Volltext Seite (XML)
Mer Tageblatt p»ftfch,ck.K,nt,. LXp-i- N». 1,„ Dienstsfl» clen 23. November >926 N. Iahmany «ihW» WtzWA-Z ^KAktAkk ^Uk öas EkAAkölkAk ft-.«--.»,-«. «nch°I,°n» »k -mtllch.n 0.k»ni>,m.chm,«« »« No,., »tt -,, ^m„g°rlch,° No.. Nr. 272 k. g!g!I W»M Mn ml lm LOnIlM'. Plauen. 22. Nov. vor dent hiestgen «roßen Schöffengericht ftndet heute der Prozeß gegen Rechts- anwalt Müller-Plauen wegen Beleidigung de» Reichs- außenmtntsters Dr. Stresemann statt. Die Anklage gründet siH auf den tn einem Briefwechsel mit I-er Deutschen Volk-vartei tn Plauen dem NeichSaußenmi- ntster gemachten Borwurf, „Verbrecher geschützt und der Korruption Vorschub geleistet zu haben." Der Tatbestand ist folgender: Der Abgeordnete Dr. Stresemann gehörte seinerzeit dem Aufstcht-rat der Deutschen Goaporatorgesellschaft an, die Fabriken in Lüneburg und Torgelow besitzt und sich tn erster Linie lütt ProduitionSgeschäften beschäftigte. Zu der Zett, al« Dr. Stresemann Mitglied des AufstchtSratS war. gehörten diesem gleichzeitig eine Reihe hervorragender Vertreter der Industrie an, darunter der jetzige Reichs- bantprlt,ident Dr. Schacht, das geschäftssührende Prä- stdlalintkglicd des Retchsverbande- der Deutschen In dustrie Dr. Schwetghofser und eine Reihe von Gene raldirektoren großer Werke. Im Sommer 1920 wur den 20 Waggons Schrott der Evaporator A. G., die für das Eisenwerk Knadno tn der Tschechoslowakei be stimmt waren, an der Grenze beschlagnahmt. Tie Ge sellschaft hielt die Beschlagnahme für ungerechtfertigt und wandte sich beschwerdeführend an den RetchSwirt- schastSintuister und an das ReichSwtrtschaftSgertcht Auf die -Litte der Gesellschaft richtete Dr. Stresemann als AufsichtsratSmttglted ein Schreiben an den NelchS- wirtschaftLinintster und bat ihn, zu prüfen, ob die ge gen die Firma ausgesprochene Beschlagnahme volks wirtschaftlich und juristisch gercch.fertigt sei. Die zu ständigen Stellen bestätigten aber die Beschlagnahme und e» wurde gegen die verantwortlichen Direktoren der Gesellschaft, Paul und David Litwin, ein S-raf- verfahren anhängig gemacht, da» mit der Freisprechung der Angeklagten auf Kosten der Staatskasse endete. Auf die Berufung des Staatsanwaltes hin kam es zu einer erneuten Verhandlung, tn der die genannten Direktoren wegen formeller Verletzung der Ausfuhr bestimmungen zu einer geringfügigen Geldstrafe ver- urteilt wurden. Auf Grund diese» Tatbestandes hatte der Ange- klagte sowie die Zeitschrift „FriderteuS" dem Reichs- außenmtntster den Borwurf gemacht, in ein schwebende» versahren «ingegrifs,» zu haben, mit dem Erfolg, daß diese» versandet sei. Ter RetchSaußenmintster ist inzwischen in Berlin kom- mtssartsch al» .Zeuge vernommen worden und hat un- ter seinem Lid erklärt, daß er nie Devisen besessen oder Aufstcht»rat»tanttemen tn Devisen erhalten habe Von den ihm untergeschobenen Handlungen der Beeinfluß sung eine» Versahren» gegen die Evaporator A «Ä. sei ihm nichts bekannt. Tatsächlich besteht ferner «tn Tele gramm Stresemann- an die Evaporator A.-A., nicht an die Staatsanwaltschaft, tn dem Dr. Stresemann zum Ausdruck bringt, daß e» im Interesse der Gesellschaft läge, wenn der Sachverhalt die Freilassung ihres lei tenden Kopfes gestattet«. Irgendwelche wetteren münd lichen oder schriftlichen Aeußerungen liegen nicht vor. Die Ladung der Herren Baemetster und y. E. Holtz vom „FriderteuS" ist vom Gericht abgelehnt worden. Als Zeuge geladen ist aber der au» dem Barmat-Prozeß be kannt gewordene Hauptmann Knoll. Die Interessen de» NetchöaußenmtntsterS vertritt Rechtsanwalt Kunz. Stresemann-Erklärung über -ie Veutici e Allgemeine Zeitung. Die „Montagspost" teilt mit, daß Reichsmintster des Acußern Dr. Stresemann heute im Auswärtigen Ausschuß des Reichstages eine Erklärung über die Be ziehungen der NeichSregierung zur „Deutschen Allge meinen Zeitung" abgeben werde. Auch vor der Presse werde der Minister den Fall klarlegen. Nelchsarbeitsminister vr. Srauns über -ie sozial politischen un- wirtschaftlichen Probleme. Dortmund, 21. Nov. In einer vom Ortsver- band des Deutschen GewerkschastsbundeS