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Auer Tageblatt : 09.05.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-05-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735688886-192905094
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735688886-19290509
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735688886-19290509
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auer Tageblatt
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-05
- Tag 1929-05-09
-
Monat
1929-05
-
Jahr
1929
- Titel
- Auer Tageblatt : 09.05.1929
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>. VeNagß -u vtr. 107 de» Surr ragevlattt» und fllr da» Lrzgebtrg«. Donnerstag, den V. Mat 1SS9. an des Kaisers Zimmer und nennt n Polil k.' on Schmc jeilung ma durch Dor Dichter hat sUaee Gattin schenke dir m." ! die Flüsse sie müffen enen Fluß- nden. Sie ssn hinaus Mr Stück lM -AauLt mit ettbtri- ihnen die Arbeit de form eines Unterhause ht der erste ! des Men- eure schon t gar nicht unde gehen durch ohne rrch Hechle rerlich, das; rstühle er- an schlich« cr großen Schritten dem «Gin- " " " kttert groteSk durch » v>v '»»«n an dem verdutzten Portier vorbei in den lichMberfluteden Raum« «Aufovreat steht er da. Aus seinen Lumpen rinnt die schmutzige Brühe des Rogenwasser-. Fremd und untwilMMch steht er au» unter Viesen gut gekleideten Damen und Herren, die nach feinen Wohlgsrüchen duften und von edlen Steinen Mtzen. Halisch", kracht mit «brüchiger Stimme der Me, falsch ES regnet Wer Budapest. Dickte Wassermengen platschten herunter, kein Mensch ist aus der Straße, nur Autos fahren manchmal eilig und schwarz triefend vorüber. Aber doch, dort steht ciin Mensch. Dor einem hell er leuchteten Speise-lokal, an eine Scheide hat er sein Ohr ge preßt, seine Kleider triefen vor Nässe. Es ist ein alter Mann, sein Gesicht ist g^ammengefallen, er sicht aus wie eine Mumie. Schmutzig ist der Alte und unrasiert; wenn es nicht so regnete, hätten ihn die Polizisten schon längst weggsjagt. Was tut er hier? Will er betteln? Nein, nur zuhören will er, weiter nichts. Drinnen im Speiselokal spielt nämlich eine Zigeunerkapelle die seltsamen, schluchzenden und singenden EMrischen Weisen, spielt sich den vornehmen Gästen des Lokals ins Ohr, macht ihnen die Austern, den Kaviar, die feurigen Weine noch verlockender. Der Alte draußen lauscht aufmerksam und gierig aus «jeden Bogenstrich, an manchen Stellen nickt er wie in weh mütiger Erinnerung mit dem Kopfe, und zuweilen summt er sogar «mit. Jetzt, während gerade ein neuer Regenschauer Latschend in die Straße sprüht, sangen die drinnen ein neues Konzertstück an. DaS ist er! dürchjubölt eS den Wien, da» ist er, mein HzardaS, mckn Lied. Man hat mein Werl noch nicht ver gessen! „Schneller, diel schneller, muß das gespielt werden!" sagt er laut. ,MH, Ihr seid ja lahm da drinnen, könnt ja nichts! Feuriger muß das gehen, holla, Hollo — ach wa», ich muß Tuch da» zeigen!" Der Wie läuft mit ein paar großen S gange deS Lokals zu, sein schäbiger Rock Mi den Rogen. Gr reißt dis Tür aus, Wust « isses Werkes journalisti« r ausgestellt Man spricht chlen werde, taisow Übergeben; er enthielt ausführliche Nachrichten Wer die Verschwörung: aber Kutaisow wechselte zN Hause die Kleider, um Key dem Kaiser zu speisen, und so ward er vergessen. Zur bestimmten "Stunde, gegen 1"1 Uhr in der Nacht vom 22sten zum Lüsten Wtärz kamen die Verschworenen, zwaiMig an der Zahl, an eine Seltenthüve heS Michalowischen Palastes, die auf den Garten gieng. Man verweigerte