Volltext Seite (XML)
/luer Tageblatt 22. Jahrgang Das Programm der «-lothringischen Autonomisten der Ueberreichuna deren Anfertigung übertragen worden Rotwild-Jagdrevier die deutschen üer Tschechoslowakei gratulieren. P'rag, 30. Sept. Eine Deputation der deutschen Nationalpartei überreichte dein deutschen, Gesandten in Prag eine Künstlerisch ausgeführte Älückwunschadresse zur Weiterleitung an den Reichspräsidenten von Hin denburg, in der dem Führer der deutschen Heere zum Siege in hundert Schlachten, dem Vorbilds deutscher Treue und Pflichterfüllung in schwerster Not, dem Schirmherr» deutscher Ehre gegen die Schmach der Kriegsschuldlüge, dem Mahner zu deutscher Einigkeit als Weg zu deutscher Macht, die in der deutschen Na tionalpartei zusantmengeschlojsenen Sudetendeulschen zunr 80. Geburtstag ehrfurchtsvollsten Glückwunsch! ent- bieten. 6. Elsaß.LotHringen must seine eigene Staats bank und seine Postverwaltung haben. «> I' Die Bodenretchtümer müssen Eigentum des Voltes werden. 8. Vereinigung der elsässischen Soldaten in eigenen Formationen. 9. Tie Sozialversicherung muß, aufrechterhalten und verbessert werden. 10. Städtische Einrichtungen müssen aufrechter halten und die städtischen Freiheiten verstärkt wer den. 11. Eine Arbeitcrkammer muß, begründet wer den, um die Zahl der Konflikte zwischen Arbeit gebern und Arbeitnehmern zu vermindern, 12. Eine vollkommene Neuregelung der Steuer muss erfolgen, die den Bedürfnissen des Landes und seinen Entwicklungsmögltchkeiten entspricht. 13. Eine besondere Zollzone für das Elsaß muh eingefühpt werden. 14. Besondere Schulen für die Landwirtschaft, das Handwerk und für Handelsangestellte müssen ge schaffen werden. 15. Tas Stimmrecht für die Frauen muß ge währt werden. 16. Aufrechterhaltung des status quo in Schule und Kirche. 17. Entschädigung der Opfer deS Krieges, der Revalorisierung von 1919 und der Inhaber deut scher Kriegsanleihen. Reise cles Reichskanzlers in ciie besetzten Gebiete. Der Reichskanzler wird, wie die Blätter melden, in seiner Eigenschaft als Minister für die besetzten Ge biete, vom 10. 'bis 12. Oktober die besetzten Gebiete besuchen. Am Montag, den 10. Oktober, wird in Koblenz eine Besprechung mit dem ReichSkommissar für die besetzten Gebiete vor sich gehen. Sodann wird der Reichskanzler eine Besprechung mit dem Preußischen Oberpräsidenten haben. Der ReichSkommissar wird am Nachmittag um 4 Uhr die Presse der besetzten Gebiete zu sich bitten. Am Dienstag wird die Reichsvermögens- verwaltung besucht werden. ES erfolgt dann die Wei terreise nach Mainz, wo dem Vertreter des besetzten Gebietes Gelegenheit zur Rücksprache geboten wird. Am 12. Oktober ist der Reichskanzler in Speyer und trifft dort mit dem bayerischen Vertreter zusammen. Am Donnerstag wird er wieder in Berlin eintreffen. »A- für flu-Vürtt-e -te poftanstalten ««!»«»««. — «rfitzeint roirktSgUch. r«rasprrch.-,nH,uS Nr. ss. Sept. Die „Zukunft" hat jetzt das Ws der neugegründeten Partei der ersaß-lothringischen Autonomsten veröffentlicht, das pariser Blättern folgendermaßen wtedergegeben Dio eksaß,lothringische Rasse und Art.mutz aufrecht erhalten und unterstützt werden. 2. Die deutsche Sprache muß vte Grundlage des Unterrichts werden und den ersten Platz in der Schule, in der Rechtsprechung, Verwaltung und in der Ktr- che etnnehmen. . 3. Die Berwaltung des Landes muß den Be dürfnissen des Landes entsprechen und aus dem Lande Gebürtige müssen an seiner Spitze stehen. 4. Die Rechtsprechung muß verbessert werden. Dia Wiedereinführung üer Schöffengerichte wird ge fordert. Die Schwurgerichte müssen ihre Verhand lungen in deutscher Sprache führen. Alle Schwur gerichts- und sonstige Urteile, bei denen der fran-, Mische Nationalismus die Wagschale zu Ungunsten der Angeklagten hat beeinflussen können, müssen be seitigt werden. Den Opfern der Ausschüsse zur Prü fung der Naturalisierungsanträge müssen Entschädi gungen gezahlt werden. Die Strafanstalten müssen reformiert werden. Die Todesstrafe muß abgeschafft wvrden. Die Verbüßung der Strafen muß innerhalb des Landes erfolgen. 