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Sonnabenä» äen IS. August 192S Auer Tageblatt Anzeiger Mr öas Erzgebirge L^«wm.r«-S-I-«fta-ss-ft- Enthalte«- -kr amtliche« Sekaoatmachuagru -es Rates -er Sta-t aa- -es AmtsgerichtsR«e. p°sifih^om»r Nr. 193 Sonnabenä» äen IS. Auaust 192S 23. Jahrgang LebnI-dr- raMVcdeyanäelspolilik von Dr. Külz, Reichsminister a. D. während Deutschland infolge der entgegenstehenden Be stimmungen des Versailler Diktate» bi« zum Januar 1925 «ine aktiv« Handelspolitik überhaupt nicht treiben konnte, war die Sowjetrepublik in der Lage, sofort ein« Ordnung des Wirtschaftsverkehr» mit anderen Staaten durch Handelsver träge etnzuleiten. Zur Grundlage ihrer Handelspolitik machte die Sowjetunion «in staatliches Außenhandelsmonopol, das am 22- April 1918 eingeführt wurde. Schon in den Frtedensverträgen mit den Randstaaten im Jahre 1920 finden sich mehrfach handelsvertragsartige Festsetzungen. Im Jahre 1921 setzt sich das fort und es kommen Handelsverträge mit Persien, Afghanistan, der Türket, Polen und anderen Staaten hinzu. Vorläufige Handelsver träge werden mit Italien, Oesterreich, England, Norwegen und Deutschland geschlossen. In einem besonderen Abschnitt kamen die außenwtrtschaft- lichen Beziehungen Rußlands durch die am 10. April 1922 eröffnete Konferenz von Genua, deren wesentlicher Zweck, den Beziehungen Rußlands zum europäischen Wirtschafts gebiete galt. Deutschland hatte schon vor der Konferenz in Berlin mit den Russen verhandelt. In Genua kamen die Alliierten über der schwierigen Frage der Entschädigung für das in Rußland sozialisierte Privateigentum der Ausländer zu keinem Ziele; Deutschland überraschte die Welt mit dem am 16. April 1922 zwischen Ruthenau und Tschitscherin abge schlossenen deutsch-russischm Vertrag von Rapallo. Nur sechs kurz« Artikel enthielt der Vertrag, aber sie waren von inhaltsschwerer Bedeutung. Um für die Zukunft eine bereinigte Atmosphäre zu schaffen, wurden zunächst die gegen- seitigen Kriegs- und Nachkriegsansprüche annulliert, unter der Voraussetzung, daß Rußland auch sonst keine Entschädigungs ansprüche an ander« Staaten wegen seiner Staatssozialtsierung zugestehe. Sofortige Wiederaufnahme nicht nur der diploma tischen, sondern auch der konsularischen Beziehungen wurde ver einbart, für die beiderseitigen Handels- und Wirtschaftsbezieh- ungen wurde der Grundsatz der Meistbegünstigung anerkannt und in weitgehender grundsätzlicher Annäherung erklärten die beiden Regierungen, den „wirtschaftlichen Bedürfnissen ihrer Länder in wohlwollendem Geiste wechselseitig entgegenzukommen". Bei einer grundsätzlichen Regelung dieser Frage werde sie in vor herigen Gedankenaustausch etntreten- Die deutsche Regierung erklärte sich ihrerseits bereit, die von Privatfirmen beabsichtigten Vereinbarungen nach Möglichkeit zu unterstützen und ihre Durchführung zu erleichtern. Die Jahre 1924 bis 1927 brachten weitere Handelsver träge oder Umwandlung vorläufiger Vereinbarungen in end- giltige Verträge mit einer ganzen Reihe weiterer Staaten, wie Italien, Schweden, China usw- Mit England kamen die Beziehungen ins Stocken- Wohl wurde 1924 ein Handelsvertrag unterzeichnet, aber von der das Kabinett Macdonald ablösenden Regierung nicht ratifiziert. Maßgebend blieben infolgedessen zunächst die vorläufigen Vereinbarungen des Jahres 1921, bis auch von diesen Vereinbarungen die britische Regierung im Mai 1927 nach vollzogenem Bruch mit der Sowjetregterung zurücktrat. Dies« Entwicklung hat aller dings nicht verhindert, daß genau so wie von Amerika her ein recht erheblicher Einfuhrverkehr sich einstellte, der erst neuerdings sinkende Tendenz aufweist. Die Beziehungen zu Deutschland