ihnen den Ein tritt: „der Kaiser hat uns rufen lassen/ sagten sie; „es ist roßer KrtegSrath." Die durch den Anblick mehrerer wie Spontini komponiert» Charles Maurice erzählt in seiner «1856 erschienenen Histoire anecdotique du thLLtre, daß Spontni, ein italienischer Opernkomponist, der von >1774 bis 1654 lebte, nur in voll ständiger Dunkelheit komponierte. Wenn am Tage die schöpfe rische Stimmung Wer ihn kam, ließ er die Fenster verhängen, gründlich und sorgfältig, bis auch nicht mehr der geringste Lichtschein zu bemerken War. Erst dann vermochte er den inneren Klängen Ku lauschen und deren Melodien nieder- zuschvekben. Wilhelm von Hebra. dke Sa«khenSel-SokrLe -e Vienne Franiz Liszt war einst beim österreichisch-ungarischen Bot schafter in Paris, Fürsten Metternich, einaeläden. Ihm zu Ehren gab es ,Matthenoöl" welche die Fürstin mit den Wor ten lanMndigte: „Jetzt folgt ein heimisches Gericht." Der große Musiker stattete wenige Tage später seinen Dank durch Widmung einer Transkription Schubertscher Walzer ab. Er überreichte die Notenhandschrist mut den Worten: „Auch ich hübe Ihnen ein heimisches «Gericht mitgebracht." Später nannte er das Werl nie anders als die Batthendel-Soiröe de Dienns. Der unterbrochene Czardas «Skizze von Kurt MietlM Einige Gäste beginnen Ku lachen, andere, die in der Nähe des Eindringlings sitzen, sehen sich HMeflchend nach dem Ge schäftsführer um. Die Zigeunerkapelle hat ihr Spiel äbge- rochen, der Primas starrt den alten Mann ein bißchen er staunt, ein bißchen hochmütig und «in bißchen fragend an. «Schon kommen aber auch der Geschäftsführer und der Portier, fassen mit "sichtlichem Widerwillen den Alten an und wollen ihn ,Hinauswersen. Da steht ein älterer Herr mit silber weißen Haaren auf, lächelt und sagt, so daß alle es hören können: „Lassen Sie, bitte, dieser Herr ist mein Gast!" Dann wendet «r sich an den Kellner: „Ein Gedeck für ihn, und ein «Glas." Der Geschäftsführer verneigt sich vor dem weißhaarigen Herrn, den» dieser, ein weltberühmter «OperetteäkompoNist, gehört zu seinen besten «Kunden. „«Sprechen Sie!" "wendet sich nun der «freundliche Herr an den Mtenv „«Was ist denn so falsch gewesen?" «Ganz starr hat der Albe dagestanden und mit den Augen geblinzelt. Jetzt wacht er aus und sagt: „«Was falsch ist, willst du wissen? .Wes, mein Sohn, alles. Kein Feuer Häven sie in ihrer Musik, die Hundesühne. Mein Ezardas ist es! Ich muß eS wissen!" Meso ist eS Ihr EhardaS?" «All« Gösta horchen gespannt aus feine Antwort. „Weil ich ihn «komponiert habe. Ringsherum prusten dis «Gäste los, aber der Weißhaarige «bebt die Hand, zum Schweigen aluffordsrnd. „Mer ist denn Jan HorMtth nicht tot?" «Dem Wien "tropfen ein paar Tränen aus den rot um ränderten «Augen: „Tot? Ja, «tot ist er in einem gewissen Ginne. Aber sein Körper irrt noch herum «und «hat Hunger. «Sein Körper, das bin ich!" Der «Alte wühlt «in sein« «Lasche «und HM eine gvldene «Uhr heraus: Ms ist alles, was noch übrig O. Da «hat Franz Joseph «selbst noch hineingwvieren »ässen: Wr Jan Horvath, den großen Künstler. Franz Joseph, Imperator Rex." «Der «Weißhaarige klappt den «Uhrdeckel ans, liest die Gra vierung und nickt. ,Kommen Sie zu Mir an den Lisch", sagt Der Alte «Hal nicht hingehbrt, « geht nach dem Podium, «nimmt d«M Primas di« «Geige aus der Land und sagt: „Hört zu, «wie man den Csardas spielen muß!" Kain Laut ist zu hören, als er den «Bogen Lebt. Der weißhaarige «Lorr steht Mit traurigem Gesicht an seinem Tisch und sieht auf das zweite Gedeck, «das der «Kellner