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Beilage zu Nr. 104 des Auer Tageblattes und Anzeigers sUr das Erzgebirge. Donnerstag den b. Mat 1V27. Spätes Erlebnis. Skizze von Paulrickmrd Hensel. Als die ateiuraubeudeii Arboiteu dec! Jahresabschlusses vorbei waren, kam die vvw Kalender und Arzi vorgeschriebeue Zeit für Inkob Treuck, in der der zum Aeußersteu augespattute Mechanismus seines Lebens abgestellt ivnrde nnd die GeschäftS- pause einer Reise ihm neue Kräfte zusühren sollte. Ihm selbst war diese Unterbrechung seiner Tätigkeit eine Angelegenheit, mit der er sich nur ungern abfand und deren Regelung er in teresselos einem Reisebüro oder Angestellten überlieh. Er kannte Maschinen, Konzerne und wühle von den Jade», die sich, aus Angebot und Nachfrage gesponnen, zwischen den grösp ten Indnstriewerien der Well spannen. WWeum sollte er sich nm Dinge kümmern, die ausserhalb seiner Mell lagen nnd ihn, kaum mehr als eine imwürdige Spielerei dankten? Aus der Fahrt durch die Schweiz blätterte er noch in Briefen und Berichten: in Mailand ärgerte er sich über den Lärm in den Straßen nnd die nutzlos vergeudete Zeit in den Hotels; in Verona nnd Venedig warf er dann und wann ein paar Blicke in den Plan, den man für ihn ausgestellt hatte und der ihm Suchen nnd Ueberlegen ersparte. Ans der Post lagen Püntilich die Berichte seiner Prokuristen, die mit über- triebener Glätte versuchten, seine Gedanken einznschläfern. Und weiter führte ihn sein Weg durch die Berge Oesterreichs. Er verlangte zurück. Die Augen, die kaum die gebotenen Schönheiten ersaht halten, waren gesättigt. Das Tun der Menschen, die ihm in den Hotels und auf den grohen Reise wegen begegneten, schien 'hin sinnlos nnd unverständlich. Eine von Tag za Tag sich steigernde Müdigkeit lieh ihn kaum noch auf seine Umgebung achten. Er hatte nur noch den Wunsch, die Neise möglichst abzntürzen, nm bald wieder den Zweck sei nes Daseins an der Sp'tze seines Unlernehmens zu finden. Mik Unwillen spürte er das langsame Wachsen einer Herz beklemmung, und der Gedanke an die lange Fahrt bis an das nächste Ziel erschien ihm so unbehaglich, dah er ans einer be liebigen lle'ncn Station, deren Romen er kaum vernommen hatte, ansstieg. Ohne sich nm Schilder oder Wege zu tum wer», ging er, tiek die klare Lust des einbrecheuden Abends atmend, au einigen Häusern oder Gärten vorbei, einen kleinen Abhang hinan; dann schmiegte sich der Weg an die eine Berg wand des Tales, in dem sich Häuser, Fluh und Strahe zu- sammeudrängleu. Erst die Dunkelheit mahnte den einsamen Epazie: ganger, dah er sr- md lst r war, fremd und müde. Ein Bauer führte sein Gespann heim und hielt grüßend an. „Wollen Cie aussibeu, Herr?" Jakob Trencl halte das wunderliche Empfinden, nun er einmal von deut vorgrichriebenen Plan abgegangeu war, nicht mehr seine Wünsche regieren zn tonnen und sagte gedanken los: „Wissen Cie vielleicht eine ruhige Unterkunft für die Nacht?" „Die können Sie bei mir haben", sagte der Bauer ohne Besinnen. So kaui es, dah Jakob Treuck, der allen LuruS der Welt begehren konnte, unter dem niedrigen Dach eines Bauern hauses nusruhte. — Am Morgen weckten ihn Geräusche auf dem Hose. Auf einem Tisch vor dem Hanse wurde ihm das Frühstück bereitet, und er ertappte sich bei dem Gedanken, dah es aut sei, hier zu sitzen nnd über die Bäume und Dächer zu schnueu. in all die frische Buntheit der Natur. Und der Tag verging, lauui dah er sagen konnte, wo die Stunden geblieben waren. Trenck sagte nicht- vom Foi Gehen. Er lächelte über die Bemühungen der saugen Fran, den Gast nichm entbehren zu lallen, und lebte sicv no v Sonnenuntergang zu dem