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Mer Tageblatt Freitag» äen II. November IS27. 22. Zshrgang --MM Anzeiger für -as Erzgebirge WM -rllg.di„afluk«r?g°bicg. «olhalteo» »le amtlichen Sekannkmochungen »e» kitt«, »er StoSt m,» »es Amtsgerichts flue. »-M,,».»«,». ftmi LNmtg n^ 1^, Nr. 2S3 «Zu -er Wacht am Mein gehört die Wacht an -er Weichsel!" Dr. Luther bei einer rrationalliberalen Wahlkundgebung in Danzig. Volk, eine Nation werde. Gr vertrat die Auffassung, Danzig, 10. Nov. Bei einer anläßlich! der be- vorstehenden Wahlen von der naitionalliberalen Aürger- Partei gestern abend in der Messehalle veranstalteten Kundgebung sprach Reichskanzler a. D. Dr. Luther über daS Thema .Deutsche Schicksalsgemeinfchaft". Der Red ner Lab zunächst! ^inen Ueberblick Über die durch! den Zusammenbruch Deutschlands geschaffene Lage, welche dringend erfordere, daß Deutschland ein einheitliches daß das Ostproblem eng mit dem pes Westens verbun den sei, obwohl auch .er ein OsUocarnv für Deutschland als unmöglich bezeichnete. ES gibt keine deutsche Zu kunft, sagte der Redner weiter, ohne den deutschen Osten, und die Erkenntnis wächst im deutschen Volke, daß zur Wacht am Rhein die Wacht an der Weichsel gehört. Lbamberlain über sartzrleaemprobim. - Et- Louis, lO.Nov. Der englische Außenmini ster Austen Chamberlain Hat an den gestern hier unter Patronat des Weltbundes für Internationale Freundschaft eröffneten „Kongreß de« guten Willens" ein Schreiben gerichtet, in dem er zum Ausdruck bringt, daß die Fortschritte, die die Sachs des Weltfrieden- ge- macht habe, sehr ermutigend sind. In unseren Tagen, so führt er u. a. aus, sind die Regierungen in bezug! auf die auswärtigen Angelegenheiten genau so gut dis Diener ihres Volkes, wie sie eS in bezug auf die inne ren Angelegenheiten auch sind. Die Fortschritte, dis die Sache des Weltfriedens gemacht habe, sind beträcht lich und sehr ermutigend gewesen. Man muß nur di jetzige Lage in Europa mit der Von vor vier Jahren vergleichen. Der Prozeß de» wirtschaftlichen Wieder- ausbaues, bei dem der Völkerbund große Hilfe geleistet habe, sei mit Riesenschritten vor sich gegangen, und nicht weniger bemerkenswert sind die Ergebnisse, dis auf dem Gebiete der Politik erziel« wurden. Da« Dawes- abkommen und die Loearnoverträgs haben «ins neu- Zett in der Geschichte eröffnet. Deutschland ist. wieder in die Gemeinschaft der Nationen ausgenommen und di« Befriedung und Versöhnung insbesondere zwischen den größeren Nationen nimmt von Tag zu Tag weiteren Umfang an. So tiefe Narben, wie die, dis der Weih' krieg hinterließ, verschwinden nicht schnell, aber dis be reits erzielten Ergebnisse zeigen, daß wir auf dem Wege sind und ebenso rechtfertigen sie ein ruhige» Der- trauen in die Zukunft. fimerlkarelse -es Relchskommlflars für -iuslan-sanleihen. Merlin, 10. Nov. Durch ein Nachrichtenbüro wurde die Meldung verbreitet, der Reichskommifsar für Ausländsanleihen Hans Krüger habe auf dem Dampfer ,FolumbuS" eine Reise nach Amerika angetreten. An diese Meldung haben sich verschiedene Kommentar« .der Blätter angeschlossen. Wie den Blättern mitgeteilt wird, besteht ein Zusammenhang Mit dem Reparations problem nicht. Nekeutenvermin-erung im Nheinla«-. Berlin, 10. Nov. Eine Notiz de» Matta" Vs» sagt, daß die zweite Staffel der Rekruten für das Rhein land um 3500 Mann verringert sei. Diese Verringe rung bedeute, wie die Blätter erfahren, nicht etwa eine neue Verminderung der Rheinlandbesatzung. Eine authentische Nachricht der französischen Regierung dürfte in der nächsten Woche zu erwarten sein. verabschke-ung -es kraftfahrzeugfleuergesetz- entwurfes durch -as Neichskabinett. Berlin, 