in der Zwischeä-eit aufgelegt hat- Gr ist traurig, «denn er weiß, was kommen «wird. «Der Alte «hat angefangen zu,spielen. «Resigniert setzt sich der Weißhaarige hin und lächelt bitter, denn der Alle dort üben äuf dem Podium kratzt ganzMrchter- lich. «Wenn man nach zwanzig Jähren zuM ersten Male «wie- der eine Geige anfaßt, so «kann «man nicht Molen. «Wenn man «brennenden «Hunger !m Leibe hat, dann gittern die Hände. Aber das Publikum «weiß nichts davon, will nichts davon wissen. ES amüsiert sich königlich. Uebervll Wichert es und kichert eS, und einer rüst: „«Ein aller Geiger vergißt jeden Tag ein anderes Med, so heißt ein magyarisches Sprichwort, du aber, alter Kerl, hast alles vergessen? «Der Alte hört eS nicht, er weiß auch nicht, daß er «fälsch «spielt, er weiß nur, daß er Wieder einmal eine Geige in der Hand hat. Erst, als sie ihn mit Gewalt vom Podium ent fernen, beginnt er zu begreifen. ,Aa, ja", nickt er «da, „es wird schon so sein- Habe alles verlernt, alles, und war doch einmal Meister. Bor Kaisern höbe ich gespielt. .Alles «ist aus." Die Gäste empfinden seine «Gegenwart als «Sensation, Überall wird ihm zugeräfen: „Hierher «kämmen, stoß mal «mit uns an, älter Strolch!" Ein anderer macht ein« ironffche «Verbeugung: „Darf ich den großen Künstler zu einem Glas Täkaier einladen?" Der Alte beachtet sie nicht, er «begreift gar nicht, was eigentlich loS ist. In seinem Kopf wirbelt alles wild durch« einander, der Geruch der warmen Speisen hat ihn schwindlig gemacht. — Er grinst .und taumelt hinaus in den Regen. Nicht «Veit ist daö «Mütterchen, nur zwei Minuten braucht er bis zum Mütterchen Donau zu gehen. Sogar seins goldene «Uhr hat er vergessen, was «braucht er die jetzt noch? Achtzig Jahre ist er alt und der Hunger brennt in ihm. Und alles, alles hat er vergessen .. . Zwei Tage später las Man in der Zeitung: „Don der Donau angetrteben wurde die «Leiche eines Greises. Perso nalien konnten bislang nicht ermittelt werden. Der körper liche Befund legt die Vermutung nahe, daß Selbstmord aus Nahrungssorgen «vorliegt. Die Polizeiverwaltung bittet ,um zweckdienliche Angaben? «Das war alles, was die ungarische Presse «Wer den einst gefeierten Komponisten Jan Horvaty brachte . . . Er muß es wissen Kaiser «Joseph belagerte Belgrad. Den Oberbefehl über das Heer führte «Feldmarschall Graf LaZzy. Aber unter dem alten Herrn ging die Sache Nicht recht vorwärts, weshalb der Kaiser den «General «Loudon heranzog, "welcher der Belagerung ein ganz anderes Gesicht gab. «Gleich anfangs fragte ihn Joseph, wieviel Zeit er wähl dazu brauche, um die Festung zu «bezwingen. Menn alles Gerät zur Stelle ist, zehn bis zwölf Tage, Majestät," lautete die «Antwort. Laszy, der das mit an gehört hatte, meinte, damit wäre «denn doch wohl zu viel ver sprochen. Aber «der Kaiser nahm ihn gütig beiseite und sagte leise: Mir Müssen ihm das schon glauben, denn wir beide haben noch keine Festung erobert." Anna Pawlowa un- -ke Rote Armee «Schon seit Jahren sendet die weltberühmte russische Tän zerin Anna Pawlowa in jedem Frühling IS 000 Francs für bedürftige Mitglieder der Balletkorps des Maria-Theaters in Leningrad und der Staatsoper in Moskau. Nun halben di« Sowjets eine Sond-evkommission zur Uöberprüfung der An gelegenheit eingesetzt, und «diese ist zu der Erkenntnis gelangt, daß eine bolschewistische «Tänzerin das Geld einer Pawlowa „unt er keinen Umständen" au nehmen darf. Anna P awlowa ist "Emigrantin, eine Favovittänzerin in allen Hauptstädten kapitalistischer Länder Europas und