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21. Jahrgang Donnerstag, cten IS. August 1926 Nr. 1S2 erhandlungen um den Rückkauk von Eupen und Malmedy wir die sich die für den kommenden Monat eine Konferenz der Innen, ^en zu wollen. Am W. August 1914 erschien in de. u-L "L pr°!°n!-" M- U.n -- LLL,°1.L7n L °hm »Ir »°r°n °°n ° Ehn,°n dieser jämmerlich dürftigen Massenpsychose. Kleinkaliber.„Sport" behandelt werden. Auch die Neu. an den Rand de» vtrtNlich- Hosfentlich wird eß jetzt ein ganz wenig ander»! regelung de» Beamtenrechts füll besprochen werden. Stadt infolge des Versailler Di!t Hoffentlich wird eß jetzt ein ganz wenig ander»! Internationale Zlugkonferenz in öerlkn. Am 27. August wird „in Berlin eine Konferenz „International Air Traffic Association" zusanv- Ver Zusammenschluß -er Seamtenverbänöe. Zu den Zusammenschlußbestrebungen der Beamten- verbände nimmt der fretgewerkschastliche Asabund in einer Erklärung Stellung, in der betont wird, daß, die Verbände de» Afabunde» einer etwaigen Fusion de» Deutschen Beamtenbunde» und de» Allgemeinen Deut schen Beamtenbunde» Sicherst skeptisch gegen übersteh en. Im Afabund wird stark bezweifelt, dcch der Deutsche Be. amtenbund nach seiner ganzen Zusammensetzung ^auch nur bereit wäre, sich programmatische einmütig, für die Republik und gegen die Monarchie zu erklären. den befragten Stellen entschieden abgeleugnet. Diese Pariser Information dockt sich mit den Eindrücken, die hier in Berlin bestehen. Der „Temps", der einst, be sonder» im Auslande, als eine» der vornehmsten Organe der französischen öffentlichen Meinung galt, vertritt heute vielfach einen Standpunkt, der mit der Pariser Politik kaum in Einklang zu bringen ist. In der Frage Eupen-Malmedy steht heute noch keineswegs fest, ob die zwischen belgischen und deutschen führenden Persönlich ketten im Gange befindlichen Bestrebungen, die auf eine Bereinigung der strittigen politischen Fragen und die Herstellung des früheren freundschaftlichen Verhältnis ses htnauSlaufen, zum Ziele kommen werden. Sollten die Staatsmänner, die in Belgien regieren, von dem Gedanken erfüllt sein, ein von Deutschen bewohntes Land nach dem Willen seiner Bewohner Deutschland zuriickzugebea und ist Deutschland seinerseits bestrebt, Belgien bei der Wtederaufrtchtung einer festen Währung beizustohen, so wäre eine solche Ueberwtndung der früheren teilweise bis zum Hatz gesteigerten Feindschaft die schönste Aus wirkung des Geistes von Locarno. Wenn deshalb der „Temps" in seiner Kampagne gegen Deutschland davon spricht, daß Frankreich eine solche Entwicklung verhin dern würde, so kann er unmöglich im Sinne des fran zösischen Außenministers sprechen. Sesprechung -ee Innenministrr. Berlin, 17. Aug. Wie die „Bossische Zeitung" meldet, hat der Reichsminister des Innern Dr. Külz I Berlin, 17. Aug. Bon amtlicher Sette werden Ne Meldungen über einen Rückkauf von Eupen-Malmedh Rach wie vor bestritten. Wie au» anderen bestunterrtchteten Kreisen gemel det wird, schweben tatsächlich derartige Verhandlungen. Die Geheimniskrämerei der Wtlhelmstratze sei erklärlich, Aetl wallonische Kreise in Belgien den Rückkauf von Kupen.Malmedh mit der vosm Reichsbankpräsidenten an- gebotenen Stützungsaktion für den belgischen Franken LlS eine Verschacherung belgischen Landes verwerfen Lud der belgischen Regierung Schwierigkeiten bereiten. Im Auswärtigen Ausschuß