erfuhren einen wetteren Ausbau im Jahre 1924 durch da» Protokoll über die Exterritorialität der russischen Handelsvertretung in Deutschland und im Jahre 1925 durch den deutsch, russischen Handelsvertrag. Eine ganz wesentliche Festigung nicht nur der politischen, sondern auch der wirtschaftlichen Zusammen arbeit jbahnte der am 24. April 1926 abgeschlossene deutsch russische Vertrag, der sogenannte Berliner Vertrag an, der im Hinblick auf den Beitritt Deutschland» zum Völker bund auch den Schein beseitigen sollte, als ob Deutschland dadurch eine von Rapallo wegstrebende Politik einleiten werde. Kurz und bündig erklärte Artikel 1 des Berliner Vertrages: die Grundlage der Beziehungen Deutschland» und der Union der Sozialistischen Sowjet-Republik bleibt der Vertrag von Rapallo". Aber der Vertrag brachte darüber hinaus eine wesentliche Erweiterung dieser Grundlagen auch in wirtschaftlicher Beziehung. Di« beiden Regierungen sagten sich zu, falls zwischen dritten Mächten «in« Koalition zu dem Zwecke geschlossen werden sollte, gegen einen der vertrag schließenden Teile einen wirtschaftlichen oder finanziellen Boykott zu verhängen, sich einem solchen nicht anschlirßen zu wollen. Im übrigen wurde »freundschaftlich« Fühlung" mit einander vereinbart „um über alle, beide Länder gemeinsam berührenden, Fragen politischer und wirtschaftlicher Art eine Verständigung herbetzuführen- Der Handel Rußland, mit den einzelnen Staaten hat sich verschiedenartig entwickelt. Die russisch« Handels bilanz ist stark passiv, und wenn die Zahlungsbilanz es nicht in gleichem Umfang« ist, so nur deswegen, «eil viel- fach langfristige Kredite vom Ausland etngrräumt wurden. Die Passivität ist im wesentlichen begründet durch die steigende Einfuhr von Werten zur Industrtealtstrrung der russischen Junges Blut in die Parteien! Um den Panzerkreuzer lieber den Umfall der sozialdemokratischen RetchSmintster in der Panzerkreuzerfrage wird gegenwärtig sehr viel geredet, ohne daß diese Erörterungen an dem politischen Tatbestand noch etwas zu ändern vermöchten. Der Panzerkreuzer ist mit der ersten Rate, der jetzt das neue Kabinett seine Zustim- mung gegeben hat, bewilligt und man wird wohl nicht fehl- gehen, wenn man annimmt, daß die Summe von 80 Millionen, die er kosten soll, am Ende, wie bet den früheren Kriegsschiff- bauten, um etwa 50 Prozent höher sein wird. Es ist auch ziemlich selbstverständlich, daß diesem ersten Panzerkreuzer die übrigen vier, die die Klaffe vervollständigen sollen, nach- folgen werden, denn der Gefechtswert dieses ersten Panzer kreuzers bleibt gänzlich utopisch, wenn er der Einzige bleiben Mit diesen politischen Tatsachen ist also zu rechnen. Zweckmäßig würde also lediglich dann geredet, wenn sich die Aussprache auf die Tatsache des Umfalles verschiedener Minister beschränken wollte. Offenbar haben die Minister ge fürchtet, daß es zu einer Koalittonskrise kommen könnte. Man hat auch, wie es heißt, gegen die Gegner der Panzerkreuzerbe willigung im Kabinett wieder einmal die Möglichkeit einer Präsidentenkrise ins Feld geführt. Und diese Taktik soll schnell die Entscheidung, d. h. den Umfall der grundsätzlich opponie- renden Minister herbetgeführt haben. Nun ist es nicht das erste Mal, daß in politischen Fragen mit einer Präsidentenkrise gedroht worden ist. So war eS z. B. vor zwei Jahren beim Duellgesetz. Aber es soll auch schon Fälle gegeben haben, wo solche Drohungen, die durchaus nicht immer von Hindenburg selbst auszugehen brauchen, nicht wirk sam geworden find. Wie schwer aber auch immer das Geschütz ein mag, da« man gegen die Minister der Linken auf- Ä, das eine steht jedenfalls feL daß sie einen chen Kamps nicht geführt, nicht