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Deutschland vollzieht heute seinen Eintritt in den Völkerbund nicht als eine Nation, der Man die internationale Gleichberechtigung wieder etnräumt, sondern als eine Macht, von deren Unentbehrlichkeit für jedes internationale Zusammenarbeiten man sich über zeugt hat. Die bisher im Völkerbund zusammenge schlossenen Nationen haben selbst immer deutlicher die Lücke empfunden, die durch das Fehlen Deutschlands entstand. Diese Empfindungen spiegeln sich deutlich in den nachfolgenden Aeußerungen der hervorragendsten Führer der Völkerbundsdelegationen wider, die sie als Begrüßuttgskundgebuno für die deutsche Delegation dem zur Zeit, in Genf weilenden Chefredakteur der ,§Vosst- schen Zeitung" zur Verfügung gestellt haben. Hi ßcnminister drionü „Der Tag, der Deutschland im Völkerbund sieht, bedeutet das erfolgreiche Ende der Anstrengungen von mehr als einem Jahr. Er bedeutet die Bekräftigung einer Politik, die erst künftig alle ihre Früchte ent. wickeln kann, da die Verträge von Locarno erst mit der Aufnahme Deutschlands in Kraft treten. ES gibt Pessimisten, die es sich nicht versagen können, zu pro phezeien, daß die Teilnahme Deutschlands an den Ar beiten in Genf den Ursprung für neue Verwicklungen im internationalen Leben und die Quelle neuer Kon flikte bilden werde. Ich teile in keiner Hinsicht diese Meinung. Gewiß verhchle ich mir nicht, daß sich Schwierigkeiten zeigen werden, daß die deutsche Dele- gatton auch diesmal mit dieser oder jener Macht un einig sein wird, und daß sich Interessen gegenüberstehen werden. Konflikte sind möglich, aber: Würden sie sich denn nicht in gleicher Weise zeigen, wenn Deutschland nicht in Gens wäre? Es wird eben notwendig sein, diese Konflikte tzu lösen, und die Aufnahme Deutschs lands in den Völkerbund hat ja besonders gerade den Vorteil, für die Lösung solcher Konflikte Methoden des friedlichen Ausgleichs zur Verfügung zu stellen, deren Wert sich bereits erprobt hat. Wenn erst einmal Mächte, wie zum Beispiel Deutschland und Polen, Seite an Seite im Rate sitzen werden und dort nicht nur an der Regelung jener besonderen Schwierigkeiten, die sie direkt interessieren, zusammenarbeiten werden, so werden sie sich gegenseitig besser schützen lernen, und das wird einen großen Schritt vorwärts auf dem Wege zum Frieden bedeuten. Auch um jene Annäherung zwischen Frankreich und Deutschland herbeizuführen, die die verschiedensten Kreise in beiden Ländern mit glei chem Eifer erstreben, gibt es gar keine bessere Gelegen heit. Solange Deutschland sich von Genf fernhtelt, konnte der Völkerbund im Leben der europäischen Na« t-onen nicht die Rolle spielen, die ihm eigentlich zu kommt. Von dieser Ueberzeugung beseelt, habe ich, als anläßlich der Märzversammlung des Völkerbundes die bekannten Schwierigkeiten austguchten, mW bemüht, alles zu tun, damit die Vertagung des Beschlusses über t ie Aufnahme Deutschlands auf keiner Seite irgendeine bittere Empfindung zurücklassen sollte. Nach sechs Monaten, voll von Verhandlungen, ist endlich eine Lösung gefunden worden, die, wie Tlr. Bc-, nesch in seiner schönen Eröffnungsrede für die Arbei ten der diesmaligen Versammlung gesagt hat, es er laubt, „gleichzeitig «in neues Mitglied in die Gemein schaft aufzunehmen und dabei doch einigen berechtigten Forderungen Rechnung 'zu tragen". Ich wünsche von Herzen, daß die jetzige Lösung rasch die Zustimmung aller findet sowohl im Interesse der Wiederherstellung einer europäischen Friedensstim mung, als auch zum Besten des Friedens der Welt, für den man ht^r nie aufgehört hat zu arbeiten.» Wir freuen uns, von nun ab für dieses Frtedenswerk der Mitarbeit Deutschlands sicher zu sein." Außenminister öenesch. „In meiner Eröffnungsansprache an die Völker bundsversammlung habe ich dargelegt, daß im ^Inter esse des Weltfriedens, im Interesse der Wtederversöh. uuilg Europas wir uns Glück wünschen müssen zum Eintritt Deutschlands in den Völkerbund al- einem erfreulichen Ereignis der internationalen Politik. Ich wiederhole da» hier und füge hinzu, daß nach meiner Ansicht diese wenigen Worte kurz, aber erschöpfend die große Bedeutung dieses politischen Aktes für die Zu kunft Europas zusammenfassen. ES