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Mer Tageblatt ß^EtztzEschGe Nr. 2SS Dienstag» cien 21. Dezember IS2S 21. Jahrgang Die Regierungsbildung vertagt Empfänge beim Reichspräsidenten anzutreten. lller. Mu» Terrorakt» ln Gbsrfchlsfien. ^t. ern als lb late - en ans« > gckoin- anischen ilnschmß nze In, Gegen» des ter Telegramme: Lageblatt Hueerzgebtrg, Enthalten- -le amtlichen Sekanntmachungen -»» Nairs -rr Eio-t UN- -rr Amtsgericht» -ine. posijcheck.-oawr Matt ttp-l- a». ree» Köntg »Hütte, IS. Dez. In Birkenthal bei Schwtentochlowttz wurde der Arbeiter Klo»kauvon einer Bande Aufständischer überfallen und schwer mißüandelt. Achnltche Mille werden au» anderen ostoberschlesischn» Ortschaften gemeldet. Der deutsche Klub Hat unter Hin- Wei» auf die Zwischenfälle in Semtanowitz und den Ueberfall auf den Hüttentnspektor Schweige! und An- geHörtg« feiner Familie bet der Wojewodschaft Be schwerde eingelegt und die AngelegenHett de« Präsi denten Lalonder «tterbrettst. bleiben. kanzlerkan-l-at genannt. Hindenburg hat im Laufe zuerst den Fraktionsvvrstbender Die Soz'ial-Nepubl'ikaner gegen äas Rabmett PoincarL. Part», IS. L«z. Die sozialrepublikanische yar- tet hat heute ihren Kongreß geschlossen. In der Schluß, sitzung wurde u. a. eine LageSordnung angenommen, in der erklärt wird, daß, die Annahme von Portefeuille» im Kabinett Poineare durch Parlamentarier der Linken nur ein rein persönlicher Entschluß de» Betreffenden sei. Die sozialrepublikanische Partei könne ihre Mitarbeit in dem gegenwärtigen Ministerium nicht gewähren und stehe nach wie vor »um Kartell der Linken. In einer wetteren Entschließung wird gefordert, daß die Parla ment-Vertreter, auch die nur bet der Partei eingeschrie benen, so z. B. Briand, nach Wtederzusammentrttt der Kammer die notwendigen Schritte unternehmen müs sen, die Bildung einer Kammerfraktion durchzusetzen. die nur au» den regelrecht von der Partei erwählten Mitgliedern bestehen soll. Tollte da» bi» zum 1. Mär nicht geschehen sein, so würde ein außerordentlicher Par teitag noch vor Ostern sich mit dieser Frage beschäftigen. trauen. Der in diesem Zusammenhänge -enannte frühere Reichskanzler Dr. Luther, der sich gegenwärtig auf der Rück fahrt von seiner Amerikareise befindet, kommt wohl nicht ernsthaft in Betracht. Es taucht erneut der Name der Köl ner Oberbürgermeister» und Präsidenten de» preußischen Staatsrates, Dr. Adenauer, auf, der bekannt Ich dem Zentrum angehört. Schon im Frühjahr dieses Jahres ließ der Reichspräsident einen Ruf an Dr. Adenauer ergehen. Damals scheiterte dessen Mission. In parlamentarischen Kreisen nlmmt man weiter an: Wenn das ReichSwehrminlsterlum anderweitig beseht wird, und wenn die Grundlage einer Verständigung in der Ar- beitszcitfrage mit der Sozialdemokratie gefunden würbe, so wäre die sozialdemokratische Reichstagsfraktion vielleicht be reit, ein Kabinett der Mitte zu unterstützen, söbaid die leitende Persönlichkeit die nötigen Garantien biete. Wir ver zeichnen diese Erwägungen, für deren Verwirklichung eine feste Grundlage natür ich noch nicht besteht, zuinoä, wie er wähnt, zunächst der Versuch einer Kabinettsbildung durch Dr. Scholz erfolgen ^dürfte. In den Dispositionen Dr. Stress mannS find keine Veränderungen vorgesehen. Der ReichSaußenminister hielt am Sonntagabend