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Donnerstag, äen S. August t92H Nr. 1S0 2t. Jahrgang Mngde^UPg eine verfahrene Geschichte der Volksvertreter in kritischer Stunde zu beugen verstand. ken sel. Nach seiner Ansicht komme nur Mord puf An- yndikate vorgeschlagen werden. > senhandels, die Zurückziehung präflöenl Coollöge und üke Mrüstungsfrage. Paul Smiths, 3. Aug. Hier wurde erklärt, Präsident Cooltdge wünsche, daß, alles Mögliche getan werde, um den Erfolg der Genfer Abrüstungskonferenz zu sichern. Amtliche Kreise versichern, daß! Coolidges Haltung zugunsten der Beschränkung der. Rüstungen ^un verändert sei. Der Präsident würde irgendeinen Schritt zur Herbeiführung einer anderen Abrüstungskonferenz, die den Erfolg der Genfer Konferenz beeinträchtigen könnte, für bedauerlich ansehen. suchung trotz des fortführen. Landgerichtsrat Külling geht auf Urlaub. Mentatsfeuche kn <pst-Gberschlesien. Breslau, 3. Aug. Das Kattvwitzer Organ Kor- fanthS, die „Polonta", veröffentlicht heute eine Stati stik über die Bombenattentate, die in den letzten drei Jahren in Ost-Obersch testen verübt worden sind. ' Sie kommt dabei auf die stattliche Zahl! von 42 Bomben anschlägen. Der größte Teil dieser Attentate war ge gen führende deutsche Persönlichkeiten oder gegen deut sche Unternehmungen gerichtet. Tte „Polonta"' weist nach, daß, fast alle Attentate nach demselben Muster be gangen wurden, und folgert daraus, daß! irgend eine Zentrale bestehen müsse, die derartige Verbrechen« in Szene setzt. Den polnischen Behörden macht das Blatt den berechtigten Borwurf, daß sie dieser Attentatsseuche bisher niemals die genügende Aufmerksamkeit! geschenkt haben. ausgeschlossen, daß sie sogar als Mittäterin oder Hel ferin an dem Morde in Frage kämmt. > Ihre jetzt durch die Berliner Beamten erfolgte Verhaftung ist schon viel zu lange hinausgeschoben worden und hätte vom Untersuchungsrichter schon vor Wochen veranlaßt werden müssen. Die Berliner Kriminalisten halten Schröder für den Mörder. Magdeburg, 3. Aug. Von den Berliner Kom- missaren Busdorf, Dr. Riemann und Braschwitz sind in der Mordsache Helling wettere. Ermittlungen lmj Auf trage der Landestriminalpolizeidirektion angestellt wor den, auf Grund deren die Berliner Kriminalpolizei einen gemeinen Raubmord, begangen von Schröder, als" er wiesen ansieht. Ein Telegramm deS vereidigten Schieß sachverständigen Dr. Metzger-Stuttgart erklärt, daß die Kugeln im Kopfe Hellings ohne jeden Zweifel auS> dem Revolver Schröders stammen. Man sieht es bei der Berliner Kriminalpolizei als sicher an, daß Schröder den Helling in sein HauS. lockte und dort ermordete, um ihm die 600 Mark Kaution zN rauben, die Hel ling auf Grund eines Inserates Schröders; mitgenom men hatte. > i Landgerichtsrat Kölling hält Direktor Haas für den Anstifter. dem Richter jedoch nicht Unrecht zu, tun — es ist der planmäßige Urlaub, auf den er Anspruch hatte. Neuer Protest. Magdeburg, 3. Aug. Landgerichtsrat Reschke hat in seiner Eigenschaft als stellvertretender Vorsitzen-! der des Bezirksverbandes Magdeburg deS preußischen Richtervcreins an den Reichstag und an die Reichsregie rung eine Eingabe gerichtet, in der er unter Hinweis auf Artikel 15, 102 ff. der Reichsverfassung den Reichs tag ersucht, zur Wahrung der Unabhängigkeit der Rich ter einzugretfen, weil einem Richter in Magdeburg bei der Führung einer Voruntersuchung von Verwaltungs behörden außerordentliche