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/luer Tageblatt »»-»»» »NM,,»»»«« IN»«»«. — ««schlUit »,«NI,Uch. «mfpttch-Fujchlutz «». «. Anzeiger für das Erzgebirge f»r ftu« u>» Um««,«»» »» «»lipfim»!,«, au— »tltla« I» «altpfiaat,», Nlkiami-Pittti«», »a O,l»pl«nnta<z, «»«,»«, 1 «»«»mal«, «atUch» »,1t« „ «,t»p„ua»«,. r«i»sramau' kag.biatt f»o«»rzo<dlrs«. Salhalteu- -le amtliche« Srlaaatmachaagr« -er Rate» -er Sta-t aas -es Mntegericht» Mae. p«m»«r K«a» «Mi L»ipztg Ni.io,, Nr. 209 Mittwoch» äen 8. September 1926 21. Jahrgang »riand besiirchtet keinerlei ZwischenWe in Senk. Keine Sitzung des Reichskabinetts. vsm Seusichen Setlauiien la anr. Ein Mahnwort. Von Pastor v. Schmidt-Wadder. Wens, 6. Scht. Kurz vor Eröffnung der Sit zung der Vollversammlung gab Brtand vor einem klei nen Kreis von Journalisten eine kurze Erklärung ab, in der er u. a. sagte, daß er keinerlei Zwischenfälle mehr fürchte, die Deutschlands Eintritt in den Völkerbund beeinträchtigen könnten. Er erklärte ferner, daß, das Hauptziel der franzö sischen Außenpolitik, die er vertrete, nach; wie vor die vollkommene und restlose Verwirklichung und Durch führung des Locarnopaktes bleibe. Ter Locarnovertrag Spanischer Rückzug in Marokko. Freiwillig oder gezwungen? Paris, 6. Sept. AuS Tanger wird gemeldet, daß dort das Gerücht verbreitet sei, daß die Spanier begonnen Hätten, die spanische Marokkozone zu räu men. Trotz der Zensur erhalte sich hartnäckig daS Ge rücht, daß die spanischen Truppen bei Scheschauen eine schwere Schlappe durch die Rifleute erlitten hätten. IM Zusammenhang mit dieser Meldung schreibt die ,Mossische Zeitung": „Bezüglich Marokkos aber ist ein energisches Vor gehen Spaniens viel wahrscheinlicher, nämlich: Rück.ug de« gesamten Heere» hi» zur Kiise und damit Wiederaufnahme des Planes vom Herbst 1924 und Frühjahr 1926. Nur aus Frankreichs Aufforderung entschloß sich Rivera, den Entscheidungskampf gegen Abd el Krim im großen aufzunehmen (Madrider Ma rokkokonserenz, Juni 1925). Abd el Krim fuhr nut? zwar, auf seinem Wege in die Verbannung, in einem Eisenbahnwagen 1. Klasse von Fez nach Rabat; nicht mit Ketten beladen. . . . Wohl aber hat das spanische Heer die früheren Niederlagen wettgemacht, hat seine Tüchtigkeit vor der Welt bewiesen. Jetzt könnte Marokko aufgegeben werden. ES mag für Rivera ein verführerischer Gedanke setn..durch einen Entschluß von historischer Bedeutung, sich an Europa gewissermaßen „zu rächen"; denn we der Genf noch Tanger. Zwei außenpolitische Niederla gen auf einmal. Innerpolttisch nun würde ein mög lichst weitgehendes Ausgeben von Marokko der Diktatur- Regierung .zu einem Erfolge verhelfen. Wenn Rivera das Afrika-Heer in die Heimat flchrte, würde das Volk, daS 17 Jahre lang blutete unjd zahlte, itznr mit Begei sterung zujubeln, aufrichtig, und zum ersten Male. Vermutlich ist Rivera zur Stunde selbst noch, nicht klar über das. was am besten zu tun sei. Jedwede Ent scheidung ist folgenschwer; vor allem ist nicht abzusehen welche internationalen Verwirrungen auS einem Auf geber: Marokkos entstehen könnten. « Paris, 6. Sept. Die Agenoe HavaS meldet aus Cerbere: Nach Mitteilungen vyn Reisenden, die aus Spanten kommen, ist Bibao der Hauptherd der mili tärischen Bewegung. In Madrid halten sich! die Re- gterungStrupPen auf den Straßen für jeden Fall