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5. Beilag» zu Str. »7 de» Vuer Tageblätter und »«zeige,» fUr da» Erzgebirge. Sonntag, de« 14. April 1»»». Karlchen Mrt fein Radio vor voa Karl Ettllngar lMünche«) Haben Sie schon einmal einen Menschen beobachtet, der den ,-Radiofimmel" hat? Ein ganz schreckliches Leiden, be sonders für die Familienangehörigen. Jede dienstfreie Minute stürzt der arme Fimmelant an sein Rundfunkgerät, dreiht daran herum, probiert die unmöglichsten Schaltungen, baut an den verrücktesten Stellen Widerstände ein, reißt sie wieder heraus, «kuppelt zusammen, !wa- sich nur irgend zusammen- kuppeln läßt — kurz, der Tierschutzverein sollte sich wirklich des armen Rundfunkgeräts annehmen! Der arme Fimmelant wacht morgens gegen 3 «Uhr aus, er weiß genau, um diese Zeit sendet keine europäische Station, aber was tut das? Nichtsdestotrotz stürzt er im Nachthemd ans Radio und probiert aus Mord und Tod an dem Kasten Herum. Denn, nicht währ, vielleicht könnte doch irgend eine Station um diese Zeit plötzlich Schallplatten laufen lassen, oder es könnte irgend ein Professor um 3 Uhr morgens den unwiderstehlichen Drang in sich spüren, einen Vortrag über „Das Problem des Oh-renwackelns bei «den Kitzikatzi-Megern" zu halten, und wenn der Fimmelant das versäumen würde — nein, es wäre zuuu schrecklich! Der Glick auf mein« Tabelle funktionierte denn auch tadel los, auch der Griff klappte, bloß Wien kam Nicht. Sondern ein unverständliches Gequäke, Gemurmel und «Gepfeife. Der Maxl applaudierte. „Wenn ich nicht auS dem Pro grammheft wüßte, feixte er, „daß dies das Forellenauintett ist, würde ich «es für eine Wählversammlung von Laubfröschen halten. Es scheint doch was dran zu sein, daß der Schubert manchmal eins über den Durst trank! Wollen !wir nicht als Gegengewicht einen sauren Hering in den RundfunWasten schalten?" Am liebsten hätte ich jetzt ein« Axt geholt und das Radio in Fetzen geschlagen. So «ein Biest von «einem ApparatI Maxl bemerkte meine Wut. Und sprach besänftigend: „Ich begreife garnicht, was du hast? Der Rundfunk ist noch «nie junge «Erfindung und du weißt doch: als Kinder waren wir alle in unseren Geräuschen nicht sehr wählerisch!" Ich arbeitete und drehte wieder mit der Verbohrtheit der Verzweiflung an allen Knöpfen und Griffen herum. Manch mal schien es auch so, als ob Wien deutlicher werden wollte, aber dann war's Msich wieder weg. Ni« habe ich jedesmal so glühend schätzt wie an diesem Nbmch mein StzMo. Ich hätte Sendeturm« ausreihen mögen! Maxl aber freute sich. „Vielleicht", schmmmelle er, „viel leicht ist «S mit den Wellen, die man fangen will, wie mit d« Spatzen: man mutz ihnen Sah auf den Schwanz streuen!" Mit einem Ruck stellte ich ab. .„Schade", seuzte Maxl. „Wirklich schade! Gerade istng ich an, mich daran -u gewöhnen! Schließlich ist ja alles Ge wohnheit! Auch als ich RbizinuS zum ersten Male nahm, chmeckte es nicht. Und trotzdem ist es sehr nützlich. — Jeden- alls danke ich dir herzlich für den genußreichen Abend!