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Nt LS. Buer Tageblatt und Anzeiger für da« Erzgsbtrq«. Dienstag, den 1 Februar 1937. dien« er jede Unterstützung. Die einzig wirkliche Lösung' de» chinesischen Problem» sei aber ein kluge» und schnel le» Zugeständnis an die gerechten Forderungen der Chi nesen. Die Forderungen der Nationalisten seien im Grunde gerecht, und da England da» erste Land gewe sen sei, da» sich besondere Vorrechte in China ver schaffte, sollte e» auch die Führung übernehmen, China die Gerechtigkeit zuteil werden zu lassen, die ihm ge bühre. ScbluK cles Verwaltungsrates äes Internationalen Arbeitsamtes. Genf, 30. Fan. Im weiteren Verlause der De batte über da» Washingtoner Abkommen äußerte der deutsche Arbeiterdelegterte Müller sich befriedigt über die geleistete Arbeit. Wenn von feiten der Arbeitgeber gruppe Schwierigkeiten gemacht worden seien in Bezug aus die Ratifikation und die Durchführung der Washing toner Konvention, so sei dies nur deshalb geschehen, um in den verschiedenen Ländern der Kampagne gegen die Konvention neue Nahrung zu geben und damit die Ratifikation der Konvention immer schwieriger zu ge stalten. Der Verwaltungsrat nahm sodann einen An trag der Geschäftsordnungskommisston über die Ernen nung der Konferenzdelegterten an. In Bezug auf den von dem italienischen Regierungsdelegierten de Michelis unterbreiteten Vorschlag betreffend Schaffung einer ständigen Kommission für intellektuelle Arbeiter war der Berwaltungörat einmütig der Ansicht, daß das In ternationale Arbeitsamt zuständig ist für Fragen betref fend geistige Arbeit. Der deutsche RegterungSdelegierte Dr. Feig machte darauf aufmerksam, daß die Frage ge wisse Schwierigkeiten enthalte. Es muß sestgestellt werden, was man unter einem geistigen Arbeiter ver stehe. Ferner mühten die Befugnisse dieser Kommission genau umschrieben werden, damit keine Kollisionen mit der Völkerbundskommission entstehen. Der Vorschlag de Michelis' wurde auf die nächste Tagung gesetzt, die vom 28. März bis 2. April in Genf stattfindet. Hier auf wurde die Tagung geschlossen. Vie pariser verhan-lungen über -le Restpunkte. Paris, 30. Jan. Heute vormittag haben General von Pawelß und Geheimrat Forster ihre Verhandlun gen mit dem interalliierten Milttärkomitee fortgesetzt, Tie Beratungen über die deutschen Befestigungen an der Ostgrenze konnten .im Lause der eingehenden Bespre chung gefördert werden und werden morgen vormittag fortgesetzt werden. Ueber die heutige Sitzung des interalliierten Mili. tärkomitees berichtet Hävas, die Besprechung habe einige Fortschritte gezeitigt. Tie deutsche Regierung zeige sich tatsächlich damit einverstanden, einige Werke in Königs berg zu zerstören. Tiefes Zugeständnis sei aber als un genügend erachtet worden, und die Diskussion werde morgen vormittag innerhalb des Militärkomitees wie der ausgenommen werden. Tie Botschafterkonferenz werde ebenfalls am Vormittag zusammentreten. Coolk-ge über Finanz- un- Rüstungsfragen. Washington, 30. Jan. In einer Ansprache auf der Halbjahrsversammlung der Ressortchefs zur Be sprechung des Budgets äußerte sich Präsident Coolidge eingehend über die finanzielle und militärische Lage des Landes. Unter deutlicher Bezugnahme auf den im Kongreß im Gange befindlichen Kampf gegen den von ihm befürworteten Bau von drei neuen Kreuzern er klärte er, er sei sich als Oberbefehlshaber des Heeres und der Marine seiner Verantwortung bewußt. Wir wollen alle Anstrengungen machen, um ein Wettrüsten für immer zu beseitigen. Sicher würde es im Inter esse aller liegen, wenn das Geld der öffentlichen Wohl fahrt zugute käme. Die öffentliche Schuld steht in di rektem Zusammenhang mit der Frage der militärischen Bereitschaft. In dem Maße, in dem wir unsere öffent liche Schuld herabsetzen und die großen Zinslasten be seitigen, verstärken wir unsere militärische Bereitschaft und verringern gleichzeitig die Lasten der