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Nr. 243 Sonntag» äen IS. Oktober 1927 /luer Tageblatt --Eß-- /lnzeiser Mr -as Erzgebirge «<t*gramm»r Lagrdla« ^o.rrzg.btrg. Enthalte»- -le amtlich»« s»kon»1machuageu -es Rates -er Sta-t«»- -es Amtsgerichts /lue Pogschrck-Nonto- m«t L»wrts a». 1»», - 22. Zahrgang 600 Meter. D1230 wartet auf gutes Wetter zum Flug nach Neufundland. Horta, 18. Oktober. Es kann mitgeteitt werden, daß die D12SV heute nicht starten wird. D I230 auf äen Azoren gelanäet.!haw HMt es zunächst warten. Die JunkerSmaschine ' r, > und die Junkersmotoren haben glänzend gearbeitet. Die Flugstrecke ist etwa 050 Seemeilen, die in zehn Stun den zurückgelegt wurden. Die Flughöhe betrug 300 bis 600 Meter. (Bereits am Freitag durch! Extrablatt belanntgegeben ) Lissabon, 14. Okt. Da» JunkerSflugzeug D 1280, da» Heute früh in Lissabon abflog, ist heute nach mittag 5,10 Uhr in der Horta,Bai auf den Azoren glatt gelandet. Die 1800 Kilometer lange Strecke be nötigte nur 10 Stunden. Ruth ElSer auf -en Azoren Horta, 15. Okt. (11 Uhr deutscher Zeit.) Die amerikanische Fliegerin Ruth Elder ist hier an Bord des holländischen Dampfers „Barendrecht" eingetroffen. Das Junkersflugzeug D 1230 liegt im Hafen von Horta sicher verankert. Die Besatzung wartet klares Wetter ab. Gestern abend hat Regen eingesetzt, der noch heute.andauert. Der erste Zlugberkcht. Horta, 14. Okt. Die Besatzung der D 1230 ge währte den Pressevertretern auf Horta eine Unterre dung, in der u. a. ausgcführt wurde: Der Start von Lissabon erfolgte in der Dämme rung bet schlechtem Wetter. Auf See klärte sich das Wetter zunächst auf, doch trat gegen Mittag eine Ver schlechterung mit starken Nordwestwinden, hoher See, niedrigen Wolken und Regenschauern ein. Dicht bei den Azoren war die Wetterlage sehr schlecht. Um 1.15 Uhr mittags Greenwicher Zeit befanden wir uns über Ponta Delganda. Um 2,20 Uhr nahmen wir Zielrichtung, und die Ztellandung erfolgte im Ha fen von Horta. Die Besatzung und die Passagierin sind wohlauf und in bester Stimmung und sehr erfreut über den herzlichen Empfang auf Horta. Das weitere Ziel ist Neuh ork über Neufundland. Selbstverständlich ist jedoch der Weiterflug in dieser Jahreszeit von der Wetterlage stark abhängig, und des- v 1220 in Rmster-am. Amsterdam, 14. Okt. Tas deutsche Flugzeug D 1220 ist um 1,55 Uhr Amsterdamer Zeit (2,35 Uhr deutsche Zeit) nachmittags im hiesigen Marineflug hasen glatt gelandet. Die Besatzung beabsichtigt, mor gen früh nach Vigö weiterzufltegen. der Start -er d 1220 verschoben. Amsterdam, 15. Okt. Der Start deS gestern im Marineflughafen Schellingwoude gelandeten Hein- kel-FlugzeugeS D 1220 zur Fortsetzung des Fluges ist angesichts der sehr ungünstigen Wetterlage auf einen noch unbestimmten Zeitpunkt verschoben worden. >Sch!yn die gestern eingeholten Wetternachrtchten der Hambur ger Funkwarte, sowie der Amsterdamer meteorologischen Station lauteten ungünstig und die heute früh! einge troffenen ebenso. Hinzu kommt noch, daß! über Scheb- lingwoude und dem Amsterdamer U (sprich! „Et") das Wetter zurzeit sehr dick ist. dre französischen Süüamerkkaflieger in Srasilien gelan-et. Paris, 15. Okt. Die beiden französischen Flie ger sind von St. Louis (Senegal) kommend, gestern abend in Port Natal in Brasilien gelandet. Natal, 15. Okt. Coste und sein Begleiter Le Brie wurden auf dem Flugplatz, umringt von einer begeisterten Menge, durch den Gouverneur und hohe Militärs offiziell empfangen. Der Flug Costes bedeu tet die erste Uebersltegung des südatlantischen Ozeans ohne Zwischenlandung. Er dauerte 21z/, Stunden. Reooloeraltentat auf -en albanischen Gesandten in Prag. 2m Kaffee erschössen. Prag, 14. Okt. Die Polizei-Korrespondenz mel det: Der albanische Gesandte Cena Beg, gleichzeitig albanischer Gesandter in Belgrad, wurde heute abend in einem hiesigen Kaffee das Opfer eines Attentates. Ein lOjährtger Bursche, angeblich ein Mazedonier, stürzte sich in dem Augenblick, als der Gesandte in der Garderobe seine Oberkleider holen wollte, auf den Ge sandten und gab aus unmittelbarer Nähe einen Revol- verschätz auf ihn ab. Ter Gesandte brach zusammen. Das