und dt/S Be- ztr-Skartelles der christlichen Gewerk cha ten veranstalte ten Kundgebung sprach heute ReichSarbeicSmtntster Tr. Braun» über soztalpotUische und wirtschaftliche Pro bleme, wobei er über das Problem der produktiven ArbettSlosensürsorge u. a. ausführte, daß sie nur da einsetzen könne, wo wertvolle öffentliche Interessen er halten und geschaffen werden, z. B. bei der beschleu- ntgten Beschaffung einer neuen deutschen Handel»,lo.te Aus die finanzielle Tragbarkeit der Sozialpolitik ein gehend, gab der Minister an, daß vom Reich allein im Rahmen des Tätigkeitsbereiches de» ArbeitSministe- rtumS für soziale Zwecke im Jahre 1925 mehr al» 1600 Millionen Mark au-gegeben worden seien, denen eine Gesamtistauögabe von sieben Millionen gegenüber- stand. Soweit das objektive Recht tn Frage komme, sei der soziale Staat bereit« tn weitem Ausmaße verwirk- licht, doch mü,se die neue Rechtsordnung, insbesondere <Mch die neue Soztalordnung, noch mehr seelische» Ge meingut de» Volke» werden. Sonntag im Güterverkehr. Der dritte Kongreß der christlichen Eisrnbahn-Inter- nationale in Köln hat sich tn einer Resolution für die voll ständige Sonntagsruhe im Güterzugsverstsir anSgeprochen. Das internationale Arbeitsamt in Genf soll gebeten werden, sich für eine internationale Durchführung einzusetzen. Referaten des RetchstagSabgeordnsten Iwan Katz und Franz Pfemfert wurden einstimmig zwei Entschließun gen angenommen. In der einen werden die bestehen den alten zentralistischen Arbct erorganisat'.onen als un tauglich für den proletarischen Klassenkampf bezeichnet In der zweiten Entschließung wird den verhafteten Partetgeno sen die baldige Befreiung angekündigt. Ein stimmig wurde auch den Richtlinien des Bundes zuge- stimmt. Nach einem Schlußwort des Vorsitzenden Merge» wurde die Tagung geschlossen. die vierlän-erkonferenz. Luxemburg, 21. Nov. Aus der heute hier ab gehaltenen sozialistischen Bterländerkonferenz wurden Leon Blum und Brouckere beauftragt, eine Entschlie ßung zu revidieren, die der Vollsitzung am Montag vorgelegt werden soll. Als DtSkusstonSbastS lag ein von der deutschen Abordnung verfaßtes Projekt Vor, über da» eine grundsätzliche Einigung erzielt werden konnte. Tr. Breitschetd mußte wegen eine» erlittener. Unfall» vorzeitig nach Berlin zurückkehren. der vierte Sowjetkongrest am IS. -kprll 1927. Moskau, 21. Nov. Nach einem Beschluß des Präsidiums de» Zentralexekutivkomttee» wurde der vierte Kongreß der Sowjet» der Sowjetunion auf den 15. April 1927 nach Moskau einberufen. die katalanischen Verschwörer. Paris, 21. Nov. Dem „Journal" wird au» Madrid gemeldet, die spanischen Behörden hätten den Befehl erhalten, die wegen der katalanischen Verschwö- > rung tn Perpignan verhafteten ungehindert tn ihre Heimat zurückkehren zu lassen. Man werd« von ihnen nur verlangen, daß sie ein schriftliche» Versprechen ab- geben, sich in Zukunft nicht tn die Politik irgendeine« Lande» einzumischin. Part», 21. Nov. Heute vormittag ist au« Per pignan der letzte Transport der verhafteten katala- Nischen Separatisten, und zwar fünf Italiener und sech» Spanier, tn Part» etngetroffen. Sie werden unver züglich an die belgische Grenze wettergelettet werden. Zufston- in Manien r Belgrad, 21. Nov. Nach «tn« Meldung der Prema" au» Gkutart baden vier nordalbaniche Stäm* Erste Nelchokonfe enz -es Gpartakno-Bun-es. Göttingen, 21. Nov. Am Sonntag fand tn Göttingen tm „Volksheim" die erste Neichskonserenz de» Spartakus-Bunde» statt, unter welchem Namen sich tn etner vorau»gegangenen gemeinsamen Sitzung die au» der kommunistischen Partet Deutschland» «»»ge schlossenen Kommunisten, die sich al» linke KPD. de- 8MSMSS- AZNS-SS-a- von so vrtS-rup-en au« dem N«tch» bsschtÄt. Nach den ivllid Skwartet. Ueclen ^oinesräs unä Herriots. Part», 21. Nov. Ministerpräsident Poinear, und UnterrtchtSminister Herriot wohnten heute der «in- Weihung einer Fachschule tn Tarbe» tn den Pyrenäen bet, die zur Erinnerung an den verstorbenen Senator Jean Tupuh, den ehemaligen Besitzer de» „Petit Journal", ^t. Aus diesem Anlaß halten di« städtt chen Behörden «tn Bankett veranstaltet, tn des- sen Verlauf Potncare eine politische Red« hielt, «r führte u. a. au»: Die Gefahr von gestern, di« h«ut« Wetter .ferngerückt, aber noch nicht verschwunden ist, ist weniger sichtbar und weniger faßbar al, di«, von der Frankreich während de» Kriege» bedroht war. In Wahrheit stehe jedoch auch dte«mal die ganz« Zukunft der französischen Nation aus dem Spiel«. Dtejenigen, die darauf drängen, daß man diese Arbeit durch ver. frühte Maßnahmen vollende, verschlechtern nur die Hoffnung auf eine dauernde Besserung der französischen Verhältnisse. Gewiß liegt «» tm Bereich der Möglich, keilen, die gegenwärtig führenden Männer, sobald man den Wunsch hegt, durch andere zu ersetzen. Die ver. sammlung der angte sodann, daß auch Herriot da« Wort ergreife. Ti, er weigerte sich zunächst, erklärt« sich dann aber au Verlangen Poinear«» bereit und führte au«: Man hat die Pflicht, auch tn der Politik di« Ge. setze der Moral nicht außer acht zu lassen. Meine Par. tei rechnet es sich zur Ehre an, stets eine national, und eine demokratische Partei gewesen zu sein. Ein Kollaktivschrlit bei -er französischen Negierung Luxemburg, 21. Nov. Wie die luxrmburgt- sche Regierung mittetlt, haben die Vertreter Italien», Belgien«, Polens und Luxemburg« bet der sranzvstschen Regierung einen gemeinsamen Schritt unternommen, um die Angehörigen der obigen Länder von der Frem den« und AuscnthaltStaxe zu befreien. Wenn Frank reich nicht nachgebe, werde Luxemburg die hier an sässigen Franzosen ebenfall» Abgaben unterwerfen. Telegrammwechsel nach -en rusft^-türkischen ve-hanölunge > Angora, 21. Nov. Der Minister de» Aeußeren Tewfik Ruschdt Bey empfing «in Telegramm Lschtt chc» rtnS anläßlich dessen Rückkehr nach Moc-kau, tn dem er für die Mitarbeit in Odessa dankt und der festen Ueberzeugung Ausdruck gibt, daß die gemeinsamen Fragen zufriedenstellende Lösungen finden werden. Tewfik Ruschdt Bey antwortete in demselben Sinne. Vas Leipziger Z^i'ungsinsti ut. Leipzig, 20. Nov. Mit bedeutsamer geistiger Akzentuierung hat gestern Dr. Phil. Erich LverH da» jetzt zum Ordinariat erhöhte zeitung-wissenschaftliche Lehramt an der Hiesigen Universität angetreten, in- dem er tn etner weitgespannten Vorlesung den Stand, ort der jungen Zeitungskunde inmitten unserer akade mischen Disziplin zu bestimmen suchte. Zu dem Auditorium, da» den Gedankenlinten von Sverth mit wacher Aufmerksamkeit folgte, gehörte auch der greise Karl Bücher, und so hatte der Redner dop pelten Anlaß, eines Manne» zu gedenken, der mit ent schlossenem Griff da« Zeitungswesen tn den Lehrbe trieb der deutschen Hochschule htnetngebracht hat. Für Everth fließt die offizielle Erhebung der Zeitung»- künde zum akademischen Fach al» selbstverständliche Konsequenz au» einem Wesen»zug der deutschen Wissen schaft: der steten Beret.schaft, neue Tatbestände anzu- erkennen und denkend zu meistern. Und die Presse ist ein mächtiger Tatbestand unserer Zett. Vielfältig be- dingt und ebenso die Zeit bedingend, erheisch« di« Presse eine strenge Durchforschung mit den Methoden, die die Wi senschaften vom gesellschaftlichen Sein und dessen Ob.e'ttvat onen dem Srkenntni-wtllen darretch- ten Mit Kritik grenzenlos freigebig, müsse «» sich die Presse gefall«» lassen, daß man st« selber analysieren- der Kritik unterwerf«, aber di« eine Bedingung dürfe sie stellen: daß man sie au» ihren eigenen Leben«- und Tchasfensgesetzen zu verstehen suche und nicht etwa au» anderen Leben»gebteten entlehnte Wertkategorien an st« herantrage, lieber die Möglichkeit, mit den Mitteln akademischer Unterweisung den Journalismus zu ver edeln, urteilt Professor Sverth einigermaßen skeptisch. Dafür unterstrich er um so kräftiger die No.wendtgkett, tm Universitätsbetrteb, der Zeitungswissenschaft di, ve. rührungssläche zwischen Presse und Gesamtkultur in ihrer vollen Vu»de-nung aufzuzeigen und bet dieser Veranschaulichung - dem Journalisten zur Herzstär, kung - auch auf di, großen Persönlichkeiten der Geist,»- aeschichte hinzudeuten, di, l«b,n»lang oder stadienweis» tätige Diener d»r Prrss« g»w»s»n lind.