Bevölkerung. Abgesehen von viel wichtigeren Gründen sollten wir schon vom finanziellen Standpunkt aus jede Handlungs weise vermeiden, die unter Umständen als militaristisch gedeutet werden könnte. Was wir für unseren uatto« nalen Schutz brauchen, ist lediglich eine angemessene Be reitschaft. Dies entspricht unserer traditionellen Hal tung gegenüber allen Nationen. Ueber die Frage der Steuernhcrabsetzung erklärte Coolidge. es sei noch ver früht, Vorauszusagen, ob in nächster Zukunft eine wet tere dauernde Ermäßigung der Steuern möglich sein werde. Zwei Dekrete über Sie Verwaltung von Glfoß-Lothringen. Parts, 30. Jan. „Journal Osficiel" veröffent licht heute zwei Dekrete betreffend die Verwaltung von Elsaßi-Lothrtngen, durch die ein weiterer Schritt seitens der französischen Regierung zur Zentralisierung unter nommen wird. Tie Finanzverwaltung Elsaß-Lothrin- gens wird im Finanzministerium in Paris und die Ver waltung der Poltzetdtrekttonen der drei Departements im Innenministerium in Paris konzentriert. Rücktritt -es persischen Kabinetts. Teheran, 30. Jan. Die Regierung ist zurückge treten, weil die Unabhängigen sich mit der Opposition vereinigt haben, um gemeinsam Interpellationen etn- zubringen, u. a. über den Briefwechsel der Regierung mit der Anglo-Perstschen Oelgesellschaft und über den Nichtabschluß eine» Handelsabkommen» mit Rußland. Lanätagswabl in Thüringen. Weimar, 81. Januar. Das vorläufige Gesamtergebnis für die vier Wahlkreise ist folgendes: Einheitsliste 270 625, Sozialdemokraten 262827, Kommunisten 113470, Kommunistische Arbeitsgemeinschaft 3874, Nationalsozialistische Arbeiterpartei 29918, Deulschvölkische 9137, Demokraten 26531, Wirtschaftspartei 75500, Aufwertungspartei 23156 Stimmen. Die Mandate bei der Thüringer Landtagswahl verteilen sich, soweit bisher festgestellt wurde, wie folgt: Einheitsliste 19 (3l), Sozialdemokraten 18 (17), Kommunisten 8 (12), Nationalsozialistische Arbeiterpartei 2 (3), Deutschvölkische voraussichtlich 1 (4), Demokraten 2 (4), Wirtschaftspartei 5 (0), Aufwcrtungspartet 1 (0), Parteilos 0 (1), insgesamt 56 (72) Mandate. Die Einheitsliste ist gebildet von der Deutschnationalen Volkspartei, der Deutschen Volkspartei und dem Zentrum. Die Wahlbeteiligung zu den thüringischen Landtags wahlen war durchweg etwa 70 Prozent, in den größeren Städten erreichte sie 80 Prozent. Zu ernsten Zwischenfällen kam es nicht. Nach den Ergebnissen erfüllen sich die auf die Einheitsliste gesetzten Erwartungen nicht, da eine Abwanderung in die Wirtschafts, und Aufwertungspartei offensichtlich ist- Eine Kun-gebung -es demokratischer» Reichsbauerntages. Braunschweig, 30. Jan. Im Rahmen de» Reichsbauerr.tages der Deutschen Demokratischen Partei fand Mr heute unter der Devise „Agrarpolitik muß Bauernpolitik sein" eine große öffentliche Kundgebung statt. Reichstagsabg. Rönneburg be tonte in einem Referat über Siedlungsfragen, der Groß grundbesitz müsse um zwei Drittel vermindert werden, um zur Stärkung des deutschen Volkstums dienen zu können. Landtagsabg. Meineke sprach über Pacht fragen. Ministerpräsident a. D. Tantzen-Oldenburg sprach über Zollfragen und Reichstagsabg. Dietrich über Steuerfragen. Die einmütig angenommenen Ent schließungen fordern u. a. planmäßige Mehrung und Stärkung des Bauerntumes durch Landabgabe vom Pri vaten und staatlichen Großgrundbesitz. Für die über schüssige Bauernkraft aus West,, Mittel- und Süddeutsch? land muß Raum geschaffen werden im deutschen Osten und Norden. Gefordert wird grundlegende Aenderüng des Reichssiedlungsgesetzes, Landabgaben nach dem Cteuerwert, Schaffung von Dauerkrediten durch Reich und Länder. Tie am 30. September 1927 ablaufende Pachtschutzordnung sei auf zwei Jahre zu verlängern und möglichst bald eine gesetzliche Reform des Pachtrechtes herbeizuführen. Zur Zollfrage wird Abbau der Brot getreidezölle und Beseitigung der Futtermittelzülle ver langt. Gericht und presse. Wie der Amtliche