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Beilage zu Nr. »7 de» Auer Laneblatte» und Anzeiger« für da» Erzgebirge. Freitag, den >6. «pril 1VSS. rlden, die AuS- ourden gestern ! Hospital eln- n Beyändlung. he>fs der War- Patentsachver- isgen. um Ne Tonfilmprovv» »in Ku «prüfen, daß dies ein iduzenten auf zuwatten, Vie nd der Mang« rie, die Mm- ieisen Dorstoß «Apparaturen n Deutschland Mark d-ie Diskussion .te dafür um« n. in Betracht: Larner Bro« übertragenen lernen benutzt :ng der natio« te, und fach- -r Fortschritte ZerMndigung n Musdrucks- wnbildmanu- ivo «vor etwa i mit Albern- )er zeitgenös- Ldniannskr-ipt , die Schrift nischen Vor- > aus dieser em hundert- me das der bsolutes No-1 adert es uns I an die Ar-1 n. ibilds stehen I nicht abzu-1 »tliche Nach-1 §ilm wieder I nicht daran I lossrn d langen der tzten ameri- dem Ziel, tzcnfilme in r eine Ber nmöglichen, um eine iernati anale . Mai 1L2S Stunde, re ihrer Sin antikes Heiligtum Von .Gabriel« Hartensteins Mus einem Hügel über dem alten Hafen von Marseille liegt ein Gebäude mit stumpfen, zackigen Türmen, in seiner Bauart an eine mittelalterliche Fe stung gemahnend. Die von Regen, Sturm und Sonne verwitterten Mauern tragen keine Verzierung von Malerei oder Stukkatur, aber auch! kein Tor ist an dem strengen, abweisenden Bau sichtbar. Tite dunklen- ragenden Mauern werfen ihre Schatten weicht», Kälte wcht aus dem Gestein, und der Fremde hastet hier vorüber wie an Festungsmauern. An der Wegwende, die den Blick über das Meer frei gibt, stcht man uw- vermittett vor dem Einlaß, und wenn die Stunde der Vesper schlägt, strömt Weihrauchduft aus dem Spalt der Pforte, und ein heimatliches Ave Maria tönt aus dem Dunkel, von frommen Händen auf der Orgel be gleitet. Das graue Gebäude ist keine Festung und kein Gefängnis, vielmehr «ine geheiligte Stätte der Chri stenheit, die uralte Abbahe Saint Victor. Zwei Jahrtausende fast liegt die Gründung dieses antiken Heiligtums zurück, aus dem Bischöfe, Mär tyrer, ja selbst ein Papst hervorgingen. Nach Christi Auferstehung — so erzählen die Chroniken — flüchtete Lazarus, der Freund des Ge kreuzigten, zusammen mit Magdalena und einer An zahl Jünger aus Palästina; auf einer Fischerbarke irr ten si» Monde lang auf dem Meere umher und lan dete,. schließlich an der Küste von Marsiglia, dem heu tigen Marseille. Während sich die übrigen Jünger in die angrenzenden Länder verstreuten, blieben Laza rus und Magdalena an der Meeresküste zurück und verbreiteten hier die neue Lehre, Im Tiana-Tempel verrichteten sie ihre ersten Andachten, und Lazarus erhob dort seine Stimme zu dem versammelten freun den Volke. Tie glutvolle, überzeugende Rede des Ehr würdigen wirkte so stark auf die Seelen, daß der Statt halter von Marsiglia die Christenlehre anerkannte' Bald aber untersagte der römische Konsul die Zusam menkünfte. Don da ab suchten die Gläubigen Zuflucht in den unzugänglichsten Teilen der Stadt; der mächtige Felsen bereich über pem Hafen wurde ihnen Kirche und Gra- besstatt; eine natürliche Grotte, die sie hier fanden- war bald erweitert; unterirdische Gänge entstanden in dem Gestein. Tiie Gläubigen errichteten in den düste ren Felsenverstecken ihre Altäre und holten da die Steine für die Sarkophage ihrer Toten zusammen. Unter den Wölbungen und in den Nischen, welche vom Kerzenrauch vieler Jahrhunderte geschwärzt sind, lie gen die mächtigen Särge, manche von ihnen bis heute nicht geöffnet, erhaben in ihrer