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UE Anzeiger für -as Erzgebirs» MW Kl,sramm„ rasibia« fto-ys»«»«». Ekthalttaö ök amtliche« Srlamllmachoagea Atz» Kal,» -« Sta-1 vaö -r» Mmtt-mücht« M«. p»Mch»<r.«»at» Amt L»ip,>a Nr. 1„, Freitag, äea 27. August 1S2ö Nr. ISS 21. Zuhrgsng Septembertagung des Völkerbundes Teilnahme deutscher Parlamentarier. — Die Ratssitzfrage. Berlin, 25. Aug. Der deutschen Delegation für die Geptembertagung — über ihre Zusammensetzung wird endgültig erst entschieden werden, wenn der formelle Beschluß des Reichskabtnetts auf Eintritt in den Völ kerbund vorliegt — werden auch Parlamentarier ange- hören. Tiie Reichsregierung wird je ein Mitglied der Reichstagsparteien einladen, sich der Delegation anzu schließen. Die Einladungen sollen nicht auf die Re gierungsparteien beschränkt bleiben. Man hört, daß für die Sozialdemokraten Abg. Tr. Bretts cheid, für die Deutschnationalen der Abg. Prof- Dr. H och sch als Delegationsmitglieder in Aus sicht genommen sind. Für die Demokraten wird Abg. Graf Bernstorfs genannt. (Es ist aber auch die Wahl einer anderen Persönlichkeit der demokratischen Fraktion möglich.) Vom Zentrum soll der Abg. Tw. Kaas der Delegation sich anschließen, aber nur dann, wenn Reichs kanzler Tr. Marx nicht selbst die Reise nach Genf an tritt, was wiederum davon abhängt, ob der englische bezw. der französische Premierminister an der Tagung tetlnehmen. Die Deutsche Volkspartei wird kein Mit glied entsenden, da Reichsaußenmintster Tr. Strese- mann auf jeden Fall die Delegation führt. ES ist beabsichtigt, die parlamentarischen Delegierten in die verschiedenen Kommissionen der Völkerbünde» zu entsenden und sie so praktisch an der Bearbeitung der mannig fachen Fragen teilnehmen zu lassen. Ter Vorgang stellt immerhin ein Novum dar. Der Gedanke hat jedoch bestimmt etwas für sich. Die Einrichtung der parla mentarischen Delegierten, die aus der Besonderheit der parlamentarischen Situation in Deutschland geboren wurde ist darum zu begrüßen. Sie wird im Reichstag größeres Verständnis für die Probleme des Völkerbun des wecken und eine engere Verbundenheit mit der Völ kerbundsinstitution als solche zur Folge haben. Sefprechung Zromageots mit Gaus ln Serttn. Wie die Blätter Mitteilen, hat der französische ju ristische Sachverständige Fromageot am Dienstag in Berlin geweilt, wo er eine Unterredung, mit Ministerial direktor Tr. Gaus hatte, nachdem er vorher mit dem englischen Rechtssachverständigen Sir Cecil Hurst in London Fühlung genommen hatte. Die Unterredung zwischen Fromageot und Gaus erstreckte sich, wie die Blätter melden, auf juristische und technische Fragen, die die Hauptprobleme der von der Studienkommission zu behandelnden Gegenstände betreffen. Vor allem habe es sich um die Frage gehandelt, yb gewissen nichtstän digen Mitgliedern des Völkerbundsrates die Wieder wahl nach Ablauf der Wahlperiode garantiert werden könne. Laut „Vossischer Zeitung" soll man übereinge kommen sein, daß nach den Statuten des Völkerbundes eine solche Garantie formal nicht gegeben werden könne. Auch sei die aus gewissen englischen Kreisen stammende Anregung erörtert worden, die ständigen Ratssitze über haupt abzuschaffen und eine vollständige Gleichheit aller Ratsmitglieder zu schaffen. Dieser Gedanke sei als un durchführbar abgelchnt worden. Selgken will nicht aus -em Kat ausschek-en. Brüssel, 25. Aug. Bei einem Presseempfang stellte der Minister des Auswärtigen in Abrede, daß Belgien auf eine Wiederwahl in den Völkerbundsrat verzichten würde, und fügte hinzu: Der Augenblick wäre schlecht gewählt, um aus dem Rat auszutreten, oder um Belgien aus dem Rat heraustreten zu lassen, wäh rend sich Deutschland dazu anschickt, gemäß den Verspre chungen aller Unterzeichner des Vertrages von Locarno in den Rat einzutreten. Vandervelde erinnerte dann daran, daß im Laufe der Unterredungen von Locarno die Frage zwischen ihm, Stresemann und Luther lange erörtert worden sei. Gr habe den deutschen Diplomaten den belgischen Standpunkt dargelegt. Diese seien ganz seiner Meinung gewesen und Luther habe noch, hinzu gefügt, daß er Belgien als Pfeiler des VölkerbundSrats betrachte. Vandervelde erklärte dann: Belgien pflichtet den Beschlüssen