Bauern der lür die Dauer einer Tabakspfeife vor dem Hause nusruhte. Menschen und Vieh kamen von den Feldern Heini, Glocken läuteten, und das ganze Tal atmete die stille Fröhlnhleit eines Feierabend- Und da sah Treuck plötzlich ein ungewohntes Bild vor sich: Aus einem tiefer gelegenen Weg, der hin nnd wieder zwischen Bäu men sichtbar wurde, gingen ein Bursche und ein sungeS Mäd chen heim, Ackergeräte nnd Körbe in den Händen, lind ein mal blieben sie stehen, stellten die Körbe hin nnd küßten sich, lange, ohne einen ängstlichen Blut nach vorn und hinten. — Der Bauer, der dies wie Trenn eng wen hatte, lächelte ein wenig. „Nehmen Sie es den Leutchen nicht übel", sagte er. „Ar beit und Segen wohnen hier dicht beiemnnder. Und es ist! nicht immer so friedlich hier. Im Winter gibt es Stürme, Lawinen nnd Ueberschwemmungen. Aber sehen Sie, Herr — Sie halten vielleicht unser Dasein für eintönig und langweilig — das ist das Schöne, daß man sich das Land getvissermaßen jedes Jahr neu erringen muß. Und es fällt uns nicht schwer, nein, der Frühling ist ein guter Lehrmeister. Davon, stelle ich mir immer vor, wissen Sie in der Stadt wenig. Wenn der Boden Frucht trägt, das Vieh gedeiht, die Frau lacht und die Buben und Mädels, die hcranwachsen, uns ohne Bangen in die Zukunft sehen lassen — dann können wir uns kein ande- des Glück denken —" Inkob Treuck saß ganz still neben dem Bauern. Sein ganzes Leben war Arbeit gewesen, die seht in Ermattung endete. Wenn er einmal seinen Posten verließ, würden die Maschinen weiter laufen in jahrzehntelang erprobtem Gang. Und da war kein Winter und kein Frühling und kein Glück, das man fassen konnte, und es war keine Feierstunde mit lächelndem Ausruhen und innerem Gewinn. War er nicht selbst, in Ehrgeiz und Eifer verbissen, zur Maschine gewor den? Nun saß er hier in einer anderen, nie gekannten Welt, die anspruchslos war nnd doch mit jedem Abend Segen unter die Dächer trug. Seine Hand glitt wie träumend über den Kopf eines Mädchens, das ihm schüchtern ein Paar junge Veil chen ans den Tisch gelegt hatte. — Viele Tage hörte man auf dem Werk nichts von Jakob Trenck. Und in seinem Hause war ein verwundertes Kopf schütteln über die Worte, die er auf einer bunt bedruckten Karte schickte: „Ich bin dem Frühling begegnet . . ." Anekdoten. j)eumche Lage. Den preußischen Offizieren war es, auch als die Spiel säle in den deutschen Bädern noch geduldet wurden, streng verboten, sich am Glücksspiel zu beteiligen. Trotzdem halte ein junger Leutnant die Kühnheit, allerdings in Zivil, am Rouletteusch zehn Goldstücke zu setzen, obwohl ihm bekannt war, daß sich König Friedrich Wilhelm IV. ebenfalls gerade in Baden-Baden zur Kur aufhielt. Die gesetzte Farbe kam zweimal heraus, und der Leutnant wollte eben die vierzig gewonnenen Goldstücke einstecken, als bei einer zufälligen Wen dung seines Kopfes sein Blick auf den König fiel, der entgegen seiner Gewohnheit dem Spiele zusäh. Der Offizier, den der König kennen mochte, durste es nun nicht wagen, das Geld an sich zu nehmen. Er blieb steif am Spieltisch stehen, innerlich in großer Aufregung, daß die rollende Kugel beim nächsten Spiel eine andere Farbe bezeichnen könne und so sein Ge winn samt Einsatz flöten ginge. Für einen Leutnant ein peinlicher Verlust. Jedoch kam die gesetzte Farbe zum drit-j len, vierten und fünften Male heraus, so daß seine zehn Gold stücke zu dreihundcrtuudzwanzig Goldfüchsen angewachsen waren. Man kann sich die Erregung dieses jungen Leutnants vorstellen, der schon beim nächsten Spiel den ganzen Gold haufen rettungslos fortschwimmen sah. Seine Augen wander ten zum König. Aber der stand