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-wer Tageblatt i^PTeTe>k«ee^^ NMbW ^.^., / H«-ATA^T4 ^AHT vUV ^kIAleVßkA^ KEMKK r-.h-tt.-» »I, °mMch.„ s.r°°°.m°chu°g.n... n°,.« ».- UN» »-, ..^. „,. .^, —- Freitag, cken s. Mai IS27 22. Ittbraana Keine höhere Aufwertung. Um die Wirtschaft nicht zu beunruhigen. — 128 Milliarden Reichebanknoten «neingelöst. Berlin,4. Mai. Die heutige Sitzung de» Rechts» ausschusses des Reichstage« beschäftigte sW mit der wirt» schaftlichen Bedeutung der Austvertungsfrage. Auf Ersuchen des Ausschusses waren neben dem ReichSjusttz- Minister der Metchswirtschaftsmtntster und der Reichs» bankprästdent erschienen, um Wen Standpunkt zu der voraussichtlichen Auswirkung einer Aenderung der Auf wertungsgesetzgebung darzulegen. Reichswirtschastsmtntster Tr. CurttuS behandelte in eingehenden Ausführungen die Bedeutung! der Frage für das Gebiet der gewerblichen Wirtschaft und der Banken. Er ging davon aus, daß die gegenwärtige Wirt schaftslage trotz unverkennbarer Besserungsanzeichen keineswegs so klar und gefestigt sei, daß man bestimmt mit einem günstigen Verlaufe rechnen und ein Experi ment, wie es eine Aenderung der Aufwertungsgesetz gebung sei, unternehmen könne. Er nahm an Hand ein zelner, aber typischer Bilanzergebnisse Stellung zu den verschiedenen Aufwertungsproblemcn, insbesondere zu ! der Auswertung der Zndustrteobligationen, der Lebens-! Versicherungen und der Aufwertung der Bankguthaben. Er kam zu dem Ergebnis, daß in allen diesen Punkten eine Aenderung der gegenwärtigen Gesetzgebung höchst gefahrbringend sei. Zusammenfassend wies er darauf hin, daß der gesamte inländische und internationale Rechtsverkehr seit 1925 sich daraus gegründet habe, daß eine Aenderung der damals festgelegten Verhältnisse nicht mehr eintreten würde. Eine Enttäuschung dieser Anschaltung müsse dazu führen, daß auch! in Zukunft eine neue Regelung nicht als endgültig angesehen wer- s den würde und man im Hinblick auf die Gefahr einer weiteren Aenderung Risikoprämien «inschalten würde, j die zu einer Verteuerung der deutschen Wirtschaft und zu einer Schädigung ihrer Wettbewerbsfähigkeit führen müßte. Besitz- und Vermögen-Verhältnisse hätten sich inzwischen grundlegend geändert. Eine Aenderung der Aufwertungsgesetzgebung werde nur zu neuen großen Ungerechtigkeiten, in vielen Fällen sogar unmittelbar einer entschädigungslosen Enteignung führen. Reichsbankpräsident Dr. Schacht unterstrich die Ausführungen des Reichswirtschaftsministers und er gänzte sie durch zahlreiche konkrete Beispiele. Er ging auch, insbesondere auf die Bestrebungen zur Aufwertung de« Reichsbanknoten ein und wies unter Bezugnahme auf die Entscheidung des Reichsgerichts die technische, wirtschaftliche und recht liche Unmöglichkeit einer solchen Aufwertung nach,. Eine Aufwertung des Papiergelde« würde einen Bruch de« Londoner Paktes bedeuten. 