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fluer Tageblatt LMN /lnzeiger für öas Erzgebirge ««ch-U.n» »I. -mMch,» S,k-nn«maq°n,» Na«, »« «°S,«,» »„ nicht, B«. ».«,»»«.< D« — Dienstag» äen 28. Dezember 1S2S 21. Jahrgang Die Deutschen in Landau begnadigt. . *ar!s, 28. De». (Drahtb.) »er Praflbent Ur Istpublik hat aeftern da» Dekret unter- °°" "^Satticht ,» Landau »«rnrtelützn Deutschen begnadigt «erden. » D« Antrag da »ri,„«Minister, Painleve auf Begnadl. gung Amtlicher vom Krieg,gerecht in Landau verurteilten Deutschen ist wie folgt begründet: Im Interest, der Entspannung und der öffentlichen Ruhe bat der Krt,g»min«st,r im Tinverständnt« mit dem Justiz, minster und dem Minister für auswärtige Angelegenheiten auf Grund der vom General Gulllaumat gemachten Vorschläge sich dahin «»«gesprochen, daß Begnad gungSmaßnahmen hin sichtlich der in Landau verurteilten erfolgen können. Der KriegSmln'ster hat deshalb dem Präsidenten Ker Republik e n Dekret zur Unterzeichnung vorgelegt, durch das bek nzungs- los sämtlichen vom Kriegsgericht Landau verurteilten Strns. erlaß bewilligt wird. Pariser klätterstimmen -um vegnaäigungsakt. Part«, 28. Dez. „TemPS" schreibt, man könne den Gnadenakt angestcht« der heftigen deutschen Presse, kampagne wohl al« etwa« verfrüht bezeichnen. Die internationale öffentliche Meinung müsse anerkennens daß Frankreich bi« jetzt allein stündig besorgt sei. die, Wiedewersöhnung und die Wiederannäherung auf der! Grundlage von Locarno zu begünstigen. Man könne aber nicht verlangen, daß. e» weiter gehe und seine ver traglichen Rechte aufgebe. „Journal de» Debets" sagt: Es Handelt sich bet der Begnadigung um eine Regte- rungsmaßnahme. Tie Mitglieder des Kabinette« häiten die Entscheidung getroffen, und sie müßten die Berant. Wartung übernehmen. Da« Blatt befürchtet, daß man in gewissen deutschen Kreisen immer mehr überzeugt werde, daß die beste Taktik darin bestehe, die Zwischen fälle zwischen Militär und Zivil zu vermehren. ^Journal" schreibt: Tie getroffene Maßnahme ist sicher da« beste Mittel» um da« traurige, aber banale Abenteuer zu beenden, da« nicht den Lärm verdient, den man um seinetwillen machte. Man darf wünschen, daß die wahre Bedeutung der Geste auch in Deutschland verstanden werden wird. Im .^Oeuvre" heißt e«: Gutlleaumat soll von sich au» die Begnadigung gefordert haben. Um der Be- friedung der Geister willen wollen wir diese Version al» wahr hinnehmen. „Sre Nouvelle" lobt Painleve, dem Poinear« ge folgt sei. Beide hätten Europa ein schöne» Weihnachts geschenk gemacht. Ter Gnadenakt sei mehr al» eine Geste, er Habe auch die Bedeutung einer Politik. . ..Ouottdien" meint: Gutlleaumat, Painleve und der Mtntsterrat Haben sich dadurch geehrt, daß sie ein Urteil vernichteten, da« unter einem juristischen Deck mantel einen Gewaltakt bedeutete. Ablehnend Verhalten sich „Scho d« Part»", „Ft- garo" und „Avrnir". „Gaulots" schweigt. „Echo, de Paris" schreibt: Brtand und Painleve werden sagen: Eine Begnadigung bedeutet nicht eine Auf-ebung de« Urteil«. Wenn ein Gnadenakt nach gewisser Zett er folgt, sicher! Aber wenn er