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-- - - ' Dienstag» äen 3. Zuli i92S 23. Jahrgang Der Treuschwur des Saargebiets zum Reich Aussprache über die deutschen Vorschläge .1 - machtvollen Kundgebung das Meidende Gepräge auszu drücken durch den Rütli schwur, zu dem alle Deutschen aus unbesetztem wie besetztem Gebiet und von der Saar ihre Hände und Herzen erheben: „Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, in keiner Rot uns tren nen und Gefahr!" Nach dieser mit donnerndem Beifall avfgenom» menen Rede erhoben di« Festteilnehmer zrmr Treuge- lvbnts sämtlich die rechte Hand. Verwaltungsdirektor Bogel-Berlin verlas daraus die von der Vertreter tagung beschlossene und einstimmig angenommene Ent schließung, in der festgestellt wird, -aß der feste Wille des Volkes an der Saar, das rein deutsch und ohne jede fremde Beimischung ist, -ie Wie der der eint- gung mit der deutschen Wirtschaft und der deutschen Regierung fortgesetzt und einmütig fordert. Mit Ab scheu weist die Saarbevölkerung di« neuesten Pläne gewisser französischer Kreise, di« das klar umschrieben« Recht Deutschlands, die Gruben zurückzukaufen, ver eiteln wollen, zurück. Meußerste Gefahr ist im Ver ¬ züge. GS gibt nur eine Abhilfe: Mn Gnde zu mach«» mit dem Gaarexperiment de» Versailler Vertrage», da» sich in acht Jahren al» völlig verfohlt erwiesen hat, durch die ungeschmälerte Rückgabe d«S SaargMete» und seiner Kohlenlager an Deutschland. Die Kundgebung endete mit d«m von all«n An- wesenden begeistert gesungenen Deutschlandlied. Al» Abschluß fand am Abend eine Beleuchtung d«r Heidel berger Schlohrutne.und ein große» Feuerwerk statt. Telegramm öes Nekchsminiflers für öle besetzten Veblete an öen Hunö öer Soarverelne. Berlin, '80. Juni. Der ReichSmintster für die besetzten Gebiete, von Guerard, hat an den Bund der Saarvereine, -er in diesen Lagen in Heidelberg zu seiner diesjährigen Tagung versammelt ist, heute ein Telegramm gerichtet, in dem er dem Bund zu seiner 8. Jahrestagung herzliche Grüße und Wünsche für gu ten Verlauf und fruchtbare Auswirkung der Beratungen ausspricht. Saarnot und Besatzungsnot erinnerten ge- meinsam das deutsche Volk an das, wa» e» den d«ut- schen Brüdern und Schwestern im Westen schuldig fei. Die Kundgebung möge anspornen zum nimmermüden Wirken für die Freiheit an Rhein und Saar. .As eine trat hier zu seiner 8. Bund«Stagung zusammen. Die Tagung wurde gestern mit internen Sitzungen er öffnet. Am Abend fand ein großes Festkonzert des Saarlängerbundes statt. Die Arbeitstagung begann heute vormittag im Bürgerausschutzsaal. Als erster referierte Professor Dr. Moldenhauer (M. d. R.) über die Saarfragc im Rahmen der deutsch-französischen Verständigungspolitik. Der Redner führte u. a. aus: „Die Franzosen vergessen, daß das Saargebiet seit dem b. Jahrhundert nach. Christi von deutschen Stämmen - besiedelt und daß 1925 unter Anteilnahme der gan- . zsn Bevölkerung die tausendjährige Zugehörigkeit zu Deutschland gefeiert worden ist. Ihr krasser Eigennutz ist es, der den Verstoß gegen das gerade von der Entente ! immer wieder betonte Selbstbestimmungsrecht der Völker rechtfertigen soll." Nachdem der Geschäftsführer des Verbandes deut- - scher Techniker Kratz-Berlin auf -ie Warndtgefahr ,s (Frankreichs Kohlen- oder Landraub) die Aufmerksam- ß leit der ^Versammlung gelenkt hatte, sprach Direktor ; Löffler-Berlin über „Die Not und die Treue der arbeitenden Bevölkerung