de» Reichstages wird Ns Angelegenheit voraussichtlich erörtert werden. französische Hetze. Berltn, 17. Aug. Zn einem jedenfalls von einer «latzgebenden Stelle beeinflußten Artikel wendet sich ein Berliner Mittagsblatt gegen die Quertreibereien, «iit denenj der Pariser „TempS" die wettere Entwicklung her Frage Eupen,Malmedh zu verhindern sucht. Zn skart» ist eine Bestätigung der Meldung des „Temps" nicht zu erhalten, wonach man auf französischer Seite di« Absicht habe, eine deutsch-belgische Einigung in bezug aus den Versailler Vermag zu verhindern. Da» Bestehen derartiger Absichten werde vielmehr von Oer „Jungcleutfcke Orclen" nickt mebr „vater läncMck"! Eine Erklärung de» Grafen von der Goltz» Der Präsident der Vaterländischen Verbände, Graf v. d. Goltz, lätzt folgende Erklärung gegen die Jung deutschen los: „Wenn die Leitung deS Jungdeutschen Orden» seit einiger Zeit nicht mehr zu den Tagungen der B. B. B. D. eingeladen worden ist, so liegt daSl daran- daß wir sie wegen ihrer gehässigen ZettungSpolemik und ihrer Franzosenpoltttk nicht mehr al» vaterlän disch betrachten und den Verkehr mit ihr auS Sicher heitsgründen ablohnen. G» ist tief beschämend, daß gegen ehrenamtlich sich aufopfernde vaterländische Führer solche Verdächtigung gemacht und öffentlich erhoben werden kann von einer Ortsleitung, die sich stets Mit ihrem Idealismus brüstet. Wir haben nie mals an die Leitung des Jungdeutschen Ordens die taktlose Frage gerichtet, woher sie sich finanziert und woher sie ihre zahlreichen hohen Gehälter bezahlt: aber wir sind seit langem schon mit vielen anderen erstaunt über ihre heuchlerischen Phrasen von der Ab hängigkeit vaterländischer Verbände von „Plutokratie und GrotzkapttaltSmus", während sie selbst die Fran- zosenpolttik des Plutokraten und Großkapitalisten Arnold Rechberg, des Freundes ErzbergerS, der nur in Ltnksblättern schreibt, in einem völkisch sein Mol. lenden Kampfverbande propagiert." Einberufung -es Auswärtigen flussthusses -es Neichstages. Berlin, 17. August. Der Vorsitzende de» Auswärti gen Ausschusses des Reichstages, Abgeordneter Hergt, hat nach Besprechung mit dem Reichsminister des Auswärtigen sür Ende des Monats, voraussichtlich Donnerstag, den 26. August vormittags 10 Uhr eine Sitzung des Auswärtigen Ausschusses zur Entgegennahme von Erklärungen der Reichsregierung über die gegenwärtige außenpolitische Lage, insbesondere auch über dringliche Fragen der bevorstehenden Tagung des Völkerbun des, in Aussicht genommen. der mentreten, um über die wichtigsten! Fragen de» Luftver kehrs zu beraten. Es wird die Schaffung einer »inter nationalen Flugversicherung geplant. Ferner dürften sich die Beratungen auf eine weitere Vereinheitlichung des europäischen Luftverkehr» erstrecken. Selbst -er -Stahlhelm* steht es ein. In der Stahlhelm-Zeitschrift „Tie Standarte" lesen folgendes: „Hinter dem Patriotismus stehen heute Akteure, keine Patrioten mehr sind. Sie haben keine Gesinnung, aber einen Instinkt, der aufs Geschäft geht. Sie haben ein Taktgefühl, das auf den Erfolg wittert. Sie dürfen gehen lassen in der Auswahl ihrer Mache: je kitschiges heft» wirksamer ist Pa.riottSmu». Also wirtschaften sie drauf los. Radaukttsch sind Schlachten-Tongemälde mit Trommelkrachen und Posaunen, platzen. Rührkitsch sind die Gedächtnisfilme mit ausgemer gelten Kintoppleutnants und ausgeliehenen Grenadieren die