in Hamburg eine große pol itisch« Rede, in der er natürlich auch zur gegenwärtigen politischen Situation Stellung nahm. Wie wir hören, hält Gtresemann auch an seiner Absicht fest, seine große Auslandsreise am 27. Dezem ber vierwöchiger Urlaub Gtrefemanns. Berlin, 18. Dezember. Wie «ine Berliner Korre spondenz berichtet, war die letzte Amtshandlung d;S gestürz ten Kabinetts Marx die Erteilung eines vierwöchentltchen Urlaubs an den Außenminister Dr. Stresemann. In der Urlaubeerteilung war eine besondere Stellvertretung für Stresemann nicht genannt. Die Deutsche VoiikSpartet ist jedenfalls entschlossen, sich an einer neuen Regierung nur zu beteiligen, wenn ausdrücklich Stresemann al» Außenminister übernommen wirb. en und iS Volk e. Wo fführcn sonders ehr die va uo d der Indre lleßltch uirken, Stätie ?ur die n von Berlin, 18. Dezember. Reichspräsident von Hindew bürg hat heute im Laufe d«S Vormittags nacheinander die Führer aller Reichstagsfraktionen mit Ausnahme der Kom> munisten und Völkischen empfangen, um ihre Meinung über ldte LösungSmöglichkeiten der Regierungskrise zu hören. Da sich aus diesen Besprechungen keine Aussicht ergab, die Krise in der allernächsten Zeit beizuiegen, hat der Reichs präsident die Verhandlungen mit den Parteien bis kurz vor Zusammentritt des Reichstages, der erst am 19. Januar er folgen wird, vertagt. Die Regierung Marx wirb bis dahin interimistisch im Amte N-enaurr als Reichspräsident v. Sonnabend-Vormittag Deutschen Vokspartet, Abgeordneten Dr. Scholz, empfan gen. Dann folgte der stellvertretende Vorsitzende der Zen- rumsfraktton des Reichstags, Abgeordneter v. Guerard. Im Lauf des Nachmittags folgten ter Führer der Sozial demokraten, Abgeordneter Hermann Müil er-Franken und der Vorsitzende der Deutschnationalen Reichstagsfraktion, Ab geordneter Graf Westarp. Die Besprechungen des Reichs- Präsidenten mit den Parteiführern trugen rein informatori schen Charakter. Irgendwelche Entscheidungen hat der Reichs präsident noch nicht getroffen. Es ist auch nicht damit zu rechnen, daß vor Anfang der kommenden Woche eine Per sönlichkeit mit der Kabinettsbildung betraut wird. Man nimmt jedoch in parlamentarischen Kreisen an, daß der Reichspräsident zuerst den Abgeordneten Dr. Scholz ersuchen wird, den Versuch zu machen, ein Kabinett der Mitte zu bil- den. Man bezweifelt aber ebenfalls in parlamentarischen Kreisen schon jetzt, daß ein solcher Versuch Erfog haben wird. Ob dann der Reichspräsident zunächst noch an «ine an dere parlamentarische Persönlichkeit den Ruf ergehen lassen wird, den Versuch einer Kabinettsbildung zu unternehmen, Mt sich natürlich noch nicht sagen. Wir verzeichnen lediglich die Auffassung gut unterrichteter Kreise, daß der Reichs präsident geneigt scheint, dann eventuell eine Persönlichkeit, die nicht dem Parlament angehört, mit dieser Aufgabe zu be« vorläufig kein Neichsfchulgefetz. Dresden, 18. Dezember. Von unterrichteter Seite erfahren wir, daß im Hiwblick auf die unsicheren Mehrheits- verhä tnt'sse im Reichstag von einer Einbringung des NeichsschulgesetzeS an das Kabinett vorläufig Abstand genom men worden ist. Hrütte-Leh-er wk-erruft -le SeschulSkgung gegen -le fibgeor-nekrn Mulle un- Kube. Mehrere Blätter veröffentlichen eine Korrespon denzmeldung, wonach der wegen Ermordung de» Ober