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L vettag« zu Nr. NX) de« Auer rngedlarke» und »nzelger« Mr da« Erzgebirge. Dlrnitag den >d. LezemLer 1028. Weihnachtskantate Skizze von Ma, Geißler Er war Gtalljung« im Fuhrg^chM; Waisenknabe, «in wenig verwachsem arm wie eine Kirchenmaus. Im Stalle schlief er, atz er, laß er; der Stall war seine Welt, sein Lager eine flache Kiste -wischen vier Wählen, er mntzte da ans einer Art Hühnerleiter hinan steigen. In dieser Kiste lag Hafer stroh. Mit Decken, die für di« Ross« zu schlecht geworden waren, deckte er sich zu. Und weil er trotz allem ein besinn licher Mensch wurde, ermaß er, daß es für ihn ein recht weiter Weg fei dis zu der Stelle, von der aus er in ein Dasein mar schieren konnte, wie er sich- dachte. Em schlichtes Dasein, auf tzaS er zielt«; und dennoch ein weiter Weg. Seltsam: so ost er daS überlegte — immer stand für ihn am Ansang d'er Straße aus dem Werdeland ein Bett, ein richtiges Bett, wie es an dere Leute haben, in einer -kleinen Stube, in der er sozusagen der König wäre. Ha, wenn er das erst hätte! Weil er nie in solch einem Bette gelegen hatte, wuchs es in seine Gedanken als der Bahnhof zur Fahrt ins Glück. Eß waren di« Tage vor Weihnachten. Wenn des Abends alles still geworden und di« Pferde den Hafer auS den Krip pen schnökerten oder ins Kurzfu-tter schnoben, das er ihnen für die Nacht in die Raufen gelegt hatte, nahm er unterm Stroh seines Lagers getrocknete Pflaumen hervor, spellte sie aus im Licht« der -Stallaterne und machte Zwetschgenmänner daraus. Zuletzt setzte er jedem einen kleinen Zylmverhut auf, hängte ihm ein« Leiter über die Achsel und betupft« ihn mit em biß- chen Rauschgold. Damit konnte er aus dem Nikolausmacktr drei Mark verdienen; diesmal mußten es sogar vier werden. Er hatte nämlich leichtsinniger Weise von einem Fuhrmann ein Los der WohltätigtkeitSlotterie gekauft. Für die einzige Mark, di« er befaß! Der Mann hatte ihm gesagt, man könne lIIIIIIII!IIIIIIIIIINIII!IIIIIIIIIIIIIIIIII!III!!III!IIIIII!!III!I!IIIIIII!I!!II!IIIlIIIII!!I!IIII!!II!I!!»II!!IIIIIII IIIIII!IIIIIIIIlIIIIIIIIIIII!I!!!IIIIIIIIIIIIII!III!II!IIII,!!IIIIIIIII!IIIIIIIIIIII!!IIIIII!IIIIIIIIIIIIIIIi!IIIl!!lIII - 200 000 Mark gewinnen. „Mensch!" Das Los hatte die Num mer 131 313. Im Laufe der Tage war der Traum vom Gold regen aber so strdenscheinig geworden ... der Junge hätte gerne zwanzig Pfennig daran verloren, wenn nur jemand ge kommen wäre, es ihm ahzukausen. Traurig zog er am Vor-Weihnachtsabend mit seinen Zwetschenmännchen aus den Christmarkt. Es schneite dick weiche Flocken. Mit seinem armen Kram lehnte er an der Rückwand einer Bude. Die Leute, Weihnachtsglück und -ge- heimnisse in den Augen, drängten sich eilig an ihm vorüber. Er fror, hatte die Hande tief in den Hosentaschen und knetete das fatale Los Wit den Fingern. „Nehmen Sie einen schönen Zwetschenmann mit!" bat er ein älteres Ehepaar. „Oder kaufen Sie Mir wenigstens dies Los ab!" setzte er hinzu und faltete es im Scheine der Laterne auf. „Dreimal 13, Wilhelm," sagte die Dame, „die Dreizehn ist deine Glückszahl!" Es trat auch ein Kriminalschutzm-an-n hinzu, betrachtete Himmel tat d'u Nummer und sagte: „Wenn Sie keine Lust haben, Herr Musikdirektor ... ich wär« nicht abgeneigt . . „Ah doch!" entgegnete Wilhelm