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r.i^mme: ras,blatt Futtrrg'btrg, Snthaltenü -le amtlichen Sekanntmachungen -es Rates -er Sta-1 UN- -es Amtsgerichts Rue. pastsch,«.Santa: KM L^pzkg n». 1««, I^eitag aen N. 2wvemder 1926 21. Hahr ianp Gehler über Seeckt. Die Mitztrauensanträge abgclehnl. Im Reichstage wurde gestern die Sitzung mit der Abstimmung über die MtßtrauenSanträge der Kommu- nisten und der Völkischen gegen die Gesamtregterung eingeleitet. .Beide Anträge wurden, wie zu erwarten war, gegen die antraOellenden Fraktionen und bei Stimmenthaltung der Deut chnationalen abgelehnt. Dann wurde die innerpottttsche Aussprache fort, gesetzt. ' ' NelchSwrhrminIster Dr. Gehler nahm die Kritik, die gestern der deutschnationale Ab- geordnete von Lindetuer «geübt hatte, zum Anlass, nm sich Kon der NegterungSbank au» über die Gründe r>er Verabschiedung des Generalobersten von Seeckt aus. sührltch zu äußern. Er sagte! Der älteste Sohn des Kronprinzen ist einige Wo. chen zu «mt t'ärtschen Dienstleistungen dem 9. Infanterie regiment bet -einer Uebung in Münzin.gen zugeteilt wor- den. Die» war eine außen >o?iltsche und innenpolitische llnmüglichkeit. Außenpolitisch unmägltch, weil es mit den Erklärungen im Widerspruch steht, die die Reichs- regierung abgegeben 'hat, dass, wir allen ungesetzlichen Einstel ungen mit 'ab'oluter Strenge entwgen'reten »ver- den. Es war unmöglich in einem Augenblick, wo wir dafür kämpfen, Paß endlich mit dem demütigenden Sy- stein der Ält itärlontrolle ein Ende gemacht wird. Auch innenpolitisch war e» eine Unmöglichkeit, weil es im Widerspruch zu den Erklärungen steht, die ich vor dem Reichstag abgegeben habe. Seit Iphr und Tag be- mühe iw mich, unter Aufbietung aller Kraft, die Reichs« wehr aus der Atmosphäre des Misstrauens hcrauSzu- bringen, aus der sie unter allen Umständen heraus mutz. Ich fühle mich verantwortlich dafür, weil ich. den verfassungstreuen Parteien gegenüber die Verantwor tung trage. Es ist deshalb ganz ausgeschlossen, daß ein Prinz, der immerhin in gewissen Kreisen als Kron. Prätendent behandelt wird, in ungesetzlicher Weise in die Reichswehr eingerelht wird. Für diese Vorgänge hat mir gegenüber der Generaloberst von Seeckt die volle Verantwortung 'übernommen. Eine andere Lü. sung als die des Abschieds ist meines Erachtens vom militärischen Standpunkt aus nicht möglich gewesen? das müssen auch Sie anerkeApen, die immer besonders für m litärissche Zucht und Ordnung eintreten. Ich habe e» avgeletznt, den Chef der Heeresleitung hier zu desavouieren und hier um mildernde Umstände für ihn zu bitten. Das Amt und der Mann stehen mir da. für zu hoch. Ich habe von diesen Vorgängen keinerlei Kenntnis gehabt. Ich habe e» immer abigelehnt, die Hand zu bieten 'zu dem korrumpierenden System de» Tpitzcltuins und 'Kontrollwesens. Das setzt aber auf der anderen Sette voraus, dass ich Über alle» das, wa» meine politische Verantwortung betrifft, rechtzeitig in Kenntnis gesetzt werde. Sonst ist e» unmöglich, irgend eine Verantwortung zu tragen. Die Vorgänge zeigen, daß, da», was geschehen ist, kein Akt de» Starrsinns war, sondern ein Akt der Staatsraison. Die GtaatSrn son ist stark genug, da« hat der Fall bewiesen, sich gegen jedermann