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Nr. SS Beilage zum Nuer Tageblatt Sonnabend, -en März l-2- Das Sterben der Wälder Wenn jetzt endlich die Natur cruS den furchtbaren Fesseln dieses Winters befreit fein wird, wird man bekümmerten Herzens feststellen müssen, daß unsere Wälder beispiellos haben leiden müssen. Schneebruch und Frostschäden werden in kaum übersehbarem Umfange die Wälder gelichtet haben und die ganze Aufbauarbeit »nieder in Frage stellen, die seit dem Kriege an unseren Wäldern geleistet worden Ist. um die während des Krieges entstandenen Lücken wieder zu schließen. Wir können nicht ernst genug an das Schicksal unserer Wälder denken und es mag in diesem Zusammenhang als aus ein vorbildliches Beispiel aus Mussolinis große Aktion zur Wiederaufforstung Italiens hlnaewiesen sein. WaS uns unsere Wälder bedeuten, und welche Gefahren ihnen drohen, daraus macht Dr. Hermann Kallbrunucr im,„Österreichischen Volkswirt" aufmerksam. Aino dort für die österreichischen Wälder gesagt ist, gilt in verdop peltem Maße für die deutschen Wälder, an die von Industrie und Bergbau noch weitaus größere Ansprüche gestellt werden. „Während des Krieges, der sich ja vielfach in waldigen Gebieten abspielte, wurden riesige Holzmengen vernichtet und die Wachstumsmöglichkeiten wesentlich verschlechtert. Der Rückgang der Kohlenförderung zwang bei gleichblcibendein, ja vielfach sogar noch gestiegenem Brcnnstofsbedars zu den größten Holzentnahmen, die mit Rücksicht auf die schwierigen Behältnisse weniger nach forstlich gerechtfertigten Grundsätzen erfolgten, als an den eben leicht erreichbaren und Verkehrs- tech..sch am günstigsten gelegenen Orten vorgenommen wur den. Nach der Beendigung des Krieges hielt der große Holz bedarf zu Brennzwecken noch lange Zeit an. Durch eine außerordentliche Nachfrage nach Bauholz für den Wiederauf bau der verwüsteten Kriegsgebiete veranlaßt, vielfach sogar au' Weisung der Regierung, sanden weitere große Schlägerungen statt. In den Ländern, in welchen sich der Wert der Währun gen verminderte, stiegen, wenn auch nicht immer in eni- sprechendem Ausmaß, die Holzpreise weit über die gewohnte Höhe. Sie versprachen den Waldbesitzern große Gewinne, welche sie veranlagten, alle die Waldbestände zu schlagen, die irgendwie erreichbar waren. Die Inflation wurde so zu einem gcpihrltchen Feind des Waldes. Als sie von der Deflation ab gelöst wurde und nach den herrlichen Millionenträumen wieder der allzugraue Alltag anbrach, sah sich der Waldbesitzer ver armt und oft außerstande, die nötigsten Anschaffungen zu machen. Und so mußte wieder der WaÜ> an die Not seines Be sitzers glauben. Uud nun der steigende Holzverbrauch. Von Brennstoff mangel, Wiederaufbau der zerstörten Gebiete wurde bereits ge sprochen. Zu dem normalen Verbrauch kam nun aber auch noch der der erhöhten Wohnbaulütiglckit (welche in erster Reihe die tzolzkonjunktur der Tschechoslowakei hervorgerufen hat), der der riesig aufblühenden Papierindustrie und 'm neuester Zeit auch der Kunstseidenfabrikatiön. Millionen Maste wurden dem Ausbau der Uebcrlaüdzentralen geopfert, und die starke Verwendung der Betonbauwcife verschlingt noch immer ganze Wälder. Wohl 'vermindert sich durch die Verbreitung besserer Heizanlagen der Bedarf an Brennholz. Dafür aber entsteht in öer von Professor Bergins ausgearbeiteten Methode der Her stellung von Zucker aus Holz, die vielleicht schon morgen eine sehr große Bedeutung haben