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c.l«gramm.r Tageblatt fiurerzg.birg« Enthalten- öle amtlichen Sekanntmachungen -es Rates -er StaSt UN- -es Amtsgerichts -tue. pogfih.ck.Konto: flmt Leipzig n». 1»»S Nr. 271 Dienstag» äen 22. November 1927 22. Jahrgang Europa kann zwanzig MMomn Soldaten -Mellen! Jetzt über eine Million Nutzen unter den Waffen. London, 19. Nov. Der Sekretär des Kriegs amtes, Worthtngton.Gt»nS, hat heute eine Erklärung abgegeben, in der er sich gegen die „sensationellen und irrtümlichen Darstellungen" wendet, die in der letzten George, Lord Roihermcre und dem Arbeiterführer Thomas bezüglich der Stärke der euro päischen Armeen abgegeben worden seien. Er sagte: Lloyd Georges Behauptung, die siegreichen Nationen hätten gegenwärtig über zehn, Millionen Mann unter Waffen, beruht auf falschen. Informationen. Tat sächlich stehen hmt« in Enropa 8 852 000 Mann unter Se.i Waffen Davon entfaUen aber 1124OO0 Mamt auf die Rote Armee in Rußland, so daß es ohne die Sowjetstreit- NMftö insgesamt nur 2 428 000 Mann gibt, gegenüber 6818 000 Mann im Jahre 1014. Der Minister betonte Wetter, daß, die britische Regierung alles Mögliche ge tan habe, um den Weg für die allgemeine Einschrän kung der Rüstungen zu ebnen, und sagte: Wenn man den verminderten Wett des Geldes berücksichtigt, sind die Ausgaben für das britische Heer viel geringer als vor dem Kriege. Von den 4U/s Millionen Pfund für das Heeresbudget entfallen ungefähr acht Millionen Pfund auf Pensionen und dergleichen, so daß, für das eiaent- liche Heer nur 33Vs Millionen Pfund Sterling übrig bleiben. Demgegenüber zeigt der Etat der Roten Ar mee eine bemerkenswerte Steigerung, nämlich Von 43 Millionen Pfund im Jahre 18 4/25 auf 67 Millionen Pinnd im Jahre 1936/27. Lord Rothermere erwiderte auf die Erklärun gen des britischen Kriegsministers über die Zahl der bewaffneten Streitkräfte der europäischen Mächte. Er sagte: Ich verstehe nicht, was Worthington-Evans mit > sei :er Erklärung meint. ES ist eine unbestreitbare ! Tatsache, dast im Falle einer Kriegsdrohung innerhalb > v,.-n zehn Tagen Frmnreich vier Millionen Mann > unter den Waffen haben würde, Italien 3Vs Millionen und die drei Staaten der Kleinen Entente 2r/z Millionen Mann, „was insgesamt 10 Millionen Mann xrgebcn w irde. In meinem Artikel habe ich die von ,LlMd George genannten Zahlen benutzt, weil ich nicht den Wunsch hatte, den Eindruck zu erwecken, als ob ich übertreibe. Tatsächlich aber hat Lloyd George die be waffneten Streitkräfte, die im Falle eines allgemeinen Krieges sofort mobilgemacht werden könnten, ganz er heblich unterschätzt. Das übrige Europa kann ohne Schwierigkeit wettere 10 Millionen ausgebildete Sol daten aufstellen, was eine Gesamtsumme von 20 Mil lionen Bewaffneter ergeben würde. Krise im belgischen Kabinett. Die strittige Militirrvorlage. Brüssel, 20. Nov. Tie Krise innerhalb des belgischen Kabinetts hat sich weiter verschärft. Sie ist in der Hauptsache auf die Unstimmigkeiten über die Militärvorlage zurückzuführen. Der Ministerrat wird morgen darüber beraten. Der Vorschlag Jaspars, einen Sonderausschuß zur Prüfung der Frage der Militär dienstzeit einzusetzen, wird voraussichtlich von den So zialisten abgelehnt werden. Man rechnet daher mit dem Rücktritt der sozialistischen Minister. Brüssel, 20. Nov. Die Besprechungen unter den Kabinettsmitgliedern dauern an. Im Gegensatz zu den umlaufenden Behauptungen glaubt „Sotr" zu wissen, daß die sozialistischen Minister, auch wenn sie mit ihren Kollegen nicht übereinstimmen könnten, nicht demissionieren würden, da sie für den Fall einer Ka binettskrise die Demission des Gesamtkabinettes für nötig halten. Aber soweit sei es noch nicht. Der Lan- desverteidigungsminister werde dem Ministerrat Ge setzentwürfe zur Frage der Dienstzeit vorlegen, und Ministerpräsident Jaspar werde die Bildung einer ge mischten oder einer rein parlamentarischen Kommission