Schwierigkeiten bereitet wür den. Dadurch entstehe die Gefahr, daß die Klärung der Angelegenheit unmöglich gemacht wird. ' Vr. Külz auf Urlaub. Reichsmtnister des Innern Dr. Külz hat zu kurzem Erholungsurlaub Berlin verlassen. Der Minister wird am 9. August wieder in Berlin etntreffen; am 10. hält er bei der Verfassungsfeier.des Wahlkreisverban des der Deutschen Demokratischen Partei Berlin im Her renhaus die Festrede; auch am Verfassungstage wird Dr. Külz im Reichstag sprechen. Außer ihm wird auch Reickskanzler Dr. Marx zu einer kurzen Ansprache das Wort ergreifen. Dir englische vergbill angenommen. London, 4. August. Das Oberhaus nahm da- Gesetz bereisend Reorganisation der Kohlenbergbautndustrte an. Ver 11. Mugust im Nelchstag. Die Norm, in der die Reichsregierung ihre Ver- fassunaSfeicr holten wird, sicht nunmehr fest. Die Feier am 11. August, di- Pünktlich um 12 NNr iM Reichstag beginnt, wird etngeleitet durch den Chorgesang des Staats- und Dvmchores unter Leitung von Prof. Rüdel: „An die deutsche Nation", Volkslied um 1540. Daran schließt sich die Rede des Reichsinnenministers! Külz. Dann folgt wieder ein Chorgesang, „Bundeslted" von Mozart. Die Feier klingt aus in eine, Ansprache des Reichskanzlers Marx, der das Hoötz auf die deutsche Republik auSbringt. D«r gemeinschaftliche Gesang der ersten und dritten Strophe des Deutschlandliedes wird den Festakt beschließen. Der Reichspräsident begibt' sich darauf vor die Rampe des ReichStagSgebäudeS, wo er die Parade der Ehrenkompagnie ubnimmt. Während der Feier im Reichstag konzertiert eine^ ReichSwehrka- pelle auf dem Platz, der Republik. Belgiens S-nierungsmaLnakmen. Zwischen der allgemeinen Lage Frankreichs und Belgien bestehen viele Analogien, sowohl was die Finan^rise anbe- langr als auch in bezug auf die parlamentarischen Schwierig, leiten, welche sich der Lösung der schwebenden Probleme ent» gegenzustenuneu scheinen. Belgien ist aber zweifellos in die!« Beziehung auf dem Wege der inneren Sanierung schon weiter voran als Frankreich. Nachdem die Kammer den Gesetzentwurf votiert hat, wel cher dem Könige in gewissem Grade Vollmachten erteilt, hat sie fernerhin den belgisch-holländischen Vertrag ratifiziert und die Uebertragung der Ausbeutung des Eisenbahnnetzes an eine nationale Gesellschaft beschlossen. Wenn man an die Widerstände denkt, auf di« diese Projekte vorher tu einem mit allen Rücksichten rechnenden Parlament gestoßen sind, so verfehlt die plötzliche Eintracht und der plötz lich entfaltete Geist entschlossener Handlung nicht einen ge wissen großen Eindruck zu hinterlassen. Noch vor sechs Mona ten hat ein bekannter Universitätsprofessor den Verzicht des Parlaments auf seine Rechte als eine Unmöglichkeit dargestellt und nun ist mit der Einwilligung dieses Parlaments die Boll machtenübertragung zur Tatsache geworden. Man geht soweit, den vollzogenen Akt als eine regelrechte Revolution hinzustellen. Allerdings, wenn die Opposition auch verstimmt ist, so darf man doch nicht schließen, daß die Er- mächttgungsgüsetze und die Uebertragung der Bahnen von allen Parteien mit der gleichen Begeisterung bewilligt worden sind. Dies spricht aber nur mehr für die Disziplin, der sich ein Teil . . , der Volksvertreter in kritischer Stunde zu beugen verstand. Untersuchungsrichter Kölling erklärt, daß sich Vas j Das Bewußtsein der Gefahr und die Ueberzeugung, daß nur Netz seiner Untersuchungen immer enger