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Nr. 203 Seklase Zum Muer Tageblatt, Donnerstag, -en 3-. August isrr Rund um Neue Mordtat tu Ostpreußen. Nach einer bei der Krtmknalpolt-st tn Königsberg eti,gegangenen Meldung ist gestern früh gegen V»6 Uhr der Oberlandjäger Kus.se row auf der Landstraße bei Gutenfeld tm Straßengraben erschossen und beraubt aufgefunden worden. Man vermutet, .daß, auch dieser Mord von demselben Unbekannten begangen worden ist, der auf dem Tapiauer BaHinhof in der Naa/t zum Sonntag den vketchSbahnassistenten Berg erschossen und in der letzten Zeit wiederholt Raubüberfälle in der Umgebung von Königsberg verübt Hat. Eia Zeuergefecht zwischen Einbrechern und Lanöjägern. Einbrecher Hatten in Dtllingen tn einem Ztgar« rengefchäst Waren gestohlen. Ein Landjäger über raschte sie, als sie gerade ihr« Beute fortschaffen woll ten, und es gelang ihm, einen der Dieb« festzunehmen. Tie übrigen entkamen. Die Diebesbeute wurde später im Walde verstockt aufgefunden. Um die Diebe zu fassen, bewachte man die ver stechten Waren mehrere Tage lang. Am Sonnabend abend kamen sieben Männer, 'um sie abzuholen und wurden von den Landjägern mit dem Rufs „Hände doch!" empfangen. Die Diebe eröffneten sofort das steuer au? die Beamten. Diese erwiderten. Ein Land jäger wurde am Kopfe schwer verletzt und brach kampf unfähig zusammen. Unter fortwährendem Feuer zo gen sich die Liebs zurück und entkamen im Walde. . Heuer im Kino. In Unna (Wests.) brach in einem Kino gestern abend im Vorführungsraum ein Feuer aus. Der Zuschauer bemächtigte sich eine Panik. Mehrere Personen, die aus den Fenstern des ersten Stockwerkes ans die Straße sprangen, blieben mit schwe ren Verletzungen liegen. Zwei Damen und ein Herr wurden mit schweren Beinbrüchen und Brandwunden davongetragen. Außerdem erlitten der Operateur und der Sohn des Kiuobe- sitzers schwere Brandwunden. Alle verletzten Personen mußten iuS Krankenhaus gebracht werden. Das Feuer wurde dann bald gelöscht. EifenbahnbetrkebsstörunZen öurch Gewitter. Tie BundeSbähvdir.ttion Innsbruck teilt mit: Infolge Hochgewitter« im Gebiet von Noppen wurde am 27. August nach 21 U'hv durch Wildbäche der Bahnhof Noppen in einer Länge von 150 Meter und zwei Meter Höhe vollständig vermurt und aus 50,1 Kilometer der Strecke Noppen—Imst der Bahnkörper unterwaschen. Der Verkohv ist bis auf weiteres ein gestellt. Der Schweizer Schnellzug- und Expreßzug- verkchr wird über Deutschland geleitet. Von der in Noppen niedergegangenen Mure wurde der in der Ausfahrt begriffene Güterzug 8282 erfaßt. Siebzehn Wagen wurden bis zur Puffevhöhe etngemurt und mußten zurückgelassen werden. Sieben Güterwagen, die leer waren, wurden von der Mure umgeworfen. Ver letzt wurde niemand. Der Sachschaden ist erheblich. Ein wackerer Lebensretter. Eins bewunderungswürdige Rettungstat wurde gestern in Biebrich beobachtet. Beim Platzwechseln im Paddelboot auf dem Rhein kippte das Voor um, und die Insassen, ein Ehepaar und ihr vierjähriges Kind, fielen ins Wasser. Da keines von ihnen schwimmen konnte, gerieten sie in höchste Lebensgefahr. Ein am Ufer auf dem Rade vorbeifahrender ;unger Mann, der seinen Terrier bet sich führte, wurde aufmerksam, sprang in den Rhein und rettete die beiden Erwachsenen, während der kleine Hund das Kind unversehrt ans Land brachte. Ehe die Verunglückten ihrem Retter danken konnten, war der junge Mann mit seinem Rade und seinem Hunde