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Rr.88. «Utt Lag,blatt und Anzeiger füt -ar Grzgebtrg«. Disn»tag, -« L. Fe-Nt« 1-N. Aus Ttaät unä Lanä. »>«, 81. Januar 1V27 Semeknverftüu-llchr Vtlehruag Aber -ir Grippe. Den tm Auftrage de» Ministers für Volkswohlfahrt von Leh. Obermedizinalrat Prof. Dr. Otto Lentz, Ministerialrat tm Volkswohlfahrtsministerium neubearbeiteten und zusammen» gestellten „Gemeinverständlichen Belehrungen über die über« tragbaren Krankheiten" (Berlin 1S26, Verlag Rich. Schoetz) entnimmt der Amtliche preußische Pressedienst folgende Aus führungen: Grippe ist ein« außerordentlich leicht übertragbare Krankheit, die etwa olle 28 Jahre in gewaltigen Epidemien aufzutreten pflegt. — Sie tritt unter sehr wechselnden Krank- heitsbtldern auf, bald als schwerer Katarrh der Atmungs wege, dessen gefürchtetste Form die Grippe-Lungenentzündung ist, bald als Katarrh der Verdauungswege, sog. Magen- Darm-Grippe, bald als nervöse Grippe mit schweren Störungen von feiten des Zentralnervensystems,- eine besonders gefährliche Form der letzteren ist die.Grippe- Gehirnhautentzündung. Stets ist die Grippe mit hohem Fieber und großer Abgeschlagenheit verbunden. Deshalb gehört der Fieberkranke ins Bett. Der Erreger der Grippe ist ein mikroskopisch kleines Lebewesen, ein Kurzstäbchen. Cr findet sich in den katarrhali schen Ausscheidungen des Kranken, besonders in denen der Luftwege, mit denen er an feinsten Schleim- und Speichel tröpfchen haftend beim Sprechen, Husten und Niesen, ausge- stoßen, der Atemluft betgemengt und so auf Gesunde übertragen wird. Aber auch durch die infizierte Hand und Gebrauchsgegenstände des Kranken kann die Krankheit auf Gesunde übertragen werden. In Grippe-Epidemiezeiten erkranken gewöhnlich in ganz kurzer Zeit Hunderttausende. Da ist es natürlich ganz unmöglich, alle Kranken im Krankenhause abzusondern: die Absonderung käme auch zu spät, da schon vom ersten Augen- blick der Erkrankung an der Kranke hoch infektiös ist und seine Umgebung meist bereits infiziert hat, ehe er ins Kranken haus verbracht werden kann. Gleichwohl kann die Beobach tung gewisser Vorsichtsmaßregeln einer Verbreitung der Krankheit vorbeugen und den Gesunden vor einer Erkrankung an Grippe schützen. Der Kranke lege sich zu Bett und ziehe einen Arzt zu Damit ist er wenigstens in gewisser Weise abgesondert, vor allem dem Berufsverkehr entzogen, und einer Weiterver- breitung der Grippe durch ihn wird auf diese Weise vorge beugt. Aerztliche Hilfe ist aber für den Kranken wegen des oft unberechenbaren Verlaufs der Grippe notwendig. Beim Husten muß der Kranke ein Taschentuch vor den Mund nehmen, um das Verstreuen der Jnfektionskeime zu vermeiden. Der Gesunde schütze sich in Grippezeiten mehr noch als sonst davor, daß er durch „erkältete Menschen angehustet wird, er vermeide möglichst größere Menschenansammlungen, er achte auf größte Sauberkeit und wasche sich besonders vor dem Essen und dem Bereiten der Speisen regelmäßig die Hände, auch häufigeres Gurgeln mit desinfizierenden Lösungen von Wasserstoffsuperoxid, Kalium hypermanganikum u. dergl. ist zu empfehlen. Die Leib- und Bettwäsche sowie die Taschentücher eines Grippekranken sind in einem Beutel (Kopfkissenbezug) zu sanimeln und vor dem Waschen in diesem Beutel eine halbe Stunde lang zu kochen. Auch empfiehlt es sich, den Fuß- boden des Krankenzimmers und die in ihm enthaltenen Einrichtungsgegenstände wiederholt mit desinfizierenden