noch da, denn er hatte es wohl bemerkt, weshalb der junge Mann in Zivil seinen Ge winn dauernd stehen ließ. Nun machte er dessen peinlicher Lage mit den Worten ein Ende: „Ziehen Sie Ihr Geld ein und machen Sie sich schnell davon, ehe der König Sie bemerkt; Das Glück möchte Ihnen auf die Dauer nicht so gewogen blei ben!" — Hocherrötend strich unser Leutnant das Geld in die Hosentaschen nnd verschwand, doppelt froh, rasch ans dem Saal. Auf einem alten Pariser Friedhof steht ein Grabstein, auf dem ein trauernder Gatte seinen Schmerz in folgender rübreuder Inschrift Ausdruck verleiht: Meine Tränen können sie nicht wieder erwecken. Darum weine ich. * Ein junger Schriftsteller, der außerordentlich geistreich, doch sehr häßlich war, hatte einst über Mademoiselle D., eine bekannte Pniser Schauspielerin, ein großes Feuilleton ge schrieben. „Oh, der liebe, tüchtige Junge," sagte sie zu ihrer Freun din, als sie den Artikel gelesen hatte. „Das ist ja der ret- ' zendste Aufsatz, der je über mich geschrieben wurde. Wie könnte ich seinem Verfasser nur meinen Dank erzeigen?" Die Künstlerin dachte lange angestrengt nach und sagte dann seufzend: „Schade, daß er so häßlich ist . . . ! * Ein junger Salonlöwe prahlte eines TageS bet seinen Kameraden, daß er nun endlich im Hause des BaronS von Ze« retara eingeführt sei. Stolz sagte er: „Dort verkehren nur die reichsten und die geistreichsten Leute." „Ja", sagte sein Freund Karl, wir wissen, wie reich du bist." * Fürst Pückler-Muskau war einst in einem vornez -cen Haus zum Abendessen eingeladen, in dem es noch B> uch war, Trinkgelder an die Dienerschaft zu geben. Nach rm einfachen Mahl, einigen Hors d'oeuvres war nur ein Beef steak gefolgt, ging der Fürst weg. Sein Gastgeber begleitete ihn die Treppe hinab, an deren Fuß sich in Erwartung eines Obolus vier Diener aufgestellt hatten. Als Pückler,Muskau sie gewahrte, wandte er sich lachend an den Herrn des Hauses und fragte: „An welchen dieser Herren habe ich mein Beefsteak zu bezahlen?" Einer seiner Lakaie meldete einst dem Grafen von Du bois, ein fremder Kavalier sei bei der Gräfin in ihrem Schlaf- aemach. „Du hast gelacht," fragte der Graf, der ein kluger Mann war, streng. Der Lakai beteuerte seine Unschuld. „Komm," sagte Graf von Dubois, ergriff eine geladene Pistole nnd stieg, gefolgt von dem Lakaien, die Treppe zum Schlaf gemach seiner Frau hinan. Vor der Türe mußte der Lakai warten. Der Graf trat schnell ins Zimmer und schloß die Türe hinter sich ab. Er überraschte die Gräfin wirklich mit einem Kavalier, den er mit geladener Pistole zwang, zum Fenster hinauszuspringen. — Graf Dubois verließ darauf so fort das Zimmer und gab seinem Lakaien zwei schallende Ohr feigen wegen der „Verleumdung" seiner Gattin. D'Abbö Coeur predigte in der Kirche des Heiligen Rochus. Ein Soldat trat ein und setzte sich in einen Kirchenstuhl. Wäh rend der Predigt näherte sich ihm die Stuhlverleiherin und verlangt leise ihre fünf Sous. Der Soldat, der anscheinend von dieser Abgabe nichts wußte, antwortete erstaunt: „Fünf Sous! Wenn ich sie besäße, wäre ich doch nicht hier!" Vevttirev Vsrse vom Z. Mai. Tendenz: Sehr fest. An den Effektenmärkten setzte sich heute der Haussesturm in einem sensationellen Ausmaß fort. Die Großkäufe von ! Imeressentengruppen in einzelnen Spezialpapieren und aus der anderen Seite die Operationen eines ausgedehnten Hausse konsortiums führten zu einem Kursauftrceb in verschiedenen Papieren von 30 bis fast 50 Prozent, unid in einer größeren Anzahl von Aktien zu Steigerungen von 1b bis 30 Prozent. Die Maklertafeln waren anfangs von Pluszeichen bedeckt. An dem Geschäft, das