mit Sterben und Stöhnen und Ziehharmonikaquctschen die Tränenfchleusen von Tippfräule'ns und Veteranen sprengen. So sehr hat sich der Patriotismus wieder durchgefetzt. Er hat sich über das Erbe d:s Krieges gemacht und es vor Vallp Telegraph zum Zoll Sermershelm. London, 17. August. Dem diplomatischen Bericht erstatter des Daily Telegraph zufolge wird in London die französisch-deutsche Auseinandersetzung wegen der Vorfälle in Germersheim mißbilligt, da eine Fortsetzung dieser Auseinan- Versetzung gefährlich für die guten Aussichten des Völkerbun des und für Locarno sein könnte. Die Ansicht sei, daß alle noch bestehenden Meinungsverschiedenheiten zwischen Deutsch land und den verschiedenen Alliierten erwogen werden müß ten nicht vor, sondern erst nach der Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund. Der Berichterstatter bemerkt, der abgelehnte, von Deutschland in Paris vorgebrachte Vorschlag habe ange regt, die Zwischenfälle in Germersheim von einer Kommission untersuchen zu lassen, die aus einem deutschen und einem französischen Delegierten sowie einem Engländer als Vor- sitzenden bestehen sollte. uer Tageblatt ZMZ Anzeiger für -as Erzgebirge Logedia« EalhaUeaö -l» amlllchea Seßmuttmachoag« -«» Rat— Stach« oach cha» Amtsgericht» Mm. Fl E-ipzig m. 'SM Marienburg. Vom Ersten Bürgermeister Paweletk-Marienburg. MS zu Beginn des 18. Jahrhundert» der Deutschs Ritter- orden von dem Herzog Konrad von Masovien nach dem Lande zwischen Weichsel und Memel im Kampfe gegen die dort an gesessenen heidnischen Preußen zu Hilfe gerufen wurde, mar- schierte da» Ordensheer unter dem Landmeister Hermann Balk im Jahre 1230 von Thorn die Weichsel stromab nach Norden und sodann im Raume des heutigen Marienburg von der Weichsellinie ostwärts die Hafsküste entlang bis Königsberg und weiter. Diese Linie wurde durch feste Burgen gesichert. Von hier aus begann dann landeinwärts unter harten Kämp- fen die Besitzergreifung des jetzigen west- und ostpreußischen Hinterlandes. Marienburg bildete innerhalb dieser beiden Linien einen besonder» wichtigen Punkt, da hier 'die Haupt sicherungs- und Vormarschlinten im rechten Winkel knieartig zusammenliefen. Mit verwaltungsmäßig und strategisch be- wundernswert klarem Weitblick sicherte der Deutsche Ritter orden diese Kniestellung ganz besonder» stark, indem er in einer halbkreisförmigen Biegung des Nogatstrome» an er höhter Stelle, geschützt durch vorgelagerte NtederungSsümps«, Wälder und Hügelketten, eine besonder» groß und stark an gelegte Burg gründet», die bezeichnenderweise nach der Schutz- heiligen des Ordens „Marienburg" genannt wurde. Im Schatten dieser Burg entstand die gleichgenannte Bürgerfied« lung, die vor genau 660 Jahren Stadtrecht erhielt. Nach militärischer Unterwerfung des Ordenslande» und beginnender großartiger friedlicher Entwicklung durch Heran ziehung von deutschen Bauern, Kaufleuten, Handwerkern Künstlern usw. verlegte der Orden im Jahre 130S unter dem Hochmeister Siegfried von Feuchtwangen den Hauptfitz de» Ordens von Venedig nach Marienburg. Jetzt war die goldene Zett des Ordens und der Hauptstadt Marienburg, besonder unter der langen Regierung Winrichs von Kniprvd« (18K1 bis 1382). Im 16. Jahrhundert führten innere Zerrüttung, wirtschaftliche Schwierigkeiten, feindliche Einkreisung, Ver sagen des deutschen Zusammengehörigkeitsgefühls den Zu sammenbruch des