um! Direktor Maßnahmen die Wohlfahrt des Landes wiederher- Haas zusammenziehe. Er sei ims Besitz so schweren, zum«! stellen könnten, bat alle Kräfte geeinigt. Teil neuen belastenden Materials, daß an eine Haftend- Die an die Beschlüsse geknüpften Kommentare geben ein lassung entgegen der Ansicht Berlins gar nicht zu den-! dt^ Di« ken sei. Nach seiner Ansicht komme nur Mord yuf An- °?s «all s°ln- unter. LZndL Ergebnisses der Berliner Ermittlungen spekulation und daß dadurch das Budgetgleichgewicht aufrecht > 1 erhalten bleibe,und eine Panik verhütet werde. Mit mehr Muer Tageblatt Mnzeiger für -as Erzgebirge MW — o«««ch« «at«. n«. Mu. n.. —V»-. - .^r 8 Skeptizismus betrachten die liberalen Organe den Erfolg der - ° r , votierten Gesetze, die nach ihrer Meinung infolge einiger dem Er stellt nur noch das Material für die demnächst Etatismus huldigenden Regicrungsmitglieder zur Berschwen- zusammentretcnde Bcschwerdekammer zusammen. Um düng führen könnten. Bon der Regierung wird in der Folge die Wiederherstel lung des allgemeinen Vertrauens, das zum Erfolge notwendig ist, abhängen. Die erste königliche Verordnung für die öffent liche Wohlfahrt hat in dieser Hinsicht die beste Wirkung erzielt. Sie umfaßt Maßnahmen gegen Aeußerungen, welche den Kre- dit des Staates schädigen können, regelt die Ein- und Ausfuhr des Brotgetreides, und enthält Bestimmungen über die Her stellung und den Verkauf des Mehles und anderer Nahrungs mittel. Das neue Brotregime ersetzt die freiwilligen Einschrän kungen durch gesetzliche Rationierung. Bereits fließen freiwillige Gaben der Handels- und In dustriewelt und von privater Seite in die Amortisationskasse, die seit 1. Juli in Kraft getreten ist und deren Betrieb durch ein Gesetz vom 17. Juni geregelt wurde. Am 1. Juli erhielt die Amortisationskasse die Uebertragung der Spenden vom Konto der öffentlichen Schuld gutgeschrieben, in Verfolg der Anleihekontraktgesetze. So konnte man bereits mit den der Kasse zugeflossenen Summe, durch Börsenankäufe etwa zwölf Millionen Schulden konsolidieren. Unabhängig von den freiwilligen Beiträgen bestimmt daS Gesetz, dem Amortisationsfonds bis zu 126 Millionen Francs pro Monat zuzusühren aus dem Erlös der neu votierten Steuern und Taxen. Außerdem wurde durch das Schatzamt eine erste Zahlung von 75 Millionen an die belgische National bank für Rechnung des Amortisationsfonds getätigt. Die Bank hatte aber dem Staate einen neuen Vorschuß von 100 Millio nen gemacht. Dank dieser Einzahlung wurde die Erhöhung der ohne Deckung ausgegebenen Noten auf 2b Millionen redu ziert. Diese 75 Millionen in Noten wurden zerstört. Das Publikum haste diese Deflationsmaßnahme, welche den Frankensturz aufhielt, mit Freuden begrüßt. Der Amortisationsfonds wird gleichfalls die Aktien der neuen Nationalen belgischen Eisenbahngosellschaft plazieren. Die Ausgabe derselben wird jedoch nicht vor zwei bis drei Wochen vorgenommen werden können. Das Gesetz muß näm lich angenommen, gegengezeichnet und veröffentlicht, die Ge- sellschaft vor einem Notar gegründet, die Kandidaten für die Verwaltungsposten durch d e Oberste Handels-, Arbeit», und Ackerbauräte und die Alterssyndikate vorgeschlagen werden. Unterdessen wird der Ministerrat andere Projekte prüfen betreffs der Kontrolle des Dev senhandels, die Zurückziehung der Erlaubnis für die Nachtlokale, die Einführung einer Frem- dentaxe. Diese letzte Frage interessiert das Publikum