5. Tie elsaß-lothringisch en Eisenbahnen müssen Eigentum des elsaß-lothringischen Volkes werden. Selttäge Zur hlnüenburgspenüe. Die Badische LnndeSregteruna bat beschlossen, an die Stelle offizieller Feiern der LandeSbehördcn zum Geburtstage des zu ehrenden Reichspräsidenten nach seinem Wunsche einen Beitrag zur Hindenburgspend« treten zu laßen. Dem Vorgehen des Rheinischen und des Pommerschen Städleages hm sich nun auch der OstMeußischc Städtetag angeschloßen mit dem Beschlüsse, unbeschadet aller behürdlichui Maßnahmen zn Hindenlnnas Ehrung, der Hindenburgspenbe «ml se 1000 Einwohner 85 NlM zu ilberwrtsen. An nninhgfte.reu Städtebeilrägen sind r« nennen: tiie 10 000, Mannheim 6000. Erfurt 5000, Vrieg 4000, Frankfurt a. O. 8750, Krefeld 8300, Dessau E, Freiburg und Hamm je 2500, Schncidemühl, Beuthen/O. Schl., Göttingen und Remscheid ie 2000 und viele Eingänge von 1000 bis 1500 RM. Die Kreise beteiligen sich im allgemeinen mit Be trägen 1000 SM: hervorzubeben sind: Kreis Eßen mit 4000, AeiS Ovladm mit E Kreis Heide mit 2000, Kreis Husum mit 1500 iM ulw. Mecklenburgs Ehrengabe zu Hln-enburgs S0. Geburtstag. Schwerin, 29. September. Wie die „Mecklenburgische Teilung" erfährt, wird die mecklenburgische Staatsreaieruna dem Reichspräsidenten als Ehrengabe die Fagdgerechttgkeit in dem Forstbezirk Jasnitz verleihen. Diese Verleihung, wird dem Reichspräsidenten angekündigt mit einer künstlerisch ausgestatteten Urkunde, dem Kunstmaler Otto Wenzel-Schwerin ist. Das Revier Aasnitz ist das beste Mecklenburgs. Es liegt etwa 1^ Meilen nordwestlich Lud wigslust und Umsatz: 5600 Hektar. Großbritanniens Haltung in äer ^angerkrage. Dep diplomatische Berichterstatter des „Tsatlh Tele graph" führt zu der bevorstehenden Zusammenkunft zwischen Chamberlain und Prtmo da Rivera in Bar celona, die in einem Teil der übrigen Presse beträcht liches Aufsehen erregt hat, aus: Der britische Stand punkt zum künftigen Statut Tange'rS sei vollkommen unverändert. Großbritannien stehe weiterhin zu dem Grundsätze der Internationalisierung der Tangerenklade im weitesten Sinne ohne ausgesprochene oder überra gende administrative Kontrolle Frankreichs oder Spa niens. Großbritanniens Haltung müsse weiterhin ge leitet werden von der Erwägung, daß eine Flotten- Schlüsselstellung in Tanger mit Bezug auf die Meer enge von Gibraltar nicht in die Hände irgend einer Macht übergehen darf. Raibenau. Bon Gerhart Hauptmann. Berkin, 29. September. Im Plenarsaal des RcichswirtschaftSrateS fand heute abend anläßlich des 60. Geburtstages Walter Rathenaus eine Feier der Waller Rathenau-Sttstung statt, zu der zahlreiche Vertreter der Reichs», GtaatS- und öffentlichen Behörden, des diplomatischen Korps, der Länder und der Parlamente erschienen waren» Der Vorsitzende der Walter Rathenau-Stiftung teilte in seiner Begrüßungsansprache auch mit, daß der Reichspräsident einer Erweiterung des Kuratoriums zugestimmt habe, und daß nunmehr noch GevHart Hauptmann, Bernhard Dernburg, Josef Wirth und Reichstagspräsident Löbe dem Kuratorium bcitreten würden. Neichskunstwart Tr. Redslob berichtete so dann über die Stiftung im einzelnen und über die Arbeiten, die in Vorbereitung sind, um die Werke Walter Rathenaus zu erhalten und in seinem Sinne fortzusetzen. Gerhart Hauptmann sprach dabei folgende Worte des Gedenkens: Es ist unmöglich, über Walter Rathenau zu reden und ganz außerhalb des Gebietes der Politik zu blei ben. Die universelle Begabung dieser Persönlichkeit würde es zwar durchaus erlauben. Aber die Tragik eines großen politischen Schicksals, dessen Opfer er wurde, wird dabei immer, und besonders in diesem Augenblick, Mitschwingen. Verglichen mit dem Leben des einzelnen, besitzt ein Volk relative Unsterblichkeit. Oder vermöchte ein Deutscher von heut, selbst wenn er durch fünfundsechztg und mehr Jahre in das Leben htnetngewachsen ist, et was Wahrhaftes über die Geburtsstunde des Deutsch tums auszusagen, oder seine in unendlicher Ferne lie gende Stunde des Todes? Nein! Der einzelne wird aus dem Volkstum geboren und stirbt in das Volks