überstürzt, unter Drohun gen und Beleidigungen vollzogen wird, hat er den Sinn, daß die Regierung angestcht« de« Rtchterspruch» errötet und daß st« nicht für ihr« Richter etntreten will, um sich au« der Affäre zu ziehen. Wenn der Minister rat den Befehlshaber der Rheinarme« herangezogen hat, dann ist da« noch schlimmer al« «in Fehler. Nach dem „Figaro" kommt der Gnadenakt einer Desavouierung gleich. „Avrnir" schreibt: Die Lag« unserer Soldaten und Offiziere tpi besetzten Gebiet ist unhaltbar geworden Uebrigen» werden die Anhänger der französtsch-deut- ,chen Annäherung bald bemerken, daß di« deutlich« Be kundung der Schwäch« in Part« die Verhandlungen mit Berlin nicht erleichtern wird. Die deutsch«» Forde rungen werden keine Grenzen kennen. Ter sozialdemokratische „Peuple" erklärt: L:e An gelegenheit von Landau ist nun geregelt. Tie französi sche Regierung hat die Dummheit der militärischen Rich ter korrigiert. Jetzt mutz die Debatte geschlossen werden. Vle französische Liga für Menschenrecht» über LonSau. Pari», 28. Dez. Die französische Liga für Men schenrechte ist gestern in Metz in Anwesenheit von KKO Delegierten unter Vorsitz des neuen Vorsitzenden, Prof. Viktor Basch, und in Anwesenheit eine« deutschen Dele gierten zu ihrem Jahreskongreß zusammengetreten. Im Verlaufe der Sitzung ist einstimmig eine Tagesordnung angenommen worden, in der da» Urteil de« französi schen Kriegsgerichtes von Landau al» da» Werk der not wendigen Wiederherstellung de» europäischen Frieden« störend bezeichnet und die Beseitigung der Kriegsgerichte gefordert wurde. Ein Awischenfall in Mainz. Iwri französisch» Solöatrn gngefallen. Berlin, 26 Dezember. Hciva« verbreitet di« Meldung, daß in der Nacht vom 24. zum 2K. 'Dezember zwei französische Soldaten nach dem Besuch der Weihnachtemesse vor der Mainzer Darnisonkirche von mehreren anscheinend betrunkenen Deutschen angegriffen wurden. Den zuständigen Stellen in Main, und Koblenz Ist, wie «Ine Anfrage ergab, von diesem Vorfall nicht» bekannt. Yoschihito gestorben. Der leuchtende Friede besteigt den Dhron. Tokio, 21, Dezember. Kaiser Poschihlto von Japan Ist heut« -estorben. Beim Hinscheidm dr« Kaiser« befunden sich die Kaiserin, ber Kronprinz Hirohiio und der Ministerpräsident um Sterbelager. Jin Kaiserpaiast wird eine besondere Halle hergertchtet, in der der Leichnam de« Kaiser« in vullnn Ornat aufaebahrt werden wird Di« vegräbnisfeterlich- ketten werden wahrscheinlich im Februar oder März stutt- finden. Man befürcht, t, das, der Tod d.« Kaistr« nsvlge der Aufhebnng der Geschäft«,jitigkeft die jupunischeGcschäfi«. und Iinunzwelt schwer treffen wird, da am Juhre«rnde da« Geschäft immer sehr lebhaft ist. -oftrane» in England au» Anlaß de« Tode« de« Kaiser« »on Japan. London, -ü. Dez. Anlätzltch de« Tode« de« Kaiser« von Japan ist eine dreiwöchige Hoftrauer angeordnet worden. All« Schiff« der britischen Marnie haben Halbmast geflaggt. dos -Ml- dar -rutsch»« n»gl»ruag. vorltn. S6. Dez. Anläßlich de» Ableben« de« T«. Stresemann in Begleitung de« Thef« de« Protokoll«, LegattonSrat Tr. Köster, dem japanischen Botschafter