuem zur Lohnfrage Stellung genommen. T-ie Entscheidung über dis Frage „Streik oder Schlichtungsverfahren" konnte am Freitag noch nicht fallen, da die Beratungen erst am Sonnabend zu Ende gehen. Wie der „Vorwärts" meldet, werden Wahrscheinlich die Eisenbahner zunächst noch! den Weg zum Schlichter einschlagen, bevor sie zum letzten Drit tel, zum Streik, greifen. Ein« Danziger Beschwerde gegen Polen Nack einer Entscheidung des Präsidenten des Hasenaus« Schusses soll in Zukunft die Fiucmzverwaldu-ng des Hafeuaus- l chusses, die bisher unmittelbar der Delegation des Hafenaus- . chusses unterstand, dem kommerziellen Direktor des Hafenaus- i chusscs untergeordnet werden. Die Regierung der Freien Stadt Danzig hat gegen diese Entscheidung mit der Begründung, daß sie eine Erweite rung des polnischen Einflusses bedeute und mit den geltenden Vereinbarungen für den Hafena u sfchu ß nicht üder ein stimme, Berufung beim DöMrbundÄommissar eingelegt. Zurzeit schweben Ver handlungen zwischen Danzig und Polen über eine Regelung dieser Angelegenheit. „Prawda" über die Kämpfe an der sowjetrnsstschafghmrischen Grenze „Pvcvwda" stellt in einem Artikel Wer die Ereignisse in Afghanistan die Behauptung auf, daß die in letzter Zeit zu verzeichne rvdeu Ein fälle afghanischer Banden ins sowjetrussische Gebiet von englischen Kreisen finanziert würden, denen daran gelegen sei, England di« Oberherrschaft auch in Mittelasien zu ttchern. Man habe, so behauptet das Blatt weiter, sogar ver bucht, den ehemaligen Emir von Buchara auf die Seite der Aufständischen zu ziehen Aus Studt Aue, 11. Mai 1929 Wetterbericht Für das übrige Deutschland. Weiterhin warm und meist heiter, schwache Äuftbewegung aus westlicher Richtung. Für das mittlere Norddeulschland. Größtenteils heiter und trocken, warm, nur im Nordwesten etwas Gewitterneigung. Die blaublüiige SchWLrtiUis Die blaubWtige Schwertlilie (Iris sibirica) gehört in Sachsen schon zu den Pflanzen, die inan in der freien Natur kaum noch aintvW. Die stoltze Schönleit ihrer Blüte, die in ihrer Eigenart einzig ist, hat ihr die Verfolgung der Menschen gebracht." Ende Mai schon kann man, hat man Glück, die ersten blühenden Schwerteln finden. Aus den Gärten ist sie, wohl wie ihre Verwandten, jedem Pflanzensreund bekannt, sodaß sich eine nähere Beschreibung erübrigt. Eine in der Gegend von Florenz gezüchtete Verwandte liefen die „Vellchenwurzel" (wegen des Geruches so benannt), die man kleinen Kindern reicht, damit sie die Zähnchen schneller und „schmerzlos" durchbeißen können. Des guten Geruches wegen wird das Pulver aus der Wurzel auch zu Riechkissen und zn Mund wässern verwendet. Da die indigoblau blühende heimische Art in jedem Boden '"orkkommt, muß man sich umsomehr Wun dern, daß man sie so selten Et. Ihrer gänzlichen Vernich tung ist dadurch «in Riegel vorgeschoben worden, daß nian sie unter die in Sachsen geschützten Pflanzen ausgenom men hat. Die Eisheiligen Der Volksmimd nennt die Tage, an denen die Kirche das Gedächtnis der Heiligen Mamertus, Pankratius und Servatius feiert, die drei gestrengen Herren oder die Eismän ner. Diese Gestrengen stehen in wnn schlechten Rufe, daß sie KÄterückfchlage, >a ost Frost und Eis bringen, und dadurch der noch jungen Vegetation des Wvnnemona.s schaden. Auch diesmal hat das Fvühsahrsgewitter am HimmelmintSIage eine empfindliche