ist zweifellos, daß damit sowohl für Deutschland als für alle anderen Staaten eine neue Epoche der Politik beginnt. Ich wünsche aufrichtig, daß sie eine Periode des Friedens und der freundschaftlichen und ehrlichen Zusammenarbeit sein möge. Ich bin erfreut, feststellen zu können, daß ich als Minister des Auswärtigen der Tschechoslowakei niemals meine Haltung in dieser Frage verändert habe. Ich bin immer für diese Politik eingetreten, und ich kann deshalb in dem Augenblick, wo Deutschland nach Genf kommt, feststellen, daß seit acht Jahren die Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern mehr und mehr nor mal geworden sind. Sie haben sich befestigt, die Län der haben sich gegenseitig genähert und leben heute in einer freundschaftlichen und ehrlichen Nachbarschaft. Die Mitarbeit Deutschlands in Genf wird sicher dazu hel fen, kiese Beziehungen noch Wetter vorteilhaft zu be festigen. Ich möchte es als ein gutes Omen für die Zukunft unserer Beziehungen ansehen, daß gerade un ter dem Vorsitz eines tschechoslowakischen Delegierten im Völkerbundsrat die letzten Schritte für den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund getan worden sind. TaS ist an sich ein Zufall, aber wir stimmen gewiß alle darin überein, daß wir den Zufall als symptomatisch im besten Sinne des Wortes ansehen, als ein Symp tom dafür, daß in Zukunft diese beiden Länder immer im Geiste des VölkerbundKPaktes miteinander arbeiten werden." Hußenmlnifter Van-ervel-e. „Ich bin sozusagen ein locarniste avant la lettre. Ich brauche daher nicht viel Worte zu machen, damit man mir glaubt wie ehrlich erfreut ich darüber bin, daß die schöne Sonne von Locarno, die im März durch Wolken verhüllt wurde, sich nun hier in Genf wieder rein und klar zeigt." Sir Husten Chamberlain. „Die historischen Vorgänge in der Völkerbunds vollversammlung vom Mittwoch haben mich mit tief ster Genugtuung erfüllt. Sie haben den Optimismus jener gerechtfertigt, die den Völkerbund für fähig hiel ten, auch die sckwierigsten Fragen zuletzt doch zu mei stern. Der Völkerbund hat eine große Probe mit den letzten Monaten bestanden. ES wäre eine Gefahr für den Völkerbund, wenn die öffentliche Meinung der Welt ihn vollkommener als irgendein Menschenwcrk sehen will. Wir müssen die öffentliche Meinung auch zur Kenntnis seiner Schwächen und Schwierigkeiten bringen, die uns wohl bekannt sind. Auch der Völker bund ist eine sehr menschliche Einrichtung, und wir dürfen ja uns sonst auch nicht in unserem Streben durch die große Tatsache entmutigen lassen, daß im Leben das Spiel nicht ganz glatt geht. Aber wenn der Völker bund nur dafür in Anspruch genommen wird, wofür er sich eignet, wenn er unter weiser Leitung bleibt und wenn man nicht zu viel von ihm erwartet, so leistet er der Menschheit große Dienste und wird ihr künftig hin noch viel größere leisten. Erinnern wir uns an Locarno. Wer wäre dort am Sonnabend nach der Unterzeichnung der Verträge kühn genug gewesen, zu prophezeien, daß diese müh sam erzielten Verträge eine solche vierzehntägige Kri sis überdauern 'könnten, wie wir sie dann hier in Genf im März erlebt haben. Ich selbst mit meinem tiefen Glauben an Locarno hätte so optimistisch nicht zu hof fen gewagt, daß der Locarnovertrag den Fehlschlag, Deutschland im März in den Völkerbund zu bringen, überleben würde. Aber der Locarnovertrag war stär- ker als die Krise, und das bemerkenswerteste Ergebnis der Märztage war es, daß die Locarno-Mächte nach dem Fehlschlag zu allererst darauf bedacht waren, sich ihre gegenseitige Vertragstreue aufs neue zu versichern^ Ich hoffe, daß diese Tagung der Vollversammlung und des Rates, die uns den Einzug Deutschlands in den Völkerbund und auf seinen Platz im Rate sehen läßt, uns auch die Ratifizierung der Locarnoverträge in Genf bescheren wird." Sun-eskanzler Ramek. „Der Eintritt Deutschlands in den Völkerbund ist als ein großes, historisches Ereignis zu werten, das nach langen, dunklen Jahren in eine hellere und bes sere Zukunft weist. Mehrmals im Jahre werden nun mehr deutsche Staatsmänner dem maßgebenden Ein fluß aller tm Völkerbünde vertretenen Länder und ins besondere der Hauptmächte Europas begegnen. Deutsch land wird gleichberechtigt in allen