an der Saar" und drückt« die Hoffnung aus, daß man es im Saargebiet nicht erst s zur Volksabstimmung kommen läßt, sondern daß man es baldigst freigibt und ungehindert heimkehren läßt nach. Deutschland. Das.geschäftsführende Vorstandsmitglied de» Ar beitsausschusses, Dräger-Berlin, referierte darauf über „Das Saarunrecht und die Kriegsschuldlüge". Als letzter Redner hielt Geheimrat Dr. v. Dry ander (M. d. R.) einen Vortrag über „Der Treuhandgedanke .kund seine Mißhandlung im Saaraebiet". Der Redner l erklärte, die im Saargebiet herrschende Tyrannei ver- L letze nicht nur alle demokratischen, sondern alle in der Kulturwelt selbstverständlich gewordenen Grundsätze über die Mitwirkung des Volkes in der Bestimmung seines Geschickes in grober und frivoler Weise. Am Nachmittag wurde im Hofe des Heidelberger Schlosses voll mehr als 1200 Sängern des Saarsänger- bundes unter Leitung des BundeSchormeisterÄ.Schrimpf- ! Saarbrücken eine große Kundgebung veranstaltet. Dar- i auf hielt der Vorsitzende des Bundes der Saarvereine, i Senatspräsident Andres«Frankfurt a. M., die Be- E grüßungsansprache. Zum Schluß seiner Ansprache f wurde ein Telegramm des Reichspräsidenten verlesen. H das von der großen Menschenmenge mit stürmischem 1 Beifall ausgenommen wurde. Bürgermeister Wie- L landt-Heidelberg richtete an die Versammlung einen I herzlichen WillkommenSgruß. Darauf führte Stadt schulrat Bongard- Saarbrücken, Vorsitzender des Saarsängerbundes, in einer Festansprache u. a. aus: ! .Deutsch war die Saar, deutsch, ist die Saar, deutsch muß und wird die Saar sein und bleiben, wenn sie überhaupt sein und bleiben, leben und blühen soll!" Hierauf ergriff ReichSmintster a. D. Dr. Bell (M. d. R.) das Wort zu einer Festansprache, in der , er sagte: Als vor neun Jahren ein unseliger Versail- ' ler Machtspruch,, die Stimme des Sieger», jedoch nicht die Stimme der Vernunft und der Gerechtigkeit kün- dend, kerndeutsches Saarland, ein Jahrtausend hindurch mit Deutschland in Sprache und Sitte, Kultur und «Wirtschaft eng und unauflöslich verbunden, grausam N loSIVste vom deutschen Stammland und untragbarer H Fremdherrschaft unterstellte, da blutet« todeswund die W deutsche Seele, da eine bittere Not und Herbes Leid Halle Deutschen zu tiefstem Mitgefühl, zu engster Ver- ÄbundenHeit mit ihren so schicksalsschwer heimgesuchten U Saarbrüoern ^»nd Schwestern vereint«. Doch! heroische ^deutsche Treue setzt« sich überall dort, jeglichen Ver suchungen kraftvoll widerstehend, alle Leiden und ? Schmerzen spfermuckg ertragend, «in Denkmal dauern- L der als aus Erz. Ueber Saardeutschland und besetzte» V Gebiet kann Isine Meinungsverschiedenheit unter Deut- Ischen bestehen. So antwortet dein die deutschen Lande ä in harmonischem Ginklang durchdringenden Ruf der ge- »samten Saarbevülkerung: „Mr «ollen frei fein wie unser« Väter waren!" Lvielmillionenfaches Echo au» allen deutsch«« Gauen V und auch aus dem Ausland, soweit dorthin die deutsche L Zunge klingt: Wir stehen zu Tuch bis -um Tode, ge- M treu in Blutsbrüderschaft unauflöslich, mit Euch ver- Meint! Der allseitige Ruf nach unverzüglicher Wieder« W Vereinigung von Saarland und Gaarbevölkerung mit U dem deutschen Vaterland darf nicht ungehvrt Verhallen. W Notwendige Voraussetzung zur Durchführung de» Frie- V denSgedanken», diese» ragenden Kulturproblemtz, ist dir » mrbedinat« Gleichberechtigung und Glr^chwertung §lrer Genf, 30. Juni. Die arttkelwetse