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Mittwoch, «len S. Oktober 1S27 /luer Tageblatt -E- Anzeiger für -as Brzgebrrge «v.«.- «ochow»» »I. -Mich-» S-k-»n»m-ch»«ge° NM, S°° «a»t »»» »«, ,«. 233 Ltt»i fi,oi» i^nhr^Äoo Die erlassenen Amnestien Mehrere Tausend begnadigt. Darunter neunzehntel Linksradikale. erstreckt. Neun Zehntel aller Begnadigten sind radikal links gerichtete Personen, darunter sind solche, die mit Zuchthausstrafen für Sprengstoffdelikte belegt wurden, wobei erhebliche Reststrafen erlassen werden. Kerner kommen eine Reihe von Fälle sogenannten literarischen Hochverrates in Frage. Auch hier stud Strafermäßi gungen und Straferlaß von Resten zu verzeichnen. Wie bekannt, fällt der Fall Hölz und die Personen, die am Rathenaumord beteiligt sind, nicht unter die Amnestie. Eine Aktion -er polnischen Behörden gegen die Beschwerde der deutschen Gutsbesitzer beim Völkerbund. Verlier, 4. Okt. Eine Lists der begnadigten Per» pme« dekanntzngeSen, beabsichtigt das Reichsjusttzmi- nisterium, wie den Blättern mitgetetlt wird, nicht. Auch dl« Länder dürften eine solch« Absicht nicht haben. Es bändelt kW um viel« Lausende. Sine Reihe von Ein» gaben aus dem Kreise der von der Amnestie Betroffe nen bitten, ihre Namen nicht zu nennen. Ueber Um fang und Art der Gnadenbeweise kann gesagt werden, daß dis Amnestie keineswegs einseitig nach rechts sich Warschau, 4. Okt. (Vom Privatkorrespondenten des WTB.) In den letzten Tagen des September wur den in sämtlichen Kreisen der Wojewodschaften Posen und Pomerellen die deutschen Gutsbesitzer in die Sta- rosteten berufen. Hier wurden von den Starosten oder ihren Vertretern versucht, von den deutschen Gutsbe sitzern eine schriftliche Erklärung zu erlangen, daß sie mit der Beschwerde an den Völkerbund betreffend ein seitiger Belastung des deutschen Grundbesitzes durch die polnische Agrarreform, die im Namen der deutschen Gutsbesitzer von den Herren v. Blücher und Rodenacker etngereicht worden ist, nichts zu tun haben. Dabei wurde festgestellt, daß die betreffenden Starosten auf Grund einer Verfügung handelten, die folgenden Wortlaut trug: „Da die Herren v. Blücher und Rodenacker im Sekretariat des Völkerbundes eine Beschwerde wegen einseitiger Belastung des deutschen Grundbesitzes durch die Polnischs Agrarreform eingereicht haben, Verden Sie beauftragt, sich darum zu bemühen, daß Reichsbefol-ungsor-nung unü LänSer Berlin, 4. Okt. Heute vormittag fand unter dem Vorsitz de» Preußischen Ftnanzmintsters in den Räumen de» Preußischen Finanzministeriums eine Kon ferenz der Länder statt, die sich mit der Besoldungs reform Md vornehmlich mit der Deckung der durch sie den Ländern entstehenden Kosten beschäftigte. Vertre ter fast aller Länder waren anwesend, die ihre Berech nungen der erheblichen Mehrkosten vorlegten und über einstimmend forderten, daß das Reich nach Vorlage der neuen Besoldungsordnung nun auch die Pflicht habe, die Länder bet der Aufbringung der Kosten hinreichend zu unterstützen. Berlin, 8. Okt. Unter dem Vorsitz des Reichs kanzlers fand heute nachmittag in der Reichskanzlei eine eingehende Aussprache der Mitglieder der Reichs regierung mit den in Berlin anwesenden Staats- und Ministerpräsidenten der deutschen Länder über eine An zahl der bedeutendsten schwebenden politischen Probleme statt. E» herrschte Uebereinstimmung darüber, die eben beginnenden Beratungen deS Reichsrates über das Schulgesetz, die Besoldungsreform und das Liquida- ttonsschädengesetz allseitig so zu fördern, daß die ent sprechenden Verhandlungen de» Reichstage», wie beab sichtigt, am 17. d. M. beginnen können. Die wettere Beratung mit den Vertretern der Länder führte zu einer grundsätzlichen Erörterung de» staatsrechtlichen Verhältnisse» zwischen