wird, eine neue Verwenduugsart, sie abermals große Holzmengen beanspruchen wird. Auch in anderen Zweigen der Wirtschaft sehen wir trotz des siegreichen Vordringens von Eifen und Beton überall einen vermehrten Hvlzverbrauch. Die Folge muß ein Schwinden der Wälder und früher oder spater ein empfindlicher Mangel an Hölz sein, den man nur äußerst schwer wird.ertragen können. Der Rückgang der Holzproduktion und das Zurückweichen des Waldes auf den „natürlichen" Waldböden steht in unmittelbarem Zusammen hang mit der inierulltionalen Steigerung der landwirtschaft lichen Produktion und der Ausdehnung des Ackerlandes. Der Holzknappheit steht eine Getreideüberproduktion in den Jahren vor dem Kriege (derzeit ist sie durch die niedrigen Weltmarkt- preiise wesentlich geringer geworden), eine außerordentliche Zuckerübcrfchwemmunavon heute und vermutlich ein gewal tiger Uöberfchuß von Molkereiprödukten in den nächsten Iah« reu gegenüber, ein Beweis dafür, daß schwere Fehler in der Weltproduktion gemacht wurden und noch fortdauernd gemacht werden. .Daß man in, Kriege keine Zeil hatte, die Schläge uuf- zuifvrsten, in der Inflationszeit 'Keine Lust und in der Dcfla- iiouszeit kein Geld, bewirkte, daß «licht nnr in Frankreich viel Holzboden ohne Kultivierung blieb und heute entweder voll kommen veruUkruuiet oder von einem tvertlösen Gebüsch von Erlen, Birken, Buchenausschlägen und Haselnüssen bedeckt liegt, o daß kl'inc Aussicht besteht, daß diese Wceldgrundstücke in ab- ehbarer Zeit irgend welchen Ertrag liefern werden. Es han delt sich hier um eine ausgesprochen internationale Erschei nung. Dieser Zustand wurde erweicht trotz Forstschutzgefetzeu und staatlicher Forstaussicht, die nMMch in den einzelnen Ländern Rund um Kostbarer Sauschutt Man 'chreibt der „Frkf. Zig." aus Pommern: Um zu Ausschüttungen beim BahuhosSumban in Phritz in Pommern Verwendung zu finden., wird der Schutt des kürzlich iiiederge- bvainiten Warenhauses Tietz in Berlin in langen Güterzügen nach Phri'tz geschafft. Wie nun Pommerische Pcövinzzeitun .cn berichten, müden Kinder, die den Schutt durchsuchten, eine Wechselknsse mit unversehrtem Inhalt. Auch gut erhaltene silberne Löffel wurden gefunden, ebenso Päckchen von unver sehrten Wäschestücken. Trotz der Kälte sind nun die Schatzgrä ber dabei, den Schutt zu durchwühlen. fius Sem fahrenüen Auge gestürzt Der 23jährige Harry Rauche aus Jena hatte zwischen Möckern und Leutzsch den Abort ausgesucht und war aus dem fahrenden Zuge auf die Schienen gestürzt, wo er mit schweren inneren Verletzungen liegen blieb. Dann schleppte er sich Nach der etwa 300 Meter entfernt liegenden WärterbUdc und erhielt dort Hilfe. Wie er bei seiner Vernehmung augab, habe er sich im Hugo, da ihm Übel war, aus dem Fenster gebeugt und sei dabei hinausgestürzt. Verhängnisvoller Streit zwischen Vater und Sohn Um das Altenteil Einen bösen Ausgang nahm ein Streit, der in Marxdorf zwischen einem Landwirt und seinem 21 Jahre alten Sohn wegen des Altenteiles entstanden war. Im Verlaufe des Streites fiel ein Schuß, durch den der Sohn, der mit dem Vater schon häufig schwere Auseinandersetzungen gehabt hatte, so schwere Verletzungen davontrug, daß er in hoffnungslosem Zustand ins Krankenhaus eimgeliefert werden mußte. Der Vater, der nach den: Streit aus dem Hause geflohen war, wurde in einer Gastwirtschaft in Liebenwerda verhaftet. Er bestreitet, den verhängnisvollen Schuß abgegeben zu haben. Da bei der Auseinandersetzung