Amerikas und gegenrevo lutionärer «Umtriebe verdächtig. Als auch in diesem Frühjahr di« 12 000 Francs der Tänzerin in Moskau und «Leningrad einliefen, war guter Rat teuer. Schon wollte man das hübsche Sümmchen voller Entrüstung an «Anna «Pawlowa zurücksenden, als in der Wühnenzeitschrist „Trud" eine besser« Lösung M- gedeutet wurde. «Beide Ballettkorps stiftete^, wenn auch Nicht so ganz freiwillig, die «18 000 Francs ,Mr kulturelle Zwecke" — der „Roten Armee". Der „kulturelle Zweck" der Spende bleibt in den Händen der Moten Armee" am besten "gewahrt, meint man tn Moskau. Wle -u ml», so lch ökr Die sonst so geschätzte ordnend« Händ der GättiN «bereitet dem EheherrN Wohl stets «Kummer, wenn sie sich «feinem «Schreib tisch widmet. Das war auch bet «Walter «Scott der Fall, wie nachstehende kleine «Geischicht« erweist. Einst betklägte sich feine «Frau Wer die Kinder, daß diese «tn «ihrem Nähtisch die «größte Unordnung ungerichtet «hätten. Der «Inhalt der einzelnen Kästchen sei ganz durcheinander gebracht, «die «Garnrollen «der- wirrt, kurz — es herrsche ein fürchter."' - - Walter aber nahm «ftine SprötzliNge d Erstaunen der besseren «"" ' halten, Mn Wirrwarr einmal «deinen Nähtisch meinen «Schreibtisch M nicht wideer unter der allzu großen Au iMun hlMchell- lg und. bot . zm.. Tode lrfache, baß AU.äwuW».n nd auch er« Oberflächen- t, durch Er- » tief ein e vernicht Fälle, die ! «Grundsatz, als mit dem habe. Ab- i> gezogenen oen: der au"k oder allge- tadium auf schmerz un- Nerven; se ist gehen in : Schock zur her Chavak- mpfung sei- «Blutvergis- ;l zu mtter- prozeß. son- die Gewebe n und häu- as Protein- Teile durch enden Ver lernen Me- indern; sie ?n, als eine r heute im ter anderm r Diffusion er stärkeren ganze Mi- s mit Siner inkten Ver- «phe, wobei perchen mit -oft Wie er- hren ist die em hervor- chtung, daß oxinbildung bsorbierung toffe waren m, daß «sich welche dir n weiteren übliche und he verleiht, wandt, vor seiut Gerb- rben. sorgfältige, «dernde Be- Entfernung empfehlens- «te Beherr- der schein- ussetzungen re Mit «wett «und "Besei - or verhält- Zar Paul I- Ende War «td ««schicht, — Zu «GnM Janntng« Film Mr Patriot" Ms «ine der hervorragendsten Filmschöpfungen deS ver gangenen Jahr«S ist unzweifelhaft der Film von der Ermor dung des Kaiser Paul I. von «Rußland zu bewerten. Er er reicht diesen «Rang nicht etwa durch die Treue seiner historischen Gestaltung, sondern durch die bewunderungswürdige Dar stellung dsS unglücklichen «Kaisers durch Emil Jannings. mag, ohne daß der Genuß an dieser P> s' 's , staltungskraft beeinträchtigt «wird, doch einmal wieder der wahrheitsgetreue «Ablauf der Borgänge erörtert werden. Film erfüllt damit — was er leider so selten tut — die v mere Aufgabe, «das «Interesse Mr «die «historische Wirklichkeit wecken, das sich leicht von einem Gebiet auf andere < und so fortwtrkend erzieherische Arbeit leistet. «Die ersten «Szenen des Fil „ ' fälgungswahn eines irren Herrschers in Blut und "Grauen g stürztes Reich. Diese Darstellung tut dem Kaiser Paul Un recht. Zweifellos war sein Gemüt umdüstert und zweifellos waren «die Folge dieses Zustandes unzählige «Blutopser. Der Zustand "Rußlands im "großen und ganzen unterschied sich jedoch nicht allzu wesentlich von dem zu «jener Zett Üblichen, allerdings nicht sonderlich erfreulichen Zustand der Dinge. «Man will wissen, daß die Ursache für die «Verdüsterung des Geistes "des Kaisers die Erinnerung daran war, daß seine Mutter, Katharina II. seinen Water Peter III. hatte ermorden lassen und