unerkannt davon gefahren. ^'Lmilisnl-omLn von Onsts VON Lass Oopyiißbt by Martin feuedtvanxer, Halle (Saale) (S. Fortsetzung.) "heinbar erkauf des Paula antwortete nicht. Sie überlegte: Er fft sch in guter Stimmung; ob ich mit ihm über den Berka: Wiesenlandes spreche? „Warum siehst du mich so an?" fragte Kramer. „Ich habe etwas vor, was ich mit dir besprechen möchte." Seine Stirn verdüsterte sich sogleich. Er fürchtete, Unangenehmes könnte zur Sprache kommen. Seit einigen Tagen ging es gut mit Paula. Es war so gar nichts Feindseliges mehr in ihrer Art. Mit allem schien sie amMesöhnt. sogar mit Felix, von dem sie erst gar nichts wisse.: wollte. Sie ging zu Liebs, war freundlich mit ihnen, und hier tm Hause war sie wieder die stille, sorgende Hausfrau. Es war entschieden eine große Wandlung tn ihr vorgegangen; wenn die nur bloß nicht wieder durch das, was sie eben vor hatte, zuschanden würde. „Nun, laß hören", forderte er sie auf. „Du wirst begreiflich finden, daß ich Fritz helfen möchte", begann sie. Er nickte. „Ja, das begreife ich." „Um das zu können, muß ich mir Geld beschaffen. Das kann ich auch sehr leicht, indem ich das Land, das ich besitze, zum Kauf stelle/ „Das unten tm Tal liegt?" „Ja." Er überlegte lange, dann fragte er: „Hast du schon einen Käufer?" Paula verneinte. Wieder sah Kramer eine Weile sinnend vor sich hin, dann sagte er: „Das Land würde uns doch sehr fehlen, wenn wir einmal die Fabrikgebäude ver längern wollen. Denn anbauen könnten wir nur nach der Seite, wo das Land liegt. Also, Paula, es wird so nicht gehen, wie vu vorhast, aber ich werde mir durch den Kopf gehen lassen, wie wir eS machen können, daß du Fritz helfen kannst:" M sprach jetzt so sehr viel vorsichtiger mit ihr, als er die Wett , die folgen -es St. Ingberter öaokerotts. Die RegterungSkommiflton des GaargeVieteR Hat der Stadt St. Ingbert den Betrag .von V00 OVO Franken bewilligt, damit die Stadt ihren notwendigsten Ver pflichtungen nachkommen kann. Im Betrieb der Stadt sparkasse darf dieses Geld nicht verwendet werden, son dern lediglich zur Auszahlung der Beamtengchälter, Arbeitslöhne und Erwerbslosenunterstützung. Ansprüche auf Lieferungen und dergleichen dürfen nicht davon befriedigt werden. Zahlreiche Handwerker und Geschäftsleute der Stadt konnten am Sonnabend ihve Arbeiter nicht entlohnen, da sie von der Stadt sparkasse keine Gelder erhalten konnten. Die Flaschen fabrik Rohrbach tn Rohrbach!, die mit der Stadtspar kasse St. Ingbert arbeitet, Hat gestern ihre 80 Ar beiter entlassen und den Betrieb stille gen müssen. Orkan un- Ueberschwemmung lm Amuegeblet. Uebcr der Stadt Seja im Amuraebiet wütet ein starker Orkan. Da die Stadt überschwemmt ist, wird die Bevölke rung auf den umliegenden Anhöhen untergebracht. Aus Blagoweschtschensk ist em Dampfer zur Hilfeleistung für die Bevölkerung abgesandt worden. Lustmord an einer BterMrigkn? Das seit Sonntag abend vermißte vierjährige Töchterchen eines Landwirts in Eiterfeld bei Fulda wurde am Montag tn einer Scheune versteckt tot ausgefunden. Dm Leiche wies Siichverletzungen sowie Würgemals am Halse aus. Offenbar ist die Kleine einem Verbrechen zum Opfer gefallen. Bis jetzt fehlr vom Täter noch jede. Spur. Gefährliche Nattem Im Stadtpark zu Eilenburg wurden nachts 18 junge Enten von Ratten angefallen und getötet. Da man die Enten und Schwäne nicht gefährden will, will man zunächst davon absehen, Rattengift zu legen. Vmrrrflag