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fiuer Tageblatt MM- Anzeiger für Sas Erzgebirge Dienstag» äen 31. Mai 1927 «VMM». «och-It«»» »I« omtttchen S-kanntmachungen »«, Natcs »rr StaS, un» »„ Nmt«,nicht« N««- p-nu,.-.,,-»- Nr. 125 Dienstag, äen 31. Mai 1927 22. Jahrgang Preffe- und Schlesierkundgebung in Breslau. BreSlau, 29. Mai. Im Anschütz an die Dele- giertenversammlung de- RetchSverbandeS der deutschen Press« fand am Sonntag abend im sehr gut besuchten Vaal« de- Konzerthause» ein Festakt statt, der sich zu einer großen Schlesier-Kundgebung gestaltete. Tie Kundgebung wurde über den Deutschland-Sender in ganz Deutschland durch Rundfunk verbreitet. Der Vor sitzende des RetchSverbandeS, Chefredakteur Baecker- Berlin, sagte in seiner Begrüßungsansprache u. a.: Wir deutsch« Journalisten stehen entsprechend der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Zersplitterung unseres Volkes wohl alle irgendwie inr Kampfe mit Berufsge nossen, aber wir sind uns bewußt, daß über diesem Kampf und über dieser Zersplitterung die Liebe zum gemeinsamen Vaterland stehen muß. (Lebh. Beifall.) In Vertretung des erkrankten Oberpräsidenten führte Vizepräsident Wesemann u. a. aus: Schwere Wunden Hat der Krieg diesem blühenden Lande geschla gen. An seiner Nordgrenze hat Schlesien 60 000 Hektar deutschen Bodens mit 25000 deutschen Einwohnern an Polen verloren. Schwer leiden die Grenzkretse, fast noch! schwerer ist aber Niederschlesien durch! den Verlust seines Hinterlandes getroffen. Die an Polen abgetre tenen LandeSteile waren einst di« aufnahmefähigsten Absatzgebiete. Einen Ersatz dafür in Innerdeutsch land zu finden, ist nur in beschränktem Maße möglich!. Durch den polnischen Zollkrieg >hat die schlesische Wirtschaft eine schwere .Einbuße erlitten. Schlesiens Bevölkerung verlangt von der Gesamtheit des deutschen Volkes Ver ständnis für ihre Lage und tatkräftige Förderung von Reich! und Staat. Wir müssen von dem Gefühl der Verlassenheit befreit werden. In Vertretung des Oberprästdenten von Oberschle-- sten sprach! Vizepräsident Berger-Oppeln. Er schil dert« die Not OberschlestenS. Mitten durch! Lebenswich tige Betriebe geht die neue Grenze. Straßen und Eisenbahnlinien sind durchschnitten, Jndustriewerke sinnlos zerteilt. Ein bekannter deutscher Gelehrter hat die neue Grenze eine europäische Sehenswürdigkeit ge nannt. Die Oberfchlesier verzweifeln aber nicht. Es wird mit allen Kräften versucht, die tiefen Wunden zu heilen, die der Krieg geschlagen hat. Nirgends ist seit dem Weltkrieg das vae victis fürchterlicher zur Anwen dung gekommen al» gegenüber Oberschlesien. Wir brauchen die Presse als Freund, Berater und Kritiker. Machen Sie dies uns gegenüber wahrl Hierauf sprach der preußische Minister für Wissen schaft und Vollsbildung, Dr. Becker, um die Grütze der Reichs, und .Staatsregierung zu übermitteln. Gr führte u. a. aus: Tie Presse ist in erster Linie ein politische» !.!