Publikum, das sich! auf den Täter gestürzt hatte. Übergab ihn der Polizei. Der Gesandte ist auf dem Transport ins Krankenhaus gestorben. Prag, 14. Okt. Zu dem Anschlag auf den alba nischen Gesandten wird noch gemeldet: Der Täter be suchte bereits seit drei Tagen das ,„Kaffee Passage". Heute hatte er unmittelbar am Eingänge des Kaffees in der Nähe der Garderobe Platz genommen. Der Ge sandte satz im ersten Stock des Kaffeehauses. Nach! dem Attentat übergab der Täter den Revolver dem Ober kellner und den Reisepatz dem ihn verhaftenden Schutz? mann. Augenzeugen des Attentates erklären, datz der Angreifer auf Cena Beg zweimal, und zwar von rück wärts, geschossen hat. Er wurde dem Poltzeikommissa- riat zugeführt, wo er einem Verhör unterzogen wurde, bei dem er erklärte, Algivtadh Bebt zu heißen und im Jahre 1904 in Elbassan in Albanien geboren zu sein. Er sei Student. Auf die Frage, warum er das Atten tat verübt habe, antwortete er, die Motive seien poli tischer Natur. Er habe Cena Beg erschossen, weil die ser seine Heimat Albanien an Jugoslawien verkaufen wollte. Nach dem Verhör im Polizetkommissariat wurde Bebi in die Poltzetdirektion übergeführt, wo das Verhör fortgesetzt wurde. Kleine Mel-unge». Berlin, 15. Okt. Im mitteldeutschen Braun kohlenbergbau ist am Montag mit dem Ausbruch eine» Streike» zu rechnen, nachdem alle gesetzlich vorgesehe nen Schlichtung-Verhandlungen zur Beilegung de» Kon flikte» gescheitert sind. Berlin, 14. Okt. Das Berliner Ttadtparlament lehnte gegen die Stimmen der Bürgerlichen die Bera tung über den Bau von 8000 Wohnungen ab. Ein neue» Projekt soll noch geprüft werden. Main-, 14. Okt. Einer der drei Engländer, die bei einem Obstdtebstahl den Feldhüter Haas in Kron berg niedergeschlagen hatten, Hat nunmehr die Tat Ein gestanden. Uükschäit, 18. Vkt. Gestnst wurden auf dem Lemberger Flugfeld vier Mitglieder der geheimen ukrainischen MtlitLrSrganlsatiön unter Sptonqgever- dacht dechaftet. Warschau, 15. Okt. Im Laufe des gestrigen Ta ge» sind 14 Litauer wegen angeblicher Tätigkeit gegen den polnischen Staat als lästige Ausländer au» Pole" auSgewtesen worden. Prag, 14. Okt. Mach einer Wahlversammlung in BanSka Bhstrtcka wurde der tschechische Minister für Gesundheitswesen von der Menge mit Steinen bewor fen. Der Minister blieb unverletzt. Mehrere Verhaf tungen wurden vorgenommen. Wilna, 14. Okt. An der litauisch^polnischen Grenze wurden erneut litauische Grenzposten von Pol nischen Grenzsoldaten beschossen. London, 15. Okt. Bet S'chutschau, ungefähr 42 Meilen von Peking entfernt, kämpfen seit gestern di, Peking, und Schansi-Truppen. Der Geschützdonner ist in PMng deutlich »u hören. Pari», IS. Ltt. Nach einer Meldung der ^Lht- eago Tribüne" au» Peking, sollen die Südtruppen die Armee Tschangtsoltn» Lei Schutschau geschlagen haben. 90 Jakre äeutlcker Vereinsarbeit im Lüäolten Europas. Als König Otto in Griechenland elnzog, brachte er leine „Bayern mit und einen arotzen Teil seiner zukünftige« Beamten, die das junge Königreich organisieren sollten, bi» lelbständia, leine Angelegenheiten ordnen könne. Do natürlich so viele Deutsche erschienen, war es unvermeidlich, datz sie auch bald Vereine gründeten. Schon in der ersten Residenz Nauplia entstand im Jahre 1834 die Minerva", die den ersten Zusammenschluß der Deutschen in Griechenland bildete. Wer bereits im folaenden Jahr« wurde sie Haupt- stadt Griechenlands nach Athen verlegt, und damit zoa auch der graste Teil der Deutschen aus Nauplia hinüber in die neue Stadt am Fuke derAkropolis. Die Minerva ging ein und es bildeten sich zwei neue Vereine, „Die Schnellst«!