bereit. Das spanische Volk scheint dieser Bewegung "feindlich gegenüberzustehen. !IM Laufe feiner Unterredung mit dem König soll General Primo d« Rivera seinen Rück tritt als Ministerpräsident angeboten haben, den der König jedoch abgelehnt haben soll. General Primo de Rivera scheint von der großen Mehrheit des spanischen Volkes unterstützt zu werden. Die Mitglieder der Re gierung, und besonders der KrtegSmintster, haben zahle reiche militärische und zivile Persönlichkeiten empfan gen. General Primo d« Rivera hatte eine lange Unter redung mit dem KrtegSmintster und suchte darauf den englischen Botschafter auf. Französisch« und andere ausländische Zeitungen werden an der Grenze beschlag nahmt. Beschießung eines englischen konsnenbootes durch Chinesen. London, 6. Sept. Nach einer.Mitteilung der Admiralität gaben chinesische Banditen Gewehrschüsse auf da» Kanonenboot Tockchafer und «in HtlfSschtff ab Einige Matrosen wurden getroffen. Neise vr. Solfs nach Serlin. Part», 6. Sept. Wie die Agentur Indo Paei- ftque au» Tokio meldet, wird der deutsche Botschafter in Japan, Dr. Solf, am 11. September nach Berlin reisen, um mit der deutschen Regierung über da»deutsch- jApMüschtz zu hWstsrk, sei die stählerne Achse, um die Europas Politik für die nächste politische Epoche kreisen müsse. * Berlin, 6. Sept. Da» deutsche RetchSkabinett wird vor der Abreise der Delegation nach Genf nicht mehr z-usammentreten. Auch Reichspräsident v. Hin denburg wird nicht, obwohl er es ursprünglich beab sichtigte, seinen Urlaub unterbrechen, um in Berlin mit Sem Außenminister die Lage zu besprechen. Dr. Duisberg an äie Stuäenlen. Dresden, 6. Sept. Die Wirtschaftsstelle der Deutschen Studentenschaft veranstaltete gestern anläß lich ihres fünfjährigen Nestchens eine Werbekundgebung, an der führende Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens teilnahmen, vor allem zahlreiche Industrielle, die zur Industrtetagung hier weilten. Assessor Tr. Schairer, der Hauptgeschäftsführer der Wirtschaftshilfe, gab einen Ueberblick über daS in fünf Jahren Geleistete. Der preußische Kultusminister Tr. Becker sprach über die Wandlungen des früheren wissenschaftlichen und intellektualistischen Bildungsideals bi» zur Gegen wart. In der heutigen Studentenschaft lebten die drei Gedanken: Selbstverwaltung, Sportbewegung und Wirt schaftshilfe. Ein neues Professorengeschlecht werde die sen neuen Gedanken zum Stege verhelfen. Zum Schluß sprach Geheimrat Dr. Duisberg der Vorsitzende des Reichsverbandes der Deutschen In dustrie und „Vater der Wirtschaftshilfe". Er streifte kurz das Angebot der Industrie an die Sozialdemokratie, mit den Unternehmern gemeinsam zu arbeiten, das Dr. Silverberg am Sonnabend auf der Industrtetagung gemacht hat. Ob die Versöhnung^ ge linge und bald gelinge, Müsse man, so erklärte TV. DüiS- berg, abwarten. Auf jeden Fall werde die ^Industrie alles, was in ihren Kräften liege, Lun, um die Ver söhnung herbeizuführen, denn Deutschland brauche sie, um wieder hochzükommen. Die Lage der Wirtschaft sei traurig, sie sei viel schlechter, als die meisten glaubten. Tie Darstellungen der BaNkkreise feien unrichtig; man stehe Noch nicht am Wendepunkt des Aufstieges, sondern Müsse bis da hin noch hart arbeiten. Aber sein Glaube an die Zu kunft Deutschlands sch. unerschütterlich. Nichts sei wichj- ttger