durchzusetzen und es ist tragisch, daß sie sich auch gegen diesen Mann durchsetzen mutzte, ' der so außerordentlich viel zur Stärkung der StaatSautori ät betgetrngen hat. Der deutschnationale Krittler verkennt den Kern der Dinge, wenn er einen Widerspruch in unserer Haltung und in dem Dankschreiben 'erblickt. GS ist selbstverständlich« Dankespfttcht des Staates und der Presse gewesen, beim Ausscheiden i>es Generaboibersten anzuerkennen, waS dieser Mann in voller Einsetzung seiner morali schen und militärischen Fähigkeiten in den Zeiten größ ter Verwirrung für den Aufbau des Staates bedeutet hat Ich habe eS abgelohnt, die Frage der Staatsrat- son zu einem Kompromiß zu machen. Mit der Politi schen Dankbarkeit hat das gar nicht- zu tun. In der Potttik kommt eS auf Ursache und Wirkung an. Herr von Seeckt hat einen schweren politischen Fehler ge macht; das ist ni^'t möglich, ohne Konsequenzen dar aus zu ziehen. Der Uebergang hat sich ohne jede Er- fcbütterung vollzogen, ein Beweis einerseits für die Arbeit des Herrn von Seeckt, andererseits aber auch dafür, wie sestgefügt die Reichswehr über allen Wir rungen und Irrungen dasteht. Entspannung cler innerpolitileken Lage. Berlin, 11. Nov. Die Blätter sprechen in ihren Berichten über hie gestrigen Besprechungen im Reichs, tage von einer Entspannung der tnnerpolttischen Lage. Tie „Tägliche Rundschau" schreibt: Schon au» der Be merkung des sozialdemokratischen Abgeordneten Her- mann Müller im Plenum, e« sei im Interesse der Ar- bettSlosen zunächst wichtiger, dafür zu sorgen, daß die Beratungen im Sozialpolitischen Ausschuß wieder in Gang kommen, konnte man folgern, daß bet den Sozial- demokraten nicht die Neigung bestecht, die Parlamente, rische Krisis zu Überspannen. Die Regierung wird sich jedenfalls um die Beilegung des Konfliktes bemühen. Der Reichskanzler hat bereits gestern abend den Abge- ordneten Müller «empfangen. Nach der „Bosstschen Zeitung" wurde 'bei der gestrigen internen Besprechung der yraktionsvorstände der Regierungsparteien die Auf. sassung vertreten, daß auf eine K.ärung der Mehrheit«. Verhältnisse gedrängt und Sicherheit dafür geschaffen werden müsse, daß sich Vorgänge wie im Plenum am Montag und Dienstag und im Sozialpolitischen Au», schuß ni ht wiederholen. Den, „Berliner Tageblatt" zu. folge hat Man bei den Regierungsparteien den Et,^ druck, daß die Sozialdemokraten zu einem gowtssen Ein- lenken bereit leien. Auch der „vorwärt»" spricht von der Bereitschaft der sozialbeinokrattschen Partei, „die sem unwürdigen Zustand« «in End« zu bereiten". Jusmmrnsloß zwlscban Nationalsozialisten un- Kommunisten in Sertln. Berlin, 10. Rov. In der vergangenen Nacht kam e» im Norden Berlin» zwischen acht Mitgliedern der nationalsozialistischen Partei, die von einer Toten- gedenlfeter im Krtegerveretnshau» hetmkehrten, und etwa 80 Kommunisten tzu einer Schlägerei. Tie Kom munisten «ntri sen v,n Nationalsozialisten zwei Fahnen stangen uni» schlugen damit auf st« ein. Vie» Personen, darunter ein» -rau, wurden iwrl»tzt Der Haupttäter wurde festgensmmen. Acht russische Spione in Prag verhaftet. Prag, 10. Nüo. Gestern wurden acht Personen verhaftet, die der Spionage beschuldigt werden. Die Polizei hat festgestellt, daß