<!. Machtinstrument, aber zugleich «in Bildungsinstrument. Di« Nachrichtenübermittlung dient schon der Bildung. Heute ist neben dem Unterricht in der Schule die Ein wirkung der Presse außerordentlich! groß, und zwar auf den verschiedensten Gebieten. Dio bewußte und unbe wußte pädagogische Wirkung der Presse Hat gerade die Herren diese» Verbandes seit langem dazu gebracht, sich im Bewußtsein der ungeheuren Verantwortlichkeit der Frage des journalistischen Nachwuchses besonders anzu nehmen. So haben wir in der Zettungswtssenschastlt- chen Gesellschaft eine Basis geschaffen, in der Sie und die Negierung einträchtig zusammenarbeiten zur Er ziehung eines guten journalistischen Nachwuchses. Der Journalist ist in -ng, Beziehung ,« dem Beamten zu bringen. Der Beamte dient dem Staat, und der Journalist dient der öffentlichen Meinung. Bei dem Beamten wie bei dem Journalisten spielt einmal persönliche Eignung und Vorbildung eine Rolle. Hierzu kommt aber das öffentliche Vertrauen. Der Journalist dient der Geschichte. Ich freue mich, aus dem Munde Ihres Vorsitzenden ge hört zu haben, daß Sie alle sachliche Arbeit in einem Wcrkgedanken zusammengesührt hat, und ich hoffe, daß unser ganzes öffentliches Leben von der neuen Sachlich keit durchdrungen werden möge. Vor einigen Tagen habe ich! am Rhein, in Bonn, gesprochen, heute spreche ich hier zu Ihnen in Schlesien, und mein inniger Gruß gilt dem schlesischen Lande, Nieder- und Oberschlesten. Wer Schlesien nicht nur aus der Durchfahrt kennen lernt, sondern in Wirklichkeit, der muß seine Historischen Er innerungen und seine landschaftlichen Schönheiten schät zen. Wer dem Tage dient, dient auch! der Geschichte. Ter Minister schloß mit den Worten: So grüße ich! Heute die deutsche Presse als die Wächterin deutscher Ehre und deutschen Ansehens in der Gegenwart und zugleich als die verantwortungsvolle Künderin deutschen We sens, deutscher Geistigkeit und Moral vor dem Forum der Geschichte. Zum Schluß Hielt der Vorsitzende deS Berliner Verbandes, Tr. Dovtfat, einen Vortrag über das Thema „Der deutsche Journalist". Öffentlichkeit sei das Lebenselement des Journalisten. Ihr sei er ver antwortlich, in ihren Dienst habe er sich! gestellt. Die Betätigung auf den verschiedensten journalistischen Ge bieten sei an eine große Berufsvoraussetzung gebunden: das Verantwortungsbewußtsein. Die erste Forderung, die somit für den Journalisten aufgestellt werde, sei eine Forderung des Charakters. In dem Berantwor- tungswtllen der Journalisten Mtten sich! zwei Charakter eigenschaften zu finden: Pflichtbewußtsein und Mut. Mut bedingt den ganzen Einsatz der Persönlichkeit samt ihrer geistigen .und wirtschaftlichen Existenz für eine gerechte Sache. Redakteure und Verleger hätten sich zum Schutze ihrer unabhängigen journalistischen Arbeit in einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen und in einem großen Vertragswerk den öffentlichen Cha rakter dieser Arbeit bestätigt. Wir pochen nicht, so schloß der Redner, aus die vielzitterte Macht der Presse- wir wollen die sittlichen Grundlagen dieser Macht er neuern. Im Bewußtsein unserer gewaltigen geistigen Aufgaben wollen wir uns den Mahnruf des vielleicht größten Journalisten aller Zetten, de» Apostel» Paulus, zu eigen machen, der im Hinweis auf den Karnps für jeden neuen Gedanken die Regel verkündete: Den Geist aber dämpfet nicht! Die Delegiertenversammlung hat beschlossen, die nächste Tagung im Jahre 1928 in Köln abzuhalten, wo zu diesem Zeitpunkt die Internationale Presse-Aus stellung „Pressa" stattftndet. rtchtenabtellung Conert. Deutscherseits waren u. a- der R«tch»gertchtsprästdent Dr. Simons, Botschafter a. D. Graf Bernstorff sowie leitende Beamte des Auswär- ttgen Amte» und der Presseabteilung erschienen, die in angeregter Unterhaltung mit den ausländischen Dele gierten und Diplomaten mehrere Stunden vereint blie ben. ! Lagung -es waltverbanöe» -er V-lkerbun-s- gaseilschaften. Berlin, 29. Mas. Bei der heutigen