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Nr. 12». «uer Dageklatt und Vl.-etger si>r da» Erzgedlrge Sonnabend, den »S Mai 1V97. 2ebniabriaes kelleben äes veutlwen ÄuslanäsinMtutes. Stuttgart, LS. Mat. Au» Anlatz de» zehn- ISHrtgen Bestehen» de» Deutschen Au»land»instttuteS fand Heute abend tn der ,Lied erh alle" eine Festsitzung statt, an der u. a. Retch-autzenmtnister Dir. Strese- mann mit dem RetchSpresseches Dr. Zechltn, Mini ster Bolz al» Vertreter de» Württembergs« Staats präsidenten, ferner Vertreter von Preußen, Bayern, Sachsen, Baden und anderen Ländern, sowie de» Reiche», da» Präsidtalmitglted de» Retchsverbande» der deutschen Industrie, Geheimrat Kastl, und zahlreiche Hervorra gende württembergtsche Persönlichkeiten tetlnahmen. Generalkonsul Lr. Wanner teilte mit, datz wegen be sonderer Verdienste für da» Deutschtum sm Auslande mehrere Ehrenurkunden verliehen wurden. Ferner ist dem Reich Präsidenten und dem RetchSautzenmtnister der Deutsch« Ring al» Höchste Ehrung des Auslands institute» für die Verdienste um das Deutschtum im Ausland« verliehen worden. (Stürmische Zustimmung.) Nachdem der ReichSautzenmintster Dr. SIre se nk a n n seinen Tank für die ihm erwiesene Ehrung aus gesprochen hatte, führte er inhaltlich etwa folgendes au»; Ich glaube an die Zukunft unseres Volkes, denn nur dieser Glaube gibt uns die Kraft, ein neues Haus wieder auszubauen. Der Sturz des deutschen Volke» ist nicht auf seine Schuld begründet. Moralisch sind wir so frei wie jede» andere Volk. Der Vorsitzende des Ver ein» de» AuSlandStnMtuteS, Exzellenz Hintze, hatte heute morgen drei Dinge bezeichnet, die für die Außenpolitik von entscheidender Bedeutung seien: die Persönlichkeit de« Staatsmannes, da» Ausharren »nd di« Geduld de« eigenen Volkes und das Erfassen der politischen Lag«. TäS ist richtig. Man darf aber dabei nicht vergessen, datz neben diesen Punkten die materielle Macht eine große Rolle spielt. Wir müssen ohne materielle Macht versuchen durch individuelle Leistungen unsere Stellung wiederzuerringen. Es ist ein großer Irrtum, zu glau ben, datz die Außenpolitik eines Landes gradlinig vor- wärtsgeht, sie mutz Ilmwege machen, sie mutz mit Still stand rechnen. Die Hauptsache ist für unser Volk, datz c» nicht das Ziel aus dem Auge verliert und auf seine Erreichung dauernd Htnarbeitet. Wenn zahlreiche Stim men aus dem Auslande auf den großen Fortschritt, den Deutschland in den letzten Jahren gemacht hat, Hinwei sen. warum sollen wir, trotzdem unsere Wirtschaftslage nicht so günstig ist, wie sie oft Htngestellt wird, nicht Selbstvertrauen fassen und an unsere Zukunft glauben? Der Reichsaußenminister widmete einen großen Teil seiner Ausführungen den kulturellen Beziehungen -des Reiches zu den Ausländsdeutschen. Er gebrauchte nach einem Dichterwort das Beispiel, daß Deutschland seinen Mantel, wenn er auch kaum für den eigenen.Körper ausreicht, um seine Brüder im Auslande decken wird, und wies darauf hin, daß es keine loyaleren Staats bürger im Ausland« geb« al» di« deutschen Minder heiten, di« deshalb den Schutz der.fremden Regierun gen und hie Förderung ihrer kulturellen Bestrebun gen verdienten. Der Minister bat dann di« Deutschen im Auslande, sich nicht tn Parteien zu zersplittern und auch bei der Erinnerung an die groß« deutsch« Ver gangenheit nicht die Sorgen de» gegenwärtigen! Deutsch lands und seinen Kampf um die Zukunft zu vergessen. Ter ReichSmintster kam dann noch! einmal auf die ge genwärtige Lage de» deutschen