Ritter vergnügt ent schlossen, „. . . plötzlich vielleicht, aus blauer Lüft, fällt «S auf dick hernieder!" Er gab dem Jungen eine Mark, Dem wollte das Herz davonfliegen vor Seligkeit. „Na, und wenn Sie einen großen Treffer erwischen?" fragte der Kriminalbeamte und warf dem Jungen dabei einen bedeutsamen Blick zu. Der verstand. „Dann, o Gott . . ." stammelte «r, „dann geben Sie mir vielleicht in Ihrer schönen Wohnung für zwei Jahre eine kleine Stube mit einem richtigen Bett?" „Wenn du weiter keine Schmerzen hast, mein Sohn — gemacht!" sagte der Musikdirektor lachend und versickerte mit seiner Gattin im Strome der Menschen. Wilhelm Ritter war ein feiner Musikant und Komponist. Am nächsten Tags bereitete er für seine Frau eine Ue-ber- raschung vor: er vertonte eine Weihn-achtskantate. Den Text hatte sein Sohn geschrieben, ein junger Philologe, dessen Dichterruhm um diese Zeit zu erblühen begann. Der Christabend kaM und fror wie der Stalljunge, der mit seinen Zwctschenmännern wieder an der Budenwand lehnte. „Philipp Kloetzer, Mensch", rief ihn da einer an — es war der Kriminalbeamte von gestern —, „das Los, das du dem Musikdirektor verkauftest, hat 70 000 Mark gewonnen!" Es siel dem Jungen nicht der Himmel ein — nein, der Himmel tat sich auf! Philipp Klötzer bekam das Laufen und rannte mit seiner Zigarrenkiste voll Zwetschenmännchen mit dem Wind um die Wette. Heim! Heim! Was gäb's denn im Stall noch für ihn zu suchen? Daraus besann er sich aber erst im Fuhrhofe, weit draußen in der Vorstadt, wo das Glück ;ar nicht auf ihn wartete. Er war wieder einmal in der sal- chen Richtung gelaufen, kehrte irm und rannte — die Zwet- ' chenmännchen hoppelten in der Kiste — zikm andern Ende der Stadt: dort wohnte der Herr Wilhelm Ritter. Nun, der Musikdirektor wußte schon, was ihm widerfah ren war. „Höre, Ersilia", sagte er um diese Zeit mit saurem Gesicht zu seiner Fran, „mir scheint, jener Stalljunge ist der große Dorn an der Rose, die uns in den Schoß gefallen ist. Hoffentlich kommt er nicht." Frau Ersilia hatte diese Er kenntnis und diesen Wunsch schon längst; aber sie schwieg zu nächst. Und weil der Seelenspicgcl noch Nicht erfunden iK er kannten sie sich nicht gleich in ihrer Kläglichkeit. „Denke bloß, Ersilia, zwei Jahre lang solch einen möblier ten Herrn!" „Ah", sagte Frau Ritter, „ich denke ja schon. Aber ich meine auch: er lebt gar nicht mehr zwei Jahr ... so jämmer lich hat er ausgesshen." In der Welt begannen die Weihnachtsglocken zu spielen. Als der Klang von den Türmen verhallt war und der Christ baum brannte, setzte Ritter sich an den Flügel, spielt« die neue Weihnachtskantate und sang die Verse seines SohneS: Selig Selig Selig Selig Selig Selig Selig -ind, die schweigend Gutes schufen, ind, die für die Wahrheit stritten, ind, die uns zu Taten rufen, ind, die für den Gegner bitten, ind, die Reichtum nie vermißt, ind, die stumm gelitten, ind, wer in Frieden ist. Es klang wunderschön. Und es war ihnen, als könnten auch sie nun von sich sagen: „Wir haben seinen Stern gesehen." Darüber fiel alles Kleinlich« und Allzumenschliche von ihnen ab. Und dann führte das Mädchen den Philrpp Klötzer herein. Der hatte noch die Zigarrenkiste mit den Zwetschenmännern unierm Arm und trat mit großen Frageaugen in den Glanz des Zimmers, mit Augen voller