Reich und Ländern. Angesichts der großen und geradezu ausschlaggebenden Bedeutung dieses Problems wurde eine Sondersitzung von Ver tretern der Reichsregierung und der Länderregterun- gen in Aussicht genommen. Tie Beratung auf dieser Sondertagung soll durch Referate und Korreferate ein geleitet werden. In der Einzelderatung standen Metz, ltch di« Besoldungtresorm und da» Steuerrahmengesetz im Vordergrund« d«r Erörterungen. Tie eingehende Aussprache diente der gegenseitigen Orientierung über die verschiedenen Auffassungen. Beschlüsse wurden nicht gefaßt. Sie womöglich eine schriftliche Erklärung von jedem der Herren erzielen, daß er keine der obenerwähnten Personen ermächtigt habe, in seinem Namen vor dem Forum des Völkerbundes aufzutreten. Eine eventuell erlangte entsprechende Erklärung ist sofort der Wojwodschaftsbehörde einzusenden." Ter Vorsitzende der deutschen Vereinigung, Abge ordneter Naumann, hat an den polnischen Innenmi nister einen Brief gerichtet, worin er ersucht, daß die Wojwodcn von Posen und Pomerellen angewiesen wer den, bet den Starostsn die sofortige Einstellung der Befragungsaktton zu verfügen. die polnischen Militär fliege« freigelassen. Berlin, 4. Okt. Die beiden polnischen Militär flieger, die bei Hindenburg landeten, sind, wie den Blättern mitgeteilt wird, freigelassen worden, nachdem sich herausgestellt hatte, daß sie sich nur verflogen hatten. In Ergänzung zu dem Bericht des WTB. über die gestrige Aussprache von Mitgliedern der Reichsregte- rung mit den in Berlin anwesenden Chefs der Länder regierungen erfährt der „Lokalanzetger", daß die Fn- aussichtnahme einer Sondersetzung von Vertretern der RetchSregterung und der Länderregterungen mit beson-i derer Rücksicht auf die Besoldungsreform erfolgt sei. Eine Neugestaltung der Beziehungen zwischen Reich und Ländern sei in mancherlei Gestalt denkbar; sie könne durch eine Verfassungsänderung oder aber durch eine Aenderung des Finanzausgleiches vorgenommen wer- , den. Was die Besoldungsreform anbetrifft, so vertre ten nach wie vor die Länder den Standpunkt, daß sie bet Durchführung der Reform vom Reiche unterstützt werden müßten. In der gestrigen Besprechung soll sich nach dem oben zitierten Blatt Pie allgemeine Ueber- zeugung ergeben Haben, daß den Ländern doch irgend wie geholfen werden müsse. Weitere Beratungen wür den bereits heute in einer neuen Konferenz beginnen, zu der der preußische Ftnanzmtntster die Finanzmini ster der anderen Länder etngeladen habe. Hinsichtlich des SteuerveretnhettlichungSgesetzes wird im „Lokalan zeiger" bemerkt, daß es voraussichtlich nicht so rasch werde erledigt werden können. Gegen da» Gesetz lägen vor allem schwere grundsätzliche Bedenken der süddeut schen Länder vor. (Nach, dem „Berliner Tageblatt" kommen diese Bedenken von bayerischer Sette.) Das LiqutdationSschädengesetz hingegen dürfte im Retchsrat wahrscheinlich eine große Mchrheit auf dem Boden der Regierungsvorlage finden. Von Bedenken des Repa rationsagenten gegen das Gesetz ist laut „Vossischer Zeitung" den zuständigen Stellen nichts bekannt. Sinbrrufung -er Bozialöemokratischen Relchstags- frakrlon. Berlin, 4. Okt. Die Fraktion der SPD. ist zu ihrer ersten Sitzung nach den Sommerferien auf Frei tag, den 7. Oktober, sinberufen werden. Tagesordnung: Stellungnahme -um Retchsschulgesetz. Keicksprasiäent von Hinäenburg an äas cieuische voik. Berlin, 8. Okt. Reichspräsident Von Hindev bürg läßt folgenden Erlaß bekanntgeben r „An da» deutsche «olßi > > Aus dem ganzen Vaterlands, von Angehörigen aller Schichten des deutschen Volke» und von zahlrei chen Deutschen jenseits unserer Grenzen, di« sich mit der alten Heimat in diesen Lagen besonder» verbunden fühlten, sind mir zu meinem 80. Geburtstag viel« Tausende von