Lösungen zu reinigen. Der Kranke muß sein besonderes Eß- und Trtnkgeschirr und -gerät haben, das gesondert von dem übrigen Geschirr und Gerät der Familie gereinigt werden muß. dl» -ag- lm Zebnrar. Wie der vorig«, so scheint auch wieder der diesjährig, Winter milde verlaufen -u wollen, wie sein bisheriger Stand zeigte. Trotz vorheriger weis« Voraussagungen ist ein« eigentliche länger« Frostpertodr bisher ausgeblieben. Dafür haben wir aber wieder überreiche Niederschläge zu verzeichnen gehabt, die nur in Gebirgslagen größer« Gchneelagen brachten, im Flachland« dagegen in Regenfällen bestanden. Wenn nun auch beim Fehlen der Schneedecke wohl von einer Aesungsnot nur bedingt gesprochen werden kann, so ist doch die anhaltende nass« Wittemng für unser Wild beim Mangel an schützenden Deckungen keineswegs ohne Gefahren. Der bisherige Verlauf des Winters darf uns jedoch nicht darüber htnwegtäuschen, daß wir immer noch auf eine kürzere oder längere Kälte- und Schneepertode rechnen können Der Februar ist immer noch ein gefährlicher Monat, der manch mal recht unliebsame Ueberraschungen bietet. Wir müssen also immer noch darauf gefaßt sein, und demgemäß vorbauen. Für den weidgerechten Jäger ruht die Jagd auf Nutzwild in diesem Monat so gut wie vollständig. Das Edelwild steht noch in starken Rudeln zusammen. Di« stärkeren Hirsche, di« besondere Rudel bilden, fangen an abzuwerfen. Auf den Wildwechseln in Stangenorten, älteren Holzbeständen und Suhlen lohnt es sich, nach den Abwürfen guter Hirsche zu suchen. Wo viel Schnee liegt, ist für Fütterung zu sorgen. Das Damwild steht gleichfalls in großen Rudeln bei sammen, am liebsten in sonnigen Laubholzdtckungen- Wo die Natur nicht für reichliche Aesung gesorgt hat, ist für fleißige und gute Fütterung zu sorgen, da es sonst leicht zu großen Schälschäden in den Laubholzbeständen kommt- Die Rehe stehen in Sprüngen in sonnigen Schonungen in der Nähe der Aesungs- und Futterplätze, streifen auch oft am Tage durch die Reviere, um an Weichhölzern, Brombeeren zu naschen und auf grünen, sonnigen Stellen und den Saat feldern zu äsen- Gute Böcke haben schon meist geschoben und sind im Verecken. Die Wechsel sind fleißig nach Schlingen abzusuchen. Der Hase hat überall vor den Jägern Ruh«, nicht aber vor dem Schlingensteller, der in diesem Monat besonders am Werke ist. Ihm ist also besonders auf das Handwerk zu passen. Die Hasen rammeln, auch dürfte es nach dem milde verlaufenen Vormonat bereits bald Junghäschen geben. Eine Fütterung ist nur noch bei einsetzendem starken Schnee fall nötig. Die Rebhühner treten bei günstiger Witterung Ende des Monats bereits in die Paarung ein- Bei den Hähnen finden Kämpfe um den Besitz der Hennen statt. Bei offenem Wetter gibt es für die Rebhühner keinen Aesungsmangel, da der Februar außer der grünen Saat schon allerlei grüne Blättchen und Gräser, sowie Würmer und Insekten bietet. Der Dachs verläßt schon sehr oft seinen Bau, um hauptsächlich nach Regenwürmern auf Wiesen und gepflügten Aeckern zu suchen. Die Dächsin wirft in diesem Monat 3—4 Junge. Otter, Fuchs, die beiden Marderarten, Iltis und Wiesel ranzen und bieten hierbei manche Gelegenheit zu ihrer Erlegung, wo dies geboten ist. Boa der Voll-Hochschule Aue. Studienraat Matthes mußte in voriger Woche infolge Plötzlicher Erkrankung seinen Lehrgang „Bau und Tätigkeit des menschlichen Körpers" unterbrechen. Er wird morgen, am 1. Februar, seinen Kursus wieder aufnehmen. Diebstahl. Am Sonnabend wurde in Auerhammer einer Witwe die ganze Barschaft, eine Börse mit 28 Mark, von einem 17- jährigen Mädchen gestohlen. Der Kriminalpolizei gelang es, oas Geld wieder beizubrtngen sowie auch die Börse zu fin den, die das Mädchen in einem Stetnbruch auf Auerhammer Flur weggeworfen hatte. 