keine Zeugen anwesend waren, ist die Schuldfvage noch nicht geklärt. Töütiches Spiel mit -em Desching Als sich in Ermschwerd bei Kassel Zwei Knaben im Alter von zehn und zwölf Jahren mit einem Desching vergnügten, löste sich plötzlich ein Schuß. Die Kugel riß dem einen Knaben ein Glied von einem Finger ab und traf die Halsschlagader des anderen Knaben, sodaß der Getroffene in wenigen Minuten tot war. ' von verschiedener Strenge sind, wenn ste auch gewiß alle von den besten Gedanken erfüllt sind. Diese Gesetze wurden aber im Krieg nicht beobachtet, weil man damals überall da- augen blickliche Erfordernis der Kriegführung allem voranstellte. Ja, die Regierungen gaben, der Not und den Forderungen der Verbraucher gehorchend, überall den Auftrag, die Bestimmun gen nicht etu zu Halle u und größere Schlägerungen durchzufüh ren al» ln den behördlich genehmigten und vorgesckriebenen WirtschaflSpläuen vorgesehen waren. Daß man eine durch die anbefohlene lleberiretuug der Gesetze eingebürgerte Gepflogen heit nicht aufgab. al« sie in der Inflationszeit recht erhebliche (wenn auch nur cheinbare) Vorteile einbrachte, ist klar. Dazu kam noch, daß die an sich niedrigen Strafen der Geldentwer tung nicht angepaßt Wochen waren, so daß ste jede Wirksam keit verloren. Daß man den Wiederaufbau von verwilderten Schlägen öder gar von durch die WilterungSeinflüsse ihrer Bode »decke ganz oder teilweise beraubten, nur mit sehr großen Kosten luid Milben vollziehen kann, ist klar, aber keineswegs geeignet, die Lage der Waldwirtschaft zu erleichtern, und die Aussicht für die Zukunft freundlicher zu gestalten." die Wett Im str nkenbett verbrannt Folgenschwer« Brände in Berlin Bei dem Brand eines Hause« in Spandau, der heute Nacht gegen 2 Uhr auSbnich, sand die Feuerwehr die verkohlte Leiche eines noch u übe kau»le u Mannes, der im Schlafe vom Oualme erstickt wvrdeu wär. Um zehn Uhr vvriuiltagS brach in einem Hause in Berlin DO een Wohmni^sbeaub aus. Der Wohnungsinhabcr, der er krankt war, wurde verbrannt im Bett aufgesunden. In einer Garage in Charlotlenburg entstand heute vor mittag Feuer, bei dem eiu Chauffeur durch Stichflammen lebensgefährliche Verletzungen erlitt. ' Bluttat einer wahnsinnigen Die seit längerer Zeit kränkliche Ehefrau des Maschinisten Bayer in Guben schlug in der vergangenen Nacht in einem Anfall von Verfolgungswahn mit einer Axt auf ihren schlafen den Mann ein uüd verletzte ihn leliensgöfLhrlich. Hierauf be ging die Frau Selbstmord durch Erhängen. Berlin w im dunkel Gestern abend kurz vor 7 Uhr erlosch plötzlich in einem großen Teil des westlichen Berlins das Licht. Die Häuser und Straßen von Wilmersdorf, von einem Teil Schönebergs, Friedenaus, Schmargendorfs und deS gesamten Bayerischen Viertels lagen im Dunkel. Tie Lichtspieltheater mußten ihre Vorstellungen unterbre chen, und auch die großen Kaufhäuser, Restaurants und Hotels des Westens lagen mit einem Schlage in Völ liger Nacht. Tie Ursache dieses Plötzlichen Versagen» der Beleuchtung ist in einer Turbincnstörung bei dem Kraftwerk Südwest zu suchen. An vielen Stellen der Stadt ereigneten sich durch das Versagen der Straßen beleuchtung Verkehrsunfälle, und zahlreiche Taschen diebstähle wurden aus den plötzlich verdunkelten Re staurants und Theatern gemeldet. Auch dis Unter grund- und Straßenbahn wurde durch dis Störung in Mitleidenschaft gezogen, jedoch wurde der Verkehr durch Oinschaltuns nach Mer Viertelstunde wieder in Gang gebracht.