deS SpezialauSschufseS bei, der vorigen Juni die Frage prüfte. In der Sitzung vom 30. August wird Belgien die Beschlüsse des Spezialausschusses an nehmen, ohne jedoch jede Anregung oder jeden Kom promiß a priori abzulehnen, durch welche Polen und Spanien befriedigt werden könnten. Wir werden auch nicht Zusatzanträge ablehnen, die den Beschlüssen des Speztalausschusses beigefügt werden konnten, wenn diese Anträge das Wahlrecht der Völkerbundsvorsammlung nicht beeinträchtigen. von Spanien keine Schwierigkeiten zu erwarten! Aus Genf wird gemeldet, daß der Präsident der Studienkommission, der schweizerische Bundesrat Motta, von spanischer Seite verständigt worden sei, daß die spanische Regierung in der Frage der ständigen Rats sitze keine Schwierigkeiten machen werde und bereit sei, die Prüfung einer Vermehrung der ständigen Ratssitze über den deutschen hinaus bis nach dem Eintritt von Deutschland in den Völkerbund zu verschieben. Polens Ansprüche auf einen ftän-igen völkerbunSsratsfitz. Warschau, 25. Aug. Minister des Aeußeren ZaleSkt äußerte sich vyr seiner Abreise nach Paris ge genüber Pressevertretern wie folgt: Ich reise zur Völ kerbundstagung in der Hoffnung, daß die dort versam melten Staaten unseren bestimmten Willen, in den Völkerbundsrat einzutreten, richtig, das heißt unter Be rücksichtigung der Bedingungen Polens, seiner kritischen Lage und seiner Bevölkerungszahl, einzuschätzen und den Rat Polens als des Mitarbeiters an der Sicherung eines dauernden Friedens zu würdigen wissen werden. Wenn.man in Genf diese zwei Momente entsprechend verstehen wird, dann unterliegt es keinem! Zweifel, daß Polen als ständiger Mitarbeiter dem Völkerbundsrat beitritt. * London, 25. Aug. Der Pariser Berichterstatter des „Daily Expreß" schreibt zu der Frage der Völker bundsratssitze: An französischen politischen Kreisen ruft die Haltung Spaniens zum Völkerbund die größte Besorgnis hervor. Im übrigen stimmt man französi- scherseitS mit der britischen Ansicht überein und lehnt es ab, dem Vorschlag der spanischen Regierung stattzuge ben, der darauf hinausläuft, bei der nächsten Tagung des Wölkerbundsrates den von Spanten geltend gemach ten Anspruch auf Tanger und gleichzeitig seinen Anspruch auf einen ständigen Ratssitz! zu erörtern. Die franzö sische Regierung hat, wie verlautet, nunmchr nach di plomatischen Besprechungen in europäischen Hauptstäd ten vorgeschlagen, Spanien und Polen sollten beide halbstündige Sitze und zugleich die Möglichkeit erhal ten, nach bestimmten Zeiträumen, deren Tauer der VöskerbundSrat festzusetzen habe, wiedergewählt zu wer den. Madrid hat jedoch bisher zu diesem ihm über mittelten Vorschlag noch keine Antwort erteilt. Zu der Frage der Zone von Tanger bemerkt das Blatt: Ein Vertreter des französischen Ministeriums für auswär tige Angelegenheiten erklärte, Frankreich widersetze sich keineswegs irgendeiner Art der Ausdehnung des spa nischen Einflusses in der Zone von Tanger, wie es üb rigens auch keinen Widerspruch gegen eine Beteiligung Italiens an der Tangerverwaltung erheben werde; nach französischer Auffassung ist es aber unmöglich, die Tan gerzone vollständig an Spanten zu geben oder ihm auch nur für eine bestimmte Zeit ein Mandatsgebiet zu übertragen. Ehrung -er deutschen Wissenschaft -urch Graf klebelsberg. Budapest, 25. Aug. In Tihany am Platten see wurde heute im Beisein fast sämtlicher Mitglieder der Regierung mit dem Ministerpräsidenten Grafen Bethlen an der Spitze die Ungarische Biologische Versuchsanstalt eröffnet. Kultusminister Graf Klebelsberg kündigte in seiner Eröffnungsrede an, daß auf Einladung der Re. gierung der Internationale Biologische Kongreß im nächsten Jahre in Ungarn tagen wird. Im weiteren Werlaus seiner Rede dankte Graf Kle- belsberg dem preußischen Kulturminister Becker, dem Staatsminister Schmidt-Ott und der Notgemeinschaft ver deutschen Wissenschaft für die tatkräftige Förderung sei nes kulturpolitischen Programms. Preußens Verdienst ist es, so führte der Minister weiter aus, daß es neben den bisherigen drei Typen der höchsten Kultur, Uni versität, Akademie und Museum, anläßlich der Zentenar. feier der Berliner Universität mit deutschem wissen schaftlichen Organisationstalent den vierten Grundthp, das wissenschaftliche Forschungsinstitut, geschaffen hat, das ausschließlich der Forschung dient im Gegensatz zu den UntversitätSlaboratorten, wo Forschung und Unter- richt parallel betrieben werde». Ernfte Lag» In Spa»!»»