8R, Stiftungsfest -ß» Mä»n'DtslWtzDetejllH Am vergangenen Sonnabend beging der Männergesang- verein „Liederhatn" Aue tm festlich geschmückten Schützen- hauafaale sein üSjährtges Stiftungsfest. Eingrlettet wurde der abend durch einige gut geleitete Konzertstücke der Auer Stadtkapelle unter persönlicher Leitung ihre« Kapellmeister» Herrn Drechsel. Der 1. Vorsitzende, Herr Kaufmann Gustav Pempel begrüßte die Erschienenen aufs herzlichste und dankte für den zahlreichen Besuch. Die schwierigen Darbietungen de» Verein» unter Führung ihres bewährten Ehrenlteder- meister», Herrn Richard Feig wurden vorzüglich zu Gehör gebracht und fanden bei dm Anwesenden herzlichen Beifall. Die beiden Solisten, Herr Konrad Körner-Themnitz und Man fred Feig-Letpzig boten ebenfalls ihr beste» und für die vor trefflichen Leistungen wurde ihnen stürmischer Beifall gezollt. Alles in allem verlief die Feier zu aller Zufriedenheit und hielt beim Tanz die Erschienenen noch lange in fröhlicher Stimmung beisammen. Leim Skifahrm verunglückt. Äm Sonntag nachmittag verunglückte bet einer Abfahrt vom Auersberg der Stadtbankkassierer Augustin-Aue durch Sturz auf da» Hüftgelenk g Kilometer hinter dem Hotel Täumer« Haus tm Hochwald. Einsam und verlassen blieb er mit großen Schmerzen liegen, zufällig kamen später dieselbe Abfahrt ein Herr und zwei Damm aus Beierfeld an der Unglücksstelle vorbei. Der Herr benachrichtigte sofort dm Wirt vom Täu- merhau» und durch dessen Gespann wurde der Verunglückte geholt. Mn Arzt au» Johanngeorgenstadt leistete die erste Hilfe. Per Auto wurde dann der Sktfahrer nach Aue trans portiert. -ocka«. Am Sonnabend hielt der Freundschaftsbund, welch« am 22. September 1880 gegründet wurde, sein S7jähriges Be stehen tm Gasthof zur Sonne ab. Die Veranstaltung bestand in Konzert, Vorträgen und Ball. Chemnitz. 2 Kinder im Eise ein gebrochen- Am Sonnabend mittag gingen im Stadtpark zwei Kinder im Alter von 8 und 6 Jahren mit einem Hunde spazieren, be- traten dabei di« Eisdecke des zugefrorenen kleinen Parkteiches und brachen «in. Tin vorübergehender Handlungsgehilfe wurde durch die Hilferufe der Kinder auf den Unfall auf merksam, entledigte sich seiner Oberkleider und konnte den noch sichtbaren Knaben vom Tode erretten. Don der Feuerwehr wurde später die Leiche der 8 Jahre alten Mariann« Rümmler, die unter das Ms geraten war, geborgen. Trotz sofort vor genommener Wiederbelebungsversuche gelang es nicht, das Leben des Kindes wieder zurückzurufen. Rochlitz. Bisamratten in! der Mulde. Vom Muldentalpächter Schaufelberger wurden tm vergangenen Halbjahr insgesamt 23 Bisamratten in der Mulde gefangen. Leipzig. Von einem geisteskranken Poli zisten angeschossen- In der Halleschen Straße wurde rin Passant von einem Polizeiwachtmeister angeschossen. Der Passant wurde am rechten Oberarm verletzt und nach dem Krankenhause gebracht, konnte ab« nach seiner Einlieferung vemommen werden. Der Poltzetwachtmeister Böhme ist der Staatsanwaltschaft 'zugeführt worden. Der Vorfall kann nicht anders erklärt werden, als daß der Beamte in einem Anfall von Geistesgestörtheit geschossen hat. Dresden. Ein scheuendes Pferd