Volke» und seine Auf gaben zu sprechen, die er in den Worten „Durch Ard«it «nd Opfer zur Freiheit* zusammenfaßte. So wie frühere Generationen Rutz- nteßer der Arbeit vergangener Epochen gewesen seien, so müssen auch! wir arbeiten für die Zukunft unsere» Volkes und für die Verwirklichung de» Ziele» „Friede nach außen, Freiheit nach! innen, Selbstbestimmung aller Völker". Der Minister sand mit seinen Ausführungen Kus Stacst unä Land. Au«, 27. Mat 1927. Urteil km Serufungsprozeß -er Vereinsbank. Punkt 8 M-r vorm. betrat der Gerichtshof den Saal. Der Vorsitzende stellt an Landgraf, der außer drei Pressevertretern allein mit seinem Verteidiger war, noch eine Frage im Falle allein -mit feinem Verteidiger im Saale war, noch eine Frage im Falle Fischer und anschließend die Frage, ob er etwas vor zubringen habe. Landgraf weist darauf hin, daß er im Falle 8 146 s^önto Schmutzler) noch nicht Vorstand in Aue, sondern nur in Lößnitz gctvesen sei. Er bat um mildernde Umstände, wie sie den anderen Herren (Borrmann und Schmeußer) gewährt worden sei, damit er Bewährungsfrist erhalte und wies auf seme Familie (zwei Kinder) hin. 8,1b Uhr zog sich der Ge richtshof zurück und 9,30 Uhr begann er mit der Verkündung des Urteils. Die Berufung der Staatsanwaltschaft wird verworfen, die von Landgraf wird abgenndert, dafür, daß er wegen Ver gehens gegen die ZZ 146—17 des Genossenschaflsgesetzes und HZ 340/244 der Konkursordnung und wegen zwei Versehen gegen das Depotgesetz zu einem Jahr drei Monaten Gefäng nis verurteilt wird. Ein Monat zwei Wochen Untersuchungs haft werden angerechnet. Ferner wurden noch 2000 Mark Geldstrafe, im Uneinbringlichkeiitsfalle weitere 40 Tage Ge fängnis ausgeworfen. Die Kosten für die Berufung der Staatsanwaltschaft trägt die Staatskasse, die andern trägt L. unter Ermäßigung der Gebühren. Reichminkfter Schiele in Ser Lößnitz. Dresden, 25. Mat. Der ReichSmintster für Ernährung und Landwirtschaft Schiele hat am 21. d. M. gelegentlich seiner Anwesenheit tn Dresden am Nachmittag auch! die Weinbauversuchs, und Lehranstalt stürmischen Beifall, d»r sich in da» spontan« AVsingM de» Deutschlandlied«» auAW». Zur Mln-«rhtit»ßhulftag» la Gstobersthlesien. Bethen, 26. Mat. Der Schwacher Schulfach' mann Maurer hatte am Mittwoch zma «rsten Male tn Lipine deutsch« Kinder etner Prüfung unterzog«. G» wurden von 24 Prüflingen nur vier für dch deutsch« MtnderhrttSschul« qualifiziert bessund«. Spaakßh-amerikaoische» tzau-rlsabkommeo. Madrid, 26. Mat. Der Könitz unterzeichnete einen Erlaß, d«r da» bestechend« Handettadkounu« zwi schen Spanien und den Vereintsten Maat« um ein halbes Jahr verlängert, um inzwischen ein« Neuen und endgültigen Vertrag abfchließen zu können. Der Erlaß enthält di« MeistbegünstigungSÜausel. sowie di« Hauptrebenzüchtung»station der Landwirt- schastökammer tn Schloß Hoflößnitz einer eingehenden Besichtigung unterzog«. Unter Führung de» Direktor« der LandwirtschastSkammer und de» Leiter» der An stalt nahm man die Rebschule mit ihr« Anlagen und den von der Staat-regierung ««Pachteten Weinberg „Goldener Wagen" tn Augenschein. Da» Gesehen« er regte da» höchste Interesse de» Minister», der vor sei ner Rückreise nach! Berlin noch! Gelegenheit fand, sich von der Reinheit und Vortrefflichkett einiger selbster zeugter Gewächse de» 1924er Jahrgänge» der Hoslötz- nttz zu überzeugen, der« Mte ungeteilt« Beifall fand. S4. MMtäeverelnsbunüesverfammlung ln Löbau. In der Zett vom 1. bi» 4. Juli tagt tn Löbau die 54. Bundesversammlung der