Ängst, die wissen wollten: „Herr, haben Sie auch nicht vergessen, was Sie gestern abend versprachen?" Wilhelm Ritter erhob sich. „Komm, mein Junge", sagte er, „zuerst wollen wir dir Anzug, Schuhe und Wäsche kaufen. Du sollst hier eine Heimat haben . . ." verstört fuhr «r auf imd Nickt« in «kn süß««' Kindergesicht, in «in haar groß«, dunkelblau« Ktnderaugen, die ganz ernst, doller Mitleid aiffihm ruhten. „Du mußt dich aber auch nicht hierher setzen! Mutti sagt, da Wird man krank!" fuhr di« Klein« fort. „Nicht wahr, Mutti?" Erst jetzt sah er die junge Frau, die in sichtlicher Ver legenheit vergeblich versucht hatte, ihr Kind durch Winke und leises Rufen von Hm zurückzuhalten. Taumelnd erhob er sich und wollt« mit stummem Gruß vorübevgehen, als mit dem Ausdruck höchsten Erstaunens sein Nam« gerufen wurde. Und nun erkannte «r die Gattin eines INI!I»II!I!IIIIIIIIIU!IIIII!!IUI!I!I!!I!III!!III!IIIIIIIIII!IIINIIIlIIII»II»«IIIIIII»I»IIIIII!I!!II!!IIIIlII» «IIIIIII»I!!I!IIIttI!!NIIIIIIIIIIIIIII!IIII!IIIIIIII!III!IIIIII!IIIIIIIIIIIIIII!IIINII!I!!I!IIII!!!!IIIIII!»!!!II» Regimentskameraden, in dessen gastlichem Hause er einst in glücklicheren Zeiten manche angeregte und gemütliche Stunde verlebt hatte. Ein Blick in sein gramzerwühlteS Gesicht zeigt« ihr, daß hier bitterste Verzweiflung und tiefer Schmerz ein wertvolles Leben zu zerstören drohten. Ohne zu überlegen, trat sie auf ihn zu, begrüßte ihn mit ein paar freundlichen Worten und wandte sich dann der Klei nen zu. „Faß den Onkel an, Liebling", sagte sic, „er wird uns ein Stückchen ^begleiten." Zutraulich legte das Kind seine kleine Hand in die des willenlosen Mannes. Ein Strom von Wärme schien von den weichen Fingcrchen auszugehen. Das Kind in der Mitte, gingen sie die menschenbelebte Straße entlang. Unaufhörlich plauderte der rote Kindermund schon ganz erfüllt von der nalun Bescherung, während die bei den Erwachsenen kaum etwas sprachen. Immer wieder ver suchte der Mann sich aufzuraffen und sich zu verabschieden, aber alles in ihm war wie gelähmt. So gelangten sie in eine stille Seitenstraße, wo die junge Frau vor einem der Häuser stehen blieb. „Und nun machen Sie meinem Mann und mir die Freude, den Weihnachtsabend bei uns zu verleben", sagte sie mit warmer Herzlichkeit. „Wie wird er sich über das Wiedersehen freuen. Er würde es mir nie verzeihen, wenn ich Sie ausgerechnet am heiligen Abend in Ihre einsame Junggesellenwohnung gehen ließe." Dankend wollte er ablehnen. Das — nein, das war un möglich! Da schmiegte sich das Kind an ihn, und das Helle Sümmchen bat: „Bitte, bitte, Onkel! Komm mit! Du mußt doch sehen, was das Christkind bringt!" Und schon zog ihn die Kinderhand die Treppe hinauf. Dann umfing ihn der ganze Zauber echt deutschen Weih- nachtsfestes mit aller Wärme und natürlicher Herzlichkeit eines harmonischen Familienlebens. Heller Kindcrjubel — selige Kinderaugen — Lichterglanz und Tannenduft — und dann die lieben alten, ewig neuen Weihnachtslicder. Ganz in den Schatten hatte er sich gesetzt, und die Freund« ließen ihn gewähren. Die warme Altstimme der jungen Frau, der andächtige Ausdruck in dem lieblichen Kindergesicht griffen ti^ in sein Herz. Er schlug di« Hände vor das Gesicht und fühlte glühende Tropfen durch die Finger rinnen. Langsam löste sich die todbereite