ertrunken. Am Freitag morgen ereignet« sich in der Vorstadt Uebigau ein merkwürdiger Unfall. Mn dem Gutsbesitzer Vogel, Uebigau, gehöriges Pferd wurde durch irgend einen Umstand scheu und raste mit einem beladenen Düngerwagen die nach der Mbe zu führende Straße entlang dem Strom zu. Dort stürzt« es von dem Steilufer in di« Wellen und verschwand mitsamt dem Wagen im Wasser, ohne wieder zum Vorschein zu kommen- verantwortlich für den gesamten Inhalt: Dr. Fritz Debu». Druck u. Verl. Au« Druck- u. BerlagSgchellsch. m. b. H., Aue. Heinrich Pestalozzi. Am 17. Februar sind es hundert Jahre, sei Heinrich Pestalozzi, der bahnbrechende Neuerer in allen Erziehungsfragen, seine Augen für immer schloß. Sein nach und nach erscheinendes Volks buch „Lienhard und Gertrud" machten den ob seiner Güt« verlachten und verschuldeten Herrenbauer mit einem Schlage zu einer europäischen Berühmtheit. In dem soeben erschienenen lebendig geschriebenen Lebensbilds, das der BolkSschrtftsteller Josef Nein hart von dem genialen Menschen entwirft, findet sich auch die Entstehung dieses Meisterwerkes trefflich geschildert. Mit Erlaubnis des Verlages Fritz Reinhart in Basel bringen wir den diesbezüglichen Abschnitt zum Abdruck. Der unbrauchbare Bürger sucht ein Mrkungsfeld; da» Volksbuch ist die groß, Ernte. Seit der Landvogt Fellenberg auf Wilbenstein das Lien- hardbuch gelesen, war Pestalozzi häufiger Gast auf seinem Schlosse. „Die Alten haben Hörner, harte Hörner, lassen sich nimm« biegen!" schnarrte er und warf einen brennenden Fidibus, als müßt er's büßen, in den Kamin. Eben einmal hatte er eine böse Affäre ans Licht ge bracht, ein Nest voll tückischer Bosheit, List und Lüge; Holz frevel in seinen Wäldern; ein Untervogt tm Dorfe hatte sich von den Bauern bestechen lassen, daß er ihnen Weidtüren offen ließ. Nun war durch einen Zufall alles an den Tag ge kommen; der ungetreue Untervogt saß im Loch und war nun weich geworden, bereute und versprach mit heiligen Sprüchen Besserung. Einst hatte der Landvogt im Wahne gelebt, in einem Paradiese zu wohnen. Jetzt war der Land vogt ganz rauhbürfttg geworden, fluchte: „Nützt alles nichts, verlorene Müh, für toute la bande". Pestalozzi war verblüfft. Doch hatte er nicht am eige nen Leibe viel erfahren? Wie hatten der Geiz, die Habgier ihm selber über den Hag gegrinst, Schmähung, Verleumdung, wenn er sich wehrte gegen Steinhaufen aus seinem Land, Weidgäng«, Holzfuhren durch sein Gebiet! Jetzt sprach der Landvogt das Wort vom alten Sünder, dem kein Richter oder Pfarrer den harten Zahn mehr breche: „Nützt nichts, nützt alles nichts, was einmal krumm, wird nie mehr gerade." In seinen eigenen Gedanken hatte Pestalozzi eine Zeit lang stumm gesessen, während der Landvogt große Wolken aus seiner langen Pfeife blies. „Mag sein, Herr Landvogt," wandte er endlich ein, „mag sein, daß wir nicht Engel werden, wenn wir Teufel waren! Warum denn läßt man im Loch die Spitzbuben unter Daumenschrauben ächzen, Wenns doch nichts nützt?" Hellauf, doch grimmig lachte der Landvogt: „Abschrecken, daß andere den Schlotter kriegen!" Pestalozzi hob die Hand. „Vielleicht aber, Herr Land vogt, wenn einer käme mit gutem Wort und Zuspruch und heiter machen wollt das finstere Loch, wer weiß, ob's am Ende nicht wieder Heller würd' da drinnen!" Der Bogt stand auf und schüttelte den Kopf: Pah! Herr Pestaluz, Euch haben fie noch nicht genug den Pelz ver brannt, Ihr nehmt den Stock gewiß noch in die Hand, da» glaubt