Wki'thlnng mit sich gebracht. Hofieutl ch machen die Eismänner nach dem strengen Winter eü gnädig mit uns. Eine Lösung der Urlaubsfraqe Die Gürtlerstadt Gablonz in Böhmen betritt in diesem Jahre erstmals einen neuen Weg zur Lösung der Urlaubsfrage. Es wurde beschlossen, datz die meisten Industrie, und Gewerbebetriebe im Juli ihren Arbeitern und .Angestellten den Urlaub erteilen wer den. Andere Branchen werden zwangsläufig folgen müssen. So wird sv ziemlich das ganze Gablonz in dieser Zeit feiern. Gin Reisebüro hat die Gelegen heit gleich erfaßt und wirk besonders Gesel'schaftsfahr- ten veranstalten. Der versuch könnte Schule machen und wäre, soweit nicht besondere Umstände vorliegen, sicher vielerorts durchfLtzröLv und Land von 8 Uhr vormittags bis s Uhr nachmittags ist am Sonntag Mahlzeit. Wer einen Ausflug unter nehmen will oder etwas anderes für den Wahlsonntag vor hat.der gehe möglichst früh zum Wahllokal. In den ersten Stunden ist der Andrang erfahrungsgemäß sehr gering, so daß sich die Wahlhandlung binnen we nigen Minuten vollziehen läßt. Der Stimmzettel wird, wie bet den letzten Wählen, amtlich hergestellt. Er wird im Wahllokal von einem Mitglied des Wahlvorstandes ausgegeben. Nur dieser amtlich hergestellte und aus gegebene Stimmzettel ist gültig. Zeitungs ausschnitte, Stimmzettel, die die Parteien zu Prvpa- gandazwecken verteilt haben, Stimmzettelausschnitte (Parteistreifen) sind ungültig. Der Wähler mutz bei der Abstimmung seine Absicht, welcher Partei er seine Stimme geben will, so deutlich zum Ausdruck brin gen, daß der Wahlvorstand darüber nicht im Zweifel sein kann; denn nur der Stimmzettel ist gültig, der in erkennbarer Weiss den Wahlvorschlag bezeichnet, für den gestimmt werden soll. Der Wähler zeichnet am besten in den neben den einzelnen Waylvorsch lägen vorgesehenen Kreis ein Kreuz ein« Dann weiß der Wahlvorsteher genau, wem der Wähler hat wählen wollen. Für Bleistifte in der Wahlzelle wird vom Wahlamte gesorgt werden. Der Wähler und die Wähi- lerin brauchen nichts mitzubringen, für alle Fälle empfiehlt sich aber, ein Ausweispapier (Wohnungs schein, Paß usw.) cinzustecken. Der sogenannte Wahlschein ist nur für Wähler nötig, die am Sonntag nach auswärts verreisen und an einem anderen Ort wählen wollen. Die Wahl ist geheim! Niemand braucht also Nachteile aus seiner Stimmabgabe zu befürchten. Es ist ein Irrtum, wenn von vielen Seiten geglaubt wird, die Wähler müßten die sächsische Staatsangehörigkeit besitzen. Jeder reichs deutsche Mann, jede Frau und jedes Mädchen, die am Wahltag mindestens 20 Jahre alt sind, können wählen, wenn sie in Sachsen wohnhaft sind. Scheut die weni gen Minuten Wählgang nicht, euer Stimm zettel entscheidet über die nächsten vier Jahre in Sachsen. Kraftpostreiscnde sind gegen Unfall versichert Die kürzlich von einer Korrespondenz ^brachte Nachricht, daß ürcrtpostreisende im Falle ihrer körperlichen Beschädigung bei Unfällen keinen Anspruch auf Schadenersatz hätten, ist un« richtig. Di« Ansprüche der Reisenden der ordentlichen Posten sind durch 8 11 des Pvstaesetzes geregelt, und zwar im Gegen sah zu dem bei anderen Verkehrsmitteln geltenden bürgerlichen Recht iiisvfcrn günstiger, als die Post für die im 8 II erwäam tcn Beträge schlechthin Vis zur höheren Gewalt, also ohne ein Siers chuiden, YankL. Außerdem sirtd dies« Reisenden vberijo