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21. ^shrgsag Ireitag, cien s. November IS2S Mer Tageblatt ZMW Anzeiger Mr das Erzgebirge «Mh»u,«» »I« amMch«, 0,emn«machu»9,„ »«- u°»s s» «»»t IM» »«.0">»0>r>ch"n«. ».«.«»»»> Nr. 2SS Urteil im Landsberger Fememordprozeß Berlin» 3. November,. Im Landsberger Fememord- V-!«-Leb gegen Schulz, Klapproth und Genossen wurde heute abend das Urteil gefällt. Die Angeklagten Oberleutnant Paul Schulz, Nehm, Willi Klapproth und Bogel werden sreigespro. chen. Wegen Körperverletzung mittels gefährlichen Werkzeuges werden Schiburr zu einem Jahr, Grätz zu vier Monaten, stricke zu acht Monaten Gesängnis verurteilt. Becker wird wegen Anstiftung zur gefährlichen Körperverletzung in Tat. einheit mit Nötigung zu neun Monaten Gefängnis, Raphael wegen Körperverletzung mittels gefährlichen Werkzeuges in Tateinheit mit Nötigung, Meineides und Beihilfe zum Mord zu acht fahren Zuchthaus und zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf fünf Nähre verurteilt, Glaser wegen Beihilfe zum Morde zu drei Jahren Zuchthaus, Erich Klapproth wegen Beihilfe zum Morde zu fünfzehn Nähren Zuchthaus und zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf zehn Jahre, stricke, Willi Klapproth und Vogel werden ans freien Fuß gesetzt. Gegen Paul Schulz laust in einer anderen Sache noch Unter suchungshaft. Stmsandsetzung wird in keinem stalle für an. gemessen erachtet. An der Begründung des Urteils im Fememordpro- »eß wird u. a. auögeführt: Das Gericht ist der Auf fassung, das), wenn das Arbettskvmmando Küstrin we sentlich die legalen Zwecke verfolgt hätte, es nicht zur Mißhandlung und Ermordung GröfchkeS gekommen wäre, sondern daß gerade das Bestreben, Dinge vor der Öffentlichkeit geheinnuhalten, zu diesen Vorgängen ge führt hat. Das Schwurgericht ist der Ueberzeugung, daß die Angeklagten, die dabei mttgewirkt haben, so sehr sie glauben mochten, daß sie als Soldaten anzu sehen seien, sich der Rechtswidrigkeit ihrer Handlungs weise bewußt gewesen sind. Du» Gericht ist überzeugt, daß Büsching den Gröschke vorsätzlich und mit Neber- legung htngemordet hat. Tie Angeklagten Klapproth und Vogel hat das Gericht freigesprochen. Es erscheint -war möglich, daß sie in die Tat eingeweiht waren, aber das Gericht erachtet es doch nicht für erwiesen, daß sie bet den Vorgängen unmittelbar mttgewtrkt haben. Das Gericht hat auch die Anstiftung bet Oberleutnant Schul verneint. Zwar ist c» der Ueberzeugung, daß die Aus sagen der Zeugen über die Aeußerung, die Schulz ge tan haben soll, nicht einfach aus der Luft gegriffen sind, aber das Gericht kann doch nicht seststellen, wie es das müßte, um An Todesurteil verantworten zu können, daß Schulz auf Büsching und Klapproth etngewtrkt hat, damit sie diese Tat begingen. Das Gericht ist der Mei nung daß es auch sehr wohl möglich, ist, daß irgendeine falsch verstandene Aeußerung den Angeklagten Büsching dazu verführen konnte, diese Tat auszuführen oder sie von sich aus zu tun, in dem Glauben vielleicht, später die Billigung von Schulz dafür zu finden. Tine mo ralische Schuld legt aber das Gericht dem Angeklagten Schulz auf, weil er den beiden zuviel Vertrauen ge schenkt hat. Tie Angeklagten haben sich die Entschei dung über die Einlegung eines Rechtsmittels Vorbe halten. Erft mit 21 Jahren wahlberechtigt. Da« neue Wahlgesetz. Der RclchSmtntster des Innern Dr Külz, der dem Neichskabtnett 'den Entwurf eines Gesetzes