als die geschlossene Einigkeit unseres Volkes. Wine Lösung der Flaggen frage müsse gefunden werden. Dr. Duisberg Meinte, beide Flaggen sollten nebeneinan der gelten. Dann mahnte er die Studenten, der Poli tik fernzubletben. Sie sollten alles prüfen, in Ver sammlungen gehen, aber sich nicht entscheiden, bevor sie vollkommene Klarheit gewonnen hätten. ES sei eine Sünde an der akademischen Jugend, wenn Parteien parteipolitische Studententage einrichteten. Entschei-ung -es A. BdM-Sun-eslages. Ter 3. GDA.HSundeStag in Hamburg Hat einmü tig folgende Entschließung gefaßt r „Die wirtschaftliche Lage Deutschlands erfordert die stärkste Zusammenfassung der Kräfte durch eine größere innere Verflechtung aller Volksschichten mit der Gesamtwtrtschaft. Der Arbeitnehmerschaft gegenüber muß die größere Verbundenheit in der Anerkennung der wirtschaftlichen Gleichberechtigung und der Stärkung de» sozialen Gedanken» zum Ausdruck kommen. Der Schaffung dieser Voraussetzungen dienen die in der Pro- grammschrtft de» GDA. zur Wirtschaft»- und .Sozia-- Politik niedergelegten Grundsätze und Forderungen. , Ihre Verwirklichung liegt im Interesse de» ge samten Volke» und führt zur sozialen Höherentwicklung der deutschen Angestelltenschaft. Ein kulturell hochent wickelter Angestelltenstand ist eine Vorbedingung für den Wiederaufbau der deutschen Wirtschaft und die Wie dererlangung von Deutschland» Weltgeltung. Der S. GDA.-Bunde»tag bekennt sich 'zu den in der Programm? schrift avfEeM-u Aiel-m " Der Führer der deutschen Minderheit in Nord- schleswig und Folkethings-Abgeordneter Pastor v. Smidt-Wodder in Tondern hielt auf der Schutzbund- Tagung 1926 in Glatz nachstehenden bemerkenswer ten Vortrag: . Der deutsche Gedanke ist das Bewußtsein von dem Leben», recht und der Lebensaufgabe des deutschen Volke». Recht wird dabei unmittelbar zur Pflicht, denn sind wir ein Volk besonderer Schöpfung, dann sind wir auch verpflichtet, uns selbst zu gestalten. In dieser Aufgabe liegt zugleich daS Matz unseres Wertes und unserer Kraft. Das deutsche Selbstbewutztsein ist aber keine eindeutige Größe, ist keine Selbstverständlichkeit für alle Deutsche, wie es btlligerweise sein sollte. Es muß erst Gemeingut des Volkes werden. Der Römer wurde getragen von dem Bewußtsein: etvtS romanum sum. Uns rief der große Kurfürst zu: „Gedenke, daß du ein Deutscher bist." Und noch heute sind wir kaum weiter, noch immer ist uns diese Mahnung vonnöten. Di« Dringlichkeit dieser Worte: „Gedenke, daß du ein Deutscher bist!" empfinden wir heute — in der Wehr gegen den Ber- nichtungswillen, der uns bedrohte, in der Scham, daß wir die stolze Würde nicht immer wahrten, als wir unterlagen — stärker denn je. Dabei drängte sich aber die weitere quälende Frage aus, ob denn Selbstbewußtsein uns überhaupt ansteht? Man lese Hermann George Scheffauer: „Wenn ich ein Deutscher wär! , ein Buch, das ein Deutscher nicht hätte schreiben können, wohl auch nicht dürfen, wenn das Selbstbewußten nicht zur Selbst- Überhebung ausarten soll. Aber wenn ein solches Buch ge schrieben werden konnte und mit glühendstem Herzen geschrie- ben wurde, dann ist wohl so viel gewiß, daß das deutsche Volk Selbstbewußtsein haben darf und muß.. Auf mich hat es starken Eindruck gemacht, als ich einmal dem Unmut über manche Würdelosigkeit, die der Deutsche nach