128 Milliarden Reichebanknote« seien Heute noch uneingelöst, während das Vermögen der Reichsbank noch nicht ganz eine Milliarde ausmache. Auch bezüglich, der Bankguthaben trat er den Ausfüh rungen des ReichSwirtschaftSmintsters bet und betonte sehr dringlich die Unmöglichkeit einer solchen Aufwer tung. Im Prozeßwege ist bis jetzt die Aufwertung von über 600 000 Mark Banknoten von der Reichsbank ge fordert worden mit der Behauptung, daß die Banknoten vor dem Kriege ausgegeben worden seien. Es konnte aber jetzt schon festgestellt werden, daß davon 500 000 Mark erst nach dem Kriege ausgegeben worden sind. Eine Aenderung des Gesetzes, das der Reichsbank vor schreibt, für eine Billion eine Reichsmark zu zahlen, könnte nur unter Bruch des Londoner Pakte« geschehen. Teutschland sei auf längere Zett hinaus auf ausländi schen Kredit angewiesen. Die angestrebten Aufwertungs maßnahmen aber würden Deutschland um jeden Aus landskredit bringen. Nach weiterer Aussprache wurde mit den Stimmen der Regierungsparteien ein Antrag! von Richt Hofen (Dem.) abgelehnt, der die Aufhebung des 8 8 de« Auf- wertungsgesetzes verlangte. 8 8 sicht vor, daß! bei un günstiger Vermögenslage des Schuldners die Aufwer tung herabgesetzt werden kann. Abgelehnt wurden auch mit dem gleichen Stimmenverhältnis Anträge de« Abg. Best die die Paragraphen 8, 9 und 10 grundlegend ändern wollen. Die sozialdemokratischen Abgeordneten Keil und Landsberg beantragten, daß in einzelnen Fällen eine höhere Aufwertung bis zu 50 Prozent zugestanden wer den solle, wenn es mit Rücksicht auf die Wirtschafts lage der beiden ursprünglichen BertragSteile zur Ab wendung einer groben Unbilligkeit unabweisbar er scheint. >! Reichsjusttzminister Hergt sprach! sich gegen den Antrag aus, weil das gesamte Wirtschaftsleben nicht von neuem aufs schwerste beunruhigt werden dürfe. Wenn auch der Antrag die Fälle grober Unbilligkeit vor sehe, so würde er doch eine allgemeine Unruh» zur Folge haben, weil dadurch die große Mehrzahl der be reits erledigten Aufwertungsfälle von neuem aufge rollt werden würde. Der Ausschuß lehnte auch! den sozialdemokratischen Antrag mit den Stimmen der Regierungsparteien ab und vertagte die Weiterberatung auf Donnerstags, Botschaftsrat Melk bei Vrianä. Paris, 4. Mat. Der deutsche Geschäftsträger in Parts, Dr. Rieth, tst heute vormittag vom Außenmini ster Brtand empfangen worden. !. Die deutsche Botschaft gibt über die Unterredung zwischen Briand und Dr. Rieth folgenden Bericht aus: Der deutsche Botschaftsrat Dr. Rieth stattete heute vormittag dem französischen Außenminister Brtand einen Besuch ab. Er galt der Besprechung laufender Fragen, deren Behandlung infolge der Erkrankung! de« Botschaf ters von Hoesch bisher zurückgestellt worden war. Einberufung -es Nejchstages am lllai. Berlin, 4. Mat. Der MetchStag tritt, wie nun mehr endgültig feststeht, zu seine« ersten Sitzung! nach den Osterferien am Dienstag, dem 10. Mat, zusammen. Dis Einberufung tst bereit« durch! den Reichstag-Präsi denten Löbe erfolgt, dessen erste Amtshandlung nach seiner Erkrankung sie ist- Auf der Tagesordnung! stöht u. a. da» Luftverkehrsabkommen mit der Tschechoslo wakei, ferner der Bericht de« Handelspolitischen Aus schusses über die Anträge betreffend da» verbot der Verwendung von Gefrierfleisch, zur Wurstfabrtkatton. dl« dl^lpllnarvsrhon-luns grgrn Kklmlnal- kommlssor Tenholt. Magdeburg, 4. Mat. Am Donnerstag beginnt vor der Magdeburger Regierung die Dtsztplinarver- handluna gegen Kriminalkommissar Tenholt, gegen den wegen seine« Vorgehen« im Falle Schröder-Helting «in Verfahren einaeleitet worden ist. Den Vorsitz ftchrt «egierungSprSstdent Pohlman». Sachlleserungen un- Ausbau -er französische» Kolonien. Parts, 4. Mat. Auf dem gegenwärtig in Paris -tagenden Kongreß zur Förderung- der französischen In