der Invalide Josef Tchi- munerk, der in der lithographischen Anstalt einer Mi- litärbehvrde in Prag beschäftigt ist, dort Herqestellte militärische Schriften entwendet und sie einem Mit« glted der Prager DertretungSbehörde der fremden Staaten verkauft hat. Der Gemannte wurde verhaftet, und die bet ihm Vorgenvmmene Haussuchung Hat Positive» ergeben. Infolge de» umfassenden Äeständ« ntZeS des Invaliden wurden wettere sieben Personen al» Mitschuldige verhaftet. Die tschechischen Blätter - teilen mit, daß die gestohlenen Schriftstücke der htesi- gen Sowjetgesandtschaft verkauft worden seien. Tie seien au» dem Milttärarchtv gestohlen worden. Die Mt.ilärbehvrde betrachtet diese Angelegenheit al» eine außerordentlich ernste Sache. Alle Verhafteten sind organisierte Kommunisten. Der verhaftete Inva ide wurde in flagranti erwischt, al» er einige Dokumente ssvct Beamten der Towjetmifston übergab,,die gleich, fall» verhaftet, jedoch auf Grund der Exterritorialität nach Legitimierung wieder aus freien Fuß gesetzt wur- den. Einig« der verhafteten Haden bereit» Geständ nisse abgelegt, und man ««wartet wettere sensationelle Verhaftungen. Ausammankunst Tschitscherin — Kusch-l-H»t Ma» kau, 10. Nov. Tschitscherin reist« heut« nach Odessa ab zweck» Zusammenkunft mit dem türkischen Außenminister Ruschdt-Bet, der auf einem Kr«eg»schiff dort rintrisft. Im Zug- Tschitscherin» begibt sich auch« der türkische Botschafter von Moskau nach Odessa. Unruh»» auf Samos. Belgrad, 10. Nov, LU Belgrader Presse de» richtet, datz auf der Insel Samo» Unruhen ausgebro- chen seien. LU grUchische «egUruni» habe ein »or- ! pedoboot nach Vongi iw«- Unterdrückung der Unruhen entsandt. Vie Lragik cles alrernclen Arbeitnehmers. Auf der jüngsten Frankfurter Herbstmesse hat ein hervor ragendes Mitglied de» RetchSwtrtschaftSrates, Direktor Han» Kraemer-Berltn, über die Zerspl tterung des deutschen Messe- wesens geklagt. Man wirb zugeben müssen, daß die unerträg lichen Zustande, di« unmittelbar nach Beendigung des Welt krieges auf diesem Gebiete herrschten, etwa» besser geworden sink Aber immer noch suchen einige große deutsche Städte einander tm Messewesen den Rang aozuwufen. Etwas Aehn« llcheS ist auf einem verwandten Gebiete, dem de» Ausstellung»« wesen», sestzustellen. Die letzte große Ausstellung, di« „Geso« lei" in Düsseldorf, hat der Stadt nicht nur m ttelbarrn Nutzen (durch erhöhte Einnahmen der örtlichen Geschäftsleute), son dern sogar unmittelbaren Nutzen, nämlich einen Barüberschuß, gebracht. Al» Ergebnis kann die große niederrhe Nische Stadt eine Reihe stattlicher ständiger Messebauten buchen, bi« e» er- möglichen werden, ohne allzu große neue Kosten bald wieder «ine Ausstellung ähnlichen, ja sogar größeren Umfange» zu veranstalten. Das »dar auch der Grund, warum Düsseldorf es wagen konnte, sich zusammen mit Berlin und Köln darum za bewerben, daß die vom Deutschen Werkbund geplante in ternationale GewerbcauSstellunatn seinem Wetchbtlöe abge halten werda. Der Berliner Mag strat hat in der Sorge, eine andere deutsche Stadt könnte ihm dies« Ausstellung „weg schnappen", versucht, ohne Hinzuziehung der großen Wirt schafts- und Berufsverbänd« — deren Mitwirkung bei einer solchen Veranstaltung schlechterd'ng» garnicht