^Man « ollt'S kaum glauben, daß sowaS nur 2 Marl im Monat kostet!" Er ging. Ich starrte mein Radio an, und wenn Blicke töten könn ten, Ware das Radio eine Leiche gewesen. Daun aber beschloß ich, der Sachs auf den Grund zu gehen. Ich stellte Hamburg ein — ein Triff — und niemals Hobe ich Hamburg deutlicher und klangreiner gehabt. Ich stellte Wien ein, ein Griff — und «S tönte wunder bar, w ohne jedes Nebengeräusch, so echt in den Klangfarben, alS säße ich im Konzertfwäl. Wundert sich der Leser? Dann ist er ein Radio-Neuling! Denn sonst wüßte er: ein Radio funktioniert das ganze Jahr — nur wenn man «s feinem Bekanntenkreis vorfühven will, bockt «S. Das Radio und der Dackel, — irgendwie müssen die Zwei miteinander verwandt sein. Der oberste Grundsatz des Fimmelanten aber lautet: Höre nie etwas zu Ei-de! Älläbendlich grast er die ganze «Sende- well ab, überall erhascht er einen Fetzen, er ist der Lumpen sammler im Reiche der Tonwellen. Auch ich hatte einmal diese Krankheit, jeder Rundfunk- Neuling hat sie, es sind die Radio-Masern. Mein Freund Maxl aber ist überhaupt ein Rundfunkgsgnor. Er behauptet, daS Radio sei nur eine iSpielerei, es klänge ja doch nie rein, es sei nur „Ersatz" und stehe auf einer Stufe mit alkoholfreiem Bier. ,/Du «hast eben noch keinen vernünftigen Apparat gehört!" widsrf, rach ich ihm. „Ich werde dir mal meinen Vierröhren« «Empf^nger vorführen, da wirst du baff fein!" Gesagt, getan. Abends um 8 Uhr saß «der Maxl bei mir, deutete auf mein Radio und sagte: „Tritt dem Biest aus den «Schwanz, damit es quiekt!" Mas willst du Höven?" «fragte ich und «reichte ihm die Programmzeitung. „Hamburg sendet heute ,-Siegfried". Hamburg ist eine Station, die ich immer glänzend empfange, Hamburg ist der Star meines Programms. Ich stelle also siegesgewiß Hamburg ein, und — ein scheußliches Gekrächze ertönt. Munderbar!" meinte der Maxl. „Ist das Siegfried? Der Drache scheint gerade Bauchweh zu haben!" Ich wurde blaß. „«Einen Augenblick", stotterte ich. „Viel leicht ist die Röhre überheizt!" Ich sah nach, «ich dreht« an der Rückkoppelung — es wurde immer scheußlicher. „Gestatte sine Frage", «grinst« der Maxl. „Ist das eine liebertragunq aus «dem Hamburger Stadttheater, oder gurgelt gerade der Elefant im Hagenbeckschen Tierpark?" ,-Gleich hab ich'Si" behauptete ich und stocherte in der Anodenbatterie herum. Jetzt brach der Apparat in ein Heulen aus, als ob ein feuchtgewordener «Säugling und eine Fabrik sirene ein Duett «sängen. „Mir gefällt's!" höhnte der Maxl. „Ich verstehe nicht viel «von Musik, aber das «gefällt mir! Das Auspuffrohr eines Autos bringt nicht halb so schöne Geräusche hervor!" Ich drehte den Detektor um neunzig «Grad nach links «und «stellte dann Hamburg vorsichtig «von neuem «in. ,-Warum weint «der «Apparat?" erkundigte sich der Maxl, „hast du ihm weh «getan?" Meist der Deisel, was das heute ist!" fluchte ich. ,Sonst habe ich immer Hamburg so «klar, als säße ich dicht dabet!" Und ich probierte wieder di« Rückkoppelung. Noch nie hat ein Apparat grauslichere Töne von «sich «gegeben. ,-Schall« mal ein «Eukalyptus-Bonbon zwischen die Röh ren", schlug der Maxl vor. ,-Das Radiowuvm scheint «heiser zu sein!" ,-ES muß eine atmofphäre Störung sein!" entschied ich, Mährend mir «der Schweiß auf die Stirne trat. „«Vielleicht haben sie in Hamburg Schneesturm!" ,-Oder es schwimmt «ein Eisberg im «Senderaum!" be stätigte der Maxl. „Jedenfalls ist das «hochinteressant! Mir könnte man eine Million versprechen, «wenn «ich «solche Geräusche von mir gäbe, ich «brächt's nicht fertig!" Mich packte die Wut. „Willst du vielleicht lieber Wien hören?" lenkte ich ab. ,-Gernei Aber nur, wenn es gerade so schön klingt!