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Nr. S7 I. Srtlave zum Roer Tageblatt Sonntag, Sen 14. -lpril '«2» ME-SSSSSSSSSSSSS-SSSSSSSSSSSSM^^l! —-—s»«sss»ss—s-——-SMMSSMSS-SSS-S———SSSE— Rund um die Wett SckieVerel an äer cleutsck-polmscben Grenze do» En-e -er ^kaorkra geftaahme jugenbticher Berbeecher Sestern gelang es der Berliner Polizei, Äier Kings Bur schen, die seit langem in allen Stadtteilen Berlins ihr Unwesen niteben, festzu nehmen. Sie gehörten dem ,Mub deS Westens" an, bei dem auch die beiden Räuber aus den Kant-Lichtspielen Mitglieder waren. Die jugendlichen Verbrecher vertrieben sich den Tag mit Autostshlen, Autafwyren Berauben der Geldkästen an Telsphonautomaten, Bewerfen der Passanten mit Kau gummi, Kinobesuchen und Einbrüchen. Oft machten fie mit gestohlenen Wagen aus der Straße Wettrennen. Unter den Verhafteten ^befindet sich auch ein gewisser Karl Wessel aus der Thausseostraße, der als der Chauffeur Mgestellt wurde, der die ^beiden Kanträuiber aefahren hatte. Di« vier Burschen, die trotz ihrer Jugend schon wiederholt mit den Gesetzen in Kon- fM geraten stnd, bezeichnen sich als „knorke JungS". Züe fünfzig Mark einen Meinei- Zu dem Leichenfund in Rosenheim Im Zusammenhang mit dem Leichensund auf dem städti schen Schuttabladeplatz in Rosenheim wurde der Arbeiter Bachmann wegen Mordes verhaket. Er hat gestern vormittag ein Geständnis abgelegt. Außerdem wurde der Arbeiter Kienzl unter dem Verdacht des Meineides festgenommen. Er hatte in einem Batcrschrftsprozeß!der ermordeten Geltormayer wahrheitswidrig behauptet, daß die iGelbermayer mit anderen Männern Verkehr gehabt hatte, und für diese falsche Aussage von Bachmann eine Entschädigung von 50 Marl erhalten. W ttre, n n zwisa en E fenbahnzug un-Tornaöo Di« Gesamtzahl der Opfer des Doppeltornados im nord östlichen Arkansas wird aus mehr als 50 Tote und 200 Ver letzte geschätzt. Ein Eisenbahnzug der Missouri-Pacific-Bahn entging ach einem atemberaubenden Wettrennen mit dem Tornado knapper Not der Zerstörung. Der Lokomotivführer er- Verufung im Langkopp-Prozeß Die Staatsanwaltschaft hat gegen das Urteil des erweiterten Schöffengericht» Berlin-Schöneberg im Langkopp- Prozeß Berufung eingelegt- Bekanntlich hatte das Schöffen gericht, entgegen dem Anträge des Ersten Staatsanwalts, den Farmer Heinrich Langkopp von der Anklage der räuberischen Erpressung freigrsprochen und ihn nur wegen Bedrohung und Nötigung und unerlaubten Waffenbesitzes zu 6 Monaten Gefängnis mit Bewährungsfrist verurteilt. Die Freisprechung wegen Vergehens gegen das Sprengstoffgesch dürfte bei der Berufungsverhandlung durch die Staatsan waltschaft nicht angefochten werden, da sie selbst diese Anklage fallen gelassen hatte. Auch die Rechtsanwälte Langkopps sollen das Urteil des Schöffengerichts Schöneberg durch Be rufung angefochten haben. Der Langkopp-Prozeß wird daher eine Neuauflage vor der Großen Strafkammer des Land gerichts II in Berlin erleben. 