der Riesenleistung des Abwehrkrieges gegen eine ganze Welt leider gezeigt hat, Ausdruck gab und mir dann eine bayerische Dame leidenschaftlich erwiderte: „DaS dürfen Sie nicht sagen, wenn man an die Leiden denkt, die das deutsche Volk durch gemacht hat, an den Hunger und die seelische Verwirrung, die unausbleiblich war. Es hat schon mancher tapfere Mensch auf der Folterbank sich zu Bekenntnissen quälen lassen, für die man ihn kaum verantwortlich machen kann. So jetzt das deutsche Volk!" Die Dame hatte recht, und deshalb müssen wir hinaus über die krankhaft« Neigung, uns gegenseitig zu beschuldigen und über alle Erscheinungen im heutigen Deutsch land, die sich daraus erklären. DaS ist und muß die große politische Auswirkung de» deutschen Gedankens sein, daß er instinktiv einen inneren Zwang zur Einheit bedeutet. Der ist bei allen Deutschen der Jnsellage ohne weiteres lebendig, für den Deutschen des ge schlossenen Gebietes muß er gelernt werden. Wir dürfen nicht verzagen, weil zu den gewaltigen Spannungen, die unfern Bolkskörper schon mehrfach fast zum Zerreißen brachten, nun noch neue htnzugetreten sind, und es manchmal den Anschein hat, als ob die alten Span nungen in dem Fieberzustand des deutschen Volkes sich neu verstärkten. Mag es ungeheures und schwerstes Schicksal des deutschen Volkes sein, daß es solche Spannungen ertragen und in sich überwinden muß, es liegt in der gleichen Linie der Aufgabe, die dem Deutschen gestellt ist. Die Spannungen dür fen uns nicht zerreißen, sondern müssen immer neue Lebens ströme aus den Tiefen unseres Volkes freimachen. Fieber kann zum Tode oder zum Leben führen, aber der Sinn des Fiebers ist immer, daß das Leben sich befreien will von Krankheit und Zersetzung. Und wenn unser Volk heute in einem Fieberzustand ist, dann ist mindestens auf einem Ge biete, und einem nicht unwichtigen, jetzt schon entschieden, daß das Leben sich durchringt. Bismarck spricht es in seinen Ge danken und Erinnerungen aus, daß er sich nicht vorstellen könnte, daß der deutsche Staat noch zusammenhielte, wenn die Dynastien einmal abtreten müßten. Es würde in Stämme auseinanderfallsn. Die Dynastien sind abgetreten, das Reich ist nicht auseinandergefallen, trotzdem die Versuchung nie größer gewesen ist in deutscher Geschichte. Die Gefahr diese» Auseinanderfallens ist wohl deutlich geworden, aber sie ist überwunden. Warum sollten wir nicht so manche andere Spannung in den: Wesen oder der Geschichte unsere» Volke» überwinden? Ich bin nicht der Ansicht, daß die neuen Spannungen — wie Republik—Monarchie, Ostorientierung—Westorientierung Siedlung oder Zukunft auf dem Wasser — so entscheidend sind, daß sie unsere Einheit dauernd in Frage stellen können. ES sind doch in erster Linie Fragen der politischen Klugheit und Zweckmäßigkeit, soviel Leidenschaft sich auch daran hängt. Die Frage, wo der Schwerpunkt hier oder da zu liegen hat, ist nicht überall ein absolute» „Entweder-Oder". Ich meine auch, daß die Frage „Monarchie oder Republik?" gar nicht die entscheidende Frage ist, denn nicht von oben, sondern von unten Saut oder gliedert man den Staat. Nicht wie die Spitze gestaltet sein soll, sondern wie da» Fundament zu legen ist, ist die Hauptfrage. Ist aber schon hierbei die Frage entscheidend, welche Wichtzmj dem L-vtsH-n Mensche tm Staat« gebührt, wie