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22. Jahrgang Das englische Kriegsgericht spricht vier junge Deutsche frei! . 1,1 . L,g . 8,8 . 8,1 . 8,4 . 4,7 1026 habe, Soldaten mit Gewalt zu entfernen. Da» vzr- stoßr gegen die Ordonnanz 2. Wichtiger aber war die Bemerkung, die der Bor« sitzende des Gerichts, der die Verhandlung absolut ob jektiv führte, über den Wert der Vernehmungsproto kolle machte, ans denen die Beteiligung der Angeklag ten an dem Zwischenfall gefolgert werden konnte. Gr wies daraus hin, wie notwendig es für Deutsche sei, der fremdsprachigen Besatzungsbehörde gegenüber ob jektiv richtige Aussagen zu Protokoll zu geben und aus einer begreiflichen Reserve herauszutreten. Auf diese Protokolle könne darum eine Verurteilung nicht ge stützt werden. Bet dieser durchaus richtigen Einschätzung der ver mittels eine» Dolmetschers geführten Vernehmung wäh rend der Voruntersuchung wird man sich an die entschei dende Rolle erinnern, die im Rouzier-Prozeß die pro tokollarischen Zeugenaussagen spielten, derentwegen es wiederholt zu den schärfsten Zusammenstößen mit der deutschen Verteidigung kam. Frankfurt a. M., 5. Jan. Das englische Po- lizeigertcht in Wiesbaden hat die vier jungen Leute aus dem Taunusort Wörsdorf, die am Heiligen Abend in einer Wirtschaft mit zwei englischen Soldaten in Streit geraten waren und sie aus der Wirtschaft htnauSge- worsen hatten, wobei der eine der Engländer ziemlich stark verwundet worden war, nach zweitägiger Ver handlung freigesprochen, weil nicht mit absoluter Si cherheit der Beweis zu erbringen war, daß, die Ange klagten die wirklichen Täter gewesen seien. Zweierlei an der Verhandlung war besonders im Vergleich zu dem Landauer Kriegsgerichtsverfahren be merkenswert. Der englische Staatsanwalt gab unum wunden zu, daß die beiden Engländer durch ihr unge bührliches Benehmen die Deutschen provoziert hätten und dadurch an dem ganzen Vorfall die Hauptschuld trügen. Es habe aber Anklage erhoben werden müs sen, weil die deutsche Zivilbevölkerung nicht das Recht A aufrecht zu erhalten. Die Frage, ob der Bolschewismus für die Gestaltung der Lage in verantwortlich ist, wird man Wohl nicht unein geschränkt bejahen können. Der Ausgangspunkt der Bewegung ist der Wunsch der Chinesen, ihr Land selbst verwalten zu wollen. Tie britische Politik entspricht dem, und sie ist, abgesehen vielleicht von den Vereinig ten Staaten von Amerika, früher zu diesem Ergebnis gekommen als die anderen Mächte. Ein allgemeines Ucberetnkommen über die Politik gegenüber China hat nicht bestanden, und England hat nichts getan, was ge gen den Geist der Verträge von Washington ist. Die englische Arbeiterpartei unö -as Lhina-Nemoran-um. London, 5. Jan. Die englische Arbeiterpartei veröffentlicht eine Erklärung, in der es u. a. heißt, das endliche Ziel der britischen Regierung bet diesen Verhandlungen sollte sein, die Mindestbedtngungen zu erhalten, die für Vie persönliche Sicherheit britischer Untertanen in China und für ehrenhaften Handel zwi schen britischen und chinesischen Kaufleuten notwendig sind. Tie britische Regierung müsse strengste Neutra lität hm Chinesischen Bürgerkrieg wahren. Sie mutz die Beziehungen mit der Kantonregterung so bald wie möglich auf eine freundschaftliche Grundlage stellen und mutz versuchen, im Zusammenwirken mit anderen in Betracht kommenden Nationen ein absolutes und wirk sames Verbot der Waffeneinfuhr nach China herbei zuführen. Hilferufe «ris China. Die Ausländer bedroht. - Bor «In<r Räumung des K»n,«lfi»nsg,blet°s v? r"' 6. Ian. Reuter meldet aus Hankau: ernstep Lage sind die Handelshäuser brUch?" ^°^ssion geschlossen worden. Man .""geschlossen, daß das KonzesstonS- Die Frauen und Kinder haben bereits den Rat erhalten, sich auf den Schiffen in Ti- ?? bringen. Wegen der durch die chinesischen Aus chrettungen sehr ernst gewordenen Lage haben alle ^^^^^"^"Zreitkräfte in Hongkong Befehl er halten, sich auf schnellstem Wege nach Hankau zu he geben. Die Kreuzer „Vindtctive" und „Carlisle" so- wie der Zerstörer „Wtshart" sind bereits