Vorschlägen, die ein Einverständnis mit den Militär behörden tn der Frage der Dienstzeit herbeiführen solle. „Derniers Heure" sagt, daß die kritische Lage der Negierung nicht allein auf die militärische Frage zu rückzuführen sei. Zwischen dem Jndustriemintster Wau- tcrS und dem Ministerpräsidenten Jaspar bestehe eine Meinungsverschiedenheit über die finanzielle Regelung der in dem Programm der großen öffentlichen Arbei ten vorgesehenen Errichtung von Elektrizitätswerken. Weitere Schwierigkeiten beständen zwischen dem Land- wtrtschaftöminister Baels und Jaspar bezüglich Pes Planes des Baues eines Kanals zwischen der Schelde und dem Terneuzen-Kanal. Neuer Gewaltstreich des polnischen Diktators Der Vorsitzende der Haller-Soldaten verhaftet. Warschau, 20. Mov. Das Blatt PtlsudsktS, „Glos Prawdy", meldet die Verhaftung des Vorsitzen den des Bundes der Haller-Soldaten, Eustachtewiez, die im Zusammenhang mit der Verbreitung eines re gierungsfeindlichen Flugblattes über den verschollenen General Zagorskt steht. Zugleich aber soll Fs sich um eine Verschwörung handeln. Eustachtewiez habe in dem Büro des Verbandes für nationale Einheit tn der Koperntkus.Straße in Warschau den sogenannten Rat der Ritter des Rechtes gebildet. Unter feierlichen Zeremonien tn.einem dunklen Zimmer vor einem mit einem Kreuz geschmückten Tisch seien hier die Ver schwörer von Eustachtewiez vereidigt worden. Einer von ihnen, ein gewisser Preis, habe bei der Polizei die Anzeige gemacht, daß Eustachtewiez ihn zu einem At tentat gegen Pilsudski habe überreden wollen. Die Rechtspresse schenkt diesen Angaben keinen Glauben, be hauptet vielmehr, Pilsudski habe aus persönlicher Rache Eustachiewicz verleumdet. Außerdem sei Preis Ftn halb unzurechnungsfähiger Mensch. Eustachtewiez wur de gestern nach Lemberg transportiert, da er mit den dort gleichfalls in Sachen deS Zagorskt-FlugblatteS Verhafteten in Verbindung gestanden haben soll. Vie Auflösung -es polnischen Sejms >'nä -es Senat». Warschau, 21. Rod. MlnrsterpMdrnf -.a- Barthel SeMigLs in einer eiE, .polnischen.Pres-stze^ trcher gewährten Unterredung, daß und Senat am 2S d. M. mit Ablauf der Legislaturperiode auf gelöst werden. Die Neuwahlen würden dann im Fe bruar stattfinden. Anklagen gegen -3 polnische Abgeordnete. Warschau, 21. Nov. Der Zionist Przeglond Wtezornh veröffentlicht eine Liste von 63 Abgeordneten, gegen die in der Sejmkanzlei Auslieferungsbegchren seitens der Staatsanwaltschaft wegen verschiedener An klagen und Vergehen vorltegen. Von deutschen Abge ordneten stehen Domherr Klinke und Abg. Graeb auf der Liste. Am 28. d. M. läuft mit der Legislatur periode auch die Immunität der Abgeordneten ab. simtsentdebung Trotzkis. Moskau, IS. Nov. Auf Beschluß des Rates der Volkskommissare der Sowjetunion wurde Trotzki von seinen Amtspflichten al- Vorsitzender des Haupt- konzessionskomitees entbunden. An seiner Stelle wurde Sandrow, der bisherige stellvertretende Vor sitzende, ernannt. Eine Erklärung -eorgkens zu -en Tscherwoney- fäliMvn-en. Gens, 20. Nov. Der Genfer Vertreter der Na- ttoria.rcg!erunL GcorgirNS, ShuvichM), erkälte mf dar bestimmteste, .üsß seine Regierung tn keiner Weise etwas mit den gefälschten Tscheowone-noten, die in Frankfurt a. M. entdeckt worden sind, -u tun hab«.' OltpreuKen. Won D«. Külz, M.d.Ri > ES ist schmerzlich zu sehen, daß die deutsche Oeß- fentlichkeit auch heute noch nicht der Lage Ostpreußens dis Aufmerksamkeit schenkt, die dieses große deutsche Problem in der gesamtdeutschen Entwicklung beanspru chen mutz. Wirtschaftlich und kulturell bedrängte und gefährdete Gebiete zu schützen und zu stützen, gehört zu den dringendsten Staatsnotwendigketten. Eine sol che Stützung darf aber keine vorübergehende Aktion sein, sondern mutz planmäßig und auf lange Sicht angelegt von allen beteiligten Stellen betrieben werden. Im Sommer 1926 entschloß sich die Reichsregierung zu einem ersten Schritt, in dem sie tn Gemeinschaft