Verzweiflung, der bittere Schmerz, und weihnachtlicher Fried« erfüllte ihn. Ein unaussprechlich dankbarer Blick glitt über di« drei Menschen — dann stand er leise auf. Sie würden es ver stehen, wenn er ohne Abschied ging, hatte er doch zartestes Verständnis, warmes Mitempfinden in jedem Wort gefühlt. „. . . gnadenbringende Weihnachtszeit!" klang es m ihm nach, als er mit hoch erhobenem Haupt und klaren Augen hinausschritt in die Winternacht — in ein neues Leben. Vie Gemäl-egalerke -es Holzhackers Gnadenbringende Weihnachtszeit Skizze von Eva Ritter. Wie lange «r planlos durch die Straßen gelaufen war, wußte er nicht. Es blieb ja auch so gleichgültig, ob es zehn Minuten oder drei Stunden gewesen. Er wußte nur, daß er müde, todmüde war, am Ende seiner Kräfte. Kein Wunder nach den Ereignissen des Tages! Als sie ihm heute sagte, daß sie genug davon habe, immer nach länger auf ihn zu warten, hatte er sie völlig verständnis los angesehen. DaS konnte doch wohl nur ein Scherz sein, um wieder einmal zu hören, daß sie ihm das Liebste aus der ganzen weiten Welt war. Ms er dann begriff, daß sie frei lein wollte, frei — frei für «inen andern. Da war er wie ein Irrsinniger hinausaestürzt, ohne Gruß, ohne Abschied. Nun saß er völlig erschöpft auf einer Bank, das Gesicht in den Händen vergraben. Ein klarer Wintertag neigte sich seinem Ende zu. Glitzernd und funkelnd in ihrer rauhreifbehängten Pracht standen die Bäume und Sträucher der Anlagen. Vereinzelte Menschen kreuzten den Weg, um jenseits in dem Gewühl der großen Stadt unterzutauchen. Eiligen -Schrittes gingen sie, mit einem frohen Leuchten in den Augen: Weihnachtsabend! Er merkte nichts davon. Unablässig stand die Frage vor ihm: wie war es nur möglich? Dr«i volle Jahre hatte er gestrebt und geschafft, sich nur das Nötigste gegönnt, um der Geliebten ein bescheidenes, aber behagliches Heim bieten zu können. Manche -Entbehrung kostete es, aber er empfand es ni-e schwer, weil seine Liebe ihn über alle» hinwegt-rug. Und nun, -als er sich dicht am Ziele wähnte, sollte alles auS fein? Vergessen, ausgelöscht die große, heiße Liebe, die er wie ein Heiligtum in sich getragen? Er versuchte, sich di« Erinnerung an die ganze Zeit ihrer Verlobung ins Gedächtnis zurückzurufen. Gewiß, sie hatten gehofft, «her heiraten zu können, und anfangs die Schwierig keiten unterschätzt. Mit greller Deutlichkeit erschien plötzlich vor seinem inne ren Auge der Taa, an dem er ihr sagen mußte, daß er die Stellung, auf die sie beide so felsenfest gehofft, nicht erhalten, daß man «Inen Kollegen mit einflußreichen Empfehlungen ihm vorgezogen hatte. Da sah er zum erstenmal diesen kauen, ab weisenden Ausdruck in ihren Augen. Selbst tief entmutigt, hatt« er zu scherzen versucht, neue Pläne gemacht, die Braut mit Liebe und Zärtlichkeit überschüttet — immer in der bohren den Angst, st« zu verlieren. Und jetzt tauchten Mit erbarmungsloser Klarheit Erinne rungen in Hm auf an kühle Worte, an berechnende Fragen, an Stunden, wo sie sich fremd und kalt seinen Liebkosungen entzog. Er hatte das damals nicht beachtet, nicht beachten wollen. Nun wußte er, daß sie sich schon an jenem Tage innerlich von ihm gelöst hatte. Vielleicht stand schon damals der — andere zwischen ihnen, der andere, der nicht so ums tägliche Brot kämpfen mußte wie