sächsischen Militär vereine. Während am 1. Und 2. Juli Besprechungen im Landesverband und BundeSprästdtum erfolgen, an schließend abends acht Uhr ein Begrützungsabend im Großen Saale de» Wettiner Hofe» vorgesehen ist, be ginnt Sonntag, den S. Juli, vormittag» 10.30 Uhr, tn obigem Saale die 54. ordentliche BundeSmttglioder- versammlung. Au» der 24 Punkte umfassenden Ta gesordnung ist zu erwähnen der Vortrag des Präsidial mitgliedes Kmd. Richter über „Vaterländische Aufga ben der Militär, und Kriegervereine", weiter eine Be schlußfassung über eine angeregte Erhöhung de» den Bezirken zu Unterstützungszwecken »ur Verfügung ste henden BettragSanteile», weiter Bewilligung eines Beitrages für den Landesverband der Kriegshinter bliebenen und Kri^Sgeschädigten zur Errichtung eine» besonderen Notstandsgrundstockes, ferner Reuwahl« so wie Durchführung eine» Beschlusses Wer Ankauf eines Grundstückes in Wald^vppelSdorf al» Bunde-erholung>- heim und endlich Durchführung eine» Beschlusses auf Der Niesenwal. Von vr. L. Franck-Braunschweig. Wer wollte zweifeln, daß der Riesenwal oder „Blauwal", wie er auch nach der Farbe seines Rückens genannt wird, längst von der Erde vertilgt worden wäre, wenn er nicht von dem gewaltigen Wasserlaken, das wir Meer nennen, beschützt würde, oder daß er nur noch in der Sage fortlebte, wenn ihn der große Naturgott zum Landtier bestimmt hätte? Trägt er doch mehr als genu/g an seinem Körper, was für den Be herrscher der Erde, der von jeher die Tier- und Pflanzen welt für sich ausbeutete, nutzbringende Werte abwirft. Der schützende Wassergürtel war es, der ihn trotz seiner Nutzbar keit bis auf den heutigen Tag vor der Ausrottung bewahrt hat. Waren es früher nur der Tran und Speck des Wales, den ihm d'e Harpunierer, wenn sie ihn totgelanzt hatten, gleich an Ort und Stelle vom Leide hackten und seine Leiche dann schwimmen ließen, so geben sich die heutigen Geschoß- säger mit Tran und Kieferbarten allein nicht mehr zufrieden. Auch sein Fleisch, ja seine Knochen, sein Skelett werden zweck dienlich verwertet. Wie man einen Baumstamm in Bohlen und Planken zerlegt, so wandern seine Skeletteile in die Kno chenmühle, um dann zermahlen als wertvolles Düngemittel auf dem Markte versilbert zu werden. Gerade dem Blau wal wird wegen seiner kostbaren Barten so zugesetzt, daß er über kurz oder lang ausgevottet sein wird. Wir aber sollten Mitleid haben, schützendes Mitleid mit den Riesenurtieren, den wenigen, die uns noch erhalten sind, mit ihnen, die an Körperkraft wie erdgeschichtlichem Alter so gewaltig überlegen, doch von dem schwachen, kaum 10 000 Jahre alten Verstandestier Mensch nicht nur bezwungen, son- dern aus Gewinnsucht und Schacherlust auch rücksichtslos ver nichtet werden. lind dabei stehen uns die Wale in der naturgeschichtlichen Verwandtschaft viel näher als die Fische. Sie sind Säugetiere wie die großen Landbewohner und wir selbst, sie atmen durch Lungen und dringen lebendige Jungen zur Welt, die mit Muttermilch genährt werden. Es sind die gewaltigsten Tiere, die unser Erdball heute noch trägt. Ein ausgewachsener Blauwal bringt es, zur Länge eines Ichthyosaurus bis zu 30 Metern, während der geschätztere Grönlandwal sich mit „nur" 20 Metern begnügt. Die Schwere eines solchen Kolosses würde ungefähr dem Gewicht einer Rinderherde von 150 bis 200 Stück gloichkommcn oder etwa 150 000 Kilogramm. «Und doch — so ungeschlachtet, ja unmöglich sich ein solches Tier auf dem Lande ausnähme, so angepaßt, leicht und ge wandt