tum wieder hinein. Rathenau ist nur eines unter den zahllosen Opfern, die ein Volkstum immer gefordert hat. Kriege, Kriege und wieder Kriege füllen die bei den christlichen Jahrtausende, und der, soll man sagen: friedliche Krieg hat nie aufgchört. Bekenner auf allen Gebieten haben Ueberzeugungen, die ihnen irgendwie das Wohl ihres Volkes, das Wühl der Menschheit be deuteten: mit ihrem Tode besiegeln müssen. Diese Er kenntnis kann uns aber nicht veranlassen, in diesem Augenblick, wo wir die sechzigste Wiederkehr des Ge burtstages eines Märtyrers feiern, objektiv, das heißt gemütlos zu sein. Wir sind einzelne, uns ergreift da« Schicksal des einzelnen. Bei mir aber handelt es sich noch um mehr, da ich in Walter Rathenau einen nahen und nächsten Freund verlgr. Ich habe gebeten, die wenigen Worte meines Nach? ruseS am Schluß dieser Feier sagen zu dürfen. Sie sollen, so habe ich mir vorgesetzt, nur in ein schlichtes Bekenntnis ausklingen. Ta ich Gott sei Dank außer halb der Bereiche der großen Verbissenheiten unseres öffentlichen Lebens stehe, bin ich zwar durch da» Wis sen davon schmerzlich berührt, aber unbeirrbar durch sie in meinem Urteil. Walter Rathenau war ein Vo0> bürtiger, wahrer und tiefer deutscher Patriot, wenn es je einen gegeben hat. ! Die Tatsache seines lebenswichtigen Wirkens im Kriege ist bekannt. Sein verzweifelter, wenn auch nutz loser Ruf nach dem letzten Aufgebot bleibt rührend und unvergeßlich. Ein an sich unkriegerischer Mann wird im Augenblick naher Verzweiflung kriegerisch. ES war Rathenaus mrpopulärster Augenblick. Ich würde denken, das seien sprechende Tatsachen. Wer aber, wie ich, mit Walter Rathenau Nächte hindurch in Kummer und Sorgen das deutsche Schicksal erwogen hat, bedarf der Sprache dieser Tatsachen nicht, um zu erfahren, wie dieser Mann mit jeder Faser seines Wesens, seine« Herzen» mit dem Wohl und Wehe unseres Vaterland«« verbunden gewesen ist. Ich habe Ihn unter Depressio nen gesehen, die ihm sein eigene« Leben wertlos Mach ten, ak» sich der deutsche Horizont mehr und mehr verdüsterte. Wenn er mich dann verlassen hatte, nach« dem ich, mit dem Aufgebot meines ganzen Optimis mus ihn nicht hoffnungsvoller zu stimmen vermochte, ist dieser mein Optimismus zuweilen für lange Zeit gleichsam gelähmt gewesen. Walter Rathenau, wieder« hole ich, war ein dottbürttger, wahrer und tiefer deut' scher Patriot, wenn es 1« «inen gegeben hat. Die meisten Menschen sind denkfaul und denke« . nicht, da» ist eine trübe Tatsache Andere sind mit einem peinlichen Denkfletß behaftet und tun etwa« mit großem Eifer, was sie für Denken halten, was ein noch viel trüberer Umstand ist. Andere denken richtig und vergehen sich! als Fälscher am eigenen Denken, was da« N^rrsH^rrlichsts W. Dies« traurig« Tatsache bringt e« mit sich, daß ein solche» LMM« m* /suzelger Mr öas Erzgebirge »k °Ech°° Na,-- — 230 Sonnabenä. äen 1. Ok'obor iay7 Vie polnischen Melheverhanülungen gehen weiter, j Warschau, 30. Sept. Die Verhandlungen über den Abschluß der polnischen Stabiltsierungsanleihe sind gestern in aller Form wieder ausgenommen worden. Nach einer in hiesigen Finanzkreisen verbreiteten An sicht beharren die Polen auf einem EmisstonSkurS von 92, während die amerikanischen^ Banken auf dem Kurs von SO beharren. Bon der Neuyorker Zustimmung oder Ablehnung wird es abhängen, ob die Verhandlun gen endgültig abgebrochen oder zur Unterzeichnung des Vertrages führen werden. Die gestrige Nachricht von dem! Abbruche de« Ver handlungen hatte an der Hiesigen Börse starke KurS- rtrckgängs zur Folge, doch erholte sich die Börse all mählich, al» bekannt wurde, daß dis Verhandlungen wieder ausgenommen würden. Japan zu einer zweiten Seeabrüstungskonferenz. Der 1 spanische Außenminister erklärt, daß Japan keine zweite Geeabrüstungskonserenz einberufen werde. Tie Einladungen zu eine« solchen Konferenz müsse von England oder von Amerika ausgehen, da die Seeabrü stungSkvt'.ferenz an den Meinungsverschiedenheiten d.r» ser beiden Mächte gescheitert sei. «xa I: Pf««!»«. ' " Pogsthrck-Xontor «mt Lrtpzlg N». i-»,