über eine neue Reichswahlordnung unterbreitet hat, hat außer dem auch einen zweiten Gesetzentwurf über Herauf setzung des Wahlalters vorgelegt. Durch das neue Ge setz, das versassungsäudernd ist, da nach der Verfas sung alle 20jährigen Personen wahlberechtigt sind, soll die Wahlberechtigung auf Personen beschränkt werden, die das 21. Lebensjahr überschritten haben. Das Ge setz über die neue Reichswahlordnung sicht den Weg fall der ReichSltste und die Einführung des Etnerwahl- kreiseS vor. Tic Neststimmen sollen vollständig inner halb der Wahlkreisvcrbände ausgeglichen werden. Die Tarifgewerkschaften bei Dorpmüller. Berlin, 3. Nov. Heute wurden die Tartfge- werlschasten der Reichsbahn von dem neuen General direktor Dr. Torpmüller empfangen. Tr. Lorpmllller versicherte ihnen, daß sie bei ihm stets volles Verständ nis für ihre wirtschaftliche Lage finden würden. Sein Einfluß sei jedoch beschränkt durch das Gesetz der Wirt schaftlichkeit. Für 1026 sei mit reicheren Einnahmen gerechnet worden. Erst seit August habe der englische Bergarbetterstreik die Lage etwas erleichtert. Die Ein nahmen würden jedoch hinter denen des Vorjahre» zu- rückbleiben. Trotzdem solle versucht werden, für 1927 Mittel zur Verbesserung der Lage des Personals flüssig zu machen. Für die Tuberkulosebekämpfung solle der bisher von dec Verwaltung berettgestellte Betrag ver doppelt werden. Tann sei beabsichtigt, die Beföcde« rungSstellen zu vermehren und für den mittleren Dienst wieder Dtenstanfänger etnzuberufen. Abgesehen von den Werkstätten und vereinzelten Stellen in einigen Direk tionen fei eine Herabsetzung der Kopfzahl nicht mehr erforderlich. Der Generaldirektor werde dem.Verwal tungsrat Vorschlägen, die Bewährungsfristen für d«, unkündbare Anstellung bet den Beamten der vefol- dungsgruppen 1-1 von 20 auf 10 Jahre herab»,l- setzen. Tie Kopfzahl sei den Anforderungen de» «er. kehr» fo wett angepaßt, daß von der bedauernswerten Rückübersührung von kündbaren Beamten in da» Ar- bettsverhältnt» vorau»sichtitch keine Anwendung mehr gemacht zu werden brauche. Tr. Dorpmüller hofft, daß es im Laufe der Zett gingen werde, daß die Arbeiter, die der Reichsbahn jlarige Ichre hindurch treue Dienste geleistet haben, bet ihr wieder eine ständige Arbeit», stelle finden. Der Generaldirektor schloß mit der Hofst nung auf «in vertrauensvolle» Zusammenwirken. Im Anschluß daran brachten all« Gewerkschaften ihre Wün sch« vor. Der Generaldirektor versprach, ihnen im einzelnen nachzugehen. « Trennung von Gber- und Nieöerschlesten. Berlin, L. Nov. Mit dem 1. November ist da» Gesetz über die Trennung und Auseinandersetzung der Provinz Ober« und Niedersch testen in Kraft getreten. Damit übernehmen, wie der Amtliche Preußische Presse dienst mitteilt, diese beiden Provinzen die Verwaltung aller ihr Gebiet betreffenden Selbstverwaltungs- und Auftragsangelegenhetten, soweit sie ihnen nicht schon früher übertragen worden waren. Geheimrat Aechlin Neichspressechef. Wie ein Berliner Blatt erfahren haben will, soll im Anschluß an die gestrige Kabinettssitzung in einem kurzen Kabtnettsrat, der sich mit der Frage der Neu ernennung eine» Reichspressechefs beschäftigte, einstim mig beschlossen worden sein, dem Reichspräsidenten die Ernennung des bisherigen Dirigenten der Presseabtet- lung, Geheimrates Tr. Zechlin, zum Reichspressechef und Ministerialdirektor vorzuschlagen. Weltausstellung in Serlln. Sitzung de» Relchskablnett«. Berlin, 