« «Gib Mir mal das Programmheft, wir wollen nachsehen, ob nicht auch Wien um dies« Zeit „Atmosphärische «Storung" auf dem Programm hat!" Ich biß mir auf die Lippen. Wäre msin Radio ein leben des Wesen, ich hätte ihm in diesem Augenblick «den Hals ab- zedreht! Aber ich beherrschte mich, denn «ich «wußte ja: mir teht «ine «glänzende «Genugtuung «bevor! Wien kriege ich «innrer mit Leichtigkeit. Ein Blick «auf «meine Tabelle, ein Griff und «schon ist Wien dal Der König des Dschungels Jagdgeschichten von W. S Thad. ick D<r Jagdruf. Während meines 24jährigen Aufenthalts im afrikanischen Urwald «habe ich niemals «ein „donnerndes" Gebrüll des Löwen — das «manche «Schriftsteller erwähnen — vernommen. Der Löwe 'läßt abends und morgens «ein langgezogenes, dumpfes «Stöhnen hören, das sehr weit vernehmbar ist, «aber aus fast geschlossenem Rachen kommt. «Er stößt «es hervor, um seine Genossen zur Jagd zu rufen. Es «ist weder eine Kampfansage noch ein «Donnergebrull, sondern kann «eher als Jagdgefang und Daukeshymne «angesehen werden. Stört man ihn, während «er auf «dem Kriegspsade ist, oder wird er durch «andere «Löwen gereizt, so «öffnet er weit seinen Rachen und gibt einen ««kurzen wütenden Laut von sich, der, obwohl voller Wildheit und Dro hung, dennoch nicht dem gewöhnlichen «vollen Tone entspricht. Disier Wutschvei dringt selbst in stiller Nacht kaum eine halbe Merle (englische) weit und ist also nur das Vorspiel zum Kampf. Der Löwe «greift nie aus der Ferne an. Was die Deckung während des Jagens anbetvifft, «bedarf «er ihrer nicht, da er nur «während der Nacht auf Bente ausgeht. Er sieht schärfer als das Wild, «das «er jagt, und sein Geruchssinn ist sogar noch feiner ausgebildet. «Meistens jagt er in Gesellschaft. Sobald eine Löwengruppe Beute entdeckt Hat, lassen sich alle tief «im «Gebüsch nieder. Der «Führer überquert die Ebene außerhalb «Geruchweite, begibt sich auf die andere Seite, «bis er in gleicher «Höhe mit der Beute ist, und durchbricht dann «mit seinem Jagdruf die Stille der Nacht. Die erschreckte Herde stürzt in entgegengesetzter Rich tung dalvon und fällt den verborgenen Jägern unrettbar zum Opfer. Im Schweigen der Nacht. Wenn aber der Löwe allein jagt, so arbeitet er in tiefstem «Schweigen, was viel «erschreckender und gefahrvoller ist als das „Donnergsbrüll", «das nur in der «Einbildung der Menschen lebt. Auch die Meinung, der Löwe sei «völlig furchtlos, ist falsch, denn «wäre es der Fall, fo «gäbe es Wohl «kaum einen Schwarzen in Afrika. Der Löwe, der einmal seine Furcht ver loren hat, wird zum «Menschenfresser schlimmster Sorte. Ein Fall, der sich wahrend «des EifeNbahNbaues zwischen Broken Hill und der Kongogrenze zutrua, beweist «die Wage- «halsigkeit und «Entschlossenheit «deS meNschenfressenden «Löwen. Ein Weißer, der bei diesen Arbeiten beschäftigt «war, besaß «ein Zelt, «das in unmittelbarer Nähe einiger anderer Zelte stand, und teilte es mit einer Reihe «von Hunden. Eines Nachts schlief er «ein und ließ eine Hand Wer den Bettrand hängen. Plötzlich wurde sie «von «einem scharfen «Zahn «gepackt. Der Mann «wachte «auf «und sah einen gewaltigen Löwen neben sei nem Feldbett stehen. «Um nicht vom Bet: gezogen zu werden, stieß er mit der anderen Hand gegen «den Kopf des «Löwen. Im selben Augenblick «wurde «auch «diese Hand gepackt und zermalmt. Durch die Angstschreie «waren die anderen in «den Nachbarzelten wachgeworden, und die hastig zur Flamme entfachten Zelt feuer erschreckten den Löwen, so daß «er davonrannte. Dem fliehenden Tiere wurde ein Schuß nachgesandt, der — wie sich am nächsten Morgen herausstellte — gut getroffen hatte, denn man sand den «Löwen «bald und tötete ihn. Die «Hunde «im Zölle waren feige und ohne das geringste