Preußische Pressedienst erfährt, ist die Prüfung des Verhaltens des Landgerichtsdirektors Wester kamp in Potsdam gegenüber den Pressevertretern in der Hauptvcrhandlung gegen v. Oppen abgeschlossen. — Wenn der Vorsitzende des Gerichts im Interesse der materiellen Auf klärung des Sachverhaltes an die Presseberichterstatte das Er suchen r.chtete, die Presseberichterstattung zu beschränken, so kann die Tatsache eines solchen Ersuchens als richterliche Handlung mit Rücksicht auf die verfassungsmäßig gewähr leistete Unabhängigkeit der Gerichte im Dienstaufsichtswege nicht nachgeprüft werden. Die Justizverwaltung hält indessen den vom Landgerichtsdirektor Westerkamp im vorliegenden Fall gewählten Weg, die Ausstellung eines Reverses zu ver langen, für bedenklich und für ungeeignet, zu dem erstrebten Ziel zu führen. Es wäre vielmehr angezeigt gewesen, wenn den Pressevertretern der Wunsch des Gerichts, über den sachlichen Inhalt der Verhandlungen zunächst nichts in die Presse zu bringen, mitgeteilt und die Loyalität der Presse znr Erfüllung des Wunsches angerufen worden wäre. — Mit der am zweiten Vechandlungstag gegen einen Pressevertreter getroffenen Maßnahme war nach dem Ergebnis der Ermitt- lungcn keine Ausschließung aus dem Ger.chtssaal, sondern nur eine Verweisung des Berichterstatters vom Pressetisch beab sichtigt. Abgesehen von den Bedenken, die auch gegen eine solche Maßregel sprechen, ist zu beanstanden, daß bei der An ordnung der Maßregel die Absicht, den Berichterstatter ledig lich vom Pressetisch zu verweisen, nicht hinreichend deutlich zum Ausdruck gebracht worden ist. Der Kammergerichtspräsi dent ist ersucht worden, Landgerichtsdirektor Westerkamp hierauf hinzuweisen. Im übrigen beabsichtigt der Preußische Justizmin.ster mit Rücksicht auf die Bedeutung eines gedeih lichen Zusammenwirkens von Gericht und Presse die Ange legenheit bei der nächsten Zusammenkunft der Oberlandesge- richtspräsidenten zum Gegenstand einer Besprechung zu machen. keine Truppenzusammenziehungen an Sen Grenzen -er Sowjetunion. Moskau, 30. Jan. Die Telegraphenagentur der Sowjetunion ist ermächtigt, die Mitteilungen über an gebliche Zusammenziehungen von Sowjettruppen an den westlichen und östlichen Grenzen der Sowjetunion al- falsch zu bezeichnen. Nach den Erklärungen maßgeben der Krise seien diese Meldungen böswillige Erfindungen. Neue drucklegung -er Eigeniumsvorlage Washington, 30. Jan. Die Vorlage de- Re präsentantenhauses über die Rückgabe des beschlagnahm, ten Eigentums wurde vom Finanzausschuß de» Senats derartig abgeändert, daß die Wetterverhandlung dar über erst nach neuer Drucklegung der Vorlage möglich lein wird. der M-r-er -er -mveller« Grebenau festgeaommea. Frankfurt a. M., SO. Januar. Der Mörder de» am vorigen Sonntag in feinem Geschäft ermordeten Juweliers Grebenau ist gestern verhaftet worden. T» ist ein Friedrich Schultheis au» Wisselsheim bet Bad Nauheim, der erst vor kurzem au» dem Zuchthau» entlasten worden ist. Schultheis leugnet hartnäckig jede Beteiligung an der Tat, doch ist der Indizienbeweis erdrückend. Zu der Verhaftung de» mutmaßlichen Mörders des Ju weliers wird berichtet, daß der verhaftete Schultheis, der auf Grund von Handschriftvergleichung stark verdächtigt wid, fest- genommen wurde, al» er sich bei der Kriminalpolizei wegen dieses Verdachtes beschwert«. Im Hause des Schultheis wur den blutige Kleider und Wäschestücke vorgefunden. Ein Ge ständnis hat Schultheis noch nicht abgelegt. vom Sräutigam erschösse«. Limburg, 30. Januar. Auf tragische Weise kam hier gestern abend ein junges Mädchen aus Niederwalluf bei Wiesbaden zu Tode. Das Mädchen war gestern nachmittag bei ihren zukünftigen Schwiegereltern zum Besuch eingetrof fen. In den Abendstunden wollte ihr 2Sjähriger Bräutigam, der ebenfalls bet seinen Eltern zu Besuch weilte, seiner Braut einen geladenen Revolver -eigen. Die Schußwaffe entlud sich und die Kugel drang der Braut ins Herz, sodaß sie sofort ver- schied. Der junge Mannstellte sich der Polizei und wurde fest genommen. 