Beratung der deutschen Vorschläge im SicherHeitSkvmite« beschränkte sich trotz fast vierstündiger Sitzung auf die beiden ersten Punkte. Diese enthalten die im voraus «inzugehende Verpflichtung der an der Konvention teilnehmenden Staaten: 1. im Falle eines vor den Rat gebrachten Streitfalles dessen vorläufige Entscheidungen zur Ver hütung einer Verschlimmerung de» Konfliktes und 2. die Empfehlungen des Rates zur Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung des normalen militärischen sta- tuS quo zur Ausführung zu bringen. Während sich der holländische Vertreter Rutger» und der schwedische Delegiert« Unden dafür ausspra chen, erklärte Lord CuSh en dun, die erst« Verpflich tung nur mit sehr einschränkenden Abänderungen an nehmen zu können, während er sich, über die zweite Verpflichtung vollkommen negativ gnvsprach. Staats sekretär v. Stmson wies die Argumente d«S engli schen Delegierten zurück, indem er vor allem betonte, daß diese Verpflichtung die Lage des Rates nicht er schwere, sondern vielmehr verstärke, und gab der Hoff nung Ausdruck, daß die augenblicklichen Meinungsver schiedenheiten zwischen der englischen und der deutschen Delegation sich, .beseitigen ließen. Auf den von Lord Cushendun ausgesprochener: Wunsch nach Zurückziehung der zweiten Verpflichtung könne er nicht eingehen. Lokal (Polen) erklärte, daß seins Regierung zu beiden Punkten eine zustimmende Haltung siunehme, forderte aber in Bezug aus dis Wiederherstellung des normalen militärischen status quo ein weitgehendes Kontrollrecht ds» Völkerbundrats, da sonst , jede» System zur KriegS- verhütung wertlos und unwirksam bleibe. Eine rasch und leicht durchführbare Kontrolle sei für vom Rat zu treffende kriegsverhütende Maßnahmen wesentlich, und absolut unentbehrlich., und die deutsche Delegation sollte nach, seiner Auffassung ihre Anregungen durch! Kontroll dorschläge ergänzen. Ter italienische General de Ma - rini bezeichnete unter Berufung aus die langwierigen Beratungen des ständigen militärischen Ausschusses de» Völkerbundes Kontrollbestimmungen al» undurchführbar und unwirksam. Paul Boncour, der diese Frage als das Kernproblem der ganzen Debatte bezeichnete, unter strich unter Zustimmung zu den deutschen Vorschlägen ebenfalls die Notwendigkeit von weitgehenden und wirksamen Kontrolldestimmungen und benutzte die Ge legenheit, die bekannte französisch« These über Sank tionen und gegenseitige Unterstützung gegen d-n Staat zu entwickeln, der sich den Empfehlungen des Rates nicht unterwirft. Die Verwirklichung dieser Gedanken könne von der Annahme der in: voraus zu übernehmen den Verpflichtungen im Sinne der deutschen Vorschläge nicht getrennt werden. Im übrigen könnten die deut schen Vorschläge in die bereit» vorhandenen Musterver träge des StcherhettSkomitveS üb«r gegenseitige Unter stützung vielleicht Hineingearbetttt w«rden. Staats sekretär v. Stmson faßte das Ergebnis der bisherigen Aussprache dahin zusammen, daß, die Frag« der Durch führbarkeit der Bestimmungen über di« Wiederherstel- lung des normalen militärischen statu» quo nicht nur vorn rein militärischen Standpunkt betrachtet werden könne, sondern starken politischen Einschlag habe. An gesicht» de» Widerstande» gegen die von Frankreich und Polen vorgetragene Kontrollidoe sei es Sache dieser Staaten, Vorschläge zu machen, die die Gegner dieser TKes» «vm-Wb«« Linden Vir Arbeiten -es Sicherheitskomltees. Genf, 80. Juni. Da» SicheriheitSkomitee