äußerst lebhaft eirtsetzte, war auch das Publi kum in einem beachtlichen Umfang beteiligt. Die Aufmerksam keit war zunächst auf die bekannten Favoriten des Termin- nktienmarkiles, daneben aber auch auf Einheitswerte gerichtet die vielfach als zurückgeblieben und chancenretch angesehen werden. Mit der Möglichkeit eines empfindlichen Rückschlages nach derartigen wilden Haussebewegungen schien man sich in den Kreisen der Börsenspekulation kaum zu belassen. Die vor sichtigeren Ausführungen in dem Wirtschaftsbcricht der Dis kont ogesellschnfit, d§e angespannte Geldlage, die in den rück läufigen Pfandbriefabsatzziffern und den hohen GelWtzcn am offenen Geldmarkt zum Ausdruck kommt, sowie die Dementis gegenüber verschiedenen vielbesprochenen Börsengerüchten der letzten Tage, machten jedenfalls wenig Eindruck. Für Tagcsgeld heute einen unveränderten Satz von 7 bis Prozent. Mvnatsgeld zirka 6l-4 bis 714 Prozent. Im Divisenverkehr setzte sich die Lira vormittags an der Londoner Börse auf 96,50 ab, um später eine Erholung auf 91,10 bis 94,25 zu erzielen. Die übrigen Valuten schwank ten nur unwesentlich. Bukarest lag etwas schwächer, Madrid dagegen leicht gebessert. Der Dollar- und Pfundkurs hielten sich in Berlin auf ihrer bisherigen Höhe. Vor einen: Monat halte sie in der Tat ihren Professor geheiratet, nachdem er schneller als erst vereinbart, seine Tätigkeit an der Berliner Universität, die ihn: die Professur angeboten, angelreten hatte. Es Halle eine kleinen Skandal gegeben die gute Cchlieben war ganz ans den: Hänschen raten. Der Prinz entsann sich dieses Intermezzos. Man sprach eine kurze Weile über diesen Fall in den aristotraunhen Salons dann wachs schnell Gros darüber. Este Komtesse von Bülow war sa keine besonder- Prominente Persönlich leit nnd die Gräfin Halle sich eben zu !,osten. Tie Zeilen waren nicht mehr derart, das; inan die „Mesalliance" einer kleinen Komtesse sonderlich twgisch nahm. Der Prinz schickte ihr in Gedanken einen herzlichen Grnz zu. Vielleicht -- die Welt war ja Urin würde er sie doch noch einmal in ihrem Berliner Hein: Wiedersehen. Und auch den Professor. Dann war anch das vorbei nnd den: sehr offiziösen und zeremoiUellen Teil des Festes folgte die leichtere nnd ange nehmere Unterhaltung. Aber nnc die kann, flügge Jagend hatte einen 'wirklichen Genuß daran and gab sich rückhaltlos dem Vergnügen hin. Diese Gesellschaft erUnsiner Hochnristo- kratie bewahrte in: allgemeinen anch in der leichteren Unter haltung immer eine gewisse Reserviertheit. Man ließ sich nie ganz gehen. Ma» fühlte immer so ein bißchen, daß man zu „repräsentieren" hatte, auch wenn mau tanzte nnd Likör trank. Und die vielen Diener in den seidenen Eskarpins die die Tabletts hernmresthwn, Ersrischnnacn »erteilten, verloren keinen Augenblick die unerzogene Steilheit in Haltung und Miene. Karl Ferdinand gedachte mit spöttischer Wehmnl der nnS- gelgssenen Stunden in Grinzing. Wenn er nun Therese in das hellgepnderte Gesicht blickte, siel es ihm wahrhaftig schwer, sie sich wieder als unr lustiges, frohsinniges Mädel vorznskellen, das ungeniert im bunten Trubel des Tanzplatzes sich mit ihm getummelt hatte, das Kalbshaxen mit natürlichem Appetit verzehrt hatte und Grinzinger Landwein trank. Und das ihm die Arme nm den Hals schlnng und heiß flüsterte: „Ich hab dich lieb!" Ach — es vmr nur eine Silnimung gewesen! Nichts, was aus e'nem freien, überguettenden Herzen kam. Jetzt war Therese müder ganz die Dame von Welt, ihrer Stellung sich bewußt, und über jenen abenteuerlichen Abend war kein Wort mehr zwischen ihnen geredet worden. Da faßte ihn eine wütende Lust, sie dennoch daran