Schlußsitzung der Tagung de» WeltverbaNdeS der VölkepbundSgesellschaslen wurde auf Vorschlag de» Präsidenten Prof. Aulard die Ab sendung eine» Begrüßungscelegramme» an den Reichspräsi denten beschlossen und eine von der sranMschen Delegation vorgeschlagen« Resolution angenommen, die an Deutschland Dank für außerordentlich herzliche Aufnahme ausspricht, Schließlich gab die Versammlung in einer Erklärung dem dringenden Wunsch« Ausdruck, daß Brasilien und Spanten ihren Vorsatz, au» dem Völkerbund auszutreten, nichs zur AuSflihrung bringen mögen. Einstimmig wurde dann be schlossen, die nächste Laguna Au»gang Oktober in Sofia und di« folgend« im Juni ISS« im Haag aüzuhallen. Empfang bei vr. Llrelemann. Berlin, 28. Mat. RetchSaußenmtntster Dr. Vtresema nn veranstaltete Heute nachmittag anläß? Nch! der Tagung de» Wrltverbande» der Völkerbunds- ltgen in Berlin einen Empfang in den Räumen de» Palat» Prinz Friedrich Leopold», zu dem neben den in Berlin anwesenden Delegierten der verschiedenen vöKerbundegesellschasten die Missionschefs und stell vertretenden Missionschef» de» Hiesigen diplomatischen Korp» geladen waren. Unter den Gästen bemerkte man u. a. den Nuntiu» Paeellt, den sranMschen Botschaf ter de Marge«!«, den englischen Botschafter Str Ronald Vindsah, den Italienischen Botschafter Grafen Aldro- Vandt, den japanischen Botschafter Nagaokä und den amerttantschm Botschafter SHurman, die Gesandten Argentinien», Brasilien», Columbien», Griechenland», Jugoslawien», Lettland», Litauen», Boovegen», Bolen», Portugal» und der Tschechoslowakei. Von den führen den Bölkerbundedelegierten waren u. a. anwesend Pro fessor Aulard, Sir Dickenson, Lady Gladestone, Lim- dur«, Dolsu», Baron AdelSward, Warburg, ferner der französische Minister a. T. Emil» Borel, vom Völker* SvisourWrono«, da» Lwekov d« Lach- Vas Ergebnis von Genf. /« Montag ist der Weltwirtschast Kongreß All Genf geschlossen worden. Er hat drei Wochen lang mkaat und war wenigstens in den letzten Tagen in einem gewissen Grade dramatisch bewegt, was zwar das Interests an den Verhand lungen belebt hat, an sich aber kein gme» Zeichen für de» Ernst der erstrebten internationalen WirtschaftSverständigima ist. Die russischen Delegierten hatten nämlich gedroht, sie würden die Konferenz verlassen, wenn nicht i» ei«er E»t- schließung das sowjetische Wirtschaftssystem ausdrücklich al» bündnisfähig anerkannt würde. Man hat sich schließlich so geholfen, daß eine internationale WtrtschastSverständigung unter den Staaten „ohne Rücksicht auf die Verschiedenheiten des Wirtschaftssystems"' ermpfohlen würde. Die Rusten HÄea sich zwar bei der Abstimmung gegen eine Reihe von Ent schließungen ausgesprochen bszw. sich der Stimme enthalten, aber es doch vermieden, der Weltkonferenz durch eine vor zeitige Abreise ein dramatisches Ende zu bereiten. Die Ame rikaner haben sich besonders bemüht, eine für die Sowsetver- treter annehmbare These zu formulieren. Der Vater der Genfer Weltwirtschaftskonferenz, der Franzose Louis Loucheur, hat dem Verdeter einer französi schen Zeitung gegenüber erklärt, bas Ergebnis der Konferenz sei überraschend gut; es sei mehr erreicht worden, als man im Herbst 1925 beim ersten Fassen des Plane- erwarten durfte. Wenn man sich die Entschließungen näher ansioht, denen die Vollkonferenz am Mvniag gegen wenige Stimmen und bei wenigen Enthaltungen zugestimmt Hai, so muß man sagen, daß in der Tat viel erreicht wäre, wenn «S sich