hat heute nachmittag in Bezug auf die deutschen Anregungen zum Ausbau der kriegsverhütenden Maßnahmen nach kurzer Aussprache den vorläufigen Beschluß gefaßt, daß das Redaktionskomitee, in dem auch Deutschland vertreten ist, einen Must-rkollektivvertrag im Vinn der deutschen Vorschläge ausarbeiten soll. In der Aus sprache erklärte der englische Delegierte Lord Tu Sh en- dun, daß er verschiedene Vorbehalt« geltend machen müsse, fall» die deutschen Vorschläge in di« Form eine» allgemeinen Protokolls gebracht werden sollten. Gr Hoffe VeShalb, daß, die deutsche Delegation nicht auf di« Form eines allgemeinen Protokolls bestehen werde. Nach weiteren Erklärungen der Vertreter Japan», Ita liens und Frankreichs, die Lord TuShendun im wesent lichen unterstützten, betonte Staatssekretär d. Simson nochmals die Vorzüge eine» allgemeinen Protokoll», das allen Staaten zum Beitritt offen stehen würd«. Die deutsche Delegation bestehe aber nicht auf dieser Form, sofern von ^zweiseitigen Verträgen, di« völlig wertlos seien, abgesehen werde und da» Redaktions komitee den Auftrag erhalte, einen Musterkollektivver- trag auSzuarbetten. dem alle Staaten beiireten könnten, wobei jedoch der Umfang der Kollektivverträge zunächst unberücksichtigt bliebe. Der Berichterstatter Rolin« Jacquemin» (Belgien) sprach sich! gleichfalls dagegen aus, daß die deutschen Anregungen in Form «in«» zweiseitigen Vertrage» gegeben würden. Gr bezeichnet« die Form des Kollektivverträge», d«r möglichst viel« Staaten umfassen solle, al» notwendig und verwarf schließlich! auch, die Form eine» Regionalvertrag«», da es sich bei den deutschen Vorschlägen nicht um regio- nale, sondern um viel weitgehende Interessen handele. Das SicherhettSkomitee trat dann in die Ginz«l- beratung ein, bei der Paul Boncour und Sokal auf die Frage der Aufstellung zweiseitiger Musterverträge für die deutschen Vorschläge zu sprechen, kamen, über die erst nach gründlicher Durchberatung im Redaktions komitee entschieden werden könne. Der Vorsitzende Bene sch ließ gleichfalls die Möglichkeit offen, doß dem Redakttonskomitee neben dem Musterkollekttvver- trag auch ein zweiseitiger Mustervertrag auSgearbettet werde. Zunahme -es Gpiumbaurs kn China. Die Wirren in China in den letzten Jahren haben die un erfreuliche Folge gehabt, daß die Optumerzeuauna wieder cmßer- ordentltch zuge.rommen hat. Seit dem kaiserlichen Edikt von 1907, das eine starke Einschränkung der Opiumbau» nach mH zog, war keine Ernte so reich wie im vergangenen Jahre. In der Provinz Kweitschau übertreffen die mit Mohn bestellten 1'ändereien an Umfang bei weitem die Kornfelder. Darm:» ergibt sich eine bedenkliche Knappheit an Getreide mit all ihren verhängnisvollen Folgen. In manchen Teilen China» bildet das Opium heute die Haupteinnahmequelle für die Regierung, da das Rauschgift hoch besteuert wird.. Diese Steuern bilden indessen durchaus kein Hindernis für eine Ausdehnung der Produktion; denn so hoch sie an sich auch find, angesichts der Rtesengewinue, die der Opiumhandel akwirst, fallen sie gar nicht ins Gewicht. Eine Traglast Opium gesinnt mit der An näherung an die Küste oder an schiffbare Flüsse so ungemein an Wert, daß der Besitzer die Ausgaben für Steuern, Trans port und dergleichen kaum in Rechnung zu stelle» braucht. Mer Tageblatt s WM-- /lnzeiger für -as Erzgebirge ! »I« amtlich» S.k<m°tm°cha°g«a »„ N-t-- d« Stadtaad ximtagericht« ->«. , ? Nr. 1S3