«* und die „Philippabusla". Die ersteren Latten ein Vereins lokal in der damaligen HephäoSstratze und vereinten haupt sächlich die Bayern, während in der letzteren die Hessen und Nassauer in erster Linie zusammenkamen. Beide Vereine aber waren von kurzem Bestände. Ihre Mitglieder wurden in zwei Neugründungen aufaenommen, die „Concordia" und de« „Frohsinn", denen als dritter ein Zusammenschluß der Offi ziere und Beamten unter dem Namen „Zum grünen Baum" folgte. Der letztere war anscheinend der vornehmste. Am 3. Oktober 1835 vereinigten sich im „Gasthau» zum Krebs" eine Anzahl Deutscher und hoben eine Verbindung unter dem Namen „Flibusti a" aus der Taufe, die Haupt- sächlich den Humor und den Frohsinn pflegen sollte und di« sogar ieden Sonnabend ein von ihren Mitgliedern selbst redi giertes Blatt „Der Flibustier" verausgab. Der ungefähr k>0 Mitglieder zählende Verein löste sich aber im Septemler 1887 wieder auf, und an seiner Stelle entstand am 16. September 1837 die „Deutsche Gese lschaft Philadelphia", die bis zum heutigen Tage ununterbrochen bestanden hat, während alle anderen Vereine im Laufe der Zeit verschwan den. Die Philadelphia zählte unter ihren Mitgliedern be sonders die mittleren Beamten und in Athen ansässige Kauf leute und Angestellte, und sicherlich ist'es diesem am zähesten aushaltenden Mittelstand zu banken, datz die Philadelphia nicht wie die erste Athener Gründung „Die Schnellsegler" eben so schnell strandete, sondern sich selbst durch die schwierigsten Zeiten hindurch gehalten hat. Ursprünglich kam man in einem aemieteten Lokale zusammen, über auch schon damals wie heute scheinen die Mieten erheblich hoch gewesen zu sein, denn man fatzte am 20. November 1847 den Bqschlutz, ein eigenes Vereinshaus zu bauen, das bereits am 11. Stiftungstage, cm 16. September 1848, bezogen werden konnte. Die „Philadelphia" hat in dem Zeitraum von SO Jahren viele frobe, aber auch viele trübe Tage gesehen. Bereit» 184.-' brachte Hst Einführung der Verfassung eine grotze.Entlassung der Fremden, in diesem Falle hauptsächlich der Deutschen, mit sich. Noch schlimmer aber sollte es 1862 werden, als König Otto infolge einer Revolution mit seiner Gemahlin Amalw Griechenland verlassen mutzte, und mit ihm auch die arötzce Anzahl seiner deutschen Landsstute in die Heimat abreiste. Man sieht dies am besten daran, dak von den fünf Vorstands mitgliedern der Philadelphia plötzlich nur einer im Laube verblieb und die Mitgltederzahl aus 21 Mitglieder herabsank. Die Verwaltung des Vereins stand einige Monate überhaupt still, und es wäre beinahe zu seiner Auflösung gekommen, Hüt ten nicht die wenigen verbliebenen Mitglieder ihn um alle Klippen glücklich herumgebracht. Die „Philadelphia" tagt heute noch in dem damals ge bauten Veretnshause, das allerdings im Laufe der Zeit eine Menge von Umbauten erfahren hat. Sie entwickelte sich und war vor dem Kriege das Zentrum sämtlicher deutschen Lands leute und galt als angesehener Klub; in ihm verkehrten auch die besseren griechischen Familien gern und besuchten bei Fest lichkeiten mit Vorliebe die Philadelphia. Im Weltkriege bff. nete der Klub seine Tore allen in Athen ansässigen Deutschen und suchte durch Anschlag der amtlichen Depeschen bas Der- trauen der Landsleute zu heben, die sonst meist nur auf die feindlichen Nachrichten angewiesen waren. Mit der im Juist 1917 erfolgten Besetzung des neutralen Griechenlands durch die Entente mutzte der Verein seine Morten schltetzen; alle Gegenstände, die irgendwie wertvoll waren, wurden in Sicher heit gebracht. Vom Jahre 1917 bis 1921 wurde das Verein«. Haus der „Philadelphia" von der Griechischen Regierung be- kchlaanahmt und in ein Heim für erholungsbedürftige Front krieger umgewandelt. ES muh hervorgehoben werden, datz während dieser Besetzung die Vereinsräume schonend behandelt wurden, es entstanden nur durch die natürliche Wnutzung einige Schäden. Das VereinShaus wurde wieder hergerichtet, doch da kam 1922 die griechische Katastrophe in Kleinasien, die den Einbruch der Flüchtlinge mit sich brachte. Auch di eben wieder neu eingerichtete Philadelphia mutzte ihre Räum lichkeiten zur Unterbringung der unglücklichen Opfer des Feld zugs in Kleinasien Vergeben, die bis 1924 dort untergebracht blieben. Diese schweren Zeiten sind nun glücklich vorüber, doch ist es noch nicht gelungen, die Räumlichkeiten wieder w gemütlich und deutsch einzurichten, wie ehedem. Lrotzbem ü der Verein wieder Neu üuMeöt, seins Mttaliebsr-ahl ist auf über ISO anaswEen. Im Verein mit de« Deutschen Schule sande» Mäwlich im Winter i>eustch« «orträae Mr alle Wissensgebiete statt, die einen regen Besuch auch von letten b« deutschsprechenden Griechen aufwiesen.