Vsssav—psttag. Wle die ,^ö-rfsn-ZssttttttgE aeflern meldUSe, wolVßA die beiden JunkrrS-Motm Ristte» und Atm«»«'- mann, die Inhaber v«S WeltdauerflugvekordeS, tzai günstiger Witterung Mittwoch püh mit der Maschkw „W SS" zu einem Langstreckenflug ohne Zwischenlan dung nach Osten starten. Der Flug, für den Betriebs stoff für 8100 Kilometer mitgeführt wird, soll Wer Pe king Hinaus durchgeslHrt werden. Falls da» Wetter einen Start unmöglich machte, wird der Abflug einen Lag später erfolgen. kein neuer Ozeanslng von Hünefeld«. Bon der Luftverkehr»-A.-T. in Stuttgart wird mitgeteilt, daß die Nachrichten über einen geplanten neuen Ozeanflug de« Freiherr» vpn Hünefeld, der von Stuttgart aus vorbereitet werden soll, der Grundlage entbehren, v. Hünefeld selbst er klärte, daß er offenbar tn Leipzig mißverstanden worden sei; er plane wohl in der nächsten Zett einen neuen Flug mit der „Europa", aber vorläufig nicht einen neuen Ost-West-Flug über den Atlantischen Ozean. Kampflustige Rotfrontkämpser. Gestern abend gegen 811 Uhr kam eS am Pavpelplatz an der Kreuzung der Acker- und Jnvaltdenstraße zu schweren Zu sammenstößen zwischen Rotfrontkämpfern und der Polizei. Zwei Schutzpolizisten, die von den Teilnehmern eine- De- monstrationSzugeS bedrängt wurden, gaberv mehrere Schüsse ab, durch die zwei Personen Verletzungen erlitten. Erst beim Erscheinen deS NeberfaukomruandoS gelang es, Ruhe und Oronung wiedcrkeezusteklen. Die beiden Schutzpolizisten haben nnerbebuche Verleihungen davongetraaen. Ächt Rotfront- kämpf« wurden zwang-gestellt und noch tn der Nacht dem Polizeipräsidium zugeführt. Mord, das Ende sine« Familienzwiste«. Gestern nachmittag hör auf der Feldmark Wöbbelin bei Ludwigslust der Landwirt Robert Bick auS Wöbbelin seine 45jähnge Ehefrau ermordet. Die Leiche wurde von der 17- jährigen Tochter in einem Kartoffelfelde aufgefunden. Der Mörder hat sich in einem nahen Walde erhängt. Die Ehe leute lebten seit einigen Jahren tn dauerndem Zwist. Erlebnisse eines Journalisten Sicherlich begegnen dem Journalisten im Laufe feiner Tätigkeit eine Reche von Zwischenfällen, die ihm oft sein ge wiß nicht leichtes Leben durch den Humor erleichtern. Gerade n der angelsächsischen Presse ist ja das Interview in weit chärferem Maße zu einem System ausgeLaut, als es bei uns n Deutschland der Fall ist. Einer der bekanntesten englischen Interviewer plauderte kürzlich einmal aus der Schule und wußte über mancherlei Situationen zu berichten, die durchaus ergötzlich sind und es verdienen, auch zur Erheiterung der Oefsentlichkeit erzählt zu werden. der ein sehr empfehlenswertes Mittel anwendet, um sich In terviewer vom Leibe zu halten. Er verlangt nämlich ür eine Unterhaltung von fünfzehn Minuten eine Guinee uno öffnet den Mund erst, wenn er sein Honorar erhalten hat. Dagegen sind die Filmstars immer gern bereit, sich aus fragen zu lassen. Die entzückendste Plauderin unter ihnen soll, wie der Interviewer erzählt, Mary Pickford sein, die über alles und jedes willig Auskunft gibt. Natürlich beginnt er mit Bernhard Shaw, der wohl der meistinterviewte Mann dieses Jahrhunderts sein dürfte. Es sei aber gar nicht so schwer, schreibt der Plauderer, ihm zum Sprechen zu bringen, denn der geistvolle Ire sprudelt nur so von Lebendigkeit und Witz, dagegen koste es die größte Mühe, ihn über eine bestimmte Sache auszufragen. Als der Interviewer ihn einmal um seine Ansicht über die moderne Presse