den Thran, der Paul gebührte, usurpiert hätte. «Andere wollen «wissen, daß Paul I. Geist zerrüttet war durch die Fol gen eines von seiner Mutter an ihm versuchten «Giftmordes. Jedenfalls verschlimmerte sich der Zustand des Kaisers um die Jahrhundertwende insbesondere der außenpolitischen Be ziehungen Rußlands so, daß der Petersburger Militärgouver neur, Chef der Auswärtigen Angelegenheiten und Polizei minister Pahlen einen gewaltsamen Umsturz der «Dinge als Möglich erkannte und insgeheim vorbereitete. Eine anonyme Darstellung der wetteren Vorgänge aus dem Jahre 1806 stellt nun die Entwicklung folgendermaßen dar: ,-Da «dennoch um diese Zeit etwas lautbar geworden war, und auch dem Kaiser, es fey aus Ergebung für «seine Person, oder durch "Unachtsamkeit der Verschworenen, etwas von einer !m Gange sehenden Verschwörung "hinterbracht worden war, so ließ er Pahüen kommen und sagte zu ihm: „man steht mir nach dem Leben. Schonen «Sie nichts, um hinter "die Wahrheit zu kommen," und schloß damit, daß er dem Gouverneur heftige Vorwürfe machte, weil er so ununterrichtet in der Sache zu sehn schien. „«Sire, ich wußte es," antwortete Pahlen, „und um mich der Schuldigen zu versichern, bin ich selbst in der Ver schwörung? Diese Worte beruhigten den Kaiser, und von dem Augenblick an verließ er sich ganz auf Pahlen. Zwey Tage vor dem «Ereignis erhielt der Kaiser Nachricht von dem «General- Fiscal Obalianow, "daß man etwas gegen sein Löben im Schilde führe. Diese neue Entdeckung brachte sein Mißtrauen aufs äußerste, und da er nun fürchtete, Pahlen möchte wirklich Theil an dem Complot genommen «haben, schickte er sogleich einen «Courier an Araktscheieff, ehemaligen «Gouverneur von Petersburg, ab. «Dieser kommandierte damals ein Regiment, auf welches Paul viel Vertrauen "setzte, und welche zu Gatchina, vierzig Werste von der Hauptstadt, in Garnison lag. Diesem Officier meldete er, daß, wenn er eine Minute mit seiner An kunft zögerte, so wäre er verloren, weil Pahlen ihn verrieth. Pahlen hielt "diesen Courier an, welcher, da -er seine De peschen "vom Kaiser selbst erhalten "hatte, sich weigerte, sie her auszugeben. Der Gouverneur stellte sich, als setze er Mißtrauen in die "Wahrheit dieser Aussage, und unter «diesem «Vorwande ließ er sie ihm mit Gewalt abnehmen. Pahlen, der nun von allem unterrichtet war, fühlte, wie gefährlich es um ihn selbst stünde. Ein ^kurzer Aufschub konnte alle die so geschickt entworfenen Projekte vereiteln. Einiger maßen sicher, daß das Verbrechen nicht werde bestraft werden, beschleunigte er die Ausführung, und in Verbindung mit eini gen Menschen, auf die er besonders rechnen konnte, bestimmte er die Unglücksstunde auf den folgenden «Tag. Am Morgen des festgesetzten Tages ritt der Kaiser mit seinem Liebling Kutaisow auf dem «Suwar-ows Platz «spazieren; ein Mann von der ge ringen Bolksklasse trat auf ihn zu und überreichte ihm einen Brief. Des Kaisers Pferd bäumte sich in diesem Augenblick, er konnte ihn also nicht selbst annehmen, und so ward er an «Ku- Emil Janninas. So der «robe künstlerischer Ge- die einmal wieder der t»».»