3. Nov. La» Neichskabtnett beschäf tigte sich in seiner heutigen Sitzung u. a. mit der Frage der Veranstaltung einer Weltausstellung in der Neichshauptstadt. Das NeichSkabinett sah keinen An laß, eine Entscheidung zu treffen. Infolgedessen kam die eventuelle Bestallung eine» Retchskommissars nicht in Frage, so daß die Namhaftmachung der in der Öffent lichkeit erwähnten Persönlichkeiten lediglich auf Kombi nationen oder Vorschlägen beruht. In der Aussprache wurden übrigen« gegen den ganzen Plan sehr erhebliche wirtschaftliche und finanzielle Bedenken laut, die sich au» der wirtschaftlichen Gesamtsttuatton ergeben. Ferner nahm da» Neichskabtnett den Vortrag de» Retchsmtnlster» de» Innern über die Wablreformbov- läge entgegen. Die Entscheidung über die Vorlage wird in einer späteren Sitzung erfolgen. Weiterhin hat da» Neichskabtnett die Zuleitung der Denkschrift über den Ankauf de» „Kaiserhof" und die Unterbringung der Retchsbeyörden in Berlin an den Reichsrat und Metchs- tag einstimmig genehmigt. In der Denkschrift sind di« sachlichen und finanziellen Vorteile, die sich für da» Reich au» üem Ankauf im Zusammenhang mit den übrigen Maßnahmen ergeben, eingehend davgelegt. Dio Denkschrift wird morgen der Oessentltchkit übergeben werden. ZastMsch« zu,schr«!tungtn In -,«ua. Rom, 3. Rov. „Lavow d'Italia" meldet au» Genua, daß Faschisten bi« Wohnung de» Abg. Rosst zer störten und In Brand steckten. Auch, die Wohnungen de» sozialistischen «bg. Canepa und eine» «scht»anwalte», der al» hoher Würdenträger der Freimaurerei bekannt ist, wurden von Faschisten zerstört und anüGündet. Sei imkeren Nrlegsgräbern. «zlfebrrlchla. Der deutsche Sammelsriebhos Vermandovtller» lLomuw). Gelegentlich meine» Aufenthalter in Pari» besucht« ich d « Deutsche Botschaft, bei der eine besondere Abteilung für Krtegsgräber besteht- Hier sagte man mir, daß im allg«- meinen mit ener anändigen und höflichen Ausnahme durch d e Bevölkerung zu rechnen sei. Wir fuhren zunächst am 10. Mai bis Amiens und von dort im Auto nach Bermando« vtllerS, wo wir bereits nach einer Stunde ankamen. Der Anblick des Friedhofes ist für deutsches Empfinden er chüt- ternd, Schemenhaft «in Wald von Kreuzen auf gelblichem Boden, kein Baum, kein Strauch, keine Blume, kein Mensch zu sehen, kein Kruzifix in der Mitte, kein Solchen, da, auf Liebe und Dankbarkeit htndeutete, nur ein Dokument stum mer, militärischer Ordnung. Auf 4-4 Gräbern bemerkte ich kleine Marmortafeln, etwa 20 Zentimeter hoch und SO Senkt, nieter breit, auf einem einzigen Grabe eine groß« Topf pflanze, die in der Mitt« eingesetzt war. Da ich nur weiß« Nelken mitgebracht hatte, die in wenigen Tagen verwelkt gelvesen wären, liß ch mir durch einen französischen Chauf feur einen größeren Drahtkcanz, der übrigens nicht häßlich ouSsah, aus Lhaulnes besorgen. Derartige Kränze hatte ich bereits auf mehreren anderen Gräbern bemerkt. Auf d«r Rückfahrt von VermandovillerS sah ich in der Nähe von Lihons einen französischen Militärfriedhof, dessen Zustand nicht besser war als des eben gesehenen deutschen. Dagegen hatte ein englischer Friedhof in der Nähe von Abaneourt ein Kruzifix und war völlig mit Blumen bepflanzt. Ein an- derer englischer Friedhof in der Mhe von Amien« hatte auf sämtlichen Gräbern bereits Steintaseln- DaS englisch« Volk, dessen Materialismus in unserem lieben Vaterlande so häu fig kritisiert wurde und wird, scheint somit seinen Toten «i» würdigeres Andenken zu bewahren als das Volk der Dichter und Denker, das so wenig für die Pflege der Gräber sein» gefallenen Söhne tut, weil e, glaubt, nach den Bestimmungen des Friedensvertrages verpflichtet zu sein, die Pfleg« der Gräber dem ehemaligen Gegner überlassen zu müssen. Ueber den Sammelfriedhof VermandovillerS möchte ich noch folgendes bemerken: DaS Dorf liegt etwa v Kilometer nördlich der Eisenbahnstation ChaulneS im Departement Somme. Der deutsche Sammelfrtedhof befindet sich unmit telbar am Ausgange des Dorfes etwa 300 Meter von den letzten Häusern entfernt an der rechten Seite der Strahe nach Foucaucort. Die Front des FriedbofeS ist nach der Straße gerichtet, während die übrigen drei Seiten von Feldern umgeben sind. Die Umzäunung besteht aus mehreren Dräh ten sowie einer noch niedrigen, zur Zett etwa XMeter hohen lebenden Hecks, Ein besonderes Tor g'bt es noch nicht. Da» Dorf besteht nur auS neuaufgekauten Bauerngehöften. Läden gibt es nicht, so daß alle Käufe, z. B. auch Blumen und Kränze, in Chaulnes gemacht werden müssen. Wer direkt nach VermandovillerS fahren will, benutze den Schnellzug Köln—Paris bis Tergnter (falls dieser dort hält oder bis St. Quentin und kann «inen Personenzug bi« Tergnter. Hier muß man zu dem Zuge nach Amten» um- ste-gen. Von Lhaulnes kann man nur zu Fuß oder zu Wagen nach VermandovillerS kommen. Der Friedhof hat nach meinen Beobachtungen nur Ein zelgräber. Diese sind in Doppelreihen von je 17 Gräbern auf jeder Seite geordnet, so daß jedes Grabbeet 34 Gräber hat- Jnnerfialb dieser Grabbeete gibt e» keine besonderen Hügel. An den beiden Seiten sind die Grabbeete größer, und zwar enthält die linke Flankenrethe 43 Gräber, also da» Grabbeet 86, und die rechte 36, also das Grabbeet 72. Die Numerierung ist nicht durchgehend, sondern springt von einem Feld zum andern, scheinbar je nach den auf dem Friedhof vorgenommenen Erweiterungen. Möglicherweise wird später eine neue, durchlaufende Numerierung stattf'nden. Die vorletzte Reihe hat keine Kreuze. Nach einer Aeußerung de» Wärters liegen hier wahrscheinlich unbekannte deutsche Sol- Katen. Die 20. Reihe ist noch im Entstehen. Ich sah fünf offene Gräber und nicht we't davon in einer Grube fünf Särge. Die Kreuze sind schwarz mit weißer Inschrift. Auf ungefähr X aller Kreuze ist die Inschrift leserlich. Der Rest hat zum Teil überhaupt keine Inschrift — vielleicht handelst e« sich um unbekannte deutsch« Soldaten. — Gm größer» Anzahl von Kreuzen hat in letzter Zeit neu« Inschriften bekom- men. Nur auf einem einzigen Grave (Art -tzptm. Hildebrandt au, Ostpreußen) sah Ich e n alte» stabile» Holzkreuz. Di« Grabhügel sind ea. SO Zentimeter über die dazwischen laufen- Ken Wege erhöht. Der Friedhof steht unter Aufsicht von zwei Wärtern, die Kriegsbeschädigte sind. Sämtliche Felder und Wege waren mit einer kleinen Egg« bearbeitet, sodaß nirgends Unkraut zu sehen war. O. R., Berlin-Schöneberg. » Besuch von deutschen KriegSgräbern in Westpolrck. Während meine» kurzen Aufenthalte« in Westpolen könnt, ich einige Friedhöfe, auf denen Angehörig« unsere« alten Heere« bestattet sind, besuchen und Erkundigungen über deren Ausland von zuverlässigen Stellen «tnzteien. G« waren di» di« Fried-Vs« tn Posen, Pleschen, Saroetn, Lisia, Schrimm, Krotoschon, Ostrvvo, Wreschen, Gnsstn «d Birnbaum. Ueber den tzustand der Grabstätten und di« ihnen zuteil werdende Pflege kann durchaus Günstig»« gesagt