mir!" Noch eine Zeitlang redeten fie sich die Köpfe heiß; doch rückten fie einander näher; ein Gedanke dämmte ihre Eifer: In der Jugend, wenn das Stämmletn biegsam, da wirds grad oder krumm fürs Leben. Sie standen am offenen Fenster und schauten über die Aare nach dem Wtldegger Schloß hinüber. „Da drüben die, die Herren könnten helfen," brummte der Landvogt, „aber fie helfen nicht, fie seben nicht, fie hören nicht, Herr Pestaluz. Euer Arner ist eine schöne Phantasie, bengalisch Licht, im Grunde sieht «S traurig au» tm alten Schweizerbtet, wir find von gestern, mürb und überreif." Drüben an den Fenstern verglomm die Abendsonne. Pestalozzi mußte an den Heim weg denken, sein Rößlein wiehert« tm Hofe. Da» Gespräch auf wildenstetn hatte Wunden aufgerührt; mit hängendem Zügel trampte da» Röstletn auf der Straße dahin; nur wenn der Retter lauter mit sich selber sprach und tn seinem Eifer sich aufrichtete, dann kam da» Rößlern tn gelinden Trab. Die Worte de» Landvogts ließen Pestalozzi keine Ruhe: war e» möglich, alles umsonst? Hatten ihn di« Bilder, die er heute geschaut, vollends zum Schwarzseher gemacht? Ja, viel Unkraut wuchert« tm Menschengarten, aber waren alle vergiftet? Vogt Hummel stieg vor ihm auf. Von einem ging die Fäulnis aus und griff um sich und faßte die schwachen andern, und dieser eine —; war er selber schuld? Hat nicht ein böser Zufall auf dem Wege ihn ge packt? Gehen nicht Tausende schuldlos durch ihr Leben, weil dieser Zufall sie nicht traf? Gebietet nicht das Herz, dem Zufall nachzugraben, bis hinab zum Grunde? Wer war Vogt Hummels Mutter, wer war sein Jugendfreund, der ihm das Gift gereicht? Pestalozzi spann und spann, Gestalten stiegen auf und nahmen schärfere Züge an, deutlicher wurden ihre Gebärden; ja er mußte Wetter schreiben, Ltnhard und Gertrud haben ihren Weg noch nicht vollendet; aber deutlich und deutlicher zeichnete er sich vor Pestalozzis Auge. Zunächst, so mutzte er zur Liefe gehn, durch dunkle Gründe; Bogt Hummel und alle die anderen, die von ihm vergiftet find und deren Gift am Körper seines armen Vol kes verheerend wirkt, da» will er schildern, will dann Hinab stetgen, ergründen, erzählen, wie e» gekommen, daß fie böse Menschen wurden; doch darfst du fie tm Elend nicht ver laßen. Nein, Bogt Hummel soll nicht tm Kerker verzweifeln; der Pfarrer soll zu ihm gehen, Fäden knüpfen, die ihn mit einer edleren Welt verbinden. Oder könnte Gott die Seele de» Elendesten ganz verlassen? Pestalozzis Rößlein war still gestanden; der Reiter ließ die Arme finken. Da» wäre zum verzweifeln: Denken, daß Gottes Licht tm Elende« ganz erlöschen könnte. Nein, nein, um Gotte» Willen, ntcht weiter grübeln. Gott bleib bet un», er bleibt bet Hummel und in allen seinen elenden Brüdern. Im zwetundachtziger Sommer, da kam der schwarze Juli tag, da Pestalozzi von Richter»»» nach Hause kehrt«: Jselin war tot, lag schon im Grabe, al» er die Kunde la». Die ganze Nacht saß er bei seinem Lichte: seinem toten Freunde schrieb er einen AbschtedSgruß; im Schreiben wuch» der yreund vor seinen Augen auf, er selber wurde kleiner und erdenelend; jetzt sah er mit Tränen die Hand, die ihn gehoben, und diese Hand ward ihm »um Sinnbild aller Elenden, die verstoßen, vaterlos auf Erden stehn. Auch er war vaterlo» gewesen; ihn hatte JseltnS Hand durch Gotte» Hand gehalten: „Ach, ein vaterloses Kind blüht nicht, e» wird herumgestvßen, ein Ball de» Schicksals und de» Elend»!" (Schluß folgt.)