Armut und Einfachheit. Tiie umfangreichen, zum Teil verschütteten Kata komben zergliedern sich in drei Teile, Der älteste ist die Grotte der heiligen Magdalena mit ihren Felsen gräbern und der Kapelle., Hier lagen die Reliquien des Lazarus bis zu ihrer Ueberführung nach Autun, später die Leichname des heiligen Victor und anderer Märtyrer. An den dunklen Felsenwänden findet sich das geheimnisvolle Zeichen der ersten Christen, mei stens in der-Mitte der griechischen Kreuze, die in das Felsgestein gemeißelt sind. Da steht in einer entlege nen Nische auch der Altartisch, wo die ersten Messen zelebriert wurden. Eine roh gearbeitete Säule, ge schmückt mit Hirtenstab und Palme, erhebt sich wie zum Schutz hinter einer steinernen Bank, die einst der Beichtstuhl des Lazarus war., Ein schwarzes Holz gitter darüber deutet auf einen geheimen Ausgang: unberufene Hände haben die Oeffnung vermauert. Die ses enge, düstere Cubiculum, der älteste Versammlungs ort der Christen, war von Anbeginn Gegenstand gro ßer Verehrung Zn der Kapelle der heiligen Magda lena fanden sich in Nacht und Verborgenheit die Gläu bigen «in, um von ihren Brüdern Abschied zu neh- « men und auf den Gräbern der Heiligen Stärkung zu holen, «he si« Uhr er Bluttaufe entgegen gingen. Wie viele Seufzer mögen sich hier den Seelen entrungen haben! Welche Inbrunst in Gebeten und heiligen Ge sängen drang einst durch die Tiefe der Wölbungen und Gänge! Als Konstantin den Christen ihre Freiheit gab, verliehen sie die düsteren Schlupfwinkel. Zahlreiche Gänge sind heut« verschüttet^ Im S. Jahrhundert wurde über der Kapelle eine Abtei erbaut, und Mönche dienten den Fremden als Führer durch die Katakom ben/ Der heilige Asarn, Prior des Ordens verbrachte häufig Nächte in diesen Verließen, auf Offenbarungen und Visionen wartend. Al» später die Sarazenen hier eindrangen, da» Kloster zerstörten und das Heiligtum aller Kostbarkeiten beraubten, geriet die Kapelle durch mehr als zwei Jahrhunderte in völlige Verlassenheit. Ein finsterer Gang führt von den Katakomben in die Kapelle Notre-Dame de Tonfession, nach authen tischen Schriftstücken das älteste Oratorium der Chri sten. Einst lagen die Leichname des heiligen Asarn und Hugo von GlaziniS in ihren Wölbungen. Eine Statue von großer Wunderkraft befindet sich in einer Nische, die berühmte Schwarze Madonna, das älteste Kunstwerk der romantischen Zeit. Nach An gabe der Urkunden ist die holzgeschnitzte Statue aus den Händen des Evangelisten Lukas hervorgegangen, der bekanntlich Maler war. Zärtliche Frauenhände schmückten die Madonna. Ein dunkelblaues Kleid, mit kleinen goldenen Blumen bestickt, umhüllt die Kostbar keit, und nur das dunkle, lächelnde Antlitz und die kleinen Hände treten daraus hervor. Auf den Knien der Madonna ruht das Jesuskind. Viele Wunder wer den mit diesem alten Standbilds verwoben; es be freite die Stadt Marseille von der Pest, von Hun gersnöten und Dürre, wenn die Andächtigen es auf ihren Schultern durch die Straßen trugen. Papst Be nedikt IX. .kam in eigener Person in das Land, um die heilige Stätte wieder zu weihen und sie der Ver gessenheit zu entreißen. Ein glänzendes Gefolge von Kardinälen, römischen Adeligen, Künstlern und Mö» chen gab ihm da» Geleite, und bei feinem Einzug war Marseille zu klein, um der Mut de» volle» au» allen Provinzen Obdach zu geben. Nach einem alten Brauche durften vor der Ma donna nur grüne Kerzen brennen, und die Sitte hat sich Jahrhunderte hindurch