Glückwünschen und Zeichen treuer Ge sinnung beschert worden. Meinem Geburtstagswunsche, durch Beschaffung neuer Mittel die große Dankesschuld abtragen zu Helsen, die wir alle den Kriegsbeschädigten und Kriegshinterbliebenen gegenüber tragen, ist durch die aus allen Kreisen unseres Volkes und von den Deutschen im Auslands bereitwillig gegebenen Beiträge zur Htndenburgspende in herzerfreuender Weise Rech nung getragen worden; der schöne Ertrag dieser Samm lungen wird dazu helfen, manche Not unter den Opfern des Krieges zu lindern. Gern würde ich allen, die sich so in Wünschen und Gaben zusammensanden, einzeln danken, aber die große Fülle dieser Geburtstagsgrüße macht e» mir un möglich. Mir bleibt daher nur übrig, allen, hie am gestrigen Tage dem Gefühl der Verbundenheit mit.mir und meinem Streben für das Vaterland so gütigen Ausdruck! verliehen haben, auf diesem Wege meine herzlichste Dankbarkeit zu versichern und ihnen zu sa gen, daß mich, ihr Gedenken tief gerührt und herzlich erfreut hat. Mit gleichem Empfinden habe ich die Be grüßung entgegen genommen, die mir gestern bet mei ner Fahrt durch, die Straßen Berlins von der Studen tenschaft. den kameradschaftlichen Verbänden und den übrigen Organisationen und Vereinen sowie von den vielen Tausenden meiner Mitbürger zuteil wurde. In besonderer Erinnerung werde ich die so eindrucksvolle Huldigung behalten, die mir die deutsche Fugend, der unsere Arbeit und unser Hoffen gilt, im Stadion in so herzlicher Weise darbrachte. Ihnen allen gilt mein inniger Dank! In diesen verschiedenen Kundgebungen sehe ich nicht nur die Ehrung meiner Person, sondern da» ge meinsame Bekenntnis zum Vaterland, zur Gemein schaft des deutschen Volkes, das trotz aller Not.und Sorge des Tages hier freudigen Ausdruck! fand. Da» erfüllt mich mit besonderer Befriedigung und stärkt in mir die Hoffnung, daß da» Streben nach Einigkeit unv Zusammenschluß den Kampf der Meinungen und den Widerstreit der Interessen in unserem Volke überwin den wird. Möge ein jeder, der gestern meine« in Worten und Grüßen gedacht hat, an seiner Stelle an diesem Werke der Einigung Mitarbeiten und zur Er reichung dieses großen Zieles, in dem unsere Zukunft liegt, mit helfen! Berlin, den 8. Oktober 1827. (gez.) v. Hindenburg, Reichspräsident." Anerkennungsschreiben Hknöenburgs an üen Polizeipräflöenten. Berlin, 3. Okt. Der Reichspräsident hat an den Polizeipräsidenten von Berlin ein Schreiben gerichtet, in dem er dem Kommando wie den Polizeiofftzieren und Poltzeimannschaften seine aufrichtige Anerkennung und seinen herzlichsten Dank für ihrs besondere Mühe waltung am gestrigen Tage auSsprtcht. Norwegen grüßt hkn-enburg durch Radio. Ter norwegische Sender von Oslo hätte am Sann- tag abend 8 Uhr sein Konzert unterbrochen und de« Sprecher übermittelte in deutscher Sprache Hindenburg die herzlichen Glückwünsche de» norwegische« und sprach, den Wunsch aus, daß Deutschland wieder hoch kommen möge; dann sang er die deutsche Natt»«»»' Hymne. — > . j . Vie amerikanische presse über die htn-enbmgfeier« in Serlin. Washington, S. Okt. Die Zeitungen bringe« ausführliche Beschreibungen der Htndenburg-Feiern in Berlin. Alle Schilderungen sind außerordentlich freund lich und voll Bewunderung für die große Liebe, die der Reichspräsident im deutschen Volke genieße, und di« den Parteihader vollkommen habe vergessen lassen. Di« Zusammenstöße -wischen Stahlhelm und dem Roten Frontkämpserbund werden kurz erwähnt. Baltimore Sun" nimmt auk den Lei! der Beschreibungen, der von dem starken Nr'ktretsn alter militärische? Uniformen be richtet, Be-ug und erkläre e« sei nur natürlich, daß di« Besprechungen der Reichsregierung mit den Vertretern der Länder. Besoldungsreform und Steuerrahmengesetz im Vordergrund.