9. Nov. Da» Retchskabtnett hat heute unter Vorsitz des Reichskanzler» den Entwurf eine» ! Kraflfahrzcuasteueraesetzes verabschiedet. Ter Entwurf ! steht von der Einführung einer Betriebsstoff-, Retfen- ! oder Ktlometersteuer ab und schlägt Feschaltung pm !Pauschalsteuershstem vor. Krafträder und Personen- ßkrastwagen sollen in Zukunft nicht mehr nach! Steuer- «Pferdestärken, sondern nach dem Hubraum besteuert wer den, und zwar sollen in Anlehnung an die geltenden Steuersätze für je 100 Kubikzentimeter Hubraum bei Rädern 8 Mark, bet Personenwagen 12 Mark erhoben werden. Tie geltenden hohen Steuersätze für stärker« Personenwagen sollen durch Fortfall der geometrischen Staffelung des Steuertartfes gemildert werden. Für ! Kraftomnibusse, Lastkraftwagen und Zugmaschinen blei ben Steuermaßstab und Steuertartf unverändert. Die Erhebung landesrechtlicher Abgaben von Kraftfahrzeu gen, sei es in Form von Beiträgen für außevgewöhn- "che Wegeabnützung (Vorausleistungen), set «S in Form von Wege« oder Brückengeldern, soll weiterhin unzulässig sein. Zur Abgeltung dieser Abgaben und im Hinblick auf die erheblichen finanziellen Erforder nisse der Wegeunierhaltung soll der Zuschlag zur Kraft- sahrzeugsteuer für das Rechnungsjahr 1928 in der glei chen Höhe wie bisher, nämlich auf 25 Prozent, festge setzt werden. Erleichterungen sollen geschaffen werde» durch Verbilligung der kurzfristigen Steuerkartenetn- führung, vierteljährliche Teilzahlung und Erweiterung der ErstattungSvorschrtften. Da» Steueraufkommen, da» für das Rechnungsjahr 1927 auf 150 Millionen Mark angenommen wird, wird für 1928 nach den Vor schlägen de» Gesetzentwurfes auf 160 Millionen Mark geschätzt. Die neue Regelung soll am 1. April 1-SS in Kraft treten, «t» da-in sollen die jetzigen Vor schriften weiter gelte». ' „Das Rheinland nützt uns gar nichts." Französische Einsicht. Pari», 9. Nov. Die „Volonte", das Blatt Catl- laux', befaßt sich heute in einem sehr bemerkenswerten Artikel mit dem Berliner Börsenkrach, den sie als eine direkte Folge der von Parker Gilbert an die Reichs regierung gerichteten Warnung ansteht. Einen der artigen Erfolg hätte früher Frankreich niemals durch noch so gewaltsame Mittel erzielen können. Weder die Besetzung der Brückenköpfe Düsseldorf, Duisburg und Ruhrort noch auch! Pie Besetzung des Ruhrgebiets habe in Deutschland eine Panik Hervorrusen können, die der heütigen an Schnelligkeit und Stärke verglichen werden könnte. Ter Beweis ist jedenfalls geführt, daß die Drohung mff einem internationalen wirtschaftlichen Truck aus Deutschland tausendmal wirksamer ist, als eine gewaltsame militärische Operation. Wenn die französischen Nationalisten diese Lehre nicht verstehen wollen, fährt die „Volonte" fort, so ist dies nur deshalb, weil sie immer noch irgendwelche Der ledige Beamte Beratung des Besoldungsgesetzes Berlin, 10. Nov. Der Haushaltausschuß de» Reichstages setzte die Einzelberatung des Besoldungs gesetzes bet 8 10 fort, der bestimmt, daß die ledigen Beamten geringeren Wohnungsgeldzuschuß erhalten. Nach dem geänderten Beschluß des Reichsrates sollen die ledigen Beamten die Hälfte des Wohnungsgeldzu schusses bekommen, was über die Regierungsvorlage hinausgeHt. Der Berichterstatter, Abg. Stetnkops (Soz.), vermißte eine Definition des.Begriffes „ledig" und bezeichnete es als fraglich, ob nicht überhaupt die Differenzierung verfassungsrechtlich ^bedenklich sei. Nachdem der preußische Ministerialdirektor Wehhe als Berichterstatter des WetchsrateS dis ReichSratSab- Eln Urteil über -le italienische Gewaltpolitik in Sü-tlrot. Wien, 10. Nov. Die „Wiener Neuesten Nachrich ten" schreiben zu dem Erlaß der