! London, 26. Aug. !Jn einer Reutermeldung heißt eS, .einer französischen Quelle zufolge ist in Spanten eine sehr ernste Lage entstanden infolge der Forde rung von Artillerieoffizieren, daß der König den Pre mierminister, General Prtmo de Rivera, entlassen soll«. Als Antwort darauf unterbreitete Prtmo de Rivera dem König ein Dekret, da» das ArtillertekorpS auflöst und die Waffenfabriken in Toledo und Trubia unter Zivil kontrolle stellt. Weiter wird mitgeteilt, der König habe sich geweigert, das Dekret zu unterzeichnen und sei so fort nach Santander abgereist, wo die königliche Fami lie sich aufhalte. ! Zur Hinrichtung von 74 chkneMe« Sankkers in Muk-en. London, 26. Aug. Die,-Tatlh Mail" berichtet aus Tokio, die Hinrichtung von 14 chinesischen Bankier» in Mukden aus Befehl Tschangtsolin» wegen angeblicher Währungsspekulatton habe in allen Bevölkerung-klas sen große Erregung hervorgerufen und zur vollständigen Einstellung des Geschäftsleben» in der Mandschurei ge führt. Ein Korrespondent berichtet, daß, fünf Bankier» am Donnerstag morgen durch Schüsse in den Htnterkopf getötet worden seien, um die Gesichter für die nachfol gende Schaustellung der Leichen kenntlich! zu erhallen. Am Nachmittag seien neun wettere Bankier» an den auf- gestellten Leichen vorbei zu ihrer eigenen Hinrichtung geführt worden. . > Neue Kämpfe l« Marokko. Part», 25. Aug. Nach einer Agenturmeldung aus Wessan hat dort heute eine großangelegte militä rische Operation begonnen, die zur Besetzung der Ge biete der Gesaua und der Beni Mestara führen soll. Gi ll and elt sich um eine Front von 45 Kilometern. An der Operation nehmen teil neun Bataillone, 1500 auf französischer Seite kämpfende Eingeborene, fünf schwere und eine Reihe leichter Batterien. Tier Vormarsch hat heute vormittag nordwestlich von Wessan eingesetzt und richtet sich zuerst gegen den früheren französischen Po sten Rhiaua, der noch immer von den Rtfleuten besHt ist. Tiie französischen Truppen rücken in drei Kolonnen vor, die linksstehende in Fühlung mit den Spaniern auf dem linken Lukkosufer, wo Abteilungen der feind lichen Stämme sich festgesetzt haben. Proteststreik auf einem französtsthen Dampfer. Part», 25. Aug. Die Mannschaft und die Offi ziere des in Marseille liegenden Orientdampfers „Lotos" haben sich geweigert, da» Schiff für eine neue Reise klar, zumachen. Es handelt sich um eine Protestkundgebung gegen die kürzlich! erfolgte Verhaftung eine« Offizier» des Dampfers durch die türkischen Bchörden, weil er angeblich einen Zusammenstoß! mit einem türkischen Frachtschiff verursacht hat. Die Schiffsbesatzung und die Seemannsgewerlschaft haben an den Ministerpräsidenten Potncare telegraphisch das Ersuchen gerichtet, gegen die geplante Aburteilung des Verhafteten vor türkischen Ge richten Schritte zu unternehmen. Kein Koalitlonskabinett ia Griechenland. Athen, 25. Aug. Den Parteiführern ist e» nicht gelungen, eine Verständigung über die Bildung eine» KoalitionSkabinettes zu erzielen. General KondiltS bil det jetzt ein vorläufiges Kabinett in der Voraussetzung, daß die Wahlen spätestens im Oktober stattfinden. Athen, 25. Aug. General Kondtli» und sämt liche Parteiführer, nämlich KafandariS, MichalakopuloS, Papanastasiu, Metaxas, Zaldaris, Tlemerdjt» und Soi- fulis, die sich gestern abend unter dem Vorsitz des Ad miral» Kondurtott» versammelten, erkannten einstimmig und in offizieller Weise Kondurtott» al» Präsidenten der Republik an. Infolge dieser Anerkennung veröffent lichte das Amtsblatt folgende Botschaft de» Präsidenten an das Volk: „Nach der Befestigung der Diktatur über nehme ich> von heute an wieder die Präsidentschaft, zu der mich die vierte hellenische Nationalversammlung be rief." Tiefer Schritt wird, der Agenee d'Athene» zu folge, von der Presse und der öffentlichen Meinung mit Genugtuung al» ein geschichtliche» Ereignis begrüßt, das den besten Beweis für die innere Beruhigung und die Rückkehr zu einem normalen verfassungsmäßigen Leben liefert.