zu er innern, sie aus ihrer stolzen, lächelnden Ruhe aufzuscheuchen. Während er nut ihr tanzte, flüsterte er ihr zu: „Denkst du noch an Grinzing? Da wars lustiger, wie? Da brauchte man sich nicht so steif zu halten." Er drückte sie fester an sich. Aber Therese lehnte sich zurück. „Ich war berauscht, Ferdi. Du darfst mich nicht mehr daran erinnern. Eü soll nie mehr vorkommen." „O — das wäre sehr schade —" Sie sah chn erstaunt an. „Aber Ferdi —" „Denn damals gefielst du mir besser als in diesem steifen Nahmen. In dieser Nepräsentationspose." Sie lachte, ihn an. . Nun hör aber ans! Ich bin doch kein Nähmädcl!" Es zuckte nm seinen Mund. Es war ein harmlos hinge- worfeneS Work, ohne weitere Bedeutung. „Ich möchte wahrhaftig nicht niit den kleinen Mädchen von Grinzing verglichen werden, Ferdi. Mach kein so fin steres Gesicht. Das' kleidet dich nicht. Es ist doch unser Tag - heule." Da schwieg er. Ja richtig! Sie würde immer die Prinzessin Therese sein. Und — er hatte keine Ursache, ihr zu zürnen. Er hatte sa vorher gewußt, wer und wie sie war. Was konnte sie da für, daß ihm damals immer Anita durch die berauschten Sinne getaumelt war? Nein — er durfte ihr das nicht nachtragen. Er mußte gut zu Ihr sein. — Wenige Tage nach der Verlobungsfeicr reisten die Her zogin von Waldburg und Therese wieder nach Hause. Es war so vielerlei zu erledigen. Die Hochzeit sollte im Winter statt finden, darüber — anch über den genauen Termin — batte man sich schon geeinigt. Ferdi begleitete seine Braut im Zuge einige Stationen. Sie hatte ihn darum gebeten. Es waren viele Bekannte zum Abschied auf dem Bahnhof erschienen, und Therese wollte mit der „Be.tüelktbelk" ihres Verlobten prahlen. Daher Ihre Bitte. Der Prinz fügte sich. Was lag schon daran, ob man ihn nun ein bißchen neckte und ihm in diskreten, liebenswürdigen An deutungen einen hübschen, aber sicher ertragbaren „Pantoffel" prophezeite. Sollte Therese ihre weibliche Eitelkeit befrie digt haben! Die Herzogin schwelgte unterwegs in Zukunftsphantasien. „Ich lasse die unteren Geschosse des Waldenbnraer Schlosses ganz nach deinen Wünschen Herrichten, lieber Ferdi. Und das kleine Jagdschloß — du kennst es doch — wird auch vollkommen instand gesetzt. Ihr könnt euch dann aus suchen, wo ihr später wohnen wollt. Mit deinem Vater habe ich schon darüber gesprochen." „Sehr liebenswürdig!" lächelte der Prinz. Therese war für das Jagdschloß. „Wenigstens für die erste Zeit, Ferdi. Nicht wahr? Du liebst ja nicht die große Dienerschaft. Dort haben wir nur zehn, zwölf Personen an Personal." „Ach Gott —! Das ist allerdings furchtbar wenig," sagte Karl Ferdinand und konnte in seinem Lachen nicht ganz eine feine Ironie verbergen. Therese hörte das nicht heraus. „Und vorher machen wir eine wundervolle Reise. Ita lien-Spanten—Aegypten! Du, kannst du dir denken, daß ich noch nie in Kairo, der „gesegneten Stadt" war?" Ferdi fand seinen Humor wieder. „O ja — warum nicht? Es gibt sehr viele Menschen, die noch nicht dort waren." „Ach pfui — so meine ich eS nicht —" „Hm? Ja so. Schön — also ja, nach Aegypten. Ich für meinen Geschmack ziehe dann schon eine anständige Gegend im deutschen Reiche vor. Thüringen, die Alpen — ach, «S gibt so viel paradiesische Flecken —" „Aber Ferdi! Ich bestehe auf Aegypten!" „Mit seinen großen Luxushotels, die auf ein Haar den unseren gleichen —" „Dann sehen wir wenigstens nichts von dem Winter hier. Und im Frühjahr landen wir dann in unserem Jagd schloß. Du mußt natürlich vorher nochmal hcrüberkommen und mit dem Architekten sprechen. Es soll auch dir gefallen." „Ich bin mit allem zufrieden, Therese —" (Fortsetzung folgt.)