14 009 Grippeerkrankungen in Stettin. Nach einer Statistik des Vereins Stettiner Aerzte waren bis zum 27. Januar rung 14 000 Grippeerkrankter in ärzt licher Behandlung. Dazu dürften noch viele Fälle kommen, Vie sich der ärztlichen Kontrolle entziehen. Von den in ärzt licher Behandlung befindlichen Fällen, die die Statistik erfaßte, waren nur etwa 600 als schwer anzusprechcn. Todes fälle sind verhältnsmäßig selten. Die Epidemie scheint gegen wärtig im Abflauen begriffen zu sein. Eifersuchtsdrama in Berlin. Am Sonntag abend gab der Schlosser Marschand aus Lichtenberg im Verlaufe eines Streites auf seine Geliebte, die 45 Jahre alte geschiedene Frau Pietsch, mehrere Schüsse ab- Sie wurde schwer verletzt. Marschand ist verschwunden. Unwetter km Kattegatt un- Skagerak. Einer Meldung zufolge hat in der Nacht zum Sonntag im Zattegatt und Skagerak ein furchtbare» Sturmwetter getobt. Bor und in Skagen wurden große Zerstörungen angerichtet. Mehrere Fischkutter sind bi» heute noch nicht zurückgekehrt. Mit großer Mühe ge lang es einem Rettungsboot, die Mannschaft eines dä nischen Dreimasters zu bergen. Kurr nachdem die Mann schaft das Schiff verlassen hatte, wurde es losgertssen und treibt seitdem gegen da» Skagenriff. Gleichzeitig wurde ein BergungSdamPfer von Frederikshaven zu einem.in Not befindlichen Schiffe gesandt. Auch über Norwegen hat das Unwetter großen Schaden angerichtet. Ein Motorkutter scheiterte an der Küste, wobei ein Mann der Mannschaft ertrank. Im norwegischen Hochgebirge herrschen Schneestürme. Die Nachtzüge konnten nur mit großer Verspätung ihr Ziel erreichen. Sturmwetter im Aermelkanal. Paris, 30. Januar. Aus Cherbourg und Le Havre treffen Nachrichten über heftige Schneestürme im Kanal ein. Ein amerikanischer Dampfer lief beim Verlassen des Hafens von Le Havre auf dis Mole auf, wurde beschädigt und mußte seine Ausreise aufschieben. Slutkge Zusammenstöße im Surgenlan-. Wien, 30. Jan. In dem burgenländischen Ort Schattendorf kam es nach einer sozialdemokratischen Ver sammlung zu einem Feuergefecht zwischen sozialdemo kratischen Arbeitern und chrtstlichsozialen Frontkämp fern. Ein kriegsinvaltder Arbeiter und ein achtjähri ger Knabe wurden durch Schüsse getötet. Vier Arbei ter und ein sechsjähriger Knabe wurden schwer verletzt. Insgesamt waren 30 Schüsse gefallen. Die Gendar meriebehörden haben eine strenge Untersuchung einge leitet. Die Hinterlassenschaft der Kaiserin Charlotte von Mexiko. Brüssel, 30. Januar. Etotle Belge hatte die Hin- terlassenschaft der am IS. Januar verstorbenen Kaiserin Charlotte auf ungefähr 100 Millionen GoldfraneS angegeben. Demgegenüber wird die Belgische Telegraphen-Agentur von zuständiger Seite darauf hingewtesen, daß die Hinterlassen schaft etwa 10 Millionen GoldfraneS beträgt, sodaß der An teil jedes der sechs Erben sich nach Abzug der Erbschaftssteuer und anderer Abgaben auf 500 000 bi» 600 000 GoldfraneS belaufen würde. Erdrutsch bei Ravmr. Namur, 30. Januar. Gestern nachmittag rutschte eine Erdmasse von 2000 Kubikmetern auf das Hauptgleis der Bahnlinie Namur—Charlerot. Zwei Arbeiter wurden unter den Erdmassen begraben und konnten bisher noch nicht auf gefunden werben. Pari»—Brüssel in 63 Minute«. Paris, 80. Januar. Nach einer Blättermeldung hat ein Verkehrsflugzeug gestern die 275 Kilometer lange Strecke Paris—Brüssel in 1 Stunde 3 Minuten zurückgelegt. Römische Baupläne. Der Gouverneur von Rom hat in einer Pressekonferenz mitgeteilt, daß nach dem neuesten Bauplan für Rom, für den an Krediten 60 Millionen bereit stehen, in erster Linie die Freilegung des Kapitols und des Tarpejischen Felsens sowie die Untertunnelung des Kapiwls in Betracht kommen. Tanr> wird das Marcelc^Stheater fceigelegt, und ein neuer Augu- stusplatz erbaut werben; auch die Sctpionengräber auf der Via Appia sollen ausgehoben werden-