leutnants Müller (Heinz Dammers) zu acht Jahren Gefängnis verurteilte .Grütte-Lehdrr seine gegen die Abgeordneten Mulle und Kube gerichteten Aussagen zurückgenommen habe. Grütte-Lehder hatte die bei den Abgeordneten der Anstiftung zu politischen Atten taten beschuldigt. Oberstaatsanwalt Sethe soll, wie die Korrespondenz berichtet, Grütte-Lchder täglich vernom men haben, und bet diesen Vernehmungen sei Ärütte- Lehder zusammengebrochen und habe gestanden, daß seine Beschuldigungen gegen die Abgeordneten au» der Luft gegriffen und nur politische Wichttgtuereigewesen seien. Krlfis im Schriftfielleeverban-. Der Hauptvorstand de» Schutzverbande» deutscher Schriftsteller hat, wie der „Montag-Morgen" erfährt, be schlossen, sein Amt ntedcrzuleaeu. In einer so bald wie möglich einzuberufenden Generalversammlung soll die Neuwahl de» gesamten Vorstände» vorgenommen werden. Veranlassung zu diesem Schritt bot der kürz lich von der Berliner Orttgruppe de» Schutzverbande» angenommene Antrag, den früheren Vorsitzenden, Abg. Heuß, wegen seine» Eintreten» für da» Schund- und Schmutzgesetz au» der Organisation auszusch ließen. Das Freigabegeseh im ReprLfen» tantenhaus angenommen. Neuhork, IS. Dez. Da» Repräsentantenhaus hat gestern abend die sogenannte Rllckgabebill über di» Freigabe de» deutschen Eigentum» angenommen. Zu nächst wurde der Antrag, da» Gesetz zur wetteren Be ratung an den Ausschuß zurückzuverwetfen, mit 181 gegen 51 Stimmen abgelehnt. Dann nahm da» -au» di« namentliche Abstimmung vor, di« 279 Stimmen für und 86 Stimmen gegen die Annahme der vorlag« ergab. Di« Bestimmung, wonach di« .Regierung für Schiffe, Funkstationen und Patent« höchsten» 100 Milli onen Lollar bewilligen wird, wovon die Hälft« dm deutschen Besitzern -»fallen soll, bleibt bestehen. Da» Schicksal de» Gesetze» liegt jetzt in Händen de» Renat». Der Germersheimer Prozeß. 0 andau, 19. Dez. F» der heutigen W«chn«VV»n> über die Vorgänge in Germersheim war v«n befond» rem Interesse di« Aussage de» französischen Unterofft- zier» Prudhomm«, der sich kurz var dem Schuß Rou- eter» in dessen Näh« befunden hat und kein» Gefahr für den Offizier feststellen konnte. Als er Raueier mit dem Revolver in der Hand sich, Hat er ihm wtedevHoÜ zugerufen > „Richt schießen, Ich bin Hier!" Weiterhin brachte di» Nachprüfung der Mu»saaen der Vorunter suchung den Beweis, daß der französische Dolmetscher, mit dessen Hilfe da» Protokoll zustandegebommen «ar, die Aussagen derart unzutreffend wiedergegeben Hat, daß sie für Roueter entlastend wirken mußten. Sowohl der Angeklagte Fechter wie die Zeugin Ottinger haben in der heutigen Sitzung di« ihnen -ugeschriebenm Au». ratsch bchtritten. Sä» Für äen Wirtschaftssrieäenl Gemeinsam« Kundgebung der deutschen und fran-öfifchen Minister. Part», 19. Dez. Di« .^Information Eeonomtqu, et Financier«" gibt Heute eine Sondernummer heran», die sich mit den wirtschaftlichen Beziehungen Frank reichs und Deutschland» beschäftigt, und die nach dem Vorwort dazu dienen soll, die Wege für ein« Verständi gung zu ebnen. Der Nummer sind vorangestellt Leit wort« von Retchsmtnister de» Aeußeren Dr. Stresemann, Netchswirtschaftsmtntster Dr. Eurttu«, dem französischen Minister de» Aeußeren Briand und dem französisch« Handel-Minister Bokanowskt. Dr. Stresemann schreibt r Di« französischen