4kn Sparprogramm -er Lufthansa Die Beratungen des Arbeitsausschusses der Lufthansa über den Umfang des Betriebes bei voller Durchführung der geplanten E>aisab!triche hab.n d->m „Berliner Tageblatt" zufolge ergeben, daß nur zwei oder drei der großen inter nationalen Linien aufrechterhalien werden könnten, nämlich die Linie: nach Paris, London und Moskau. Eine auch nur vorsorgliche Kündigung der Arbeiter und A rg« stellten ist vermieden worden, um auch den Anschein zu vermeiden, daß dte Lufthansa einen Druck auf die Negierung und die öffent liche Meinung ausüben wolle. Nachdem der Umfang des Luftverkehrs endgültig festgelegt worden ist, wird die zweite Frage zu prüfen sein, wie das Verhältnis der Lufthansa zur Industrie und die Verhältnisse in der Flugzeugindustrie selbst zu vldnen sind. Gegen S Uhr Ilb nachts wurde gestern <m der Grenz- Lftnstftell« Schomberg-Oft bei Beuchen, ungefähr sechs Meter von der Grenze entfernt, auf deutschem Boden der polnische Staatsangehörige Michael Lewarzowski au» SoSno- wtoe Woten) beim Schmuggeln von einem polnischen Beamten angeschossen. Lewarzowski erhielt einen schworen Bauchschuß und wurde in das Städtische Krankenhaus in Beuthen Änge- liefert. Wie wir oon beteiligter Seite hierzu noch erfahren, be gaben sich kurz nach Mitternacht vier Schmuggler mit Paketen, die Sicherheitsketten enthielten, nach dem Grenzübergang bes Schömberg und entsandten zunächst einen von ihnen nach dctz Grenzlinie, der auÄundfchaften sollte, ob der Uebergang frei sei. Nachdem dies zunächst nicht möglich war, versuchten eS die Schmuggler etwa eine Stunde später noch einmal. Dabei 'hat- ten sie übersehen, daß ein polnischer Zollbeamter wenige Meter hinter der Grenze ihr Vorgehen beobachtet hatte. Ehe die Schmuggler noch die Grenzlinie überschritte«, feuert« der pol nische Beamte aus einer Pistole mitten in die Schmuggler hi«, etn; einer von ihnen brach, durch einen Bauchschuß schwerver letzt, zusammen. Während zwei Schmuggler die Flucht er griffen, besaß ein dritter die Geistesgegenwart, nach dem deut schen Zollhaus zu eilen, um die dortigen Beamten von dem Vorfall in Kenntnis zu fetzen. Deutsche Polizei und Zollbe amte begaben sich an den Tatort und trugen den Schwerver letzten nach dem deutschen Zollhaus zurück, von wo er durch die Sanitätskolonne abgeholt wurde. Der Schwerverletzte wurde im Krankenhaus sofort einer Operation unterzogen, doch ist sein Zustand nach den letzten Meldungen besorgniserregend. Einer der Schmuggler wuc^e von den deutschen Behörden wegen unerlaubten Grenzübertrirtes in Haft genommen. Bier deutsche Lriagsgesallec« aufgefunden Havas berichtet aus ReirnS, daß in der Nähe von Reims b^i Feldarbeiten die Gebeine von vier deutschen Soldaten aufgefunden worden find, deren Identität, wie man glaubt, nicht mehr festgestellt werden kann. Sie wurden auf den Friedhof von Binson übergeführt. blickte den heranbrausenden Tornado und sah bereits entwur ¬ zelte Bäume durch die Luft fliegen, doch gelang es ihm, inner- -atb weniger Minuten die Geschwindigkeit des Zuges auf 70 Meilen zu steigern, wodurch es ihm glückte, dem Tornado zu entkommen. dec Trcn esie lctztrr Akt In der Ergriffenheit vom Schlage getroffen Fünf Personen, Angehörige einer Familie, sind, wie ge- u'.det, vor einigen Tagen bei Babenhausen durch einen Zu sammenstoß zwischen Auto und Eisenbahn ums Leben gekom- m n. Der Schrankenwärter, der die Schuld au dem Unfall tragen soll, sitzt in Untersuchungshaft. Gestern fuhr das Auto m t den fünf Särgen an der Unglücksstelle vorbei. Die plötz liche Erinnerung an das Mißgeschick seines Kollegen und an das Unglück erschütterte den Schrankenwärter Ammann, der den Beschuldigten abgelöst hatte, so stark, daß er, ein sechstes O-ttr der Babenhausener Tragödie, vom Schlage getroffen wurde. <km L hlurieil Zwei Jahre unschuldig im Zuchthaus Der Landwirt Schate aus Lehmke wurde 1026 wegen Brandstiftung