in Berlin «inen Beileidsbesuch abgestattet. Im Auftrag de« Reichspräsidenten hat Staal,sekretär Dr. Mettzner und im Auftrage de» Reichskanzler« «taat»sekrerär Tr. Vünder dem «otschafter «in« Kondolenzvtslte adg,stat tet. Auch der zu« Zett Vertin weilend, deutsch« Botschafter in Tokio, Tr. Golf, sowie «taat-sekretä, von -Schubert haben ihr »etletd «»»gesprochen. Die Pa. lai» de« Reich«pr«std,nten, ds Reichskanzler« und de» R-ich»außenmtntst,r« hatten Halbmast geflaggt. Der Reichspräsident hat an den neuen Kaiser von Japan «in Betlethttelegramm gerichtet. «>»« 0»lsch°st »« NM-»- an -as japanisch» Volk. Part«, S6. Dez. Wie au« Tokio gemeldet wird, Lat Kaiser Hervhito anläßlich der Thronbesteigung ein« Botschaft an da« japanisch« Volk gerichtet, in der er sich „Ghowa" (leuchtender Friede) nennt. Tvumergue und Vriand haben dem neuen Mikado ihr Beileid zum Ab leben Kaiser« übermittelt. Deutscher Maklkampf in Dngarn. Da« Gefühl der Dankbarkeit und di« innere Ueberzeuaung haben den Ausschlag gegeben, daß da« ungarische Deutschtum bei den Wahlen bi« Vethlenregterung unterstütze. Da« um somehr, al» der Ministerpräsident den Führern de« ungari schen Deutschtum« drei Mandate angetragen, und zwar den VtllLnyer Bezirk Dr. Jakob Bleher, den Bonyhaber Bezirk Dr. Guido Gündisch und den Soroksarer Bezirk Schriftleiter Johann Faul^Farka». Die Bedingung war, daß all« drei Kandidaten mit dem Programm der Regierungspartei auf treten, wa« nicht nur au« taktischen, sondern auch au, sach lichen Gründen angenommen wurde. Leider haben sich Schwierigkeiten ergeben, die diese Ab machung der Rrgstrung umgeworstn haben. Di» Intelligenz de« Bonyhaber Bezirke» rief «ine Konferenz zusammen und beschloß, gegen die Kandidierung Dr. Gündisch' Stellung zu nehmen. Auch der Obergespan de« Komttat« hat beim Mini sterpräsidenten in diesem Sinne Vorgesprächen und ble Lag« so schwarz geschildert, daß der Ministerpräsident schließ.ich nachgegeben hat. Wie ungarische Blätter schrieben, will der Ministerpräsident Dr. Gündisch dadurch Genugtuung geben, daß er ihn nachträglich in da« Oberhau« berufen läßt. Dem Beispiele der Bonybader Intelligenz folgt« da« Daranyarr Komttat. Im Vtllanyer Bezirke forderte «ine au« einigen Herren bestehende Deputation einen gewissen Herrn Förster,, den Führer ber Erwachenden Magyaren im Bezirk«, auf, di, Kandidierung zu übernehmen, wa» dieser auch tat. Eine Abordnung sprach nachher bet dem gewesenen Abgeord neten de« Villanyer Bezirke«, Joses Wild, vor und bat ihn, im Interesse Förster» beim Ministerpräsidenten -.zu inter- venieven. Wild, ein Intimus de« Ministerpräsidenten, er zählte diesem, Blcyer hätte in villanyt keine Aussichten, und es wäre eine Blamage, wenn Bleyrr als amtlicher Kandidat gegen Förster durchfallen würde. Graf Bethlen ließ sich wieder überreden unk suchte für Dr. Bleyer einen neuen Be zirk, und zwar den Neusiedler Bezirk, den bi» dahin ein braver deutscher Monn, Dr. Neuberger, den man zur Ab dankung gezwungen hatte, vertreten hatte. Dr. Bleyer nahm aber diesen Bezirk aus Gründen, di« hier nicht näher erörtert werden können, nicht an