> »»» „w wden. Der heute großer Krtegsrnth." Die durch «den Anblick mehrerer die vorneh- Generalspersonen irregesührte «Schildwache gab ihrem Der- zu, langen nach. ! ausdehnt Alle sttegen leise zu «den «Gemächern des «Kaisers hinaus und .... blieben einen AugeMick in dem Wachtsaale. «Ärgamakow, der lms zeigen ein «durch den Der- ' diensthabende Adjutant, trat allein näher; er «sagte: es wäre Ochers in «Blut und Grauen ge- Feuer in der «Stabt; er käme, den Kaiser äufzuwecken, und so . "... - ' - ließ ihn der Cosak, der im Vorzimmer «des Kaisers Schildwache ' tand, eintreten. «Er Köpft an des Kaisers Zimmer und nennt sich. Paul, der seine "Stimme kannte, öffnet «ihm, mittelst einer Schnur, die mit seinem Bett in Verbindung war, die Thüre. Er tr i tt sogleich wieder heraus, um die Verschworenen hinein« zuführen. Diese erwarteten nur das Signal und treten so gleich herein. — Nun merkt der Cosak, aber zu spät, daß eS «aus das Leben des Kaisers abgesehen ist; er will «widerstehn, und in dem Augenblick wird er ntsdergshauen. «Sein «Diensteifer zeigt dennoch seinem Herrn, dem er das Wort Verräthevey zu- schveyt, wie es steht. Der erschrockene Kaiser will in eines der beyden Cabtnette, die an seinen Alkoven stoßen, schlüpfen. — Das eine stand mit der unteren «Etage in Verbindung; vaS andere, ohne «Ausgang, enthielt die von den «Feinden eroberten «Fahnen, und die «Degen der auf der Festung verhafteten Osficiers. In der «Verwir rung war er "in das letztere gesprungen. — Einen Degen er greifend, suchte er durch das andere Cabinett eine «verborgene Treppe zu erreichen, als eben die Verschworenen hereintreden. S:e gehn >gväde auf sein Wett loS; — und da sie ihn da nicht mehr sanden, schreyen «sie alle: er ist fort! «Schon glaubten sie sich verrathen, als ihn Weningfen "hinter einem Schirm nieder geduckt erblickte. Paul, verwirrt, ohne «Kleider, sah Wohl daS «Unglück, das ihm "bevorstwnd: aber seine "Energie verließ ihn nicht. Man sagt ihm, er solle der Regierung entsagen- er verweigert es mit Heftigkeit, und diejenigen erkennend, di« er mit Wohltaten überhäuft hat, bricht er in so rührenden Vorwürfen gegen sie aus, daß ihre wilde Grausamkeit dadurch erschüttert «Wird. Aber in dem Augenblick, als die Verschworenen sich zu dem Kaiser "begäben, in diesem nämlichen Augenblick, wo sie am mehrsten auf Pahlen rechnen, marschiert dieser an der «Spitze eines Garde-Regiments nach «dem Palast- «Gelang das Vor haben, so kam er, sie zu unterstützen- ^gelang es Nicht, so kam er, seinen Herrn zu Vertheidigen. Indessen Will Plato dem «Kaiser eine «WdicationS-Acte vorlesen. Von neuem sucht Paul sie zu bewegen; er wendet sich besonders an Plato, stellt «ihm seine «Undankbarkeit und «seine außerordentliche Verwegenheit vor. „«Du bist Nicht mehr Kai ser," antwortet ihm dieser, „Alexander ist unser Herr? Auf gebracht über diese Frechheit, dringt Paul auf «ihn ein, um ihm einen Streich zu versetzen. Dieser Muth macht sie stutzen; der Wille der Verschworenen wird für einen Augenblick gefesselt. BeNingsen bemerkt es und seins Stimme feuert sie wiMer an: „Es ist aus mit uns, «wenn er «davon kommt, es ist aus mit unsl" Da versetzt Nicolas seinem Souverän den ersten Streich, zerbricht ihm den rechten Arm, und treibt durch seine Kühn heit di« unentschlossene Verruchtheit seiner Mitschuldigen zum Zweck. Der Tumult vermehrte noch das Schreckliche dieser «Scene, und die Dunkelheit, die ihn umgab, machte das Herz seiner Mörder noch empfindloser. Alle dringen auf ihn ein- Der un glückliche Paul fällt Überwältigt zu Boden. «Wan überhäuft ihn mit Schimpfworten, speit ihn -ins Gesicht, schleppt ihn um her und verlängert seinen Todeskampf. Mus anekelnder Bav- barey versetzten ihm seine Mörder Streiche an den geheimsten Theilen seines Körpers . . . "Endlich ermüdet ihre Grausam keit. «Einer von ihnen windet ihm seine Scherpe um den HM, und endet so seine Leiden?
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