teressen in Uebersee wurde eine Entschließung ange nommen, die sich für weitgehendste Nutzbarmachung der deutschen Sachlieferungen für den wirtschaftlichen Aus bau der französischen Kolonien auSsPrtcht. polnische Willkür König» Hütte, 4. Mat. Setten» der Schulab- tetlung der Wojewodschaft wurde vier deutschen Studien räten im Gymnasium König-Hütte, sowie drei Studien räten in der dortigen Oberrealschule zum 1. August d. I. gekündigt. Die Kündigungen erfolgten ohne vorherige Verständigung mit dem deutschen Schulelternbetrat. Ta- durch/ist die Weiterführung der deutschen Lehranstalten in König-Hütte in Frage gestellt. Die von dieser Maße nähme betroffenen Eltern beabsichtigen, beim Wojewo- den vollstellig zu werden. ' Sühne für -ie Selei-igung -es russischen Konsul in k-nizsberg KbnigSbera, ä. Mal. wegen Körpeckverkb» »uns und öffentlicher Beleidigung! de» Eischen Kon sul« wurde der Hauslehrer Lechel zu dret Monaten drei Wochen Gesängni« verurteilt. Der Staatsanwalt Hatte neun Monate drei Wochen Gefängni« beantragt. Da« straferschwerende Moment, daß der Angeklagte vor Begehen der Tat gewußt hätte, daß er den russischen Konsul vor sich! Hatte, wurde auf Grund der «ewLaufnahme auch! Von der «taat-am ! waltschaft fallen gelassen. Nanking unä seine Umgebung. Durch die Vorgänge in Nanking werden unsere Leser sicher gerne etwas Authentisches über diese Stadt erfahren wollen. Wir entnehmen deshalb mit Genehmigung der Verlagsbuchhandlung Strecker u. Schröder in Stuttgart die nachfolgenden Aus führungen aus dem reich bebilderten Buch de« Heidelberger Professors Heinrich Schmitthenner ^CHinlO^che^Landschaften urtd Stabte" (Gebunden Seit 1913 tst die Bahn von Schanghai über Sutschau Ki nach Nanking verlängert. Bet Wuhst treten die Berggruppen östlich des großen Sees noch einmal nahe an die Bahn heran. Dann verschwinden sie allmählich in dem ebenen Lande. Weit und breit dehnen sich Reisfelder und Maul- beertzflanzungen in stetem Einerlei. Es geht den Kaiserkanal entlang und immer wieder quert man etnmündende oder abzweigende Seitenkanäle. Es wimmelt von Leben. Kulis ziehen im Taktgeschrei schwere Boote, und blaue, weiße und gelbe Segel gleiten durch die Landschaft, schweben einzeln auf Zweigkanälen durchs Flachland und drängen sich zu einer Prozession auf dem Katserkanal. Allmählich tauckep niedere rundliche Berge auf, denen die Eisenbahn zustrebt. Kanal und Bahn treten In die niederen Höhen ein. Dann wird der Kanal gequert und zwischen flachen Höhen hindurch erreicht man die große Stabt Dschönkiang am Jangtse. Von h°er geht die Bahn weiter bis Nanking dem Strom entlang. Der Fluß zur Rechten ist nur selten auf Augenblicke zu sehen: aber große Segel, vom Wind gebläht, Rauchwolken und Schorn steine der Dampfer, verraten seine Nähe. Nanking hat eine ganz andere, weit vornchmere Ver gangenheit als seine Nachbarstadt. Die Stadt liegt dort, wo der Landverkehr am Unterlauf des Jangtse den letzten siche ren Uebergang hat. Schon ehe der Kaiserkanal bestand, hat diese Lage eine Rolle gespielt. Die Lage am südlichen Ufer des Stromes, der von hier an abwärts den Norden vom Süden trennt, macht Nanking zu einer südchinesischen Stadt. Nan kings Bedeutung wurzelt nicht in der Fruchtbarkeit und in dem Verkehr des kanalreichen Deltalandes, sondern in der Möglichkeit, von hier aus die Str-ß'n nach Norden und