und ließ dem Ministerpräsidenten M-tteilen, datz er mit seiner Erlaubnis im villanyer Bezirk auf eigene Faust auftreten werde. Der Ministerpräsident hat seine Erlaubnis gegeben und somit ging es an di« Wühlarbeit. Nach dem neuen ungarischen Wahlgesetze muß ein jeder Kandidat die Unterschriften eines Zehntels aller Stimmbe rechtigten für seine Kandidierung sammeln. ES kommt vor, daß amtliche Kandidaten, die die Empfehlungsbogen «inige Tage früher erhalten als die Kandidaten der Opposition, mit Druck und allerlei Kniffen sich während dieser Zeit so viel Unterschriften sammeln, daß ccr Gegenkandidat nicht mehr di« entsprechende Empfehlungszahl zulammenbringt. Auch Dr. Bleyer hatte wegen der sich in die Länge ziehenden Ver handlungen gerade eine Woche verloren, und st blieben ihm für die Sammlung der Unterschriften und die Wahl^rsamm» lungen nur mehr zehn Tage zur Verfügung. Ein, r'grze Zett, wenn man bedenkt, daß ber Wahlbezirk au« 82 Ge meinden besteht. E« mußten a'so stden Tag in drei Ge meinden Versammlungen abgehalten werden, wa« auch g«- Schon da» Erscheinen Dr. Bleyer« im Bezirke hat aus di, deutschen Sstmrinden, di, über zwei Jahre hindurch unter dem Drucke der Behörden zu leiden hatten, wie ein« Erlösung gewirkt. Wo Dr. Bleyer erschienen ist, loderte die Begeisterung der sonst schwerfälligen Schwaben auf. Bi« zu Tränen rührend« Szenm haben sich sozusagen in seber Ge- meinde abgespielt. Alte Männer und Frauen drängten sich zu Dr. Biwer hin, küßten ihm die Hand und dankten ihm, daß er unter ihnen erschienen sei. „Sie, i^zellenz, hat ber Herrgott zu un, armen, verlassenm Schwaben geschickt, — sagte ein alter Bauer und ein« Bäuerin ergänzte. „Jetzt kön nen wir un- doch °u-r,den und au-we nen. C« ist jemand da, der uns versteht und ber sich um uns kümmert. In einigen Gemeinden haben di« Lehrer die Kinder in die Schule geführt, daß sie für ^brsterbetenstNen.ASbt, Er- wachsrnen davon gehört hatten, eilten sie Kirche, um für Bleyer zu beten. Und diese Anhknglichsttt vermindert« sich trotz des Druck» der Brhürden nicht. Dr. Bleyer würbe mit Dr. Gündisch verhaftet undtnder Nacht nach Mohär« »um Oberstühlrichter gebracht. E« half alle« nicht«, da« Volk ließ sich nicht einschüchtrrn, wenn auch «in- zelne, di» in öffentlicher Stillung sind, »he «ort «ege» IHv, innere Ueberziugung auf Först« gegede« d-b". In den letzten Tagen hat der ^uck etwa« nachgelassen. Die Verhaftung Dr. Bley«, und Dr. «LE» hat d,n Ministerpräsidenten zum Schreiben eine, warm'haltenen Briest« an Dr. Bleyer veranlaßt, der zur Hebung be» Mute« in dem Bezirke auch viel beig,tragen Unter allgemeiner Erwartung naht, der Tag der Abstimmung heran. Die Abstimmung begann in der Früh um acht Uhr, Um 11 Uhr führte Dr. Bleyer bereit« mit iiXX) Stimmen. Der Sieg war sicher. Um sechs Uhr war der Unterschied 1780 Stimmen, welchen Unterschied auch da» Gndrs ultat aufwie» Dr. Jakob Bleyer hatte also gegen den amtlichen Kandidaten, den alle Behörden, die Polizei und Gendarmerie unterstützt Di/Begetsterng. die der Sieg Bleyer« im Bezstk auSge- löst hat, «ar UerwAtt-rnd. Nicht nur «E den Nachbar--