mit Preußen ein sogenanntes Sofortprogramm aufstellte, tn dessen Verfolg zur Behebung der dringendsten ivtrt- schaftltchen und kulturellen Notstände rund 40 Milli onen Mark zur Verfügung gestellt wurden. Schon der Name „Sofort",Programm zeigte, daß es sich um eine erstmalige Hilfsaktion handeln sollte, die ihre Fort setzung in den kommenden Jahren finden mußte. In wirklich nennenswertem Umfange ist eine Fortführung dieses Programmes nicht erfolgt. Daß die Abschnürung Ostpreußens vom übrigen Deutschland sowohl wie vom früheren russischen Hin terlands mit den stärksten wirtschaftlichen Erschwerun gen verbunden sein mutz, bedarf für jeden Einsichtigen eigentlich keiner näheren Darlegung. Ostpreußen be müht sich selbst mit zäher Energie, eine Neuorientierung und Neufundierung seiner Wirtschaft zu finden, stößt aber dabei auch heute noch zum Teil auf geradezu un glaubliches Unverständnis. Ernsthafte Ftnanzinstitute halten es noch heute für berechtigt, bei Gewährung von Realkredit, sofern sie sich überhaupt hierzu entschlie ßen, einen besonderen Ztnszuschlag als Risikoprämte für dieses deutsche Gebiet zu verlangen. In Wirklich keit ist billiger und ausreichender Realkredit die erste Voraussetzung für die Ankurbelung der ostpreußtschen Wirtschaft. Tie stärkste Verbundenheit mit der Scholle kann nicht aufrecht erhalten werden, wenn ihre Bewirt schaftung nicht neben der Arbeit auch durch Kapital er tragreich gestaltet wird. In Ostpreußen aber keinen stärkeren Abwanderungstrieb nach dem Westen aufkom men zu lassen, als er ohnehin schon zu verzeichnen ist, liegt nicht nur im wirtschaftlichen, sondern auch im politischen und kulturellen Interesse dieses deutschen Vorpostenlandes mit seiner 900 Kilometer langen, von fremdem Volkstum umbrandeten Grenze. Schon in der Vorkriegszeit hat Ostpreußen sicherlich nicht immer die kulturelle Förderung in einer Entwicklung s ineS Schulwesens und Hochschulwesens erfahren, wie andere Ge biete. Eine großzügige kulturelle Förderung wirb Ostpreußen aber als Bollwerk deutschen Volkstums im Osten unbedingt erfahren müssen. Man sollte den Nutzen solcher Aufwendun gen nicht von heute zu morgen mit dem Rechenstift ziffern mäßig feststellen wollen, aber das eine steht fest, daß ohne solche fördernden Aufwendungen das deutsche Volk dereinst vor einer Schlußrechnung im deutschen Osten stehen würbe, deren Defizit tn politischer und kultureller Hinsicht niemals wieder ausgeglichen werden könnte. Wer von den in Preußen und im Reich an der Verant wortung sitzenden Politikern und Staatsmännern sich dis Mühe genommen hat, die besondere Lage Ostpreußens an Ort und Stelle zu studieren und das Land sowohl wie seine Leute unmittelbar auf sich wirken zu lassen, wird nicht müde wer den, neben der Fürsorge für die besetzten Gebiete eine starke Fürsorge auch für das abgetrennte Gebiet von Ostpreußen mit stärkstem Nachdruck zu betreiben. Ostpreußen muß wissen, daß es vom übrigen Deutschland nicht allein gelassen wird. Vr. Strefemann un- Vk. Eurtlus En Sraunschweig. Braunschweig, 20. Nov. Der Reich-Minister des Acußcren Tr. Stresemann und der RetchSwirt- schaftömtnister Dr. CurtiuS sind zur Teilnahme au der morgen hier stattftndenden Zentralvorstandssitzung ^-r Deutschen Volkspartet eingetroffen. Seschlüsse -er Internationalen Na-kokonferenz. Washington, 20. Nov. Sin Antrag, der obli gatorischen Schiedsspruch in Streitfragen zwischen Na tionen über die Konvention betreffend yunkentelegra- phie Vorsicht, wurde tn der heutigen Plenarsitzung der Internationalen Radiokonferenz angenommen. Groß britannien und Japan sprachen sich gegen den Antrag in seiner jetzigen Gestalt aus, die Vereinigten Staaten unterstützten ihn zwar nicht so eifrig wie Uruguay, Mexiko und Argentinien, stimmten aber schließlich doch dafür. Der P'on der Zuweisung von Wellenlängen an die verlch'edensn Nadiodienste wurde in der von der Kommission vorgeschlagenen Fassung Mgenymmen.