Warnungszeichen davon gerannt. Ich hübe «es «oft erlebt, daß edle und sonst sehr mutige Hunde, sobald «sie den Geruch des Löwen «spüren, zu winseln anfangen und «Schutz suchen. Auf Schleichwegen. Als ick vor Jahren zwischen Quandv und «Okavango jagte, ritt ich auf einem alten Maultier in Begleitung «einiger Ein geborenen, um «für das Lager einen geeigneten «Platz zu finden. Gewöhnlich band ich das Maultier mit einer langen Leder leine an einen Baum und ließ mein Zelt «etwa 2V Yard davon entfernt aufschlwaen. «Um «das Maultier völlig zu sichern, pflegte ich eine «Laterne «Wer ihm an «einem Zweige aufzuhän gen, während «die Boys «in «der Nähe schliefen. «Eines Nachts «wurde ich durch zwei «Eingöborenenhunde geweckt, als sie versuchten, sich unter meinem Bett zu verstecken. Ehe ich noch «wußte, was geschah, «hörte ich eine Stimme flü stern: „Herr, «ein «Löwe hat «das Maultier umgebracht." Ich «glaubte schon lange nicht mehr cm «das „Donner- göbrÄM des Löwen und nahm dies« Meldung als richtig ent gegen. Indem ich, das geladene «Gewehr in der «Hand, vor sichtig ins Freie trat, «konnte ich im Vaternenschein die Stelle seihen, wo das Maultier «gestanden hatte. «Aber nur ein Stück Löderriemen hing vom «Baum «herab. Da ich glaubte. daS Tier habe sich losgerissen und sei, vom Löwen verfolgt, «davon ge rannt, «fragte ich meinen Boy, ob er sicher wisse, daß unser Maultier tot sei. „Muster", erwiderte «er, „wir hörten, wie «etwas Hartes auf den Boden schlug, und wachten dadurch auf. Ws wir Um schau hielten, sahen «mir nur den Löwen und die Beine deS Maultieres, wie sie in die Duft stießen. Der «Löwe «hat daS Tier mitgenommen." Es dauerte eine halbe Stunde, bis wir reichlich Gras «und trockenes Kienholz zufammengebracht hatten; dann folgten wir vorsichtig den «Spuren des Löwen. Wir waren vielleicht nur bO «Meier «Mangen, «als wir einen scharfen, kurz vibrierenden Laut vernahmen, der unS sofort Halt «machen ließ. Und plötz lich, etwa 20 Meter vor uns, konnte ich «em Paar leuchtender, zornMhender Augen «erkennen. In unserer Nähe standen einige auSgetrocknet GraSbüschel, «dis ich anzuzünden «befahl. Darnach hieß ich sie sich zurück ziehen. Meinem Befehl kam alle- schnell «und bereitwillig nach, und das Gras sing in wenigen Augenblicken Feuer. Im Schein der Flammen sah ich, wie der «Lowe sich erhob «und ver ärgert in das «Licht starrte. Dann ließ er ein wildes Grollen hören, packte den LÄchnam des «Maultieres «und wollte sich davonmacken. In diesem Augenblick ließ ich «mich aufs «Knie nieder und feuerte in aller Hast. Meine «Kugel «verfehlte ihr Ziel, doch ließ «der Löwe seine Beute sollen mid schaute sich nach mir «um. Der nächste Schuß fällte ihn. Vergebens «versuchte er, sich wieder zu erhöben. Ws er völlig ruhig lag, näherten wir un vorsichtig und löschten die Flammen aus. Meine Kugel war ihm in den Rachen gedrungen, ein Glückstreffer, «denn ein ver wundeter «Löwe zur «Nachtzeit «gehört keineswegs zu den An nehmlichkeiten des Dschungöldäseins. Wie gewöhnlich hatte der Löwe dem Maultier das «Genick umgedr-öht, ehe eS auch nur «inen «Laut von sich «geben «konnte. Ein eigentümliches Jagderlebnis hatte ich «in Portugiesisch Ostafrika. als ich «inen Löwen am Hellen Tage bei seinem Frühstück überraschte und nur eine Schrotflinte trug. Als ich gerade «einen kleinen Abhang hinaufgestiegen war, sah «ich wich in «etwa SO Schritt «Entfernung einem «Löwen gegenüber, der seinen Kopf in dem «Eingeweide einer Antilope vergraben «hatte