erhalten, Frauen war der Zutritt zu dem Heiligtum verboten. Lite Legende be richtet von einer neugierigen Prinzessin, die hier Ein tritt suchte; in demselben Augenblick aber, al» sie das Oratorium betrat, erlosch ihr Augenlicht; erst nach vielen Gebeten und Bußübungen erlangte die vor witzige die Sehkraft wieder. In der großen Krypta, dem äußersten Teil der Katakomben, finden sich Skulpturen von großer Schön heit aus dem romanischen Zeitalter. Tie Felsengräber bargen einst die Leichname des Heiligen Hermes und Adrian, der Märtyrer von Marseille. Am äußersten Ende der Krypta lag einst das Grabmal der heiligen Eusebia, von der die Legende erzählt, daß sie sich beim Einbruch der Sarazenen das Gesicht Verunstaltet habe, um den Horden Abscheu einzuflößen und ihrer Roheit nicht anheim zu fallen^ Ihre Milschwestern ahmten das heroische Beispiel nach und erlitten mit ihrer Füh rerin den Märtyrertod. Der Sarg der heiligen Euss- bia ist heute im Museum von Marseille zu sehen-, In diesem Teil dr Katakomben stand in alter Zett auch das Kreuz des heiligen Andrea», da» gleiche, an dem der Heilige den Tod erlitt; Jahrhunderte Hindurch wurde die Reliquie an dieser Stelle aufbewahrt, doch berichtet keine.Chronik, auf welche Weiss da» Kreuzt in die Verließe gekommen war. Das Kind Skizze von Grete Masis. Er wohnt« schon viele Monate in der «FremdeNPeiffion. Ekn finsterer, schweigsamer Gast, der kaum sprach und niemals lachte. Tagelang hockte er in dem weiten, Hellen -Bodenraum, den er sich zum Atelier rrmgestaltet. Dort zeichnete er, radierte und modellierte Tiergruppen. Nur zur Mittagszeit verließ «r das Atelier und begab sich in den Speisesaal. Dann saß er Zwischen den Menschen, schien aber niemanden zu sehen. Die Pensionärinnen, die zu erst versucht hatten, seine Aufmerksamkeit aus sich zu «lenken — denn er war ein Motzer, schöner, dunkler Mann —, gaben bald ihrs Liebenswürdigkeiten auf. lieber den Schweigsamen hinweg gingen ihre Blicke, ihre Worte. Bernhard Eoellen war allein, obwohl mehr als zwanzig Menschen an dieser Mit tagstafel neben ihm saßen. Mus einmal war das Kind da. Es saß ihm schräg gegenüber. Der Helle Schein, der von dem weißblonden Köpfchen ausging, erregte seine Aufmerk samkeit. «Es erschien ihm unter all den Schattenhäuptern, die -immer undeutlicher sür ihn wurden, als ein lichtes Haupt, das die Strahlen der Sonne in seinen Haaren trug. In dem runden Gesichtchen saßen schwarze, verwunderte, feucht schim mernde Augen, wie er sie ost bei den «jungen Tieren gesehen, die er modellierte, lieber die Stimmen aller Menschen hin weg klang das schmetternde, krähende Sümmchen des Kindes voll von einer so triumphierenden Eindringlichkeit, daß er sich der Macht dieser Laute nicht entziehen konnte. An einem Morgen — Eoellen hatte seinen Kaffee aus der zu dieser Zeit noch menschenleeren Terrasse getrunken — er lebte er etwas «Ueberrafchendes. Die Zeitung unter dem Arun «war er die Treppe herausgekommen. Aber bevor er zum Ate lier hinanstieg, ging er noch in sein Zimmer, um sich Zigarren mitzunehtnen. Da saß aus der grünen Satindecke seines Bet tes das Kind. «Ganz nackt. An dem Körperchen waren die seinen Gelenke so weiß wie «Elfenbein gedrechselt. Eoellen vergaß in «seiner Ueberras-chung, die Tür zum Korridor hinter sich zuzuziehen. Er sch die schwarzen, seucht schimmernden Dieraugen. die zärtlichen kleinen «Schultern, «die geraden Schenkelchen uno die zarten Füßchen. Als er eintrat, erhob das Kind