einmal be- gönnen haben. Wir erleben damst einen Vorgang, der sich in unserem Parlament und in der Führung unserer Parteien fortwährend wiederholt, nämlich, daß sie kampfunfähig oder wenigstens Ünzl ich kampfunen t s ch loffen find. Dieser Un- entschloffenheit werden die heiligsten Ueberzeugungen geopfert, Erlebnisse, die auf die Masse der gutgläubigen Wähler natür^ lich ungemein niederdrückend einwirken muffen. Die Kampf- Unentschlossenheit der Parteiführer ist eine chronische Krankheit des gesamten Parlaments, wie eS durch die heutigen Partei führungen zusammengesetzt ist. Unsere Parteien find in ihrer Führung, um es einmal ganz deutlich herauSzusagen, - u alt geworden. Das Erneuerungsversahren funktioniert nicht. Die großen Wahlkreise mit dem Listenwcchlverfahren haben den Parteiapparat bürokratisiert und die Männer, die zu Parla mentariern ernannt worden find, bedürfen nicht mehr des Wettens und Wagens, um das Glück zu erlagen. Das ist die eigentliche Lehre des Umfalles der Minister in dem derzeitigen Kabinett. Die SPD. verlangt Volksentscheid über den Panzerkreuzer. Das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Deutsch lands beschloß am Mittwoch alle Schritte zur schleunigen Durchführung eines Volksentscheids über den Panzerkreuzer bau etnzuleiten. Die kommunistische ReichstagSfraktion wurde beauftragt, sofort die vorbereitenden Maßnahmen für die Ein reichung eines Volksbegehrens zu treffen. gewesen s geführt h wirkli Volkswirtschaft, die 90 Prozent der gesamten Einfuhr ausmacht und sich im letzten Jahre beinahe verdoppelt hat. Auf der anderen Sette ist die Getreideausfuhr sehr zurückgegangen und weist im Vergleich zum Vorjahre jetzt einen Ausfall von etwa 200 Millionen Rubel auf. Der Wirtschaftsverkehr zwischen Deutschland und Ruß land entwickelt sich in einer für Deutschland befriedigenden Weise. Die deutsche Ausfuhr hat sich in diesem Jahre fast verdoppelt, während die Einfuhr aus Rußland nur wenig gestiegen ist und dem Werte nach hinter dem deutschen Aus fuhrwert zurückbleibt. Der Gesamtanteil Deutschlands an der nach Rußland gehenden Einfuhr beläuft sich auf 33 Prozent, was etwa der Anteilziffer der Vorkriegszeit gletchkommt. Vie europäische Lage. „Manchester Guardian" sagt in einem Leitartikel: „Nie mand glaubt heute, daß England, Frankreich oder Deutschland Krieg wünschen. Aber wenn diese drei Länder nicht zusammen arbeiten können, um ihn zu verhindern, dann wird der Krieg kommen. Gegenwärtig find aber die Aussichten auf eine solche Zusammenarbeit gering, und sie werden immer geringer. In gewißer Hinsicht ist tatsächlich die Lage ernster als in den Tagen vor Locarno, wo Frankreich und Deutschland einander wie Feinde gegenüberstanden." Das Blatt lenkt die Aufmerksamkeit aus eine Reihe von Zwischenfällen, die nur verständlich find, wenn man voraussetzt, daß der Wunsch be steht, dieRhetnlandbesetzung aufreizend und herausfordernd zu machen", und fährt fort: „Entweder ist dies das Ergebnis einer vorbedachten Politik, die zu der Annahme zwingen müßte, daß die britische Regierung Locarno und vieles andere aufgegeben habe oder aber es ist das Er lebnis fahrlässiger Dummheit. In beiden Fällen find die Ans ichten ernst. Niemals waren Staatskunst und gesunder Men- chenverstand notwendiger als jetzt, denn wir treiben weg von Locarno, und ein paar Fehler können alles aufs Spiel setzen, was. in jahrelanger Bemühung für den Frieden gewonnen worden ist." Krieg in Ostasten. Vie folgen von vettrmo. Stalirnfeindllch« Kundgebung ft, Gpslstv. Während sich der italienische Konsul am Dienstag abend mit dem Vizekonsul und einigen Italienern im Marine-Kaffe« in Spalato befand, veranstalteten ein« Gruppe Studenten und