zu entbehren ist — die Abhaltung der Ausstellung in der Reichshauptstadt zu sichern. Die gesamte Berliner Presse spricht von dieser „internationalen Gewerbeausstellung in Berl n", die den Na men „die neue Zeit" führen soll, als von einer vollendeten Tatsache. Da aber zu ihrer Verwirklichung nicht unbeträcht liche RechSmitiel herangezogen werden müssen, die von der Negierung in einem Gesetz bei den gesetzgebenden Stellen des Reiches angeforbert werden müssen, kann die Hast, mit der der Berliner Oberbürgermeister den AuSstellungSplan für seine Geme'nde zu sichern versucht hat, nur Widerstände und Mißstimmung wecken. Jedenfalls kommt eins Kritik an der Art, in der die Stadt Berlin und der Deutsche Werkbund den AuSstellungSplan zu verwirklichen beabsichst gen, keineswegs zu spät. Zunächst gehen die Meinungen darüber auseinander, ob eine internationale, oder aber eine nationale Ausstellung das gegebene sei. D e meisten internationalen Ausstellungen haben mit einem erheblichen Fehlbetrag abgeschlossen, so di« Aus stellung in Philadelphia und im vorigen Jahre die britische ReicheuuSstellung in Wembley. Eine nationale Ausstellung dagegen lenkt die Besucher auSsch! eßlich auf deutsche Erzeug nisse und kann somit als eine Werbeaktion gelten, die sich durch erhöhte Nachfrage ausländischer Käufer auf dem deutschen Markt indirekt bezahlt macht, lieber die Zett, in welcher die Ausstellung stattfinden soll, ist eS heute schwer, endgültig, Vorschläge zu machen. Jedenfalls ist eS möglich, über diese w'cht ge Sonderfrag« die Meinung der urteilsfähigen Der« bände einzuholen, ehe man sich endgül'ig schlüssig wird. Di« Festlegung der Ausstellung auf da» Jahr lS80 war vorellig nnd daher unnötig. Auck> über den Ont der Ausstellung brauchte man bet aller Eignung, die Berl'n h'erfür besitzt, die Entscheidung nicht über« Knie zu brechen. Ausstellungen sollten noch weniger a^S Mellen Tummelplätze für den Thr- ge'z von Gemeindepolit'kern sein. Teilweise Nufhebung -er Wokuunge- zwangswirtWost in Preußen. Der „Lokalanzeiger" weiß folgende» zu melden: In den nächsten Lagen wird ein« Verordnung de» Preu- ßt chen Woh.fahrtSmtntstertumS erscheinen, waren- Wohnungen mit einer FriedenSmieie von 8000 Mark jährlich und mehr völlig au» der Zwangswirtschaft herauSgeuommen werden. Lediglich die Mtetpret»« regelung und der Kündigungsschutz sollen für diese Wohnungen noch bestehen bleiben. Rein gewerbliche Räume Pie mit Wohnungen nicht zusammen-ängen, werden völlig au» de» Zwangswirtschaft loOgeUtß. Di, Höchstsätze la tzer Gria«b»KenskrfwM Verlin, 10. November. Li« heutige Nummer tze» Rechsanzeigrr» veröffentlicht hi« gestern vom NeichSarbeit»« mtntst« r vollzogen« Anordnung Ub«r di« Höchstsätz« in der tkr- worbßlosrnfürsorg«. die v»rhan-lnnq»n übar -I» ßiufhetzung -ar Mllltäek-nlroUi Verlin, 10. Nov. Zu den Meldungen über «ine Unterredung vriand» mit General Walch über die Mt- ltlärkontrou« erfahren die Blätter, daß die Itegtwung über diese Unterredung selbst; noch nicht unterrichtet ist, daß jedoch mündlich, Verhandlungen mit »Hem Nachdruck geführt werden. Auch über «in« da» einigen Tagen einaezangen« Nate betreffend mikt-rische Gr» bäud«, werden hmüchst mündlhch« vertzandlung»« »me geleitet.