entscheidenden Fra gen mitsprechen können. Tier Gedanke des Frieden- und der Eintracht unter den Völkern hat um ein ent scheidendes Stück an Boden gewonnen. Oesterreich fühlt sich am heutigen Tage besonders festlich gestimmt. ES ersehnt ein neue- auf geistige und wirtschaftliche Verständigung begründetes Europa, dessen Umrisse jetzt anfangen sichtbar zu werden. Der hohen Idee de- VölkerbundeS tief innerlich hingegeben, begrüßt Oester- reich mit Herzlichkeit und froher Zuversicht Deutschland tm Rate der Nationen." Ankunft cier cleutseken Delegation in Senk. G en f 9. Sept. Unter sehr starkem Andrang des Publikums und der Presse sind heute abend kurz nach Uhr Reichsmintster des Aeußeren Dr. Stresemann, Staatssekretär Dr. von Schubert und Ministerialdirektor Dr. Gaus Mit anderen Mitgliedern der deutschen Dele- gation, darunter auch Vortragender LegationSrat Dr. von Bülow hier eingetroffen. Die deutschen Delegierten wurden auf dem Bahnsteig vom deutschen Gesandten in Bern, Tr. Adolf Müller, durch den deutschen General konsul in Gens Aschmann und den Führer der derzeiti gen deutschen Delegation für die MbrüstnngSkommtsston, Oberstleutnant von Boetttcher, begrüßt. Bet dem Emp fang ließen sich der österreichische Bundeskanzler Dr. Ramek Lurch den österreichischen Gesandten in Bern, di Pauli, Senatspräsident von Tjanztg Dr. Sahm durch RegierungSrat Färber vertreten. Bon Delegierten der Pölkerbundsversammlung hatten sich der tschechoslowa kische Gesandte in Berlin Krofta und der litauische Ge sandte in Berlin StdzikauSkas zur Begrüßung der deutschen Delegation auf dem Bahnhof eingefunden. Die deutschen Delegierten begaben sich sofort ins Hotel Metropole, Mo sie wieder, wie im März, Woh nung genommen haben. Auch vor dem Hotel Metro pole hatte sich eine große Menge Schaulustiger und ein Heer von Photographen und Ktnematographen etnge- fuuden. Wettere Mitglieder der deutschen Delegation wer- den mit dem Abendzug '8.40 Uhr in Genf erwartet. Prag, 9. Sept. Nach einer Meldung des tschecho slowakischen Pressebüros aus Genf erklärte Reichs außenminister Dr. Stresemann bei einem Empfang der ausländischen Presse u. a.: Als ich tm März hier das letzte Mal war, standen wir vor dem Zusammenbruch der Hoffnungen, die auf Locarno gegründet waren. Ach habe Ihnen schon damals gesagt, daß es nicht richtig märe, auf die Ideen von Locarno zu verzichten, und daß wir an dem gemeinsamen Erfolg Mitarbeiten wol len. Gestatten Sie mir, meine Freude darüber auszu sprechen, daß mir die Tatsachen Rocht gaben. Locarno und der damit verbundene Untversalttätsbegrisf der europäischen Politik haben den Sieg davongetrage'n- Morgen werden die Locarno-Pakte in Wirksamkeit tre ten und ratifiziert werden. Das Gefühl, daß es nach dem schrecklichen Kriege zwischen Siegern und Besiegten zu einer friedliebenden Politik aller Leute guten Wil lens kommt, ist erhebend. Es kommt nicht auf die Form an, ob der Vvlkerbundsrat aus soundsovielen Mitglie dern besteht, sondern auf die friedliebende praktische Zusammenarbeit. Nicht die Form, sondern das Ergeb nis ist das Entscheidende. Sicherlich wird diese Zusam menarbeit nicht ohne Mißverständnisse und Kämpfe ab gehen aber, davon bin ich überzeugt, schließlich wird sie über die destruktiven, politischen, wirtschgftlichen und sozialen Tendenzen unserer Zeit siegen. Der Minister ersuchte schließlich um freundschaftliche Zusammenarbeit der ausländischen 'Vertreter und um objektivo Kritik. Anfragen wurden an Dir. Stresemann nicht gestellt. Htlanö über üen Rhein. Parts, 9. lSept. „Petit Paristen" und einige andere Morgenblätter verzeichnen folgende von Briand gestern abend nach der Rückkehr von einer Spazierfahrt Journalisten gegenüber gemachten Aeußerungen: „Ter Rhein ist jetzt ein internationaler Strom zwischen zwei in einer Brette von 50 Kilometern entmilitarisierten Ufern und unter den Schutz des Völkerbundes gestellt." die demokratische Partei an Reichskanzler dr. Marx. Der Vorstand der Deutschen Demokratischen Partei hat an Reichskanzler Dir. Marx ein Schreiben gerichtet, in dem der Reichskanzler und die Reichsregierung zu dem einstimmigen Beschluß der Völkerbund-Versamm lung über den Eintritt Deutschland» in den Völkerbund beglückwünscht wird.