fragte, schüttelte Shaw nur höchst energisch den Kopf und sagte: „Wenn Sie etwas von mir über Ho enträger und Socken zu erfahren wünschen, will ich Ihnen gern gefällig sein, aber über Zeitungen . . .l" Leichter hat man es bei dem berühmten Humoristen des englischen Varietes, dem Schotten Sir Harry Lauder, der ein sehr empfehlenswertes Mittel anwendet, es früher getan hatte. Paula mußte das anerkennnen. Man war doch wohl auf dem Wege der Verständigung. Sie war so voller Zuversicht, daß noch einmal alles gut werden würde. Einen Augenblick überlegte sie wieder, ob es doch nicht richtiger wäre, ihrem Manne das mitzuteilen, was sie von , seinem Neffen wußte. Es wäre vielleicht richtiger. Denn er würde ihn dann gewiß nicht länger in seinem Geschäft halten. Aber in der Verwandtschaft würde man ihr nachsagen, daß sie die Sache ausspioniert habe, um sie gegen Felix zu be nutzen. Und so unrecht hätte man damit nicht. Sie würde dadurch dem Haß, der eben zur Ruhe gekommen war, wieder neue Nahrung geben. Und das sollte nicht mehr geschehen. Mit aller Energie kämpfte sie dagegen an. Es war wirklich, als hätte Paula den Haß, den sie seit vielen Jahren in ich genährt, aus ihrem Herzen gerissen; jedenfalls spürte ihn br Mann nicht mehr. Ihr ganzes Wesen schien aus einmal durch drungen von einer milden Güte. Kramer unterließ es jetzt nie, wenn für seine Frau Post von Fritz kam, zu fragen, wie rs ihm ginge. Einmal klagte sie ihm, daß der Junge schwer zu kämpfen habe. Sein Gesicht nahm den Ausdruck tiefer Nachdenklichkeit an. Endlich sagte er: „Es ist ein Unglück, daß der Junge mir nicht folge:: wollte. Ich hatte so bestimmt darauf gerechnet, daß er mir nie ent gegen sei:;, würde. Sonst hätte ich die Fabrik gar nicht v-r° grökert und das viele fremde Geld hin-mgenommen. ES ist ;a so, wie es eben ist, auch viel schwerer nrr mich, aber nun muß es weiter vorwärts gehen. Ich bin gezwungen, daS eine oder andere zu tun, das man hier im Städtchen nicht gut heißen wird, aber ich bin eben durch die Lage der Sache, ge zwungen, und kl-nn nicht Rücksicht auf die Gefühle der Men schen nehmen. Nicht einmal auf die deinen. Bon den meinen ganz zu schweigen. Für mich heißt es nur immer vorwärts. Hab ich den Anlauf dazu genommen, so darf ich nicht darin steckenbletben. Wer A sagt, muß auch B sagen." „Was willst du damit sagen, Willi?". Er schüttelte den Kopf, stand auf und verließ, ohne Ant wort zu geben, das Zimmer. Paula grübelte lange seinen Worten nach. Hatte er am Ende doch vor, seinen Neffen als den Mann Suse Liebs zum Teilhaber der Fabrik zu machen? Allgemein bestand die Vermutung. Man batte fi schen danach gefragt, ob es so wäre. Ms müßiges Geschwätz hatte lie das stet» zurückaewiesen. Sollte es nun dock so sein? Amerikanische Berühmtheiten find überhaupt au« ihrer größeren Praxis heraus, da fie ja ständig einem Kreuz« euer von Fragen seitens der amerikanischen Reporter auSge- etzt find, sowohl geduldiger, als auch gewandter in ihren Ant worten als die europäischen. „Ws ich Mary Pickford daS letzte Mal interviewte," erzählt der Berichterstatter, „vergaß ich in ihrem Zimmer meinen Stock und meine Handschuhe. MS ich mir dann meine Sachen bet ihr wieder holte, erzählte mir fie sehr ernsthaft, daß in den Vereintaten Staaten Frauen schon auf geringere Beweismittel hin ge chieden worden seien . . An einer anderen Stelle ber chtet der Journalist von einem Erlebnis, das zeigt, daß das Aussragsn ost