vom Schwurgericht Lüneburg zu vier Jähren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverlust verurteilt. Schate soll feine eigene Scheune in Brand gesteckt haben. Eine Revision des Verurteilten beim Reichsgericht wurde verworfen. Jetzt hob das Schwurgericht Lüneburg im Wiederaufnahmeverfah ren das erste Urteil auf und sprach den Angeklagten frei, da ein Beweis für die Brandstiftung nicht zu erbringen sei. Schate hatte bereits zwei Jahve Zuchthaus verbüßt. Heitere Abfuhr eil John Carnell, amtlich bestallter RumschnüMer aus Mil waukee, freute sich wieder einmal königlich, >denn es war ihm gelungen — so meinte er wenigstens — sine Sünderin, die gegen die hochwöise Prohibition verstoßen hatte, auf frischer Tat zu ertappen. Eigentlich hatte er keinen Beweis dafür, daß Frau Mary Habun, Besitzerin einer Gastwirtschaft, ver botenen Handel mit Alkohol getrieben, doch vor Gericht de zente er unter seinem Diensteid, gesehen zu hüben, wie die Be schuldigte bei seinem ^Erscheinen den Inhalt einer Literflasche rasch in den Ausguß schüttete: Mer tut wohl so etwas, wenn er nicht ein schlechtes -Gewissen hat?" Der Richter war von dieser schlauen Beweisführung überzeugt und verdonnerte die Sünderin. Frau Habun gab sich aber nicht geschlagen, sondern legte Berufung ein unnd versorgte sich einen Verteidiger. Vor dem 'Appelladiousgericht wiederholte John Carnell seine Er zählung mit geschwellter Brust. Da fragte der Verteidiger mit der unschuldigsten Miene: ,Mie weit standen Sie denn von der Angeklagten entfernt, als Frau Habun Sie sah und die Flüssigkeit in den Ausguß schüttete?" — „Nur fünf Schritt. Ich konnte es ganz genau sehen." — ,-Schön. Um die funk Schritt zwischen Ihnen und Frau Habun zuvückzUlegen und ihr die Flasche mit dem verbotenen Stoff aus der Hand zu reißen, hätten Sie kaum vier Sekunden gebraucht. Herr Rich ter, darf ich einmal feftstellen, wie lange es dauert, bis eins Literflasche leer.wird?" Der Richter nickte und der Rechtsan walt ließ eine mitgebrachte Flasche füllen. Natürlich mit Wasser. Höchst gespannt warrebe alles mit der Uhr in der Hand les Rumschnüfflers auf das Experiment: „Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs . . ." DaS Gesicht des Rumschnüfflers wurde immer länger. .„Zwan zig", sagte der Richter, als die Matche endlich den letzten gluck senden Laut von sich gab. „Das Urteil der Borinstanz wird aufgehoben und die Angeklagte freigesprochen, weil das Gericht sich davon überzeugen muhte, daß die Angaben des Detektivs Carnell der Wahrheit nicht entsprechen können," so lautete das Urteil. Prohibitionisten außer Landes Oder: Kehre jeder vor der eigenen Tür! Zu Beginn der Pariser Reparationskonferenz sahen manche amerikanische Korrespondenten den Anlaß dafür ge geben, um die abgedroschenen Witze über die Bierliebhaberei der Deutschen von Stapel zu lassen und vorauszusagen, daß die deutschen Delegierten die besten Kunden in der Bar des Hotels Georges V. fein würden. Seitdem find einige Wochen vergangen, und fetzt melden die Mütter, die größte Rechnung für alkoholische Getränke bei derselben Bar fei bisher mit 20 000 Francs für die — amerikanischen Delegierten aufge laufen. Und die Deutschen? „New-Dork Herald arid Tri büne" berichtet, die Deutschen hätten bisher lediglich Mineral wasser getrunken und ihre Schulden betrügen nur 6 Francs. Womit erneut bewiesen wäre, daß man immer erst vor der eigenen Tür kehren soll.