sein krähendes Sümmchen und lachte aus vollem Halse. Es sprang auf, tanzte auf der Bettdecke herum, überschlug sich und wäre gefallen, hätte Eoellen es nicht aus- gefangen. Da hielt er nun das warme, «winzige Menschen wesen in seinen Fäusten, fühlte unter der Haut das Rauschen des warmen Blutstromes, der es durchpulste. Als er so stand, ganz verwirrt, kam jemand eilig den Kor ridor entlang. Es «war eine Dame, die ein Bademäntelchen über dem Arm -trug. In ihrer Miene zeigte sich so «viel Ent setzen, wie -es eine Dame aufbringen muß, -die ihr nacktes Kind m Zimmer eines fremden Mannes entdeckt. „«Verzeihen «Sie! Jrenchen sollte baden. Aber während ich in der Badestube , das Wasser in die Wanne lausen ließ, lies das Kind mir fort - — in ein verkehrtes Zimmer. Nochmals bitte ich um Der- I zeihung." Als er das Kind aus den Armen gleiten ließ, traf ihn ein verschmitzter Blick aus Frettchens lächelnden -Augen, als wären sie zwei Verbündete, die zuswmmenhalten müßten gegen eine zugleich feindliche und komische Welt. Dis Dame, Jrenchens «Mutter, zog das BodemLntelchen um das Kind, hob es auf und trug es "hinaus. Diese Dame, eine geschiedene Kaufmannsfrau, hei ratet« Bernhard Eoellen. Sie «war «irre Modedame, di« trotz ihrer reffen Jahre nicht auf Flirt, Tanz und Sport verzichten wollte. Wie hätte der stille, einsame Mensch diese laute, ewig schwatzende Frau mit dem leeren Lächeln ertragen sollen, wenn nicht Jrenchen gewesen wäre? «Um ihretwillen nahm er «die töricht« Ehe aus sich. «Es war das einzige «Mittel, um Jrenchen festzuhalten und ihm eine Heimat zu geben; denn «die unvernünftige Mutter schleppte das Kind von Land zu Land, von Hotel zu Hotel. Nun blühte das Jrenchen bet «ihm, in dem Haus, das er erwarb — eine kleine, «Helle Blume, «die zaudernd und «vorsich tig Würzelchen um Würzelchen in die -Erde senkte. Die -Dame, die Eoellen geheiratet, nahm bald, getrieben von der Unrast ihres Wesens, die Auslandsreisen wieder auf. Nichts störte das tiefe Verbundensein, das Zwischen «ihm und Jrenchen be stand. «Sie waren "ganz glücklich miteinander. Ihre Seelen kamen sich entgegen, und der Unterschied der Jahre trat ihnen gar nicht so stark ins Bewußtsein, denn in dem Einsamen «ward tief verschüttete Fröhlichkeit «wieder wach, und das Jrenchen begann wunderlicherweise Wesenszüge zu offenbaren, die nicht anderes als frühe Ausstrahlungen einer sorgenden Mütterlich keit anzufehen waren. Eoellen, der «Künstler, wurde Nicht müde, den Ausdruck, die Bewegung, den Gang der Kleinen zu beobachten. «Er sah ihr zu, wenn sie eine Treppe hina-blicf, einen Weg hinunter tanzte, über ein geschwungenes Tau sprang oder den bunten Kreisel aus «dem Boden herumtrieb. Er «vergötterte dieses kleine Geschöpf, in dem sich für ihn Unischuld und Ursprüng lichkeit eines jungen Tieres mit dem rührenden und zauber haften Reiz verband, den ein Kind aus das «Gemüt ausübt. «Da kam der Tod und riß den kleinen Menschen von dem Maßen Menschen fort. «So «wenig wie «in «Vögelchen einen Laut von sich gibt, wenn man ihm die Kehle zudrückt, gab das Jrenchen einen Don von sich, als die -knöchernen Finger ihm den entzüdeten Hals zusammenpreßten, bis das Kind erstickte. Es schloß die feucht schimmernden, schwarzen Augen und lag starr und «weiß >da, bereit für das Grab. Eoellen wohnt« fortan allein in dem leeren Hause. Aber seine Einsamkeit war belebt. Das Jrenchen teilte sie mit ihm. Aus diesem Zimmer oder jenem schien noch «immer das schmet«