andere kroatische junge Leute, die sich in kurzem zusammen getan hatten, Kundgebungen gegen Italien- Es wurden auch zwei Stühle geschleudert, deren einer den Tisch traf und den Konsul am linken Arm leicht verletzte. Die Polizei schritt rin- Darauf verließ der Konsul zusammen mit dem Dizekonsul das Kaffee und begab sich zu einem Auto, da» in einer Entfernung von weniger als 100 Metern wartete. Auf diesem kurzen Wege wurden die Italiener trotz der Anwesenheit von Polizei von der Gruppe der Manifestanten umringt, die wiederum feindliche Rufe ausstieß und die Italiener zu schlagen ver suchte. Während des Abends dauerten diese Umtriebe fort und machten das Eingreifen von Polizetkräften notwendig Es soll dabei zahlreiche verwundete gegeben haben, auch soll ein Gendarm geschossen haben. Die Tatsache, daß die Behörden für abend irgendeinen Zwischenfall voraussahen, wird durch den Umstand bewiesen, daß vor Sonnenuntergang das italie nische Konsulat, die italienischen Schulen und die Häuser italienischer Gesellschaften Polizeischutz erhalten hatten. Bisher ist keinerlei Beschädigung italienischen Eigentums gemeldet worden. Der italienische Gesandte in Belgrad hat Anweisung erhalten, bei der jugoslawischen Regierung formellen Protest zu erheben und Entschädigung zu verlangen. der mo-erae Krieg. Sein wirksamer Schutz Londons gegen Luftaugriff«. Verschiedene Londoner Blätter melden die im Gange be findlichen Luftmanöver hätten gezeigt, daß London gegen feindliche Fliegerangriffe nicht wirksam geschützt werden könne. U. a. wird betont, daß die Kampfflugzeuge der Verteidiger weniger schnell seien, als die neuesten schweren Bombenflug, zeuge der Angreifer. Zasthlstraftrchhrtt. Am S. August unternahmen die in Außervollgarten in Ostttrol in der Sommerfrische weilenden Gäste Mitterberger und Frau und Franz Jakesel und Frau sowie Schwägsin, Äle auS Wien, eine Bergtour auf das Pfannhorn. Unterhalb der Grenze beim sogenannten Pfanntörl wurden sie aus österreichi schem Gebiet von zwei italienischen Zollbeamten zum Zwecke einer Kontrolle angehalten. Die Touristen weigerten M, auf österreichischem Staatsgebiet Organen eine- fremden StmtteS gegenüber sich auSzuwetsen und zogen eS vor. ihren Plan, da» Psnnnhorn zu besteigen, aufzugeben und den Rückweg nach Außervollgarten anzutreten. Auf dem Rückweg wurden sie dann in einer Entfernung von 200 btS LKO Metern von den zwei italienischen Pflanzern verfolgt, glet^esttg wur^n ihnen fünf bis sechs Gewehrschüffe nachgejagt, die aber glücklicher- weise ihr Ziel verfehlten. NL U -ä Ä." S- Der Korrespondent der Londoner „Morning Post in Char bin meldet: Die äußere (Sowjet-) Mongolei hat dem Staat Barga den Krieg erklärt. Eine starke Abteilung man- goltscher roter Kavallerie, die von Ruffen ausgebildet wurde, hat die Grenze überschritten. Die Chinesen senden Truppen in der Richtung Haillar. Automobile find für militärische Zwecke mit Beschlag belegt worden. Mongolische rote Kavalle- rie hat die Stationen Unur und Barim an der chinesischen Ost- bahn besetzt und die Strecke zerstört. Die Telegraphenverbtn- düng ist unterbrochen. Transsibirische Expreßzüge find vor- fichishalber in Charbtn angehalten worden. „Morning Post bemerkt dazu, die Bedrohung BargaS werde möglicherweise eine Wirkung auf die anschließende Mandschurei und somit in direkt auf Japan auSuben, welches wichtige Interessen an dieser Provinz habe. Südafrika braucht weiße Einwanderer. In einer Rede auf einem Festeffen erklärte der sichere Premierminister, General Smuts, Südafrika müsse seine Häfen in weitestem Umfange für weiße Einwanderer öffnen, da do> durch dem Mangel an weißer Bevölkerung in Südafrika am besten begegnet werden könne.