hierbei nicht um bloße „Empfehlungen" an die betreffenden Regie rungen handle. Die Genfer Delegierten werden im Laufe dieser Woche in ihrer Heimat etntreffen und der Regierung sowie den großen wirtschaftlichen Verbänden Bericht erstatten. Sie werden, soweit sie den Genfer Entschließungen zugestimmt haben, in ihren Parlamenten und bei ihren Regierungen den Wunsch Vorbringen, daß entsprechende Gesetze etngebracht bezw. daß Verhandlungen mit anderen Ländern angeknüpft werden. Da die Delegierten als sachverständige Privatperso nen und nicht als Vertreter ihrer Regierungen in Genf ver bandelt haben, besteht für die Regierungen und die Parlamente höchstens eine moralische Verpflichtung, sich mit den Ent schließungen zu befaßen. In der wichtigsten Frage — der Zollfrage — hat bi« französische These eine Niederlage erlitten. Selbst Herr Lou cheur, der sich für den Erfolg der Genfer Verhandlungen be sonders verantwortlich fühlen mußte, hat die Meinung aus gesprochen, die Zollpolitik müße von den Regierungen in den Dienst der nationalen Sicherheit gestellt werden. DaS be deutet in seiner letzten Konsequenz, haß eine Regierung im Namen der nationalen Sicherheit so ziemlich jede Repressalie gegen ausländische Einfuhr anzuwenden berechnt sein soll. Wichtig ist die Feststellung, daß sich zollpolitische Aktionen nicht hinter dem wirklichen oder dem angeblichen finanziellen Interesse eines Langes verschanzen dürften. Diese letzte Fest stellung richtet sich gegen Großbritannien, bas eS bisher ver standen hat, jede zollpolitische Offensive mir fiskalischen Not wendigkeiten zu motivieren. Auf der Genfer Konferenz hat sich wieder einmal gezeigt, daß gerade dort, wo die Sensatio nen am geringsten sind, das Arbeitsergebnis umso größer ist. In dem dritten tzauptausschuß, in dem landwirlschaßltchen Ausschuß, war der Wille, zu Erfolgen zu gelangen, am stärk sten. Im JndustrteauSschuß hat die Frage der Zweckmäßig keit internationaler Kartelle ernste Meinungsverschiedenheiten hervvrgerufen. Die amerikanischen Vertreter haben sich grund sätzlich gegen Kartelle gewandt und!die Gewerkschaftsvertreter Frankreichs und Belgiens enchielten sich bet der Abstimmung über die gefaßten Beschlüße der Stimme, da sie 'hre Wünsche inbezug auf eine staatliche Beaufsichtigung der Kartelle nicht durchsetzen konnten. Ein dauernder Wirtschaftsausschuß, der die Arbeiten der Genfer Weltwirtschaftskonferenz forschen könnt«, ist nicht ge- bildet worden. Es wird also Aufgabe derjenigen Kreise sei», die für eine wirtschaftliche Annäherung der Völker eintrvten, das Interesse für die aufgcrollten Fragen so lange lehendigzu erhalten, bis eine befriedigende Lösung erzielt ist. Die nächst« Geleg-nhek, hierzu wird die Tagung der internationalen van- delSkammer bieten, die für die Wende Juni-Ault nach Stock holm einberufen worden ist. Ein amerikanischer Via« für -t» VreimSchtekonseeenz. Washington, 28. Mai, An mehreren Konferenzen Mische« Kellogg und dem amerikanischen GAndten in Brüs sel, Hugh GIbson, ist ein eingehender Plan für dte Etnschrän. kung der Flottenrüstungen ausgearbestet worden, der erst bet Beginn der Dreimächte-Konserenz am 20. Juni bekannt ge* geben werden soll. , chngiisch» Uri,-»schiss» «ach imtrmrg»! London, SO. Mat. „Dativ Mat!" melde» au» Malta daß drei Schlachtschiffe, di» «Ikim a-m»1n See gingen, für Aegypten bestimmt seien. Va» Blatt nimmt an, baß dt.» tm LusammeZaA ftcht, di» wsgsn da» DttlkUH Vs» MiMui «WB« itz.