Süden und den Verkehr am mittleren und unteren Jangtse zu beherrschen. Bis 1911 war Nankinq der Sih des Vizekönigs von Li- attgkiang, dem die Provinzen Kiangfi, Kiangsu uttd Ngan- weit unterstanden. Die Möglichkeit, von hier aus Gebiete des ursprünglichen Chinesentums im Norden des Stromes und wette Strecken des südlichen Koloniallandes zusammen- zufassen, hat Nanking eine große historische Rolle zngeteilt und oft zum Sitz lokaler Mächte gemacht. Für den Ausgleich zwischen Norden und Süden ist Nanking stets wichtig qewesen. Wir haben uns in Europa daran gewöhnt, in Nanking die zweite, die Südhauptstadt des Reiches zu sehen. Diese Mei nung ist insofern falsch, als Nanking schon seit vielen Jahr hunderten nicht mehr Hauptstadt ist. Der Name, den die Stadt bet uns in Europa trägt, ist ein historischer Name. Die Glanzzeiten Nankings sind vorüber. Die alte Pracht, die die aufstetgende Mingdynastie hier hervorzauberte ist durch die furchtbaren Kämpfe in der Taipingrevolut'vn vernichtet worden, und auch die Kämpfe der letzten Jahr zehnte um Staatsform und Macht haben tn Nanking furcht bare Spuren hinterlassen. Selbst der Ausbau der östlichen Nordsüdbahn Chinas, die hier der alten Straße folgend am Pukaner Ufer auf den Jangtse auftrtfst und sich an seinem Südufer in der Bahn nach Schanghai, Hangtschau und Ningpo fortsetzt, hat nicht besonders viel zu neuem Aufschwung bet getragen. Die militärische Bedeutung hat zu schwer auf der Entwicklung der Stadt gelastet. Und doch möchte man ihr eine bessere Zukunft Voraussagen. Die Lage an der Eisen- bahn und an dem schiffbaren Strom 450 Km. landeinwärts, die Möglichkeit, die Stadt mit großen Ozeandampfern leicht zn erreichen, und die wichtigen Wege, die von Norden und Süden am Strome auftrcsfen, werden dem Hafen von Nan king selbst dem nahen Schanghai gegenüber selbständige Be deutung geben. Es liegt an den unruhigen Zo'ten, daß der Hafen, der 1899 dem Fremdcnhandel geöffnet wurde, nicht eine größere Bedeutung erlangte. Einst war die Stadt ein großes wirtschaftliches Zentrum. Ihre Seidenwebereien sind noch heute berühmt, trotz der furchtbaren Unglücksschläge, die Nanking im Laufe des letzten halben Jahrhundert» trafen. Als Sitz des Vizeköntgs war das Beamten- ud Literaten- mm in Nanking stark vertreten. Fußend auf ihrer alten Tradition als Stadt der Staatsprüfungen, die seit 1911 ab geschafft sind, Ist Nanking ein literarisches Zentrum und ein bedeutender Verlagsort. Die Universität, die die amertkw ntsche Mission in Nanking errichtet hat, bat sich während des Krieges sehr entwickelt. Um dem amerikanischen Einfluß entgegen,„arbeiten, sah sich die Regierung veranlaßt, daneben eine staatliche Universität zu gründen. Die ganze Art, Bauweise und Grundriß der Stabt w,rd jeden Beschauer aus, höchste überraschen. Die hochgefpann» ten Erwartungen, die ein» Stadt von Weltruf erweckt, werden auf» grau amfte enttäuscht; denn Nankinq ist nicht» andere» al» eine r efiqe Ruine. 1918 wurde dieser Eindruck uom da durch verstärkt, daß kurz vorher die Truppen Tschanq Hsün« die Stadt nach langer Belagerung und Beschießung angenom men hatten. Aber auch ohne abgedeckte und «»»gebrannte Häuser, ohne die zerschossenen Tore und die Granattrichter ist di» Stadt nicht« ander»« al« ein Schatten einstiger «rbße. Am Iangtsehaftn ist Hsiakuan entstanden, -in» vnstadt, ja