und deutschen Wirtschaftskretse in den Stand zu setzen, sich besser kennen zu lernen, erscheint als eine für vt« Ent wicklung des deutsch-französischen Warenaustausche» be sonders nützliche Aufgabe, vor allem in diesem Augen blick, in dem der Vertrag erörtert wird, der die wirt« schaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern regeln soll. Der Stand der Verhandlungen erweckt die Hoff nung, daß sie bald zum Ziele kommen, und daß da» Ziel ein neuer Ansporn für die wirtschaftlich« Tätigkeit zwischen Frankreich und Deutschland sein wird. Briand schreibt r Damit Europa gedeiht, muß zwischen Frankreich und Deutschland der Fried« herr schen, d. h. di« Elemente der Zwietracht müssen dev^ schwinden und die Elemente der Eintracht müssen sich entwickeln. Anstatt einen Konkurrenzkampf zu führ«, müssen sich die Industrien der beiden Länder verstärk gen und in gutem Einvernehmen miteinander arbeit«, ES gibt keine bessere Garantie für den Fried« und da» Gedeihen. Reich-wirtschaft-mtntster Dr. Eurttu» schreibt nach einem Hinweis auf die Bedeutung der Handels verträge für den Ausgleich de» internationalen Waren austausche» und für die Anpassung der Produktion de» «inen Landes an die de» anderen: Die französisch« und di« deutsche Regierung lassen sich bet den Handelsver trag överhandlungen von dem Willen leit«, zu einer Lösung zu kommen, die den neuen Bedingung« und v« neuen ^Interessen entspricht. Handel-Minister Bokanowskt schreibt» S» wär» paradox, wenn die Nationen, di« sich auf allen mög lichen Gebieten gegenseitig durchdringen, nicht gewillt sein sollten, au- der wirtschaftlichen Isolierung Her- auszukommen. Die» Haben Deutschland und Frankreich verstanden. Die Sondernummer enthält außerdem Artikel de» Ministerialdirektor» Sehdoux und Loucheur», der sich für di« internationale WtrtschaftSkonferenz einfetzt, so wie u. a. Beiträge von Franz v. Mendelssohn, Dr. Fe lix Deutsch, Generaldirektor Prof. Bosch und Geheim rat Lout» Hagen. ZZZM /tnzeiger für -as Erzgebirge Unhaltbare Aufiän-e in Elsafi-Lothrlngen. «ine parlamentarisch« Untersuchungelommlsston gefordert. Part», 19. Dez. Der elsässische Abgeordnete Selz Hat in der französischen Kammer den Antrag auf Einsetzung einer parlamentarischen Untersuchungskom- j misston zur Prüfung der unhaltbar gewordenen Ver hältnisse in Slsaß-Lothrtngen etngebracht. An der Be gründung de» Anträge» Hetßt «», daß die politisch« Si tuation in d»n beiden wiedergewonnenen Provinz« einen Lharakter angenommen hab«, der nicht nur von. nationalen, sondern auch vom international« Gesichts punkt im Höchste« Grad bedenklich sei. Die Unzufrieden heit halb« bereit» wenig« Wochen nach dem Waffen stillstand begonnen. Dem EntHusta»mu» von damals sei «in« schwere Verstimmung gefolgt, di« sich seitdem von Jahr zu Jahr verschärft habe und zu ernstester Be- unruhtaung Anlaß gebe. Dm Anstoß dazu hätte vor allem der Wechsel der Verwaltungsmethoden gegeben, di« da» elsässisch« voll zu fortwährenden, für Frank reich wenig günstig« vergleichen veranlaßt Habe. Heut« richt« sich der Unmut und die Verbitterung nicht mehr gegen di« Verwaltung allein, sondern gegen Frankreich schlechthin. Di« Verdrossenheit vom Kchre 1919 habe sich in lhstematisch» und grundsätzliche Opposition ver wandelt, di» bEöchtgeod» Suämaß» aogerumm»« Habe.