nach Hankau unterwegs. > - Jan. Die von einer japanischen Nachrichtenagentur au-gegebene Meldung, daß die Eng- länder aus der britischen Konzession vertrieben worden seien, wird von der Urheberin dahin richtig gestellt, daß die Chinesen verschiedene englische Geschäftsunter, nehmen geschlossen und die Inhaber Vertrieben haben, und daß, wie bereits Von anderer Sette gemeldet, das Gebäude der Gemeindeverwaltung und das Zollhaus von den Chinesen besetzt worden sind. Eine englische Aenßerrng «brr die Lage in Hankau. London, 6. Jan. Reuter veröffentlicht heute abend eine offenbar inspirierte Erklärung über die Lage in Hankau, in der es u. a. heißt: Die Notwendig, kett, von den Waffen Gebrauch zu machen, wird sich hoffentlich vermeiden lassen. Nach den vorliegenden Berichten scheint die Regierung von Kanton in der Lage Wirtschaftsbilanz. Sin Rückblick auf bas Jahr 1S2S. Seit Beginn des dritten Viertels dieses Jahres befindet sich die deutsche Wirtschaft — so beginnt Dr. W. M. Freiherr vonBissingin einer größeren, in der Zeitschrift für Volk, Arbeit und Aufbau „Die Räder", Berlin W. b7, erschienenen rückschauenden Betrachtung der wirtschaftlichen Ergebnisse deS letzten Jtchres — im langsamen, zunehmenden Aufstieg. Während die Krise und ebenso die Depression infolge des englischen Bergarbetterstreiks wider Erwarten schnell überwunden wurden, ist anzunehmen, daß der Anstieg erheblich langsamer vor sich gehen wird. Der englische Berg- arbeiterstreik, der bisher stark fördernd die deutsche Ausfuhr beeinflußt hatte, ist seit kurzem beendet, so daß mit dem Wieder- auftreten der englischen Konkurrenz im Laufe der nächsten Monate gerechnet werden muß. Es wird dann ein starker Kampf um den Weltmarkt einsetzen. In Frankreich hat die Revalorisierungspolittk Potncarös eine Wirtschaftskrise etnge« leitet, die zur Folge hat, daß die Lagerbestände der sranzöst' schen Wirtschaft abgesehen werden und sich auf dem Weltmarkt preissenkend bemerkbar machen. Beide Momente werden nicht ohne Einfluß auf die Weiterentwicklung auch der deut, schen Konjunktur bleiben. Bisher ist jedoch auf der Produktionsseite der Wirtschaft nach wie vor eine Zunahme der Erzeugung f- zustellen. Die arbeitstägltche Kohlenförderung im Ruhrgebiet betrug 424 000 Tonnen im November gegen 408 288 Tonnen im Oktober. Es macht sich jetzt die vorsichtige Politik der deut, schen Unternehmen bemerkbar, die auch in Zetten der Hoch- konjunktur nur langfristige Aufträge hereingenommen hatten. So sind die Eisen- und Stahlwerke in Rheinland-Westfalen noch mit Aufträgen für mehrere Monate versehen. Im Gegen satz zum Sommer scheint auch hier der Jnlandsmarkt zuneh. mende Bedeutung gefunden zu haben. Er bat auch für die Werke einen erhöhten Wert insofern, als die Inlandspreise augenblicklich besser sind, als die Exportpreise. Es macht sich also hier schon der französisch-belgische Ausverkauf bemerkbar. Während noch im Oktober die deutsche Maschinenindustrie darüber klagte, daß der Auftragseingang aus dem Inland sehr zu wünschen übrig ließe und das Schwer- gewicht des Geschäfts nach wie vor auf der Exportseite.läge, hat sich die Lage im November offenbar in merklicher Weise gebessert. Die Berichte des Vereins deutscher Maschinenbau- anstalten sprechen jetzt von einer Stärkung der Jnlandsnüch- frage. Dieser Vorgang ist auch durchaus natürlich. Die Auf- wärtsbewegung ging vor allem von der Eisen« und Montan industrie aus. Dort mußten sich erst Gewinne bilden, dk dann wiederum an die fertigverarbeitende Industrie in Gestalt von Aufträgen weiter gegeben werden konnten. Wenn -sich daher die Inlandsnachfrage jetzt regt, so tritt die Produk- tionsseite der deutschen Wirtschaft in das zweite Sta bium der Rationalisierung ein. Das erste be stand in einer Ausmerzung solcher Produkttonsstätten, die der verminderten Nachfrage nicht mehr entsprachen. IN dieser Zeit wurden die Zusammenschlüsse vorgenommen, die eine Stärkung der Kapital- und Produktionskraft zum Zwecke hat- ten. Jetzt werden nunmehr die Produktionsmittel selbst der Anforderungen der