tummelt es sich in seinem Element, dem weiten Ozean. Einer Riesenzigarre, einem gewaltigen Torpedogeschoß gleicht die aalglatte Form seines Rumpfes, der wie ein Schrauben dampfer fast ausschließlich durch die Drehbeweungen seiner mächtigen Schwanzflossen vorwärts getrieben w'rd. Zur Lenkung nach rechts oder links bedarf es nur der kurzgeglieder ten, breikschäftigen Brustflossen. Entbehren die Schwanz flossen auch eines stützenden Skeletts, so sind in ihrs Flügel solch gewaltige Muskelzüge eingelassen, daß das Tier imstande ist, mit einem Schlage ein starkes Boot damit zu zertrümmern. Als Lungenatmer find die "Wale genötigt, von Zeit zu Zeit, meist alle dipsi bis vier Minuten, zur Oberfläche zu ge langen, um die Lungen mit atmosphärischer Luft zu süllen. An der höchsten Stelle des Kopfes find, die Nasenlöcher oder besser Atemspalten angebracht, so daß sie nur diese Stelle über Wasser zu erheben brauchen, um die verbrauchte Luft mit hör barem Geräusch auszublasen und gleich darauf neue einzuneh- men. Sobald das Tier dann wieder untertaucht, schließen sich die Atemlöcher vermittelst der lippenförmigen Hautränder durch den Wasserdruck von selbst. Doch Wasserfontänen, wie oft behauptet wird, vermag der Wal nicht durch seine At mungsorgane auszublasen, da bei ihm Maul- und Nasenraum unverbunden sind, so daß das aufgenommene Wasser nur ver schluckt oder wieder durchs Maul abgegeben werden kann. Da bei dem kräftigen Ausblasen oft Wasserteilchen mit aufspritzen, außerdem die kühlere Temperatur der Polarmeere den Atem als Wasserdampf erscheinen läßt, mochten die früheren Wal- fischfäuger leicht zu dieser Annahme kommen. An dem ver- schiedenen „Blasen" der Tiere, an ihrer Atemtechnik vermögen erfahrene Jäger schon die Art der Wale zu erkennen. Der Riesenwal nähert sich im stumpfen Bogen der Oberfläche, ver sorgt sich mit Sauerstoff und setzt seinen Vogen in gleicher Weise auf der anderen Seite still untertauchend fort. Diese Augenblicke benutzen erfahrene Walfischfänger, um ihn zu harpunieren, oder ihm krepierende Geschosse in den Leib zu jagen. Die Hauptnahrung sucht sich der Wal in den oberen Re gionen des Meeres zusammen. Denkt man an die Gewichts fülle jener Rinderherde, so wird einem leichter begreiflich, was ein solcher Körper zur täglichen Ernährung gebraucht. Dabei ist sein Schlund so eng, Laß er größere Fische als Heringe schon nicht mehr zu schlucken vermag, außerdem so zahnlos, daß er andere auch nicht zerkauen könnte. So ist das Riesen tier in erster Linie auf die Kleinttere angewiesen, die die oberen Wasserschichten der kalten Meere oft zu Milliarden be völkern. Und darunter spielen Weichtiere, besonders die Flü gelschnecken und eine Menge Arten kleinerer Krebse die Haupt rolle. Oeffnet er sein gewaltiges Maul, das fast ein Viertel seines Körpers ausmacht, so ist es, als ob zwei aufeinander gelegte Riesennetze, darinnen die Barten die Maschen bilden, auseinander gähnten, um alles das hereinzuschöpfen, was der Größe dieser Maschen entspricht. Schließt sich das Maul, so wird durch die am unteren Gaumen festgewMsene, aber auf wärts wölbende Zunge das Wasser hinausgepreßt, und alles Freßbare bleibt in den hornartigen Bartfransen, die an die Vierhundert den oberen Gaumen besetzen, hängen und kann so von der Zunge in die Rachenhöhle geschoben und bequem verschluckt werden. Um seinen Magen ein einziges Mal mit solcher Kost zu füllen, bedarf es einer Menge von über 2000 Litern. Daß die Wale e n hohes Alter erreichen, ist aus