er, sondern Geld in Hülle und Fülle besaß. Was nun? Seines Daseins Ziel war zerstört — da- Löben wertlos, ohne Sinn. Da -gab es nur eins! Ob sie Schmerz empfinden würde, wenn sie seinen Tod erfuhr? Sicher suchte sie dann schnell Trost in den Armen des anderen. Den Lippen des grübelnden Mannes entrang sich ein qualvolles Stöhnen. Da fühlte er plötzlich eine weiche Be rührung aus seinen zusammengepreßten Fingern, ein kleines Händchen mühte sich, ie von seinem Gesicht herab-zuziehen, und ein Helles Sümmchen fragte: „Armer Mann! Hast du Weh-Weh?" II!IIIIIIIlIIIIIIIlIIIIIIIIIIllIIIIIIIIII!IIIIIIIIIIIII!IIIIItt!I!I!IIIIIIIIIIIIlIIIIIII!IIIII!IIIIIIIlIIItt»IIIII!I!II U»III»IttUPIPI»I«UN»»»,IPIPUIIPPP»»I»w>I»UUUUttUIUI»»U»IUUUIIUUI»U»MUUUI mäld-e" verkaufen könne. Di« Frau hatte einige dabei, deren Wert sie auch einigermaßen wußte, Bilder der Meister der Alt« mün-chener Schule: Willroi-d-er, Weng-lein, Weber usw. Später erfuhr d-er betreffende Herr folgendes: die Frau stammte von der österreichischen Grenze und war di« Tochter eines armen Holz Hackers. Ihr Väter war ein kluger Kopf gewesen, hatte Kunstmaler beherbergt und ihnen mancherlei Dienste er wiesen. -Und dafür ließ -er sich kein Geld, sondern Bilder geben. Selbst in der Inflationszeit durfte von seinen Bildern keines verkauft werden und andauernd -legte er feinen Kindern -ans Herz, sie nur im äußersten Notfall zu verkaufen und sich stets über ihren Wert auf dem Laufenden zu erhalten. Als der Alte starb, hinterlieh er über einhundert Oelgemälde und Aquarelle, unter denen sich wertvolle Stücke befanden; denn jetzt, da Erbschaftsrcgelun-gen und Existenzgründung einen Ver kauf notwendig machten, wurden für einen Teil der Samm lung des Holzhackers trotz dieser ungünstigen Zeit gegen 38 000 Mark erzielt. An dieser Geschichte sollten sich die Bauern ein Beispiel nehmen. Jetzt trifft man nur wenige Maler im bayrischen Oberlcmdc an. Zu Tausenden sind sie nach Süd- flawien und vor allem nach Südfrankreich abgewandert, wo sie billiger leben können. In Südfrankreich soll angeblich die Landbevölkerung mehr Interesse an der Ma-lkunst zeigen. Wenigstens schrieb mir vor einiger Zeit ein Graphiker, daß man dort unter den Bauern Spekulanten in Gemälden an- tr-effe. Einige sind mit Kunstwerken von Gaugin und van Gogh blitzschnell -reich geworden. Fünfzig Jahre ist es her, so -lesen wir in der „Frkf. Zta.", eit dem die Kunstmaler aus ganz Deutschland das Chiemsee- söbiet und das gesamte bayerische Oberland überfallen haben, lind heute noch stehen die -bayrischen Bauern d-er Kunst genau - o ablehnend gegenüber wie damals. Selbst in der Jnflations- , eit nähmen sie lieber packweise Geldscheine als -ein Gemälde in Zahlung. Kürzlich aber sprach in Rosenheim ain-e 'Landfrau «inen Herrn an und fragte ihn, ob er wisse, wo sie „Kunstge- Tatsacben Von Karl Osterwald Man kann einen Menschen wohl zwingen, Pflichten zu er füllen, aber nicht, sie zu empfinden. Die Früchte der Erziehung zeigen sich in der Freiherr. Me wenige verstehen «S dock, sich r-echt zu freuen, viele logen schon alle Energien in die Vorfreude, so daß «ine Steige rung durch die Tatsache nickt mehr möglich ist. Viele wieder leben vorher so in dem Gedanken der Nichterfüllung, daß sie nachher mit dem Unerwarteten nichts Mehr anzufangen wissen.