lebhaft, weil cs am eigenen Leibe die Folgen der Invasion des Landes durch die Fremden verspürt. Man hat eine Wohnungslaxe, eine Pauschalsteuer beim Passieren der Zollgrenze und die Er höhung der Verkaufspreise in den Kaufhäusern vorgeschlagen. Die Wohnungstaxe existiert jedoch schon in einzelnen Orten, rMrend die Erhebung einer Steuer durch den Zoll die Ver- stärkung des GrenzpersonalS erfordern würde. Was die Ein- kaufstaxe betrifft, so würde sie gleichfalls eine sehr teure Kon- trolle erforderlich machen. Man hat den äußerst einfachen Vorschlag gemacht, die Preise für jeden Käufer, der nicht im Besitze einer belgischen Identitätskarte ist, zu verfünffachen; diese Maßnahme kann jedoch nicht auf all« Waren ohne Unter- Magdeburg, 3. Aug. Die staatlichen Behvr- > den hüllen sich in Schweigen. DaS Gericht schweigt ebenfalls. Die Ueberraschungen hören deswegen nicht auf, im Gegenteil, jede Stunde bringt neues, erstaun liches Material. Anscheinend liegen die Dinge ^etzt so, daß neben der Untersuchung durch den Untersuchungs- richter die Oberstaatsanwaltschaft selbständig ein Er mittlungsverfahren eingeleitet hat, zu dessen Tiurchfüh- M rung sie sich der vom Untersuchungsrichter nicht beschäf- U tigten Berliner Kommissare bedient. Man nimmt an, daß das Ermittlungsverfahren U der Oberstaatsanwaltschaft auf ein Eingreifen des Preu- H ßischen Justizministers zurückzuführen ist. Tenn noch vor wenigen Stunden lag ein Bescheide der Staatsan-s Waltschaft vor, daß ihr durch ein Veto des Untersu- chungsrichters eine Anweisung der Kriminalbeamten unterbunden fei. Das plötzlich gegenteilige Verhalten der Staatsanwaltschaft läßt sich nur mit einem Ein greifen des Justizministeriums erklären. Dazu lag auch eine rechtliche Möglichkeit vor., Eine Voruntersu chung gegen Schröder wegen Mordverdachtes schwebte noch nicht. Schröder saß nur wegen Scheckbetrugs, Ur kundenfälschung und Unterschlagung. Auf eine entspre- ! chende Anzeige an die Staatsanwaltschaft, die inzwi- s sch en ergangen ist, war nunmehr der Oberstaatsanwalt ? in der Lage und sogar gezwungen, dis Ermittlungen 1 gegen Schröder von sich aus auf neuer Basis vorzu- ' nehmen. So gibt es nunmehr zwei Verfahren, dis Vor untersuchung des Gerichts gegen Haas und das Ermitt lungsverfahren der Staatsanwaltschaft wegen Mordver dachts gegen Schröder. Die Braut Schräde-s verhaftet'. Köln, 3. Aug. 'In der Magdeburger Mordsache ist die nach Köln führende Spur durch Berliner Kri minalkommissare erneut ausgenommen worden. Heute morgen trafen, von Magdeburg kommend, Kriminal oberinspektor Dr. Riemann und Kriminalkommissar Braschwitz in Köln ein, um die Braut Schröders, Hilde Sötze, festzunehmen. Es handelt sich! um eine Haus angestellte, die mit Schröder bis! zu dessen Verhaftung in Beziehungen gestanden hat. Sie wird beschuldigt, von der Ermordung des Helling Kenntnis gehabt zu haben. Die Uebersührung der Verhafteten nach Magdeburg wird noch heute erfolgen. Es ist zu erwarten, daß die Geliebte! Schröders, die schon einmal verhaftet werden sollte, jetzt ange- sichts des ihren Freund schwer, belastenden Materials - Aussagen machen wird, die dis ganze Mordafsäre klar j legen. Hildegard Götze muß nicht nur" um das Verbre chen, sondern auch um das sonstig^ Tun und Treiben Schröders gewußt haben, und sie muß, so wird mit Be stimmtheit angenommen, von Schröders Verhalten Hel ling gegenüber unterrichtet gewesen sein, ja es ist nicht