allgemei nen Naturgesetzen zu erschließen: Ihre Vermehrung erfolgt nur in großen Zwischenräumen, und mehr als ein Junges wird sehr selten auf einmal erzeugt. Allerdings hat solch Walf'sch-Baby gleich bei der Geburt die Länge von sieben bis acht Meiern, was cs aber trotzdem nicht hindert, recht kindlich an seiner Mutter Brust zu trinken. Wie gelingt ihm aber dies Saugen unter Wasser, ahne daß sich die Muttermilch damit vermischt? Auch diese Schwierigkeit hat die große Allmutter Natur wieder bewunderungswürdig gelöst. Die Milchdrüsen sind an der Bauchseite des Tieres in zwei taschenförmige Ver tiefungen gelagert, tn die das Iünge mit den vorderen Mund lippen eintaucht, um die Zitzen zu ergreifen. Hat es zum Saugen angeibissew, so legen sich die häutigen Teile.der Lip penränder umschließend darum, und mit kräftigem. Muskel druck kann die Walmutter, ohne etwas zu vergeuden, dem Kinde ihr Bestes ins Maul flößen. Bis vor wenigen Jahrzehnten war unter den Walfischen der Grönlandwal seiner einträglichen Barte wegen die HaupI- beute der Walfischfänger. Abenteuerliche Gesellen waren es in früheren Jahrhunderten, die todesmutig mit Harpune und Lanze dem Wal nachstellten, um die Barte als „Fischbein", den Speck als „Tran" auf den Markt zu liefern. Anders heutzutage, wo man mit Schnelldampfern, Feuergeschützen und Torpedos den Massenmord betreibt und an den nord europäischen Küsten zahlreiche „Walstationen" zum „plan mäßigen Iagdbetrieb" errichtet hat. So gehen der Blauwal wie der Grönlandwal bereits ihrem Untergang entgegen. Letzterer ist nur noch in den Ge wässern Ostgrönlands und an der Nvrdküste Afrikas heimisch, während er früher alle Teile des nördlichen Pvlarmeeres süd lich der Eisgrenze befuhr. Moäerne Scdäälingsbekämpfung. Von Prtvatdozent Dr. med. R. Fetcher-Dreidea. In früheren Zetten war die Schädlingsbekämpfung ein verachtetes Gewerbe, auch heute noch haftet dem Beruf des „Kammerjägers" in den Augen des Publikum» ein gewisser Beigeschmack an. Die Wissenschaft hat sich indes schon lange der Schädlingsbekämpfung angenommen und sie auf die ver schiedenartigste Weise gefördert. Vielfach bedient man sich sogenannter „biologischer Methoden", indem man den Fein den irgend eines Schädlings möglichst günstige Vermehrungs bedingungen schafft. So wird in Aigrxtka vielfach die Mückenplage durch Fledermäuse bekämpft, denen man beson dere Schlupfwinkel baut. Oft angewandt ist das Verfahren, durch die Züchtung bestimmter Bakterien unter Mäusen und Ratten künstlich eine Seuche zu verbreiten, die sie in großer Zahl dahinrafft. Letzten Ende» ist die biologische Methode nur die Verfeinerung eine» uralten Erfahrunqsgrundsatzes, nämlich der Bekämpfung der Mäuse durch Katzen, die schon seit Iahritausenden geübt wird. Im Gegensatz gazu ist die Schädlingsbekämpfung durch gasförmige Gifte erst neueren Datums. Mit „Generatorgas" worin das Kohlenoxid der „Kohlengasvergifung" enthalten ist, rückte man Mäusen uüd Ratten in den Schiffen erfolg reich zu Leibe. Ein noch besseres Mittel gegen nahezu alle Schädlinge ist die Blausäure. Sie besitzt den Vorzug, schon tn geringer Menge zu wirken, und außerdem die Fähigkeit, auch in die feinsten Ritzen etnzudrtngen. Ursprünglich stellte man die erforderliche Blausäure tn dem zu durchgasenden Raume her, indem man Zyannatrum, Schwefelsäure und Wasser im bestimmten VevMtnis mischte; es war ein recht gefährliches Verfahren, das zu etner Reihe von Unfällen führte. Gegenwärtig ist diese Methode wohl völlig verlassen