italienischen Regierung, wonach der Gottesdienst in Südtirol nur in italieni scher Sprache abgehalten werden darf: „Tie italienische Regierung weiß gut, warum sie dem Südtiroler! Volk auch noch diese Wunde schlägt. Sie will es in« Herz treffen und nicht nur dem ganzen gottesfürchtigen deutschen Stamm die Heimat, sondern auch jedem Ein zelnen die Stätte der Andacht und Erinnerung an die Altvordern rauben, ihn entwurzeln. Aber das Matz! ist voll und wird überlaufen." politisch- Verhaftungen in Eü-tkrol. Wien, 9. Nov. Dio „Neue Freie Presse" meldet aus Innsbruck: In Täufers in Südtirol wurden 24 Männer verhaftet, die beschuldigt werden, am Jahres tage des Marsches nqch Rom Plakate mit dem Bild nis Mussolinis sowie Aufrufe mit Oelfarben überstrt- chen zu habe». «in Millionär al» Fälscher. Bari», 10. November. Der in Bari- wegen Fälschung ungarischer Wertpapiere verhaftete Bankier Blumegstein soli «in vermögen von 1b Millionen Dollar besitzen. Ein in sei nem Besitz assundener Koffer enthielt noch für SO Millionen Frank ungarisch» ÜLertpupter«. Pläne von einer Zerschlagung Deutschland» hegen. Je denfalls für jeden Klarseshenden ist die Wahrheit der These bewiesen, daß die Achtung vor dem TaweSplan von Deutschland viel schneller und leichter durch wirt schaftlichen Druck, al« durch irgendwelche militärische Mittel erreicht werden kann. Tas Rheinlandpfand nützt uns also gar nichts. Unsere Rettung liegt vielmehr in der prompten Reaktion der internationalen JtnanWelt, die am Dawesplan interessiert ist. Wenn man durch einen raschen Austausch unseres RheinlundpfandeS er reichen könnte, daß die Dawes-Obligationen, die bisher noch in den Kassenschränken Parker Gilberts verschlossen liegen, aus dem internationalen Markt ausgeboten und verkauft und von den Sparern der ganzen Welt ange nommen werden, dann könnten wir mit Ruhe und Si cherheit sagen, daß die Durchführung des Tawesplane» endgültig garantiert ist. im Harrshaltausschutz. Linderung vertreten hatte, verwies Ministerialdirektor Tr. Lotholz darauf, daß die preußische Vorlage den Standpunkt der Reichsregierung teile und daß zu den ledigen Beamten die verwitweten und geschiedenen nicht zu zählen seien. Abg. Torgler (Komm.) beantragte Streichung der Differenzierung. Abg- Lucke (Wirtschaftsp.) beantragte, daß den Ledigen vom 40. Lebensjahrs ab der volle Wohnungsgeldzuschuß bezahlt würde. Auch Abg. Schuldt (Dem.) bekämpfte diese Vor schriften, weil den Beamten dadurch! mehr entzogen werde, MS man ihnen durch den Einbau der Frauen zulage gebe. Ver Kongreß -er rumänischen nationalen Souernschaften. Bukarest, 10. Nov. Tie nationale Bauernpartei hat um die Erlaubnis nachgesucht, ihren allgemeinen Kongreß am 20. November in Karlsburg abzuhalten. Tie Erlaubnis soll erteilt werden, wenn die zu ent sendenden Delegierten mit Namen angegeben werden und wenn ein anderer Tagungsort gewählt wird. Vas Mellon-Serenger-fibkommen. Paris, 10. Nov. Nach einer Meldung des „Neu- hork Herald" aus Washington, erklärte der Borsitzend- deS Finanzausschusses, daß er es nicht sür opportun halte, die Ratifizierung de» Mellon-Berenger-Abkom- men» durch den Senat zu fordern, solange Frankreich nicht diese» Abkommen ratifiziert habe. To- eines englischen Militärfliegers. Der Fallschirm entfaltete sich nicht. London, 10. Nov. Bei einem Slug eines Mi litärflugzeuge» versagte gestern in der Nähe von Im- verhorne (Sussex) der Motor. Der Flugzeugführer und der Beobachter sprangen au» 400 Meter Höhe mit dem Fallschirm ab. Dr der Fallschirm de» Flugzeugführers sich nicht öffnete, stürzte er wie ein Stein ab und war sofort tot. Der Beobachter landete unversehrt. Die Maschine ist verbrannt.