nicht nur beschwerlich, sondern auch gefährlich fein kann. „Bor einigen Jahren", schreibt er, „hatte ich einige Unterredungen mit einer Dame, die damals auf der VarietSbühne großen Erfolg hatte. Nachdem ich Einiges aus diesen Unterredungen veröffentlicht hatte, erschienen eines Tages zwei ihrer Freunde bei mir in der Redaktion und forderten mich auf, mit ihnen am nächsten Morgen im Hyde-Pccrk meine Kräfte zu messen, da fie geson nen seien, die ihrer Freundin durch mich angetanen Beeidi gungen zu rächen. Der eine war ein früherer Stierkämpfer, der anders ein bekannter Boxer. Da ich die freundliche Ein ladung ablchnte, wollten st-- die Sache gleich an Ort und Stelle austragen und gingen aus mich los, so daß ich fie erst mit Hilfe meiner Kollegen, die aus den Nebenzimmern aus der Re daktion herbeigeeilt waren, hinausbefordern konnte. Am nächsten Tag erschien die Dame, die ich beleidigt haben sollte, bei mir und freute sich schrecklich, daß ihre beiden Kavaliere so verprügelt worden seien. Sie konnte sie nämlich alle zwei, wie sie erzählte, nicht ausstehen, und hatte sie nur zu mir geschickt, weil sie sich dachte, daß sie bei dieser Gelegenheit anständig verhauen würden, so daß sie sie für einige Zeit los sein würde." Wollte er das mit seinen Worten andeuten? DaS hieße ja wirklich, Fritz aus seinem Besitz drängen. Es kamen jetzt wieder unerträglich schwere Stunden für sie. Aber wenn ne spürte, daß die Flamme des Hasses wieder in ihr zu züngeln begann, dann ging sie zum Lehrerhause. Heinzelmann mußte dannn helfen. Und es gelang ihm auch immer wieder, fie zu beruhigen. Wer es war nur so. als ob man ein fressendes Feuer mit Asche zuschütte, das dadurch wohl niedergehalten wird, aber unter der Asche weiter schwell, bis ein Wind kommt und es wieder anbläst. Paula hatte bisher vergeblich versucht, Felix allein zu sprechen. Er war jetzt täglich im Liebschen Hause, oder er war mit Suse unterwegs, um Einkäufe in der Stadt zu be sorgen. Zwei Tage vor der Hochzeit kam er unerwartet zu Paula. Nachdem er die Tante begrüßt hatte, gab er eine Erklä rung für sein plötzliches Erscheinen. „Tante, daß ich mir heute ein Herz gefaßt habe, in dein Haus zu kommen, obgleich dir es mir einmal verboten hast, konrmt daher, wett du sei: einiger Zeit so freundlich gegen mich bist. Ich fragte den Onkel vorher um Rat, ob ich den Besuch o-i dE wagen dürfe, und er redete mir zu. Onkel er sehnt ja nichts so als ein gute« Verhältnis zwischen uns." Paula sah ihn lange und scharf an; ohne aus seine Worte einzugehen, sagte fie: „Es tll gut, daß du gekommen bist; ich habe eine recht traurige Angelegenheit mir dir zu besprechen." Felix sah sie überrascht an. Sie starrden fich mitten im Zimmer gegenüber. Paula dachte nicht daran, ihm Platz z» bieten. Ohne schonende Einleitung begann sie: „Cs ist die Spitzenaugclegenhett, dis ich geordnet sehen möchte." Felix erbleichte. Mer schnell gefaßt, fragte er: „Ich vu-iß nicht, was du meinst?" „Dann muß ich deutlicher werden. Also ich meine, daß es notwendig ist, daß du die alte, venezianische Spitze, die du dir icbändlicherweii- cinqe-ianet hast, ihrer rechtmäßigen Eigentümerin, der Firma Gebrüder Weither in Stuttgart, zurückgibst." Felix trat vor ihr zurück, griff nach der Lehne eine« in seiner stehenden Stuhls, um sich darauf zu stützen. Un- sLH2, ein Wort h-wvorzuSrlneen, starrte er vor firh nieder. Woher wußte di« Frau von seinem Vergehen? Mit welcher