neuen La^c angepaßt. Aber dabei darf nicht vergessen werden, baß trotz de» Ausstiege« auf der industriellen Produktionsseite die land- wirtschaftliche Seite der Wirtschaft noch ket- neswegs in dem Maße von der allgemeinen Gesundung erfaßt worden ist, wie es im Interesse einer gleichmäßigen Entwick lung unserer Wirtschaft erwünscht wäre. Der Prozentsatz der landwirtschaftlichen Konkurse an der Zahl der Gesamt- konkurse gemessen nimmt noch ständig zu. Dieser Satz betrug im Helt damit gerechnet, daß Dr. CurtiuS gleich nach sei ner Rückkehr von seinem Wiesbadener Erholungsurlaub vom Reichspräsidenten mit der Regierungsbildung be auftragt werden wird. Seine Bemühungen dürften sich zunächst in der Richtung der Bildung einer möglichst breiten Koalition mit festen Bedingungen bewegen. In diesem Zusammenhang wird auch den Beratungen des Retchsparteivorstandes des Zentrums, der in der näch sten Woche zusammentritt, natürlich große Bedeutung betgcmessen. Informationen, die in der Berliner Presse zur Frage der Regierungsbildung bisher erschienen sind, werden von gutunterrichteter parlamentarischer Sette zum großen Teil al» Kombinationen bezeichnet, so na- mentlich auch die Nachrichten über die vorausstchtliche Besehung einzelner Ministerien mit bestimmten Persön lichkeiten. Richtig jst vielmehr, daß die Entwicklung der Krise sich noch in ihrem allerersten Stadium befindet und eigentliche Verhandlungen erst in der nächsten Wo. che beginnen. . Vle noch strittigen Nestpunkte. Nach einer Mitteilung de» „Demokratischen Zei. tungsdienstes" ist in Aussicht genommen, die in Berlin stattfindenden Verhandlungen mit der interalliierten Militärkontrollkommisfion über die noch strittige Frage de» Krtegsgeräteo Mitt« Januar zu beenden.. Sollte man jedoch nicht zu einer Einigung in Berlin kommen, so werde der Schwerpunkt der weiteren Verhandlungen wohl bei der Botschaft,«kanserenk in Part» liegen. Die Zrage äer Neg'ierungsbiläung. Vr. «turtius übernimmt öle Neglerungsbilöung. Laut „Täglicher Rundschau" kann man mit der Berufung des bisherigen RetchSwtrtschaftSmtntsterS Dr. CurtiuS zur Regierungsbildung bereit» für den 10. Januar rechnen. Die Berufung Dr. CurtiuS' sei von dem Frakttonsvorstand der Deutschen Volkspartet gebll- ltgt worden. Ob der Versuch Dr. Curttu»', ein Kabi nett auf der Grundlage einer Koalition sämtlicher bür- gerltchen Parteien zu bilden, gelingen wird, wird von dem volk-parteilichen Blatt unter Himvet» auf die ab- lehnende Haltung der Zentrum»presse stark bezweife l Sollte der Versuch fehlschlagen, so bliebe nur übrig, e n Kabinett der Mitte zu bilden. „Germania hält es für ausgeschlossen, daß sich da» Zentrum an der von Dr. CurtiuS geplanten Koalttionsbtldung sämtlicher bllrger- llchen Parteien beteiligen werde. Eine Regierung un ter Beteiligung der Deutschnationalen mit volkspartet. ltcher Spitze wäre, wie da» Blatt schreibt, eine au«ge. sprachen« RechtSregterung, die auf die Unterstichung de» Zentrum» nicht zählen kann. Sollte e» jedoch wieder zur Bildung einer Regierung auf der bisherigen Grund« läge kommen, so hält e» die „Germania" für selbst, verständlich, daß die Führung beim Zentrum bleiben müsse. Berlin, ». Jan. wie da» wolffbüro au» Pav- lamentarifch-n Krisen erfMt, wird nun mit Sicher Juni Juli August September Oktober November Die nicht günstige Entwicklung dieser „LiquiditätSzahl" ist auch der Grund, warum die Landmaschinenindustrte über mangelnden Absatz klagt, und -war gerade in der Ze t un- mittelbar nach der Ernte, in der sonst die Landwirtschaft rech flüssig zu sein Pflegt. Auch die Nachfrage der Land- wirtschaft nach Kalt steht trotz d-r Steigerung, dK von Oktober bis November zu verzeichnen noch erheblich ALL Kei? dc/ VoÄrcS. Solange aber die Landwirtschaft L °L°'; x L7«° bukt onsmtttclmarkt zu beleben, solange ist ^r Auf,nea °er deut chen Wirtschaft auf Sand gebm't. Di. La^ der L nd wirt chaft ist immer von starkem Einfluß aus me «en»"»"« der ndustrtellen Konjunktur gewesen. Auer Tageblatt /lnzeiger Dr -as Erzgebirge WKW 7,^... Freitag» äen 7. Januar 1927