Ordensstaates unter dem gemeinschaftlichen Ansturm der durch astatische Völker verstärkten Polen und Litauer herbei. Wenn es auch dem großen Hochmeister Hein- ch v. Plauen nach der unglücklichen Schlacht von Tannenberg im Jahre 1410 gelang, die Marienburg zu retten und da» Unheil noch einmal abzuwehren, so trat doch in den Jahren 1466 bis 1460 der endgültige Zusammenbruch ein. Die nun- mehr folgende, mehr als 300jährige Polenherr'chaft übertraf noch die schlimmsten Erwartungen. Die in denkbar höchster Blüte stehende Stadt und das Land ringsum verfielen kulturell und wirtschaftlich, so daß die Stadt nur noch eine Stadtruine, das Land ein trostloses asiatischen Zuständen gleichkommendes Gebiet wurde, in dem es fast keine Aerzte und Schulen gab, und in dem stelleiweise nicht einmal mehr das Brot.bereitet und gekannt wurde. Dazu hatten auch di« rund ein Jahr hundert bis zum Frieden von Nystedt 1721 dauernden kriege, rischen Ereignisse in den Kämpfen zwischen Polen, Schweden und Russen beigetragen, in die Marienburg wegen seiner militärischen Bedeutung stets erheblich leidend verstrickt war. 1772 wurde Marienburg und das Ordensland durch die Tat Friedrichs des Großen wieder preußisch und deutsch. Zwar verliefen die.Jndustrialisterungsbestrebungen Friedrichs II (Webereien, Seidenraupenzucht usw.) schließlich im Sande, aber Ordnung wurde geschaffen und Wiederaufbauarbett ge leistet. Einen schweren Rückschlag brachten aber der Stadt die schweren Folgen des unglücklichen Krieges 1806/07 durch die napoleonischen Eingriffe. Der Stadt und ihrer Bürger schaft wurden über ihre Kräfte gehende Leistungen zugemutet, so die jahrelang dauernd«, durch Napoleon erzwungene Unter haltung des in dem gewaltigen Schloß untergebrachten Laza retts durch die kleine, kaum notdürftig erholt« Stadt, der hier durch allein eine Schuldenlast von 300 000 Talern erwuchs. Kein Wunder, daß die Stadt infolge der übermäßigen Anstrengungen nahezu dis 1900 wie in einem Ermattung-- zustand völlig stagnierte. Mitte des IS. Jahrhunderts ver sandete überdies der bis dahin schiffbar gewesene Nogalstrom, so daß die Schiffahrt völlig aufhörte und damit Marienburg die bisherige immerhin noch nennenswerte Bedeutung al» Getreidestapelplatz in der außerordentlich fruchtbaren landwirt schaftlichen Umgebung verlor. Die fast gleichzeitig der Stadt zuwachsenden VerkehrSvortetle der Führung der Ostbahn Ber lin—Königsberg über Marienburg und die sich hieran nach und nach von Marienburg heraus bildenden wichtigen neuen Eisenbahnlinien (Weichseluferbahn Marienburg—Graudenz— Thorn, die Bahn von Marienburg nach Dt. Eylau—Soldau, ferner die Strecke von Marienburg nach Allenstein—Lyck) so wie ein allmählich entstehendes Netz von Kleinbahnen und ein dichtes, hier zusammenlaufendes Kunststraßennetz wirkten zu- nächst sich praktisch noch wenig aus. Erst nach 1900 trat unter kommunaler Führung eine sichtliche Aufwärtsentwicklung ein. Die Einwohnerzahl verdoppelte sich bis zum Weltkriege. Dieser schien Marienburg sofort wieder in die Schrecknisse der Kriegsführung durch die drohende Belagerung der Rusten reißen zu wollen. Am 2S. August 1914 erschien in der Festung artier im mnenberg t vor dem seit Jahrhunderten Der unglückliche Ausgang de» Kriege« brachte dt« Stadt an den Rand de» wirtschaftlichen Zusammenbruchs, da die Stadt infolge de» Versailler Diktat» durch die neue Grenz-